Ausländer in Deutschland 2/2001, 17.Jg., 30. Juni 2001

SCHWERPUNKT: ARABER IN DEUTSCHLAND

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!

Weitere Dokumente dieser Ausgabe zum Schwerpunkt "Araber in Deutschland":
Portraits, Orientalischer Tanz, Kultur, Arbeitsplatz Deutschland, Die AiD-Karte, Bibliographie, Maghrebiner in Frankreich


Naddel und Nabil


Victory? Marokkanische Jugendliche in Frankfurt

Migranten aus arabischen Ländern in Deutschland (1.1.2000)

Marokko 

81.450

Libanon 

54.063

Irak 

51.211

Syrien 

24.421

Tunesien 

24.260

Algerien 

17.186

Ägypten 

13.811

Jordanien 

11.190

Sudan 

4.697

Libyen 

2.643

Jemen 

1.586

Saudi-Arabien 

738

Ver. Arab. Emir. 

727

Katar 

89

Bahrain 

43

Dazu kommen viele Staatenlose (u.a. Palästinenser)

Quelle: BMA

 

280.000 Araber leben in Deutschland. Wie kaum eine andere Migrantengruppe haben sie unter stereotypen Vorstellungen und Vorurteilen sowie einer oftmals ablehnenden Haltung der Deutschen wie auch anderer Migranten zu leiden. Diese haben damit zu tun, dass die meisten Muslime sind und aus patriarchalen Gesellschaften kommen. Da bietet es sich an, einen Text über Araber in Deutschland mit Informationen zu beginnen, die diese Vorstellungen konterkariieren oder zumindest relativieren. So kamen - abgesehen von Einzelpersonen - die ersten Araber im späten 18. Jahrhundert als Mitglieder preussischer Regimenter nach Deutschland. Und über ein Jahrhundert später ist mit Nadia Abdel Farrag, genannt "Naddel", eine Frau arabischer Herkunft zum Liebling der Medien avanciert.

Abdel Farrag, die 35jährige Tochter eines deutsch-sudanesischen Paares wurde als Freundin von Pop-Sänger Dieter Bohlen zum Star. 1999 wählten sie 21 Prozent der Deutschen in einer Umfrage des Forsa-Instituts zur vierterotischsten Frau Deutschlands. Vor ihr lagen nur Verona Feldbusch, Birgit Schrowange und Arabella Kiesbauer. Im bunten Blätterwald heißt es, sie sei "sehr konservativ, moslemisch" aufgewachsen, "sollte schon mit 14 Jahren ihren Cousin heirateten, konnte sich aber durchsetzen". Da haben wir sie schon - die stereotypen Vorstellungen. Abdel Farrag entspricht ihnen gar nicht. Sie hat Apothekenhelferin gelernt, doch der Job gefiel ihr nicht. Sie arbeitete abwechselnd in einer Boutique oder als Model. Eigentlich wollte sie Fotografin werden, doch dann lernte sie Bohlen kennen und tourte bei "Modern Talking" mit. Im Jahr 2000 moderierte sie das RTL-2-Erotikmagazin "Peep", beleidigte den Kanzler, entschuldigte sich und gehört spätestens seit ihrer Trennung von Bohlen unverzichtbar zum Prominentenstadl der Nation.

Sie ist aber durchaus nicht die einzige Medien-Prominente oder interessante Persönlichkeit mit arabischem oder binationalem Hintergrund in Deutschland. Nach dem Deutsch-Makedonier Zlatko und der Deutsch-Türkin Ebru zog am 18.11.2000 auch Lillian Kadhrawi bei " Big Brother" ein. Die Saarländerin hat arabisch-italienische Eltern. Einen marokkanischen Vater hat Nadja Benaissa, eine der fünf Mitglieder der im Januar 2001 mit enormem Medienrummel von RTL II zusammengestellten Girl Band "No Angels". Die 19-jährige alleinerziehende Mutter aus Dreieich bei Frankfurt wurde aus 4.200 Mädchen big-brother-ähnlich ausgewählt, bekam einen Plattenvertrag und wird nun über die Stationen BILD, Bunte, Bravo, "Harald Schmidt"-Show und so weiter zum Star gemacht:. Eher im Hintergrund - im Redaktionsteam der RTL-Erfolgssendung "Wer wird Millionär" - arbeitet Faruk Hosseini. Bei Radio MultiKulti des Senders Freies Berlin ist Haroun Sweis für das Arabisch-Programm zuständig und der tunesische Moderator Nouri Ben Redjeb spielt Weltmusik à la Carte. Die arabischsprachigen Sendungen von Radio MultiKulti (Mo./Mi./Fr. ab 18 Uhr 30) bieten Arabern eine der wenigen Möglichkeiten, sich von unabhängiger Seite über ihre Herkunftsländer zu informieren. Umgekehrt wissen auch die Deutschen wenig über arabische Migranten. Umso wichtiger ist es, dass Journalistinnen wie Mona Naggar, Ittidal Salame sowie Journalisten und Publizisten wie Abed Othman, Ahmed Ezzeldin oder Madjid Al-Khatib für deutsche Medien arbeiten.

Ferner sind viele Künstler zu nennen, so der in Berlin lebende irakische Regisseur Awni Karoumi und die arabischen Schauspieler des Berliner Masrath-Theaters, die irakischen Pantomimen Riad und Suad Hassoun in Ludwigshafen, die Algerien-Französin und Installationskünstlerin Nicole Guirand, die irakischstämmige Kunstlehrerin und Malerin Cholud Kassem aus Heidelberg, vor allem aber die vielen Exildichter arabischer Herkunft, wie der Palästinenser Wadih Souda und Nadjim Al-Wali, Ali Mosbah oder auch die Märchenerzähler Rafik Schami und Burhan Karkutli aus Syrien sowie Jusuf Naoum aus dem Libanon. Das Interesse an Exildichtern ist in Deutschland relativ gering. Rafik Schami aber ist hier zum - deutschsprachigen - Bestsellerautor geworden.

Viele renommierte arabische Ärzte praktizieren in Deutschland, unter anderem der Palästinenser Nabil Bushnaq, der sich als Gründer und Vorsitzender des Ibn-Rushd-Fonds für die Freiheit des Denkens e.V. für verfolgte Intellektuelle einsetzt. Andere bereichern die deutsche Wissenschaftslandschaft - vom Islamwissenschaftler Prof. Jamal Malik (Universität Erfurt) und dem inzwischen emeritierten Arabischdozenten Dr. Remon Azar (Universität Bonn) über den deutsch-syrischen Politologen Prof. Bassam Tibi (Universität Göttingen) und seinen Kollegen Amr Hamzawy (FU Berlin), sowie den ägyptischen Kunstprofessor Hamdi Al-Attar (Universität/Gesamthochschule Kassel) und seinen syrischen Kollegen Prof. Kassab Bachi Marwan (Hochschule der Künste Berlin) bis hin zum Wirtschaftsanalysten Aziz Alkazaz (Orient-Institut Hamburg) und den Unternehmensberater und Lehrbeauftragten Samir Saleh (Universitäten Bremen und Bremerhaven).

Wiederum andere sind politisch aktiv, wie Nadeem Elyas, Vorsitzender des Zentralats der Muslime in Deutschland, Abdalla Frangi, Generalvertreter der Palästinenser in Deutschland oder auch die grünen Landtagsabgeordneten Jamal Karsly (NRW) und Tarek Al-Wazir (Hessen). Al-Wazir ist seit 1999 Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN im hessischen Landtag. Geboren in Offenbach als Sohn eines jemenitischen Diplomaten und einer deutschen Mutter wurde der 30jährige Student im August 2000 dadurch bundesweit bekannt, dass ein anderer Abgeordneter ihn bei einer hitzigen Debatte mit "Geh doch zurück nach Sana'a" beschimpfte. In Migrationskreisen bekannt ist auch der Iraker Razak Minhel, der vor 25 Jahren über einen Jugendaustausch in die DDR kam und dann studierte. Heute ist er ehrenamtlicher Ausländerbeauftragter von Dessau.

