Ausländer in Deutschland 4/1999, 15.Jg., 20. Dezember 1999

PROJEKTE


Praktische Hilfe für Migranten

Aus der Praxis der Sozialberatung

Die Integration von Migrantinnen und Migranten in Deutschland stellt eine zunehmende gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. Sie kann auf Dauer nur gelingen, wenn zugewanderte Menschen die Möglichkeit erhalten, ihren Lebensunterhalt durch eigenständige Erwerbsarbeit zu verdienen", betont Ute Möhring vom Deutschen Roten Kreuz. Im Rahmen der Migrationssozialarbeit wird daher neben der Sozialberatung die ausbildungs- und arbeitsmarktorientierte Beratung immer wichtiger. Wir stellen Ihnen einige Projekte vor.

Die Migrationssozialarbeit und -beratung ist vor allem mit drei Gruppen befasst: Arbeitsmigranten, Aussiedlern und Flüchtlingen. Diesen Gruppen ist ein unterschiedlicher Rechtsstatus zugeordnet, der sich auch in der existierenden Aufteilung der Sozialarbeit in Ausländerarbeit, Flüchtlingsarbeit und Aussiedlerintegration ausdrückt. Diese Segmentierung der Migrationssozialarbeit wird nach Auffassung vieler Experten weder der Anforderung einer gemeinsamen Interessenvertretung zur Beseitigung von Benachteiligungen, noch der Anforderung, in interkulturellen Konflikten vermittelnd und aufklärend tätig zu werden, gerecht. Neben dem notwendigen Spezialwissen und pädagogischen Fähigkeiten der Berater steht zunehmend die Vermittlung interkultureller Kompetenzen im Vordergrund. Weiterbildung und Professionalisierung tut daher Not. Daneben wird auch in Zukunft die Hauptaufgabe der Migrationssozialarbeit in praktischen Hilfen der Beratung und Betreuung liegen.

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Beratung im Konsulat

Den Pass verlängern, Fragen des Militärdienstes klären, standesamtliche Trauungen vollziehen - dies sind klassische Aufgaben, die in den Konsulaten wahrgenommen werden. So auch beim italienischen und beim türkischen Generalkonsulat in Köln. Neu sind hier jedoch seit Juni 1998 bzw. März 1999 Beratungsstellen, wo sich alles um berufliche Qualifizierung und Weiterbildung dreht. 25- bis 45-jährige Italiener bzw. Türken können sich nun auch von A bis Z über berufliche Fragen informieren lassen - und zwar zum Nulltarif. Dieses ungewöhnliche Beratungsangebot ist das Ergebnis einer Kooperation der Konsulate mit zwei Beratungseinrichtungen. Magrit Braun, Arbeitsberaterin und Mobilitätsberaterin beim Arbeitsamt Köln-Mülheim sowie Semra Sayin und Nadia Longo vom Projekt "Pro Qualifizierung" (vgl. AiD 1/98) wurden von ihren Einrichtungen für diesen Außendienst freigestellt. Sie beraten jeweils zwei Mal im Monat im italienischen und im türkischen Generalkonsulat. Neben Auskünften über die Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen beantworten sie Fragen wie: "An welchen Kursen kann ich teilnehmen?" oder "Gibt es Fördermaßnahmen?". In der Beratung werden auch Tipps zur Wahl einer Berufsausbildung und Hinweise zur Karriereplanung gegeben. Die Idee, eine solche Beratung direkt im Konsulat anzubieten, hat sich schon in der kurzen bisherigen Laufzeit bewährt.

Kontakte:

Türkisches Generalkonsulat Köln, Luxemburger Straße 285, 50354 Hürth-Hermülheim, Beratung: jeden 2. und 4. Dienstag im Monat von 09.30-11.30 Uhr, Hotline: 0221 - 6920912 (türkisch - jederzeit)

Italienisches Generalkonsulat Köln, Universitätsstr. 81, 50931 Köln, Beratung: jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat von 15.30- 17.30 Uhr, Hotline: 0221 - 6920911 (italienisch - jederzeit)

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25 Jahre AKA Haidhausen

Ein Doppeljubiläum konnte im Herbst 1999 im Münchner Stadtteil Haidhausen gefeiert werden: 25 Jahre Arbeitskreis Ausländerfragen Haidhausen e.V. (AKA) und 10 Jahre Projekt "Donna Mobile". Als Arbeitskreis der Kirchengemeinden in Haidhausen wurde der AKA 1974 zu einer Zeit gegründet, als gerade der Begriff "Gastarbeiter" allmählich durch "Ausländer" ersetzt wurde. Längst haben sich die Begrifflichkeiten weiterentwickelt - wie die Inhalte der Arbeit des AKA. Was als kleiner Gesprächskreis politisch und sozial engagierter Menschen begann, hat sich weiterentwickelt zu einer für München längst unentbehrlichen Einrichtung. Der AKA leistet heute interkulturelle Arbeit in Verbindung von professioneller Sozialarbeit und ehrenamtlichem sowie selbstorganisiertem Engagement. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die stadtteilbezogene sozialpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Betreut werden eine türkische Mädchengruppe, Ausbildungsprojekte und Computerkurse. Darüber hinaus umfaßt das breitgestreute Spektrum der Aufgabenstellung des AKA eine Familien- und Rechtsberatung, Angebote für Frauen und Senioren sowie kulturelle Aktivitäten. Stets hat der AKA auch politische Arbeit geleistet, sich für die rechtliche, politische und soziale Gleichstellung und gesellschaftliche Teilhabe von Migranten engagiert - beispielsweise ab Mitte der 90er-Jahre in einer Einbürgerungskampagne. Hauptanliegen des AKA-Projekts "Donna Mobile" ist die gesundheitliche Versorgung von MigrantInnen. Nach zwei Jahren "Kampf mit verschiedenen Zuschußgebern" und langer Konzeptionsarbeit startete das Projekt 1989. Damals gab es keine Vorbilder, heute ist das mobile Gesundheitsberatungsteam von Donna Mobile selbst zum Vorbild in der Gesundheitsarbeit mit Migrantinnen und ihren Familien geworden.

