Integration in Deutschland 3/2005, 21.Jg., 20. September 2005

EDITORIAL

der Wahlkampf ist vorbei. Die Plakate sind aus dem Straßenbild verschwunden, und die Politiker sind dabei, aus dem unerwarteten Wahlergebnis eine handlungsfähige Regierung zu zimmern. Erfreulich, dass Fragen der Migration und der Integrationspolitik in den vergangenen Wochen nicht zum großen Zankapfel zwischen den Parteien hochgespielt wurden. Selbstverständlich kann und soll über wichtige Fragen der Gesellschaft - und dazu gehört die Zukunft der Migration in jedem Fall - kontrovers debattiert werden, aber bitte nicht mit allzu flachen Parolen, die in Zeiten des Wahlkampfs Konjunktur haben. Insoweit also Dank an die seriösen Parteien, die das Thema Ausländerpolitik und Zuwanderung im Ganzen sachlich und fair behandelt haben, jedenfalls ohne übertriebene Zuspitzung und Kampfgetöse, wie es vorher von vielen befürchtet worden war.

Überhaupt: Seit dem In-Kraft-Treten des Zuwanderungsgesetzes scheint eine „Versachlichung“ in der öffentlichen Diskussion eingetreten zu sein. Wurde noch in den 90er Jahren ernsthaft darum gestritten, ob Deutschland ein Einwanderungsland sei, so ist die Frage heute nicht mehr, ob eine geregelte Zuwanderung sinnvoll und notwendig ist, sondern wie die Integration der Menschen, die aus welchen Motiven auch immer hier in Zukunft leben wollen, am besten erreicht werden kann. Allein die „demografische Revolution“ in Deutschland und den meisten Ländern Europas - bestehend aus Bevölkerungsrückgang und drohender Überalterung - zwingt dazu, sich mit der Zukunft der Migration zu befassen, auch wenn die Zuwanderer zumindest in Deutschland den Bevölkerungsrückgang kaum werden verhindern können. In der Mitte dieses Heftes werden dazu einige Daten und Fakten präsentiert.

Doch Wanderungsbilanzen sind nur die eine Seite der Medaille. Wie sich die Integration der Zuwanderer tatsächlich vollzieht und nunmehr über fünf Jahrzehnte in Deutschland vollzogen hat - mit allen Schwierigkeiten und Rückschlägen, aber auch mit kleinen und großen Erfolgen -, dafür gibt es millionenfache Beispiele. „50 Jahre Vielfalt“ - auf diesen Nenner haben wir die Migrationsgeschichte der Bundesrepublik gebracht. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe versucht, einen kleinen Einblick in diese Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Sichtweisen zu verschaffen. Nicht Anwerbevereinbarungen, Gesetze und Verordnungen sollen diesmal die Stationen der Zuwanderung nach Deutschland nachzeichnen, sondern die Betroffenen selbst: Ausländer der ersten und zweiten Generation, Aussiedler und auch Deutsche werden in Form kurzer Zitate ihre Sicht der Dinge schildern. Zu den Themenkreisen Arbeit und Heimat, Familie und Kultur, Zusammenleben, Bildung und Zukunft entsteht so auf den Seiten 4 bis 9 ein vielfältiges Kaleidoskop der Zuwanderung nach Deutschland, sicher nicht repräsentativ in statistischer Hinsicht, aber doch wirklichkeitsnah aus dem Blickwinkel menschlicher Erfahrung.


Hanne Johé-Kellberg gestorben

Am 12. September 2005 erreichte uns die traurige Nachricht, dass unsere langjährige Kollegin Hanne Johé-Kellberg verstorben ist. Sie gehörte dem Isoplan-Team seit 1987 an. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin hatte sich Hanne Johé-Kellberg in den Bereichen Berufsausbildung und berufliche Weiterbildung, europäischer Arbeitsmarkt und grenzüberschreitende Mobilität einen hervorragenden Namen gemacht. Auch als Autorin und Redakteurin von „AiD“ ist sie vielen unserer Leserinnen und Leser bekannt. Vor zwei Jahren riss eine tückische Krankheit die lebhafte und stets freundliche Kollegin aus dem Arbeitsleben. Ihr langes Leiden hat sie mit großer Geduld und Tapferkeit getragen. Wir werden Hanne mit ihrer großen Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft und ihrem fröhlichen Lachen sehr vermissen und sie immer in guter Erinnerung behalten. (mz)

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