Ausländer in Deutschland 2/2003, 19.Jg., 25. Juli 2003

STADTPORTRAIT

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


"Integration ist hier Chefsache"

Integrationspolitik in Nürnberg

Rund 150.000 der 493.600 Nürnberger Bürger sind nicht in Deutschland geboren oder haben ihre familiären Wurzeln in anderen Ländern. Nürnberg ist mit einem Ausländeranteil von 18,2 Prozent eine Einwanderer-Stadt. Dazu tragen in besonderem Maße auch (Spät-)Aussiedler bei, von denen jährlich immerhin rund 3.000 zuziehen. Innerhalb von zwölf Jahren sind fast 40.000 Aussiedler und Kontingentflüchtlinge in die Frankenmetropole gekommen - die meisten mit deutschem Pass. Wie in anderen Großstädten auch wird die Einwohnerstatistik zwar von Zuwanderern ohne deutschem Pass aus den Anwerbeländern dominiert (vgl. Box). Die wichtigste Fremdsprache ist heute jedoch Russisch. Menschen aus 155 Staaten leben heute in einer Stadt, die mit vielfältigen Integrationsmaßnahmen dem unrühmlichen Erbe als "Stadt der Reichsparteitage" eine andere Wirklichkeit entgegen setzt.

"Wir setzen uns ein für die Integration aller in Nürnberg lebenden Menschen und ermöglichen ihre Mitwirkung am öffentlichen Leben", heißt es im Leitbild der 1050 als "nourenberc" (felsiger Berg) erstmals erwähnten Handelsstadt. Die im Mittelalter zu den größten europäischen Metropolen zählende Stadt war schon immer weltoffen. In seiner Antrittsrede sagte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly 2002: "Bürgerschaft - dazu zählen für mich alle Nürnbergerinnen und Nürnberger, unabhängig davon, wo sie geboren sind, welche Sprache ihre Muttersprache ist, an welchen Gott sie glauben und welchen Pass sie bei sich haben. Eine Selbstverständlichkeit des reibungsfreien Zusammenlebens gibt es nicht. Das ist ein Wert, um den täglich neu gerungen werden muss - für mich ein Wert, für den zu kämpfen sich auch täglich lohnt. Wir werden unsere Anstrengungen für Integration und Akzeptanz kultureller Vielfalt verstärken." Auf Initiative des Stadtoberhaupts wurde die bisherige Kommission des Stadtrats für Ausländerfragen in Stadtratskommission für Integration und interkulturelle Angelegenheiten umbenannt. "Das ist Programm", heißt es. Die Themen Aussiedler und Ausländer werden nun gemeinsam bearbeitet. Der Ausländerbeirat freilich hat seinen Namen seit 30 Jahren nicht verändert. Auch er setzt sich aktiv für eine interkulturelle Öffnung der Verwaltung ein. Seine stetigen Mahnungen stießen beim neuen OB auf offene Ohren.

Die Stadt befindet sich seit 2002 im Prozess zur Erarbeitung und Umsetzung eines Integrationsprogrammes. Es geht Maly darum, migrationsspezifische Angebote als Querschnittsaufgabe bei der Stadtverwaltung zu bündeln und zu vermeiden, dass parallel gearbeitet wird. Entwicklungspartner der mit dieser Aufgabe betrauten verwaltungsinternen Koordinierungsgruppe sind das vor Ort angesiedelte Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge sowie ein beratendes Kuratorium aus wichtigen städtischen Persönlichkeiten.

Galgenhof, Gostenhof und Langwasser

Nürnberg ist mit mehr als 300.000 Arbeitsplätzen Bayerns zweitgrößter Wirtschaftsstandort. Einrichtungen wie das 1852 gegründete Germanische Nationalmuseum, die Internationale Spielwarenmesse oder der romantische Christkindlmarkt ziehen jährlich Millionen Besucher an. 2002 wurden in der "Dürerstadt" gut 475.000 Übernachtungen ausländischer Gäste gezählt. Weitere Pfunde mit denen die bundesweit zu Unrecht manchmal übersehene Großstadt wuchern kann, sind ein hoher Grad an Lebensqualität und Sicherheit. Nach der sog. Mercer-Studie liegt Nürnberg in Puncto Lebensqualitat unter weltweit 218 Großstädten auf Platz 26. Und in der Kriminalstatistik gilt die Stadt als sicherste unter den größten deutschen Städten.

