Ausländer in Deutschland 3/2001,17.Jg., 30. September 2001

Notizen

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Helmut Heyden im Ruhestand

Dr. h.c. Helmut Heyden (Foto) zuletzt Abteilungsleiter des BMA und zweifellos einer der besten Kenner und "Zeitzeuge" der Migrationsgeschichte in Deutschland, verabschiedete sich im Juli 2001 in den Ruhestand. Der 1937 in Bensberg bei Köln geborene Jurist trat 1967 seinen Dienst beim BMA in Bonn an und leitete dort in den siebziger und achtziger Jahren das für Fragen der Ausländerpolitik und Integration zuständige Referat. Nach der Wiedervereinigung war der überzeugte Rheinländer in der Funktion eines Unterabteilungsleiters einer der ersten "Vorposten" des BMA in Berlin.

Mit viel Charme und Einsatz förderte er das Zusammenwachsen von Ost und West auf Mitarbeiterebene. Im April 1997 wurde Heyden Leiter der inzwischen aufgelösten Abteilung VIII des BMA, u.a. zuständig für die Beschäftigung und soziale Integration von Ausländern. Zuletzt leitete Heyden innerhalb des BMA die Abteilung VI (Kriegsopferversorgung und Sonstiges, Soziales Entschädigungsrecht, Versorgungsmedizin und Sozialhilfe) und zeichnete für den ersten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung verantwortlich. Auf die lange Reihe der Aufgaben, Initiativen und Projekte einzugehen, für die Heyden im Verlauf seiner Dienstzeit verantwortlich war (u.a. AiD), würde den Rahmen dieser Meldung sprengen.

Ein besonderes Anliegen war ihm neben der Förderung der deutschen Sprachkenntnisse von Ausländern in Deutschland (so ging u.a. die Gründung des Sprachverbandes e.V. in Mainz auf seine Initiative zurück) die berufliche Qualifizierung von Jugendlichen und die Unterstützung der Einführung der dualen Berufsausbildung in der Türkei. Als ihm im Sommer 1998 durch die Universität Cannakale/Türkei die Ehrendoktorwürde verliehen wurde, begründete der Präsident der Universität dies u.a. mit den Worten: "Herr Helmut Heyden ist wegen seinen bedeutenden Beiträgen zur Entwicklung und Verbesserung der türkisch-deutschen Beziehungen und wegen seiner Verdienste für die soziale Integration und Veranlassung zum einträchtigen und multikulturellen Zusammenleben unserer Landsleute in Deutschland ... mit der Ehrendoktorwürde unserer Universität ausgezeichnet worden." Er hat den Titel zweifellos verdient. (mw)

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Cocorico!! ...

 

Haben Sie schon einmal einen Russen, eine Araberin oder einen Mongolen gefragt, wie in ihrer Sprache die Hähne krähen? Nein? Dann war es höchste Zeit, dass sich Gülseren Suzan und Jochen Menzel diese Mühe einmal gemacht haben. Fast zwei Dutzend Nürnberger hat das deutsch-türkische Filmemacherpaar von "transfers-film - Spots & Dokumentationen aus der multikulturellen Gesellschaft" gefragt und die Antworten zu einem amüsanten Kurzfilm "Wake Up!" zusammengestellt. Ob in Italienisch "Chicchirichí", in Französisch "Cocorico" oder in Türkisch "Kuk-kurri-kuu" - Die Welt klingt für jeden anders. Dass dies schon morgens beim ersten Hahnenschrei so ist, aber auch im übertragenen Sinne gilt, ist ein wichtiges Aha-Erlebnis. Daher haben die Landesmediendienste Bayern im Juli 2001 den zweiminütigen Film im Rahmen der Aktion Jugend für Demokratie und Toleranz nicht nur veröffentlicht, sondern auch frei nutzbar gemacht. Unter www.landesmediendienste-bayern.de kann man sich den Videoclip ansehen, -hören und für den Einsatz in Schule und Bildungsarbeit kostenlos herunterladen. (esf)

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... und: Gut-gut-gudak!

