Integration in Deutschland 3/2006, 22.Jg., 30. September 2006

LESERFORUM

Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Glaubensschiff

 

Dear Ekkehart Schmidt-Fink,

My name is Victoria Alvarez Fernaud. I am a researcher at the University of Salamanca, in Spain. I have dared to contact to you, with the hope of resolving a problem which is very important for my research.
For my research it is very important and necessary to know if in the Islamic Religion the Ship is utilised how a symbol. I have seen in the page WEB http://www.isoplan.de/aid/2001-2/karte.htm  a very interesting text that you have written. I am very interested in the draw of a "Galeere" -"Die Galeere des Glaubens"- and the text "Rumpf und Ruder stellen die sieben Glaubensartikel des Islam dar (Allah, seine Engel, seine Bücher, seine Propheten, der Jüngste Tag, die Vorbestimmung, das Gute und Böse, die Wiederauferstehung nach dem Tod). Die Schahada, das Glaubensbekenntnis, bildet das Segel".

Please, could you be so kind to say to me the approximate date of the origin of this type of calligraphy in the shape of a boat? Could you say to me if there is any book or article about that?.

By other hand, Could you be so kind to say to me if you know others uses of the Ship as a symbol in the Islamic Religion?. (I am interested in the Islamic Religion of the medieval centuries, specially). Could you be so kind to say to me if there is any artistic or literary document -…- about that?, could you be so kind to say to me is there is any book, article, study… about this ship symbolism?, please, Can you help me?.

This subject is very important and essential for me. Any information will be useful for me, included a "negative" information. Please, could you be so kind to answer me?. If you can not give me this information, please, could you be so kind to say to me who I could contact to?. I have put my hopes in this email because I am sure that your words will give orientation to my research, although these words say to me that this ship symbolism does not exist in the medieval Islam.

Please, could you be so kind to contact to me? My email is mvfernaud@hotmail.com. I am looking forward to hearing from you. I am very grateful to you, thank you, thank you very much.

Victoria Alvarez Fernaud, Salamanca/Spanien

Dear Mrs. Alvarez,

the ship is out of a book by Walter M. Weiss: Schnellkurs Islam, Dumont, Köln 1999, page 29, where it is shown with 3 other examples of "zoomorphic" Calligraphy. As source he quotes Hans-Thomas Gosciniak (Ed.): Kleine Geschichte der islamischen Kunst, Dumont, Köln 1991. In both books it is not said, where exactly the ship comes from (an old book or a bibliotheque or a museum). If you want, I can send you copies of the pages by letter (if you send me your address).

Best wishes
Ekkehart Schmidt-Fink

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Vorzügliches Medium

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielmals Dank für die Übersendung des Posters "Muslime in Deutschland". Es ist nach meinem Urteil ein vorzügliches Medium, das ich gern den angehenden Lehrer/innen meines Seminars für ihre berufliche Arbeit mit Jugendlichen an die Hand geben möchte. Ist es möglich, mir noch 23 Exemplare für die Seminarteilnehmer/innen zu übersenden? Dafür wäre ich Ihnen außerordentlich dankbar.

Prof. Dr. Dr. Harry Noormann, Institut für Theologie, Universität Hannover

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Yezidische Freundin

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin nun schon seit 9 Monaten mit einer Yezidin zusammen und habe durch sie einen Zugang zur Integrationsarbeit in unserer Gemeinde gewonnen. Ich habe nun das Problem, dass meine Freundin und ich nicht zusammen sein dürften und wir uns nun seit 9 Monaten fast nur heimlich treffen können. Darüber hinaus scheint es mir, dass sie der klassische Fall für Unterdrückung in der Familie ist: Jedesmal, wenn sie außerhalb der Familie "unterwegs" ist, wird sie aufgefordert, entweder mit ihrer Mutter zu gehen oder anzurufen, wenn sie den Aufenthaltsort wechselt: Ein Beispiel: Heute wollten wir uns treffen, natürlich heimlich, und sie hatte sich darum mit ihrer Mutter gestritten, da sie sagte, sie wolle heute noch einmal weggehen. Ich glaube, es handelte sich dabei, wie so oft, nur um die Ausrede ihrer Mutter, sie müsse doch erst den Haushalt erledigen, bevor sie weggehen dürfe. Sie hat offiziell sehr viele Freiheiten und gemessen an anderen Yeziden, wie ich durch Recherche herausgefunden habe, hat sie sehr viele Freiheiten, doch wenn das, wie sie erzogen wird, schon sehr viele Freiheiten sind, dann möchte ich nicht wissen, wie es anderen geht!