Kontakt:
AKA - Arbeitskreis Ausländerfragen Haidhausen e.V.
Rosenheimer Str. 123
81667 München
Tel.: 089-484542, Fax: -4483045
EMail: AKA-eV@t-online.de

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Muttersprachliche Drogenberatung

Die Beratungs- und Hilfseinrichtung bei Drogenproblemen "release Stuttgart e.V." bietet seit Oktober 1999 eine Drogenberatung in türkischer Sprache an. Damit will release die steigende Zahl türkischsprachiger Drogenkonsumierender und Drogenabhängiger sowie deren Bezugspersonen erreichen. "Diese Zielgruppe hat aufgrund von Sprachbarrieren, kultureller und sozialer Unterschiede sowie einer generell vorhandenen Hemmschwelle gegenüber deutschen Institutionen die existierenden Hilfsangebote bisher nur zögernd angenommen", erläutert release-Sozialpädagoge Faruk Özkan. Neben der Beratung und Betreuung von Drogengefährdeten, Abhängigen, Angehörigen und sonstigen Bezugspersonen, zeigt Özkan Ausstiegshilfen auf, vermittelt weiterführende Hilfen und bietet seine Unterstützung im Umgang mit Behörden und Institutionen an. Die Konzeption sieht nach Angaben von release-Geschäftsführer Ulrich Binder auch eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachinstitutionen vor.

Kontakt: release Stuttgart e.V., Neckarstraße 233, 70190 Stuttgart, Tel.: 0711/268432-36, Fax: -31, Beratung: jeweils mittwochs 13.00 - 16.00 und nach Vereinbarung

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Internet-Fernkurs AHOI

Das vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) getragene Modellprojekt AHOI lädt für das Jahr 2000 erneut zur Teilnahme ein. Ziel dieser vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung geförderten Weiterbildung ist die arbeitsmarktspezifische Qualifizierung von Fachkräften der Migrationssozialarbeit durch einen berufsbegleitenden internet-gestützten Fernkurs (vgl. AiD 3/99). Anmeldeschluß ist der 15. Januar 2000. Nähere Informationen sind erhältlich unter www.drk.de/ahoi sowie www.uni-sb.de/z-einr/efb oder beim Generalsekretariat des DRK, Team 33, Frau Möhring, Tel. 0228-541-1495 / E-mail: moehrinu@drk.de .

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Fernlehrgänge des ibbw

Göttingen. Das Institut für berufliche Bildung und Weiterbildung (ibbw) bietet verschiedene berufsbegleitende Fernlehrgänge für Sozialberater in Migrationsfragen an. Zu nennen ist vor allem die Fortbildung zum/zur geprüften Sozialberater/in - Schwerpunkt Migrationssozialarbeit. Es handelt sich um eine Ausbildung zu pädagogischen Themen, Theorien und Methoden sozialer Arbeit, Kommunikation und Beratung, Pädagogik und Psychologie. Dazu kommt eine Qualifizierung in aktuellen Fragen der Migrationssozialarbeit. Die Fortbildung soll durch einen Berufsabschluß zu einer Entwicklung und Professionalisierung auf diesem Gebiet beitragen. Der Lehrgang mit begleitenden Arbeitsgruppen und Seminaren dauert 20 Monate und kostet 5.976,- DM. Angeboten wird ferner eine Fortbildung "Arbeitshilfen für die Beratung von (Spät-)Aussiedlern" (Kosten: 640,- DM), ein neunmonatiger Fernlehrgang "Arbeitshilfen für die Beratung von Flüchtlingen" (Kosten: 720,- DM) und ein 12monatiger Fernlehrgang "Kompetenzen für die Migrationssozialarbeit" (Kosten: 1680,- DM).

Kontakt:
Institut für berufliche Bildung und Weiterbildung e.V., Weender Landstraße 6, 37073 Göttingen, Tel.: 0551/54822-0, Fax: -22, eMail: ibbw@ibbw.de, Internet: www.ibbw.de.

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Beratung im interkulturellen Kontext

Berlin. Der Verband binationaler Familien und Partnerschaften (iaf) hat die Dokumentation einer achtzehnmonatigen Weiterbildung für Beraterinnen und Berater der Sozialen Dienste publiziert. Auf 220 Seiten präsentiert werden Inhalte und Ergebnisse der Weiterbildung, die von der iaf Berlin 1997 - 1999 durchgeführt worden ist. Die Beiträge der Lehrkräfte, zentrale Punkte der Diskussion und ein großer Teil der praktischen Übungen sind mit ihren Arbeitsergebnissen zusammengefaßt.

Bezug: iaf Berlin, Oranienstr. 34, 10999 Berlin, Tel.: 030-6153499 (Unkostenbeitrag von 10 DM per Scheck oder Briefmarken bzw. Überweisung auf das Konto 3346300 bei der Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 10020500)


Autor: Ekkehart Schmidt, isoplan

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