Ausländer in Deutschland 4/2000, 16.Jg., 1. Dezember 2000

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Studien und Sachbücher

Migrationsgeschichte

"Den 'Homo migrans' gibt es, seit es den 'Homo sapiens' gibt." Dieser einleitende Satz des Historikers und Migrationsforschers Prof. Dr. Klaus J. Bade ist die Antwort auf die Geschichte der Migration, die in Europa eine negative Hochkonjunktur hat. Bades kürzlich erschienenes Buch "Europa in Bewegung" zeigt, dass Migrationen Sozialprozesse sind, die einen Teil der allgemeinen Geschichte bilden. Um sie zu verstehen bietet das Buch eine epochen-, formen- und länderübergreifende Darstellung der Migrationsgeschichte in, aus und nach Europa. Neben den wirtschafts-, sozial- und kulturhistorischen Entwicklungen werden insbesondere auch politikgeschichtliche Aspekte betont, die die Wanderungsbewegung ausgelöst, erzwungen, reglementiert oder begrenzt haben. Der historisch interessierte Leser wird durch die europäische Migrationsgeschichte geleitet: Vom Ende des 18. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Von der Arbeitswanderung bis zu den jüngsten Flüchtlingsströmen aus Ost- und Südosteuropa. Dabei geht es Bade nicht um eine enzyklopädische Vollständigkeit, sondern um die Vermittlung, dass die Migration auch - und gerade in Europa genauso zum Menschen gehört wie die Geburt oder der Tod. So sachlich und informativ die Kapitel auch sind, erst wenn die Politik und die öffentliche Diskussion ebenso sachlich und vermittelnd mit dem Thema Migration umgehen, ist Bades Wunsch, mit diesem Buch zu einer Normalisierung beizutragen, gelungen. (sk)

Klaus J. Bade, Europa in Bewegung, Migration vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Verlag C.H. Beck , München 2000, 510 S.; Preis: 58,90 DM, ISBN: 3-406-46720-2

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Islamische Lebensführung in der Moderne

Islam und Moderne stehen in einem spannungsreichen Verhältnis. Wie beispielsweise eignen sich junge Frauen aus türkischen Familien in Deutschland die Religion ihrer Eltern an? Wie definieren sich die Frauen als Musliminnen in Auseinandersetzung mit einer christlichen Umwelt? Welche Bedeutung gewinnt der Islam für ihre Lebensführung und welche Rolle spielt dabei das Kopftuch? Diesen Fragen ist Gritt Klinkhammer in einer Publikation "Moderne Formen islamischer Lebensführung. Eine qualitativ-empirische Untersuchung zur Religiösität sunnitisch geprägter Türkinnen der zweiten Generation in Deutschland" nachgegangen. Anhand der Befragung von türkischen Musliminnen der sogenannten zweiten Generation arbeitet die Studie verschiedene Typen der Religiosität junger Frauen in Deutschland heraus. Durch die Analyse entsteht ein differenziertes Bild, das manchen allzu gängigen Vorurteilen widerspricht. Die bewußte Zuwendung zum Islam ist oft ein Akt der Emanzipation von einer als traditionell, ritualisiert und sinnentleert wahrgenommenen Religiosität der Elterngeneration. Das Tragen des Kopftuchs ist dann kein Symbol der Rückständigkeit, sondern der Aneignung eines individuellen Lebensentwurfs. Das Kopftuch kann helfen, einen eigenständigen Platz als Frau und Muslimin in der deutschen Gesellschaft zu finden. Darüber hinaus zeigt die Studie, daß auch bekennende Musliminnen ohne Kopftuch den Islam als wichtigen Teil ihrer Identität begreifen.

