Ausländer in Deutschland 3/2000, 16.Jg., 30. September 2000

BÜCHER / FILME / PRODUKTE / 
NÜTZLICHE LINKS

Studien und Sachbücher

Belletristik

Broschüren / Zeitschriften

Projekte und Initiativen

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Studien und Sachbücher

Wie Kinder mehrsprachig aufwachsen

Wissenschaftliche Abhandlungen über die Mehrsprachigkeit gibt es einige, aber binationale Familien, Migranten und alle, deren kleine Kinder nicht nur Deutsch sprechen sollen, haben lange auf ein praktisches Handbuch gewartet. Im Brandes&Apsel-Verlag ist nun unter dem Titel "Wie Kinder mehrsprachig aufwachsen" ein Ratgeber zur mehrsprachigen Erziehung erschienen (ISBN 3-86099-194-9). Elke Burkhardt Montanari hat die Erfahrungen vieler Familien verarbeitet. Fragen, Tipps und Vorschläge haben die Verbände der binationalen Familien und Partnerschaften, der mehrsprachigen Familien sowie der Deutschen im Ausland beigesteuert. Herausgekommen ist ein gut lesbares und informatives Buch, das besonders für Eltern von Vorschulkindern geeignet ist. Mit Hilfe eines Fragebogens können Eltern testen, wie sie am besten ihren Kindern zwei und mehr Sprachen beibringen. Die verbreitete Regel lautet: Jedes Elternteil spricht mit dem Kind nur seine eigene Muttersprache und zieht das konsequent durch. Sie greift jedoch nicht in jedem Fall. Ein Vater, der seine Kinder wochentags nur kurz vor dem Einschlafen sieht und ihnen eine Gutenachtgeschichte auf Persisch erzählt, wird bald frustriert aufgeben. Die Kinder antworten nur auf Deutsch oder weigern sich gar, Persisch überhaupt zu verstehen. Was tun? Die Autorin hat viele interessante Vorschläge: Einige entscheiden sich für eine Sprache für zu Hause - z.B. Türkisch, und Deutsch wird draußen gesprochen. Oder die ganze Familie hat eine Sprache für die Werktage, die zweite fürs Wochenende. Man kann sich auch in einer Zimmerecke eine Sprachinsel mit Büchern, Videos und Musikkassetten einrichten. Montanari verschweigt zwar nicht, dass mehrsprachige Erziehung mehr Ausdauer und Zuwendung verlangt. Die Autorin macht aber Mut zum Experimentieren. Oft verzweifeln ausländische Eltern, weil das Kind nur ein paar Wörter aus ihrer Sprache kann und, einmal im Kindergarten oder in der Schule angekommen, auch das Wenige vergisst. Man soll die Erwartungen nicht zu hoch stecken und stolz auf kleine Erfolge sein. Die wenigsten Menschen beherrschen zwei und mehr Sprachen gleich perfekt, warnt die Wissenschaftlerin. Es gibt immer eine schwache und eine starke Sprache: Die Sprache der Umgebung hat meist die Nase vorn. Auf gutes Deutsch legt die Autorin viel Wert - es ist schließlich wichtig für den Schulerfolg. Montanari empfiehlt, Kontakt mit deutschsprachigen Kindern zu suchen. Aber der gutgemeinte Rat von Lehrern und Erzieherinnen "Sprechen Sie Deutsch mit dem Kind!" ist falsch, schreibt sie. So wird man ihm nur die eigenen Fehler beibringen. Der Ratgeber hilft den Eltern, in Schule und Kindergarten selbstbewusst aufzutreten und Unterstützung für die mehrsprachige Erziehung zu fordern. (mjd)

[ Seitenanfang ]

Ausländer in Leipzig

Im Juli 2000 hat das Referat Ausländerbeauftragter der Stadt Leipzig erstmals einen Bericht "Ausländer in der Stadt Leipzig 2000" herausgegeben. Auf 60 Seiten bietet der farbig gestaltete Text eine Fülle von Daten und Fakten über die Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten in der Messestadt. Es handelt sich um eine der ersten, wenn nicht die erste entsprechende Veröffentlichung im Osten Deutschlands. Der sehr informative Bericht ist für 30 DM (plus Versandkosten) erhältlich bei der Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen, 04092 Leipzig. (esf)

[ Seitenanfang ]

Altenpflege: Arbeitshilfe für Ausbildung und Praxis

Die Lebenswelt alter Migrantinnen und Migranten verschiedener Herkunftskulturen, kultursensible Pflege, interkulturelle Öffnung und Praxis- das sind Themen der neuen Veröffentlichung "Angeworben - Hiergeblieben - Altgeworden". Sie richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer im Altenpflegebereich und vermittelt neben Hintergrundwissen auch wertvolle Anregungen für die Praxis. Die Feststellung, dass Migrantinnen und Migranten kaum mit dem System der Regelversorgung vertraut sind, wurde bislang noch nicht ausreichend in entsprechende Ansätze einer kultursensiblen Herangehensweise umgesetzt. Auch Vernetzungen mit Vereinen und Selbsthilfeeinrichtungen finden noch zu wenig statt. Die Arbeitshilfe bietet hierzu Ansatzpunkte und fordert nicht zuletzt eine Diskussion über verbreitete Negativ-Bilder heraus: "Ethnische Kolonien werden pauschal als rückständig betrachtet, als einer Integration hinderlich. Ich glaube, dass dieser Gegensatz grundsätzlich falsch ist: Kolonien sind nötig, sie sind unterschätzt und sie sparen uns letztendlich immense Summen Geldes." Eine Fortbildung am 17. und 18. Oktober 2000 bietet Gelegenheit, die Anwendung der Arbeitshilfe praktisch zu erproben (Näheres dazu in AiD-online: Termine). Die Publikation kann für 20 DM plus Versandkosten beim Herausgeber bestellt werden. (mlg)

Bezug: afw - NOW-Projekt, Arbeitszentrum Fort- und Weiterbildung, Stiftstraße 14, 64287 Darmstadt, Fax: (0 61 51) 40 95 - 303

[ Seitenanfang ]

