Ausländer in Deutschland 2/2001, 17.Jg., 30. Juni 2001

PROJEKTE

*) Dieser Beitrag wurde im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Theater - wie im richtigen Leben

Die interkulturelle Jugendarbeit des INKOMM

Das Zusammenleben zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft funktioniert nicht immer reibungslos, auch aufgrund von Mißverständnissen und Ängsten. Um diese zu reflektieren und das Miteinander friedlich zu gestalten, braucht es neue Wege. Verschiedene Projekte, mit denen das Zusammenleben unter anderem in der Schule verbessert werden kann, entwickelt das Projektzentrum Interkulturelle Kommunikation (INKOMM) des Landesverbandes Bayern der Arbeiterwohlfahrt in München.


Zusammenleben will gelernt sein

Als Einrichtung der interkulturellen Jugendarbeit sowie der MultiplikatorInnen-Fortbildung bietet INKOMM Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft sowie MultiplikatorInnen aus Jugendarbeit und Schule, Verwaltung oder Vereinen Projekte und Workshops zu verschiedenen Themenbereichen an. Ferner werden Seminare zur interkulturellen Kompetenz und zu Themen wie "Islam und Erziehung" oder "Albanische Jugendliche in München" durchgeführt.

Die interkulturelle Situation der 7. Klasse einer Münchner Hauptschule bildete 1999 den Ausgangspunkt einer Zusammenarbeit von INKOMM mit der Klassenleiterin Angela Ilmberger. "Wie kann ich mit einer frisch zusammengewürfelten 7. Klasse, mit Schülerinnen und Schüler aus sieben verschiedenen Herkunftsländern den Zusammenhalt stärken?", fragte sich die Hauptschullehrerin und bat INKOMM sowie einen Theaterpädagogen um Unterstützung. Daraus entstand ein Theater-Projekt und ein Videofilm "Theater, wie im richtigen Leben".

Mit dem "Forum-Theater" wurde eine gut umsetzbare Methode entwickelt, um in multikulturell zusammengesetzten Gruppen kulturelle Mißverständnisse und Ängste zu reflektieren sowie ein friedliches Miteinander einzuüben und zu erlernen. Unterschiedliche sprachliche Ausdrucksfähigkeiten können hierbei durch Körperausdruck, Gestik und Haltung ausgeglichen werden. Mit Hilfe des Forum-Theaters lernen die Schülerinnen und Schüler, ihre eigenen Lebens- und Konflikt-Situationen in Bildern und Szenen darzustellen. Kinder und Jugendliche entwickeln aus ihrer Alltagswelt heraus Szenen. Es entstehen Bilder, in denen sie zeigen, wo sie sich unter Druck fühlen, um dann gemeinsam nach befreienden Handlungsalternativen zu suchen.

Hierbei können die Zuschauer als "Zu-Schauspieler" die vorgestellte Szene verändern. Spielleiter schaffen dafür den Rahmen: Sie sprechen mit dem Publikum und laden zur Suche nach Veränderungsmöglichkeiten in der Situation ein, zum Beispiel um ein besseres Ende der Szene zu finden. So entsteht eine dichte Atmosphäre des gemeinsamen Arbeitens und Lernens. Auf Elternabenden oder Sommerfesten der Schule können die Akteure ihre Szenen auch Eltern, Geschwistern und Freunden zur Veränderung vorstellen. "Es ist faszinierend zu sehen, dass Wirklchkeit veränderbar ist" sagt INKOMM-Mitarbeiterin Sema Mühlig-Versen.

Die Szenen wurden von Studierenden der Fachhochschule München zusammen mit den Theaterpädagogen Vivi Balby und Fritz Letsch (Paolo-Freire-Gesellschaft) sowie mit Kindern und Jugendlichen interessierter Einrichtungen für die Bühne geprobt. Die Grundidee ist ein Import aus Lateinamerika. Der Brasilianer Augusto Boal hat dort mit dem "Theater der Unterdrückten" eine ganze Reihe von Methoden entwickelt, die auch in Deutschland helfen können, "unser Zusammenleben und unsere Rolle in der Gesellschaft besser zu sehen, zu verstehen und unsere eigenen, auch politischen Veränderungsmöglichkeiten zu entwickeln", erklärt Marianne Seiler von INKOMM. Zum Teil aus Alphabetisierungsprojekten und zum Teil im Widerstand gegen Militärdiktaturen sind dort in den 60er- und 70er-Jahren Statuen- und Bilder-Theater entstanden, an die Boal heute anknüpft. Mit verschiedenen Gruppen von Benachteiligten hat er das sogenannte "Legislative Theater" entwickelt. Hierbei werden mit dem Publikum eigene Gesetzesvorschläge entwickelt, die dann ganz real im Rathaus zur Diskussion gebracht werden. Im November 2000 waren Mitarbeiter des "Theater der Unterdrückten" aus Rio de Janeiro in München zu Besuch und entwickelten mit INKOMM Szenen für ein Legislatives Theater. Im bayrischen Landtag kam es damals zu einer ersten Aufführung. Mittlerweile im 3. Jahr gibt es wieder ein Forum-Theater. "Leitplanke" lautet das doppeldeutige Motto.

Kontakt: 
Arbeiterwohlfahrt, LV Bayern e.V., INKOMM - Projektzentrum Interkulturelle Kommunikation, Frau Marianne Seiler, Rupprechtstr. 25-27, 80636 München, Tel.: 089/12164-306, Fax: -307, info@inkomm-awo.muc.kobis.de 


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

[ Seitenanfang ]


"Älter werden ..."