Die unbekannten Migranten

Aber natürlich - die meisten Araber sind ganz normale unauffällige Migranten, die in der öffentlichen Wahrnehmung freilich oft mit Iranern oder Türken verwechselt werden. Viele haben Flucht und Vertreibung kennen lernen müssen. Die 15jährige Amal Asmar zum Beispiel musste im Alter von 2 Jahren mit ihrer 15-köpfigen Großfamilie aus dem Libanon fliehen, um dem Bürgerkrieg zu entkommen. Von der Odyssee ihrer Familie, die erst nach Schweden reiste und dann in verschiedenen deutschen Städten lebte, weiß Amal nur aus Erzählungen. Ihre Geschwister leben über Europa verstreut. Die Heimat ihrer Eltern kennt sie nicht. Im dm-Drogeriemarkt Böblingen macht sie eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau.

Trotz vieler festgefügter Vorstellungen der Deutschen über die arabische Welt sind die Araber vielleicht die unbekannteste der großen Migrantengruppen. Am wenigsten gilt dies vielleicht noch für die Marokkaner und Tunesier, die nach den Anwerbeabkommen von 1963 und 1965 vor allem aus ökonomischen Motiven nach Deutschland gekommen sind. Dagegen fanden die meisten Algerier, Libanesen, Palästinenser und Iraker als Flüchtlinge und Asylbewerber in Deutschland Aufnahme. Auch die Bildungs- und Fachkräftemigration ist bedeutsam, hier sind vor allem die Ägypter, Iraker und Algerier zu nennen.

Arbeitsmigranten und Studenten

Zwar lebten schon 1900 rund 2.000 Tunesier in Deutschland. Die eigentliche Migration von Tunesiern nach Deutschland begann jedoch nach 1965. Die 24.260 Tunesier und die Marokkaner unterscheiden sich von anderen Arabern durch eine höhere Aufenthaltsdauer und durch den in der Regel sicheren Aufenthaltsstatus. Auch die Einbürgerungsquoten liegen über denjenigen anderer Anwerbestaaten. Fast die Hälfte der Tunesier ist mittlerweile eingebürgert. Sie leben relativ unauffällig über Deutschland verteilt, gelten als gut gebildet und gut integriert.

Für viele der 81.000 Marokkaner in Deutschland gilt das nicht. Nach der Anwerbung ab 1963 fanden sie vielfach in grösseren Gruppen Beschäftigung - zumeist im Bergbau, aber auch in der Textil- und Chemieindustrie. So bildeten sich "Hochburgen" der marokkanischen Zuwanderung: 85 % leben in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Gut die Hälfte verteilt sich auf nur zehn Großstädte, darunter Frankfurt (rund 9.500) Düsseldorf (6.000), Dortmund (3.300) und Köln (2.300), sowie Aachen, Bochum, Essen, Krefeld und Rüsselsheim. Bei den meisten Marokkanern handelt es sich strenggenommen nicht um Araber, sondern um Berber, die vor allem aus dem ländlichen und übervölkerten Rif-Gebirge stammen. Die ersten tunesischen und marokkanischen Arbeitsmigranten waren ausschließlich Männer. Die meisten holten nach dem Anwerbestopp 1973 ihre Familien aus nach. So verdoppelte sich ihre Zahl von 1973 bis 1981. Die meisten der tunesischen und marokkanischen Arbeitsmigranten der ersten Generation verfügen über eine geringe schulische und berufliche Ausbildung.

Die Zuzüge der Tunesier schwanken in den vergangenen 15 Jahren zwischen 2.000 und 3.000 pro Jahr mit leicht rückläufiger Tendenz. Jährlich kehren zwischen 1.100 und 2.000 nach Tunesien zurück, heute ebenfalls weniger als in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre. Auch die Fortzüge der Marokkaner bewegen sich zwischen 1.200 und 2.800 pro Jahr, allerdings mit zunehmender Tendenz. Ihre Zuzugszahlen liegen bei jährlich 3.600 bis 6.400 und haben sich zur Zeit bei rund 4.000 eingependelt.

Die Migration aus Ägypten erfolgt vor allem aufgrund der relativ schlechten wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im Lande. Ein weiterer Migrationsgrund ist das Studium. Gerade die Zahl der Studenten aus Ägypten und Marokko ist in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen. Auffällig bei den Ägyptern und Marokkanern ist die hohe Zahl der Studenten eines ingenieurwissenschaftlichen Faches. Ägyptische Vereine gibt es in den meisten deutschen Großstädten. Eine Sondergruppe stellen die christlichen Kopten dar, von denen viele schon Anfang der 70er-Jahre als Studenten oder Praktikanten nach Deutschland kamen.

Flüchtlinge und Asylbewerber

Araber, die als politisch Verfolgte oder Kriegsflüchtlinge nach Deutschland kamen, bilden die zweite große Gruppe neben den Arbeitsmigranten. Am längsten ansässig sind palästinensische Flüchtlinge, darunter viele mit jordanischem, libanesischem oder syrischem Pass. Ihre genaue Zahl kann durch das Fehlen einer einheitlichen Staatsangehörigkeit nur grob auf etwa 100.000 geschätzt werden. Ihre Zahl ist in den letzten 25 Jahren mehr oder weniger unverändert geblieben. Waren die ersten palästinensischen Migranten in den 50er- und frühen 60er-Jahren vor allem Studenten und Geschäftsleute, so folgten in den 60er Jahren die Flüchtlinge, allein zwischen 1979 und 1990 flohen mehr als 50.000 libanesische und fast 20.000 palästinensische Asylsuchende nach Deutschland.

Die libanesischen Bürgerkriegsflüchtlinge sind zwischen 1975 und 1989 meist als Gruppe vertrieben worden: libanesische Schiiten aus den armen Vororten Beiruts und dem Süden sowie Kurden und Palästinenser aus den Flüchtlingslagern. So kamen sie oft als ganze Sippe nach Europa. Die Wohlhabenden und Geschäftsleute gingen nach England, Frankreich und Südeuropa. Manche, die hier Verwandte hatten, vor allem aber diejenigen ohne Auslandskontakte, entdeckten Deutschland. Ein "Schlupfloch" für letztere war der Flughafen Schönefeld im damaligen Ost-Berlin. Im Westen wurden sie geduldet und nach Quoten über die einzelnen Bundesländer verteilt. Da sich der Krieg über ein Jahrzehnt hinstreckte, wurden ihretwegen 1984 die ersten Altfallregelungen erlassen. Der rechtliche Status vieler ist jedoch bis heute unsicher geblieben. In den 90er-Jahren - nach der Verschärfung des Guerillakampfes zwischen der PLO und Israel im Süd-Libanon - kamen weitere Flüchtlinge. Sie profitierten von der "Alpha-Regelung", mit der die Bundesregierung Palästinensern aus dem Libanon ein Aufenthaltsrecht einräumte. Die Libanonflüchtlinge leben - mit Ausnahme eines Schwerpunktes von rund 35.000 Palästinensern in Berlin - über Deutschland verteilt. Sie bilden dennoch ein eigenes soziales Milieu mit eigener Migrantenkultur und Zentren der verschiedenen Religionen - Christen, Drusen, Schiiten und Sunniten. Man bleibt unter sich und verkehrt - mit Ausnahme der Akademiker - wenig mit anderen Arabern und Deutschen. Es gibt gleichzeitig jedoch auch viele binationale Ehen mit Deutschen.