Buddhistische Vietnamesen und hinduistische Tamilen

Lange Zeit nicht wahrgenommen, zeigen die durch Flucht und Vertreibung oder Werkverträge mit der damaligen DDR nach Deutschland gekommenen Migranten aus Sri Lanka und Vietnam ihre Religion zunehmend auch in der Öffentlichkeit. Es ist nicht nur Statistik: Die Zahl steigt, öffentliche Prozessionen finden statt, fremde Religionen werden in Hamm oder Sulzbach sichtbar. Beim diagonal-Verlag in Marburg ist nun eine sehr empfehlenswerte 240-seitige Studie "Migration Religion Integration" des Religionswissenschaftlers Dr.Martin Baumann erschienen (ISBN 3-927165-67-0). Es handelt sich um die umfassendste aktuelle Darstellung von Zuwanderungsgeschichte, Lebenssituation und Religiosität buddhistischer Vietnamesen und hinduistischer Tamilen in Deutschland. Die Analyse zeigt, daß das bewußte Leben der eigenen Religiösität in der Fremde kein Merkmal der Abgrenzung ist, sondern oftmals erste Schritte darstellt, in der neuen Heimat einen eigenständigen Platz zu finden und so die Integration in die christlich geprägte Umgebung zu ermöglichen. (esf)

[ Seitenanfang ]

Islamische Organisationen in Deutschland

Der Islam ist durch die Zuwanderung der letzten Jahrzehnte neben den beiden christlichen Konfessionen zur drittgrößten Religion in Deutschland geworden. Es haben sich eine Vielzahl unterschiedlicher Vereine und Organisationen der Muslime in Deutschland gegründet, die sich wiederum zu mehreren Dachorganisationen zusammengeschlossen haben. Nach wie vor ist die Frage offen, wer legitimiert ist, für die Muslime in ihrer Gesamtheit zu sprechen. Bei einigen Organisationen bestehen neben der Durchsetzung religiöser Interessen auch politische Ambitionen und Absichten, die für die deutsche Öffentlichkeit schwer zu überblicken sind. Daher ist es sehr zu begrüssen, dass die Friedrich-Ebert-Stiftung nun im Juli 2000 eine Expertise von Thomas Lemmen "Islamische Organisationen in Deutschland" (ISBN 3-86077-880-3) herausgegeben hat. Auf 87 Seiten gibt die Publikation einen Überblick über Entstehungsgeschichte, Organisationsform und religiöse und politische Orientierungen dieser Vereine und Organisationen. (esf)

Bezug: Friedrich-Ebert-Stiftung, Abteilung Arbeit und Sozialpolitik, 53170 Bonn

[ Seitenanfang ]

Migranten - eine Einführung

So einfach wie der Titel "Migranten" klingt, so liest sich auch das dieses Jahr erschienene Buch von Mark Terkessidis (Rotbuch Verlag, 14,90 DM). Kurze und aufschlußreiche Kapitel erörtern sowohl die Migration als Ganzes als auch den bundesrepublikanischen Umgang mit ihr. Der Leser erfährt ohne Emotionen, die dieses Thema stets auslöst, warum zum Beispiel das Thema Migration nach wie vor in Deutschland negativ behandelt und überwiegend auf die Türken reduziert wird, warum ausländische Jugendliche der zweiten oder dritten Generation sich noch immer mit ihrer Identität auseinandersetzen müssen und welche Faktoren dazu geführt haben: Willkommene Gastarbeiter wurden zu unerwünschten Ausländern. Die gut recherchierten Überblicke, die am Seitenrand mit Zitaten, Bildern und Zeichnungen ergänzt wurden, sind geeignet, Leser für eine Thematik zu öffnen, die vielfach auf den Begriff des "Ausländers" reduziert wird. Das Buch zeigt auf, wie Wirtschaft, Recht und Kultur in ihrem Zusammenwirken das Produkt "Fremder" erzeugt haben und institutionell nicht genug getan wird, um eine Integration zu erreichen, während diese gleichzeitig vorausgesetzt wird. Eine lesenswerte Einführung, die sowohl Deutsche als auch Migranten ohne Stammtischparolen besser streiten und leben lässt. (sk)

[ Seitenanfang ]

Europa in Bewegung

Klaus J. Bade, Professor und Vorstand des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) an der Universität Osnabrück, hat ein neues großes Werk zur Geschichte der europäischen Migration publiziert. Das beim Verlag C.H.Beck erschienene Buch "Europa in Bewegung" beschreibt Migrationen vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Bade zeigt Vielfalt, Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Wanderungsgeschehens in, aus und nach Europa. Er blickt gewissermaßen nach "unten", in den Alltag des Migrationsgeschehens, auf die soziale Ebene der Begegnung von Einheimischen und Fremden. Und er blickt nach "oben", auf die politische Ebene der Versuche der Beeinflussung dieser Wanderungen. Behandelt werden die vielen Formen der Wanderungsbewegungen - von frühen Arbeitswanderungen und Wanderhandel im Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft über Unternehmerreisen und Ausbildungswanderungen, den kolonialen Siedlungswanderungen und dem europäischen Massenexodus in die Neue Welt des 19. und 20. Jahrhunderts, bis hin zu den Massenzwangswanderungen der beiden Weltkriege und der Zeit danach, die Wanderungen der "Gastarbeiter", Minderheitenwanderungen, neue Vertreibungen und Flüchtlingsbewegungen gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Zuletzt setzt sich Bade mit dem neuen Feindbild der "illegalen Einwanderung" und dem organisierten Menschenschmuggel zwischen Migrationshlfe und organisiertem Verbrechen als Kehrseite der Abschottung der "Festung Europa" gegen unerwünschte Zuwanderungen von außen auseinander. Das 510 Seiten starke Buch kostet 58,90 DM. (esf)

[ Seitenanfang ]

