Integration in Deutschland 1/2006, 22.Jg., 31. März 2006

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AUSSTELLUNGEN

Studien und Sachbücher

Broschüren

Belletristik / Bildbände

Tagungen / Filme / Theater etc.

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Studien und Sachbücher

Einführung in die Migrationspädagogik

Die Pädagogik war die erste Wissenschaft, die sich mit Einwanderungsfragen intensiv befasst hat. Heute ist ein Ausdifferenzieren der Positionen zu beobachten, in der vielfältige pädagogische Programmatiken und Konzepte - (reflexive) interkulturelle und multikulturelle Pädagogik, antirassistische Pädagogik, Pädagogik der Vielfalt, Pädagogik der Anerkennung, Toleranzerziehung etc. - kursieren, die nicht immer scharf voneinander zu trennen sind und deren Begriffsverwendung keineswegs einheitlich ist. In diesem mitunter unübersichtlichen Diskurs ist die Pädagogik auf der Suche nach Modellen, die auf der Ebene des Erziehungs- und Bildungssystems Lösungen für die komplexen Fragestellungen bieten könnten, die das Zusammenleben in multiethnischen Gesellschaften aufwirft.

Vielleicht liegt es an dieser Unübersichtlichkeit des Diskurses, dass aus den inzwischen zahlreichen Veröffentlichungen bislang kaum ein Buch hervorgegangen ist, das als Standardwerk bezeichnet und - ganz praktisch - auch als Grundlagenbuch für die Lehre dienen könnte. Diesen Versuch unternimmt Paul Mecheril mit seiner "Einführung in die Migrationspädagogik" (erschienen in der Reihe Beltz Studium, Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2004).

Wenigen Autoren gelingt es wie Mecheril, das, was in der deutschen Einwanderungsgesellschaft vor sich geht - und was sich davon in der pädagogischen Praxis widerspiegelt -, ähnlich scharfsinnig zu analysieren und zu beschreiben. Sein multiperspektivischer Blick stößt dabei schnell an die Grenzen des im Fachdiskurs sprachlich Verfügbaren: konsequent behilft er sich dabei mit der Schaffung neuer Begrifflichkeiten wie der des "Migrationsanderen". Er beschreibt dort nicht nur den Migranten als solchen, sondern die Tatsache, dass dieser von der Mehrheitsgesellschaft immer auch als ein "Anderer" konstruiert wird. Im Mittelpunkt seiner Kritik der pädagogischen Praxis steht das "einteilende, das vereindeutigende, das klassifizierende und das fixierende Denken und Handeln", welches Phänomene der Mehrfachzugehörigkeit, des Grenzgängertums und der Hybridität auszublenden versucht. Er plädiert für eine migrationspädagogische Orientierung, in der es um die kritische Reflexion des grundlegenden natio-ethno-kulturellen Schemas geht, das zwischen "Wir" und "Nicht-Wir" unterscheidet. Ziel und Anspruch dieser Reflexion ist demnach die "Verschiebung dominanter Zugehörigkeitsordnungen".

Die Brillanz der Analyse, die Vielschichtigkeit seiner Argumente und die Differenziertheit seiner Vorschläge sind Stärke und Schwäche seines Buches zugleich: so gerne man Mecheril als erfahrener Leser migrationsbezogener Fachliteratur folgt, so sehr riskiert die anspruchsvolle Darstellungsweise seiner Schriften, weniger routinierte Leser zu überfordern. Die Komplexität seines Ansatzes setzt einiges an Kenntnis, Analysefähigkeit und vielleicht auch einfach an "Weltwissen" voraus, was dem Anspruch des Buches, eine Einführung in die Migrationspädagogik für das Studium zu sein, nicht unbedingt gerecht wird. Vielleicht wird hier aber auch einfach ein Dilemma deutlich, das kaum zu lösen ist: die Frustration der Praktiker, die nach konkretem Handwerkszeug für ihre Arbeit im Migrationskontext suchen und die oft nur widerwillig davon zu überzeugen sind, dass ihre Arbeit eben nicht im Vereinfachen einer komplexen Realität und der Schaffung konkreter Lösungen bestehen kann, sondern in einem unablässigen Reflektieren, oder wie Mecheril so schön sagt, in einer "beständigen Unruhe". (vk)

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Schulentwicklung in Einwanderungs-
ländern - ein Vergleich

Es hat Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gedauert, bis die überdurchschnittlich schlechten Bildungsergebnisse von Migrantenkindern als gesellschaftliches Problem erkannt und nicht mehr als Normalfall akzeptiert wurden. Dass die Ursachen dafür nicht in erster Linie im individuellen Versagen von Einwanderern aufgrund fehlender Bildungsmotivation, mangelndem Interesse von Eltern etc. liegen, sondern entscheidend auch institutionelle und strukturelle Ursachen haben, gilt allerdings auch heute noch keineswegs als allgemein anerkannt. Mechtild Gomolla hat sich schon in früheren Publikationen (mit Frank-Olaf Rathke) mit dem Phänomen der institutionellen Diskriminierung als "kollektivem Versagen einer Organisation, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Kultur oder ethnischen Herkunft eine angemessene und professionelle Dienstleistung zu bieten", befasst und sich darum verdient gemacht, dass dem Thema in Deutschland mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Mit ihrer Dissertation "Schulentwicklung in der Einwanderungsgesellschaft. Strategien gegen institutionelle Diskriminierung in England, Deutschland und in der Schweiz" (erschienen beim Waxmann Verlag, Münster 2005) hat Mechtild Gomolla nun eine internationale Vergleichsstudie vorgelegt, die sich mit schulpolitischen Strategien in den Einwanderungsgesellschaften Deutschland, England und der Schweiz beschäftigt, welche versuchen, die Kriterien Chancengleichheit und Pluralität mit Maßnahmen zur Qualitätssicherung zu verbinden. Eingebettet ist die Untersuchung in die Debatte um eine stärkere Schulautonomie, die gegenwärtig in allen drei Ländern - mit jeweils unterschiedlichen Akzenten und Lösungen - stattfindet.