Zwar ist das Bildungsniveau der Palästinenser generell vergleichsweise hoch, bei der Ausbildung der Jugendlichen aus libanesischen Flüchtlingsfamilien gab es aber große Schwierigkeiten durch eine Fülle von Gesetzen, Regelungen und Vorschriften, die viele junge Leute daran hinderte, eine Berufsausbildung aufzunehmen. So werden viele in Restaurants oder Lebensmittelläden von befreundeten Familien beschäftigt. Über die Hälfte der libanesischen Männer ist jedoch arbeitslos. Bevorzugter Wirtschaftszweig der Beschäftigten ist die Gastronomie. Aus den Köchen und Kellnern der 70er-Jahre sind mittlerweile oft Restaurantbesitzer geworden. Sie profitieren davon, dass sich orientalisches Essen wachsender Beliebtheit erfreut und gerade die libanesische Küche für ihre Qualität gerühmt wird. Das Angebot ist aber noch nicht groß. An libanesischen Restaurants zu nennen sind "L'Emir", "Al Arischa" und "Alt Byblos" in Frankfurt, das "Libanon Restaurant" in Düsseldorf, das "Schark" in Stuttgart, das "Salamat" und das "Habibi" in Berlin oder das "Arabesque" in Bonn. In Frankfurt gibt es mit "Al Mina" auch ein ägyptisches, in Bonn mit dem "Marrakesch" ein marokkanisches sowie in Berlin mit dem "QBA" ein kubanisch-arabisches und dem "L'Oriental" ein französisch-arabisches Lokal. In der Regel sind dies edle "Oasen", eingerichtet mit Marmor, teuren Hölzern und teppichbelegten Diwanen. Geboten wird natürlich auch Bauchtanz, mit "Falafel" eine vegetarische Alternative zu Frikadellen und Döner. A propos Döner: Viele Imbisse werden von Arabern betrieben und manche bieten mit "Schawerma" die arabische Hühnerfleisch-Variante des türkischen Drehspiesses an.

Die Migration von Algeriern nach Deutschland begann schon am Ende des 2. Weltkrieges, als ein Teil der algerischen Angehörigen der französischen Streitkräfte in Deutschland verblieb. Eine größere Zahl wanderte in der Endphase des algerischen Unabhängigkeitskampfes Anfang der 60er Jahre zu, beantragte Asyl und kehrte größtenteils nach der Unabhängigkeit zurück. Später kamen Algerier vor allem zu Studien- und Ausbildungszwecken sowie als französische Arbeitsmigranten. Die DDR schloss mit Algerien 1974 ein Abkommen über die Übernahme algerischer Arbeitskräfte, welches später wieder aufgelöst wurde. Infolge des seit Jahren andauernden Bürgerkriegs hat sich von 1991 bis heute die Zahl der Algerier in Deutschland von 9.000 auf 17.200 fast verdoppelt. Sie sind mehrheitlich Asylsuchende, die Anerkennungsquote ist aber sehr gering. Es handelt sich zum einen um Islamisten, zum anderen um Personen, die von Übergriffen militanter Islamisten bedroht waren. Dazu kommen Militärdienstverweigerer und Deserteure aus Armee und Polizei.

Seit Mitte der 90er-Jahre stieg die Zahl der Iraker durch den Zuzug politischer Flüchtlinge, deren Asylanträge mehrheitlich anerkannt wurden. Die meisten der heute 51.200 Iraker sind gut bis sehr gut, oft akademisch ausgebildet. Viele sind als Selbständige tätig - als Arzt, Dolmetscher, Journalist oder auch Schriftsteller und Künstler. Die Mehrheit der geflüchteten Iraker hat sich in der Zeit des zweiten Golfkrieges politisch engagiert. Viele Kulturvereine wurden damals gegründet, heute hat das Engagement eher abgenommen. Ebenfalls Mitte der 90er-Jahre kamen auch jemenitische Bürgerkriegsflüchtlinge. Ihre Migration, wie auch die der Sudanesen seit Ausbruch des Bürgerkrieges 1983 ist politisch und ökonomisch motiviert.

Männerdominanz

Unsere Vorstellung vom Orient, von Arabern und vom Islam wird zweifellos zu einem sehr wesentlichen Teil von dem Bild mitgeprägt, das man sich hierzulande von der Stellung der Frau in jenen Gesellschaften macht. Man denkt einerseits an Scheichs mit Harem, die Hüften der Bauchtänzerinnen drehen sich und Erinnerungen an die erotischen Geschichten aus 1001 Nacht werden wach. Andererseits denkt man an verhüllte Frauen, die keinerlei Rechte haben. Kurz: Erotik und Sinnlichkeit einerseits und andererseits "unmenschliche Unterdrückung" - das sind die beiden Grundkategorien, mit denen wir die Situation der arabischen Frau zu erfassen gewohnt sind. Ein sehr simples Raster, das der Wirklichkeit kaum gerecht wird. Unreflektiert benutzen wir Verallgemeinerungen. Nicht zu Unrecht gelten freilich arabische Frauen in der Migration als besondere Problemgruppe, da sie und ihre Männer meist aus einer sehr patriarchalisch organisierten dörflichen Umgebung kommen. Viele Frauen leben isoliert, sind größtenteils aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen und nur zu einem sehr geringen Anteil erwerbstätig. Gleichzeitig fehlt ihnen der in der Heimat so zentrale Kontakt zu weiblichen Verwandten.

Sozial, aber auch statistisch zeigt sich bei den meisten arabischen Migrantengruppen eine deutliche Männerdominanz. Besonders deutlich ist der Männerüberschuss bei den Algeriern, Ägyptern und Arabern aus den Emiraten (19, 24 bzw. 26% Frauen), während sich das früher ähnlich einseitige Verhältnis bei den Tunesiern und Marokkanern mit heute 34 bzw. 39 % Frauenanteil zunehmend angleicht. Bei den zwei letztgenannten Nationalitäten ist dies auf die derzeitige Phase der Familienzusammenführung nach der ursprünglichen überwiegend männlich geprägten Arbeitskräfteanwerbung zurückzuführen. Etwa ein Verhältnis von 2:1 Männern gegenüber Frauen ist bei Migranten aus Bahrain, Irak, Jemen, Jordanien und Saudi-Arabien gegeben, während es bei Migranten aus Katar, Syrien und dem Libanon fast 1:1 beträgt.

Sprachprobleme

Viele arabische Kinder und Jugendliche und ihre Mütter haben auch große Sprachprobleme. Bei den hier ansetzenden pädagogischen Maßnahmen führt die vereinheitlichende Zuordnung beispielsweise marokkanischer Kinder und Jugendlicher zu einer nationalen marokkanischen Gruppe, oft zu großen Problemen, wie Ulrich Mehlem untersucht hat. Über 70 % der marokkanischen Einwanderer in Deutschland stammen aus dem östlichen Rifgebirge, insbesondere aus Nador, Oujda und Al Hoceima. Die Mehrheit spricht Tarifit, eine Berbersprache als Muttersprache. Marokkanisches Arabisch sprechen darüber hinaus meist nur die Väter. Die Mehrheit der ersten Generation ist weder im Hocharabischen noch im Deutschen alphabetisiert. Sie hören Hocharabisch oder Ägyptisch-Arabisch nur über Satellitenfernsehen oder auf Videocassetten. Schreiben können sie es nicht. Sie leben abgeschnitten von der sprachlichen Dynamik des Heimatlandes. So vermischt sich in der Diaspora alles zu einer häuslichen Familiensprache, dem das Dialekt-Deutsch der Nachbarschaft unvermittelt gegenübersteht. Mit der Familiensprache kann man außerhalb jedoch meist nicht kommunizieren. Da für den Kontakt mit anderen arabischen Kindern und Jugendlichen der zweiten und dritten Generation eine gemeinsame Sprache fehlt, sprechen sie auch mit ihnen Deutsch.

