Ausländer in Deutschland 1/2001, 17.Jg., 30. März 2001

Projekte

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Beratung für Ex-Jugoslawen

Hamburger Beratungsstellen bündeln ihre Kompetenzen

 In Hamburg hat sich ein Netzwerk von Beratungsstellen gebildet, die überwiegend, wenn auch nicht ausschließlich auf die Beratung ausländischer Staatsbürger aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien spezialisiert sind. Dabei geht es um Beistand bei vielen Problemen, die der Aufenthalt in Deutschland mit sich bringt. Sowohl Flüchtlinge als auch Arbeitnehmer suchen Rat bei diesen Experten. Außerdem geht es um Fragen der Rückkehr von Flüchtlingen.


Die Netzwerker beim "Netzwirken"

Angeregt durch den Mobilitätsberater für Ausländer beim Arbeitsamt Hamburg, Manfred Teike, fanden zu Beginn dieses Jahres zwei Treffen statt, an denen jeweils mehrere Vertreter von Hamburger Beratungsstellen der AWO, Caritas und DRK teilnahmen. Sie sind teils Deutsche, teils stammen sie selbst aus verschiedenen Herkunftsländern der Ratsuchenden. Weitere Experten im neuen Netzwerk kommen von den Qualifizierungsinstitutionen DEKRA-Akademie und Grone-Bildungszentrum, das auch Gastgeber war. Beteiligt sind außerdem das isoplan-Institut, das Informationsmaterialien und Seminare für Multiplikatoren der Integrationsarbeit bereitstellt, sowie die AGEF gGmbH (Arbeitsgruppe Entwicklung und Fachkräfte), die Jobbörsen für Bosnien-Herzegowina und Kosovo durchführt und mehrjährige Vor-Ort-Erfahrung besitzt.

Bei einem ersten Treffen der neuen Netzwerkpartner informierte Mobilitätsberater Teike über die beruflichen Qualifizierungsangebote für Migranten in Deutschland als wesentliches Integrationsangebot der Bundesanstalt für Arbeit. Es richtet sich an alle ausländischen Staatsbürger, die zumindest über eine Aufenthaltserlaubnis oder -berechtigung verfügen. Beraterinnen und Berater der Wohlfahrtsverbände begrüßten das Angebot, schnellen und unbürokratischen Informationsaustausch auf- und auszubauen - sowohl mit dem Arbeitsamt, als auch untereinander.

Die Informationen seitens der AGEF erwiesen sich ebenfalls als unmittelbar praxisrelevant. Denn teilweise sind die Beraterinnen und Berater auch in der Flüchtlingsberatung tätig. Vertreter der AGEF stellten Broschüren vor: Sprachführer Deutsch-Albanisch, Erfolgreich bewerben/Arbeit finden in Bosnien-Herzegowina bzw. Kosovo. Die AGEF erfasst Beschäftigungsmöglichkeiten in diesen Ländern und vermittelt unter bestimmten Voraussetzungen Zuschüsse zu Lohn- und Gehalt bzw. zur Arbeitsplatzausstattung. Bei einer ersten Hamburger Jobbörse Kosovo am 12. Mai wird festzustellen sein, wie stark das Angebot auf Interesse bei Kosovaren in Deutschland trifft.

Berater, die mit Bürgern aus den Kriegsregionen des ehemaligen Jugoslawien befasst sind, haben in ihrer Arbeit eine entwicklungspolitische Perspektive entwickelt. Sie berichten, dass Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien (vor allem Bosnier) durchaus in die Heimat zurückkehren wollten bzw. wollen - unter der wesentlichen Voraussetzung allerdings, dass sie nicht nur eine Bleibe finden, sondern vor allem auch Perspektiven für bezahlte Arbeit oder die Gründung einer eigenen Existenz erkennen können. Diese Personen haben oft gute bis sehr gute Qualifikationen, und sie sind am Wiederaufbau ihres Landes interessiert. Im Alleingang, womöglich als Flüchtlinge nur mit einem kleinen Geldbetrag gefördert (in Hamburg ca. 1.100 DM), ist dies ausgesprochen schwierig, insbesondere, wenn die Herkunftsregion sehr stark von Kriegszerstörungen betroffen ist. So beobachten die Beraterinnen und Berater höchst interessiert, inwieweit Investitionen in Projekte oder Unternehmensgründungen getätigt werden, die den Aufbau von Arbeitsplätzen in den Herkunftsländern zur Folge haben. Bedauert wurde, dass deutsche Wirtschaftsunternehmen bisher kaum in den Nachkriegsaufbau investierten. Die bi-kulturellen Kompetenzen von Arbeits-Migranten und Flüchtlingen seien ein Entwicklungspotenzial, das als solche noch zu wenig erkannt und genutzt wird.

