Ausländer in Deutschland 3/1999, 15.Jg., 30. September 1999

MOBILITÄT UND INTEGRATION


Leben und Arbeiten in der Türkei

"Sie wollen also Migranten zu einer Rückkehr überreden..."

Hin und wieder hören die Mobilitätsberater der Bundesanstalt für Arbeit solche Sätze - und sind schockiert. Denn dergleichen beruht auf längst überholten Vorstellungen, einer frühen Intention des sogenannten "Rückkehrhilfegesetzes". Auftrag und Praxis des Beratungs-angebotes für potentielle "Rückkehrer" oder deren Kinder und Kindeskinder haben sich vor allem in den letzten Jahren erheblich verändert und fortentwickelt.

Der Name des Programms - "Mobilität und Integration, M und I" - steht für Formen der Beratung und Vermittlung, deren oberstes Ziel Integration heißt. Ausgehend von den Wünschen, den Qualifikations-Voraus-setzungen und den persönlichen Umständen der Ratsuchenden geht es darum, ihnen neue Perspektiven zu eröffnen. Denn alle Wege zur Integration erfordern Mobilität - "Bewegung" - nicht einfach im Sinne eines Orts- (bzw. Landes-) -wechsels, sondern vor allem hin zu Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung. Dabei wird eine beabsichtigte sofortige "Rückkehr" in manchen Fällen sogar zurückgestellt. In anderen Fällen geht es durchaus um Chancen im Herkunftsland, solche, die den hier seit langem lebenden Migranten nicht bekannt sind, und die ihnen neue Perspektiven eröffnen. Leben und Arbeiten in Deutschland oder im Herkunftsland? Diese Entscheidung bleibt bei den Ratsuchenden selbst. Die Mobilitätsberater für Ausländer in den Arbeitsämtern helfen dabei mit ihren Kenntnissen.


Autorin: Marie-Luise Gries, isoplan

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Bildungsreise Türkei

 

Zur Schulung der Berater hat das isoplan-Institut vom 07.-11. Juni 1999 im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung zum zweiten Mal nach 1998 (vgl. AiD 3/98) eine Bildungsreise in die Türkei durchgeführt. Zehn Mobilitätsberater sowie Führungskräfte der Bundesanstalt für Arbeit wurden praxisnah mit den Rückkehrbedingungen für türkische Arbeitnehmer und ihren Familienangehörigen vertraut gemacht. Durch Besuche mehrerer für Rückkehrer relevanter Institutionen in Ankara, Izmit und Istanbul (Foto) wurde den Beratern das Thema "Reintegration" aus unterschiedlichen Perspektiven nahegebracht: von schulischen und sozialen Fragen bis hin zur Existenzgründung.

Ömer Enis Akbulut von der Industriekammer Istanbul empfahl Rückkehrer-Existenzgründern, in einen Bereich mit Exportchancen zu investieren. Sie sollten exportorientiert denken, weil die türkische Konjunktur zu heftigen Ausschlägen neige, wobei in Krisensituationen für viele Produkte häufig zeitweilig der Binnenmarkt wegfalle. Naheliegend sei eine Konzentration auf einen konjunkturunabhängigen Export nach Deutschland. Auf den Punkt gebracht sagte Akbulut: "Als Existenzgründer muß der Rückkehrer einen Markt mitbringen".


Autor: Ekkehart Schmidt, isoplan

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Existenzgründung

 

Seit April betreut die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG) Existenzgründungsprogramme im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Sie hat diese Aufgabe von der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) übernommen. Die DEG bietet kompetente Ansprechpartner für Fachkräfte in Entwicklungsländern, die sich nach ihrem Aufenthalt in Deutschland daheim selbständig machen wollten. Darlehensprogramme für Existenzgründer gibt es für die Länder Slowenien, Kroatien, Makedonien, Albanien, Türkei, die palästinensischen Gebiete, Vietnam, Eritrea und Chile. Förderungen für Bosnien-Herzegowina sind in Vorbereitung. Ein Schwerpunktheft des Informationsdienstes "Unternehmerforum" (Nr. 1/99) befaßt sich ausführlich mit dem Wechsel. Es kann bezogen werden über Tel.: 0561 - 729750.