Wenn die Kinder in Koranschulen und in einigen Ländern wie NRW und Hessen auch im muttersprachlichen Ergänzungsunterricht Hocharabisch lernen, schneiden sie schlecht ab. Sie sind überfordert, weil schon das marokkanische Arabisch meist eben nicht ihre Muttersprache ist - wie irreführend genannt - sondern eine echte zweite Fremdsprache, aus deren Gebrauch sie so gut wie keinen Nutzen ziehen können. Ihre eigentliche Muttersprache, das Tarifit, wird nicht nur von offiziellen Stellen der Heimat ignoriert, auch in Deutschland wünschen die Eltern oft keinen entsprechenden Unterricht für ihre Kinder.

Seit den 60er Jahren bietet die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Sozialberatung für Arbeitsmigranten an, unter anderem für Familien aus Tunesien und Marokko. Sie helfen beim Umgang mit Behörden, bei Problemen in der Familie und vermitteln sie an spezialisierte Dienste weiter. Trotz vieler sehr positiver Ansätze, beispielsweise bei den BMA-finanzierten Frauen-Integrationskursen, wie sie unter anderem der Internationale Familientreff der AWO Düsseldorf anbietet (vgl. AiD 2000/2 Projekte) bleibt gerade in der Jugend- und Frauenarbeit - speziell bei der Betreuung von Berberinnen - noch viel Integrationsarbeit zu leisten. Denn obwohl sich viele Jugendliche einen arabischen Lebenspartner wünschen, der auch hier groß geworden ist - und damit ein Leben auf halbem Weg zwischen vereinnahmender Großfamilie und moderner Single-Kultur - kommt es oft anders. Die Eltern wünschen sich eine Heirat mit einem Partner oder einer Partnerin aus der Heimat und arrangieren oftmals über den Kopf der Kinder hinweg entsprechende Ehen. Selten werden diese glücklich.

Im Schatten der türkischen Gemeinde

Die Zahl der in Deutschland lebenden Muslime wird von der Bundesregierung auf 2,8 - 3,2 Millionen geschätzt. Diese Zahl wurde als Antwort auf eine parlamentarische Anfrage im Januar 2001 genannt. Nach älteren, aber detaillierteren Angaben des Zentralinstituts Islam-Archiv Deutschland vom März 2000 leben 3.040.000 Muslime in der Bundesrepublik, darunter 800.000 Kinder und Jugendliche. Etwa 68 % werden als praktizierende Muslime eingeschätzt. 310.000 haben einen deutschen Pass und von diesen wiederum sind 11.000 deutschstämmig. Die größte Konfession stellen die sunnitischen Muslime (2.187.000), wobei hierbei die 340.000 (Eigenangabe: 400.000) Aleviten nicht eingerechnet sind. Diese werden vom Zentralinstitut mit den 170.000 iranischen Imamiten und türkischen Schiiten, den 1.200 Ismailiten und den 22.000 mehrheitlich pakistanischen Ahmadiyya zu den Schiiten gezählt. Die mehrheitlich sunnitischen arabischen Migranten stehen hierbei im Schatten der türkisch-muslimischen Gemeinde. Selbst die wichtigsten Feste - wie das Zuckerfest Aid al-Fitr und den Fastenmonat Ramadan - werden nur selten gemeinsam mit türkischen Migranten gefeiert. Dies obwohl arabische Muslime kaum über eigene Moscheen verfügen - mit Ausnahme von Berlin, wo es allein sechs arabischsprachige Moscheen gibt.

Opfer und Täter

Neben einem religionsbezogenen Vorurteil - Araber als Muslime - gibt es auch ein Vorurteil vom "kriminellen Araber", das sich vor allem auf Drogen- und Kleinkriminalität bezieht. Natürlich gibt es unter arabischen Migranten Kriminelle, jedoch nicht mehr als unter anderen Bevölkerungsgruppen. Spektakuläre Fälle nähren jedoch dieses Vorurteil immer wieder. Ein Beispiel: Im Januar 2001 sind in Berlin ein Deutscher und zwei Marokkaner wegen Menschenhandels zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Die 24- bis 61-jährigen Männer gestanden, von Januar bis Mai 2000 insgesamt 46 Marokkaner mit falschen Arbeitsverträgen als Zirkusartisten nach Deutschland eingeschleust zu haben. Tatsächlich wurden die Männer unter anderem beim Zirkus Busch für ganz normale Arbeiten eingesetzt. Die Marokkaner hatten dafür zwischen 6.000 und 8.000 Mark bezahlen müssen.

Weltweites Aufsehen erregte auch der Anschlag mit drei Molotowcocktails auf eine Synagoge in Düsseldorf am 2. Oktober 2000. Der Brandanschlag war zunächst deutschen Neonazis zugeschrieben und trotz geringem Sachschaden als Symbol für das Wiederaufleben rechter Gewalt und antisemitischer Tendenzen in Deutschland wahrgenommen. Bei seinem Besuch des Tatorts hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder zum "Aufstand der Anständigen" aufgerufen. Doch dann gestanden zwei junge Araber die Tat und gaben "Hass auf Israel und die Juden" als Motiv an. Gegen die israelische Politik den Palästinensern gegenüber hätten sie "ein Zeichen setzen" wollen. Aus einer ähnlichen Motivation heraus haben vier Schüler libanesischer Herkunft im Dezember 2000 in Moers ein jüdisches Mahnmal mit Nazi-Symbolen und den Worten "Libanon" und "Allah" beschmiert. Es sind einige extremistische arabische Gruppen in Deutschland aktiv, so die libanesischen Hisbollah oder Hamas. Zwar ähneln die antisemitischen Vorstellungen solcher Gruppen denen der deutschen Rechtsradikalen und Holocaustleugnern, ob es Vernetzungen dieser Gruppierungen gibt, ist jedoch ungewiss.

Arabische Migranten sind jedoch in den Jahren davor eher als Opfer fremdenfeindlicher Anschläge bekannt geworden. Das bekannteste Opfer ist der 28jährige algerische Asylbewerber Farid Guendoul. 1999 war er im brandenburgischen Guben nach einer Hetzjagd durch Jugendliche in Todesangst durch die Scheibe einer verschlossenen Haustür gesprungen und verblutete. Häufiger als solche Einzeltaten sind die alltäglichen Diskriminierungen, denen Araber ausgesetzt sind. "Schwarzköpfe" werden viele Araber genannt - auch von Türken. Oder auch "Scheißaraber", wenn es um Platzkämpfe unter Jugendlichen oder Konkurrenz um Frauen geht. Ferner gibt es manche Orte in Deutschland, die man als arabischer Migrant, der zufällig seinen Personalausweis zuhause gelassen hat, besser nicht besucht. Dazu gehört zum Beispiel der Volkspark Hasenheide in Berlin-Neukölln. Arabische oder schwarze Parkbesucher müssen hier mit Kontrollen rechnen. Denn hier wird nicht nur gepicknickt und sonnengebadet, sondern auch mit Drogen gedealt. Daher kontrolliert die Polizei hier regelmäßig und systematisch Araber und Schwarze zwischen 15 und 35 Jahren - oft nur wegen ihres Aussehens oder "verdächtigen" Auftretens. Für die meisten ist das eine sehr erniedrigende Erfahrung, aufgrund einer dunkleren Hautfarbe als potentieller Dealer gesehen zu werden - selbst wenn es aus polizeilicher Sicht an manchen Orten offenbar objektive Gründe für solch selektive Kontrollen gibt.

