Integration in Deutschland 2/2005, 21.Jg., 15. Juni 2005

SEGREGATION

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Integration trotz Segregation

"Segregation ist unvermeidbar"

Wenn ein diskret summender Laptop eine Grafik der Stadt Essen auf die Leinwand projiziert, dann ist die untere Hälfte ganz hell und die obere Hälfte ganz dunkel. Hell bedeutet arm, dunkel bedeutet Mittelstand bis reich. Ein scharfer Schnitt trennt die Stadt in zwei gleich große Hälften. „Jetzt wissen die Fachleute schon, gleich wird wieder vor der drohenden Segregation gewarnt und die Erosion des Sozialgefüges unserer Städte beschrieben. Wenn wir nicht handeln, könnte bald unsere Zukunft so aussehen: Bewachte Viertel für Reiche und Ghettos für arbeitslose Deutsche und arme Migranten“ – hieß es in einem Anfang 2005 gesendeten Beitrag im DeutschlandRadio Kultur.

Expertenforum

Beteiligt an dem aus Bundesmitteln finanzierten Projekt „Zuwanderer in der Stadt“ sind die Schader-Stiftung, der Deutsche Städtetag, der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) und die Ruhr-Universität Bochum. Mitglieder im Expertenforum des Projekts „Zuwanderer in der Stadt" sind:

Prof. Barbara John (ehem. Ausländerbeauftragte, Berlin),

Aydan Özoguz (MdHB, Fachsprecherin: Migration, SPD-Fraktion Hamburgische Bürgerschaft), 

Prof. em. Dr. Erika Spiegel (Stadtsoziologin, Heidelberg ),

Prof. Dr. Walter Siebel (Stadtsoziologe, Univ. Oldenburg), Hans-Joachim Schlößl (Leiter des Amts für Wohnen und Stadterneuerung, Nürnberg),

Dierk Hausmann (Fachbereichsleiter Amt für kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung, Frankfurt),

Gerd-Reiner Voss (Leiter des Amts für Wohnungswesen, Hagen), 

Willi Hoppenstedt (Vorstand der SAGA Siedlungs-Aktiengesellschaft Hamburg), 

Bernhard Spiller (Ltd. Geschäftsführer der Nassauischen Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Frankfurt) und 

Manfred Krause (Vorstand des Spar- und Bauvereins Solingen eG). (esf)

Beispiele für diese Entwicklung, wie sie in vielen Megastädten weltweit zu beobachten ist, gibt es in Deutschland noch nicht. Selbst seriöse Medien haben in den vergangenen Monaten jedoch den Eindruck erweckt, als würden Stadtplaner schon heute von ähnlichen Albträumen geplagt. Die Journalisten beim Deutschland Radio gehören nicht zu den Hysterikern, die mit der neuen Wortbildung der „gefährlichen Parallelgesellschaft“ hierzulande amerikanische oder niederländische Verhältnisse heraufbeschwören und damit Ressentiments schüren. Der Beitrag warnt letztlich vor einer Verquickung von Ursache und Wirkung, wenn man einerseits das räumliche Phänomen der unterschiedlichen Verteilung der Migrantenbevölkerung auf bestimmte Stadtteile betrachtet, andererseits feststellt, dass dort traditionelle patriarchale Strukturen, die mit den Grundrechten unvereinbar sind, neu entstehen.

Parallelgesellschaft, Ghetto, Kolonie?

Wird von einer „Parallelgesellschaft“ gesprochen, so ist ein nicht akzeptiertes Minderheitenverhalten im Unterschied zu akzeptierten, zum Beispiel subkulturellen Verhaltensweisen, gemeint. Oft werden dann pädagogische, politische oder polizeiliche Maßnahmen gegen abweichende Verhaltensweisen gefordert. Der Begriff wird zwar meist ohne räumlichen Bezug benutzt, zielt aber vor allem auf Migrantenviertel, in denen viele Muslime oder Aussiedler leben. Städte sind seit jeher die Schmelztiegel der Gesellschaft – ob für landflüchtige Einheimische oder Migranten. Zugleich werden hier Integrationsprobleme am deutlichsten sichtbar. Ist nun aber das Entstehen von Vierteln mit hohem Migrantenanteil ein Zeichen misslingender Integration? Die Medien und mehrere Tagungen befassten sich Anfang 2005 intensiv mit dieser Frage. Die Diskussion wird meist unter den Stichwörtern „Ghetto“ und „Parallelgesellschaft“ oder „Kolonie“ geführt – je nachdem, welche Aspekte im Vordergrund stehen.

