Ausländer in Deutschland 2/2003, 19.Jg., 25. Juli 2003

PROJEKTE

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Integration durch Sport

"Argentinien" wird in Mannheim Weltmeister


Hoch mit dem Pokal - Das Team Argentina feiert

Vom 30. Juni bis 11. Juli 2003 stand Mannheim im Zeichen der Straßenfußball-"Weltmeisterschaft". 700 Kinder und Jugendliche verschiedener Nationalitäten nahmen daran teil, aus fast 80 Teams wurde ihr Weltmeister ermittelt. Die "WM" ist mehr als ein normales Turnier. Schon ein Blick auf die Regeln verdeutlicht dies. Sieger ist nicht nur die Mannschaft, die die meisten Tore schießt , sondern zudem fair-play -Regeln beachtet. Auch stimmt "Mannschaft" ohnehin nur bedingt, da in jedem Team Mädchen mitspielen. Das Regelwerk ist auf die integrativ-gewaltpräventive Methode "Straßenfußball für Toleranz" abgestimmt. Hier zeigt sich die praktische Umsetzung des Programms Integration durch Sport.

Die Projekt "Sport mit Aussiedlern" wurde auf Initiative des Bundesministeriums des Innern in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sportbund (DSB) 1989 ins Lebens gerufen. Im Jahre 2001 wurde die Zielgruppe auf Ausländer und in sozialen Brennpunkten lebende Einheimische erweitert. Das Projekt erhielt den Namen "Integration durch Sport".

Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge fördert die Maßnahme als eines der bedeutendsten Integrationsprojekte im gesellschaftlichen Bereich.

Ziel des Projektes ist die Integration der Zuwanderinnen und Zuwanderer in die Aufnahmegesellschaft durch und in den organisierten Sport.

Der Integrationspartner DSB verfügt durch seine bundesweiten Strukturen über ein immenses Potenzial : 2,7 Millionen ehrenamtliche Helfer verteilen sich auf 91.000 Vereine. Insgesamt sind in Deutschland etwa 27 Millionen Menschen in Sportvereinen organisiert. Auf Bundes- Landes- und regionaler Ebene hat sich der Sport klar zu seiner sozialen Verantwortung bekannt und eindeutig Stellung gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus bezogen. Der Deutsche Sportbund übernimmt die Gesamtkoordination der 16 Bundesländer. 16 Länderkoordinationen setzen das Programm unter Berücksichtigung regionaler wie lokaler Besonderheiten um. Im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen innerhalb der Strukturen wird verstärkt Wert auf interkulturelle Kompetenz gelegt, sowie Strategien im Bereich des "gender mainstreaming" (Geschlechterdemokratie) beachtet.

Das Projekt "Integration durch Sport" ist zukunftsorientiert angelegt und fügt sich in das Gesamtkonzept der Integrationsförderung durch die Bundesregierung ein.

Integrationsmodule

Über das Handlungsfeld Sport soll ein gesamtintegrativer Ansatz gefunden und Netzwerke aufgebaut werden. In einem Zwei- Phasen-Modell wird einerseits die Integration der Ausländer und Aussiedler durch die Sportvereine in die Aufnahmegesellschaft gefördert. Gleichzeitig wird auch der Verein dafür sensibilisiert, sich für die Belange der Zuwanderer zu engagieren und deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in Deutschland zu erleichtern.

Die Umsetzung der Maßnahmen geschieht in sogenannten "Integrationsmodulen", zu denen u.a. Starthelfer, Stützpunktvereine und Sportmobile gehören.

Der Starthelfer stellt den Kontakt zwischen den Zuwanderern und den Vereinen her. Er betreut Übungsgruppen, berät Interessierte und organisiert Sportveranstaltungen. Vielfach sind Personen mit Migrationshintergrund in diesem ehrenamtlichen Bereich tätig. Es entsehen dadurch Synergieeeffekte bei der Erlernung der Sprache, des Aufbaus persönlicher Kontakte und erleichtern das Kennlernen der Gesellschafts- und Sportstrukturen in Deutschland. Zugleich wird ein wertvoller Beitrag als Hilfe zur Selbsthilfe geleistet.

Stützpunktvereine, sind Sportvereine, die sich besonders im Integrationsbereich engagieren. Mehr als 500 Vereine verteilen sich großflächig in der Bundesrepublik Deutschland, die meisten von ihnen in westdeutschen Großstädten. Ein Arbeitsprinzip zielt auf Netzwerkbildung ab. Der Sportverein steht also nicht allein, sondern bringt seine Arbeit in ein lokales Netzwerk ein. In diesem sind zum Beispiel Schulen, Ämter, Migrantenorganisationen, Präventionsräte, Wohlfahrtsverbände und Kirchen aktiv. Dies sichert eine hohe lokale Handlungsfähigkeit und Flexibilität, um an sozialen Brennpunkten tätig sein zu können.

Durch den Einsatz von Sportmobilen können Integrationsaufgaben flächendeckend im ganzen Bundesgebiet wahrgenommen werden. Als Informations- und Aktionsbühne sind sie bei Stadtteilfesten, vor Übergangswohnheimen und Schulen im Einsatz. Sie ermöglichen im Rahmen der wohnumfeldorientierten Arbeit an jedem Ort, zielgruppenspezifisch sportbezogene Angebote zu machen.