Ich kam durch diese Arbeit schon auf die Idee, da ich auch andere Schicksale, noch weitaus schlimmerer Natur kenne, einen Verein zu gründen, in dem Frauen geholfen wird, die beispielsweise zwangsverheiratet wurden und dann von ihrem Mann gezwungen wurden (natürlich freiwillig - haha!) in die Bundesrepublik einzureisen. Ich habe mich auch schon näher über die Yeziden als Religionsgruppe informiert und weiß daher, dass es nichts besonderes ist, wenn meiner Freundin schon der dritte oder vierte potenzielle Ehemann vorgestellt wurde und sie jedes Mal ablehnen musste. Wir hatten auch schon oft die Befürchtung, dass ein angeblicher Besuch allein bei ihrem Onkel zu einer Zwangsverheiratung führen könnte. Leider müssen wir beide ständig in Angst leben und können kaum eine normale Beziehung führen. Es tut teilweise auch so weh, zu sehen, wie sie behandelt wird und wie ihre beiden Brüder dagegen behandelt werden. Ich bemühe mich trotz allem um die Familie und zum Glück haben sie inzwischen die Chance bekommen, SCHON nach 2,5 Jahren eine Anhörung auf ein Asylverfahren zu bekommen (die Behörden! Zweieinhalb Jahre mit einer Duldung in Deutschland leben und darauf warten, abgeschoben zu werden?! Was soll das?) Ich danke erstmal dafür, dass ich ihnen diese E-mail schreiben durfte und mir den Frust von der Seele reden durfte - es ist teilweise so schwer, mit anderen Menschen darüber zu reden, oft reagieren sie mit Unverständnis, Wut oder auch einfach nur Trauer darüber, doch man kann diese Situation in so vielen Familien doch einfach nicht mehr hinnehmen, oder?! Ich wollte schon "Interkulturelle Pädagogik" studieren, doch ich habe es dann doch noch abgelehnt, aber vielleicht gibt es Möglichkeiten, sich auch noch darüber hinaus, was ich tue, in einem Netzwerk zu engagieren?! Ich fühle mich gegenüber der Familie einfach so machtlos und missverstanden!

Oft ist es, gerade in dieser Familie, so, dass der Vater und die Mutter eigentlich sehr liberal denken, doch dann, wenn es darauf ankommt, auch die Freiheiten durchzusetzen, mit ihrer Religion argumentieren, wobei ich fast manchmal mehr davon weiß als ihre Mutter! Es ist ein so eingeschworenes System, diese "Kasten", wenn man sie so nennen will, und gerade die Yeziden sind eine so verschlossene Gesellschaft. Manchmal fühle ich mich so einsam, auch, wenn sie dabei ist, als hätte ich das Problem erkannt, aber als einziger. Leider bekomme ich auch mehr und mehr das Gefühl, kaum jemand in Deutschland nimmt dieses Problem, und vor allem die Leidtragenden, zur Kenntnis oder will ihnen helfen! Es war sehr schwer, überhaupt auf ihre Zeitung zu stoßen! Erst nach einiger Recherche kam ich an sie und nun möchte ich sie bitten, mir ein Abonnement ihrer Zeitschrift zukommen zu lassen! Ich bitte daher um Rückmeldung.

A.G.