Ethnizität und Migration

Wir leben in einer Einwanderungsgesellschaft. Dennoch ist der gesellschaftliche Diskurs unter der Rubrik "Ausländerpolitik" bestenfalls geprägt von überkommenen Mustern wie Assimilation - statt Selbstbestimmung - oder Toleranz - statt Gleichberechtigung. Einen Weg aus dieser Sackgasse versucht der Diplom-Politologe Kien Nghi Ha mit seiner Publikation "Ethnizität und Migration" zu finden, in dem er unter veränderten Vorzeichen einen neuen Einstieg in die aktuelle Multikulturalismus-Debatte wagt. "Aus der Perspektive marginalisierter Subjekte wird in einer historischen Rekonstruktion versucht, Ethnizität als kulturelle Identität(en) für eine Wahrnehmung zu öffnen, die sowohl die Erzählungen kollektiver Erfahrungen als auch die Anerkennung der Differenz ermöglicht," heisst es in einer Verlagsbeschreibung. Anhand einer kritischen Diskussion postmoderner Thesen der Globalisierung und Dezentrierung wird die Aufwertung von Differenz, Ambivalenz und Wandel aufgezeigt. Diese Kategorien nehmen im postkolonialen Diskurs der anglo-amerikanischen "Cultural Studies" bei der Erörterung von Kultur und Identität eine tragende Rolle ein. Anstatt Kultur und Identität wie üblich als gegeben, einheitlich und statisch aufzufassen, wird hier über ihre Entgrenzung und Entortung nachgedacht. Ohne sich auf die Sicherheit essentialistischer Garantien zu berufen und mit einer Vorstellung von Ethnizität im Gepäck, die differente Stimmen zuläßt, versucht die postkoloniale Kritik eine Politik zu denken, in der die Marginalität aufgewertet und die hybride Kultur der "Borderlands" postuliert wird. Es ist eine Politik der Subversion, die auch in den kulturellen Repräsentationen von MigrantInnen/Neudeutschen und ihrer Alltagskultur längst praktiziert wird. Die 212-seitige Publikation ist erschienen beim Verlag Westfälisches Dampfboot in der Reihe EINSTIEGE, Grundbegriffe der Sozialphilosophie und Gesellschaftstheorie, Band 9, Münster 1999 (ISBN 3-89691-691-2) und kostet 29,80 DM. 
Kontakt: Nghi5@hotmail.com . (esf)

[ Seitenanfang ]

Lebensverhältnisse von Flüchtlingen

Seit Ende der 80er Jahre ist eine deutliche Zweiteilung des Anteils nicht-deutscher Einwanderer in Deutschland zu verzeichnen. Neben die "Arbeitsimmigrant(inn)en" aus den Anwerbeländern ist eine grosse Gruppe von vorrangig "Fluchtimmigrant(inn)en" getreten. Sie suchen aufgrund gravierender Menschenrechtsverletzungen oder von Bürgerkriegen in ihren Herkunftsländern in Deutschland Asyl oder eine anderweitige Aufnahme. Dieser Zweiteilung entspricht eine zweigeteilte öffentliche Diskussion: Die einen gelten als langjährig und legitim Anwesende. Sie werden insoweit gesellschaftlich "anerkannt". Den anderen wird diese Anerkennung dagegen zumeist verweigert - sozial wie aufenthaltsrechtlich. Peter Kühne und Harald Rüßler untersuchen in einer kürzlich beim Campus-Verlag erschienenen 654-seitigen Publikation "Lebensverhältisse von Flüchtlingen" (ISBN 3-593-36485-9) die Situation derjenigen Flüchtlinge, die sich bereits seit Jahren in Deutschland aufhalten und -soweit nicht "anerkannt" - unter Bedingungen zum Teil extremer sozialräumlicher Isolierung und rechtlich-administrativer Ausgrenzung leben. Die Autoren der 98 DM teuren Publikation widmen Fragen der Arbeitsmarktintegration ihre besondere Aufmerksamkeit. Ausgehend von aktuellen asyl- und arbeitsmarktpolitischen Diskursen plädieren sie für eine Politik nachholender Anerkennung und sozialer Integration. (esf)

[ Seitenanfang ]

Migration in Lateinamerika

Die Geschichte Lateinamerikas ist seit Ankunft der ersten europäischen Abenteurer und Kolonialfunktionäre - gewissermaßen saisonale Migranten oder Auswanderer auf Zeit - eine Geschichte der Migrationen. Durch Kolonialisierung oder Sklavenhandel erzwungene Bevölkerungsverschiebungen, die Einwanderungswellen aus der Alten Welt oder die Phänomene von Landflucht und Verstädterung gehören dazu, aber auch die politisches Exil Suchenden, die durch militärische Gewalt im eigenen Land vertriebenen Flüchtlinge oder jene, die im Ausland, vor allem in den USA, Arbeit und Wohlstand erhoffen. Traditionelle Sichtweisen oder modische Erläuterungen von Globalisierung, Weltarbeitsmarkt und transnationaler Kommunkation greifen zu kurz, um die verschiedenen Ebenen der Migrationsetscheidungen und -verläufe zu erklären. Nicht Entwurzelung und Assmiliation sind die analytischen Brennpunkte. Für Migranten und Zurückbleibende ordnet sich das Universum in der Form einer auf viele Orte verteilten Gemeinschaft; auch die individuelle Biographie ist plurilokal, neue transnationale soziale Räume haben sich entwickelt. Ein kürzlich beim Horlemann-Verlag erschienenes kritisches Jahrbuch "Lateinamerika - Analysen und Berichte" (ISBN 3-89502-104-0) versucht, die Position Lateinamerikas in den heutigen weltweiten Wanderungsbewegungen zu bestimmen. Ergänzt werden die Analysen durch Länderberichte zu Brasilien, Chile, Guayana, Honduras, Panama und Venezuela. Der 224-seitige Band kostet DM 29,80. (esf)

[ Seitenanfang ]

Literatur aus dem "Bitterland"

Am Anfang hieß sie "Gastarbeiterliteratur", heute korrekt - und kompliziert - "deutschsprachige Literatur von Autorinnen und Autoren türkischer Herkunft". Im Zusammenhang mit dem Seminar "Özdamar und Cirak, Zaimoglu und Pazarkaya" der Thomas-Morus-Akademie in Bensberg am 28. und 29. Mai 1999 hat die Islamwissenschaftlerin Dr. Renate Dieterich aus Sankt Augustin diese Literatur in einer unter die Lupe genommen. Die Expertise wird in Kürze als "Bensberger Studie" bei der Thomas-Morus-Akademie erhältlich sein. Die Untersuchung unterscheidet drei Abschnitte in der literarischen Produktion der Migranten: In der ersten Phase der 70er und frühen 80er Jahre beschäftigen sich die literarischen Texte demnach vornehmlich mit den Problemen der Migration. Hierbei geht es vor allem um Fremdheitserfahrung, Ausgrenzung und Sehnsucht nach der verlassenen Heimat. In einer zweiten Phase ab Mitte der 80er Jahre, beginnt man, so Dieterich, auch die positiven Impulse des Lebens mit den zwei Welten herauszustreichen und als Chance zu sehen. Am Ende der 90er Jahre habe sich ganz klar eine türkisch-deutsche Literatur auf höchstem Niveau etablieren können, die die klassischen "Gastarbeiterthemen" weit hinter sich gelassen hat. Die Erfahrungen eines Lebens als Fremde(r) unter Deutschen spiele zwar noch immer eine Rolle, stehe aber bei weitem nicht mehr im Mittelpunkt dieser Literatur. Die meisten dieser Autoren lehnten eine Zuordnung zu einer Art literarischem "Ausländerghetto" entschieden ab. Das "Bitterland" Deutschland, wie Yüksel Pazarkaya diesen literarischen Standort nennt, sei längst von einer differenzierteren Betrachtung der Wahlheimat abgelöst worden. (esf)