Zurück nach Mannheim: Die Idee der "Straßenfußball-WM" entstand im Jahre 2002 parallel zur offiziellen Weltmeisterschaft. Sieger dieser zweiten Straßenfußball-WM war wie im Vorjahr die Mannschaft von "Argentinien", die sich im Endspiel gegen "Kamerun" durchsetzen konnte. Das Spielen in Nationaltrikots anderer Länder war ein besonderer Anreiz - denn natürlich steckten in Deutschland aufgewachsene Spielerinnen und Spieler in den blau-weißen und grünen Trikots der Finalisten. Als besonders positiv hoben die Veranstalter hervor, dass sich der Anteil der Spielerinnen erhöht hat und dass - im Vergleich zum Vorjahr konfliktfreier agiert wurde. Das Mannheimer Netzwerk hat sich in der Praxis bewährt und auch der Einstieg in eine Ost-Westdeutsche Integration ist gelungen: Auch Teams aus Brandenburg zu Gast und Gegenbesuche aller Beteiligten wurden vereinbart. Fußball war freilich nicht alles - die Spiele wurden durch ein interkulturelles Rahmenprogramm begleitet.

Sport bietet unbestritten große Integrations- und Partizipationschancen. Wo viele Menschen zusammen kommen entstehen allerdings auch Anlässe für Konflikte zwischen verschiedenen Gruppen. Nach einer Studie sind ca. 28% der Gesamtbevölkerung in Sportvereinen organisiert, der Anteil von Migrantinnen und Migranten beläuft sich dabei jedoch nur auf schätzungsweise 10%. Für einen Erfolg der Integrationsbemühungen des Sports unverzichtbar ist daher eine Vernetzung verschiedener gesellschaftlicher Akteure, die sich für die Integration von Migranten und deren gleichberechtigten Teilhabe an der Aufnahmegesellschaft einsetzen.

Kontakt: 
Deutscher Sportbund, Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt am Main , Tel.: 069/67-000, Fax: -4906, dsb-info@dsb.de, www.dsb.de und www.integration-durch-sport.de


Autoren: Jens Herwig/ Gabriele Czornohuz, BAFl

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Marokko gewinnt JVA- Fußballturnier in Höchst

 


v.l.: Thomas Zampach (Eintracht Frankfurt), Andrea Ypsilanti (Landesvorsitzende der SPD Hessen), Ali-Riza Colak (Türkischer Generalkonsul), Bilal Can (Jugend- und Drogenberatungsstelle) und Manfred Radde (Anstaltsleitung JVA)

Frankfurt. Die Jugend- und Drogenberatung Frankfurt-Höchst hat am 17. Juni 2003 zum sechsten Mal seit 1997 ein Fußballturnier in der Justizvollzugsanstalt II in Frankfurt-Höchst ausgerichtet. Seit 1997 haben über 350 Aktive (von "drinnen" und "draußen") an dieser ungewöhnlichen Veranstaltung teilgenommen. Der vom Amt für Multikulturelle Angelegenheiten gesponserte Pokal ging bislang viermal nach draußen in die Beratungsstelle, zweimal gewannen die Teilnehmer der JVA. Die diesjährige "Mini-Fußball-WM" mit acht Mannschaften gewann mit Marokko wieder eine Mannschaft von außerhalb. Im Endspiel besiegten sie Frankreich (JVA). Das Spiel um Platz 3 gewann die Türkei gegen Holland (JVA). Eröffnet worden war das Turnier durch die Landesvorsitzende der Hessischen SPD, Andrea Ypsilanti, den türkischen Generalkonsul, Ali-Riza Colak sowie den ehemaligen Fußball-Profi der Frankfurter Eintracht, Thomas Zampach. Der Organisator des Turniers, Bilal Can, und Rainer Mann, Leiter der Jugend- und Drogenberatung Höchst, konnten auch dieses Jahr wieder ein sehr positives Fazit ziehen. Unterstützt wurde das Turnier von verschiedenen türkischen und deutschen Firmen. (esf)

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Antisemitismus-
projekt

 

Düsseldorf. Das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (IDA) hat im Juni 2003 das Projekt "Primärer, sekundärer und tertiärer Antisemitismus. Pädagogische Modelle und Materialien zur Bearbeitung aktueller Erscheinungsformen des Antisemitismus unter Jugendlichen in der Bundesrepublik". Das auf zwei Jahre angelegte Projekt widmet sich aktuellen Erscheinungsformen des Antisemitismus unter Jugendlichen und entsprechenden pädagogischen Handlungskonzepten insbesondere für die außerschulische Jugendarbeit. Dabei werden drei Formen des Antisemitismus unterschieden: die stereotypen, klassischen Vorurteile (primärer Antisemitismus), antisemitische Verarbeitungsformen der Tätergesellschaft nach dem Holocaust (sekundärer Antisemitismus) sowie antisemitische Gefühlswelten, die unter MigrantInnen kursieren und vor allem Folge des Nahost-Konfliktes sind.

Abgeschlossen werden soll das Projekt unter anderem mit einem in der Praxis erprobten MultiplikatorInnen-Paket und einer Handreichung für Jugendliche. Schwerpunkte bis Ende 2003 sind der Aufbau eines Netzwerkes von Jugendverbänden und Fachstellen zum Themenfeld, ein Fachgespräch mit Expert/innen, eine Umfrage unter Jugendlichen und ein Flyer mit prägnanten Informationen zur Frage "Was ist eigentlich Antisemitismus?" Die Ergebnisse des Projektes werden fortlaufend auf der IDA-Webseite (www.idaev.de) dokumentiert. Das Projekt wird gefördert durch "Entimon - gemeinsam gegen Gewalt und Rechtsextremismus", ein Programm im Rahmen des Aktionsprogramms "Jugend für Toleranz und Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Kontakt: 
IDA e. V., Volmerswerther Str. 20, 40221 Düsseldorf, Tel: 0211/159255-5, Fax: -69, info@IDAeV.de (Projektleiterin Birgit Rheims (Tel: -64, birgit.rheims@idaev.de)


Autor: Dr. Stephan Bundschuh, IDA e. V.

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