Freilich gibt es auch Problemviertel bzw. solche, denen man schon aufgrund hoher Migrantenanteile Probleme nachsagt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ließen sich die Siemens-Schuckert-Werke, Hercules und später auch Adtranz, Alstom und andere große Industriebetriebe südlich des Hauptbahnhofs nieder. Die Südstadt mit den Arbeiterquartieren Galgen- und Tafelhof sowie Steinbühl und Gibitzenhof war nicht nur Nürnbergs industrielles Herz, sondern wurde mit einem Ausländeranteil von heute 33,5 % auch zu einem der wichtigsten Migrantenviertel. Doch dann schlug im vergangenen Jahrzehnt der Strukturwandel unerbittlich zu. Es kam zu einem massiven Arbeitsplatzabbau im produzierenden Sektor. Die Arbeitslosigkeit ist daher deutlich höher als in der Gesamtstadt, wobei Ausländer fast die Hälfte aller Arbeitsloser stellen. Zu diesen Problemen kommt in der Südstadt noch dazu, dass hier viele Ausländer stark in gering bezahlten und unsicheren Beschäftigungsverhältnissen vertreten sind. Auch ein hoher Anteil an nicht oder schlecht ausgebildeten ausländischen Jugendlichen ist zu verzeichnen. Im Zuge der 1996 begonnenen Maßnahmen der Stadterneuerung sowie der Einbindung in das Programm "Soziale Stadt" ab 1999 sind jedoch eine Vielzahl von Projekten initiiert worden - zum Beispiel der "Südstadtladen" (vgl. S. 5).

Ähnlich strukturiert ist der Stadtteil Gostenhof, der sich westlich der Altstadt anschließt. Das alte Arbeiterviertel ist von einem hohen Verkehrsaufkommen und wenig Grünflächen geprägt. Mit 40 % ist der Ausländeranteil noch höher als in der Südstadt. Die von Türken und Griechen geprägte bunte Gesellschaft hat sich dort allmählich entwickelt. Man lernt und profitiert voneinander. Dazu tragen manche Projekte bei. Unter anderem hat die Arbeiterwohlfahrt hier die Vorschulförderangebote "Hippy" und "Opstapje" sowie im Rahmen eines Modellprojektes auch interkulturelle Trainings für Fachkräfte ("InkuTra") eingerichtet. Nahebei bietet der seit 25 Jahren bestehende Verein "Degrin - Ausländer und Deutsche gemeinsam" in einem Hinterhaus einen Stadtteiltreff mit Hausaufgabenhilfe und Jugendfreizeitangeboten. Entstanden ist Degrin aus einer Deutsch-griechischen Initiative, doch inzwischen sind dort viele Nationen vertreten - nur keine Griechen mehr. Wo sich Zuwanderungsprozesse schneller entwickeln, in der Werderau etwa durch den raschen Zuzug von türkischen Familien, sind die Einheimischen verunsichert. Der Ausländeranteil des Stadtteils mit 2.500 Einwohnern liegt bei 36 %. Die Konflikte sind alltäglich. Doch sie werden oft ethnisch überlagert. Eine Stadtteilbeauftragte setzt sich hier für den Austausch und ein Kennenlernen ein.

Bedingt durch den früheren Standort der Durchgangsstelle für Aussiedler ist die Stadt mit rund 70.000 Personen in Aussiedlerhaushalten stark osteuropäisch geprägt. Allein 20.000 Siebenbürger Sachsen leben hier. Integrationsmaßnahmen werden besonders für die in den letzten Jahren zugezogenen Menschen aus Russland angeboten. Bevorzugte Wohnorte sind die Stadtteile Langwasser und Röthenbach-Ost. Das Inter-Kultur-Büro des Amtes für Kultur und Freizeit bietet ihnen ein umfangreiches Russisch-Deutsches Kulturprogramm. Das Referat für Jugend, Familie und Soziales hat zum Austausch und zur Integration der Neubürger "Runde Tische" initiiert.

Für OB Dr. Maly ist klar: "Alle Menschen, die zu uns kommen, gehören zur Stadt. Sie sind nicht Gäste, sondern Teil der Stadt." Das Stadtoberhaupt möchte die Kräfte stärker bündeln, die das Miteinander fördern. Denn auch außerhalb dieser Viertel gibt es eine Fülle von Institutionen, Initiativen und Vereinen. Zu nennen sind das Programm "Mama lernt deutsch", das Xenos-Netzwerk für Interkulturelle Kommunikation und berufliche Integration und das Netzwerk interkulturelle Mediation. Insgesamt nennt der Sozialatlas der Stadt 329 "Vereine bzw. Gruppen von und mit Ausländern" - vom Anadolu Fanclub über den Verein der Österreicher und das Türkische Theater bis zur Zaire Solidarität. Manche gehören mit ihren Angeboten bundesweit zu den Vorreitern, so der Ausbildungsring ausländischer Unternehmer (AAU), der Türkisch-deutsche Verein zur Integration Behinderter oder "Mudra" - die Drogenberatungs- und Drogenhilfeeinrichtung für Migranten. In die bunte Vielfalt dieser Angebote und Maßnahmen Strukturen hinein zu bringen, sie zu vernetzen, ohne individuelle Freiräume zu beschneiden, ist eine derAufgaben der städtischen Koordinierungsgruppe.