In ihrer Studie vergleicht Gomolla den Schwerpunkt "Interkulturelle Verständigung" im nordrhein-westfälischen Landesprogramm "Gestaltung des Schullebens und Öffnung der Schule" (GÖS), das Zürcher Projekt "Qualität in multikulturellen Schulen" (QUIMS) und neue Instrumente zur Verbesserung der Schulleistungen ethnischer Minoritäten in England. Alle drei Modelle wollen das institutionelle Setting in Unterricht und Schule verbessern und bedienen sich dabei unterschiedlicher Strategien: In NRW geht es im Wesentlichen darum, den Unterricht um Aspekte der Diversität anzureichern; das Schweizer Modell auf der Basis des "New Public Management"-Ansatzes zielt auf eine Verbesserung der pädagogischen Prozesse und ist durch didaktisch aufbereitete Module pädagogisch am meisten ausdifferenziert; am Beispiel einer Schule im Süden Londons wird das output-orientierte britische Schulentwicklungsmodell aufgezeigt, das mit Instrumenten wie ethnic monitoring, Benchmarking etc. arbeitet.

Die Leitfragen der Studie zielen darauf ab, wie die Programme inhaltlich-pädagogisch und mit Blick auf Unterrichts- und Organisationsentwicklung gestaltet sind, ob Ansätze organisationalen Lernens erkennbar sind, und schließlich, ob im Zuge der Autonomisierung möglicherweise neue Gelegenheitsstrukturen für Diskriminierung entstehen.

Für das nordrhein-westfälische Modell arbeitet Gomolla heraus, dass hier engagierte und kreative Lösungen insbesondere in der Gestaltung des Schullebens als Raum für soziales Lernen, Öffnung des Unterrichts, Deutschförderung und Zusammenarbeit mit Eltern entwickelt wurden. Diese Ansätze stoßen jedoch dort an ihre Grenzen, wo sie noch immer hinterlegt sind mit Prinzipien der kompensatorischen Förderung, Theorien der Kulturdifferenz und begegnungsorientierten Konzepten interkultureller Pädagogik der achtziger und neunziger Jahre.

Das Zürcher Projekt kommt in ihrer Bewertung insgesamt gut weg: Es sensibilisiere die Lehrer auch für Erscheinungsformen ethnischer und sozialer Ungleichheit und weise kaum eine Defizitorientierung auf; allerdings berge auch dieser Ansatz das Risiko der Reproduktion kulturalisierender Deutungsmuster.

Mit Blick auf England unterstreicht Gomolla u.a. den flexiblen Einsatz der Lehrkräfte für Englisch, die Professionalität der Sprachlehrer, die relativ schnelle Einbeziehung der Neuankömmlinge in reguläre schulische Leistungssysteme, die sorgfältige Testpraxis und das "ethnic monitoring". Auf der anderen Seite entstünden neue Selektionsrisiken, die mit dem Interesse der Schule zu erklären sind, sich einen akzeptablen Platz in den Schulrankings zu sichern.

Neben vielen interessanten Einzelaspekten, die Gomolla in den drei Fallstudien anschaulich herausarbeitet und die ihr Buch allemal lesenswert machen, verdient ihre Analyse des Verhältnisses von Chancengleichheit und Schulautonomie besondere Aufmerksamkeit. Das Streben nach mehr Lehrplan-, Organisations- und Finanzautonomie der Schulen wird allgemein mit dem internationalen Wettbewerb und der notwendigen Schaffung von Standortvorteilen sowie mit erforderlichen Einsparungen bei den Bildungsausgaben begründet. Gomolla zeigt, dass diese Form der Schulentwicklung in Bezug auf Migrantenkinder, anstatt zu einer Verbesserung ihrer Bedingungen, zu "effets pervers" - unbeabsichtigten Nebenfolgen - führt. So habe die Politik der Autonomisierung in vielen Ländern zu einer Verfestigung traditioneller Ungleichheiten beigetragen und neue Formen des Ausschlusses und der Benachteiligung von Angehörigen ethnischer Minoritätengruppen, ökonomisch benachteiligter Schichten und allgemein von Kindern mit besonderen Lernbedürfnissen mit sich gebracht. Der Markt verstärke die Segmentierung entlang der Trennlinie Ethnizität und soziale Herkunft und vergrößere den Einfluss besser gestellter Eltern in der Schule: "Im Zuge der Autonomisierung wird das Feld für vielfältige Formen des Ausschlusses und der Benachteiligung geöffnet. Unter den sich ausbreitenden Markt- und Wettbewerbsbedingungen sind diese weitaus stärker als im herkömmlichen System unmittelbar mit den Funktions- und Überlebensinteressen der Organisationen verwoben, wodurch sie gegenüber Veränderungsbestrebungen umso resistenter werden." Folgerichtig schließt Mechtild Gomolla: Wer Chancengleichheit für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland will, muss auf einige neue Steuerungsinstrumente verzichten, vor allem die Ausweitung der Möglichkeiten zur freien Schulwahl und die Installierung eines Qualitätswettbewerbs zwischen Schulen und Schulformen.

