Ausländer in Deutschland 2/2000, 16.Jg., 30. Juni 2000

Notizen

Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


10 Jahre unsichtbares Mahnmal

 

Saarbrücken. Von April 1990 bis Mai 1993 wurde auf Initiative des damaligen Gastprofessors der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Jochen Gerz, mit Studenten auf dem Saarbrücker Schlossplatz ein Mahnmal gegen Rassismus realisiert. Alle 66 jüdischen Gemeinden in Deutschland wurden gebeten, Listen mit den Namen ihrer Friedhöfe auf deutschem Boden zur Verfügung zu stellen, auf denen bis zur nationalsozialistischen Diktatur bestattet wurde. Im Sommer 1990 begann die Studentengruppe nachts - ohne Auftrag und Autorisierung - Pflastersteine aus der gepflasterten Schloss-Auffahrt zu entfernen und gegen "Ersatzsteine" auszutauschen. Das Schloss war bis 1945 Sitz der Gestapo gewesen. Auf die Unterseite jedes entfernten Steines wurde der Name eines Friedhofs eingemeisselt. Mit der Schrift nach unten wurden die Steine anschliessend wieder heimlich an ihre alte Stelle eingesetzt. Ein unsichtbares Mahnmal entstand, deren Realisierung die Abgeordneten des Stadtverbandes Saarbrücken im August 1991 nachträglich beschlossen. Die Zahl der in dieser Form verewigten Friedhofsnamen wuchs bis Herbst 1992 auf 2146 und gab dem Mahnmal seinen Namen: "2146 Steine - Mahnmal gegen Rassismus Saarbrücken". Heute, zehn Jahre nach dem konspirativen Beginn der (buchstäblichen) Grundsteinlegung bilden 2167 der insgesamt 8000 Steine des dunkel gepflasterten Mittelstreifens der Auffahrt unsichtbar für den Betrachter das wohl ungewöhnlichste Mahnmal gegen Rassismus in Deutschland. "Man sieht nichts", schreibt die Kunstkritikerin Ursula Gießler, "und doch ist alles anders... Ohne Aufsehen zu erregen, still und leise, versammelt der Ort die nie erloschene Wirklichkeit...". Der 60-jährige, heute in Paris lebende Künstler Jochen Gerz, gehört zu den renommiertesten Künstlern. Bekannt wurde er 1974 mit seinem "Exit/Dachau"-Projekt zum dortigen Konzentrationslager. Die zum Teil heftigen Debatten zum "Unsichtbaren Mahnmal" erregten 1991 weltweites Aufsehen. (esf)

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EUMC eröffnet

 

Wien. Am 7. April offiziell eröffnet wurde die Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) in Wien. Hintergründe, Gründungsdokumente und Ziele der EUMC werden dargestellt in zwei Publikationen - "Europa eine Seele geben" und "Der Wirklichkeit ins Auge sehen" -, die als Teil I und II des Jahresberichts 1998 erstellt wurden. Eine Internetseite ist unter der Adresse www.eumc.at im Aufbau. (esf)

Kontakt: 
EUMC, Rahlgasse 3, A-1060 Wien, Tel.: +431 / 58030-0, Fax: -99, e-mail: office@eumc.at 

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Experten fordern Harmonisierung der Einwanderungs- 
politik

 

Berlin/Gütersloh. Die europäischen Staaten können nur durch eine Harmonisierung ihrer Einwanderungspolitiken den Nutzen der Migration hochqualifizierter Fachkräfte erhöhen. Dies gelte sowohl für die Herkunfts- als auch die Zielländer der Einwanderer, so das Ergebnis eines zweijährigen Projektes der Transatlantischen Lerngemeinschaft, das von der Bertelsmann-Stiftung, dem German Marshall Fund of the United States und dem Centrum für angewandte Politikforschung der Universität München getragen wird. Zu der aktuellen Diskussion über eine Einwanderungsregelung für Computerexperten sagte Patrick Weil, Berater der französischen Regierung Mitte März 2000: "Unilaterale Maßnahmen reichen nicht mehr aus, um der globalen Migrationsproblematik zu begegnen. Es müssen Anreize geschaffen werden, die es Arbeitnehmern aus Entwicklungsländern ermöglichen, durch Rückkehr in ihre Heimatländer dort zur wirtschaftlichen Entwicklung beizutragen. Dabei müssen sie die Möglichkeit erhalten, entweder in den Ländern, in welchen sie studiert oder gearbeitet haben, zu verbleiben oder in ihre Heimatländer zurückkehren zu können." Gleichzeitig müsse auch die Option einer permanenten Aufenthaltserlaubnis für hochqualifizierte Fachkräfte bestehen, sofern sie alle anderen Zulassungskriterien erfüllen. Jonas Widgren, Direktor des International Center for Migration Policy Development in Wien, betonte, es müsse das Ziel sein, im 21. Jahrhundert eine vergleichbare Harmonisierung in der Migrationspolitik herzustellen, wie sie im 20. Jahrhundert in der Handels- und Finanzpolitik erreicht wurde. Neben einer detaillierten Analyse des Ist-Zustandes spricht die Arbeitsgruppe auch Empfehlungen zu Aufnahmeregelungen für Immigranten, der Regelung der Beziehungen zwischen Ziel- und Herkunftsländern sowie zur Integration von Einwanderern aus. Der Bericht kann auf der Projekthomepage "www.transatlanticnet.de" abgerufen oder per Fax unter 05241/819384 angefordert werden. Auskunft erteilt Annette Heuser unter Telefon: 05241/81-7265. (esf)