Die Arbeit mancher Initiative und Lebensgeschichten vieler Migranten hat das deutsch-türkische Filmemacherpaar Jochen Menzel und Gülseren Suzan ("transfers") in liebevollen Nürnberg-Miniaturen dokumentiert. Zuletzt "Baklava - Made in Nürnberg". Sie könnten - fern von Lebkuchen und Bratwürsten - noch viele Geschichten von der Pegnitz erzählen. Zum Beispiel die von Gesuino Atzeni, der als Arbeitsmigrant von Sardinien nach Nürnberg kam und nach einigen Jahren bei Grundig begann, aus einer Garage heraus sardische Weine zu verkaufen. Vor 20 Jahren gründete er mit einem deutschen Partner eine Großhandelsfirma für Bio-Lebensmittel aus Italien, "Il Nuraghe". Von Fenchelsalami über Olivenöl bis zu Wein und Espresso aus biologischem Anbau - hier kommen Geniesser auf ihre Kosten. Zu ihnen zählte beim Jubiläum am 19. Juli auch OB Maly, dessen Amtssitz um die Ecke liegt.


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

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"Hippy" - ein Spiel- und Lernprogramm

 

Die Arbeiterwohlfahrt Nürnberg (AWO) bietet seit Januar 1992 Migrantenfamilien mit Vorschulkindern das Spiel- und Lernprogramm "Hippy" an. "Hippy" steht für "Home Instruction Program für Preschool Youngsters" und bedeutet soviel wie "Angeleitetes Hausbesuchsprogramm für Vorschulkinder". Das Konzept wurde in Israel entwickelt. Angesprochen werden Kinder, die zu Hause nicht die notwendigen Anregungen erfahren, die sie auf die Anforderungen der Schule vorbereiten. Am besten, so der Grundgedanke, beginnt die gezielte Förderung in ganz jungen Jahren. Die "Hippy"-Philosophie lautet: "Den Kindern hilft man, wenn man den Eltern hilft." Es geht vor allem um Familien, in denen die Kleinen nicht selbstverständlich Stifte, Schere oder Knete zum kreativen Spiel zur Verfügung haben. Angeleitete Laienhelferinnen - oft aus dem selben Land wie die betreuten Migranten - erklären bei ihren Hausbesuchen Arbeitshefte, Bilderbücher oder Spiele.

Gut zehn Jahre "Hippy"-Erfahrung haben gezeigt, dass nicht nur die Kinder, sondern auch die Mütter selbstbewusster werden. Manche Väter sind immer wieder auch skeptisch, erzählt Koordinatorin Renate Sindbert, die seit Beginn dabei ist. Sobald diese jedoch merken, dass "Hippy" ihren Kindern gut tut, würden ihre Vorbehalte schwinden. Über 700 Familien haben bereits am "Hippy"-Programm teilgenommen.Sindbert freut sich immer besonders, wenn Mütter ihr berichten: "Wir waren bei der Einschulungsuntersuchung. Für mein Kind waren die Aufgaben alle ganz einfach. Der Arzt hat dann gefragt: ,Ist das vielleicht ein ‚Hippy'-Kind?'" Solche Erlebnisse bestätigen ihr, wie gross die integrative Wirkung des Projektes ist. (esf)

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Mama lernt deutsch

 

