Ausländer in Deutschland 4/1999, 15.Jg., 20. Dezember 1999

MOBILITÄT UND INTEGRATION


Beratung hilft

Angebote für (Re-)Migranten

Anruf im Arbeitsamt Darmstadt: "In zwei Wochen gehe ich mit meiner Familie in die Türkei zurück. Gibt es dafür Zuschüsse?" Mit seinem Vorhaben ist Dogan Özen einer von jährlich 45.000 türkischen Staatsbürgern, die nach Jahren in Deutschland einen Neubeginn im Herkunftsland wagen, ähnlich auch zig-tausende kroatische, bosnische und slowenische Arbeitnehmer. Was kann Beratung beim Arbeitsamt leisten?

Für Arbeitsberater Klaus von Stetten und andere Kolleginnen und Kollegen sind eiligste Anfragen kurz vor dem Umzug nicht selten. Dann wird ihre Aufgabe - Mobilitätsberatung für Migranten - schwierig. Die Auskunft, "finanzielle Zuschüsse gibt es nur in bestimmten Fällen, und das muss erst geprüft werden" droht oft schon zum Abbruch des Anrufs zu führen. Leider, sagen die Berater. So kurz vor der Abreise kann zwar nur noch wenig geschehen, doch das immerhin ist einen Versuch wert. Anträge auf Zuschüsse für Arbeitnehmer nehmen die Mobilitätsberater an und leiten sie weiter an die Zentrale Arbeitsvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit ZAV (siehe Box). Erfüllt Dogan Özen die Voraussetzungen, so wird er die entsprechende Förderung erhalten - trotz später Antragstellung. Auch Hilfen für Existenzgründer sind möglich, auf Antrag und nach Prüfung des Vorhabens, etwa bei der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft DEG.

Doch die Mobilitätsberater wissen: Nur bei längerfristiger Planung können Integrationschancen und entsprechende Hilfen umfassend genutzt werden. Und das ist das Ziel der Beratung: Integration zu fördern, je nach Lebensplan im Herkunftsland oder in Deutschland. In beiden Fällen bieten die Beraterinnen und Berater bei den Arbeitsämtern Unterstützung. Zunächst ist die wichtigste Frage zu klären: Reicht die Qualifikation eines Arbeitsuchenden beziehungsweise eines Existenzgründers, um sicher Fuß zu fassen? Die Anforderungen in den Herkunftsländern unterscheiden sich von denen in Deutschland weniger, als viele glauben. Gerade Existenzgründer haben sich dabei schon häufig verrechnet: Neben berufsbezogener Kompetenz ist vor allem kaufmännische Qualifikation erforderlich. Und für entsprechende Vorbereitungen kennen Mobilitätsberater von Stetten und seine Kollegen gute Angebote und Kontaktadressen.

Entscheidung treffen

Eine längerfristige Lebensplanung ist vor allem auch für die jüngeren Familienmitglieder empfehlenswert. Sie brauchen Sicherheit darüber, in welchem Land ihre Zukunft liegt, ob und wie sie zum Beispiel Ausbildungschancen nutzen können und sollen. Viele Zuwanderer aber leben in Deutschland mit einem "Mythos der Rückkehr", wie es die Bundesausländerbeauftragte Marieluise Beck formuliert, "die dann über Jahre und Jahrzehnte immer wieder verschoben wird." Dann steht, so die Hamburger Mobilitätsberaterin Wiltrudis Mörsch, quasi "ein gepackter Koffer in der Ecke", und Jugendliche wissen nicht, ob eine Ausbildung in Deutschland begonnen und erfolgreich zu Ende geführt werden kann.
Mobilitätsberater bieten mit ihren Informationen Entscheidungshilfen. Und sie zeigen gerade Jugendlichen auch Chancen zur Integration auf dem hiesigen Arbeitsmarkt auf: durch Berufsberatung, Vermittlung in Maßnahmen zur besseren Qualifizierung und Unterstützung bei Lehrstellen- und Arbeitsplatzsuche.

Kontakt für potentielle Existenzgründer aus Kroatien, Slowenien und der Türkei:
Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Postfach 35 03 40, 50878 Köln, Tel.: (0221) 49 86 - 5 38, Fax: - 176


Autorin: Marie-Luise Gries, isoplan

Eine ausführliche Version dieses Artikels finden Sie in der Tageszeitung (taz) vom 24.1.2000 (www.taz.de, Archiv).