Insgesamt läßt sich nach dem Vergleich der Fälle die Lebensführung der befragten Frauen in drei verschiedene Ausprägungen typisieren: Traditionalisierung, Exklusivismus und Universalisierung. Dabei weisen nicht alle drei Typen die gleiche Nähe zur »modernen Lebensführung« auf, wenngleich aber alle drei Elemente davon enthalten. Die Typisierung der islamischen Lebensführung in drei Ausprägungen zeigt auch, daß islamische Religiosität komplexer strukturiert ist, als es das vermeintlich eindeutige Zeichen des Kopftuchs zu zeigen vermag. Dies ist nicht nur vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Forschung ein Hinweis auf eine notwendige differenzierte Betrachtung, sondern ebenso vor dem Hintergrund gesellschaftspolitischer Entscheidungen über beschränkte Einstellungen von kopftuchtragenden Musliminnen in den Staatsdienst. Die Untersuchung konnte eine Form »struktureller Integration« aufdecken, die sich in Reaktion auf "Essentialisierungsanforderungen" einer modernen Gesellschaft gebildet hat. Die Ergebnisse der Studie zeigen im Grundsatz, dass und wie Religion und Moderne in ein »produktives« Verhältnis treten und stützen damit die These von der "Religionsproduktivität" moderner Gesellschaften. Deshalb sollte nach Auffassung der Autorin in der Debatte um den Islam in Europa vor allem über die Konzepte für ein Zusammenleben in der multikulturellen bzw. multireligiösen Gesellschaft diskutiert werden. Dabei würde es sowohl darum gehen, gemeinsame Grundlagen in der Vielfalt herauszuarbeiten, als auch darum, nach Möglichkeiten der Beibehaltung von differenten religiösen Überzeugungen zu suchen, um ein gemeinsames Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen. Klinkhammer ist Lehrbeauftragte an der Universität Marburg und Vorsitzende des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes e. V. REMID in Marburg. Ihre 316-seitige Publkation erschien im November 2000 als Band 14 der Religionswissenschaftlichen Reihe des Marburger diagonal-Verlags (ISBN 3-927165-69-7). (esf)

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50 Jahre Bundesrepublik
50 Jahre Einwanderung

Jan Motte, Rainer Ohliger und Anne von Oswald haben 1999 die Publikation "50 Jahre Bundesrepublik - 50 Jahre Einwanderung. Nachkriegsgeschichte als Migrationsgeschichte" herausgegeben (ISBN 3-593-36369-0). Die Autorinnen und Autoren des Bandes untersuchen auf 341 Seiten die Brüche, Kontinuitäten und Kontraste verschiedener Einwanderungsgruppen. Aus zeithistorischer Perspektive wird das breite Spektrum der Migrationsgeschichte in Deutschland beleuchtet. (esf)

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Metzler Lexikon Religion

Sind sie auf dem Gebiet der Religion ein interessierter Laie, Atheist, Gläubiger oder Wissenschaftler der gerne in einem verständlichen und zeitmäßigen Sachlexikon all seine Fragen nachschlagen würde? Das "Metzler Lexikon Religion" schließt mit dem kürzlich erschienen dritten Band (Paganismus-Zombie) ein solches Sachlexikon ab, das sich mit den großen Weltreligionen, mit populären und ethnischen Religionsformen sowie neuen Glaubensgemeinschaften beschäftigt. Die alphabetisch geordneten Stichwörter informieren sachlich und kritisch über Phänomene und kulturwissenschaftliche Erforschungen vieler Religionen, Kulte und Zeremonien. So erfährt der Leser z.B. unter dem Stichwort "Rasse/Rassismus", dass es keine menschliche biologische "Rasse" gibt und sich die "Rassen"-Theorie, die sich lediglich auf phänotypische Merkmale stützt, als falsch erkannt wurde. Vielmehr sei es der Rassismus, der die "Rassen" erfand, heißt es weiter. Das Metzler Lexikon greift vor allem Phänomene der Religiösität im alltäglichen Leben auf und verdeutlicht die Existenz verschiedener religiöser Erscheinungsformen, die sich in zeitgenössischen Gesellschaften etabliert haben und diese mitbestimmen. Ob es Kulte im katholischen Cuba, Moscheen in Deutschland oder der Dalai Lama beim Empfang in der Lüneburger Heide sind - sie alle fließen in gut lesbaren Einzelartikel mit weiterführenden Literaturangaben in die Entwicklungen und Elemente religiöser Systeme mit ein, die uns täglich begegnen. Mit über 200 Kultur-, Sozial-, Literatur- und ReligionswissenschaftlerInnen ist ein Sachlexikon entstanden, das nicht wertend, aber vergleichend und informativ ist. (sk)

Metzler Lexikon Religion, Gegenwart-Alltag-Medien, Bd. 3, Paganismus-Zombie, Hrsg.: Christoph Auffarth, Jutta Bernard, Hubert Mohr, Verlag J.B. Metzler Stuttgart/Weimar 2000; 729 S. mit 154 Abbildungen; ISBN: 3-476-01553-X; Preis: 168.- DM p. Bd.; alle 3 Bände: 602.- DM (Subskriptionspreis)

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Geschlossene Grenzen - offene Gesellschaften?

