Ausländer in Deutschland 1/2003, 19.Jg., 30. Mai 2003

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Studien und Sachbücher

Belletristik

Broschüren und Zeitschriften

Internet / Filme / Poster / Ausstellungen

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Migranten - Leseratten oder Lesemuffel ?

Der Mann sitzt mir in der U-Bahn gegenüber, vertieft in einen Gedichtband: "Träne meines Herzens" - oder war es "Rose meines Herzens"? Ich beobachte ihn gerührt: Die Lyrik hätte ich dem Mann mittleren Alters mit ergrautem Schnauzbart irgendwie nicht zugetraut, eher den Sportteil der "BILD" oder vielleicht "Hürriyet".

Was Einwanderer lesen? Die Stiftung Lesen kennt keine Untersuchung dieser Frage, und auch das Bonner Institut für Migrationsforschung, das die Buchmesse Migration organisiert, weiß nichts zu berichten. Diese beiden Institutionen wollen die junge Generation zum Lesen animieren. Das Institut schickt seit einigen Jahren Schriftsteller ausländischer Herkunft zu Vorlesestunden in die Bonner Schulen. Die Stiftung Lesen betreut bundesweit Lese- und Medienclubs für Kinder in Stadtbüchereien: Bücher, Zeitschriften und Comics zu einem bestimmten Thema - in Nürnberg sind es in diesem Jahr "Detektive" - werden durch Gesellschaftsspiele, Digitalkamera und Internetanschluss ergänzt. Besonders ausländische Kinder sollen auf diese Weise angesprochen werden, so die Pressesprecherin Christina Edelmann.

Einzelne Projekte gibt es in den Gemeinden, so ein Angebot an fremdsprachigen Büchern und Zeitungen in den Stadtbüchereien von München, Nürnberg, Rüsselsheim, Saarbrücken-Brebach oder Suhl. Ob es diesem am Ende so ergeht wie den Bonner Beständen? Die Stadtbücherei in Bonn sortierte 2002 über 800 Bücher in Türkisch, Griechisch, Arabisch und anderen "kaum genutzten" Sprachen aus, um Platz für Texte in Englisch und Französisch zu machen - trotz Proteste des Ausländerbeirats.

Im nahen Unkel haben die Muttersprachlehrer Bilge und Mete Atay eine kleine Bibliothek in Türkisch zusammengetragen, damit ihre Schüler Märchen und Romane in der Muttersprache ausleihen können. Wie es bei den Eltern und Großeltern aussieht, weiß man - siehe oben - nicht so genau. Die ehemaligen Gastarbeiter haben einen niedrigen Bildungsgrad, viele ältere Frauen aus der Türkei oder Marokko sind Analphabetinnen. Ein niedriges Bildungsniveau haben auch die Aussiedler, die zum Großteil aus ländlichen Gegenden in Russland oder Kasachstan stammen und früher in der Landwirtschaft oder in Fabriken gearbeitet haben. Vermutlich wird in solchen Familien nicht viel gelesen, weder in Deutsch, noch in den Herkunftssprachen. Andererseits gibt es unter Migranten auch Akademiker und politisch Engagierte, bei denen das halbe Wohnzimmer von Bücherregalen in mehreren Sprachen eingenommen wird. Jüdische Kontingentflüchtlinge oder auch iranische Flüchtlinge sind fast durchweg hoch qualifiziert.

Seit 1980 betreibt Ömer Özerturgut die deutsch-türkische Buchhandlung Am Eigelsteintor in Köln. Die Bücher werden aus der Türkei importiert und nicht nur an Kölner, sondern per Internetversand in ganz Deutschland verkauft. Über seine Kundschaft kann Özerturgut nicht viel erzählen: Es kämen junge wie nicht mehr so junge Leute türkischer Herkunft und holten sich leichtere Unterhaltungskost, Belletristik und politische Bücher.

Vor acht Jahren hat Oksana Jantschenko die 1986 gegründete Buchhandlung "Kniga" in Köln übernommen. Sie verkauft nur Bücher in Russisch, darunter aus anderen Sprachen übersetzte Romane und Sachliteratur, und nennt sich stolz "die einzige richtige russische Buchhandlung in Deutschland". Ähnlich wie Kollege Özerturgut hat sie neben ihrem Buchladen einen Versandhandel per Internet aufgebaut, der mit jedem Jahr wichtiger wird. Es kauften Aussiedler, russische Juden, Deutsche, die mit Russen verheiratet sind oder aus anderen Gründen Russisch lernen. Am besten, sagt Jantschenko, gehen die Lernhilfen für Deutsch weg sowie die Kinderbücher, dann die Krimis, die Liebesromane und Science Fiction. Ihr Fazit auf dem schwierigen Büchermarkt: "Wir sind zufrieden".

Matilda Jordanova-Duda

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Studien und Sachbücher

Irakisch-Kurdistan: Leben in der Schutzzone

Fast nur noch als Flüchtlinge fanden die irakischen Kurdinnen und Kurden in der Vergangenheit Beachtung. Seit einigen Monaten sind sie wieder als Akteure in oder nach dem Irak-Krieg von Bedeutung - aber auch hier kündigen sich wieder Flüchtlingsströme an. So ist es sehr erfreulich, dass der irakisch-kurdische Verein Haukari e.V. 2002 eine Publikation "Irakisch-Kurdistan: Untergehen im sicheren Hafen. Studie über eine humanitäre Intervention" herausgegeben hat (ISBN: 3-88864-334-1). Das Autorenteam liefert eine Betrachtung der sozialen und politischen Verhältnisse in Irakisch-Kurdistan zehn Jahre nach dem zweiten Golfkrieg. Beschrieben wird die Situation in einer "Schutzzone", die es in diesem euphemistischen Sinne nicht gibt. Das Leben in einem unbeständigen Provisorium ist für den Einzelnen schwer und politisch geprägt von den Stichworten "oil for food" und "only for food …". Ausführlich thematisiert werden die politischen und sozioökonomischen Grundlagen des Baath-Regimes, der Konflikt zwischen Zentralregierung und kurdischer Minderheit, der zweite Golfkrieg und seine unmittelbaren Folgen, der Beginn der humanitären Intervention, die Bildung der kurdischen Regionalregierung, die Rolle der Nichtregierungsorganisationen und anderer im Kontext der internationalen Hilfe, aber auch das Scheitern der Regionalregierung und der interne Krieg. Das Fazit "Warten auf die nächste Katastrophe" könnte dieser Tage nicht aktueller sein. Haukari (kurdisch für "Solidarität") ist eine kleine Frankfurter NGO, die im kurdischen Teil des Irak tätig ist und dort unter anderem ein Frauenzentrum unterstützt. Haukari-Mitarbeiter reisen regelmäßig in die kurdische Zone. Ihre beim VAS-Verlag in Frankfurt/Main erschienene 200-seitige Publikation kostet 16 Euro. (esf)

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Deutschland, Einwanderungsland

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Zuwanderungsgesetz hat die Debatte um die Steuerung der Zuwanderung nach Deutschland nach einem mehrwöchigen tiefen Durchatmen im Frühjahr 2003 wieder sehr belebt - wenn auch das Interesse der breiten Öffentlichkeit stark nachgelassen hat. Das ist verständlich, aber schade, liegt doch mit "Deutschland, Einwanderungsland", einem Buch des AiD-Autoren Prof. Dr. Karl-Heinz Meier-Braun eine auch für den Laien sehr gut lesbare und kurzweilige Geschichte der Einwanderung nach Deutschland vor. Das 200-seitige Buch erfüllt den von Meier-Braun selbst erhobenen Anspruch, dass Politik und Medien jetzt vor der großen Aufgabe stünden, der Bevölkerung die Erkenntnis näher zu bringen, dass wir nicht zuletzt aufgrund des Bevölkerungsrückgangs auf Einwanderung angewiesen sind. Den Medien weist er dabei eine Schlüsselrolle zu. Sie hätten den langsamen Wandel zu einem positiven Ausländerbild unbedingt zu verstärken. Der Bevölkerung müsse klargemacht werden, dass in der Regel mehr Zuwanderung ökonomisch besser und ohne Migration die Finanzierung der dringend notwendigen Sozialreformen schwieriger sei. Er verdeutlicht jedoch auch, wie jahrzehntelang weitgehend ohne Blick auf die Interessen und Bedürfnisse von Zuwanderern Ausländerpolitik gemacht wurde. Meier-Braun nennt die Integrationsdefizite und umreißt die Perspektiven einer modernen Zuwanderungspolitik. (esf)