Bezug: Thomas-Morus-Akademie
Overather Straße 51-53
51429 Bergisch Gladbach
Tel.: 02204/4084-72, Fax: -20
e-mail: akademie@tma-bensberg.de 
Internet: www.tma-bensberg.de 

[ Seitenanfang ]

Kinder im Krieg

Kinder sind die wehrlosesten Opfer von Kriegen, und sie leiden am schwersten und am längsten unter den Folgen der Gewalt. Der Psychologe Ilhan Kizilhan hat für die Universität Konstanz eine umfassende empirische Untersuchung von Kindern in den kurdischen Gebieten der Türkei durchgeführt, die von medico international und der Stiftung Umverteilen unterstützt wurde. Er vergleicht seine Ergebnisse mit den Erfahrungen aus anderen Krisengebieten der Welt, unter anderem in England während des Zweiten Weltkrieges, in Irland und Palästina. Untersucht werden dabei unter anderem physische Beeinträchtigungen, emotionales Befinden und soziales Verhalten der Kinder in Kriegsgebieten und in Gebieten mit einer latenten Bedrohung. Im Juli 2000 ist beim Horlemann-Verlag sein 304-seitiges Buch "Zwischen Angst und Aggression. Kinder im Krieg" erschienen (ISBN 3-89502-118-0). Ilhan Kizilhan wurde im kurdischen Teil der Türkei geboren und kam 1973 nach Deutschland. Er studierte hier und in den USA Psychologie, Rechtswissenschaften, Soziologie und Orientalistik. Heute arbeitet er als Sozialwissenschaftler im Bereich Migrations-, Konflikt- und Friedensforschung. Er verfaßte mehrere Sachbücher über Kurdistan, z.B. über die Geschichte der Yeziden, und u.a. den Roman "Stumme Gedanken", erschienen 1998 beim Internationalen Kulturwerk in Hildesheim. (esf)

[ Seitenanfang ]

Spanien: "Alles unter der Sonne"

Rund 10 Millionen deutsche Feriengäste besuchen Jahr für Jahr das spanische Festland oder die Inseln und finden dort "Alles unter der Sonne". Spanien erlebt eine beispiellose Karriere im internationalen Pauschaltourismus, doch das Land und seine Bewohner kommen darüber nicht selten zu kurz. In seiner Publikation "Alles unter der Sonne. Irrtümer und Wahrheiten über Spanien" untersucht Raimund Allebrand einschlägige Halbwahrheiten, Irrtümer und Gemeinplätze in der Wahrnehmung des iberischen Charakters und fragt nach der Reichweite spanischer Identität. Der Autor analysiert nicht ohne Humor kulturelle Symbole wie Flamenco oder Stierkampf, die längst zu touristischen Markenzeichen wurden, und skizziert die heutige Dimension von Bevölkerung und Gesellschaft. Unter historischem Aspekt zeigt sich Spanien hier als jahrhundertelang umkämpftes Grenzland im Südwesten Europas, die iberische Geschichte als Gratwanderung zwischen Orient und Okzident. Zahlreiche Abbildungen und Grafiken, eine Zeittafel und Hinweise auf weiterführende Literatur ergänzen die Darstellung. Ein abschließender Beitrag aus der Feder des Spanien-Historikers Walther L. Bernecker erweitert dieses Panorama einer kulturhistorischen Landeskunde. Das 160 seitige Buch enthält zahlreiche Schwarzweiß-Fotos, erscheint im September 2000 im Horlemann-Verlag und kostet circa 20 DM (ISBN 3-89502-121-0).

[ Seitenanfang ]

Vereinskulturen und Bildungsbiographien spanischer Migranten

Beim Verlag Leske + Budrich ist 1999 eine Studie "Riskante Übergänge in der Moderne - Vereinskulturen, Bildungsbiographien, Migranten" von Wolfgang Seitter erschienen (ISBN 3-8100-2487-2). Sowohl in den biographischen Entwürfen von Migranten als auch in ihren vereinskulturellen Gesellungsformen können Prozesse der Risikobearbeitung, Übergangsbewältigung, Biographisierung oder Pädagogisierung rekonstruiert werden, wie sie für Institutionen und Biographien einer modernisierten Moderne typisch sind. Am Beispiel spanischer Migranten unternimmt Seitter den Versuch "eine institutionengebundene Vereinsperspektive mit einer subjektbezogenen Biographieperspektive zu verschränken". Er verbindet damit zwei üblicherweise getrennt behandelte Forschungsansätze miteinander. Methodisch bedient er sich des Instrumentariums der teilnehmenden Beobachtung und der biographischen Analyse. Seitter analysiert in Fallstudien z.B. das Bemühen um Solidarität im Verein, um weibliche Emanzipation und den Umgang mit der Kollektivgeschichte der Migranten. Die Studie umfasst 434 Seiten und kostet 74 DM. Der Autor ist wissenschaftlicher Assistent am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main. (esf)

[ Seitenanfang ]

Integration und Partizipation

Wie steht es um die Integration und Partizipationschancen von Migranten in Deutschland? Mit dieser Fragestellung setzt sich eine 1999 erschienene 200-seitige Dokumentation "Mehr Demokratie wagen... Partizipationsmoeglichkeiten ausländischer Mitbuerger" auseinander. Welche Erfahrungen macht zum Beispiel der (ursprünglich als "Gastarbeiter" eingewanderte) Bielefelder Bürgermeister Mehmet Kilcigedic bei der Partizipation am politischen Leben? Wie schätzt ein Unternehmer wie der Offenbacher Fabrikant Wolfgang Kappus die Teilhabe von Migrantinnen und Migranten am Arbeitsprozeß ein? Welche Möglichkeiten der Integration bietet die Schule? Wie sind Migranten im Medienbetrieb vertreten? Wo liegen Defizite und wohin sollte sich die Demokratie entwickeln, um die Chance einer Teilhabe aller Buergerinnen und Bürger am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen? Herausgegeben wurde die Dokumentation von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) und dem Büro für Einwanderer, Flüchtlinge und ausländische Arbeitnehmer (BEF)im Hessischen Ministerium fuer Umwelt, Energie, Jugend, Familie und Gesundheit. Die Dokumentation liefert zahlreiche Argumentationslinien zur Debatte um die Weiterentwicklung der "multikulturellen Gesellschaft Deutschland" und vermittelt Erfahrungen anderer Länder. Zu einem Preis von 18 DM kann die Publikation bestellt werden bei der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung,z.Hd. Janine Bournonville, Leimenrode 29, 60322 Frankfurt/Main. (esf)