Kontakt:
DEG-Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH
- Existenzgründung -
Postfach 45 03 40
50878 Köln
Tel.: 0221 - 4986 -476
Fax: 0221 - 4986 -176
E-mail: startup@deginvest.de, (englisch)


Autor: Ekkehart Schmidt, isoplan

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Tips und Infos "online"

"Mobilität und Integration" online

In der Türkei ein kleines Unternehmen gründen? Oder eine Arbeitsstelle antreten?

Viele Informationen über Chancen und Risiken solcher Vorhaben, über Lebenshaltungskosten und Einkommen, Schulwechsel und Rentensicherung, dazu auch Näheres zur KFR und zur finanziellen Förderung durch die DEG sind seit März im Internet nachzulesen unter www.isoplan.de/mi: in der Datenbank M und I - Mobilität und Integration. Neu: Ein Link zu Internet-Adressen lädt ein zu "virtueller Mobilität". Lesen Sie doch mal Online eine Tageszeitung in Ankara...


Autorin: Marie-Luise Gries, isoplan

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Gemeinsame Beiratssitzung der KFR und MEKSA in Ankara

 

Zu einer gemeinsamen Sitzung kamen am 31. August 1999 die Mitglieder der Vorstände und Beiräte der KFR (Koordinierungsstelle zur Förderungd er Reintegration durch Qualifizierung und Existenzgrüdung) und der türkischen MEKSA-Stiftung zusammen, um eine Zwischenbilanz der bisherigen Aktivitäten zu ziehen und neue Arbeitsschwerpunkte für die kommenden Jahre zu diskutieren.

In seinem Grußwort unterstrich Staatssekretär Dr. Werner Tegtmeier als Leiter der Delegation des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung die Verdienste beider Institutionen bei der Unterstützung von Rückkehrern und dem Aufbau des Berufsbildungssystems in der Türkei und brachte seine Anteilnahme für die Erdbebenopfer zum Ausdruck. Die MEKSA-Stiftung unter ihrem Präsidenten Suat Yalkin und Generalsekretär Ali Kansu unterhält inzwischen 15 überbetriebliche Berufsbildungszentren in der Türkei, in denen über 4000 Jugendliche, darunter zahlreiche Rückkehrer, in einer Vielzahl von Berufen ausgebildet werden. Die KFR konnte, wie in den Vorträgen des Präsidenten, Herrn Dieter Hennig (Vorstandsmitglied Thyssen-Krupp), und ihrem Geschäftsführer Dr. Hans-Willi Nolden betont wurde, mit Hilfe der deutschen Wirtschaft Tausende von Anfragen rückkehrinteressierter Türken in Deutschland beantworten, Maschinenspenden leisten und im Rahmen der mit der Bundesanstalt für Arbeit durchgeführten "Jobbörsen" 123 konkrete Stellenvermittlungen an Unternehmen in der Türkei organisieren. Im Rahmen der Beiratssitzung wurde der bisherige Vizepräsident und Mitinitiator der KFR, Ministerialdirektor Dr. h.c. Helmut Heyden, der innerhalb des BMA einen neuen Aufgabenbereich übernimmt, verabschiedet und Ministerialdirektor Bernd Buchheit, Leiter der Abteilung II des BMA, als neuer Vizepräsident begrüßt.


Autor: Dr. Manfred Werth, isoplan

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ZAV-Umzug

 

Anfang Oktober 1999 zieht die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) von Frankfurt nach Bonn um. Sie ist unter anderem zuständig für die sogenannten EF- und RF-Programme für Rückkehrer.

Kontakt:
ZAV
Zentralstelle für Arbeitsvermittlung

Villemombler Str. 76
53123 Bonn
Tel.: 0228-7130
Fax: -131111


Autor: Ekkehart Schmidt, isoplan

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