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Broschüren "Leben und Arbeiten in der Türkei"

 

Für türkischstämmige Staatsbürger, die über einen Neubeginn im Herkunftsland nachdenken, gibt es eine gute Informationsquelle zur Erstinformation: die Broschüren der Reihe "Leben und Arbeiten in der Türkei". Zwei neue Ausgaben liegen vor. "Leben und Arbeiten in der Türkei - eine gute Entscheidung treffen" gibt als eine Art Basisheft der Reihe einen Überblick über die Themen, die bei einem Landeswechsel zu bedenken sind. Von vielen der Hinweise können auch diejenigen profitieren, die sich bis auf weiteres in Deutschland bleiben. Neu erschienen ist außerdem die Broschüre Nr. 7 "Staatsangehörigkeit und Einbürgerung", ebenfalls zweisprachig.

In Neuauflage zu erhalten sind zudem die Hefte Nr. 1 Berufliche Qualifizierung und Förderprogramme, 2 Soziale Sicherung, 3 Arbeitsmarkt Türkei, 4 Schule und Berufseinstieg in der Türkei, 5 Existenzgründung in der Türkei und 6 Rechtliche Fragen. Die Broschüren werden erstellt im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung. Der Bezug ist kostenlos.

Kontakt: isoplan, siehe Autor


Autorin: Marie-Luise Gries, isoplan

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ZAV-Zuschüsse für einen Neubeginn

Die Abteilung "Internationale Ar-beitsvermittlung" der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Frankfurt am Main ist unter anderem für Hilfen bei der Rückkehr und beruflichen Eingliederung von Staatsangehörigen aus Entwicklungsländern zuständig, die nach einem längeren Aufenthalt in Deutschland in ihre Herkunftsländer zurückkehren möchten. Auch Türkinnen und Türken sowie Arbeitnehmer aus dem ehemaligen Jugoslawien und anderen Anwerbestaaten können davon profitieren. Förderung ist möglich für Personen, die ihre Ausbildung (z. B. Studium) in Deutschland absolviert haben, und auch für diejenigen, die in Deutschland als ArbeitnehmerInnen tätig waren. Die ZAV führt hierbei im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zwei finanzielle Förderungsprogramme durch: Das EF- und das RF-Programm. In beiden Programmen können Rückkehrer/innen, die in ihrem Herkunftsland einen entwicklungspolitisch relevanten beruflichen Ansatz finden, mit Hilfe von Reise- und Transportkostenzuschüssen sowie Einarbeitungs- oder Gehaltszuschüssen finanziell bei ihrer Rückkehr und beruflichen Eingliederung unterstützt werden. Unter den 821 Interessenten im ersten Halbjahr 1999 waren 84 Türkinnen und Türken.

Kontakt:
ZAV, Zentralstelle für Arbeitsvermittlung, Herr Gerd Müller, Barckhausstraße 12 - 14, 60325 Frankfurt am Main, Tel.: 069 - 7111-549, Fax: -540/ -555


Autor: Gerd Müller, ZAV Frankfurt

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Erdbebenhilfe Türkei

Die Erdbebenopfer in der Türkei brauchen längerfristige Hilfe, um eine neue Existenz aufzubauen. Die gemeinnützige KFR gGmbH mit ihren Mitarbeitern in Izmit/Türkei will direkt vor Ort Kinder und Jugendliche aus besonders notleidenden Familien suchen und durch Patenschaften unterstützen. Die Kinder erhalten monatliche Ausbildungs-Stipendien. Beteiligen Sie sich mit regelmäßigen Spenden: Schon ein Jahr lang monatlich 20,- oder 50,- DM sind wertvolle Hilfe. Die KFR stellt Spendenquittungen aus.

Spendenkonto: Sparkasse Köln, BLZ 370 501 98, Konto-Nr.: 7 822 158, Kennwort Erdbebenhilfe.

Kontakt:
KFR / ab 2000 KMI gGmbH, Koordinierungsstelle für berufliche Mobilität und Integration im Ausland gGmbH, Gustav-Heinemann-Ufer 84-88, 50965 Köln, Tel.: (0221) 49 81 - 691, Fax: - 597


Autorin: Marie-Luise Gries, isoplan

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