Integration in Deutschland 1/2005, 21.Jg., 31. März 2005

SCHWERPUNKT: TÜRKEN IN DEUTSCHLAND

*) Dieser Beitrag wurde im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Ein neues Kapitel

Türken in Deutschland

In Deutschland lebende Menschen aus der Türkei - das waren seit 1961 über 5 Millionen Geschichten von beruflichem und gesellschaftlichem Erfolg und Mißerfolg. 3,8 Millionen kamen bislang nach Deutschland, 2,5 Millionen gingen wieder zurück, über 1,2 Millionen wurden hier geboren. Die wichtigsten Etappen dieser besonderen Wanderungsgeschichte mit ihren spezifischen Fragen sind AiD-Lesern längst bekannt. Einen Überblick gibt unser kleiner historischer Abriss auf den Seiten 3 bis 5. Was heute wichtig ist, davon vermitteln Porträts und andere Beiträge einen Eindruck. Mehr passt nicht auf 20 Seiten.

Ahmet und Ayse, Mustafa und Fatma - Namen der ersten Generation, die fast schon zu Stereotypen geworden sind, spricht man über Türken in Deutschland. Was aber ist mit Anilcan und Necla, mit Sibel und Cem? Wie viel wissen wir über die zweite und dritte Generation? Offenbar immer noch zu wenig, wie ein Blick in die Medien zeigt. In den großen Debatten der vergangenen Monate zu den Themen Überalterung und Kindermangel, Bildung und Ausbildung, die Zukunft der Arbeit, Existenz von Parallelgesellschaften geht es - direkt oder indirekt - immer auch um Fragen der Integration der größten Zuwanderergruppe: der Türkinnen und Türken in Deutschland, die zum festen Bestandteil dieser Gesellschaft geworden sind.

Dass in dieser Diskussion immer wieder altbekannte und ärgerlich-einseitige Klischees aufgewärmt werden - wer will es verhindern? Wir versuchen, Beiträge zur Versachlichung zu leisten. Einige Aspekte zum großen Thema Integration - wie Berufskarrieren, Arbeitsmarktprobleme, Beratungsbedarf Zwangsheiraten, Sprachdefizite und Integrationskurse bilden einen Schwerpunkt dieses Heftes. Der zweite ist der Türkei selbst gewidmet: einst rückständiges "Entsendeland" Hunderttausender Arbeitskräfte, heute ein dynamischer Wirtschaftspartner an der Schwelle zur EU. Ein neues Kapitel in der langen Geschichte zwischen Deutschen und Türken, zwischen der Türkei und Europa beginnt.


Autoren: Ekkehart Schmidt-Fink / Martin Zwick, isoplan

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"Zum fröhlichen Türken"

 

In der alten Reichsstadt Regensburg gab es ein Gasthaus "Zum fröhlichen Mann". Der Besitzer hieß Türk, und weil die Bayern gern den Namen des Wirtes und nicht den des Hauses nennen, hieß es: "Wir gehen zum fröhlichen Türken!" Nach dem Gasthaus wurde später auch die Straße benannt (Foto). Das alte Gasthaus wurde zum Hotel, das die neuen Inhaber nach der Straße und traditionsgemäß auch nach der alten reichsstädtischen Einkehr benannten. Am Eingang zur Straße sind in einem Café noch Reste der Römermauer erkennbar. Hier befand sich einst das südliche Haupttor des römischen Legionslagers. (esf)

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ZfT: Immer mehr Türken mit Wohneigentum

 

Essen. Der Direktor der Stiftung Zentrum für Türkeistudien (ZfT), Faruk Sen, hat Mitte Januar 2005 auf die steigende Bedeutung der Wohneigentumsbildung von Türkinnen und Türken in Deutschland hingewiesen: "163.000 türkeistämmige Haushalte haben inzwischen Wohneigentum in Deutschland gebildet." Der Eigentumserwerb beschränke sich nicht allein auf die klassischen Migrantenquartiere in den Städten. Oft leiste die Eigentumsbildung auch einen Beitrag zur räumlichen Dekonzentration. Wo Migranten aber in den innenstadtnahen Altbauquartieren Häuser und Wohnungen kaufen, bedeute dies in der Regel eine Aufwertung der Stadtteile. "Die Wohneigentumsbildung ist hier ein Zeichen der Identifikation mit dem Viertel und ein Zeichen des aktiven Integrationswillens", so Sen weiter. (esf)

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Schule: Nur noch fünf Deutsch-
Muttersprachler

 

Berlin. In der Eberhard-Klein-Hauptschule im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gibt es nur noch fünf Schüler mit Deutsch als Muttersprache: Von insgesamt 339 Schülern sind 334 und damit 98,5 Prozent ausländischer Abstammung. Dies geht aus einer Mitte Februar 2005 veröffentlichten Antwort von Bildungssenator Klaus Böger auf eine Anfrage der Fraktion der Grünen hervor. Es sei "weder der Schule noch der Schulaufsicht möglich, eine verträgliche Zusammensetzung der Schülerschaft herbeizuführen", sagte Böger.

In mehreren Nachbarschulen sieht es nach Angaben der Senatsverwaltung nicht viel anders aus. So stieg der Anteil der Schüler nichtdeutscher Herkunft an der Borsig-Schule als einziger Realschule im Stadtteil Kreuzberg in den vergangenen fünf Jahren um 25 % auf jetzt 86 %. Anlass für die Parlamentarische Anfrage der Grünen waren Äußerungen eines Schulleiters in der Öffentlichkeit: Dieser war nach Angaben der Presseagentur dpa mit den Worten zitiert worden: "Wenn sich deutsche Eltern hierher verirren, fühle ich mich verpflichtet, Ihnen zu raten, Ihre Kinder an einer anderen Schule anzumelden." Böger sagte, er halte die öffentlichen Äußerungen des Schulleiters "für ungeschickt". Der Schulleiter habe aber auch die Pflicht, Eltern über die Zusammensetzung der Schülerschaft zu informieren. (esf)

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