Von Wolfgang Seifert ist kürzlich eine 405-seitige Publikation "Geschlossene Grenzen - offene Gesellschaften" erschienen (ISBN 3-593-36471-9). Das Buch beschäftigt sich mit Migrations- und Integrationsprozessen in westlichen Industrienationen. (esf)

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Tataren und Baschkiren in Berlin

Über 30 Hefte sind bereits erschienen in der Reihe "Miteinander leben in Berlin", in der die Ausländerbeauftragte des Senats von Berlin verschiedene Zuwanderergruppen und ihre Bindungen an Berlin in Geschichte und Gegenwart vorstellt. Im Oktober 2000 ist nun die jüngste Publikation "Die Wolga an der Spree - Tataren und Baschkiren in Berlin" erschienen. Autor der 70-seitigen reich illustrierten Publikation ist Sebastian Cwiklinski. Er zeigt, dass diese beiden oft übersehenen Migrantengruppen auf eine eigene Tradition in Berlin zurückblicken: von tatarischen Soldaten in der preußischen Armee über tatarische Zeitschriften aus den 20er-Jahren bis zum heute aktiven Tatarisch-Baschkirischen Kulturverein. Gegen eine Schutzgebühr von 2 DM ist das Heft erhältlich bei der Ausländerbeauftragten des Senats von Berlin, Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin, Tel.: 030/9017-2357 oder -2381, Fax: 030/2625407, 
e-mail: Auslaenderbeauftragte@
auslb.verwalt-berlin.de
. (es)

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Leben im Exil

Im IKO-Verlag Frankfurt bereits 1996 erschienen ist die Publikation "Leben im Exil" des Psychologen Abduljawed Aycha. Auf 335 Seiten beschäftigt sich die Dissertation mit "der subjektiven Lebenssituation von Flüchtlingen" in Deutschland. Zunächst wird die politische und die rechtliche Lage von Flüchtlingen in Deutschland analysiert. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf psychischen Gesichtspunkten des Flüchtlingsdaseins, während die juristischen Aspekte einige Ungenauigkeiten aufweisen, wie Prof. Peter Knösel als Rezensent für Heft 5/2000 der Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik (ZAR) bemängelt. Im wichtigen dritten Kapitel stellt Aycha die schwierige Lebenssituation ausländischer Flüchtlinge vor dem Hintergrund einerseits ihrer in der Heimat erfahrenen Sozialisation und Prägung und andererseits der eingeschränkten Lebensmöglichkeiten in Deutschland nach der Flucht dar. Eindrücklich geschildert wird der Prozess ihrer Akkulturation, ihrer Anpassung an das Aufnahmeland und dessen Lebensbedingungen. Das Kapitel verdeutlicht, so Knösel, "welche umfassend umwälzenden Erfahrungen und Bedingungen dem Flüchtling durch den Wechsel des Heimatstaats in den Aufnahmestaat auferlegt werden". Aycha beschreibt ferner die verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten der Flüchtlinge auf diesen Wechsel ("Reaktanz"-Ansatz). Die Verbindungen der theoretischen Ansätze von Akkulturation und Reaktanz werden anschließend aufgezeigt. Aycha geht davon aus, daß Personen mit erhöhtem Reaktanzverhalten sich auf ihre neue Lebenssituation besser einstellen können als Personen, die situationsbedingtes Hilflosigkeitsverhalten zeigen. Auf die Theorie folgt auf rund 200 Seiten eine Darstellung der umfangreichen Befragungen von Flüchtlingen, welche Aychas Hypothesen bestätigen. Von praktischer Relevanz für Behörden und andere mit Flüchtlingen arbeitende Institutionen ist die im 6. Kapitel dargelegte Empfehlung, "ihre strukturellen, räumlichen, rechtlichen, sachlichen und personellen Ressourcen auf die jeweiligen Bedürfnisse der Flüchtlinge abzufragen und ggf. einen größtmöglichen offenen Zugang zu ermöglichen", so Knösel. Nach Einschätzung des Rezensenten, der als Rechtsanwalt in Berlin arbeitet, ist diese Arbeit "von erheblicher Bedeutung für Personen, die sich mit Flüchtlingen und ihrem Dasein in Deutschland beschäftigen. (...) Ob allerdings die meisten Interessierten Lust haben, den genauen Gang der wissenschaftlichen Untersuchung nachzuvollziehen, mag mit Fug und Recht bezweifelt werden."