Die räumliche Konzentration von Migranten ist an sich nicht problematisch, auch nicht das Netz aus Geschäften, Arztpraxen, Apotheken und Zeitungen, das in bestimmten Vierteln  entstanden ist. Sie wird es erst, „wenn sich diese Communities der im Lande verbindlichen Rechtssetzung entziehen“, so Prof. Dr. Hajo Funke von der FU Berlin. Er verweist darauf, dass es erst kritisch werde, wenn man dort „glaubt oder durch Ideologien glauben gemacht wird, dass bestimmte Grundrechte nicht akzeptiert werden müssen, etwa die von Kindern und Frauen.“ Dann entstehe eine Parallelgesellschaft, „in der andere Normen gelten und sich auch eine eigene Gewaltstruktur entwickeln kann, die de facto oder phasenweise die durch Gesetze geregelte Ordnung dementiert, attackiert, unterläuft.“ Hier müsse der Staat entsprechend vorgehen.

Als „Kolonien“ betrachtet bieten diese Viertel Möglichkeiten der Identifikation und der emotionalen Stabilisierung in allen Phasen der Migration. Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, verweist darauf, dass sie Schutz vor Diskriminierung und Marginalisierung sowie vertraute Einrichtungen bieten, „in denen die für die jeweilige ethnische Gruppe bedeutsamen Einrichtungen geschaffen werden können“. Ethnische Communities sind dann eine Voraussetzung, sich überhaupt in den Kontext der Mehrheitsgesellschaft einzubeziehen. Aus den USA ist dies mit deutschen, italienischen und chinesischen Stadtteilen bekannt.

Werden jedoch die negativen Aspekte dieser Viertel betont, so wird meist der Begriff „Ghetto“ benutzt. Der Blick richtet sich dann, so Beck, auf den verstärkten Fortzug deutscher Bewohner, hohe Anteile nicht-deutscher Kinder und Jugendlicher in Kindergarten und Schule sowie die geringen Kontakte und Berührungsmöglichkeiten mit der deutschen Umgebung. In der größeren Dichte von Migranten in einzelnen Stadtteilen sieht Beck auch eine Ursache für die Verschlechterung der Deutschkenntnisse der einzuschulenden Kinder aus Migrantenfamilien – insbesondere aus italienischen und türkischen Familien.

Empfehlungen

Viele Rezepte werden empfohlen, wie man gegen negative Entwicklungen vorzugehen hätte. Nicht jedes ist jedoch unumstritten, wie ein Kongress der Schader-Stiftung am 11. Februar 2005 in Berlin zeigte. Diskret summende Laptops standen auch hier bereit, als vor rund 330 Teilnehmern die „Empfehlungen zur stadträumlichen Integrationspolitik" als Ergebnis der ersten Arbeitsphase des Projekts „Zuwanderer in der Stadt“ vorgestellt wurden. Erarbeitet wurden sie von einem interdisziplinären Expertenforum aus Wissenschaft und Praxis.

Soziale Mischung: keine Lösung?‘

Strittig war in Berlin insbesondere die integrationsfördernde Wirkung einer Durchmischung von Quartieren. Projektleiter Christoph Kulenkampff betonte, dass die räumliche Konzentration von Zuwanderern in den Städten letztlich nicht zu verhindern ist: „Zu einem gewissen Teil sollte sie auch nicht verhindert oder behindert werden. Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass die 'Mischung' von Zuwanderern und Einheimischen in den Wohnquartieren der Städte ein handhabbares Instrument zur Integration der Zuwanderer in der Aufnahmegesellschaft ist.“ Ethnische Segregation sei weder zu vermeiden noch grundsätzlich schädlich für die Integration - und außerdem in den meisten deutschen Großstädten schlicht Realität. Dieser Realität müssten sich die Städte, denen zudem kaum geeignete Instrumente gegen Segregation zur Verfügung ständen, endlich stellen. „2Ziel muss sein: Integration trotz Segregation", sagte Kulenkampff. Umdenken sei angesagt.

Für manche der Teilnehmer aus Politik, Verwaltung und Wohnungswirtschaft sowie von Akteuren vor Ort und Wissenschaftlern aus den einschlägigen Disziplinen wirkte diese Grundannahme wie eine Provokation. Die Erfahrungen der beteiligten Städte zeigten aber, dass nicht-gemischte Viertel – verstanden als Kolonie - hilfreich sein können. Zuwanderer würden zumindest anfangs gerne in der Nachbarschaft von kulturell und sprachlich ähnlich sozialisierten Menschen leben. Es so etwas wie Heimat in der Fremde.