Ihre zentrale Botschaft bleibt jedoch, und dies gilt es gerade angesichts der deutschen Diskussion zu unterstreichen, dass mit all der gut gemeinten "Maßnahmenpädagogik", die letztlich nur auf Kompensation individueller Defizite zielt, die Probleme nicht an der Wurzel zu packen sind, solange nicht auch die Strukturfragen angegangen werden. Am Ende ihres Buches skizziert Mechtild Gomolla einige Elemente einer pragmatischen Strategie, die sie konsequent aus den Erkenntnissen ihrer Studie ableitet. Diese reichen von Initiativen gegen institutionelle Diskriminierung auf der politischen Ebene über die Berücksichtigung von Pluralität und Gleichheit in Mainstream-Reformen, die gesamtschulische Spracharbeit auf allen Stufen der Schullaufbahn bis hin zu einem ethnischen Monitoring nach englischem Vorbild.

Veronika Kabis, ZIB Saarbrücken

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"Leuchttürme der Pädagogik"

PISA hat Bewegung in die Bildungslandschaft gebracht. Weit reichende Schulreformen werden unter anderem in Berlin umgesetzt, um die Schule fit zu machen für den Umgang mit den Realitäten einer Einwanderungsstadt. Eine der Kernfragen lautet dabei: Wie können Kitas und Schulen in den Berliner Einwanderer-Kiezen mit ihren großen sozialen Problemen erfolgreich arbeiten? Berlins Beauftragter für Integration und Migration, Günter Piening, hat dies in einer Studie untersuchen lassen. Prof. Havva Engin und Dr. Sven Walter haben Schulen und Kitas besucht, in denen sich Eltern und Lehrerinnen und Lehrer frühzeitig den veränderten gesellschaftlichen Realitäten gestellt und die neuen Herausforderungen angenommen haben. Die Anfang März 2006 vorgestellte Studie beschreibt die Arbeit einiger "Leuchttürme der Pädagogik". (esf)

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Türken - stets die Fremden von nebenan

Sie waren "Gastarbeiter", lebten in miserablen Mietskasernen und schufteten in den tiefsten Schächten. Als sie anfingen, ihre Rechte einzufordern, wie in dem legendären "Türkenstreik" bei Ford in Köln 1973, wurden sie zu Kommunisten abgestempelt. In der heutigen Zeit müssen sich Türken entweder mit der Rolle der islamischen Fundamentalisten begnügen oder stets beweisen, aufrechte Demokraten zu sein. Dilek Zaptcioglu zeigt in ihrem Buch "Türken und Deutsche - Nachdenken über eine Freundschaft" (ISBN: 3-86099-823-4), dass die Türken bei einem Großteil der Bevölkerung in Deutschland trotz der Integrationsbemühungen als Fremde wahrgenommen werden. Um ihren Lesern diesen Seelenzustand des Nichtdazugehörens näher zu bringen, zieht sie Parallelen zwischen den Empfindungen assimilierter Juden von gestern und aufgestiegenen, integrierten Türken von heute. Sie zeigt: Wie sehr sie sich auch integrieren und an die Ideale des Landes glauben - sie bleiben Fremde. Wichtig ist der Autorin auch, die Angehörigen der ersten Einwanderergeneration nicht nur als Opfer von Rassismus sowie schlechten Arbeits- und Wohnverhältnissen, sondern auch als politisch aktive Menschen darzustellen. Daher erzählt sie die Geschichte der türkischen Linken in Deutschland und der Türkei. Durch die verfestigte Selbst- und Fremdprojizierung in der deutschen Gesellschaft, erklärt die Autorin, können Menschen unterschiedlichster Herkunft nicht für eine gemeinsame Sache kämpfen. Anstatt gegen die sozialen Probleme anzugehen, werden in Deutschland Identitäts- und Zugehörigkeitskämpfe geführt. (as)

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Branchenbuch 2006

Köln. Im Februar ist eine neue Ausgabe des "Rehber" erschienen, einem Branchenbuch der deutsch-türkischen Ökonomie in Nordrhein-Westfalen. Die Tradition dieses 1998 vom Ethnomarketing-Unternehmen SeS erstmals im DIN A5-Format erstellten Buches wird heute vom Mavi Verlag in Kooperation mit der ad rem marketing & communication GmbH fortgeführt. Die Grundidee ist geblieben: Neben rund 5.000 Adressen finden sich informative Texte zu wichtigen sozialpolitischen Themen, beigesteuert unter anderem von Ministerien, der Integrationsbeauftragten und der Bundeszentrale für politische Bildung. Der neue NRW-Integrationsminister Armin Laschet schrieb das Vorwort. Der "Rehber 2006" wird im Wesentlichen über Anzeigen finanziert und in einer Auflage von 80.000 Exemplaren kostenlos an deutsch-türkische Haushalte und Multiplikatoren in NRW verteilt. (esf)