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Mit zwei Sprachen groß werden

Sätze wie "Sometimes I start a sentence in spanisch y termino en español" hört man in bilingualen Familien häufig. Wissenschaftliche Abhandlungen über die Mehrsprachigkeit gibt es einige, aber binationale Familien, Migranten und alle, deren kleine Kinder nicht nur Deutsch sprechen sollen, haben lange auf praktische Publikationen zum Thema gewartet. Die beim Verband binationale Familien und Partnerschaften engagierte Autorin Elke Montanari, von der schon 2000 der Ratgeber "Wie Kinder mehrsprachig aufwachsen" erschienen ist (vgl. AiD 3/00), hat sich 2002 erneut mit dem Thema befasst. In ihrer beim Kösel Verlag erschienenen Publikation "Mit zwei Sprachen groß werden - Mehrsprachige Erziehung in Familie, Kindergarten und Schule" gibt sie Anregungen und Hinweise unter Berücksichtigung jahrzehntelanger Erfahrungen binationaler Familien. Ihre Publikation gibt Antworten auf Fragen wie: Warum lernen manche Kinder leichter als andere? Welchen Einfluss hat das Umfeld? Wie führe ich Mehrsprachigkeit bei einem größeren Kind ein? Welche Schule ist die richtige für uns?

Montanari erklärt: "Im Gehirn entwickeln sich zwei Sprachen offensichtlich nicht als zwei un-abhängige Systeme. Schon Interferenzen sind dafür interessante Indizien. Es gibt noch einen weiteren Hinweis: Werden in einer Sprache große Fortschritte gemacht, so ziehen diese Fortschritte auch welche in der/den anderen Sprachen nach sich - bei günstigen Bedingungen." Zu diesen Bedingungen gehöre vor allem, dass die Kinder mindestens eine Sprache gut und richtig lernen. Eine Sprache, die korrekt gelernt wurde, sei eine optimale Grundlage für das Erlernen weiterer Sprachen. Dabei sei es wichtig, dass auch die außerfamiliäre Umgebung die sprachliche Entwicklung eines Kindes unterstützt. (esf)

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Integration durch Politik und Medien?

SWR International, die Fachredaktion für multikulturelle Belange im Südwestrundfunk (SWR) hat im Mai 2001 das "7. Medienforum Migranten bei uns" organisiert. Die Fortbildungsreihe ist mittlerweile zur größten Fachkonferenz zum Thema "Migranten und Medien" im deutschsprachigen Raum geworden. Anfang 2003 ist nun eine Dokumentation der Tagung sowie der begleitenden Fotoausstellung "face migration" von Luzia Simons beim Nomos Verlag erschienen. Im Mittelpunkt der von rund 100 Journalist/innen von ARD und ZDF, Wissenschaftler/innen und Migrant/innen besuchten Tagung im Stuttgarter Funkhaus stand die Mediennutzung von Einwanderern in Deutschland. Der 190-seitige Tagungsbericht dokumentiert die Vorträge zum Thema, insbesondere die Vorstellung der Untersuchungsergebnisse von Prof. Dr. Hans-Jürgen Weiß von der FU Berlin. Die Studie widerspricht dem Vorurteil, dass insbesondere türkische Migranten in einer Art "Medienghetto" türkischer Radio- und Fernsehprogramme leben, die sie per Satellit empfangen: Sie nutzen deutsche Medien ebenso wie muttersprachliche Angebote. Dokumentiert werden auch weitere Untersuchungsergebnisse von Dr. Mona Granato, Prof. Dr. Jürgen Becker und Prof. Dr. Georg Ruhrmann. Auch den Angeboten neuer Medien wie des Internet widmeten sich mehrere Beiträge des Medienforums. Auch die Berichterstattung des Fernsehens wurde beleuchtet. Ebenfalls dokumentiert werden Vorträge von Petra Erler, Europäische Kommission, und Susanne Babila, SWR-International, zur Osterweiterung der EU. Die von Karl-Heinz Meier-Braun und Martin A. Kilgus herausgegebene sehr informative Dokumentation ist unter dem Titel "Integration durch Politik und Medien?" erschienen und kostet 29 Euro (ISBN 3-7890-7981-2). (esf)

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Brauner Morgen

Alles ist braun. Und so normal, wie die Welt von zwei Typen nur sein kann, die sich zum Kartenspielen treffen, sich gegenseitig Geschichten erzählen, bei denen der jeweils andere nicht zuhört, und die nicht merken, wie alles um sie herum immer enger wird. Bis es zu spät ist. Franck Pavloffs Büchlein "Matin brun" wurde in Frankreich während des Präsidentschaftswahlkampfes 2002 zum Überraschungserfolg. Ein Jahr später ist es unter dem Titel "Brauner Morgen" auch in Deutschland erschienen. "Matin brun" erzählt eine Geschichte ohne Zeit und Ort. Mit Hauptfiguren, die kein Alter haben. Und einer Sprache, die so einfach ist wie in einem Comic. Es ist eine ortlose Parabel, die von Gleichgültigkeit und Desinteresse handelt und von Mangel an persönlichem Mut.

Für die Franzosen spielt "Matin brun" eindeutig in Frankreich. Seit im Frühling 2002 der Rechtsextreme Le Pen bei den Präsidentschaftswahlen fünf Millionen Stimmen bekam, verschlingen sie das elf Seiten dünne und nur einen Euro teure Büchlein des Kinderpsychologen und Jugendbuchautoren Franck Pavloff: 2002 war es mit über 400.000 Exemplaren das bestverkaufte Buch in Frankreich. Dieser Erfolg kam überraschend, denn der Text existierte als Beitrag in einem Sammelband seit 1997. Erst 1998 nahm der kleine Provinzverlag Cheyne den Text als Buch in sein Programm auf. "Matin brun" machte immer dann von sich reden, wenn irgendwo in Europa - in Österreich beispielsweise oder in Italien - ein neuer rechtsextremer Erfolg zu verzeichnen war. Doch nachdem ein Journalist im Radiosender "France inter" wenige Minuten vor einem Interview mit Le Pen über das Buch sprach, schnellten die Verkaufszahlen in die Höhe, so Dorothea Hahn in der taz (05.03.03). Das Buch stelle jeden vor seine Verantwortung und zeige jedem, dass er gegen den Faschismus handeln müsse, hatte der Journalist gesagt und damit genau den Ton jener Tage getroffen, als in Frankreich der Ausnahmezustand herrschte. Hunderttausende meist junger Leute, von denen viele nie zuvor von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht hatten, entdeckten plötzlich die Politik. "Überrascht stellten sie fest, dass die Rechtsextremen in ihrem eigenen Land stark geworden waren. Reumütig gingen sie allabendlich auf die Straße, beteuerten, dass sie ‚keine Ahnung' gehabt hätten, und versicherten sich gegenseitig, dass sie nie wieder untätig zugucken wollten", schildert Hahn.

Die Bewegung sackte bald wieder in sich zusammen, doch das Büchlein blieb. Heute wird es vor allem von Lehrern als Unterrichtsstoff genutzt - um über Rechtsextremismus und Intoleranz zu reden. (esf)

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Rechtsrock und Gruftiemusik

Der Poptrend des Jahres 2002 war nicht etwa türkisch-deutscher Postrock, sondern Nazi-Pop und Nazi-Rap. Aber nicht alles, was nach Neonazimusik aussieht bzw. klingt, ist tatsächlich fremdenfeindlich. Um die Dinge richtig einzuordnen, kommen zwei im Unrast-Verlag erschienene Bücher gerade richtig: Die von Christian Dornbusch und Jan Raabe herausgegebene 544-seitige Publikation "Rechtsrock - Bestandsaufnahme und Gegenstrategien" und die mit 282 Seiten ebenfalls ausführliche Publikation "Ästhetische Mobilmachung - Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien", herausgegeben von Andreas Speit.