Im Klassenzimmer Nummer 18 der Grundschule an der Bauernfeindstraße hängt an der Wand eine kleine FC-Bayern-Fahne. Mobiles baumeln an der Decke. Eine vertraute Atmosphäre für die Kinder, die sonst hier unterrichtet werden. Die vier Frauen, die jetzt ihre Lektionen lernen, haben dafür keinen Blick. Sie brüten über ihren Arbeitsblättern und lauschen den Übungssätzen ihrer Lehrerin: "Haben Sie auch ihre Schwägerin besucht?", will Christa Bethke wissen. "Ja, ich habe auch meine Schwägerin besucht", lautet die Antwort. Derweil tappst Ayse durch den Raum. Die knapp Zweijährige ist mit ihrer Mutter mit von der Lern-Partie. Das jüngste von vier Kindern wird von der Mama nicht allein gelassen. Auch wenn sie selbst Unterricht hat. "Mama lernt deutsch" heißt die Erfolgsstory, die 2002/2003 auf so viel Nachfrage gestoßen ist wie noch nie zuvor. 33 Kurse laufen in diesem Schuljahr. Gestartet wurde das Projekt im Mai 2000 an der Grundschule Scharrerstraße. Mütter, oftmals aus der Türkei, lernen die deutsche Sprache, während ihre Kinder gleichzeitig an der Schule betreut werden. Manfred Schreiner, Leiter des Amts für Volksschulen und Förderschulen der Stadt, neben dem Ausländerbeirat einer der Mitinitiatoren, resümiert: "Die Mütter lernen deutsch. Durch sie lernen ihre Kinder besser deutsch. Und: Die ausländischen Frauen werden aus ihrer sozialen Isolation gerissen."

Die Sprache ist das A & O. Alexander Herb weiß, wovon er redet. Seit elf Jahren lebt der gebürtige Russe in Nürnberg. Nach einer Ausbildung zum Großhandelskaufmann arbeitet der 34-Jährige inzwischen als Disponent bei einer Firma. Er fühlt sich wohl: "Ich habe einen Beruf und bin mit meinem Leben zufrieden." Für ihn gibt es keinen Zweifel: "Integration ist notwendig." Er weiß: "Wenn man nur zu Hause sitzt, ist man weg vom Fenster." Dann gibt`s keine Chance auf einen Job. Er kennt aber genügend russische Familien, die kein Interesse an Integration haben - was er nicht verstehen kann. Sein Beitrag geht in die andere Richtung. Er praktiziert den Brückenschlag. Als DJ spielt er Musik aus Russland - vorzugsweise für Deutsche. Wenn in der Desi freitags die Nacht zum Tage wird, legt Alexander die Scheiben auf. Die Begegnung der Kulturen findet auf der Tanzfläche statt.

Siegfried Zelnhefer 
(aus: Integration ist keine Einbahnstraße, Nürnberg Heute, Nr. 73, November 2002)

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Xenos-Nürnberg

 

"Xenos" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "der Fremde, der Gast". "Xenos" Nürnberg ist ein "Netzwerk für interkulturelle Kommunikation und berufliche Integration", das bei der gemeinnützigen Noris Arbeit GmbH (NOA) angesiedelt ist. Entstanden ist das Unternehmen als gemeinsame Initiative des Ausländerbeirats, der NOA, des Schul- und Kulturreferats und des Pädagogischen Instituts, des Wirtschaftsreferats und des Deutschen Gewerkschaftsbunds.

Im Zentrum der Arbeit stehen interkulturelle Trainingsmaßnahmen, die Jugendlichen an der Schwelle Schule - Beruf sowie Beschäftigten und Arbeitslosen über die Verbesserung der sozialkommunikativen Kompetenz den Berufseinstieg und die berufliche Integration erleichtern sollen. Dadurch soll die Handlungskompetenz einer großen Zahl von Bürgerinnen und Bürger für das interkulturelle Zusammenleben in der Stadt erhöht und dem Rassismus wirksam begegnet. Ein besonderes Augenmerk gilt benachteiligten, von Rassismus betroffenen und für nationalistisches Gedankengut besonders anfälligen Menschen.

Seit Frühjahr 2001 arbeitet ein siebenköpfiges Pädagogen-Team mit Lehrern aus verschiedenen Ländern (u.a. von den Philippinen, aus Österreich und Äthiopien) um Projektleiter Bernhard Jehle bei "Xenos" zusammen. Die unter anderem von der Bundesregierung und vom Europäischen Sozialfonds geförderte Einrichtung bietet Seminare für Schüler und Auszubildende, aber auch für Multiplikatoren wie Sozialpädagogen oder Lehrer an. In den Kursen werden Menschen unterschiedlicher Herkunft miteinander ins Gespräch gebracht. Es geht darum, Vorurteile abzubauen und um Verständnis für den anderen zu werben. Je nach Zusammensetzung der Gruppe werden unterschiedliche, meist spielerische Übungen zu den Themen Identität, Integration (Eingliederung) und Ausgrenzung, Kommunikation und Konflikt, Rechtsextremismus und Demokratie angeboten. Vorurteile werden offen angesprochen - ohne erhobenen Zeigefinger. "Wir wenden uns an alle. Wir betreiben kein Erziehungsprojekt für Deutsche. Mehr Toleranz und Akzeptanz können alle gesellschaftlichen Gruppen in der Stadt brauchen", meint Bernhard Jehle. In kurzer Zeit hat "Xenos" bereits über 2.000 Teilnehmer in den (kostenlosen) Seminaren in interkultureller Kommunikation gewonnen. Bis 2004 sollen etwa 5.900 Jugendliche, darunter 3.300 im Alter zwischen 16 und 19 Jahren erreicht werden.