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"Petit Prince" verbindet

 

Baden-Baden. Zweisprachige Kindergärten gibt es bislang erst wenige in Deutschland. Zu nennen sind der deutsch-italienische Kindergarten in Frankfurt/Main oder die deutsch-türkischen Kindergärten in Köln und Berlin. Unter der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist in Baden-Baden nun ein weiterer zweisprachiger deutsch-französischer Kindergarten eröffnet worden. Zunächst 15 Kinder von drei und vier Jahren werden spielerisch mit der Kultur und der Sprache der Nachbarn auf der anderen Rheinseite vertraut. "Das Hin- und Herwechseln zwischen den Ländern wird in Europa in Zukunft der Normalfall sein", ist der Geschäftsführer der AWO Baden-Baden, Olaf Köpke, überzeugt. Denn nicht nur die Sprache des Nachbarn sei künftig immer mehr von Bedeutung, sondern "das Kennen und Verstehen der Kultur des anderen." Durch Märchen aus beiden Ländern, Kinderlieder, Geschichten und Bilderbücher - wie dem "Kleinen Prinzen" - sollen in ganz selbstverständlicher Weise fremde Sprache und Kultur vermittelt werden. Kindergartenleiterin Heidi Quéré spricht mit den Kindern deutsch, ihre Kolleginnen Edwige Burkart-Nourrichard und Valérie Goettmann reden französisch. "So werden die Kinder angeregt, auch die jeweils schwächere Sprache zu benutzen", sagt Köpke. (esf)

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Arbeitsplätze für Kosovo- 
Rückkehrer

 

Berlin. Flüchtlinge in den EU-Ländern können sich noch vor ihrer Rückkehr um einen Arbeitsplatz im Kosovo bewerben. Die Stellen- und Praktikumsbörse der Arbeitsgruppe Entwicklung und Fachkräfte (AGEF) GmbH in Berlin macht es möglich. Seit dem Start im Februar sind mehr als 800 Stellengesuche in einer Datenbank erfasst worden. Lediglich 40 offene Stellen gibt es zur Zeit, aber die Projektleiterin Ursula Michel ist zuversichtlich: Viele deutschen und internationalen Firmen und Organisationen hätten bei ihr nachgefragt, seitdem das Projekt im Internet, bei den Industrie- und Handelskammern und auf Veranstaltungen für potentielle Investoren vorgestellt wurde. Die Unternehmen warteten mit der Stellenvergabe jedoch ab, bis die Rechtsgrundlage für Investitionen im Kosovo geklärt ist. Um an den Ausschreibungen für Wiederaufbau- und Infrastrukturarbeiten im Rahmen des Stabilitätspakts teilzunehmen, wird ebenfalls einheimisches Personal benötigt. Die AGEF hat ein Büro in Pristina, das den Bedarf vor Ort erkundet. Gefragt sind vor allem Ingenieure und Baufachleute, Dolmetscher, Ärzte, Krankenschwester und Krankenpfleger, Polizisten, Psychologen und langsam wieder Lehrer.

Die AGEF stellt keine Mindestanforderungen an die Bewerber: Unter den Angemeldeten seien auch Studienabbrecher und Schulabgänger ohne Berufsbildung. Englisch und EDV-Kenntnisse sind jedoch von Vorteil. Die meisten Kandidaten sind unter 30 Jahre alt. "Überraschend viele geben an, in hiesigen Firmen gearbeitet zu haben", sagt Michel. "Es ist nicht unsere Aufgabe zu prüfen, ob das stimmt und ob es legal war, aber solche Berufserfahrung ist natürlich Gold wert". Je nach Qualifikationsprofil sucht die gemein-nützige GmbH die passenden Arbeitgeber bzw. Arbeitnehmer aus. Alles weitere muß zwischen ihnen ausgehandelt werden. Die Vermittlung ist für beide Seiten kostenfrei, weil das Projekt aus EU-Mitteln und vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert wird. Den Stellensuchenden bietet die AGEF ein Bewerbungstraining an. Wünscht das Unternehmen den neuen Mitarbeiter drei bis sechs Monate lang im Stammhaus zu testen, hilft die AGEF, die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis zu beschaffen. Für die AGEF ist das nicht das erste Projekt im ex-jugoslawischen Kriegsgebiet. Seit dreieinhalb Jahren läuft die Jobbörse für Bosnien (vgl. AiD 1/00). 