Abbau von Feindbildern

Nicht ganz unschuldig an vielen Vorurteilen sind die Medien. Ob Bilder von militanten Islamisten in der arabischen Welt oder Leitartikel über den Sittenverfall des Westens - Stereotype, die sowohl in der westlichen als auch in der arabischen Presse immer wieder auftauchen, beeinflussen die gegenseitige Wahrnehmung und schüren Feindbilder. Um wechselseitigen Bedrohungsvorstellungen entgegenzuwirken, führt das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) im Auftrag des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung seit 1997 jährlich einen "deutsch-arabischen Mediendialog" durch. Pressevertreter und Medienexperten aus arabischen und deutschsprachigen Ländern diskutieren die Rolle der Medien in den deutsch-arabischen Beziehungen und suchen nach Wegen, die jeweilige Berichterstattung zu verbessern. Bislang fanden vier Veranstaltungen statt: Hamburg 2000 "Die Zukunft des Journalismus - Journalism's Future", Rabat 1999 "Insel der Hoffnung", Amman 1998 "Nehmt die Exotik raus!" und Heidelberg 1997 "Ende der Nabelschau?" (Infos: www.ifa.de)

Die Araber übrigens schätzen an den Deutschen den Technologie-Fortschritt und die Rechtstaatlichkeit, kritisieren aber eine manchmal übertriebene Ernsthaftigkeit der Deutschen, die - in ihren Augen - bis zu Verbissenheit und sozialer Kälte reichen kann. Die Künstlerin Nicole Guirand sagt: "Ich spüre bei manchen Menschen hier etwas Rigides, einen Mangel an Spontanität, an Gelassenheit, Wärme und Großzügigkeit. Das muß nicht unbedingt negativ sein. In Deutschland kann man zum Beispiel hervorragend arbeiten. Wenn man einen Termin macht, muß man pünktlich sein, und der andere ist auch da. Wenn ich mir die Alternativen vorstelle: Unzuverlässigkeit und Angeberei, viel zu versprechen und nichts zu halten, dann finde ich diese deutschen Eigenschaften wunderbar. Allerdings bemerke ich manchmal eine gewisse Prinzipienreiterei, die schon ein wenig penetrant sein kann". Dass das nicht immer stimmt, zeigt nicht zuletzt die merkwürdige Liebe der Deutschen zu Kamelen. Im Sommer 1997 gab es auf der Berliner Galopprennbahn Hoppegarten das europaweit erste Kamelrennen. Was nicht ganz passte wurde ganz flexibel einfach passend gemacht: anstelle männlicher Jugendlicher ritten junge deutsche Frauen. So gab es schöne Schlagzeilen wie "Blondinen ritten auf Wüstenschiffen".


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

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Goldenes Dach über Bonn

 

Bonn besitzt, so scheint es zumindest, eine große und repräsentative Moschee. Seit 1995 steht im Stadtteil Bad Godesberg ein Prachtbau mit goldener Kuppel und Minarett, wie man sich eben eine Moschee vorstellt. Ein Gotteshaus ist das Gebäude aber nicht. König-Fahd-Akademie steht auf deutsch und arabisch außen am Tor. Sie beherbergt eine Schule, die es hier lebenden Kindern ermöglicht, nach saudi-arabischem Lehrplan das Abitur zu machen. Etwas mehr als 600 Jugendliche aus über 20 Ländern lernen hier Geschichte, Geographie, Mathematik usw., wie in anderen Schulen auch. Der Religionsunterricht vermittelt hier allerdings islamische Religion und die Unterrichtssprache ist Arabisch; Deutsch wird als erste Fremdsprache angeboten. Für die Schüler gibt es einen kleinen Gebetsraum. Die Gelder für den Bau und den Unterhalt des schicken Gebäudes hat der saudi-arabische König aus seiner Privatkasse spendiert. Abends, außerhalb der Unterrichtszeiten, wird die Akademie für Vortragsveranstaltungen genutzt, zu denen auch die Anwohner der Akademie immer herzlich eingeladen sind. Gute Nachbarschaft also. Eine islamische Gemeinde, die die Räume der Akademie nutzt, gibt es allerdings nicht, denn die Akademie versteht sich eben nicht als Moschee, sondern als Bildungsstätte.

Araber besuchen die Moschee des "Arabischen Kulturvereins". Als dieser aus seinem alten Fabrikgebäude ausziehen musste, war ein neues Gebäude schnell gefunden, auch die Baugenehmigung erfolgte zügig. Dann aber gab es Proteste aus der Nachbarschaft. Beklagt wurde, dass durch die vielen Besucher des Zentrums die Lärmbelastung und der Verkehr zunähmen. Auch passe eine Moschee nicht in das Industriegebiet. Dass es sich um ein Kulturzentrum mit verschiedenen Funktionen, unter anderem auch der Möglichkeit zum Gebet handelt und nicht um eine Moschee, wollten viele nicht glauben. Ein Mitglied des Ausländerbeirates in Bonn hält die genannten Argumente allerdings für vorgeschoben, vielmehr hätten die Anwohner Angst vor zu vielen "fremden", dunkelhäutigen Menschen und "islamischen Fundamentalisten" gehabt. Eine gemeinsam von der Stadt und dem Kulturverein durchgeführte Informationsveranstaltung konnte einige der gegenseitigen Vorurteile abbauen. Inzwischen gibt es sogar positive Reaktionen, aus der hässlichen Fabrikhalle sei ja ein richtig schönes Gebäude geworden.


Autor: Uli Piest

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Vereine und Initiativen

 

Die Palästinenser sind die vielleicht am besten in Vereinen organisierten Araber in Deutschland. An wichtigen Verbänden zu nennen sind die "Palästinensische Generaldelegation" und die "Informationsstelle Palästina" in Bonn, das "Palästina-Büro" und die seit 1986 bestehende "Deutsch-Palästinensische Gesellschaft" in Berlin, die über ein bundesweites Netz von Regionalgruppen verfügt. Ferner existieren viele studentische Gruppen und palästinensische Berufsverbände, zum Beispiel für Arbeiter und Ärzte. Die Marokkaner und Tunesier sind, abgesehen von botschaftsnahen Freundschaftsvereinen und einigen marokkanische Kultur- und Sportvereinen, relativ gering organisiert. Die ägyptischen Kopten sind religiös-kulturell mit bundesweit sieben seit 1975 errichteten eigenen Kirchen und zwei Klöstern gut organisiert. Die meisten dieser Gruppen sind Freundschaftsvereine, deren Veranstaltungen mit Folklore und landesüblichen Getränken und Gerichten nicht über den Tellerrand ihrer Lokalität hinausgehen. Die aktivsten sind wohl im Frankfurter Raum zu finden.

Neben lokalen arabischen Vereinen gibt es ferner einige Vereine und Initiativen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Beziehungen zwischen Menschen des arabischen und europäischen Kulturkreises zu pflegen. Zu nennen sind der Deutsch-Ägyptische Club, die Deutsch-Algerische Gesellschaft, Dialog Orient-Okzident, das Arabisch-Deutsche Forum und andere, die meist botschafts- oder regierungsnah in Bonn gegründet wurden und in der Regel nun nach Berlin umgezogen sind. Interessenten und Mitglieder stammen meist aus Journalisten-, Publizisten-, Wirtschafts- oder Wissenschaftskreisen und befassen sich weniger mit Migrantenthemen (vgl. Deutsch-Arabische Vereinigungen).