Bezug: 

Mavi Verlag, Südring 20, 44787 Bochum, Tel. 0234-686800, Fax: 0234-6106964, info@mavirehber.de, www.mavirehber.de;

ad rem marketing & communication GmbH, Siegburger Strasse 229b, 50679 Köln, Tel.: 0221 8028 100, Fax: 0221-8028200, info@adrem-mc.com, www.adrem-mc.com 

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Erfolgreiche Integration ist kein Zufall

Das Bundesministerium des Innern (BMI) hat zusammen mit der Bertelsmann Stiftung im Jahr 2004 den Wettbewerb "Erfolgreiche Integration ist kein Zufall. Strategien kommunaler Integrationspolitik" durchgeführt, um bundesweit Städte, Landkreise und Gemeinden zu identifizieren, die bei der Integration von Zuwanderern Hervorragendes leisten. Die Ergebnisse des Wettbewerbs sind in einer im Februar 2006 erschienenen gleichnamigen Publikation umfassend dokumentiert. Sie formuliert Handlungsempfehlungen für die Gestaltung moderner kommunaler Integrationspolitik und stellt Strategien und Beispiele der Best-Practice-Kommunen aus den unterschiedlichen Maßnahmefeldern vor. Auf der Homepage des BMI (www.bmi.bund.de) steht eine Kurzfassung der Broschüre zum Herunterladen bereit. Exemplare der Langfassung können per Online-Bestellung unter http://www.bertelsmann-stiftung.de für 18 Euro erworben werden. (bmi)

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Keine Angst vor Ämtern - Hinweise für Gründer

Existenzgründer haben vor der Betriebsgründung sowie in der Aufbauphase in der Regel einen hohen Beratungsbedarf. Eine Reihe von Einrichtungen bietet Hilfen an, doch kennen viele Migranten mit Existenzgründungsplänen diese Angebote kaum. Unter dem Titel "Beruflich selbständig in der neuen Heimat Brandenburg" hat das Land Brandenburg Ende 2004 eine 96-seitige Publikation herausgegeben, die Migranten Erstinformationen in den Sprachen Englisch, Türkisch, Polnisch, Russisch, Vietnamesisch und Deutsch bietet. Die Kapitel erläutern Rechts- und Versicherungsfragen, bereiten auf Bankgespräche vor und nehmen Migranten die Angst vor Ämtergängen. Die Broschüre ist eine gemeinsame Veröffentlichung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Familie sowie des Ministeriums für Wirtschaft.

Bezug: Land Brandenburg, Ministerium für Wirtschaft, Jenny Wenger, Heinrich-Mann-Allee 107, 14473 Potsdam, Tel.: 0331/8661635, jenny.wenger@mw.brandenburg.de 

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Die Situation der Roma und Sinti in Osteuropa

Rund drei Viertel der 8 bis 10 Millionen Roma Europas leben in den Ländern Mittel- und Osteuropas. Wenn 2007 Bulgarien und Rumänien in die EU aufgenommen werden, leben fast fünf Millionen in der EU. Sie gelten als "die eigentlichen Verlierer in den Transformationsprozessen, die die postkommunistischen Staaten durchlaufen haben", so Max Matter, Professor für Europäische Ethnologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sie wurden Opfer von Verfolgung, leben als Flüchtlinge unter anderem in Deutschland und sind Opfer sozialer, bildungspolitischer und wirtschaftlicher Ausgrenzung.

Am 2. Februar 2005 verabschiedeten acht Staats- und Regierungschefs zentral- und osteuropäischer Länder in Sofia die "Dekade der Integration der Roma". Bis zum Jahr 2015 sollen der soziale Abstand zwischen Roma-Minderheit und Mehrheitsbevölkerung abgebaut und die Bildungsförderung forciert werden. Unter anderem wurde ein mit 43 Millionen Dollar bestückter Roma Education Fund ins Leben gerufen. Wenige Wochen vorher, im November 2004, widmeten sich über 160 Wissenschaftler, Praktiker, Politiker und Vertreter der Roma und Sinti in Köln beim 10. Forum Migration der Otto Benecke Stiftung e.V. (OBS) der Situation dieser Minderheit. Nun liegt als Heft 9 der Beiträge der Akademie für Migration und Integration der OBS eine 160-seitige Dokumentation wichtiger Reden und Aufsätze des Forums vor. Herausgegeben von Max Matter beschreiben 13 Autoren "Die Situation der Roma und Sinti nach der EU-Osterweiterung". Es wird deutlich, wie prekär die Lage dieser - nach der Osterweiterung - größten Minderheitengruppe in Europa ist. (esf)

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Rassistische Argumentations-
figuren