[ Seitenanfang ]

Deutsche Auswanderer im 19. Jahrhundert

Das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück hat im Juni 2000 Heft 14 der IMIS-Beiträge veröffentlicht. Das Themenheft befasst sich mit "Europa als Wanderungsziel. Ansiedlung und Integration von Deutschen im 19. Jahrhundert". Die von IMIS-Geschäftsführer Peter Marschalck herausgegebene 131-seitige Publikation enthält Beiträge zur Geschichte der deutschen Einwanderung in europäische Städte der Neuzeit. Trude Maurer beschreibt "Between German and Russian Cultures: Germans in the Cities of the Tsarist Empire", Panikos Panayi schreibt über "The Settlement of Germans in Britain during the Nineteenth Century", Marlou Schrover beschreibt in "German Communities in Nineteenth Century Utrecht" die Faktoren, die den Siedlungsprozess beeinflussten, Greta Devos und Hilde Greefs analysieren "The German Presence in Antwerp in the Nineteenth Century" und schließlich erläutert Gesa Snell die Geschichte der "Deutschen Immigranten in Kopenhagen im 19. Jahrhundert". (esf)

Bezug: Universität Osnabrück, IMIS, Neuer Graben 19/21, 49069 Osnabrück, Tel.: 0541/969-4384, Fax: -4380, e-mail: imis@uni-osnabrueck.de , Internet: www.imis.uni-osnabrueck.de 

[ Seitenanfang ]

Migration und Familie

Migration verändert Familien. Wie diese Veränderungen aussehen, wurde im deutschsprachigen Raum bislang nur lückenhaft untersucht. Das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück hat diesem Thema nun Band 9 der IMIS-Schriften gewidmet. Die Herausgeberin, Leonie Herwartz-Emden hat Texte zu "Einwandererfamilien: Geschlechterverhältnisse, Erziehung und Akkulturation" zusammengetragen. Im Mittelpunkt der Studien stehen zwei Gruppen von Einwandererfamilien: Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten aus der Türkei sowie Aussiedlerinnen und Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. In einer Verlagsvorschau heißt es: "Akkulturationsstrategien und Geschlechterverhältnisse werden dabei in der dafür zentralen Dimension familiärer Arbeitsteilung und Alltagsbewältigung erfaßt. Konzepte von Weiblichkeit und Männlichkeit finden sich in Vorstellungen zu Elternschaft und Erziehung, in familiärer und beruflicher Orientierung, aber auch im Zeiterleben. Soziale Identifikation und Vergleichsprozesse in und zwischen den Gruppen, gegenseitige Stereotypen und Geschlechterbilder sind weitere Dimensionen der Analyse. In interkulturell vergleichender Perspektive werden die hier gewonnenen Ergebnisse mit den Einstellungen und Konzepten von Frauen und Männern aus westdeutschen Familien kontrastiert. Der systematische Vergleich verschiedener kultureller und gesellschaftlicher Kontexte verdeutlicht Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede in den Generationen- und Geschlechterverhältnissen der untersuchten Familien." Die beim Universitätsverlag Rasch erschienene 380-seitige Publikation kostet 56 DM (ISBN 3-932147-22-7). (esf)

[ Seitenanfang ]

Beschäftigungseffekte der EU-Osterweiterung

Im Auftrag der Generaldirektion Beschäftigung und Soziale Angelegenheiten der Europäischen Kommission wurde eine Studie über die Effekte der Osterweiterung in den gegenwärtigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) erstellt. Nach Angaben des Informationsdienstes "Brüssel Aktuell" werden in der Studie die Auswirkungen der Osterweiterung für Beschäftigung, Löhne und Einkommensverteilung in den gegenwärtigen Mitgliedstaaten der EU analysiert und die politischen Möglichkeiten für eine Erweiterung des Beschäfigungspotentials und die Verringerung unerwünschter Verteilungswirkungen eines Betritts der Mittel- und Osteuropäischen Länder (MOE) evaluiert. Die Studie untersucht unter anderem, welche politischen Maßnahmen unerwünschte Effekte der Osterweiterung reduzieren können. Vorgeschlagen wurden unter anderem die Entwicklung von Institutionen, die den Arbeitsmärkten eine Anpassung an den Strukturwandel ermöglichen. Zum Beispiel höhere Investitionen in die Ausbildung sowie politische Maßnahmen, um regionale Unterschiede in der Arbeitslosigkeit zu mildern. Durch Erhöhung der regionalen Arbeitsmobilität und langfristigen Maßnahmen zur Förderung der Konvergenz des Pro-Kopf-Einkommens könnte die Zuwanderung aus den Beitrittsländern reguliert werden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Befürchtungen, die Arbeitsmärkte der EU würden nach Einführung der Freizügigkeit mit Einwanderern aus den MOE-Ländern "überschwemmt" werden, als unbegründet erweisen. Das Dokument ist im Internet abrufbar unter: www.europa.eu.int/comm/dgs/
employment_social/key_de
. (esf)

[ Seitenanfang ]