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Vereinigungen, die zum deutsch-arabischen Austausch beitragen

Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V. ist eine renommierte wissenschaftliche Vereinigung deutscher Orientalisten, zu deren Aufgaben unter anderem die Unterstützung der Orient-Forschung gehört.

Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V., Geschäftsführung, Südasien-Institut der Universität Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 330, 69120 Heidelberg, Tel. 06221-548900, Fax. 06221-544998, dmg@sai.uni-heidelberg.de, www.dmg-web.de

Das Deutsche Orient-Institut wurde 1960 vom Nah- und Mittelost-Verein gegründet. Es beschäftigt sich unter multidisziplinären Aspekten mit den gegenwärtigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen in den Ländern Nordafrikas, des Nahen und Mittleren Ostens und Zentralasiens. Es bildet zusammen mit dem Institut für Afrika-Kunde, dem Institut für Allgemeine Überseeforschung, dem Institut für Asienkunde, dem Institut für Iberoamerika-Kunde und der Übersee-Dokumentation den Verbund der Stiftung Deutsches Übersee-Institut.

Kontakt: 

Deutsches Orient-Institut, Neuer Jungfernstieg 21, 20354 Hamburg, Tel.: 040/ 42834-514, Fax: -509, doihh@uni-hamburg.de, www.orientinstitut.de

Nah- und Mittelostverein e.V., Mittelweg 150, 20148 Hamburg, Tel. 040-450331-0 oder 0170-4736323, Fax: 040-450331-31

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Deutsch-Arabische Vereinigungen

Ägyptische Gesellschaft in Bayern e.V. Mohamed Ramadan, Postfach 700280, 81302 München, Tel. 089-619138, 7601675

Ägyptisches Haus Deutschland e.V., Dachverband der Ägyptischen Vereine, Saad Kabel, Fritz-Arnoldstr. 46, 78467 Konstanz

Der Verein algeria-watch e.V. dokumentiert Menschenrechtsverletzungen in Algerien, setzt sich für algerische Flüchtlinge ein und engagiert sich für den Frieden als Ergebnis eines Dialogs zwischen den Gesprächsparteien. Er gibt seit 1997 vierteljährlich die algeria-watch Infomappe heraus.
Kontakt: algeria-watch e.V., PF 360164, 10997 Berlin, Tel. 030-627098-87, Fax: -53, algeria-watch@gmx.net, www.algeria-watch.de

Arbeitskreis "Vereinigte Arabische Emirate" der Deutsch-Arabischen Gesellschaft e.V. , c/o Gulf Air, Feuerbachstr. 26, 60325 Frankfurt/Main, Tel. 069-7191120, 71911211, Fax. 069-172229, Telex 413287 gulf d

Ziel der Arbeit der Deutsch-Ägyptischen Gesellschaft ist die Förderung der gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Bürgern Deutschlands und Ägyptens.
Kontakt: 
Deutsch-Ägyptische Gesellschaft Bonn e.V., Remigiusplatz 5, 5311 Bonn
postalische Anschrift: Postfach 130103
53061 Bonn, Tel. 0228-659540

Deutsch-Ägyptische Gesellschaft e.V., Budapester Str. 22, 10787 Berlin, Tel. 030-2619315, Fax. 030-2619161

Deutsch-Ägyptische Gesellschaft in Hamburg e.V., Postfach 130308, 2013 Hamburg , Tel. 040-2992848, 6539919, 4107372

Deutsch-Ägyptischer Club Mittelrhein, Salah Shanan, Celsiusstr. 4, 53125 Bonn, Tel. 0228-257136

Deutsch-Ägyptischer Verein, Dipl.-Ing. Magdy Helal, Postfach 150445, 28094 Bremen, Tel. 0421-391584

Deutsch-Algerische Gesellschaft e.V., Am Kreuter 18, 53177 Bonn, Tel. 0228-354467, Fax. 0228-359971

Ziel der Arbeit des Deutsch-Arabischen Clubs e.V. ist die Förderung der Beziehungen zwischen Deutschland und allen arabischen Ländern in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Veranstaltung von wissenschaftlichen Diskussionen und Vorträgen, diverse Wirtschaftsseminare und Delegationsreisen.
Kontakt: 
Deutsch-Arabischer Club e.V., Hollerallee 23, Postfach 106303, 28063 Bremen, Tel. 0421-341032

Deutsch-Arabischer Kulturverein e.V., c/o Riyad Helow, Dachstr. 43, 81243 München, Tel. 089-8341788

Anliegen des Deutsch-Arabischen Länderkreises ist es, interessierte deutsche und ausländische Mitbürger durch vielfältige Veranstaltungen mit Kunst und Kultur, Geschichte, Lebensgewohnheiten, ökonomischer und politischer Situation im arabischen Raum bekannt zu machen, Begegnungen zwischen deutschen und ausländischen Mitbürgern zu fördern, im Sinne von Toleranz und Verständigung zu wirken.
Kontakt: 
Deutsch-Arabischer Länderkreis in der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft e.V., Dortustr. 36, 14467 Potsdam, Tel. 0331-482032, Fax. 0331-482032

Das Deutsch-Arabische Friedenswerk (DAF) versteht sich als Forum für Menschen unterschiedlicher politischer und weltanschaulicher Auffassung, die in Arabien und Europa einen Beitrag zur interkulturellen und internationalen Verständigung leisten wollen.
Kontakt: 
Deutsch-Arabisches Friedenswerk (DAF), info@d-a-f.info 

Deutsch-Arabischer Verein, Lindenstr. 90, 48431 Rheine, Tel. 05971-12921

Deutsch-Irakische Gesellschaft e.V., Rainwiesenweg 17, 90571 Schwaig, Tel. 0911-575066,-7, Fax. 0911-575767

Deutsch-Jemenitische Gesellschaft e.V., Kronenstr. 11, 79100 Freiburg, Tel. 0761-73967, 406196

Deutsch-Jordanische Gesellschaft e.V. (DJG), Hagenring 84, 38106 Braunschweig, Tel. 0531-343751, Fax. 0531-345430

Deutsch-Libanesische Kulturgesellschaft e.V., Reuterweg 93, 60322 Frankfurt/Main, Tel. 069-5971998

Ziel der Arbeit des Deutsch-Libanesischen Vereins e.V. ist der Kulturaustausch, insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit zur Situation der Menschen im Libanon und im Nahen Osten. Ferner wird ein umfangreiches Vortragsprogramm aus den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Religion und Volksleben geboten, zum Beispiel Musikveranstaltungen, Dichterlesungen und Ausstellungen.
Deutsch-Libanesischer Verein e.V., Rade 9a, 21465 Reinbek b. Hamburg, Tel. 040-7227610

Die 1987 gegründete Deutsch-Marokkanische Gesellschaft e.V. (DMG) veranstaltet Vorträge, Tagesseminare, Informationsreisen und einen Jugendaustausch. Hauptziel ist die Förderung der kulturellen und sozialen Beziehungen zwischen Deutschland und Marokko. Die DMG ist weder konfessionell noch parteipolitisch gebunden und steht allen offen, die sich für Marokko, seine Geschichte, Kultur und seine Menschen interessieren. Hauptsitz ist Bochum, Regionalkreise bestehen in Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Bayern, im Rhein/Main-Gebiet, im Ruhrgebiet und Osnabrück.
Kontakt: 
Deutsch-Marokkanische Gesellschaft e.V., c/o Institut für Entwicklungsforschung, Universität Bochum, Universitätsstr. 150, 44801 Bochum, Tel.: 0209/9543620 und 598183, Fax: 0234/5214294