Sehr geehrter Herr G.,

haben Sie vielen Dank für Ihren Brief. Ich kenne die Thematik ein wenig durch Kontakte zu Yeziden an meinem Wohnort. Das von Ihnen angesprochene Problem "endogamen Heiratsverhaltens" (Heiraten nur innerhalb der Gruppe) stammt aus der Zeit, als man zum Schutz der kleinen Religionsgemeinschaft verhindern wollte, dass sich in einer muslimischen und/oder christlichen Umgebung im Nahen Osten über die Jahre die Gemeinschaft auflösen würde, wenn es zu Heiraten mit Menschen anderer Religionszugehörigkeit kommen würde.

Wenn wir Ihren Brief anonym in unser Leserforum setzen, bekommen Sie dadurch vielleicht Kontakt zu anderen Personen, die evtl. an einer Gründung einer Initiative oder ähnlichem mitwirken würden. Entsprechende Post an schmidt@isoplan.de werde ich an Sie weiter leiten.

E. Schmidt-Fink

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Subtile Wirkungen

 

Die AiD-Redaktion erreichte ein Leserinnenbrief zu einem Artikel über eine Diversity-Studie (unser Schwerpunktthema der letzten Ausgabe):

Sehr geehrter Herr Schmidt-Fink,

In der Bibliothek lege ich Ihre Zeitschrift gerne aus und erlaube mir heute privat eine persönliche, kritische, und wie ich hoffe, konstruktive Stellungnahme zu einem Artikel aus dem Heft "Integration in Deutschland" Heft 2/06.

Gern´ hätte ich mich an die Autorin persönlich gewandt, fand im Impressum aber nur die Ansprechpartner des Redaktionsteams und wende mich daher an Sie aus der goldenen Mitte.

Ihre Zeitschrift feiert zurecht ein Jubiläum, und ich verfolge mit Interesse, wie der Diversity-Ansatz zu Integration und kanalisierter gesellschaftlicher Öffnung für überraschende Lösungsmöglichkeiten aus der Ressource vielgestaltiger Lebenskonzepte beiträgt.

Aber (ich darf zitieren:) "Wie wird die VIELFALT genutzt?"..."EINIGE ARTEN VON BEHINDERUNG VERLIEREN aufgrund des technischen Fortschritts AN BEDEUTUNG" liest man erstaunt in einer, auf WESENTLICHES reduzierten statistischen Übersicht "Wichtigste demografische Veränderungen". Meine zuvor beschriebene Begeisterung stockte jäh, als ich dies las. Die bekannten Abgründe sicherlich teils evolutionär bedingter menschlicher Vorurteile taten sich vor mir auf.

Bisher hatte ich angenommen, bei dem Diversity-Konzept, verfolgten Sie/wir alle den fruchtbaren Ansatz der Integration und Schaffung von Identifikation mit der Möglichkeit des Einbringens von Besonderheiten und der Anerkennung individueller, besonderer Kompetenz (Bsp. Mehrsprachigkeit bei Migrationshintergrund), die damit einhergeht. Dies würde das Gegenteil davon bedeuten, dass ein bestimmtes für Praktiken und Verhaltensweisen relevantes Merkmal Einzelner oder Weniger innerhalb einer Gesellschaft bedeutungslos wird. Es gewinnt eher an Bedeutung im positiven Sinn, in dem es als Erfahrungsschatz für neue Gestaltungsmöglichkeiten bspw. von Arbeitsprozessabläufen bereichernd wirkt.

Hier hilft auch das Argument nicht, dass technischer Fortschritt die Relevanz dieser spezifischen Lebenserfahrung einer Person irrelevant macht. Partielle Erleichterungen sind ganz stark relativ als der jeweilige Weg aller Wege zu betrachten. Ein Arbeitsplatz ist auch nicht auf seine technische Ausstattung reduziert zu sehen, sondern muss in der Gesamtstruktur und Interaktion innerhalb des Gesamtbetriebes betrachtet werden. (Und im asketisch philosophischen Sinne ist es ja auch nicht gemeint, nach dem angesichts der Ewigkeit oder dem Nichts alles gleich bedeutungslos ist.)