"Rechtsrock" fasst ausführlich die Geschichte des Nazi-Rock und der Skinhead-Kultur zusammen, bietet in einem umfangreichen Verzeichnis eine internationale Liste von Rechtsrockbands und alles Wissenswerte zu Nazi-Codes, Symbolen und Zeichen. Die Autoren dokumentieren auch sozialpädagogisch wertvolle "Gegenstrategien": Wo und wer sind die Bündnisse gegen rechts? Was sind die Möglichkeiten akzeptierender Jugendsozialarbeit bei jugendlichen Nazis?

Bei "Ästhetische Mobilmachung" handelt es sich um den ersten überblicksartigen deutschsprachigen Reader zur angeblichen Unterwanderung der Gruftie-Szene durch die Neue Rechte. Die Autoren beschreiben sehr ausführlich, wie speziell das Vorzeigeblatt der Neuen Rechten, die Junge Freiheit, eine Annäherung an diese "schwarze Szene" versucht. Die neuen Rechten begannen sich für diejenigen zu interessieren, die alten Nazi-Kitsch für sich entdeckt hatten. Denn anders als Nazi-Skins scheinen sich rechte Grufties oder Goths selbst als Avantgarde zu verstehen, die daheim - im Dunkeln bei Kerzenschein - Klassiker der Rassentheorie lesen. Kontakte zur NPD suchen sie nicht. Sie beschäftigen sich mit Nazi-Kitsch, der eine Nähe zu Todesmythen zelebriert: "Der Tabubruch wird, was die Aneignung einer Nazi-Ästhetik angeht, geradezu gesucht", schreibt Andreas Hartmann in der taz (03.03.03). Zwar ist "Ästhetische Mobilmachung" eine sehr interessante und faktenreiche Materialsammlung. Es wird aber nur über die namhaften Protagonisten der Szene berichtet. Anders als in "Rechtsrock", erfährt man so gut wie nichts über die Aneignungspraktiken von Käufern dieser Platten. In welchen Kreisen zirkulieren sie? Wie "gefährlich" sind sie wirklich?

"Anders als Nazi-Rock, ist dieser Gruftie-Sound meist mehr als bloß Agitationsmusik. Nazi-Rock ist reiner Inhalt, Parolendrescherei, zweckgebunden: zum Hören, Saufen, Türken-Hassen", schreibt Hartmann in seiner ausführlichen Rezension dieser und weiterer Publikationen. "Dark Wave bietet dagegen einen ästhetischen Mehrwert: Es ist oft interessante, teilweise avantgardistische Musik." Weil darüber auch Ideologie transportiert wird, ist sie fast noch gefährlicher. (esf)

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Musik der imaginären Türkei

Musik türkisch-orientalischer Klangfarbe oder türkisch-stämmiger Musiker bewegt sich nach wie vor fast exklusiv in separaten Nischen, zwischen Diskotheken, Vereinen und privaten Netzwerken - abseits des mit öffentlichen Geldern subventionierten Kunstbetriebs und Kulturlebens. Die Visionen und der Alltag türkischer Bands sowie ihre musikalischen Spielarten sind - trotz mehr als 40 Jahren Migrationsgeschichte weitgehend unbekanntes Terrain geblieben. So lautet eine der wichtigsten Kernaussagen der neuen Publikation des Musikwissenschaftlers Martin Greve "Die Musik der imaginären Türkei". Im Rahmen eines Projekts des yalla Weltmusik Netzwerks Köln war der Berliner Autor im April und Mai 2003 in sechs Städten Nordrhein-Westfalens auf Lesereise. In jeder Stadt las er aus einem Kapitel seines Buches zu einem bestimmten Musikgenre und berichtete über seine Untersuchungen. Im Anschluss gab es ein Konzert einer lokal aktiven Musikgruppe des entsprechenden Genres. Die anschliessende Publikumsdiskussion bot Gelegenheit, mit dem Autor und den anwesenden Musikern über das vorgestellte Thema zu diskutieren. (esf)

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Frauen im Asyl- und Flüchtlingsrecht

Frauenspezifische Verfolgung, ein bisher wenig beachtetes Problemfeld, ist mit der Debatte um das Zuwanderungsgesetz in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gelangt. Mit dem zunehmenden Bewusstsein gegenüber Menschenrechtsverletzungen an Frauen stellt sich auch die Frage nach der Asylanerkennung frauenspezifischer Verfolgungsschicksale. Anfang 2003 ist eine Publikation "Frauen im Asyl- und Flüchtlingsrecht" von Inke Jensen erschienen (ISBN 3-7890-8351-8). Die als Band 26 der Schriften zur Gleichstellung der Frau beim Nomos Verlag erschienene Arbeit will einen Beitrag dazu leisten, die Diskussion in Deutschland voranzubringen. Untersucht wird die materielle Anerkennung frauenspezifischer Verfolgung als Asylgrund in Deutschland, Frankreich, den USA und Kanada. Ausgehend von den wichtigsten Formen geschlechtsspezifischer Verfolgung wie etwa Genitalverstümmelung, geschlechtsspezifische Verhaltens- und Bekleidungsvorschriften oder Vergewaltigung, wird die unterschiedliche Rechtspraxis in diesen Ländern dargelegt und verglichen. Argumentationslinien aus anderen Ländern werden so auch für den deutschen Rechtskreis nutzbar gemacht. Die 235-seitige Arbeit richtet sich an RichterInnen und RechtsanwältInnen, die mit geschlechtsspezifischer Verfolgung zu tun haben, sowie an jeden, der sich für dieses Thema interessiert. Sie kostet 42 Euro. (esf)

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Migranten und Schleuser an der Straße von Gibraltar

Die Meerenge von Gibraltar ist die "Demarkationslinie zwischen Armut und Wohlstand", heißt es in einer 2002 erschienenen Analyse "Marokko. Transit NON Stop" der deutschen Forschungsgesellschaft Flucht und Migration (FFM) und der Schweizer Solidarité sans frontières: 14 Kilometer trennen Armut und Perspektivlosigkeit vom vermeintlichen Eldorado. Jährlich versuchen zehntausende, den Weg von Afrikas Nordküste nach Spanien zu nehmen, auch wenn sie wissen, dass hunderte dabei ihr Leben lassen. Mit dem Bericht wird erstmals versucht zu analysieren, was die Menschen aus Marokko und Schwarzafrika dazu treibt, die gefährliche Überfahrt auf sich zunehmen.

Die 149-seitige Publikation untersucht die gesellschaftlichen Verhältnisse in Marokko sowie die Wünsche und Zukunftspläne derjenigen, die aus dem restlichen Afrika ins nordafrikanischen Königreich gereist sind, um "die Demarkationslinie zwischen Armut und Wohlstand" zu überschreiten. Den Analysen und Interviews mit Betroffenen werden Untersuchungen über die europäische Migrationspolitik gegenübergestellt.

Dem Bericht zufolge kennen über 80 % der knapp 30 Millionen Marokkaner nur einen Wunsch: die Ausreise. Über zwei Millionen haben dies bisher geschafft. Sie fliehen vor der Armut, in der 65 Prozent der Bevölkerung leben und leben vor allem in der EU. Sie schicken mehr Geld nach Hause und sparen mehr an, als der gesamte marokkanische Exporterlös aus Phosphaten und landwirtschaftlichen Produkten beträgt.