Deutsch-Marokkanischer Freundeskreis e.V. (DMF), c/o Marokkanisches Fremdenverkehrsamt, Graf-Adolf-Str. 59, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211-370551,-2, Fax. 0211-374048, Telex 8588112

Ziel der Arbeit der Deutsch-Omanischen Gesellschaft ist die Förderung der Zusammenarbeit auf kulturellem, wirtschaftlichem, wissenschaftlichem und sportlichem Gebiet. Gestärkt werden sollen das Verständnis und die Freundschaft der Menschen der Bundesrepublik Deutschland und des Sultanates Oman unter anderem durch Veranstaltung von Seminaren und Konferenzen in beiden Ländern. Zur Informationsarbeit über kulturelle, wirtschaftliche und wissenschaftliche Entwicklungen gehören Ausstellungen und Sportveranstaltungen. Ferner bemüht man sich um Städtepartnerschaften und die Zusammenarbeit mit deutschen und omanischen Universitäten. In Berlin wurde eine Dokumentationsstelle aufgebaut.
Kontakt: 
Deutsch-Omanische Gesellschaft im Hause Commerzbank AG/ZAA 9, z.Hd. Herrn Generalsekretär Eberhard Brodhage, Neue Mainzer Sr. 32-36, 60261 Frankfurt/Main, Tel. 069-13624785, 13624787,Fax. 069-13622123, Telex. 4152530 cbk d

Deutsch-Syrische Gesellschaft e.V., c/o Fritjof Frei, Aexander-Sorbig-Str. 63, 99752 Bleicherode, 036338-3032

Deutsch-Syrischer Verein e.V., Landesverband Bayern, Schwanthalerstr. 111, 80339 München, Tel./Fax 089-506279, mail: info@deutsch-syrischer-verein.de, Internet: www.deutsch-syrischer-verein.de 

Die 1959 gegründete Deutsch-Tunesische Gesellschaft (DTG) hat über 500 Mitglieder. Hauptziel ist die Förderung der kulturellen Beziehungen beider Länder und die Hilfe für soziale Einrichtungen. Sie unterhält ein Archiv, veranstaltet Studienreisen, Vorträge, Filmvorführungen und dia-Vorträge, bringt die Zeitschrift "Deutsch-Tunesische Rundschau" heraus. Die DTG verfügt ist in bundesweit 12 regionalen Ortsgruppen organisiert.
Kontakt: 
Deutsch-Tunesische Gesellschaft e.V., Oscar-Stalf-Ring 20, 74731 Walldürn, Tel.: 06282-928573

Deutscher Sudan Verein, German-Sudan Society, P.O.B. 1774, Khartoum, Sudan Tel. 00249-11-42438

Der Verein Dialog Orient-Okzident e.V. wurde 1993 - zur Zeit des zweiten Golfkrieges - gegründet, um mit kultureller Arbeit dem Entstehen eines neuen Feindbildes Islam in Deutschland entgegenzuwirken. Mitglieder des in Köln und Berlin aktiven Vereins sind deutsche, iranische und arabische Wissenschaftler, Übersetzer, Journalisten und Publizisten. Veranstaltet werden unter anderem Dichterlesungen, Vorträge und Filmvorführungen.
Dialog Orient-Okzident e.V., c/o Ahmed S. Ezzeldin, Ratiborstr. 11, 10999 Berlin, Tel. 030-6182302
Dialog Orient-Okzident Köln, c/o Martina Sabra, Kaiserswerther Str. 1, 50739 Köln, Tel./Fax: 0221-172608

Der Ende der 80er Jahre gegründete Euro-Arabische Freundschaftskreis e.V. (EAF) ist eine gemeinnützige Vereinigung mit knapp 400 Mitgliedern, die weder politisch noch religiös oder kommerziell tätig ist. Ein besonderes Anliegen des Vereins gilt der Vertiefung der Kontakte der Mitglieder zum Orient. Ihnen werden insbesondere die in über zehn Jahren gesammelte Reiseerfahrungen zur Verfügung gestellt. Alle zwei Monate gibt EAF die Zeitschrift "Panorama" heraus, die über Aktuelles, wie neueste Reiseinformationen, laufende Ausstellungen und Veranstaltungen im In- und Ausland sowie Buch- und Musiktipps informiert.
Kontakt: 
Euro-Arabische Freundschaftskreis e.V., c/o Helmut Six, Trautmannstr. 5, 81373 München, Tel.: 089-7604498

Der Freundeskreis für die Völker West- und Mittelasiens beschäftigt sich mit Öffentlichkeitsarbeit über die aktuelle politische, wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Situation in der Türkei, Kurdistan, Irak, Iran, Afghanistan, Pakistan, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan.
Kontakt: 
Freundeskreis für die Völker West- und Mittelasiens, c/o Thomas Ruttig, Peter-Heuchel-Str. 64, 12619 Berlin, Tel. 030-5612603

Gesellschaft der Freunde Islamischer Kunst und Kultur e.V., Dr. Peter Schienerl, Leopoldstr. 52 A, 80802 München, Tel. 089-349762, Fay. 089-349762

Anliegen der Gesellschaft für Deutsch-Ägyptische Freundschaft e.V. ist die Förderung des kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Austausches.
Kontakt: 
Gesellschaft für Deutsch-Ägyptische Freundschaft e.V., c/o Abdel Kader Hegazi, Tauenzienstr. 16, 10789 Berlin, Tel. 030-2139062,2115891

Der vom palästinensischen Arzt Nabil Bushnaq gegründete Ibn-Rushd-Fonds für die Freiheit des Denkens e.V. setzt sich für verfolgte arabische Intellektuelle ein und verleiht jährlich einen Preis.
Kontakt: 
Ibn-Rushd-Fonds für die Freiheit des Denkens e.V., PF 1216, 59931 Olsberg, Tel.: 02962-86111, Ibn-Rushd@t-online.de und info@ibn-rushd.org, www.ibn-rushd.org 

Der 1990 gegründete Irakische Kulturverein Al-Rafedain e.V. verfolgt das Ziel, durch kulturelle und gesellschaftliche Aktivitäten in Berlin und Brandenburg zur Förderung von Toleranz und Völkerverständigung beizutragen. Darüber hinaus wird unter anderem durch Beratungshilfen die Integration irakischer Migranten in Deutschland begleitet und unterstützt.
Irakischer Kulturverein Al-Rafedain e.V., Kadiner Straße 17 (Raum 301), 10243 Berlin, Tel.: 030/29006689

Marokkanisch-Deutsche Gesellschaft e.V., Association Marocco-Allemande, B.P. 1311 R.P., Rabat, Marokko, Tel. 00212-7-754076, 654076, Fax. 00212-7-776359

Verein der Tunesienfreunde e.v., Tomblinger str. 14, 80337 München, Tel. 089-5380707, Fax. 089-5380924

Der Verein Freunde der Altstadt von Aleppo bemüht sich um materielle und finanzielle Unterstützung bei der Restaurierung des historischen Stadtkerns von Aleppo.
Kontakt: 
Verein Freunde der Altstadt von Aleppo, c/o Dr. Johannes Kalter, Lindenmuseum, Hegel-Platz 1, 70174 Stuttgart

Humanitäre Hilfe für die Stadt F'Dérick im Norden Mauretaniens leistet der Verein der Freunde von F'Dérick e.V., konkret: finanzielle Unterstützung für die dortige Volksschule, andere Bildungs- und Ausbildungsstätten sowie eine Krankenstation und landwirtschaftliche initiativen sowie Versand von Altkleidern.
Kontakt: 
Verein der Freunde von F'Dérick e.V., c/o Marianne Klaißle, Ardennenstr. 30, 40549 Düsseldorf, Tel. + Fax: 0211-500270