Deutsch-türkische Info-Module

Ein zweisprachiges Medienpaket mit dem Titel "Älter werden in Deutschland" kann dazu beitragen, Informationsdefizite über Altenhilfe abzubauen, Schwellenängste zu nehmen und auf die Bedürfnisse älterer türkischer Migranten besser einzugehen. Das Informationsmaterial ist auf sechs bausteinartige Veranstaltungen ausgerichtet. Um die Vernetzung zu fördern, sollten dabei je zwei Multiplikatoren mitwirken: aus der Migrationsarbeit (möglichst türkischsprachig) und aus der Altenhilfe. Voraussetzung für den Einsatz der Materialien ist dabei, dass eine Öffnung der Altenhilfeträger für die Bedürfnisse der Migranten vorgesehen ist.

Das modulförmig aufgebaute Informationspaket besteht aus einem praxisorientierten Handbuch für MultiplikatorInnen, die die Veranstaltungsreihe durchführen wollen, außerdem Videofilmen, Fotokarten, einer Diaserie, Overheadfolien, Broschüren und vielem mehr, verpackt in einem stabilen Koffer. Die Anschauungsmaterialien und ein Besuch in einer Institution informieren über die Funktionsweise und Angebote der Altenhilfe-Einrichtungen. Dies bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte, um bei den Treffen die eigene Lebenssituation und Erwartungen an eine angemessene Betreuung im Alter zu formulieren. Dabei erhalten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Altenhilfeeinrichtungen ihrerseits wichtige Hinweise für die künftigen Angebote ihrer Einrichtungen.

Konzept und Materialien von "Älter werden in Deutschland" sind eine auf hiesige Verhältnisse angepasste Version des bewährten niederländischen Programms "Ouder worden in Nederland", entwickelt vom Niederländischen Institut für Gesundheitsfürsorge und Gemeinwohl (NIZW). Erste Erfahrungen zeigen, dass die Informationsreihe von türkischstämmigen SeniorInnen in Deutschland sehr gut angenommen wird. Eine Ausweitung auf Aussiedler oder andere Migrantengruppen ist vorgesehen.

Das Infopaket kostet 4.000 DM. Es kann jedoch auch für vier Monate ausgeliehen werden gegen 500 DM Kaution und 100 DM für Broschüren, die an die Teilnehmenden weiterzugeben sind.

Kontakte:

Arbeiterwohlfahrt - Bundesverband
Frau AL-Barghouthi, Postfach 41 01 63 ?, 53023 Bonn, Tel.: (02 28) - 66 85 -254,
Fax: -2 09

Deutsches Rotes Kreuz, Generalsekretariat, Frau Vey, Carstennstr. 58, 12205 Berlin,
Tel.: (0 30) - 8 54 04-131, Fax: - 451


Autorin: Marie-Luise Gries, isoplan

[ Seitenanfang ]


AHOI 2001: Internet-Fernkurs neu bewilligt

Thema: Arbeitsmarktorientierte Handlungs- kompetenzen; Kursbeginn im September 2001

Der internetgestützte Fernkurs "Arbeitsmarktspezifische Handlungs- und Orientierungshilfen zur Integration von MigrantInnen (AHOI)" wird erneut angeboten.

Als berufsbegleitende Weiterbildung für BeraterInnen aus der Migrationsarbeit vermittelt AHOI Handlungskompetenzen in der arbeitsmarktorientierten Beratung. Dadurch soll die Arbeitsmarktintegration von MigrantInnen, die über eine Arbeitsgenehmigung verfügen, verbessert und so ein Beitrag zur gesellschaftlichen Integration von MigrantInnen geleistet werden. Die Fortbildung läuft über 10 Monate und beginnt im September 2001.

Sie richtet sich verbandsübergreifend an Fachkräfte der Migrationssozialarbeit, MitarbeiterInnen kommunaler Behörden und Einrich-tungen, aber auch an MultiplikatorInnen in Selbstorganisationen, Initiativen und Fördervereinen von MigrantInnen sowie SozialarbeiterInnen und andere Berufsgruppen, die sich für eine Tätigkeit im Bereich der Arbeitsmarktintegration von MigrantInnen qualifizieren möchten.

Entwickelt wurde das Konzept dieses internetgestützten Fernkurses von der Arbeitseinheit Entwicklungspolitische Forschung und Beratung (EFB) an der Universität des Saarlandes im Auftrag des Generalsekretariats des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Bislang konnten in einer dreijährigen Modellphase bundesweit mehr als 200 TeilnehmerInnen erfolgreich qualifiziert werden.

Die Weiterführung von AHOI ist nunmehr gesichert, da das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (BMA) für die nächsten drei Jahre Fördermittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) bewilligt hat.

Der aktuelle Kurs AHOI 2001 beginnt im September 2001 mit einem Einführungsseminar in Saarbrücken. Anmeldungen sind ab sofort möglich.

Nähere Informationen zu Teilnahmevoraussetzungen, Terminen und Kursorganisation entnehmen Sie bitte der AHOI-Homepage.

(Petra Barth/Redaktion)

Kontakt:
Petra Barth
EFB, Universität des Saarlandes
e-mail: ahoi@mx.uni-saarland.de 
Internet: www.ahoi-home.de 


Autorin: Marie-Luise Gries, isoplan

[ Seitenanfang ] [ Nächste Seite ] [ Vorherige Seite ]

© isoplan-Saarbrücken. Nachdruck und Vervielfältigung unter Nennung der Quelle gestattet (bitte Belegexemplar zusenden).

Technischer Hinweis: Falls Sie diese Seite ohne das Inhaltsverzeichnis auf der linken Seite sehen, klicken Sie bitte HIER und wählen Sie danach die Seite ggf. erneut aus dem entsprechenden Inhaltsverzeichnis.