Kontakte:

Arbeitsamt Hamburg, Manfred Teike, Eppendorfer Weg 24, 20259 Hamburg-Eimsbüttel, Tel.: 040 - 43 19 - 91 40, E-Mail: Manfred.Teike@arbeitsamt.de

AGEF - Arbeitsgruppe Entwicklung und Fachkräfte im Bereich der Migration und der Entwicklungszusammenarbeit gGmbH, Postfach 66 01 23, 10267 Berlin, 
Tel.: (0 30) 5 01 08 50, Fax: (0 30) 5 09 78 04, Internet: http://www.agef.de
E-mail: agef@bln.de.

Informationen zu Leben und Arbeiten in Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien und der Türkei im Internet: www.isoplan.de/mi 


Autorin: Marie-Luise Gries, isoplan

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Eltern zur Mitwirkung motivieren

Berufsberatung für jugendliche Migranten gerät an ihre Grenzen, wenn die notwendige Unterstützung im Elternhaus fehlt. Oft sind dort Chancen und Möglichkeiten des dualen Bildungssystems nicht genügend bekannt; Generationskonflikte und geschlechtsspezifische Festlegungen können die Bildungskarriere der Jugendlichen zusätzlich erschweren. Hier setzt das Projekt "Ausbildungsorientierte Elternarbeit" (AOE) des Frankfurter Amts für Multikulturelle Angelegenheiten (AMKA) an. Zielgruppe sind Migrantinnen und Migranten, deren Kinder die 7. bis 10. Klasse an Frankfurter Schulen besuchen. Der Ansatz ist innovativ: Zunächst werden Multiplikatoren in ausländischen Vereinen gewonnen, meist sozialpädagogisch geschulte Mitglieder oder Studenten ausländischer Herkunft. In muttersprachlichen Elterngruppen stellen diese die verschiedenen schulischen und beruflichen Ausbildungswege vor und besprechen sie ausführlich. Die Eltern werden motiviert, einzeln oder gemeinsam weitere Informationsangebote wahrzunehmen (Schule, Berufsbildungszentrum, Kammern, Bildungswerke). Bei Bedarf werden Einzelgespräche mit Eltern geführt; Jugendliche erhalten Unterstützung bei Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen. Gemeinsame Aktivitäten wie Seminare Ausflüge sowie Weiterbildungsangebote für Multiplikatoren runden das Angebot ab. Eine kostenlose Broschüre zum Projekt kann beim AMKA bestellt werden.

Kontakt: 
Amt für Multikulturelle Angelegenheiten, Thomas Usleber,
Walter-Kolb-Str. 9-11, 
60594 Frankfurt/M., 
Tel.: (069) 211 - 3 26 20, Fax: - 3 79 46, 
e-mail: thomas.usleber@stadt-frankfurt.de 


Autorin: Marie-Luise Gries, isoplan

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Schulabschluss nachholen

Gute Schulabschlüsse sind ein wichtiger Schritt zur Integration Jugendlicher ausländischer Herkunft. Die Akademie Klausenhof, eine vom Kultusminister NRW anerkannte Einrichtung der Weiterbildung in kirchlicher Trägerschaft, bietet die Möglichkeit, Schulabschlüsse nachzuholen. Teilnehmen können Jugendliche ausländischer Herkunft mit einem auf Dauer angelegten Aufenthaltsstatus im Alter von 16 bis 20 Jahren, die die allgemeine Schulpflicht erfüllt haben und über eine gültige Aufenthaltserlaubnis verfügen, außerdem Asylberechtigte und Aussiedler sofern sie die Förderbestimmungen erfüllen. Kursorte sind Rhede und Dingden, Westfalen. Lernen und Leben unter einem Dach, intensive Berufsorientierung und Vorbereitung zur Berufswahl, multinationale Lern- und Wohngruppen sowie intensive Betreuung sind die wichtigsten Punkte des Kurskonzeptes. Der intensive Unterricht sowie die kurze Dauer der Kurse setzen Ausdauer und Leistungsbereitschaft voraus. Kursbeginn ist jeweils Anfang August. Die Maßnahme wird gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung sowie dem Garantiefonds.