Seit Europa die Grenzen immer stärker abriegelt, sind zudem viele Schwarzafrikaner in die großen Städte und Landstriche entlang der Nordküste gezogen. Sie suchen nach einer Möglichkeit, nach Spanien überzusetzen. Doch die Schlepper haben ihren Preis, und dieses Geld in Marokko zu verdienen, ist fast unmöglich. Die Menschen, die heimlich durch Marokko reisen, werden so leicht "zum Objekt staatlicher Macht und Willkür", so die Autoren. Das lesenswerte Buch beleuchtet Marokkos Rolle bei der Migration aus vielen Blickwinkeln, unter anderem der Sicht der Betroffenen selbst. Analysiert wird aber auch die Situation in den Aufnahmeländern wie Spanien, Frankreich oder Deutschland. (esf)

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Demographische Folgen der EU-Erweiterung

Die demographischen Folgen der EU-Eweiterung behandelt der 2002 erschienene Bericht einer Projektgruppe des niederländischen statistischen Amtes. Wenn die 12 Kandidatenländer beitreten, so werden unter anderem folgende Entwicklungen erwartet: der Bevölkerungsrückgang wird einige Jahre früher einsetzen, die Alterung der Bevölkerung wird leicht abgeschwächt, an dem erwarteten Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ändert sich wenig. Der 63-seitige Bericht ist im Internet abrufbar unter http://europa.eu.int/comm/regional_policy/
sources/docgener/studies/pdf/
demographic_study_2cr.pdf
. (esf)

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Stoffsammlung zu Sinti und Roma

Seit etwa 1000 bzw. 600 Jahren leben bzw. ziehen Roma und Sinti in und durch Europa. Mit insgesamt über acht Millionen Menschen gehören sie zu einer der größten kulturellen Minderheiten Europas. Im Dezember 2002 widmete sich Ausgabe 2-IX-02 des VIA Magazins der Geschichte und Kultur dieser Gruppe. Die 64-seitige Publikation "Roma und Sinti" bietet eine Stoffsammlung von "Antiziganismus" über "Erzählkultur" und "Romani-Union" bis "Zigeunermärchen". Wertvoll und aktuell sind auch die Adressen von Organisationen und Institutionen sowie eine kommentierte Auswahlbibliographie. Insgesamt ein kleines, aber gewichtiges Nachschlagewerk, das zusammengestellt wurde von der Antidiskriminierungsinitiative ARIC Berlin. Dort ist die Stoffsammlung für 3 Euro (incl. Versand) bestellbar. (esf)

Bezug: 
ARIC Berlin e.V., Chausseestr. 29, 10115 Berlin, Fax: 030(30879912, aric@aric.de.

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Kurdisch-
Sprachführer

Seit der Lockerung des jahrzehntelang in der Türkei gültigen Verbots der Nutzung der kurdischen Sprache in der Öffentlichkeit erscheinen monatlich viele neue Publikationen. Dazu gehört auch der bereits 1998 in erster Auflage erschienene "Kurdish Guide with Dictionary" (ISBN: 975-6876-01-8), der jetzt in Buchhandlungen in der Türkei und beim DOZ-Verlag in Istanbul (doz@turk.net) erhältlich ist. Die einfach gebundene und bescheiden aufgemachte 208-seitige kurdisch-englische Publikation ist eine gute Hilfe für Personen, die Kurdisch lernen wollen, jedoch kein Lehrbuch. Es handelt sich um Sprachhilfen für Alltagssituationen. Basis ist der Kurmanji-Dialekt. Das Buch bietet das kurdische Alphabet, die Zahlen und Grammatik sowie einen Basiswortschatz zu Dank und Entschuldigung, Fragen nach dem Weg, Vokabeln für den Einkauf, das Restaurant und die Apotheke. Ferner bietet es Spezialvokabular für die Universität, wichtige Wörter aus den Bereichen Politik, Recht, Geografie und Küche. Ein wichtiges Manko des Buches sind allerdings Aussprachehilfen. Der DOZ-Verlag produziert viele Publikationen in und zur türkischen Sprache, allerdings meist in Kurdisch. Ferner bietet er - jedoch in türkischer Sprache - eine kurdische Geschichte an. (esf)

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Belletristik

Persische Wanderer

Seit Monaten wartet Chatun auf ein Zeichen ihres Mannes, auf das versprochene Geld und einen Brief. "Ich denke, ich fahre nach Kuwait" hatte er gesagt. "Kuwait? Wo ist Kuwait" hatte sie gefragt. Ein Ort mit hohen Löhnen, viele andere Iraner arbeiten dort, antwortete er. "Und wir? Was wird aus uns?" hatte sie gefragt. Doch ihr Mann verlässt Frau, Kind und Haus, zieht in die Ferne. Auch Marhab macht sich auf den Weg. Zum wiederholten Male. Der junge Mann zieht von Ort zu Ort, arbeitet mal hier mal da, wohin ihn der Zufall treibt. Seine Eltern sind tot, er hat keine Heimat mehr und schuftet, ohne zu wissen, wofür. Zufällig kommt er in die Kleinstadt im Norden Irans, in der Chatun auf ein Lebenszeichen ihres Mannes wartet. Er begegnet ihr, interessiert sich für sie und schleicht schließlich wie besessen um ihr Haus. Chatun, ihre Tochter und ihre Mutter versuchen hier zwischen Bahndamm und Müllhalde alleine zu überleben. Dann heißt es, Chatuns Mann sei tot. Wenig später schleicht sich Marhab ein. Sie gibt sich ihm hin. Aber was hilft die Liebe, wenn es kein Einkommen gibt?

In seinem beim Unionsverlag erschienenen Roman "Die Reise" schildert Mahmud Doulatabadi, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren des Iran, die Hintergründe der Arbeitsmigration und ihre Folgen. Nach anderthalb Jahren kehrt Chatuns Mann überraschend zurück. Er ist nicht tot, aber ein menschliches Wrack. Bei einem Unfall hat er - kaum in Kuwait angekommen - ein Bein verloren und zerbrach daran. Wie vorher Marhab schleicht er nun um Chatuns Haus. Während er sich nicht näher traut, entschließt sich Marhab zu gehen. Er will sich nicht festlegen, will die Freiheit behalten, jederzeit zu gehen. Die Wege der beiden Männer kreuzen sich vor Chatuns Haus. Keiner entgeht seinem Schicksal. (esf)

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Maxim Billers Fall Esra

Der Verlag Kiepenheuer und Witsch darf den Roman "Esra" von Maxim Biller nicht vertreiben und bewerben. Ein Einspruch des Verlages gegen eine einstweilige Verfügung wurde am 23. April 2003 vom Landgericht München abgelehnt, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet (FAZ vom 24.04.03). Die einstweilige Verfügung gegen den Liebesroman war kurz vor dessen Erscheinen von zwei in Deutschland lebenden türkischen Klägerinnen erwirkt worden, die sich in dem Buch wiedererkannt zu haben glauben. Auch ein Angebot des Verlages, den Roman bis zu einer endgültigen Klärung des Falles mit Schwärzungen der beanstandeten Stellen erscheinen zu lassen, wurde vom Gericht abgelehnt. Daraufhin hat sich der Verlag entschlossen, gegen diese Entscheidung vor dem Oberlandesgericht in Berufung zu gehen. So bleibt weiterhin unklar, ob das Buch verboten wird oder nicht. (esf)

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Abschied von Ninive

Vom irakisch-kurdischen Autor Dr. Zuhdi Al-Dahoodi ist 2001 die Erzählung "Abschied von Ninive" (ISBN: 3-910069-89-4) erschienen. Al-Dahoodi schildert in klarer und prägnanter Sprache das Alltagsleben seines Volkes. Der 1940 geborene Al-Dahoodi lebt als Übersetzer und Dolmetscher in Markkleeberg bei Magdeburg. In der Vergangenheit sind von ihm bereits erschienen: "Tollwut. Kurdische Erzählungen" (Gustav Kiepenheuer Verlag, 1991) und "Das längste Jahr. Roman der Kurden" (Gustav Kiepenheuer Verlag, 1993). "Abschied von Ninive" ist erschienen im Hildesheimer Verlag Internationales Kulturwerk. (esf)