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"Frauengeschichten"

Was und wieviel wissen wir tatsächlich über muslimischen Frauen und ihr Leben in Deutschland? Obwohl gerade über sie sehr viel geschrieben und gesprochen wird, weiß man dennoch wenig darüber, wie sie leben. Speziell zum Emanzipationsverständnis der Migrantinnen oder eingebürgerten Musliminnen ist kaum etwas erschienen - wenn auch implizit ein "westliches" Emanzipationsideale - unerwähnt und unhinterfragt - allgemein zugrunde liegt. Die Islamwissenschaftlerin Dorothee Palm versucht mit ihrem Buch "Frauengeschichten / Musliminnen in Deutschland erzählen aus ihrem Leben" herauszufinden, inwieweit sich muslimische Frauen heute als Subjekt ihrer religiösen Erfahrungen begreifen. Zehn gebildete muslimische Frauen aus sechs verschiedenen Nationen kommen zu Wort, die unspektakulär und im Verborgenen ihre Religiösität im Alltag leben und sich als Frau im (fremden) Alltag durchsetzen. Palm verzichtet auf den Islam als Erklärungskonzept und läßt die Frauen der zweiten und dritten Generation selber erzählen. Hierdurch gewinnt der Leser unbekannte und aufschlußreiche Einblicke in das Leben muslimischer Frauen, die nicht nur für Frauen lesenswert sind. Einen letzten sprachlichen Schliff der wörtlich wiedergegebenen Geschichten hätte sich Palm dennoch herausnehmen dürfen. "Frauengeschichten" zeigt auf, dass muslimische Frauen in Deutschland die gleichen Ansichten und Lebensweisen mit vielen anderen Frauen oder Religionen gemein haben. (sk)

Erschienen im Teiresias Verlag, Köln 2000. 138 Seiten; ISBN: 3-934305-10-5; Preis: 19,80 DM

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Soziologie der Fremdenfeindlichkeit

Von Jörg Stolz ist kürzlich eine "Soziologie der Fremdenfeindlichkeit" erschienen. Auf 336 Seiten werden theoretische und empirische Analysen zum Thema vorgestellt (ISBN 3-593-36471-9). (esf)

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Das "Andere" und die "Fremden" in der Sozialen Arbeit

Beim Berliner Verlag für Wissenschaft und Bildung ist kürzlich die Publikation "Das 'Andere' und die 'Fremden' in der Sozialen Arbeit". Von Wilfried Nodes erschienen. Das 159-seitige Buch geht auf eine Diplomarbeit zurück, die "im Studium der Supervision" an der Gesamthochschule-Universität Kassel entstanden ist und nunmehr vollständig neu bearbeitet wurde. Der Autor wertet eine empirische Befragung von Beschäftigten vor allem in der sozialen Arbeit mit Migranten aus. Er sucht zu ermitteln, in wie weit die Untersuchten "politisch-institutionelle Diskurse übernehmen" oder ob sie "spezifische Antworten auf gegen Minderheiten gerichtete Ausgrenzungspraktiken entwickelt haben". In der Regel erhebe der in der sozialen Arbeit Tätige den eigenen Bezugsrahmen bei der Einordnung und Bewertung zum Maßstab. Von deutschen Klienten würden Verantwortlichkeit, politisches Interesse, Selbständigkeit und Intelligenz erwartet, von Nichtdeutschen Rechtschaffenheit, Solidarität und Selbständigkeit, aber geringe Fähigkeiten, Interessen aktiv zu verfolgen. Aus den Thesen entwickelt Nodes neue Sichtweisen in der Migrationssozialarbeit. Ihm zufolge sind viele Beschäftigte in der Migrationssozialarbeit Träger eines "wohlmeinenden" Ethnozentrismus. Sie zeichnen sich durch eine kulturell und strukturell begründete Zuschreibung von Hilfebedürftigkeit aus und "folgen damit der wohlfahrtsverbandlichen Klientilisierungsorientierung gegenüber Nichtdeutschen". Der Autor kritisiert die bisherige Aus- und Fortbildungspraxis von Behörden und Sozialarbeitern, die nur wenig geeignet sei, Wissen unter anderem über das strukturelle Umfeld ausländischer Klienten, die Förderung interessengerichteter Kommunikation zu vermitteln und gelegentlich die eigene Position kritisch zu hinterfragen. (esf)