Die Empfehlungen sollen bis 2007 in einem „Praxisnetzwerk", bestehend aus sieben Großstadtquartieren, erprobt werden. Aus den Erfahrungen in Berlin-Mitte, Essen, Hannover, Hamburg, Mannheim, Nürnberg, München und Frankfurt am Main soll ein Leitfaden für andere Städte entstehen. Unter anderem wird gefordert, der öffentlichen Stigmatisierung der betroffenen Viertel entgegenzuwirken, die Bedeutung der Migrantenökonomie zu stärken und den Erwerb der deutschen Sprache zu fördern. Vieles wurde auch schon angegangen. Durch den Austausch zwischen den Städten hoffen die Partner des Praxisnetzwerks aber auf neue Anregungen. Im Erfahrungsaustausch sollen Details geklärt und bewertet werden. Die Städte sollen voneinander lernen, Projekte verwerfen und andere ausbauen. Die Empfehlungen und Expertisen sowie eine praxisorientierte Studie zur „Ethnischen Ökonomie" sind Anfang 2005 erschienen und können bei der Schader-Stiftung bestellt bzw. über www.zuwanderer-in-der-stadt.de abgerufen werden.


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

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Kritik an der Quotierungspraxis

 

Oldenburg. Im Oktober 2004 wurde an der Universität Oldenburg ein Projekt abgeschlossen, mit dem Wohnbedingungen, Arbeit und soziale Netzwerke von Mitgliedern der zweiten Generation türkischer Migrantinnen und Migranten in zwei Stadtteilen von Hannover untersucht wurden. Wie „integriert“ oder „ausgegrenzt“ sie leben, war eine der Kernfragen der Studie von Ayca Polat und Andrea Janssen. Die Autorinnen glauben, dass ein gemischtes, innenstadtnahes Altbaugebiet die Bildung von sozialen Netzen, die über die Familie hinausreichen, eher begünstigt, als eine monofunktionale Großsiedlung des sozialen Wohnungsbaus der 1970er-Jahre. Deutlich negative Effekte ethnischer Siedlungskonzentrationen, wie sie in aktuellen Debatten immer wieder vermutet werden, sehen sie nicht. Ihnen zufolge ist die soziale Schicht wichtiger als die ethnische Herkunft.

Wohnungsbaugesellschaften in Hannover und anderen Städten praktizieren, um ethnischen Konzentrationen entgegen zu wirken, eine Quotierung zuungunsten ausländischer Mieter. Polat und Janssen kritisieren diese wissenschaftlich bislang kaum untersuchte und auch politisch wenig diskutierte Praxis. Eine derartige Diskriminierung enge die Wahlmöglichkeiten türkischer Wohnungssuchender prinzipiell ein, während bessere Wohnungen zum Teil Deutschen vorbehalten würden. Dies könne auch wissenschaftlich nicht legitimiert werden, da in benachteiligten Quartieren Migrantenhaushalte oft zu den ökonomisch stabileren und daher auch stabilisierenden Bewohnern zählten. (esf)

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Wohnungswirt-
schaft verkauft in großem Stil

 

Frankfurt/Main. Annähernd sieben von 39 Millionen Wohnungen sind in Deutschland im Besitz der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft, darunter 1,8 Millionen Sozialwohnungen. Bis zum Jahr 2010 werden sich die öffentliche Hand und große Unternehmen vermutlich von einer Million Wohnungen trennen. Verkauft wird an in- und ausländische Interessenten, die darauf setzen, die Bestände mit hohem Gewinn an Mieter und Kapitalanleger weiter zu verkaufen. In den vergangenen fünf Jahren sind mehr als 600.000 öffentliche Wohnungen durch solche „Paketverkäufe“ veräußert worden, allein im Jahr 2004 annähernd 300.000 Wohnungen. Dies geht aus einer Studie der Deutschen Bank zu „Wohnungsportefeuilles in Deutschland“ hervor, die Mitte Mai 2005 veröffentlicht wurde (F.A.Z. vom 13.05.05). So verkaufte die Bundesanstalt für Angestellte 82.000 Wohnungen an eine amerikanische Gesellschaft, das Land Berlin verkaufte 62.000 Wohnungen, Thyssen/Krupp 48.000 Wohnungen.

Der Deutsche Mieterbund hat angesichts eines sinkenden Angebots an Sozialwohnungen ein Ende des „Ausverkaufs“ öffentlicher Wohnungen gefordert. Dieser führe mittelfristig zu einem Verlust an preiswerten Wohnungsbeständen und drohe, gewachsene Wohnstrukturen und das Zusammenleben unterschiedlichster Bevölkerungsgruppen zu beeinträchtigen“, warnte Mieterbund-Präsidentin Anke Fuchs (F.A.Z. vom 18.05.05).