Rassismus in der 'Mitte der Gesellschaft' kann durch die herkömmlichen Analysen zu Jugendgewalt und individuumszentrierte Deutungen nicht hinreichend verstanden werden. Dr. Karin Herschel untersucht ihn dagegen in einer im Februar 2006 beim Transcript Verlag erschienenen Studie "Rassismus als flexible symbolische Ressource. Eine Studie zu rassistischen Argumentationsfiguren" (ISBN: 3-89942-290-2) soziologisch als gesamtgesellschaftliches Phänomen. Die Studie verbindet prominente Rassismuskonzepte - von Hall, Miles und Balibar - mit Bourdieus Theorie sozialer Ungleichheit zu einem Analysemodell des Rassismus als symbolischer Ressource. Der empirische Teil zeigt an Gruppendiskussionen mit Akademikern und Facharbeitern, wie diese Ressource in Form spezifischer Argumentationsfiguren flexibel kommuniziert wird. Die Autorin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie, Universität Magdeburg. Die 240-seitige Publikation kostet 26,80 Euro. (esf)

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Insider - Outsider

IFADE, ein 2002 in Berlin gegründetes internationales und interdisziplinäres Forum junger Forscher und Wissenschaftler in Deutschland mit Migrationshintergrund, hat im November 2005 eine Publikation "Insider - Outsider. Bilder, ethnisierte Räume und Partizipation im Migrationsprozess" (ISBN: 3-89942-382-8) herausgegeben. Der Band zielt darauf ab, "den von der Mehrheitsgesellschaft dominierten Migrationsdiskurs aus der Minderheitenperspektive auf hohem analytischen Niveau scharf zu hinterfragen". Dabei beleuchten die Autoren in ihren Beiträgen "die Gleichzeitigkeit bzw. Ambivalenz der gesellschaftlichen Zugehörigkeit und Marginalisierung des migrantischen Subjekts im transnationalen Raum und verorten dieses dabei in einem unruhigen performativen Raum voller Widersprüche", heißt es in einer Presseerklärung. Die 250-seitige Publikation kostet 23,80 Euro. (esf)

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Europas turbulente Ränder

Heute über Migration nach Europa zu reden, heißt fast immer von der "Festung Europa" zu sprechen. Ins kollektive Gedächtnis haben sich seit über einer Dekade die entsprechenden Bilder eingespeist: überladene Schiffe, skrupellose Menschenhändler, anonyme Massen armer Flüchtlinge. Mal werden sie voller Empathie, mal mit Ablehnung betrachtet. Selten jedoch verlassen Forscher, Journalisten oder Politiker die abgesteckten Pfade dieses Mythos und fragen, was eigentlich wirklich an der Grenze, in der Migration, aber auch in den angeblichen Zitadellen der Macht vor sich geht. Das Forschungsteam "Transit Migration" (ISBN: 3-89942-480-8) hat das Migrationsgeschehen im Südosten Europas untersucht und liefert in einer im März 2006 erschienenen Publikation "Turbulente Ränder. Neue Perspektiven auf Migration an den Grenzen Europas" spannende Thesen über eine Region, die zunehmend zur Schnittstelle und zum Brennpunkt der Aus-, Ein-, Rück- und Durchwanderung von Migranten geworden ist. Dabei werden aus Menschenhändlern lokale Transportunternehmer, aus armen Flüchtlingen Menschen mit Plänen und Strategien und aus allmächtigen Behörden Institutionen der Improvisation, die dem Geschehen gleichsam hinterherrennen. Zur Forschungsgruppe gehören Rutvica Andrijasevic, Manuela Bojadzijev, Dr. Sabine Hess, Serhat Karakayali, Dont Rhine, Dr. Regina Römhild und Vassilis Tsianos. Ihre 250-seitige Publikation kostet 24,80 Euro. (esf)

Info: www.transitmigration.org 

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Wilde Deutsche

Karl-Markus Gauß hat sich mit Reportagen wie "Die Hundeesser von Svinia" einen Namen gemacht als Forschungsreisender in Gegenden Osteuropas, von denen kaum jemand erwartet, in ihrer Melancholie Interessantes zu finden. Da gibt es Ghettos, in denen Menschen von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen sind und derart außerhalb unserer Zeit leben, wie man es nur in exotischen Dschungeln erwartet hätte. In seinem neuen, im Herbst 2005 beim Zsolnay Verlag erschienenen Buch geht es um einen Volksstamm, der ohne gemeinsame Sprache und Interessen, nur durch blasse Erinnerungen zusammengehalten wird und in der litauischen, slowakischen und ukrainischen Diaspora langsam ausstirbt. Gauß hat Angehörige dieser zerstrittenen und verstreut lebenden Ethnie besucht. In "Die versprengten Deutschen" charakterisiert sie ein Lehrer aus Odessa als "...in die große Stadt geworfene Hinterwäldler, als unziviliserte, rohe Leute aus der asiatischen Steppe". Ihm zufolge tranken sie "furchtbar viel Alkohol, hatten keine Manieren, besuchten nicht die Oper und wollten nicht arbeiten, sondern nichts wie weg, um in Deutschland Sozialhilfe zu beantragen". Es sind übrig gebliebene Nachfahren deutscher Kolonisten, die vor 200 Jahren am Schwarzen Meer Dörfer gründeten, Rückkehrer aus der Verbannung nach Mittelasien. Gauß erzählt in einer Mischung aus Ironie und Empathie anhand von tragischen und skurrilen Biografien ihr Leben. Es geht um Krieg, Zwangsassimilation, Deportation und Vertreibung. In einem slowakischen Dorf trifft Gauß auf eine Gruppe mit halbwegs intakter kollektiver Identität: Menschen, die sich in altertümlichem, kaum verständlichem Mittelhochdeutsch unterhalten. Eine Koexistenz mit der Mehrheitsbevölkerung scheint auch hier kaum zu gelingen. Gauß beschreibt aber nicht nur, sondern fragt sich auch, welcher Kultur und Nationalität sich diese "wilden Deutschen" zugehörig fühlen. Fotos von Kurt Kaindl bebildern das meist traurige Schicksal dieser Individuen, die ein kollektives Schicksal teilen. Unter anderem das, dass sich Deutschland heute mit Sprachtests gegen ihren Zuzug als Spätaussiedler zu wehren weiß. (esf)