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Die Schwalben von Kabul

Yasmina Khadra überrascht mit seinem neuen, 2003 beim Aufbau-Verlag erschienenen Roman "Die Schwalben von Kabul" (ISBN: 3-351-02968-3). Der Schriftsteller, der eigentlich Mohammed Moulessehoul heißt und bis vor wenigen Jahren als Offizier der algerischen Armee den Namen seiner Frau als Autoren-Pseudonym wählte, hat bislang in eindringlich schwarzen und bis zur Schmerzgrenze realistischen Kriminalromanen die Gewalt des Bürgerkriegs beschrieben (vgl. AiD 2/02). Nun hat er erstmals nicht den seit über zehn Jahren zwischen radikalen Islamisten und der nicht minder skrupellosen Armee tobenden Krieg beschrieben. Aber der neue, andere Schauplatz trägt ganz ähnliche Züge: Afghanistan in den Jahren der Taliban-Herrschaft. Wie die früheren Bücher des seit Ende 2000 im französischen Exil lebenden Autors ist auch dieser Roman ein Buch voller Demütigungen und Aggression, Hingabe und Abscheu, Ratlosigkeit und Fanatismus. Khadra porträtiert sehr unterschiedliche Figuren. Da ist ein Wärter im Frauengefängnis, der sich dafür hasst, dass er seine schwerkranke Frau anbrüllt und demütigt. Ferner ist da ein früher zur liberalen Elite gehöriger Mann, der im Krieg alles - auch Ansehen und Selbstvertrauen - verloren hat. Von der Menge lässt er sich dazu hinreißen, bei einer Hinrichtung blutrünstig einen Stein nach einer Frau zu werfen. Daraus entwickelt sich wenig später ein weiterer Todesfall und mehr, was wiederum zurückführt in das Frauengefängnis, wo der Roman ebenso tragisch wie hoffnungsvoll endet. Wenn Khadra am Beispiel von Algiers zeigen wollte, wie menschlich Grausamkeit ist, so beweist er nun in Kabul, dass Schönheit ein Leben ebenso sehr verändern kann wie Zorn. "Nur die stärksten Gefühle können", schreibt Felicitas von Lovenberg zu einem Vorabdruck des Romans in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (06.03.03) "den ewigen Kreislauf von Wut, Ohnmacht und Gewalt durchbrechen. (esf)

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Briefe eines Ägypters aus Leipzig

Der Weg in die moderne Zeit endet in Europa, jedenfalls für Ali, der von seinem Dorf über Kairo nach Berlin zieht und schließlich in Leipzig landet. Durch Fleiß und Intelligenz erhält er in der damaligen DDR ein staatliches Stipendium, um sein Studium bis zum Doktor der Philosophie weiter zu führen. Erst in der Fremde wird ihm so recht bewusst, aus welchem Land und aus welcher Kultur er stammt. Er lernt aber auch, mit welchem Land und welcher Kultur er es nun zu tun hat. In seinen Briefen teilt er seiner Familie und seinen Freunden seine Wünsche und Gedanken mit. Diese wiederum erzählen ihm nicht nur von den Veränderungen ihres Lebens in Ägypten, sondern ermutigen ihn auch zur Rückkehr. "Und vergiss nicht zu schreiben! Briefe eines Ägypters" von Abdel Salam Ismail erschien 2003 als Band 17 der Reihe "Der andere Orient" im Glare Verlag (ISBN 3-930761-31-9).

In Leipzig hat sich Ali zu einem unruhigen Menschen entwickelt. Wie seine deutsche Frau fühlt er sich zwischen den Kulturen hin- und hergerissen. Sie entscheiden sich, nach Kairo (zurück) zu gehen. Dem Paar wird dort deutlich, dass sie ein Leben zwischen zwei Kulturen führen müssen. Abdel Salam Ismail erzählt von Alis Gefühlen, von der ägyptischen Kultur und in humorvoller Weise auch von den dortigen Lebensverhältnissen. Er schildert aber auch den DDR-Alltag der 1970er-Jahre. Der 1943 in Ägypten geborene Autor verarbeitet in seinem ersten deutschsprachigen Buch auch seine eigenen Migrationserlebnisse . Nach seinem Studium der Anglistik und Linguistik an der Universität Kairo promovierte Ismail 1975 in Leipzig, war als Dozent für Sprachwissenschaften an verschiedenen Universitäten tätig und übersetzte zahlreiche literarische Werke aus dem Deutschen ins Arabische. Der Vater von sechs Kindern arbeitet heute als selbstständiger Übersetzer und Dolmetscher. (esf)

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Altnazis in den Wäldern von Härjedalen

"Ich habe nie geglaubt, dass der Nationalsozialismus mit Hitler starb", sagt M., die Kommissar Stefan Lindmann als Epilog zum gelösten Fall in Henning Mankells neuem Krimi "Die Rückkehr des Tanzlehrers" (ISBN: 3-552-05205-4) besucht. "Menschen mit bösen und menschenverachtenden, rassistischen Ansichten gibt es heute in gleichem Maße. Aber sie haben andere Namen, andere Methoden", sagt sie. Der Hass auf die, die man verachtet, komme heutzutage anders - nicht im Krieg - zum Ausdruck: "von unten, kann man sagen. Dieses Land, oder Europa, ist im Begriff, von innen heraus zerrissen zu werden durch die Verachtung von Schwäche, die Überfälle auf Flüchtlinge, den Rassismus. Ich sehe es überall. Und ich frage mich, ob wir wirklich fähig sind, entschieden genug Widerstand zu leisten." Diese Quintessenz erinnert an einige frühere Romane, in denen sich der schwedische Bestsellerautor mit Rassismus auseinander gesetzt hat. Es ist tatsächlich ein "typischer Mankell" geworden in dem Sinne, dass die Befindlichkeit seiner Hauptfigur mit dem Zustand der Welt verkoppelt wird.

Zunächst ist da "nur" ein Mord an einem alten Kollegen Lindmanns. Doch dieser setzt Kräfte frei und es folgt ein zweiter Mord. Eingebettet in die Schilderung der Todesangst des Kommissars, der eine Krebsoperation vor sich hat und tief in eine Beziehungskrise rutscht, nehmen Lindmann und der eigentlich zuständige Kriminalbeamte Giuseppe Larsson die Ermittlungen auf. Lindmann ist in die Wälder Härjedalens gefahren, um die Zeit bis zum OP-Termin zu überbrücken. Bei ihren Nachforschungen stoßen sie auf Altnazis, die ihren Hass herauslassen. Auch nach ihrem unverbesserlichen Weltbild wird zu wenig getan, einer schleichenden Entwicklung entgegen zu treten. Das Land werde durch die "unkontrollierte Zuwanderung von innen heraus zerfressen".

Lindmann kämpft gegen seinen Krebs und den, so Mankell, gefährlich wuchernden Krebs des schwedischen Neofaschismus. Eine Ich-Krise vor dem Hintergrund einer Gesellschaftskrise. Im Jahr 2000 wurden in Schweden die Verstrickungen des Landes in der NS-Zeit diskutiert. Bei dieser späten Geschichtsaufarbeitung ging es um Schweden, die freiwillig für Hitler kämpften. Woher aber kommt heute dieser Hass, fragen sich die Kriminalbeamten. Sie ermitteln erfolgreich, beantworten die Frage jedoch nicht. Die spannende Ermittlung konzentriert sich letztlich doch auf die Vergangenheit, auf Fragen der Rache und Sühne für Nazi-Verbrechen. Erst das Gespräch mit M., geführt nach erfolgreicher Krebsbehandlung, geht darauf ein. (esf)

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Broschüren und Zeitschriften