Auch andere Wohnungsfachleute befürchten, dass der „öffentliche Versorgungsauftrag mit Wohnraum“ unter den Verkäufen leiden könnte. Die Privatisierungsgegner vermuten Luxussanierungen, die mit hohen Mieten alteingesessene Mieter verdrängen. Davon wären in hohem Maße auch Migranten betroffen. Bernhard Spiller, Geschäftsführer der Nassauischen Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH in Frankfurt, warnt davor, dass den Investoren durch ihre Renditeorientierung soziale Belange weniger wichtig sein werden und letztlich die Gemeinnützigkeit entfällt. Auch „billige Gebäudekosmetik“ wird befürchtet. Andere verweisen darauf, dass die gemeinnützige Wohnungswirtschaft angesichts der demografischen Entwicklung froh sein müsse, wenn sie in den nächsten Jahren von dauerhaftem Leerstand verschont bleibe. (esf)

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Urbane Konflikte verhandeln

 

Städte sind seit jeher Schauplätze sozialer Auseinandersetzungen. Als Orte des Zusammentreffens unterschiedlicher sozialer Schichten, Ethnien und Lebensstile sind sie einerseits prädestiniert für bemerkenswerte Integrationsleistungen, andererseits treten in urbanen Kontexten Ausgrenzung und Gewalt besonders deutlich hervor. Meist geht es um Versuche verschiedener Gruppen – zum Beispiel Einheimische oder Fremde, dominante Gruppen oder Außenseiter –, städtische Räume für sich unter Kontrolle zu halten. Sie versuchen zu definieren, wer sich wo und wie aufhalten darf. Eine internationale Konferenz „Negotiating Urban Conflicts“ vom 7. bis 9. April 2005 an der Technischen Universität Darmstadt widmete sich dieser Problematik aus soziologischer Sicht.

Der Kampf um die Kontrolle städtischer Räume sei „ein zwiespältiger Modus der Vergesellschaftung, der den Alltag systematisch durchzieht“, stellten Helmuth Berking und Martina Löw vom veranstaltenden Darmstädter Institut für Soziologie fest. Ihnen zufolge erzeugen Gruppen, „indem sie sich selber erzeugen, exklusive Räume, über deren Grenzen sie sich ihrerseits definieren“. Die Raumpolitiken verschiedenster sozialer Akteure – vom Staat über die Wirtschaft und religiöse Gruppen bis zu kriminellen Subkulturen – gestalten, so eine Grundannahme der Konferenz, die innere Ordnung der Stadt.

Im Kampf um die räumliche Kontrolle und Anordnungen von Räumen unterschiedlicher Nutzung bündeln sich grundlegende, gleichwohl gesellschaftspolitisch und sozialtheoretisch wenig bedachte Motive für alle Arten urbaner Konflikte. Auf dieser Annahme aufbauend, bildeten die diversen sich wechselseitig durchkreuzenden wie auch verstärkenden Raumpolitiken den Leitfaden, mit dem in einer Vielzahl von Vorträgen nach alten und neuen Konfliktpotentialen, aber auch nach veränderten Aushandlungsprozessen Ausschau gehalten wurde. Entsprechend wurde die Konferenz unter den Kurzformeln „Handeln", „Behandeln" und „Verhandeln" in drei thematische Schwerpunkte unterteilt.

In Vorträgen wurden beispielsweise Verdrängungsprozesse zwischen Juden und Muslimen in Nazareth, der armen landflüchtigen Bevölkerung Kairos und der städtischen Oberschicht, zwischen Stadtverwaltung und Prostituierten in Frankfurt/Main und Wien oder auch zwischen Opfern der Berliner Mauer und touristischen Vermarktern der Gedenkstätten in Berlin exemplarisch beschrieben. (esf)

Infos: http://www.urban-conflicts.net/d_index.html

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Bedingungen und Folgen ethnischer Koloniebildung

 