Belletristik

7 Kilo Zeit

Sommer 1962 in einem bulgarischen Dorf: Die zwölfjährige Mila muß 7 Kilo Kamille pflücken und bei der Kooperative abgeben, damit sie im nächsten Schuljahr neue Bücher bekommt. Aber eigentlich träumt sie davon, als Freiheitsheldin im Kalten Krieg zu sterben. 22 Bücher Pflichlektüre soll sie in den Ferien lesen - aber am liebsten schmökert sie heimlich das Aufklärungsbuch "Du und Ich". Jeden Tag Schönschrift üben - wie kann sie da noch der Geschichte und den Geschichten des Dorfes, der Eltern und Großeltern nachforschen? Und dann ist da noch die "Sommerliste der Unbekannten Wörter", die sie von den Erwachsenen oder im Radio hört und ohne Zuhilfenahme eines Wörterbuchs definieren soll. Die bulgarische Autorin Rumjana Zacharieva (vgl. AiD 1 und 3/99) hat im Frühjahr 2000 ihren Roman "7 Kilo Zeit" beim Horlemann-Verlag veröffentlicht(ISBN 3-89502-105-9). Der Westdeutsche Rundfunk zeigt sich in einer Rezension beeindruckt davon, wie Zacharieva "in diesen einen Sommerferien der Zwölfjährigen eine ganze Kindheit aufscheinen läßt und in dieser wieder die Kindheit der Eltern und der Großeltern". Der 252-seitige Kindheitsroman "gerinnt auch nicht zur Idylle! Das Böse, das Brutale, der Schrecken snd - wenn auch kindlich gefiltert - gegenwärtig. Rumjana Zacharieva versteht das sehr vital und poetisch, vor allem mit großer Fabulierlust, und dabei durch und durch glaubwürdig, festzuhalten." (esf)

[ Seitenanfang ]

Gedichte aus Rwanda: Mein Stein spricht

Die Gedichte der in Siegburg bei Bonn lebenden Rwanderin Eugénie Musayidire, in denen sie ihr Erleben des Völkermordes verarbeitet, haben selbst Bundespräsident Johannes Rau beeindruckt: "Ich bin sicher, daß [das Buch] einen Beitrag leisten kann, die Tragödie in Ihrem Heimatland nicht zu vergessen. Fragen, wie Sie sie stellen, müssen immer wieder gestellt werden." Ihr 74-seitiger Gedichtband "Mein Stein spricht" (ISBN 3-89502-106-7 ) ist nach seiner Erstveröffentlichung in einem kleinen Verlag (vgl. AiD 2/98) im Frühjahr 2000 beim Horlemann-Verlag neu aufgelegt worden. Eugénie Musayidire wurde als Angehörige des Volkes der Tutsi in Rwanda geboren und lebt seit Ende der 70er Jahre in Deutschland. Von hier aus mußte sie miterleben, wie im Mai 1994 ihre Mutter, ihr Bruder und ihre ganze weitere Verwandschaft in Rwanda ermordet wurden. Der Mörder: ein Hutu-Nachbarn, der der Familie seit langem bekannt war. Ihre Trauer hat sie nach und nach schriftlich niedergelegt. Ihre therapeutische Auseinandersetzung mit der Ermordung begleitend, erinnert sich die gläubige Christin an Szenen aus der Heimat, schildert die Beziehung zu ihrer Mutter und geht immer wieder der Frage nach, wie der Nachbar, mit dem die ganze Familie freundschaftlich verbunden war, zum Mörder ihrer Mutter und der weiteren Verwandschaft werden konnte. So findet eine intensive Auseinandersetzung mit den Gewalttaten und mit Gott statt. Hierbei kommt auch das passive Verhalten der Kirche, der Staaten in Europa und der Vereinten Nationen zum Völkermord in Rwanda in den Blick. (esf)

[ Seitenanfang ]

Verschüttet

Nur einen flüchtigen Blickkontakt hatte der alte Simm mit einem jungen Fremden, der am Fenster eines Hotels stand, ehe ein heftiges Erdbeben die Ortschaft erschüttert. Tausende werden verschüttet, Rettungskräfte versuchen fieberhaft, Überlebende zu finden. Das Bild des Fremden läßt Simm nicht mehr los. Er beginnt nun, in den Trümmern des Hauses nach ihm zu suchen. Tatsächlich nimmt er Lebenszeichen wahr. Doch die Bergung erweist sich als schwierig. Nun beginnt ein verzweifelter Kampf gegen die Zeit, gegen die Mutlosigkeit des Verschütteten und gegen die Verständnislosigkeit der anderen. Zentrale Themen seines nun aus dem Französischen übersetzten Romans "Verschüttet" sind - wie in vielen der mehrfach preisgekrönten Werke Andrée Chedids - die Überwindung der Gegensätze zwischen den Kulturkreisen und Religionen und die Überwindung der Gleichgültigkeit in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Dabei zeigt die Autorin auch den Widerstand auf, der sich denen entgegenstellt, die Ausgrenzungen, Vorurteile, Ideologien und Dogmen beiseite schieben wollen. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und gehört zum festen Literaturkanon an französischen Schulen. 1991 wurde er von Bernard Giraudeau verfilmt. Im September 2000 erscheint er im Horlemann-Verlag (ISBN 3-89502-114-8). (esf)

[ Seitenanfang ]

Briefe aus und nach Kurdistan

"Nazif Telek ist Deutscher. Nicht nur notgedrungen, aber auch. Eigentlich stammt er aus dem Ort, in den er seine Briefe schickt, und von wo er seine Briefe bekommt - aus Bidlîs. Bidlîs liegt in der Gegend, die Karl May als 'wild' bezeichnet hat - in Kurdistan. Wild geht es dort schon zu, aber anders, als May es meinte" - sagt Alfred Marquart, Abteilungsleiter Unterhaltung beim Südwestrundfunk (SWR). Er vergleicht: "Wenn Nazif Telek über seine Heimat redet, tut er nichts anderes als viele andere Deutsche, deren Heimat nur etwas näher liegt: in Prag oder Reichenberg, in Breslau oder Königsberg. Diese Deutschen dürfen das auch; sie ziehen sogar in ihren Trachten und mit ihren Fahnen durch unsere Städte. Viele von ihnen reden auch einfach nur gern über ihre Heimat. Nazif Telek schreibt über seine Heimat und seine früheren Landsleute, die Kurden." Sein 1999 beim Horlemann-Verlag erschienenes Buch "Ihr Lieben in Bidlîs. Briefe aus und nach Kurdistan" (ISBN 3-89502-091-5) besteht aus Texten in Briefform zu unterschiedlichen Themen. In den vergangenen drei Jahren hat Telek sie für den SWR geschrieben. Darin erzählt Telek jenseits der gängigen Klischees von Schmerz, Hoffnung und Liebe sowie Tradition und Widerstand eines unterdrückten Volkes. Die Lektüre bietet wichtige Einblicke und schafft Verständis vom Alltagsleben, der Kultur und Literatur der Kurden in der Türkei und in Deutschland. (esf)

[ Seitenanfang ]