Hier sein = Zuhause sein

Deutschland ist eine Einwanderungsgesellschaft. Diese Tatsache ist mittlerweile (fast) unumstritten, doch fehlen nach wie vor Konzepte, Visionen und Vorschläge, wie sich unsere Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird oder soll. Einen Beitrag dazu will der Ende 2002 unter dem Titel "Hier sein = Zuhause sein. Migration in der Bundesrepublik Deutschland gestern, heute, morgen" vom Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen (IDA-NRW) herausgegebene Reader leisten. Die Broschüre thematisiert verschiedene Aspekte wie Demographie, Ökonomie, Stadtplanung, gesellschaftspolitische Entwicklungen und juristische Fragestellungen, um mehrdimensionale Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sich die deutsche Gesellschaft entwickeln kann. Insbesondere aus dem Blickwinkel von Migrant/innen werden deren Wünsche und Forderungen dargestellt sowie essentielle Rahmenbedingungen für ein friedliches und konstruktives Zusammen- oder Miteinanderleben erläutert. Zudem stellt der Reader zwei visionäre Ansätze vor, die sich nicht an den gesellschaftlich-politischen Gegebenheiten orientieren, sondern Utopien für die Zukunft entwickeln. Abgerundet wird die Publikation durch einen Praxisteil, in dem zwei Methoden vorgestellt werden, wie die Thematik "Einwanderungsgesellschaft in der Zukunft" im Jugend- und Bildungsbereich umgesetzt werden kann. Die Broschüre kann für 5 Euro bei IDA e. V. bestellt werden. (esf)

Bezug: 
IDA e. V., Volmerswerther Str. 20, 40221 Düsseldorf, Tel.: 0211/159255-5, Fax: -69, info@IDAeV.de

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Deutsch-kroatische Zeitschrift

Unter dem Titel "CROtime - Hrvatsko vrijeme" ("Kroatische Zeit") ist im Frühjahr 2003 in Baden-Württemberg die erste Ausgabe einer neuen Zeitschrift für kroatisch- und deutschsprachige Leser erschienen. "Wir wollen uns am kulturellen und gesellschaftlichen Leben in Baden-Württemberg beteiligen", sagten Vertreter der Redaktion beim SWR-Medienforum Mitte Mai 2003 in Stuttgart. (esf)

Bezug: 
CROtime - Hrvatsko vrijeme, Liebenzellerstr. 5, 70372 Stuttgart, info@hr-CROtime.de, www.hr-crotime.de 

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Interkulturelle Programmzeitschrift "Begegnung der Kulturen"

Mit dem April-Heft 2003 geht die interkulturelle Programmzeitschrift "Begegnung der Kulturen" in ihr drittes Jahr. Die Zeitschrift berichtet über die vielfältigen interkulturellen Angebote Stuttgarts. Neben einem ausführlichen Veranstaltungskalender werden interkulturelle bzw. integrationspolitisch relevante Themen behandelt, außerdem Gastro-, Literatur- und CD-Tips und Bildungsangebote mit interkulturellem Bezug. Ziel der Zeitschrift ist es, auf ansprechende Art möglichst viele Menschen (sowohl deutscher als auch nichtdeutscher Herkunft) zum Besuch von Veranstaltungen anderer Kulturgrupppen zu animieren. Herausgeber ist das Forum der Kulturen Stuttgart. e. V., dem Dachverband der nichtdeutschen bzw. interkulturell tätigen Kulturvereine und Institutionen Stuttgarts. Erhältlich ist die "Begegnung der Kulturen" in Kulturzentren, Infotheken, Restaurants, Kinos, Vorverkaufsstellen, bei nichtdeutschen Vereinen und Organisationen Stuttgarts oder direkt beim Forum der Kulturen Stuttgart e. V. (esf)

Bezug: 
Forum der Kulturen Stuttgart e. V., Europahaus, Nadlerstraße 4, 70173 Stuttgart, Tel. 07 11/2 48 42 62.

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"Illegal"? - Niemand ist ohne Rechte!

Verallgemeinerungen sind oft falsch, mindestens aber leichtfertig aufgestellt. Selten aber greift eine Verallgemeinerung so weit in die Würde des Menschen ein, wie bei der Gleichung: ohne Aufenthalts- und/oder Arbeitserlaubnis = illegal. Diese Gleichung brandmarkt nicht nur Menschen, sondern sie erweckt auch den falschen Eindruck, dass diese Menschen ohne Rechte seien. Diesem Eindruck entgegenwirken will eine im Dezember 2002 erschienene neue Mitteilung des DGB-Bildungswerk e.V. in der Schriftenreihe Migration & Arbeitswelt "Rechte aus dem Arbeitsverhältnis - Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ohne Aufenthalts und/oder Arbeitserlaubnis". Die Mitteilung gibt ausführlich Auskunft darüber, welche Rechte aus dem Arbeitsverhältnis auch diejenigen Menschen haben, die ohne Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis arbeiten. Im Anschluss an ein Vorwort von Dietmar Hexel, dem Vorsitzenden des DGB-Bildungswerkes, bietet die Publikation eine Begriffsbestimmung, Texte zur illegalen Beschäftigung von Ausländern und Ausländerinnen, zu ihren Ansprüchen und zur Durchsetzung ihrer Gleichbehandlung. Ferner werden Beratungsstellen genannt sowie Stimmen der Gewerkschaften und einschlägige Gesetze aufgeführt.

Die Mitteilung findet sich zum Download auf der Seite des Bereichs Migration und Qualifizierung des DGB-Bildungswerkes unter www.migration-online.de. Sie kann auch direkt bestellt werden beim Verlag Der Setzkasten (Fax: 0211-408 00 90-40, mail@setzkasten.de).
Semiha Akin, DGB Bildungswerk e.V.

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Einkaufsführer für Muslime

Das Verbraucherzentrum des Landes Bremen hat einen "Einkaufsführer für Muslime" herausgegeben. Es wurden bundesweit Lebensmittelhersteller gebeten, die Lebensmittel zu nennen, die kein Schwein, Blut sowie Alkohol enthalten. Es wurde auch Fleisch als Inhaltsbestandteil ausgenommen, welches nicht nach islamischem Ritus geschlachtet wurde. 110 von 390 Herstellern reagierten auf das Schreiben, 80 nannten ihre für Muslime geeigneten Produkte,die in der Broschüre vorgestellt werden. Auf der homepage der Verbraucherzentrale kann die Broschüre als PDF-Datei heruntergeladen werden. (esf)

Bezug: 
Verbraucherzentrale des Landes Bremen e.V., Altenweg 4,28195 Bremen, Tel.(0421)16077-7, Fax: -7780, info@vz-hb.de, www.verbraucherzentrale-bremen.de 

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Diên Hông - Publikationen

Nach einer Mitteilung des vietnamesisch-deutschen Vereins Diên Hông vom März 2003 sind acht zum Teil in AiD bereits vorgestellte Publikationen derzeit noch erhältlich: 1. Wegweiser Verhüten - aber wie? Tránh thai - nhýng bang cách nào?, zweisprachig in Vietnamesisch-Deutsch, Dezember 2002; 2. 10 Jahre Diên Hông: 10 Jahre gegen Rassismus und Ausgrenzung. 10 Jahre für Gleichberechtigung und Annäherung zwischen Deutschen und Zugewanderten, Oktober 2002; 3. Wegweiser Li cem pijîÞkê linan - Beim Frauenarzt, zweisprachig in Kurmantî-Deutsch, Dezember 2001; 4. Wegweiser Dên bác sy phu khoa - Beim Frauenarzt, zweisprachig in Vietnamesisch-Deutsch, September 2000; 5. Wegweiser ?????Beim Frauenarzt , zweisprachig in Russisch-Deutsch, März 2000;

Diese Publikationen sind kostenlos und werden nach schriftlicher Bestellung mit dem Vermerk Porto zahlt EmpfängerIn versandt (Fax: 0381 / 768 99 71, E-Mail: dienhongrostock@aol.com Nach vorheriger Terminabsprache können die Publikationen auch direkt beim Verein (Waldemarstr. 33, 18057 Rostock) abgeholt werden.

Ferner ist in wenigen Exemplaren die Diplomarbeit von Astrid Krebs zum Unkostenbeitrag von 4 Euro (incl. Versandkosten) im Angebot: 6. Daheimgeblieben in der Fremde. Vietnamesische VertragsarbeitnehmerInnen zwischen sozialistischer Anwerbung und marktwirtschaftlicher Abschiebung, Februar 2000.