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Alt werden in der Fremde

Niki Eideneier und Sophia Kallifatidou haben kürzlich die Publikation "Alt werden ist ein köstlich Ding...? - Alt werden in der Fremde" herausgegeben (ISBN 3-929889-37-4). Der Themenkreis Alt werden und sterben wird wie kaum ein anderes Thema unserer Zeit verdrängt und tabuisiert. Auch der Begriff der "Fremde" wird in der heutigen Zeit oft mit so negativen Themen wie Heimatlosigkeit und mangelnder Integrationsfähigkeit in Verbindung gebracht. 33 Autorinnen und Autoren verschiedener Herkunft, die in Deutschland leben oder gelebt haben, legen darüber auf 220 Seiten Zeugnis ab. (esf)

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Politische Orientierung junger Erwachsener verschiedener Herkunft

Alois Weidacher hat kürzlich eine Untersuchung "In Deutschland zu Hause" herausgegeben. Das 291-seitige beim Verlag Leske & Budrich erschienene Buch untersucht die Ähnlichkeiten und Unterschiede politischer Orientierungen, Einstellungen und Engagements von griechischen, italienischen, türkischen und deutschen jungen Erwachsenen in Deutschland. Obwohl Griechen, Italiener und Türken dauerhaft in Deutschland leben, waren sie bisher fast ausschließlich Thema der sogenannten Ausländer-, Migrations- und Integrationsforschung. In einer Rezension für Heft 5/2000 der "Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik" (ZAR) betont Horst E. Theis, Ministerialdirigent a.D., dass die Fragen, die in diesem Buch empirisch untersucht werden, in diesen Forschungsgebieten bisher vernachlässigt worden seien. Insofern könne der Wert des Berichtes nicht hoch genug veranschlagt werden: "Es wird aufgezeigt, wie junge Erwachsene der zweiten und dritten Generation von Migranten über ihre politische Zugehörigkeit in Deutschland denken und was ihnen die zentralen politischen Institutionen oder die basisdemokratisch organisierten Interessenvertretungen bedeuten. Auch wird verdeutlicht, wie sie zu zentralen Prinzipien einer demokratischen politischen Ordnung stehen. Es wird die Annahme bestätigt, daß eine insgesamt hohe Ähnlichkeit in politischen Orientierungen von deutschen und nicht-deutschen jungen Erwachsenen besteht." Theis konstatiert hier eine verblüffende "Normalität". Noch geringer sind die Unterschiede in politischen Einstellungen, Interessen und der politischen Partizipationsbereitschaft bei Betrachtung von jungen Erwachsenen mit Mittlerer Reife oder Fach-/Hochschulreife. Entscheidend für ein auf deutsche Verhältnisse ausgerichtetes politisches Engagement seien vor allem die Sozialisationserfahrungen. Die Publikation gibt auch Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Entwicklung politischer Konvergenz und Integration. Unterstrichen wird die Bedeutung zusätzlicher Anstrengungen im Bildungsbereich, in der Sprachförderung und bei informationspolitischen Maßnahmen. (esf)

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Migration, Integration und Multikulturalität in Westeuropa

Beim Frankfurter IKO-Verlag ist kürzlich die Publikation "Zwischen Diskriminierung und Demokratisierung" von Axel Schulte erschienen. In einer im wesentlichen unveränderten Form werden auf 273 Seiten gesammelte Aufsätze und Abhandlungen des Autors aus den Jahren 1986 bis 1997 abgedruckt. Die Texte befassen sich aus politikwissenschaftlicher Sicht mit Prozessen, Fragenkomplexen und politischen Strategien der Migration, Integration und Multikulturalität in Westeuropa. Eine wichtige Frage ist hierbei, ob und in wie weit die angewandten Politiken mit Blick auf Migranten eher Formen der sozialen Ungleichheit und Diskriminierung begünstigen oder eher Prozesse der freien Entfaltung, Gleichstellung und Demokratisierung fördern. Herausgestellt wird, dass aktive politische Massnahmen sowohl zur Eingliederung bereits eingewanderter Personen als auch von Neuzuwanderern erforderlich sind. Schulte grenzt sich hierbei von den herkömmlichen Politiken der Anwerbung von "Gastarbeitern" und der Integration von "Ausländern" ab. Er befürwortet eine konsequente, vorbehaltlose und umfassende Eingliederung der verschiedenen Migrantengruppen. Die Politiken sollen ferner beitragen zum Abbau von sozialen Ungleichheiten und Diskriminierungen und zur Weiterentwicklung der politischen, sozialen und kulturellen Demokratie. Schulte thematisiert die unterschiedlichen Typen der Migrations- und Integrationspolitik, Fragen der Remigration sowie die soziale Lage und Integrationsprobleme von Migranten auf dem Arbeitsmarkt und im Rentenalter. Angesprochen werden auch die Erfordernisse und Schwierigkeiten staatlicher Politiken zur Bekämpfung von Diskriminierung sowie die Kontroversen über die Vorstellungen einer "multikulturellen Gesellschaft". Das Buch richtet sich sowohl an ein interessiertes Fachpublikum, als auch an die aufgeschlossene Öffentlichkeit, von der sich der Autor ein stärkeres Interesse an diesen Fragen erhofft. (esf)

