Integration in Deutschland 2/2005, 21.Jg., 15. Juni 2005

METROPOLREGIONEN


Internationalität als Normalfall

In der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main treffen Menschen aus aller Welt zusammen.

Mainhattan, Hauptstadt der Banken, City of Euro - derartige Klischees stempeln die Stadt Frankfurt am Main einseitig zur Kapitale des Geldes ab. Zwar stimmt es, dass Frankfurt schon seit Jahrhunderten immer viel mit Geld zu tun hatte: Messe, Banken und Börse prägten seit jeher stark das Wirtschaftsleben der Stadt, und heute ist die Main-Metropole mit der Europäischen Zentralbank, der Börse und dem Sitz von über 300 Banken, davon 152 ausländischen Kreditinstituten, unbestritten der Finanzplatz Nummer 1 auf dem europäischen Kontinent (nach London die Nummer 2 in Europa).


Flughafen Frankfurt: Gateway zur Welt

Doch Frankfurt und sein Umland leben nicht nur von Finanzdienstleistungen. Die Region Rhein-Main hat nach wie vor eine starke industrielle Basis: Chemie- und Pharmaindustrie, Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau, Biotechnologie und Elektronikindustrie bieten Zehntausende von Arbeitsplätzen. Eine ganz zentrale Rolle spielt der Sektor Verkehr und Logistik-Dienstleistungen, bedingt durch die optimale Verkehrslage und vor allem durch den Großflughafen, den jährlich mehr als 50 Millionen Passagiere frequentieren und der mit Abstand der größte Umschlagplatz für Luftfracht in Europa ist.

Die Metropolregion Rhein-Main ist jedoch weit mehr als Frankfurt: geografisch, wirtschaftlich, politisch und kulturell. Sie reicht von Mittelhessen (Gießen) im Norden bis zur Bergstraße/Odenwald im Süden, von Rheinhessen (Mainz-Bingen-Worms) bis zum nordfränkischen Aschaffenburg im Osten. Sie umfasst Teile von 3 Bundesländern (Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern). Auf 4 % der Fläche des Bundesgebiets leben 6,4 % der Einwohner, die Ausländerquote ist mit knapp 13 % deutlich höher als der Bundesdurchschnitt. In der Region werden rund 8,5 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Sie ist ein bedeutender Standort der Wissenschaft und der Kultur: An 19 Universitäten und Fachhochschulen gibt es rund 180.000 Studierende. Bedeutende Museen, Theater, Verlagshäuser (FAZ, Frankfurter Rundschau), Rundfunk- und Fernsehanstalten (Hessischer Rundfunk, ZDF), Kunstdenkmäler und Festivals bieten ein reiches kulturelles Spektrum. Zahlreiche Firmen mit großen Namen und zum Teil langer Tradition haben im Rhein-Main-Raum ihren Sitz bzw. größere Niederlassungen (s. Kasten).