Broschüren / Zeitschriften

Hos Geldiniz in Deutschland

"Ein neuer Abschnitt in Ihrem Leben beginnt: Sie haben sich entschlossen, in Deutschland zu leben. Vielleicht möchten Sie nur eine kurze Zeit bleiben, vielleicht aber auch sehr lange. Wir freuen uns, Sie begrüßen zu dürfen! Jetzt wartet einiges Neue auf Sie (...) Sicher brauchen Sie einige Informationen und haben auch Fragen zu Ihrem Aufenthalt. Wir möchten Ihnen helfen, damit Sie sich zurechtfinden. Für einen guten Anfang in Deutschland!" Mit diesen Worten - allerdings auf Türkisch - beginnt ein Faltblatt namens "Hos Geldiniz in Deutschland". Es wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung (BMA) erstellt vom Isoplan-Institut und dient dem Zweck, Zuwandererinnen und Zuwanderern aus der Türkei Hilfs- und Beratungsmaßnahmen in Deutschland vorzustellen. Denn schon bei der Frage "Wo kann ich preiswert und gut Deutsch lernen?" fehlt selbst Einheimischen die Kenntnis der Sprachkurse des Sprachverbandes. Neu zugezogenen Migranten sind diese erst recht nicht bekannt. Daher sollen sie das Faltblatt möglichst frühzeitig - schon bei der Visa-Beantragung bei der deutschen Botschaft und den Konsulaten in der Türkei - das Faltblatt buchstäblich in den Pass gelegt bekommen.(esf)

Bezug:
Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, Ref. II c3, Postfach, 10001 Berlin

[ Seitenanfang ]

Zweisprachige Broschüren zu Kroatien und Bosnien-Herzegowina

Neubeginn im Herkunftsland? Vielfach haben Arbeits-Migranten aus den ehemaligen Anwerbestaaten entsprechende Träume oder Pläne nicht aufgegeben, auch wenn ihr Lebensmittelpunkt schon Jahre oder jahrzehntelang in Deutschland liegt. Bleibt die Entscheidung für ein Land jedoch vage, so werden oftmals Integrationschancen verpasst - im Hinblick auf Rückkehr ebenso wie auf dauerhaften Verbleib in Deutschland. Zwei neue Broschüren, "Leben und Arbeiten in Kroatien" sowie "... in Bosnien-Herzegowina", wollen dazu anregen, "eine gute Entscheidung zu treffen". Dazu gehören Hinweise auf Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote in Deutschland ebenso wie auf Unterstützung bei der Planung von Existenzgründungen oder auf Beschäftigungschancen im jeweiligen Herkunftsland. Für spezifische Fragen werden wichtige Ansprechpartner und Beratungsinstitutionen benannt. Eine Checkliste am Ende der Broschüre soll eine individuelle und bewusste Entscheidungsfindung unterstützen. Die zweisprachigen Broschüren wurden vom isoplan-Institut erstellt im Auftrag des BMA. Sie richten sich in erster Linie an Arbeitnehmerfamilien, doch auch für andere Ratsuchende und insbesondere für Mitarbeiter von Beratungsstellen für Migranten lohnt sich ein Blick . (mlg)

Kostenloser Bezug: isoplan-Institut (Adresse siehe Impressum)

[ Seitenanfang ]

Migrantenvereine in München - in Broschüre und Internet

In München existiert eine Vielzahl von Migrantenvereinen , -gruppen und -initiativen. Ihre Aktivitäten liegen überwiegend im kulturellen, sozialen und sportlichen Bereich. In einer Broschüre des Ausländerbeirates München werden diese Vereine vorgestellt. Sie soll interessierten Bürgerinnen und Bürgern einen Überblick über Ausländerorganisationen in München geben und dadurch die Kontakte zwischen den Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur erleichtern und fördern. Ferner werden der Ausländerbeirat und viele dieser Vereine seit einigen Wochen auf der homepage der Stadt München vorgestellt (www.muenchen.de, dort findet man unter der Funktion Schnellsuche B: "Bürgerschaftliches Engagement" die Seite "Ausländerinnen und Ausländer"). (esf)

Kontakt:
Landeshauptstadt München
Geschäftsstelle des Ausländerbeirates
Burgstr. 4
80331 München
Tel. 233-92555, Fax 233-24480
e-mail: auslaenderbeirat@muenchen.de 

[ Seitenanfang ]

Dokumentation "Leben in der Fremde"

Eine Dokumentation über die Arbeitsmigranten aus der Türkei hat die Arbeiterwohlfahrt - Sozialdienste für Migrant/innen Koblenz in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Koblenz, Projekt Interkulturelle Arbeit erstellt. Zehn ältere Migranten, die Anfang bis Mitte der 60er Jahre aus der Türkei nach Deutschland gekommen sind, schildern ihre Lebensläufe. Bereichert werden die Texte mit Fotos und Original-Dokumenten. Bei der Publikation handelt es sich um die Dokumentation einer Ausstellung "Leben in der Fremde", die 1997 erstmals in Koblenz gezeigt wurde und danach in über 12 Orten zu sehen war. Als Information für Einheimische, Schüler, die Fachöffentlichkeit oder begleitend zu Veranstaltungen eignet sich die Dokumentation dazu, anhand einzelner Personen und konkreter Erlebnisse den Aufnahme- und Migrationsprozess nachzuvollziehen. (esf)

Bezug: AWO-Sozialdienste für Migrant/innen, Hüseyin OCAR, Roonstr. 49a, 56068 Koblenz, Tel. 0261-35583, Fax -32006

[ Seitenanfang ]

Minibroschüre gegen Rassismus

Die Antidiskriminierungsstelle im Büro der Ausländerbeauftragten des Landes Brandenburg hat eine Minibroschüre gegen Diskriminierung neu aufgelegt. Das Heft im Hosentaschenformat weist kurz und knapp auf die Möglichkeiten hin, mit denen man sich gegen Diskriminierung zur Wehr setzen kann und nennt die wichtigsten Ansprechpartner im Land Brandenburg. Die Minibroschüre richtet sich zugleich an Menschen, die im Alltag Zeuge von Diskriminierungen werden. Es soll erreicht werden, die Schwelle zum Einschreiten oder zur Hilfestellung zu senken. Die 20-seitige Broschüre enthält die wesentlichsten Hinweise auf die Rechtslage und Vorgehensmöglichkeiten bei Diskriminierung in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, Russisch, Serbisch/Kroatisch, Spanisch, Türkisch und Vietnamesisch. (esf)