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Belletristik

Buchstaben wurden Zauberformeln

"Buchstaben wurden für mich Zauberformeln", schreibt die griechische Autorin Eleni Torossi in der Eingangserzählung ihres kleinen Erzählbandes "Zauberformeln". Zweisprachigkeit ist ein wichtiges Thema der Münchner Autorin und Radiojournalistin Torossi, die sich in Deutschland inzwischen einen Namen gemacht hat (vgl. AiD 2/97, S.9). Sie ist ein Teil ihrer Realität, genauso wie das doppelte Heimatgefühl, das oft zu zerbrechen droht. Der 100-seitige Band mit Erzählungen (ISBN 3-93728-67-0) ist ein Buch für jung und alt, für Griechen und Deutsche oder eben jene, die von beiden Ländern und Kulturen geprägt sind. (esf)

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Aris, der Sohn des Emigranten

Eleni Delidimitriou-Tsakmaki, die bekannte griechsiche Erzählerin der "Stoffpuppe", hat sich wieder zu Wort gemeldet. In ihrer 130-seitigen Novelle "Aris, der Sohn des Emigranten" (ISBN 3-929889-27-7) schreibt sie diesmal aus der Sicht von Eltern, die ihre Kinder in der Fremde großziehen - eine Aufgabe, die mit grossen Problemen verbunden ist, deren Lösung regelmässig neue entstehen lässt. Dabei müssen sich die Eltern auch den eigenen Problemen in Beziehung und Arbeitsverhältnis stellen. Mit dieser Auseiandersetzung sind sie oft überfordert. Dennoch: Ungeachtet aller Widrigkeiten geben sie die Hoffnung nicht auf, ihren Kindern ein Heimatgefühl zu vermitteln. (esf)

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Broschüren / Zeitschriften

Italien in Berlin

Unter dem Titel "Italien in Berlin" hat die Ausländerbeauftragte des Senats von Berlin im September 2000 eine neue Publikation im Rahmen der Reihe "Miteinander Leben in Berlin" herausgegeben. Fast 13.000 Berlinerinnen und Berliner italienischer Herkunft leben in der Hauptstadt, darunter einige prominente Namen: vom Architekten Renzo Piano über den Dirigenten Claudio Abbado und den Chefredakteur des "Tagesspiegels", Giovanni Di Lorenzo bis zu Dr. Giuseppe Vita, Leiter des Schering-Konzerns. Dazu kommen rund 1.500 italienische Restaurants und viele andere Firmen, die das Leben in Berlin prägen. In bewährter Manier präsentiert die Broschüre Historisches und Aktuelles zum italienischen Leben in Berlin. (esf)

Bezug:
Ausländerbeauftragte des Senats, Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin, Tel.: (030) 9017 2311 oder 9017 2383, Fax: (030) 262 54 07

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Anerkennung von Bildungsnachweisen

Eine neue Broschüre "Wegweiser zur Anerkennung der im Herkunftsland erworbenen Bildungsnachweise" (ISBN 3-9806150-7 ) soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Flüchtlings-Sozialarbeit, Ausländersozialarbeit und den Employment-INTEGRA-Projekten sowie anderen MultiplikatorInnen einen Überblick über die Anerkennungsmöglichkeiten von mitgebrachten Qualifikationen und Bildungsabschlüssen insbesondere in Niedersachsen bieten. Damit soll die adäquate Vermittlung von MigrantInnen und Flüchtlingen in den bundesdeutschen Arbeitsmarkt verbessert werden. Der Wegweiser wurde erstellt von der Zukunfts-Werkstatt e.V. in Göttingen und dem Institut für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) der Carl v. Ossietzky Universität Oldenburg. Er enthält wichtige Informationen über Anerkennungsmodalitäten, soweit diese festgeschrieben sind. Er enthält außerdem Adressen der zuständigen Stellen zur Anerkennung der Bildungsnachweise in Niedersachsen. (esf)