Bereits vergriffen und nur noch im Internet zum Downloaden unter www.dienhong.de stehen zur Verfügung: 7. Einstellungen und Erwartungen vietnamesischer Jugendlicher an Diên Hông, einen deutsch-vietnamesischen Verein in Rostock und seinen Jugendtreff, Magisterarbeit von Ulrike Stepan, April 2001; 8. Das Leben ist bunt. Interkulturelle Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern, März 2000; 9. Berufliche und soziale Integration ehemaliger DDR-VertragsarbeitnehmerInnen in Rostock. Ein Modellprojekt im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung, August 1998. (esf)

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Informationen für Spätaussiedler

Im Februar 2003 hat die Beauftragte des Senats für Integration und Migration in Berlin Ausgabe 2 des "Navigator - Informationen für Spätaussiedler" herausgegeben. Die 22-seitige Broschüre stellt aktuelle Themen und neue Gesetze vor, nennt Ansprechpartner für Beratung und Sprachkurse, Vereine und Termine interessanter Veranstaltungen für Spätaussiedler. (esf)

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"Was heißt eigentlich ... Integration?"

Der Begriff Integration hat sich zu einem der beliebtesten Schlagworte in Zusammenhang mit Migration und dem Leben von MigrantInnen in Deutschland entwickelt. Manchmal scheint er unerfüllbare oder auch unerwünschte Forderung, manchmal aber auch eine Art Allheilmittel für gesellschaftspolitische Probleme zu sein. Doch wer soll und muss sich integrieren? Von welchen Personen wird der Begriff Integration in welchem Kontext und mit welcher Intention verwendet? Welche verschiedenen Konnotationen kann Integration haben? Das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. (IDA) hat Ende 2002 einen Flyer herausgegeben, der diesen Fragen nachgeht. Er setzt sich kritisch mit dem Begriff auseinander und zeigt die unterschiedlichen Dimensionen auf, die Integration je nach Kontext haben kann. Schließlich benennt er Forderungen an Gesellschaft und Politik, um zu verdeutlichen, dass Integration keine einseitige Forderung der Mehrheitsgesellschaft an MigrantInnen sein darf, sondern vielmehr ein gegenseitiger Prozess ist. (esf)

Bezug: 
Dr. Stephan Bundschuh/IDA e. V., Volmerswerther Str. 20, 40221 Düsseldorf, Tel: 0211/159255-5, Fax: -69, info@IDAeV.de 

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"Was heißt eigentlich ... Identität?"

Wer bin ich? Welche Faktoren bestimmen meine Identität? Gibt es überhaupt Identität, oder ist jeder Mensch so komplex, dass es eine einzige, unveränderbare, klar umrissene (Ich-) Identität nicht gibt? Was ist "kollektive Identität"? Diesen Fragen geht ein 2002 erschienener Flyer des Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. (IDA) nach. Kritisch setzt er sich mit dem Begriff "Identität" auseinander und beleuchtet dessen verschiedene Aspekte. Erläutert wird, dass jeder Mensch situationsbedingt verschiedene Identitäten hat und diese sich im Laufe der Zeit oder des Kontextes wandeln können. Prägnant werden Thesen formuliert, die für einen kritischen Umgang mit dem Konzept der Identität plädieren, dessen Bedeutung für die Individuen und die Gesellschaft jedoch anerkennen. (esf)

Bezug: 
IDA e.V., Dr. Stephan Bundschuh, Volmerswerther Str. 20, 40221 Düsseldorf, Tel: 0211/159255-5, Fax: -69, info@IDAeV.de 

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Zuwanderung und Integration in den neuen Bundesländern

Die Ausländerbeauftragten von Brandenburg und Sachsen-Anhalt, Almuth Berger und Günther Piening, wollen mit einem im Januar 2003 veröffentlichten Memorandum Klischees in der Zuwanderungsdiskussion bekämpfen. Piening bemängelt das "verzerrte Bild, als sei der Westen zuständig für Multikulti und der Osten für Fremdenfeindlichkeit." Dies beschönige die Lage im Westen und werde dem Osten nicht gerecht. Almuth Berger beklagt sporadische Berichte über rechte Gewalt: "So wie die Zahlen in der Statistik heruntergehen, lässt das Interesse nach." Gemeinsam stellten sie ein Memorandum "Zuwanderung und Integration in den neuen Bundesländern" mit Beispielen für gelungene Integrationsprojekte vor. Das Memorandum kann im Internet eingesehen werden unter: www.auslaenderbeauftragter.
sachsen-anhalt.de/schlagzeilen/index.htm
  (esf)

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IDA-Film- und Videoverzeichnis

Das Film- und Videoverzeichnis des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit e.V. (IDA) ist Ende 2002 in einer aktualisierten Fassung neu erschienen. In den Kategorien Migration, Interkulturalität, Rechtsextremismus und Neonazismus, Rassismus, Antirassismus, Nationalsozialismus und Umgang mit der NS-Geschichte sowie Jüdisches Leben und Antisemitismus informiert das Verzeichnis über rund 350 Filme, die im Jugend- und Bildungsbereich eingesetzt werden können. Dabei umfasst das Spektrum sowohl Spiel- als auch Zeichentrick- oder Dokumentarfilme und Reportagen. Die Inhalte der einzelnen Filme werden jeweils kurz vorgestellt. Zusätzlich gibt das Verzeichnis Informationen zu Länge, Erscheinungsjahr und empfohlenen Altersgruppen. Im Anhang befindet sich eine Adressliste bundesweiter Verleihstellen. Über IDA e.V. können die Filme nicht ausgeliehen werden. (esf)

Bezug: 
Dr. Stephan Bundschuh/IDA e. V., Volmerswerther Str. 20, 40221 Düsseldorf, Tel: 0211/159255-5, Fax: -69, info@IDAeV.de 

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"GEMEINSAM" erscheint neu

18 Monate lang war die Zeitschrift "GEMEINSAM" des Ausländerbeirates der Stadt Kassel nicht mehr erschienen. Die letzte Ausgabe datiert vom 20-jährigen Jubiläum des Beirates im Mai 2001. Nach der Wahl zum neuen Ausländerbeirat im November 2001 gelang es nun, die Zukunft des Informationsdienstes zu sichern. Im Februar 2003 erschien mit Heft 26 im 16. Jahrgang die erste neue Ausgabe in einer Auflage von 2.500 Exemplaren. Auf 27 Seiten vorgestellt werden die Aufgaben des Ausländerbeirates und seiner Mitglieder, aber auch Projekte und Migrantenvereine - letztere zweisprachig. (esf)

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Neue Zeitung "ethnotrade"

Seit August 2002 gibt die Zebra Communications GmbH in Berlin eine zwei-monatlich erscheinende Zeitung "ethnotrade" heraus. Im April 2003 erscheint die vierte Ausgabe der "interkulturellen Handelszeitung". Die mehrfarbige 24-seitige Zeitung richtet sich an in Deutschland tätige ausländische Unternehmer insbesondere der Branchen Telekommunikation, Textil- und Lebensmittel-Großhandel, Gastronomie, Transport und Reisen, Import-Export, Übersetzungsdienstleistung, Wirtschaftsrecht und Kultur. Behandelt werden vor allem juristische und wirtschaftliche Themen, die für die Zielgruppe von Interesse sind. Aber auch einzelne Länder/Kulturen, insbesondere auch die deutsche, sollen "in ihren Verhaltensarten und kulturellen Besonderheiten" vorgestellt werden, wie es in einer Selbstdarstellung heißt. Die Zeitung gibt praktische Hinweise zu Themen wie Aufenthaltsgenehmigung, Familien-Nachzug, interkulturelle Eheschließung, Business Angels, Telekommunikation, Reiseplanung, Messen, öffentliche Förderungen, Stromversorger, Speditionen und Versicherungen. Zu diesen Themen - insbesondere aber zu Calling Cards - wurde bislang auch viel Werbung geschaltet. Die Zeitung wird zielgruppenspezifisch unter ausländischen Handels- und Gastronomiebetrieben versendet, liegt kostenlos an geeigneten Messen und Handelszentren aus, kann aber auch abonniert werden. (esf)

