Integration in Deutschland 1/2005, 21.Jg., 31. März 2005

EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser,

die vorliegende erste Ausgabe des 21. Jahrgangs „AiD“ widmet sich dem Schwerpunkt „Türken in Deutschland - Türkei in Europa“. Eine stattliche und sicher nicht uninteressante Ausgabe könnte auch unter dem Motto „die Türkei und isoplan“ stehen: Informationsdienste wie AiD, wenn Sie denn über einen längeren Zeitraum regelmäßig erscheinen und aktuelle Themen aufgreifen, sind ja irgendwie auch ein wenig wie ein Gedächtnis für Dinge und Ereignisse, die leicht in Vergessenheit geraten.


Die AiD-Redaktion: Vanessa Franz, Martin Zwick, Ekkehart Schmidt-Fink und Dr. Manfred Werth

Ich erinnere mich gut an die ersten Forschungsprojekte des Instituts Anfang der siebziger Jahre in der Türkei - noch vor dem Anwerbestopp 1973. Istanbul war noch klein, die Anwerbestelle der BA am Taksim-Platz platzte aus allen Nähten, das Land zunehmend verschuldet, kaum Industrie, abgeschottet gegen ausländische Investitionen, kaum touristisch erschlossen. Die Beratungsaktivitäten des Instituts, finanziert aus Entwicklungshilfemitteln, konzentrierten sich auf den Aufbau bescheidener Kleinbetriebe, die dann doch mehrheitlich den katastrophalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Ende der siebziger Jahre zum Opfer fielen. Und es gab bereits einen Vorläufer von AiD: den „Türkei-Report“, der erstmals 1978 durch isoplan veröffentlicht wurde.

Anfang der achtziger Jahre änderte sich die Situation grundlegend und die Türkei von heute hat wenig zu tun mit jener der siebziger Jahre. Nach dem „Coup d’Etat“ vom 12. September 1980, mit dem sich - so der Spiegel damals - „der türkische Staat vor dem Selbstmord rettete“, öffnete sich das Land für ausländische Investitionen. Eine neue Ära begann - wenn auch um den Preis einer verheerenden Inflation. Gutachten des Instituts, so für die OECD in Paris, konstatierten „Licht am Ende des Tunnels“ und erste Szenarien, die wir im Auftrag der EG-Kommission erarbeiteten, beschäftigten sich mit den möglichen Fragen der Freizügigkeit im Gefolge des Assoziierungsabkommens mit der Türkei.

In diesen Jahren, in denen sich das politische Interesse in Deutschland einerseits stärker auf die Probleme der Integration, andererseits aber auch auf die Förderung der Rückkehr richtete, wurde AiD geboren, zunächst 1983/84 mit zwei „Nullnummern“, dann ab Anfang 1985 als regelmäßiger Vierteljahresdienst. In den folgenden Jahren hat sich vieles verändert: Die Auflage wurde deutlich erhöht, eine Internet-Ausgabe kam hinzu (1999), die „Centerfolds“, Poster und Grafiken als Alleinstellungsmerkmal wurden wesentlich verbessert, selbst den Namen haben wir angepasst: Aus „Ausländer in Deutschland“ wurde „Integration in Deutschland“. Eines aber hat sich nicht geändert: unser Anliegen, insbesondere den Vorurteilen gegenüber der Türkei und der türkischen Bevölkerung entgegenzuwirken, Verständnis zu wecken und damit ein kleines Stück beizutragen zu ihrer Integration in Deutschland.

Mit diesem Editorial verabschiede ich mich als AiD-Herausgeber. Der Informationsdienst wird nun durch die aus dem isoplan-Institut hervorgegangene isoplan CONSULT GbR herausgegeben. Ich bin sicher, dass die neuen verantwortlichen Herausgeber, Martin Zwick und Ekkehart Schmidt-Fink, den Informationsdienst so weiterführen werden, wie er immer gedacht war: als Plattform des Erfahrungsaustauschs und als neutrales Instrument einer konzentrierten, „lesbaren“ und praxisorientierten Informationsvermittlung zu den ungeheuer vielfältigen und schwierigen Themen der Migration und Integration im Kontext der deutschen und europäischen Ausländerpolitik.

In diesem Sinn grüßt Sie

Ihr

Dr. M. Werth


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