Ausländer in Deutschland 2/2001, 17.Jg., 30. Juni 2001

EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser,

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die Woche vor Ostern habe ich in Ägypten verbracht, die ersten Tage bei über 40 Grad in der chaotisch-schönen 20-Millionen-Metropole Kairo, danach in Luxor, die letzten Tage im ehrwürdigen Cataract Hotel in Assuan, in dem einst Agatha Christie den Bestseller "Tod auf dem Nil" schrieb, der sie weltberühmt machte (so sie es nicht schon war). Einer meiner Mitarbeiter, Ekkehart Schmidt-Fink, hatte mir zur Vor- und Nachbereitung der Reise ein Büchlein in die Hand gedrückt, an dessen Entstehung er selbst vor Jahren beteilgt war. In der "Gebrauchsanweisung für Ägypten" wird in höchst amüsanter Form der Versuch unternommen, dem Leser die Augen zu öffnen für dieses phantastische Land, in dem alles anders ist, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und in dem - da jedermann weiß, dass nur Allah vollkommen ist - logischerweise nichts europäisch perfekt sein kann.

Nun will ich der Versuchung widerstehen, an dieser Stelle den Übergang zu finden zum Schwerpunktthema dieser AiD-Ausgabe: Ägypter und Araber sind nun wahrlich nicht in einen Topf zu werfen. Eines aber haben sie gemeinsam: ihre Sprache - arabisch eben -, die Sprache des Propheten. Da wir Mitteleuropäer nur staunend vor den wunderschönen und absolut unlesbaren Schriftzeichen und der arabischen Sprache kapitulieren können, habe ich meinen Eifer, wenigstens ein paar Worte zu lernen, vor der Reise sinnvollerweise auf die Grußformel "ahlan" und das Dankeschön ("shukran") begrenzt.

Nach Abschluss der Reise hatte ich durch ständiges Hören neben dem bekannten "inshallah" (so Gott will) zwei weitere Schlüsselworte des Nillandes hinzugelernt, die auch in unseren Breitengraden höchst nützlich wären: "malesh" (so ungefähr zwischen "macht nichts" bis "regen Sie sich nicht auf") und "bukra" (eigentlich "Morgen", am besten wohl übersetzt mit mañana, vielleicht auch einfach Geduld, Geduld, Geduld). Es war jedenfalls eine herrliche Reise mit unvergesslichen Eindrücken einer fünftausendjährigen Kultur. Zurück in Deutschland kam ich dann kaum nach, die zwischenzeitlich hochbrandende Welle von Meinungsäußerungen und Kommentaren ernannter und selbsternannter Experten zum Thema "Zuwanderung" nachzulesen. Aber Gott sei Dank ("alhamdullilah") habe ich ja durch das genannte Büchlein gelernt, es etwas gelassener zu sehen, nicht jeden Tag jeden Kommentar kennen zu müssen: "malesh, bukra, inshallah".

In diesem Sinne grüßt Sie

Ihr

Dr. M. Werth, Herausgeber


Autor: Dr. Manfred Werth, isoplan

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