Bezug:
Arbeitsgemeinschaft Migrantinnen/Migranten und Flüchtlinge in Niedersachsen.(AMFN), Zur Bettfedernfabrik 1, 30451 Hannover, Tel.: 0511/921-5803, Fax: 0511/5527, e-mail: amfn@aol.com  sowie Hagenweg 2, 3701 Göttingen, Tel.: 0551/63942; Fax: 0511/63956, e-mail: HDKPOST@t-online.de 

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"Interkulturelle Schatzkiste"

Die Auseinandersetzung mit Themen wie Rassismus, Interkulturelles Lernen, Nachhaltigkeit und "Eine Welt" ist von großer Wichtigkeit, um im Alltag mit Formen von Rassismus umgehen zu können. Die vom Verein IBIS - Interkulturelle Arbeitsstelle e.V. herausgegebene "Interkulturelle Schatzkiste" bietet eine Materialsammlung empfehlenswerter oder eingeschränkt empfehlenswerter Kinder- und Jugendbücher sowie Materialien für den Unterricht zu diesen Themengebieten. Sie kann unter anderem als empfehlenswerte Materialübersicht zur Ergänzung der schulinternen Bibliothek dienen und auch zu bestimmten Themenschwerpunkten ausgeliehen werden. Die Schatzkiste bietet Material zur Gestaltung von Projekten und Projektwochen. Darüber hinaus können MitarbeiterInnen des Vereins im Kollegium begleitend eine Einführung geben oder Unterrichtsstunden und Projekte gestalten. (esf)

Bezug: 
IBIS - Interkulturelle Arbeitsstelle e.V., Donnerschweer Str. 12, 26123 Oldenburg, Tel.: 0441/884016, Fax: 0441/9849606, e-mail: IbISeV.OI@t-online.de 

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"Beim Frauenarzt" nun auf Vietnamesisch

Mit Förderung der Frauen- und Gleichstellungsstelle des Landes Mecklenburg-Vorpommern ist im September die dritte zweisprachige Publikation in der Reihe "Beim Frauenarzt" vom Rostocker Verein Dien Hong - Gemeinsam unter einem Dach e.V. in Vietnamesisch-Deutsch herausgegeben worden. Vorher war die 56-seitige Broschüre in Kurdisch-Deutsch und Russisch-Deutsch erschienen. Sie soll Frauen auf gynäkologische Untersuchungen vorbereiten. Als Einzelexemplar ist die Broschüre kostenfrei zu beziehen bei Dien Hong, Mehrexemplare gegen Porto-Vorauskasse. Seit Oktober ist die Broschüre im Internet unter www.dienhong.de abrufbar. (esf)

Bezug: 
Dien Hong - Gemeinsam unter einem Dach e.V., Waldemarstraße 33, 18057 Rostock, Tel.: 0381-7698305, Fax: -7689971, 
e-mail: dienhongrostock@aol.com 

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Politischer Islam

Darüber, wie Islam zu verstehen und zu tolerieren sei, ist bereits viel geschrieben und diskutiert worden. Aber es gibt bislang nur wenige Publikationen, die sich mit den Organisationen und Akteuren des politischen Islam in Deutschland kritisch auseinandersetzen. Diese Lücke füllt faktenreich, kompetent und mit vielen Insiderinformationen eine knapp hundertseitige Broschüre "Politik im Namen Allahs. Der Islamismus - eine Herausforderung für Europa". Die Verfasser der Broschüre - die Journalisten Claudia Dantschke, Ali Yildirim und Eberhard Seidel - haben seit Jahren islamistische Gruppierungen beobachtet und unter anderem in der "taz" und Aypa TV darüber berichtet. Die Broschüre wurde herausgegeben von Ozan Ceyhun, deutscher Abgeordneter des Europäischen Parlaments. Der Text kann unter www.aypa.de heruntergeladen werden oder gegen Zusendung von drei DM in Briefmarken bei Ozan Ceyhun bestellt werden. (esf)

Bezug: 
Ozan Ceyhun, MdEP, Ferdinand-Stuttmann-Str. 13, 65428 Rüsselsheim, Tel. (06142) 96 42 51, 
E-Mail: ruesselsheim@ceyhun.de .