Kontakt: 
Akademie Klausenhof, Dingden, 
Klausenhofstr. 100, 
46499 Hamminkeln, 
Tel.: 02852 / 89-0 (Kurssekretariat Klarissa Krebbing: -344), Fax: 02852 / 89-300, 
e-mail: Akademie.Klausenhof@t-online.de , Internet: www.akademie-klausenhof.de 


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

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Ausländische Ausbilder gewinnen

Ausländische Unternehmer engagieren sich verstärkt für die Berufsausbildung Jugendlicher. In Hamburg werden sie dabei angeregt, informiert und unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft türkischer Unternehmer und Existenzgründer (ATU) e.V. Der Verein akquiriert Lehrstellen bei Betrieben mit Inhabern ausländischer Herkunft und unterstützt sie, die Ausbildungsberechtigung zu erlangen und die notwendigen Formalitäten abzuwickeln. ATU hilft Jugendlichen bei der Lehrstellensuche und begleitet sie in ihren Ausbildungsverläufen. Außerdem organisiert und koordiniert ATU Verbundausbildungen zwischen zwei Betrieben, oft unter Beteiligung eines Bildungsträgers. Hierbei werden überwiegend kleine Betriebe angesprochen, deren Kapazitäten allein nicht ausreichen, um ein Berufsbild vollständig abzudecken. Die fehlenden Inhalte werden vom Verbundpartner und eventuell einem Bildungsträger ergänzt. Der Vorteil: Ausbildungskapazitäten von Unternehmen werden genutzt und Auszubildende lernen mehrere Unternehmen kennen. Mehmet Keskin, Geschäftsführer der ATU, freut sich: "Allein seit April 1999 konnten 183 Lehrstellen für deutsche und ausländische Jugendliche bei ausländischen Unternehmern geschaffen werden. Die Ausbildungsbereitschaft steigt." Viele Betriebsinhaber nutzen diese Möglichkeit auch, um ihre eigenen Kinder auszubilden. So sorgen sie für direkte Nachfolge und verhelfen ihren Kindern gleichzeitig zu einer staatlich anerkannten Berufsausbildung. Das Projekt wird seit April 1999 im Rahmen des Sofortprogramms der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit finanziert. Im letzten Jahr wurde es mit dem ersten Preis der Körber-Stiftung im Wettbewerb "Hamburger Tulpe für deutsch-türkischen Gemeinsinn" ausgezeichnet.

Kontakt: 
Arbeitsgemeinschaft türkischer Unternehmer und Existenzgründer e.V., 
c/o Handelskammer Hamburg, 
Nordkanalstr. 58, 
20097 Hamburg, 
Tel.: 040 / 23 68 71 92, Fax: 040 / 23 68 71 93, Internet: www.atu-ev.de
E-mail: atu.ev@t-online.de .


Autorin: Bettina Galvis, ATU

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Berufssprache am PC lernen

Mit einer Bügelmessschraube wird die Dicke von Schichten gemessen, z.B. von Metallplatten, bis auf Hundertstel Millimeter genau. "Bügelmessschraube" wurde das Lehrkonzept für ausländische Arbeitnehmer genannt, das VW Coaching, Ford Aus- und Weiterbildung und das Projekt "Pro Qualifizierung" entwickelt haben. Dahinter verbirgt sich ein bislang nur als Demo-Version vorliegendes Computerprogramm, das fachliche Schulung und die Verbesserung der Deutschkenntnisse kombiniert. Das Programm könnte z.B. in den Selbstlernzentren der größeren Betriebe von den Autoherstellern genutzt werden. Es hat Modulcharakter und kann sich verschiedenen Sprachen sowie spezifischen Zielgruppen, etwa älteren Arbeitnehmern oder Auszubildenden, anpassen. Die Autoren haben auf linguistische Begriffe verzichtet und erklären stattdessen Grammatik und Wortschatz durch Bilder und Situationen. Für die Nutzung des Programms reicht die Fähigkeit, deutsch zu sprechen und gesprochenes Deutsch zu verstehen. Eigenständig am Computer zu lernen, nimmt die Angst, denn der Anwender kann die Lerngeschwindigkeit selbst bestimmen. Bisher blieben Weiterbildungsangebote des Arbeitgebers wegen Mangel an Deutschkenntnissen und Unsicherheit im Umgang mit Fachliteratur oft ungenutzt, teilt "Pro Qualifizierung" mit.

Kontakt: 
Pro Qualifizierung, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Tel. (0221) - 16 40 - 667, Fax - 669, E-Mail: info@proqua.de 


Autorin: Matilda Jordanova-Duda

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Kfz-Ausbildung in der Türkei

 

Arbeitslose türkische Jugendliche, deren Familien nach längerem Deutschland-Aufenthalt in die Türkei zurückkehren, können in der Türkei eine duale Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker nach deutschem Muster machen. Unter fachlicher Leitung der Dekra Akademie Stuttgart wird ein entsprechendes Projekt vier Jahre vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (BMA) gefördert und von der deutschen Automobilindustrie in Kocaeli/Izmit unterstützt. Der rund 100 km südöstlich von Istanbul gelegene Ort liegt im Zentrum des vor zwei Jahren vom Erdbeben getroffenen Gebietes. Für die 25 Teilnehmer jedes Lehrgangs findet dort auch einmal pro Woche der Berufsschulunterricht statt.

Kontakt: 
DEKRA Automobil GmbH, Handwerkstr. 15, 70565 Stuttgart, Tel.: 0711/7861-0


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

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