Bezug: Antidiskriminierungsstelle im Büro der Ausländerbeauftragten des Landes Brandenburg, Heinrich-Mann-Allee 103, 14473 Potsdam, Tel.: 0331/866-5954, Fax: -5183, e-Mail: info@antidiskriminierung-brandenburg.de 

[ Seitenanfang ]

Terra Vista - ein neues Magazin zur "einen Welt"

Im Juli 2000 ist die Nullnummer der neuen Zeitschrift "Terra Vista - Medien Kultur Ereignisse - Eine Welt im Magazin" erschienen. Herausgegeben wird sie von der Gesellschaft für Internationale Kommunikation und Kultur e.V. in Bonn. Konzept, Redaktion und Layout hat die MediaCompany in Berlin übernommen. Finanziert wird das Magazin vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Terra Vista ist keine klassische entwicklungspolitische Publikation. Sie will Neugier wecken auf Exotisches, Fremdes, Natur und Technik, um auch über Entwicklungszusammenhänge zu informieren. Terra Vista ist auch kein klassisches Programmheft. Das Magazin macht aber auf Sendungen in Hörfunk und Fernsehen aufmerksam, die mit Entwicklungsländern zu tun haben. Beides gelingt Terra Vista mit optisch wie inhaltlich sehr guten Beiträgen, die sich durch Mut zur Kritik auszeichnen. Wie Redaktionsmitglied Kerstin Reisdorf mitteilt, liegt es an der Reaktion und Nachfrage des Publikums, ob der Nullnummer künftig in jedem Quartal eine weitere Ausgabe folgen wird. Kostenlose Probeexemplare können per Fax (0228-5353985) oder e-mail (terravista@mediacompany.com)  angefordert werden. (esf)

[ Seitenanfang ]

Interkulturelles Konfliktmanagement

Das Zentrum für Türkeistudien hat im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung (BMA) von 1994 bis 1998 ein Modellprojekt zur Sensibilisierung und Schaffung von Problembewußtsein im Hinblick auf die gestiegene Fremdenfeindlichkeit durchgeführt. Ein vom Projekt aufgebautes regionales Kooperationsnetz soll langfristig weiter arbeiten. So wurde ein neues BMA-Modellprojekt unter dem Titel "Interkulturelles Konfliktmanagement" initiiert. Ziel des Projekts ist die Entwicklung von interkulturellen Konfliktlösungen für alle Lebensbereiche sowie die Erarbeitung von Strategien gegen die Abschottung von Migranten gegenüber der Mehrheitsgesellschaft. Hierbei werden Grundlagenforschung und die Arbeit mit direkt Betroffenen und Multiplikatoren miteinander verknüpft. Eine im Frühsommer herausgegebene Selbstdarstellung "Interkulturelles Konfliktmanagement" stellt die Ziele, Ansätze und bisherigen Aktivitäten vor. (esf)

Kontakt:
Zentrum für Türkeistudien
Dr. Anne Dietrich
Altendorfer Straße 3
45127 Essen
Tel.: 0201/3198-0
Fax: -333
e-mail: zft@uni.essen.de 
Internet: www.zft-online.de 

[ Seitenanfang ]

Broschüre zur Rente

Das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung hat im Juli 2000 eine neue Broschüre "Die Rente - Von Generation zu Generation" herausgegeben. Hier werden alle Aspekte des Rentenrechts von den verschiedenen Arten von Renten - wie Altersrente, Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsrente, Witwen-, Waisen- und Erziehungsrente - über die Voraussetzungen zum Rentenbezug bis hin zur Rentenberechnung beleuchtet. Die Broschüre kann kostenfrei unter http://www.bma.bund.de/de/asp/
broschueren/show.asp?nr815
  bezogen oder als PDF-Dokument geladen werden. (esf)

[ Seitenanfang ]


Projekte und Initiativen

Schreibprojekt Jahrhundert der Migration

Das Referat für Multikulturelles der Bundesstadt Bonn publiziert die Ergebnisse eines am 15. März 2000 beendeten Schreibprojektes "Jahrhundert der Migration". Viele Migrantinnen und Migranten waren dem Aufruf gefolgt, ihre ganz persönlichen Erfahrungen, aber auch Wünsche und Utopien, wie ein interkulturelles Miteinander gestaltet sein könnte und sollte, niederzuschreiben. Aus den zahlreichen Gedichten und Kurzgeschichten, Essays und wissenschaftlichen Aufsätzen wird im Laufe des zweiten Halbjahres 2000 ein Taschenbuch entstehen und veröffentlicht werden. Dieses ist dann erhältlich über die Bundesstadt Bonn, Referat für Multikulturelles im Amt für Soziales und Wohnen, Internationale Begegnungsstätte, Quantiusstr. 9, 53115 Bonn, Tel.: 0228-773279, Fax: -772794 oder -772360. (esf)

[ Seitenanfang ]

Polizei und Migranten-
organisationen

Unter dem Titel "NAPAP - Multikulturalität - Herausforderung und Chance" ist eine Dokumentation der Ausländerbeauftragten des Senats von Berlin erschienen.Sie gibt Auskunft über ein gemeinsames Projekt von Migrantenorganisationen und Berliner Polizei. Hinter derm Titel NAPAP (Nongovernmental Organizations and Police against Prejudices / Nicht-Regierungsorganisationen und die Polizei gegen Vorurteile) verbergen sich Projekte in neun europäischen Ländern, über die die Europäische Kommisssion die Kooperation zwischen Polizei und Minderheitenorganisationen stärken will. Eines dieser Projekte wurde in den vergangenen zwei Jahren in Berlin durchgeführt. Die Polizei soll bei der Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz eine Vorbildfunktion einnehmen. Das europäische Projekt, in dem Migrantenorganisationen zusammen mit der Polizei arbeiteten sollte die interkulturelle Kompetenz der Polizei stärken und dazu beitragen, Vorbehalte und Vorurteile abzubauen.

Bezug:
Ausländerbeauftragte des Senats
Potsdamer Straße 65
10785 Berlin
Tel.: (030) 9017 2311 oder 9017 2383
Fax: (030) 262 54 07

[ Seitenanfang ] [ Vorherige Seite ]

© isoplan-Saarbrücken. Nachdruck und Vervielfältigung unter Nennung der Quelle gestattet (bitte Belegexemplar zusenden).

Technischer Hinweis: Falls Sie diese Seite ohne das Inhaltsverzeichnis auf der linken Seite sehen, klicken Sie bitte HIER und wählen Sie danach die Seite ggf. erneut aus dem entsprechenden Inhaltsverzeichnis.