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Infos für binationale Paare

Die Ausländerbeauftragte des Senats von Berlin hat die 11. aktualisierte und erweiterte Auflage der Informationsbroschüre "Ehen zwischen Deutschen und Ausländern" herausgegeben. Sie gibt unter anderem Hinweise zu grundsätzlichen Fragen der Eheschließung binationaler Paare, zum Ehe- und Familienrecht sowie zum Aufenthalts- und Staatsangehörigkeitsrecht.

Bezug: 
Ausländerbeauftragte des Senats, Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin, Tel.: (030) 9017 2311 oder 9017 2383, Fax: (030) 262 54 07

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Flüchtlings-
sozialarbeit

Der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat eine rund 70-seitige Publikation zur Flüchtlingssozialarbeit erstellt. Sie enthält Beiträge und Materialien zum Thema "Flucht und Asyl" mit dem Schwerpunkt "Konfliktregulierung in der Flüchtlingssozialarbeit und interkulturelle Kompetenz". Unter anderem werden die Erfahrungen des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt/Main, der AWO Düren sowie der RAA Essen mit dem Einsatz von Stadtteilvermittlern und Strategien einer Konfliktprävention im Zusammenleben von Migranten und Deutschen in Stadtteilen mit hoher Vielfalt erläutert. Beschrieben werden auch die Erfahrungen mit der sozialen Betreuung von Flüchtlingen im ländlichen Raum der östlichen Bundesländer. Die Publikation kann - ebenso wie die zwei bisherigen Publikationen zum Thema "Flucht und Asyl" ("Integration von Flüchtlingen - Handlungsfelder der Sozialarbeit" und "Europäisierung der Flüchtlingspolitik") gegen Porto- und Versandkosten bei der AWO bezogen werden. (esf)

Bezug: 
Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V., Marie-Juchacz-Haus, Oppelner Straße 130, 53119 Bonn, Tel.: 0228/6685-0, Fax: -209, e-mail: verv@awobu.awo.org
Internet: www.awo.org 

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Filme / Kalender

Gleich und anders: Porträt zweier Kinder

Vanessa und Attila sind zwei ganz normale Kinder, die im Nürnberger Stadtteil Gostenhof aufwachsen. Sie leben jedoch mit zwei Kulturen: Attila in einer türkisch-deutschen, Vanessa in einer spanisch-deutschen Mischkultur. "Gleich und anders" heißt ein im Sommer erschienener Film des deutsch-türkischen Filmemacherpaares Gülseren Suzan und Jochen Menzel. Über zwei Jahre lang haben die beiden Nürnberger die Kinder mit ihren Familien per Kamera und Mikrofon beobachtet. "Entstanden ist ein 45-minütiges, ungeschminktes Porträt, das auf drastische Weise deutlich macht, wie sehr der interkulturelle 'Spagat' für ausländische Kinder zum Alltag gehört. Immer wieder müssen sie Brücken schlagen, verbinden, was weit auseinander liegt" - schreiben die Nürnberger Nachrichten. (esf)

Bezug: 
transfers-Film, Jochen Menzel, Thuisbrunn 46, 91322 Gräfenberg, Tel.: 09197-558 oder 0911-7905288, Fax: 0911-7903230, 
e-mail: menzel@transfers-film.de
Internet: www.transfers-film.de 

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Feste der Völker 2001

Das Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt am Main hat wieder einen interkulturellen Feiertagskalender "Feste der Völker 2001" herausgegeben. Das Kalendarium wurde erstellt von der AiD-Autorin Claudia Emmendörfer-Brößler. Mit Festdaten von 27 Religionen und über 60 Nationen und kulturellen Minderheiten handelt es sich um den umfangreichsten multikulturellen Kalender Deutschlands. Der Kalender kostet 10 DM (ISBN 3-88864-264-7).

Bezug: 
VAS-Verlag, Kurfürstenstraße 18, 60486 Frankfurt am Main, Tel.: 069-779366, Fax: 069-7073967, e-mail: info@vas-verlag.de , Internet: www.vas-verlag.de 

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