Ausländer in Deutschland 3/2003, 19.Jg., 15. Oktober 2003

GLOSSE

deutscheres...

 

40 Jahre Bundesliga. 40 Jahre ausländische Fußballprofis - das ist doch ein AiD-Thema! Hmmh, nicht so wirklich. Sie sind zwar Arbeitsmigranten, spielen aber doch in einer anderen Liga als die, um deren Integration wir uns bemühen. Lassen wir es lieber. Doch dann hörte ein Kollege im Deutschlandradio die Vorstellung eines Buchs von Uwe Wilmer "Deutsch für ausländische Fußballprofis". Er fand das AiD-kompatibel. "Was erlauben Strunz?" - und so. Da wird schon eher ein Schuh draus, dachten wir uns und starteten eine schnelle Internetrecherche. Doch Google spuckte keinen Titel dieses Namens aus. Nur automatisch generierte Meldungen wie "Ihre Suche nach dem Begriff: '...' erzielte keinen Treffer, bitte versuchen Sie es erneut". Das klingt zwar nach Fußball (Gerd Müller erzielte keinen Treffer, aber er versucht es erneut), aber es schien sinnvoller, direkt bei www.dradio.de nachzuschauen. Die Suchmaschine fand den gesuchten Redakteur, aber nur mit anderen Beiträgen. Es war also der ganze Buchtitel einzugeben. Und schon gab es ein Resultat: "Ihre Suche nach dem Begriff: '(deutsch or deutsche or deutscher or deutschen or deutschem or deutsches or deutschere or deutscherer or deutscheren or deutscherem or deutscheres or deutschste or deutschster or deutschsten or deutschstem or deutschstes) and für and (ausländische or ausländisch or ausländischer or ausländischen or ausländischem or ausländisches) and Fußballprofis' erzielte keinen Treffer, bitte versuchen Sie es erneut. Überprüfen Sie die Schreibweise Ihres Suchbegriffs oder versuchen Sie statt mit der Option und mit der Option oder eine erneute Suche". Der Programmierer hat für solche Fälle in allerdeut(li)schster Gründlichkeit vorgesorgt. Mit undeutschen Einsprengseln ("or"). Wir aber wissen jetzt definitiv Bescheid. Eine Buchbesprechung kann und wird es nicht geben. Höchstens den Hinweis an all die Elbers, Makaays und Ailtons dieser Liga: Vergesst es, konzentriert euch auf's Spiel und die von euch verlangten Treffer. Sonst denkt ihr zu viel. "Was brüllt der Kollege rechts vorne? Wieso will er meinen Ausweis sehen? ... Oh, shit: ich sollte einen steilen Pass schlagen, solange die Abwehr pennt." So etwas ist tödlich für jede Torchance, wie schon Gerd Müller wusste: "Nix denken, sofort schießen", schrieb er in seiner Biografie "Und dann macht es Bumms". "Müllern" nennt man dies bis heute. Weil "dickes kleines Muller" - wie ihn sein Trainer Djick or Tjick or Tschick or Tschik Tschaikowsky or Cajkowski in legendärem Serbokroadeutsch nannte - diese Treffer so perfekt beherrschte. Wäre doch ein Verlust für die Sprachvielfalt, wenn sich unsere Stars bald grammatikalisch perfekt ausdrücken würden. Soll das Buch doch den Laden hüten. Ich habe fertig.


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

[ Seitenanfang ] [ Vorherige Seite ]

© isoplan-Saarbrücken. Nachdruck und Vervielfältigung unter Nennung der Quelle gestattet (bitte Belegexemplar zusenden).

Technischer Hinweis: Falls Sie diese Seite ohne das Inhaltsverzeichnis auf der linken Seite sehen, klicken Sie bitte HIER und wählen Sie danach die Seite ggf. erneut aus dem entsprechenden Inhaltsverzeichnis.