Das interkulturelle Training wird ergänzt durch Seminare für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den drei Arbeitsfeldern Schule, Maßnahmen für benachteiligte Jugendliche sowie betriebliche Bildungsarbeit. Für Nachhaltigkeit bürgt auch die Ausbildung einer Gruppe von interkulturellen Trainer/innen. (esf)

Kontakt: 
Xenos Nürnberg, Senefelderstraße 11, 90409 Nürnberg, Tel.:0911/5863-439, Fax: - 430, info@xenos-nuernberg.de

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Fremdarbeiter in Nürnberg

 

118.000 Ausländer aus 54 Nationen haben in den Jahren des "Dritten Reichs" Nürnberg gearbeitet, darunter 8000 Kriegsgefangene. Ende 1944 erreichte die Beschäftigung ziviler Fremdarbeiter mit 60.000 in Nürnberg ihren Höhepunkt. Die größten Gruppen waren Menschen aus der Sowjetunion und aus Frankreich. Für die Unterbringung der ausländischen Arbeiterinnen und Arbeiter wurden große Lager eingerichtet. Bei MAN waren 2.000 "Russenmannschaften" und Offiziere untergebracht, bei Siemens 1.500 Franzosen, bei der Reichsbahn 500 Franzosen und Belgier, bei Zündapp 400 Russen, bei Hercules und Triumph je 300 Franzosen und Belgier und so weiter. (esf)

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Aussiedler in Nürnberg

 

Gut 25% der Einwohner Nürnbergs sind deutsche Vertriebene und Aussiedler bzw. deren Nachkommen. Sie leben in etwa 70.000 Haushalten. Allein seit 1990 haben rund 15.000 Aussiedlerinnen und Aussiedler und ihre Familienangehörigen ihren Wohnsitz an der Pegnitz gegründet. Besonders zwischen Siebenbürgen bzw. Siebenbürger Sachsen und Nürnberg gibt es eine jahrhundertealte Verbindung, die im Zuge der Aufnahme von deutschen Aussiedlern aus dem Osten Europas etwa ab Mitte der 1960er Jahre an Intensität zugenommen hat. Nürnberg war mit ihrer Durchgangsstelle für Aussiedler (eingerichtet am 12.12.1960, aufgelöst und umgewandelt in eine Landesaufnahmestelle Bayern 1994) für mehr als 90% der seit 1950 bis zum 31. Oktober 1993 in die Bundesrepublik ausgesiedelten 406.453 Deutschen aus Rumänien das "Tor zur Freiheit" gewesen. Von den über 200.000 eingereisten Siebenbürger Sachsen (55 % aller Aussiedler aus Rumänien) fanden inzwischen mehr als 20.000 im Großraum Nürnberg ihre neue Heimat - mehr als derzeit in allen Ortschaften Siebenbürgens zusammen noch wohnen. Nürnberg ist für sie - getreu ihrem Motto "Heimat ist dort, wo wir gemeinsam unterwegs sind" - seit Jahren Heimat geworden und sie entfalten hier auch ein reges kulturelles Vereinsleben. Die Siebenbürger Sachsen gelten als gut integrierte Neubürger Nürnbergs.

Die Aussiedler leben nicht gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt. Für Stadtteile, in denen sie einen dominierenden Bevölkerungsanteil stellen - so Langwasser und Röthenbach-Ost - , organisiert das Referat für Jugend, Familie und Soziales sog. "Runde Tische". Diese Gesprächskreise stehen allen im Stadtteil vertretenen sozialen Einrichtungen zum Austausch und zur gegenseitigen Vernetzung zur Verfügung. Ziel dieser Zusammenarbeit ist die Integration der neu zugezogenen Bevölkerungsgruppen. Auch Aussiedlerverbände und Organisationen sind ein wichtiger Pfeiler eines bis heute regen Gemeinschaftslebens. So hat die 1949 in München gegründete Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V. seit 1951 auch im Raum Nürnberg eine Kreisgruppe, die inzwischen mit ihren mehr als 1600 (Familien-)Mitgliedern zweitstärkste Kreisgruppe in Deutschland und Vereinsmitglied im Haus der Heimat ist. (esf)

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