Ziel der Arbeit des Vereins West-Östlicher Divan e.V ist der Austausch und die Annährung zwischen Orient und Okzident, zwischen der islamischen Kultur und Religion einerseits, sowie dem jüdisch-christlich geprägten Weltbild des Abendlandes andererseits, Kultur- und Informationsveranstaltungen; humanitäre Unterstützung von bedürftigen Bevölkerungsgruppen und Studenten.
Kontakt: 
West-Östlicher Divan e.V., Herr J. Rebler, Hintergasse 5, 65520 Bad Camberg-Dombach, Tel. 06434-8065

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Arabisch-Sprachkurse

Es können drei nichtuniversitäre Institutionen in Deutschland genannt werden, die Arabisch-Sprachkurse anbieten. Beim Landesspracheninstitut NRW wird die arabische Standardsprache der Gegenwart unterrichtet. Das Institut bietet Intensivkurse auf verschiedenen Sprachniveaus in Kleingruppen, Sonderkurse für bestimmte Zielgruppen sowie Kompaktseminare. Es arbeitet mit eigenen Lehrmaterialien und bietet Wohnen im hauseigenen Internat an. Das Arabische Zentrum für Sprachvermittlung bietet Arabischunterricht in Deutschland und Kairo, Familienaufenthalte in Kairo und kulturelle Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Arabic Language Center in Kairo. Das Usrati-Institut in München schließlich ist in Deutschland das einzige Sprachinstitut mit eigenem Verlag, das sich auf die Vermittlung der modernen arabischen Sprache spezialisiert hat.

Kontakte:

Landesspracheninstitut NRW, Arabicum, Stiepeler Str. 129, 44801 Bochum, Tel. 0234-7007750, Fax. 0234-7094119, arabicum@lsi-nrw.de, www.isi-nrw.de

Das Arabische Zentrum für Sprachvermittlung, Rheinauer Ring 5, 68219 Mannheim, Tel. 0621-801284, Fax. 0621-897617, www.arabic-in-cairo.com

Usrati Sprachinstitut und Lehrbuchverlag für Arabisch, Situlistraße 46, 80939 München, Tel.: 089-5328848, Fax: 089-531429, Dr.Osman@usrati.de, www.Usrati.de 


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

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Arabische Sportler

 

Bei der Olympiade 2000 in Sydney überraschte Faissal Ebnoutalib viele Zuschauer: Der Offenbacher marokkanischer Herkunft, holte die Silbermedaille in Taekwondo. Dass arabisch-deutsche Sportler im Kommen sind, zeigt sich am deutlichsten im Fußball. Seit Ende der 90er-Jahre sind arabische Fußballer in der Bundesliga zu Stammspielern geworden. Derzeit spielen acht Araber in der 1. und sechs in der 2. Bundesliga - die meisten drücken heute nicht die Reservebank, wie noch vor kurzem die Regel, sondern zählen zu den Stützen ihrer Teams. Am bekanntesten ist sicherlich Kaiserslauterns ägyptischer Abwehrchef Hany Ramzy. Seine Landsmänner Radwan Yasser, Mohamed Emara und Ahmed Hosny spielen bei Hansa Rostock beziehungsweise beim VfB Stuttgart. Der SC Freiburg hat gleich drei Tunesier und einen arabischen Franzosen im Kader. Torjäger Adel Selimi (10 Saisontore) wird von den Mittelfeldspielern Zoubaier Baya und Abder Ramdane mit Flanken versorgt. Der zweite tunesische Stürmer, Mehdi Ben Slimane, wurde bis Ende Juni 2001 ausgeliehen an Borussia Mönchengladbach. Bis auf Ramdane sind all diese Bundesligaprofis in der Heimat Stars der Nationalmannschaft. Ramdane nicht, denn der im französischen Nimes geborene Spieler trägt nur noch einen arabischen Namen, aber einen französischen Pass). Von einer Länderspielkarriere träumt Abdelaziz Ahanfouf (Spvgg Unterhaching) noch, wie er auf der homepage seines Vereins verrät: Die Schlagzeile, die er gerne über sich lesen würde, lautet: "Ahanfouf gewinnt mit Marokko die Weltmeisterschaft". Ein Länderspiel hat er erst absolviert. Er trägt zwar den Spitznamen "Prinz von Marokko", ist aber in Flörsheim geboren. Bei der Frage nach seinem liebsten Urlaubsziel gibt er dennoch Marokko an, "weil es meine Heimat ist und dort alles so billig ist". Seinen Tipp für junge Spieler, die Fußballprofi werden wollen ("jeden Tag kicken und die Frauen in Ruhe lassen") haben offenbar einige in Deutschland aufgewachsenen Migrantenkinder beherzigt: Immerhin schon bis in die 2. Liga geschafft haben es der mit 2 Jahren nach Deutschland gekommene Marokkaner Rachid Azouzi (Greuther Fürth), der in Frankenthal geborene Syrer Waffi Douaydari (Alemannia Aachen) und der Tunesier Fahed Dermech (Hannover 96). Bei der Spvgg Greuther Fürth spielt mit Faouzi Rouissi ein 57facher tunesischer Nationalspieler, den deutsche Fans von 1994 kennen: Eines seiner wichtigsten Tore, auch wenn es nur ein Freundschaftsspiel war, erzielte er damals mit dem Ausgleich per Elfmeter zum 1:1 gegen die deutsche Mannschaft in Tunis. Für die Nordafrikaner war dies ein wichtiger Prestigeerfolg.

Rachid Azzouzi lebt seit seinem 2. Lebensjahr in Deutschland. Sein Vater wollte eigentlich zu Rachids Onkel nach Belgien und dort arbeiten. Nach Problemen mit den Grenzbeamten landete er dann aber in Mariadorf bei Aachen, wo er im Bergbau arbeitete. Zum Fußball kam er durch seinen Bruder (er ist der Jüngste von 4 Kindern). Als er in der A-Jugend von Hertha Mariadorf spielte, wurde dann der 1.FC Köln auf ihn aufmerksam. Er trainierte zwar bereits bei der Oberliga-Mannschaft des MSV Duisburg mit, entschied sich aber dann für das näher gelegene Köln. Dadurch konnte er leichter die Handelsschule mit der Fachhochschulreife abschließen. Nach dem einen Jahr als A-Jugendlicher beim FC sollte er eigentlich in die Amateurmannschaft wechseln, aber der MSV Duisburg zeigte weiterhin großes Interesse an ihm. Dort bekam er mit 18 Jahren seinen ersten Profivertrag beim damaligen Zweitligisten. Mit dem MSV schaffte er den Aufstieg in die 1. Bundesliga und absolvierte parallel auch noch eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Insgesamt hat er mit Duisburg 2 Aufstiege und 2 Abstiege erlebt. Nach 6 Jahren wollte er dann mal etwas Neues machen und wechselte zur Fortuna aus Köln. Damals war er mit 600.000 DM der teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte. Trotz einer Vielzahl von Einsätzen hat er sich dort nicht richtig wohlgefühlt, was auch an der Doppelbelastung von Verein und Nationalmannschaft gelegen haben könnte. So wechselte zur SpVgg Greuther Fürth und wurde dort Stammspieler. Seine internationale Karriere hat der Marokkaner und "Fußballdeutscher" nach der WM 98 in Frankreich und 37 Länderspielen beendet. Nach einer Olympiade, zwei Afrika-Cups und zwei Weltmeisterschaften wollte er sich einfach auf die SpVgg konzentrieren. Nach der Fußballkarriere würde er gerne den Fußball-Lehrer A-Schein machen und weiter im Sportbereich tätig sein. Aber auch ein Fernstudium zum Innenarchitekten kann er sich vorstellen.


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

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