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Mediterranean Migration Report 2005

Zuwanderung aus dem südlichen und östlichen Mittelmeerraum - aus dem Magreb, der Levante oder der Türkei - ist seit Jahren ein wichtiger Bestandteil bei der Betrachtung von Migrationsbewegungen in die Europäische Union (EU). Gleichwohl setzen sich bislang erstaunlich wenige Studien mit diesem Thema auseinander, auch Datenmaterial ist rar. Abhilfe soll hier der "Mediterranean Migration Report" schaffen, der erstmals im Oktober 2005 erschien. Ein internationales Expertenteam, das sich aus Wissenschaftlern der südlichen und östlichen Mittelmeerstaaten sowie des am Europäischen Universitätsinstitut Florenz angesiedelten Euro-Mediterranean Consortium for Applied Research on International Migration (CARIM) zusammensetzt, wird diesen Bericht von nun an jährlich herausgeben. Finanziert wird die Forschungsarbeit durch das "MEDA-Projekt" der EU, dem wichtigsten Finanzierungsinstrumentarium für die Implementierung der euro-mediterranen Zusammenarbeit in Form von technischen und finanziellen Unterstützungsmaßnahmen. Im Überblickskapitel wird ein regionales Gesamtbild der Med-MENA-Staaten (Mediterranean Middle Eastern and Northern African States) geschaffen, worauf einzelne Länderkapitel folgen. Dem Bericht zu Folge sind 10 bis 15 Millionen Menschen aus den Med-MENA-Staaten Auswanderer der ersten Generation, was rund 5 Prozent der Gesamtbevölkerung dieser Staaten repräsentiert. Während es ägyptische und palästinensische Auswanderer überwiegend in die arabischen Ölstaaten zieht, wandern Libanesen nach Übersee aus. Staatsbürger Algeriens, Marokkos, Tunesiens und der Türkei zieht es hingegen zu großen Teilen nach Europa. (esf)

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Broschüren

Vogelgrippe: Infos in zehn Sprachen

Die wichtigsten Informationen zur Vogelgrippe hat die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz auf einem Merkblatt zusammengestellt. Das Merkblatt liegt seit Ende Februar 2006 auch in fremdsprachigen Fassungen vor. Der Beauftragte des Senats für Integration und Migration hat es in folgende zehn Sprachen übersetzen lassen: Arabisch, Englisch, Französisch, Kroatisch, Polnisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Türkisch und Vietnamesisch. Die Infoblätter stehen als Download bereit unter: http://www.Berlin.de/sengsv/auslb/
vogelgrippe.html
. (esf)

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Räumliches Verhalten von Migranten

Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe März/April der Zeitschrift "Der Architekt" ist das räumliche Verhalten von Migranten. In Reportagen berichten unter anderem die AiD-Autoren Matilda Jordanova-Duda und Ekkehart Schmidt-Fink über räumliche Aspekte von Stadtvierteln mit starker Präsenz von Türken und Aussiedlern. "Der Architekt" ist das Organ des Bundes Deutscher Architekten (BDA). Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich und dient der inhaltlichen und beruflichen Information der BDA-Mitglieder sowie Architektur-Hochschullehrer, Mitarbeiter der Planungs- und Bauämter sowie Leiter der Bauabteilungen großer Unternehmen. Neben einem Magazinteil, der über aktuelle Entwicklungen in Verbands- und Berufspolitik, Architektenrecht sowie aktuelles Architekturgeschehen und verwandte kulturelle Bereiche berichtet, hat "Der Architekt" ein jeweils wechselndes Schwerpunktthema: Hier werden zentrale architektonische, architekturtheoretische und städtebauliche Fragestellungen aufbereitet und analysiert. Ein besonderer Schwerpunkt sind interdisziplinäre Ansätze zeitgenössischer Architektur und Theorie. Das Einzelheft kostet 20 Euro. (esf)

Kontakt/Bezug: Referat Öffentlichkeitsarbeit des Bundes Deutscher Architekten/ BDA, Dr. Olaf Bahner, Köpenicker Straße 48/49, 10179 Berlin, Tel.: 030/278799-0, Fax:-15, bahner@bda-bund.de oder kontakt@bda-bund.de, www.bda-bund.de 