Die Rhein-Main-Region zählt zu den wirtschaftsstärksten Ballungsräumen in Deutschland. Fast 2 Millionen Menschen sind hier (sozialversicherungspflichtig) beschäftigt. Die Arbeitslosenquote liegt 3 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt, entsprechend hoch ist die Kaufkraft ausgeprägt (s. Kasten). Die „Internationalität“ der Region spiegelt sich in den hohen Ausländerzahlen wider. Knapp 700.000 Menschen aus aller Herren Länder leben in der Rhein-Main-Region, das heißt jeder Achte (12,9 %) ist nicht deutscher Staatsangehörigkeit. In den großen Städten liegen die Ausländerquoten noch deutlich darüber: in Darmstadt bei 15 % (20.800 Ausländer), in Mainz bei 19 % (35.000 Ausländer), in Wiesbaden bei 20 % (56.000 Ausländer), in Offenbach bei 26 % (31.000 Ausländer) und in Frankfurt bei 27 % (168.000 Ausländer). Hinzu kommen noch mehrere Zehntausend eingebürgerte Beschäftigte, so dass die Gesamtzahl der Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund inzwischen über 800.000 liegt. Die am stärksten vertretenen Nationalitäten sind zwar auch hier die „klassischen“ Herkunftsländer der Arbeitsmigration: Türkei, ehemaliges Jugoslawien, Italien, Marokko (mit dem Schwerpunkt bei den Opel-Werken in Rüsselsheim), aber in kaum einer anderen Region Deutschlands treffen Bürger aus so vielen Ländern wie im Großraum Frankfurt zusammen. Dies liegt daran, dass hier in der Vergangenheit nicht nur Arbeitskräfte für einige Industriezweige angeworben wurden, sondern dass sich aufgrund des starken tertiären Sektors mit Finanzdienstleistungen, dem Flughafen und der Messe, der Logistikbranche und mit zahlreichen Firmen im Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen, ein breit differenzierter Arbeitsmarkt für hochqualifizierte Berufsgruppen herausgebildet hat, auf dem „Internationalität“ schon lange zur Normalität geworden ist.


Autor: Martin Zwick, isoplan

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Jobmaschine Airport

 

Der Flughafen Frankfurt ist nicht nur als Standortfaktor für die vielen internationalen Unternehmen in der Rhein-Main-Region von allerhöchster Bedeutung, er erweist sich mehr und mehr als regelrechte Jobmaschine. Zwischen 1980 und 2000 hat sich die Zahl der Arbeitsplätze auf dem Airport fast verdoppelt: von 31.800 auf 62.500. Heute haben ca. 65.000 Beschäftigte auf dem Flughafen einen Arbeitsplatz - damit ist er die größte lokale Arbeitsstätte in Deutschland, noch vor dem Volkswagenwerk in Wolfsburg. Rund 500 Unternehmen auf dem Flughafengelände bilden eine City für sich. Neben dem Eigentümer und Betreiber - der Fraport AG mit rund 12.900 Mitarbeitern (darunter 2.200 Ausländern) - sind es über 100 große und kleinere Fluggesellschaften, Behörden wie Bundesgrenzschutz und Zoll, Gesundheits- und Rettungsdienste, Restaurants, Hotels, Konferenzcenter, zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte und spezialisierte Dienstleistungsbetriebe, die für ein ständig wachsendes Jobangebot sorgen.

Im Jahr 2004 nutzten über 51 Millionen Menschen den Flughafen Frankfurt, das sind durchschnittlich 140.000 pro Tag. 53 % davon sind Umsteiger, die andere Hälfte sind Ankommende oder Abreisende. Es sind aber nicht nur Passagiere, die den Flughafen frequentieren. Im Zeitalter des globalen Warenaustauschs kommt auch der Luftfracht rasch wachsende Bedeutung zu: Mit einem Volumen von 1,75 Mio. t im Jahr 2004 ist FRA - so das internationale Kürzel für den Rhein-Main-Flughafen - die Nr. 1 als Umschlagplatz für Luftfracht in Europa. Natürlich ist auch dieser Sektor mit zahlreichen Logistikunternehmen auf dem Flughafen und in seinem Umfeld ein wichtiger Arbeitsplatzfaktor für die Region. Weiteres Wachstum ist programmiert: Der Welt-Luftverkehr wird weiter kräftig expandieren, und nur die irgendwann erreichten Kapazitätsgrenzen werden die Jobmaschine FRA abbremsen.

Der Bau einer weiteren (der vierten) Start- und Landebahn soll diesen Zeitpunkt möglichst weit in die Zukunft legen. Wann immer dies sein wird: Der Flughafen Frankfurt bleibt mit seinen Tausenden von Beschäftigten aus aller Herren Länder der internationalste Arbeitsplatz in Deutschland, ein reales Abbild des „globalen Dorfs“. 


Autor: Martin Zwick, isoplan

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