Kontakt: 
ethnotrade / Zebra Communications GmbH, Gitschiner Straße 61, 10969 Berlin, Tel.: 01805/440880, www.ethnotrade.com

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Internet / Filme / Poster / Ausstellungen

Einkaufsführer im Netz

Die Verbraucherzentrale Berlin hat im März 2003 einen Einkaufsführer für Muslime neu in ihr Internetangebot aufgenommen (www.verbraucherzentrale-berlin.de). Den 200.000 Muslimen in Berlin, die in ihrer Ernährung an die Einhaltung bestimmter Regeln gebunden sind, soll damit eine Orientierungshilfe gegeben werden, hieß es. Leider ist es für sie aufgrund ungenügender Kennzeichnungsvorschriften oft unmöglich, Lebensmittel gezielt danach auszuwählen, ob z. B. Alkohol oder Bestandteile vom Schwein verarbeitet wurden. Der Einkaufsführer ist ursprünglich von der Verbraucherzentrale Bremen entwickelt worden. Die Verbraucherzentrale Bremen hatte 390 Hersteller angeschrieben - 80 davon nannten ihre für Muslime geeigneten Produkte, die nun als Orientierungshilfe im Internet veröffentlicht sind: Lebensmittel, die keine Zusatzstoffe tierischen Ursprungs aufweisen, die keine Fette bzw. Öle enthalten, die von geschlachteten Tieren stammen, in deren zusammengesetzten Zutaten keine Inhaltsstoffe von Schlachttieren enthalten sind. Es ist geplant, den Einkaufsführer, der auch Tipps und Hinweise zur Kennzeichnung und Begriffserklärungen enthält, demnächst in türkischer Sprache zu veröffentlichen. (esf)

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www.migration-
online.de

"Damit Zuwanderung nicht immer wieder zum Spielball im Wahlkampf wird", gibt es nach Auffassung des DGB-Bildungswerks e.V. nur eins: Information. "Denn wer informiert ist, kann mitreden und einschätzen, inwieweit scheinbar stichhaltige Parolen zutreffen. Wir möchten die Diskussion um Zuwanderung - aber mit sachhaltigen Argumenten und Fakten." Daher hat das DGB-Bildungswerk im August 2002 damit begonnen, wöchentlich selbst erstellte Fakten und Argumente rund um Zuwanderung im Internet unter www.migration-online.de zur Verfügung zu stellen. Jeden Donnerstag wird die Sammlung um ein weiteres Argument erweitert. Darüber hinaus haben auch externe Personen und Institutionen die Möglichkeit, hier auf ihre Arbeit zum Bereich Zuwanderung und Integration hinzuweisen. Jeden Dienstag werden daher andere Arbeiten vorgestellt. (esf)

Kontakt: 
Semiha Akin, Rechtsreferentin Bereich "Migration und Qualifizierung", DGB Bildungswerk e.V., Hans-Böckler-Straße 39, 40476 Düsseldorf, Tel.: 0211-4301-195, Fax: -137, semiha.akin@dgb-bildungswerk.de, www.migration-online.de, www.dgb-bildungswerk.de

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"Wenn ich einmal alt bin ..."

Einrichtungen und Angebote der Altenhilfe werden in Zukunft zunehmend auch Senioren und Seniorinnen nicht-deutscher Herkunft zu betreuen haben. Um die Fachkräfte schon in der Ausbildung mit diesen Herausforderungen vertraut zu machen und sie auf die neuen Aufgaben vorzubereiten, hat das Bayerische Sozialministerium die Produktion von Unterrichtsmaterialien in Form eines Multimediapakets in Auftrag gegeben. Unterstützt wird das Projekt durch die AWO-Landesverband und -Kreisverband, den Ausländerbeirat und das Seniorenamt der Stadt Nürnberg, sowie Fachschulen und Einrichtungen der Altenpflege. Seit Anfang 2002 hat ein interkulturelles Projektteam des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums der Universität Erlangen-Nürnberg - bestehend aus Soziologen, Gerontologen, Praktikern und Filmemachern unter der Leitung von Prof. Dr. Stosberg - ein Gesamtkonzept für das Unterrichtsmaterial erarbeitet. Mit der filmischen Umsetzung und Produktion des Multimediapaktes wurde transfers-film/Jochen Menzel beauftragt. Das Multimediapaket enthält einen dokumentarischen Einführungsfilm, Experteninterviews und Praxisberichte, Kurzreportagen, ein Rollenspiel, erläuternde Texte und Hintergrundmaterialien sowie didaktische Vorschläge. Produziert und herausgegeben wird das Multimedia-Paket in Form einer DVD, die eine vielfältige und individuelle Nutzung des gesamten Inhalts erlaubt. Das Projektteam hat das Ergebnis gemeinsam mit der bayerischen Sozialministerin Stewens am 29.1.2003 in München vorgestellt. (esf)

Bezug: 
transfers-film/Jochen Menzel, Tel.: 0911 - 790 52 88, Fax: 0911- 790 32-30, menzel@transfers-film.de, www.transfers-film.de/projekte.htm

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Medienkoffer für Zivilcourage

Ende November 2002 präsentierte der Verein Gesicht Zeigen! Aktion weltoffenes Deutschland e.V. einen für den Unterricht und die aktive Jugendarbeit konzipierten "Medienkoffer für Zivilcourage". Er bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Themen wie Zivilcourage, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung, Migration und Gewalt mittels unterschiedlicher Medien zu bearbeiten. In seiner Art einzigartig ermöglichen die zahlreichen, den Jugendlichen vertrauten Medien wie VHS-Videos, DVDs, Audio-CDs, CD-ROMs, Bücher, Hefte, Dokumentationen und Poster eine abwechslungsreiche, medial vielfältige aber auch ernsthafte und spannende Gestaltung von Unterrichtseinheiten zu diesen Themen. Der Verein Gesicht Zeigen! ist von Uwe-Karsten Heye, Paul Spiegel und Michel Friedman im August 2000 mit dem Ziel gegründet worden, gegen rechte Gewalt in Deutschland aktiv zu werden und für ein weltoffenes Deutschland einzutreten.
Der Medienkoffer für Zivilcourage ist gegen eine Schutzgebühr von Euro 80,- zzgl. Versandkosten bei Gesicht Zeigen! erhältlich. Der eigenliche Wert des Koffers liegt bei ca. 300 Euro. Die geringe Schutzgebühr wurde möglich durch die Förderung mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms "entimon - gemeinsam gegen Gewalt und Rechtsextremismus". (esf)

Bezug: 
Gesicht zeigen!, Torstraße 124, 10119 Berlin, Fax: 030/280 44 813, thiesmeyer@gesichtzeigen.de, www.gesichtzeigen.de

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Verzeichnis der IDA-Bildungs- und Unterrichts-
materialien

Das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. (IDA) Bildungs- und Unterrichtsmaterialienverzeichnis wurde 2002 komplett überarbeitet und neu aufgelegt. Es umfasst eine Vielzahl von kommentierten Bildungs- und Unterrichtsmaterialien zu den Themen "Rechtsextremismus und Antifaschismus, Antisemitismus/Umgang mit der NS- Geschichte, Rassismus/Antirassismus, Interkulturelles Lernen/Erziehung und Migration". Viele der hier vorgestellten Materialien wurden von Bildungseinrichtungen und Verbänden veröffentlicht, deren Bezugsadressen im Verzeichnis genannt werden. Das Verzeichnis kann für 2,50 Euro bei IDA e. V. bestellt werden.

Bezug: 
IDA e.V., Dr. Stephan Bundschuh, Volmerswerther Str. 20, 40221 Düsseldorf, Tel: 0211/159255-5, Fax: -69, info@IDAeV.de

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