Kontakt: 
Hotline auf Albanisch 030 50108516, 9 bis 17 Uhr. (mjd)

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Said neuer Präsident des deutschen Pen-Zentrums

 

Nürnberg. Der in München lebende iranische Lyriker Said ist am 12.05.2000 zum neuen Präsident des Pen-Zentrums Deutschland gewählt worden. Damit steht erstmals ein ausländischer Autor an der Spitze des Schriftstellerverbandes. Said, für den bei der Jahrestagung des Pen in Nürnberg 78 der 94 stimmberechtigten Mitglieder votierten, hatte keinen Gegenkandidaten. Der 1947 in Teheran geborene Offizierssohn tritt die Nachfolge von Christoph Hein an, der das Amt zwei Jahre innehatte. Das Pen-Zentrum will mit der Wahl auch ein Zeichen für seinen Einsatz für verfolgte Schriftsteller und Journalisten setzen. Said war 1965 als Student erstmals nach München gekommen. Seine Gegnerschaft zum Schah-Regime machte ihm zunächst eine Rückkehr in den Iran unmöglich. Nach der islamischen Revolution 1979 kehrte er voller Hoffnung zurück, mußte aber eine Enttäuschung erleben. Statt der erhofften Demokratie entstand unter Ajatollah Chomeini eine Theokratie. Said ging wieder nach München und begann sein zweites Exil. Von 1995 bis 1996 war Said Vizepräsident des westdeutschen Pen und leitete dessen "Writers in Prison Committee", eine nach 1945 gegründete Hilfsorganisation für verfolgte Autoren weltweit. Der politisch engagierte Autor schreibt in Deutsch - Lyrik, Prosa, Aufsätze und Hörspiele. Zuletzt erschien von ihm 1998 ein Band Liebesgedichte "Sei Nacht zu mir" und 1999 das surreale Bestiarium "Dieses Tier, das es nicht gibt", beide im C. H. Beck Verlag München. (esf)

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Partizipation und Konflikt- 
bewältigung

 

Wangen. Eine berufsbegleitende einjährige Fortbildung "Interkulturelle Partizipation und Konfliktbewältigung" bietet seit dem Frühjahr 2000 der Verein für internationalen Dialog und Frauenalltagsforschung, VIA e.V. in Wangen an. Ziel ist das Kennenlernen und Trainieren von emanzipatorischen und partizipativen Methoden im interkulturellen Kontext. (esf)

Kontakt: 
Verein für internationalen Dialog und Frauenalltagsforschung, VIA e.V., Christian Fopp Str. 4, 88239 Wangen, Tel.: 07522-80389, Fax: -20498

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Integrationspreis Berlin

 

Berlin. Der diesjährige Integrationspreis der Ausländerbeauftragten des Senats von Berlin in Höhe von 10.000 DM ist - wie schon im Vorjahr - der ehrenamtlichen Sprachförderung gewidmet. Die Ausländerbeauftragte, Barbara John, will mit diesem Preis gerade das ehrenamtliche Engagement, außerhalb der zahlreichen kommerziellen Angebote von Sprachkursen, fördern und honorieren. Vorgeschlagen werden oder bewerben können sich Gruppen, Projekte oder Einzelpersonen aus Nachbarschaftsheimen, Kirchengemeinden oder Einrichtungen freier Träger sowie Privatpersonen die unentgeltlich im Rahmen der Nachbarschaftshilfe die Deutschkenntnisse der nichtdeutschen Berliner verbessern. Die Bewerbungsunterlagen können bezogen werden vom Büro der Ausländerbeauftragten, Potsdamer Str. 65, 10785 Berlin, Tel.: 030-9017-2302, 2357 oder 2381. Einsendeschluss ist der 31.08.2000. (esf)

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etap eingestellt

 

etap, die Zeitschrift für "modernes deutsch-türkisches Leben", zählte zu den vielversprechendsten journalistischen Neuerscheinungen der 2. und 3. Generation türkischer Migranten in Deutschland. Daher haben wir unser Titelbild von AiD 1/00 dem etap-Herausgeber Ozan Sinan "gewidmet" und etap kurz vorgestellt. Anfang Mai wurde nun mitgeteilt, daß das Aprilheft das letzte war. etap hat nach nur sechs Ausgaben sein Erscheinen eingestellt. Schade. Das Etappenziel zumindest eines ersten Jahrgangs wurde nicht erreicht. (esf)

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