Hilfe, genau diese Dominanz von Lobbyismus und Gleichmacherei vor dem Arbeitsplatztauglichkeitsgott, der denselben Arbeitsplatz anschließend gleich weg rationalisiert, wollen wir doch bekämpfen??? Wir wollen das "spielerische Denken"(de Bono) nicht das verbohrte Tunneldenken. Wir wollen nicht die einseitige Leistungsmaßgabe interessen-dominierter Wirtschaftlichkeit. Wir wollen Effektivität für die Gesamtgesellschaft mit demokratischer Beteiligung und Teilhabe. Genau diese Kombination ist der springende Punkt.

Ich fände es fatal, wenn die Komplexität dieser Zusammenhänge kommentarlos der Übersichtlichkeit und verkürzenden Darstellung mit eindeutig wertendem Hintergrund, wie´s so auch an Stammtischen gepflegt wird, zum Opfer fiele. Das wäre Ihrem Anliegen sehr abträglich, kontraproduktiv und sehr schade. Die Autorin hat den ehrenwerten Versuch gemacht, eine Darstellung übersichtlich zu gestalten und damit die Zielgruppe Wirtschaft, Arbeitgeber etc. ansprechen zu wollen. Das ist sehr zu begrüßen. Aber es wird eine klare inhaltliche Aussage getroffen, die hoffentlich so nicht gemeint sein kann. Die subtilen Auswirkungen, die Bestätigung dessen, was von den meisten bisher eh gedacht wurde: man muss <Behinderung> nur weg kompensieren können, ist das gefährlich Gängige, das Diskriminierende. Das muss so deutlich gesagt werden, wenn es um Veränderung gehen soll.

Zu meiner Legitimation: Beruflich bin ich Diplom Bibliothekarin und fortgebildete Erwachsenenbildnerin. Persönliche und fachliche Kompetenz bzgl. der Stellungnahme beziehe ich aus der Tatsache, dass ich mit den Auswirkungen der Menschenversuche mit Thalidomid aus den 50iger und 60iger Jahren lebe und in einer Branche berufstätig bin, in der vor Jahren auch viele potentielle Arbeitgeber meinten, es müsse erst bezahlbaren, technischen Fortschritt geben, bevor man jemanden mit einer Behinderung wie der meinen einstellen könne. Den gab es so nicht.

Ich bin meinem derzeitigen Arbeitgeber und den Personen, die meine Einstellung befürwortet haben sehr dankbar, dass sie ohne Tabuisierung mutig auf die Kraft meiner und gemeinsamer Organisationsfähigkeiten gesetzt haben. Fantasie, Mittel, Technik, Arbeitsabläufe, kommunikative Kompetenz und Organisationsgeschick gescheit zu nutzen ist die Zauberformel nicht die Bedeutungslosigkeit einer Behinderung aufgrund technischer Überflüssigmachung.

Personen und Gruppen müssen ein "Markenzeichen" aus ihren Besonderheiten entwickeln können mit positivem Signal an die Gesellschaft, die nun wirklich angewiesen ist auf Menschen, die anders- und umdenken können ohne alles über Bord zu werfen. Dann kann Integration im Sinne des Diversity-Konzeptes beginnen.

Mit freundlichen Grüßen
Andrea Rauch, Nürnberg

Sehr geehrte Frau Rauch,

vielen Dank für Ihren ausführlichen Brief, den wir der Autorin weiter geleitet haben. Der richtige Adressat war jedoch durchaus ich, habe ich doch die Statistiken aus der zitierten Diversity-Studie versucht, knapp zusammen zu fassen. Zu knapp vielleicht. Danke jedenfalls für Ihre Anregung, die uns für diese Thematik sensibilisiert hat.

Ekkehart Schmidt-Fink

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