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Belletristik / Bildbände

Lehrreiche Kapitel für Hans und Helga

Wir sind alle Hansens und Helgas. Das zumindest behauptet Hatice Akyün in ihrem bei Goldmann erschienenen Buch "Einmal Hans mit scharfer Soße - Leben in zwei Welten" über uns Deutsche. "Langweilige Hansens und Helgas" möchte man im Geiste hinzufügen. Die Mädchen lassen sich niemals nur wegen einer Verabredung extra beim Friseur die Haare hochstecken, und die Jungs zahlen noch nicht mal beim allerersten Date die Rechnung für die Traumfrau mit. Trotzdem träumt Hatice Akyün von einem Hans. Aber eben von einem temperamentvollen, mit "scharfer Soße". Dieser Wunsch ist Sinnbild für das Leben in zwei Welten, um das sich Akyüns Buch eigentlich dreht. Ein Leben, das einerseits von einem deutschen Herzen bestimmt ist, einem "ganz normalen" Leben hier. Und andererseits von einer türkischen Seele, die für die Wurzeln der Autorin in der Türkei steht. Die Vorfreude des Lesers auf neue Einblicke wird aber nur halb erfüllt. Zwar ist "Einmal Hans mit scharfer Soße" ein witziges Buch, das mit seiner humorvoll-spritzigen Sprache auf eine sehr verzeihliche Art kein Blatt vor den Mund nimmt und allen Helgas und Hansens zeigt, warum die türkischen Migranten sie so nennen.

Jedoch geht die Autorin dabei nur selten in die Tiefe, sondern ergeht sich in Oberflächlichkeiten. So erstreckt sich über viel zu viele Seiten der Diskurs über das türkische Essen, das möglichst fleischhaltig und üppig aufgetischt wird. Die Beschreibung von Hatices Bruder Mustafa als dem Prototypen eines "Proletentürken", der Deutsch nur recht ungrammatisch sprechen will, Handys vertickt ("Lüg isch, oder was. Isch schwör is escht."), und öfters mal Ärger an der Backe hat, erfüllt genau das Klischee vom Türken-Laden nebenan. Einige Stellen sind schlicht zu übertrieben, was dazu führt, dass man das Buch nicht ganz ernst nimmt. Von Hatices ach so unbeschwertem Singleleben ist allzu oft die Rede, und sie kommt etwas zu cool 'rüber, wenn sie vor dem Besuch bei ihren Eltern ihren kurzen Rock noch rasch gegen den knielangen tauscht oder betont, an jedem, aber auch jedem Türsteher vorbeizukommen.

Trotzdem gibt es auch ernste und sehr persönliche Passagen: Etwa, als ihr Bruder sie nach einem Streit mit einem so üblen Wort beschimpft, dass sie es nicht mal übersetzen will, als sie von eigenen Diskriminierungserfahrungen erzählt und davon, wie sie sich nach den Anschlägen von Solingen fühlte. Zu diesen lehrreichen Passagen gehören auch die über die Helgas und Hansens - wie die Feststellung, dass Akyün "der deutsche Betroffenheitskult auf die Nerven" gehe. Außenansichten über die eigene Kultur können weder Hansens noch Helgas schaden. Und am Schluss resümiert Akyün tatsächlich noch mal explizit die Essenz, die Botschaft ihres Buches: Dass für sie gerade das Leben in und das Wechseln zwischen zwei Welten eine große Bereicherung darstellt, aus der sie unablässig schöpft. (gh)

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"Pembe - Rosa"

Irgendwann hat es sie genervt: Immer wieder gab es beim abendlichen Vorlesen für Valentina Probleme, weil Martina Teepe gerne aus ihren deutschen Lieblingsbüchern vorlas, während ihr italienischer Mann Kinderbücher in seiner Muttersprache bevorzugte. Tagsüber gab es keine Probleme: Die Siebenjährige spricht mit Mama Deutsch, mit Papa Italienisch - beides fließend. Martina Teepe schuf Abhilfe, indem sie ein zweisprachiges Kinderbuch schrieb und illustrierte: Valentinas Geschichte. Die ist plötzlich von Kopf bis Fuß rosa, weil sie aus Versehen falsche Badeperlen benutzt hat. Erst schämt sie sich, aber dann wollen alle Freunde so aussehen. Irgendwann wird es langweilig, wenn alle rosa sind. Neue Abenteuer folgen. Mama Teepe hatte beobachtet, dass die Mädchen immer gleich aussehen wollen und Unterschiede als störend empfanden. Die Berliner Kostümbildnerin und Designerin wollte ihre Tochter anregen, die Dinge einmal anders zu sehen. In Deutsch-Italienisch existiert das Buch nur einmal, aber jetzt erschien es unter dem Titel "Pembe - Rosa" beim Verlag Anadolu in Deutsch-Türkisch. Mit bestimmten Ländern hat die Geschichte aber nichts zu tun, man könnte jede andere Übersetzung benutzen. Denn die Fragen, die Kindern auf der Zunge liegen, unterscheiden sich kaum - egal in welcher Muttersprache. (esf)

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Tagungen / Filme / Theater etc.

