Ausländer in Deutschland
3/2000, 16.Jg., 30. September 2000
statistik |
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Junge Ausländer im deutschen Bildungssystem
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Knapp 1,2 Millionen junge Ausländer besuchten im Schuljahr 1998/99 allgemeinbildende oder berufliche Schulen in Deutschland. Der Anteil von 9,1 % an allen Schülern liegt knapp über der Ausländerquote in der Bevölkerung. Insoweit spricht zunächst alles dafür, dass Schulbesuch und Bildungssituation der ausländischen Jugendlichen in Deutschland ein hohes Maß an Normalität erreicht haben. Der erste Eindruck täuscht jedoch. Bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass die "Bildungsbeteiligung" der Ausländer trotz erheblicher Fortschritte in den letzten 20 Jahren noch ein gutes Stück hinter der deutscher Jugendlicher zurückbleibt. Schülerzahlen sind nur die eine Seite der Medaille, sie müssen differenziert und auf die Altersstruktur der ausländischen Bevölkerung hin interpretiert werden. Die Schlussfolgerung daraus lautet aber: es gibt immer noch zu viele junge Ausländer ohne Schulabschluss und Berufsausbildung. Die Zahl ausländischer Schüler an allgemeinbildenden Schulen ist in den 90er Jahren zuletzt auf 937.000 gestiegen, davon besuchten 62,4 % Grund- und Hauptschulen. 25 % besuchten weiterführende Schulen (Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen), von den deutschen Schülern waren es 42 %. Relativ häufig werden Gesamtschulen von den Ausländern besucht: Ihr Anteil an allen Gesamtschülern lag mit 11,6 % deutlich über der Durchschnittsquote von 9,2 %. Entgegen dem steigenden Trend in den allgemeinbildenden Schulen geht die Zahl der ausländischen Berufsschüler seit Mitte der 90er Jahre zurück: von 233.000 auf 220.000. Der Ausländeranteil an allen Berufsschülern sank von 9,2 auf 8,3 %. Dies ist nur zum Teil mit dem verstärkten Zugang zu weiterführenden Schulen zu erklären (s. nachfolgende Tabelle). Da die entsprechenden Altersklassen quantitativ nicht geringer wurden, ist zu schließen, dass ein steigender Teil der jungen Ausländer nicht an der beruflichen Bildung teilnimmt. Dieser Befund wird bestätigt durch den Verlauf der Lehrlingszahlen. Nachdem die Zahl der ausländischen Azubis in den 80er und 90er Jahren kontinuierlich gestiegen war, ist sie seit 1993 - damaliger Höchststand 126.000 - deutlich rückläufig (vgl. nebenstehende Abbildung). 1998 wurden nur noch knapp 105.000 Ausbildungsverhältnisse mit nichtdeutschen Jugendlichen registriert. Das sind nur 6,3 % am gesamten Ausbildungsvolumen in Deutschland. Dieser bedenkliche Tatbestand spiegelt sich auch in anderen Zahlen wieder: nur jeder zweite ausländische Berufsschüler (47 %) hatte eine Lehrstelle, bei den Deutschen waren es 62 %. Von den 103.000 nichtdeutschen Abgängern von beruflichen Schulen erreichten 35 % keinen Abschluss; bei den deutschen Berufsschülern waren es zwar auch zu viele, aber mit 16,5 % weniger als die Hälfte. Von den 166.000 ausländischen Studierenden an deutschen Hochschulen (WS 1998/99) waren ca. 57.000 - also jeder Dritte - "Bildungsinländer", d.h. die Hochschulreife wurde von ihnen in Deutschland erworben. Die anderen zwei Drittel halten sich zum Zweck des Studiums in Deutschland auf (zur regionalen Herkunft vgl. nebenstehende Abbildung). Insgesamt waren 9,2 % der Studierenden an Deutschlands Hochschulen nichtdeutscher Staatsangehörigkeit. Die zusammengefassten Kennziffern zur Bildungsbeteiligung - der Anteil der Schulbesucher an der Bevölkerung in der gleichen Altersklasse - zeigen, dass die ausländischen Jugendlichen insgesamt noch nicht den gleichen Stand wie ihre deutschen Altersgenossen erreicht haben. Nach einer Analyse des DIW liegt die Bildungsbeteiligung, bezogen auf alle Schularten (außer Hochschulen) bei den 15 - 20jährigen Deutschen bei 92,6 %, bei den Ausländern jedoch nur bei 64,1 %. Jeder dritte ausländische Jugendliche bleibt somit nach der Hauptschule ohne weitere schulische oder berufliche Bildung. Dies sind die potenziellen Arbeitslosen von morgen. Allein dieser Tatbestand ist Grund genug, die Bemühungen zur vollständigen Integration junger Ausländer in das deutsche Bildungssystem mit aller Konsequenz aufrechtzuerhalten und wo immer möglich zu verstärken. |
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Ausländische Schüler an allgemeinbildenden Schulen |
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Ausländische Schüler an beruflichen Schulen |
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Autor: Martin Zwick, isoplan |
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