Bielefeld. Das von der DFG geförderte Projekt „Bedingungen und Folgen ethnischer Koloniebildung“ an der Universität Bielefeld setzte sich von Dezember 1999 bis April 2002 mit der Frage auseinander, ob Erscheinungsformen der ethnischen Vergesellschaftung mit einer Verzögerung der mehrheitsgesellschaftlichen Partizipation einhergehen. Den Hintergrund bildete die Streitfrage, ob ethnische Kolonien vorwiegend als Ressource im Prozess der Bewältigung migrationsbedingter Probleme oder als Alternative zur Aufnahmegesellschaft zu interpretieren sind. Zur Untersuchung dieser Fragestellung wurden sozialpsychologische Konzepte über das Verhalten in Gruppenkontexten von Tajfel/Turner herangezogen.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Günter Albrecht und seinen Mitarbeitern Dr. Kurt Salentin und Frank Wilkening wurden gut 4.000 Personen aus fünf Zuwanderergruppen (italienischer, türkischer, vormals jugoslawischer, vietnamesischer und srilankischer Herkunft) befragt. Dabei wurde unter anderem die Beteiligung an ethnischen versus deutschen Vereinen verschiedenster Art, Organisationen, Parteien und religiösen Einrichtungen sowie die Struktur informeller Kontaktnetzwerke erhoben. Die sog. Konkurrenzthese nimmt an, dass ein Mehr an intraethnischer Vergesellschaftung zu einem Weniger an interethnischer Vergesellschaftung führt. Es zeigte sich jedoch, dass zwischen den meisten Einzeldimensionen zwischen der Partizipation an aufnahmegesellschaftlichen und herkunftsspezifischen Institutionen ein positiver statistischer Zusammenhang besteht und nur in wenigen Ausnahmefällen Konkurrenzeffekte beobachtbar sind.

Ebenso gehen vermehrte Kontakte zu Personen derselben Herkunft nicht mit einem reduzierten Umfang des Kontakts zu alteingesessenen Deutschen einher. Die Resultate legen den Schluss nahe, dass von Migranten keine kognitive Kategorisierung im Sinn der Theorie der sozialen Identität entlang ethnischer Linien vorgenommen wird. „Die Diskussion um Gefahren der Bildung ethnischer Enklaven muss angesichts dieser Ergebnisse mit weniger Alarmismus geführt werden“, hieß es abschließend. (esf)

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Literaturtipps zum Thema

 

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat 2004 die Ergebnisse des Forschungsverbundes „Stadt 2030“ in der 60-seitigen Broschüre „Auf dem Weg zur Stadt 2030 – Leitbilder, Szenarien und Konzepte“ präsentiert. In 21 Forschungsverbünden waren bundesweit seit 1999 33 Städte und Regionen sowie 54 Forschungsinstitutionen beteiligt. Anfang 2005 wurde die wissenschaftliche Gesamtauswertung des über dreijährigen Forschungsprozesses in einer fünfbändigen Publikation, herausgegeben vom Deutschen Institut für Urbanistik (difu), fertig gestellt. Zu den Themen gehören auch die Integration von Migranten und die Folgen des demographischen Wandels.

Auch Ausgabe 1/2004 der Deutschen Zeitschrift für Kommunalwissenschaften befasst sich auf 126 Seiten mit dem Thema „Demographischer Wandel in Kommunen“. Die Ausgabe kostet 20 Euro. Ausgabe 1/2001 zum Thema „Integration und Stadt“ ist bereits vergriffen, kann aber als pdf abgerufen werden unter www.difu.de/index.shtml?/publikationen/dfk/. Unter anderem bietet das 124-seitige Heft Texte zu fogenden Themen: Armut und Integration in den Kommunen, Sozialräumliche Integration von Türken in zwei Kölner Wohngebieten, Integration und Segregation – Überlegungen zu einer alten Debatte, Urbanität und gesellschaftliche Integration sowie Integration von Zuwanderern in Frankreich und den Niederlanden.

Zur inhaltlichen Vorbereitung von URBAN 21 hat eine international besetzte Kommission bereits Ende 2004 den Weltbericht zur Zukunft der Städte erarbeitet. Der Bericht analysiert die globalen Tendenzen der Stadtentwicklung und schlägt Leitlinien zur Entwicklung der Städte im 21. Jahrhundert vor. Der Bericht kann als pdf-Datei im Internet unter http://www.bbr.bund.de/staedtebau/
staedtebaupolitik/urban21_weltbericht.htm 
abgerufen oder beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) bestellt werden. (esf)

Bezug:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
, Postfach 300225, 53182 Bonn, Tel.: 01805-262302, books@bmbf.bund.de

Deutsches Institut für Urbanistik (difu), Postfach 120321, 10593 Berlin, Tel.: 030/39001-256, Fax: -275, verlag@difu.de, www.difu.de

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Jürgen Göddecke-Stellmann, Referat I 4 - Regionale Strukturpolitik und Städtebauförderung, Deichmanns Aue 31 – 37, 53179 Bonn, Tel.: 01888/401-2261, juergen.goeddecke@bbr.bund.de 

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