"Romeo und Julia" in Neckarstadt-West

Mannheim. "Du wohnst in Neckarstadt-West, that's the best", mit diesem fetzigen Rap beginnt das Musical "Neckarstadt West(side) Stories. Premiere war im Juni 2005, viermal ging die Geschichte um Liebe und Eifersucht, Freundschaft und Rivalität über die Bühne des Mannheimer Kinder- und Jugendtheaters "Schnawwl". Mit großem Erfolg für die jungen Schauspieler - allesamt Laiendarsteller. Das Musical selbst und sein Entstehungsprozess wurden nun auf DVD gebannt, Interessierte können diese seit Mitte Dezember 2005 beim YEPP-Büro in Mannheim erhalten.

Begonnen hatte die Mannheimer Version der Westside Story als Auftragsarbeit von YEPP (Youth Empowerment Partnership Programme) Neckarstadt-West, das die Integration von Kindern und Jugendlichen, vor allem mit Migrationshintergund, dauerhaft verbessern will. Das Stadtmarketing Mannheim hat das Team bei der Produktion der DVD - quasi als Modell für integrative Kulturarbeit - finanziell und in Sachen Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt unterstützt.

Mit Neckarstadt West(side)Stories gelang es, ein authentisches Stück Jugendkultur aus einem so genannten sozialen Brennpunkt.in Szene zu setzen. Denn: Der Mannheimer Stadtteil Neckarstadt- West kämpft gegen hohe Arbeitslosigkeit, vor allem bei Jugendlichen. Der Migrantenanteil ist mit 50 % sehr hoch. Vor diesem Hintergrund entstanden die Stories als YEPP-Projekt zunächst in einer Schreibwerkstatt. Fünf Monate lang sammelten ca. 15 Jugendliche Geschichten, entwarfen Figuren und Handlungsstränge und führten sie zusammen. Im April 2004 gab es eine erste szenische Aufführung der Stories, ergänzt durch eine Foto-Story. Mit jetzt anderen Jugendlichen wurde schließlich die Musicalvorlage umgesetzt. Auch musikalisch orientiert sich das Musical an der tatsächlichen Realität der Jugendlichen und ihren Hörgewohnheiten. Rap und Breakdance wurden ebenso in die Geschichte eingeflochten wie die Musik aus den unterschiedlichen Herkunftsländern. Zur Seite standen den Jugendlichen Fachleute aus dem Theaterbereich.

"Das Projekt war ein großer Erfolg", freut sich Hüseyin Ertunc, der als YEPP-Projektleiter dafür zuständig ist. "Die Jugendlichen haben große Fortschritte gemacht, denn sie haben erfahren, dass sie durch Begeisterung und eigenen Einsatz gemeinsame Ziele erreichen können. Und sie haben etwas über Toleranz gelernt. Im Musical mussten sie andere, eventuell entgegen gesetzte Positionen einnehmen und verteidigen und eine Distanz zur eigenen herstellen, und so erkennen, dass diese Einstellung manchmal sehr klischeehaft sein kann", so Ertunc weiter. So wird auch Konfliktfähigkeit geschult und ein demokratisches Bewusstsein gefördert. Nicht zuletzt bedeute die Tatsache, dass die Neckarstadt West(side) Stories im "Schnawwl" aufgeführt werden konnten, eine hohe Anerkennung für die Jugendlichen selbst und für das Image des Stadtteils, betont er. (esf)

Kontakt: 
Stadtmarketing Mannheim, E4, 6 |, 68159 Mannheim, Waltraud Schlepps, Tel.: 0621/293-9373, Fax:-9381, waltraud.schlepps@mannheim.dewww.stadtmarketing-mannheim.de 
und/oder 
YEPP-Büro, Hüseyin Ertunc, Lortzingstr. 3, 68169 Mannheim, Tel.: 0621/1567373, Fax: 0621/3392214, yepp@ikubiz.de 

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Jugendvideos zu Integrationsfragen

In der Edition des "Medienprojektes Wuppertal" sind im Frühjahr 2006 einige neue Jugendvideoproduktionen zu Migrationsthemen erschienen, die als Video oder DVD gekauft oder ausgeliehen werden können. "Jung und Moslem in Deutschland" ist eine dreistündige Dokumentationsreihe in bislang zwei Filmen über junge Muslime, ihren Glauben und ihr Leben. Themen sind beispielsweise die fünf Säulen des Islam, muslimische Musik, Jugendliche bei Milli Görüs oder die konstruierten Wirklichkeiten der Darstellung des Islam in den Medien. Ein weiterer neuer Film, "Nix passiert", beschreibt in 30 Minuten die Geschichte von Abraham, einem Deutschen afrikanischer Herkunft, der 2003 in Wuppertal zum Opfer rassistischer Polizeigewalt wurde.

Das Medienprojekt Wuppertal ist die größte Videoproduktion für Jugendliche und Erwachsene in Deutschland. Die angebotenen Videos entstammen verschiedenen medienpädagogischen Modellprojekten. Sie zeichnen sich durch eine besonders hohe inhaltliche Dichte und Authentizität sowie ästhetische Qualität aus. Sie können für 40 bzw. 30 Euro gekauft bzw. für 10 bzw. 15 Euro entliehen werden. (esf)

Bezug: Medienprojekt Wuppertal e.V., Hofaue 59, 42103 Wuppertal, Tel.: 0202/5632647, Fax: 0202/4468691, borderline@wuppertal.dewww.medienprojekt-wuppertal.de 

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