 

Die multikulturellen Hähne aus Wake Up machen Lust auf mehr: Was ist mit der Henne? Der Katze oder gar dem Kamel? Eine enorme Vielzahl von Tierlauten zwischen "arrh" (Löwe, albanisch) und "woef" (Hund, afrikaans) hat die Linguistin Catherine N. Ball, Universität Washington, im Internet zusammengestellt, genauer: deren Schreibweisen in verschiedenen Sprachen. Balls Hobby entstand aus der Beobachtung, dass sich der Klang von Sprachen anhand von Tierlauten - bzw. deren lautmalerischer Schriftform - besonders gut verdeutlichen lässt. Die Sammlung Sounds of the World's Animals ist ebenso lehrreich wie amüsant. Und manchmal ist die fremdsprachliche Version sogar überzeugender als die deutsche, wenn etwa die "türkische" Henne "gut-gut-gudak" gackert oder ihre"koreanische" Artgenossin "kko-kko-daek-kko-kko-kko-kko". Neben deutlichen Unterschieden finden sich aber auch verblüffende Übereinstimmungen. So müssten sich eigentlich - sofern lesekundig - Wölfe aus Brasilien mit denen aus Albanien oder Kroatien besonders gut verstehen: Sie alle heulen "auuuuuuu". Mehr unter http://www.georgetown.edu/cball/animals (mlg)

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Oberkanakengeil

 

In AiD 3/99 erschien unter dem Titel "Ferser im Poetenland" ein Überblick über deutschsprachige Autoren türkischer Herkunft. Im August 2001 fiel unserer Leserin Hülya Pekolun aus Tübingen bei der Lektüre der AiD-online-Version auf, dass die Angaben zu Osman Engin in der folgenden Textpassage falsch sind: "(...) So selbstverständlich wie Renan Demirkan, Emine Sevgi Özdamar, Yüksel Pazarkaya, der Katzenkrimi-Autor Akif Pirinci (AiD 1/94), Zafer Senocak, Alev Tekinay und Feridun Zaimoglu in Deutsch denken, schreiben sie auch Deutsch. Die Ausnahme bildet der Satiriker Osman Engin. Seine Texte (...) sind Übersetzungen." Frau Pekolun war so höflich, letzteres einen "Informationsfehler" zu nennen. Sie schreibt: "Ich habe mich in meiner Magisterarbeit unter anderem mit Satiren von Osman Engin beschäftigt und mir ist keine Publikation von ihm bekannt, die übersetzt worden wäre. Er schrieb schon immer auf Deutsch und hat alle seine Bücher in der deutschen Sprache verfasst." Der Autor besagter Textpassage kann sich diesen Blackout auch nicht erklären, zumal er sich schon 1985 eine Lesung des Autors - in Deutsch - angehört hatte. Er möchte sich jedoch revanchieren mit einem besonders herzlichen Lob des im Frühjahr 2001 bei Espresso erschienenen satirischen Romans "Oberkanakengeil". Osman Engin schreibt hier nicht nur im Original deutsch, nein er ist auch ein Deutscher - und kann es selbst kaum fassen: Was ein Pass nicht alles verändert! Sein ganzes Leben kommt ihm nun glanzvoller und erhabener vor und mit Vehemenz macht er sich daran, der deutschen Leitkultur zum Durchbruch zu verhelfen. Skinheads hilft er nun beim Säubern des deutschen Volkskörpers und hält sich vorbildlich bei Angriffen gegen Ausländer heraus. Wenn da bloß nicht dieses Kanaken-Pack wäre, das behauptet, seine Familie zu sein... (esf)

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60.000 türkische Unternehmen

 

Berlin. Die Zahl der türkischen Unternehmen in Deutschland hat sich in den vergangenen 15 Jahren von 22.000 auf 59.500 fast verdreifacht. Diese Unternehmen haben im Jahr 2000 mit 327.000 Beschäftigten einen Umsatz von 55,7 Milliarden DM erzielt. Bis zum Jahr 2015 sei mit 120.000 türkischen Unternehmen in Deutschland zu rechnen, die über 700.000 Mitarbeiter beschäftigen. Diese Zahlen nannte Andreas Goldberg, Geschäftsführer des Zentrums für Türkeistudien (ZfT) Ende Juni in Berlin. "Ungebrochen" ist ihm zufolge "die starke Neigung türkischer Zuwanderer zur Unternehmensgründung". Inzwischen seien sie in nahezu allen Branchen - vom Lebensmitteleinzelhandel über das Handwerk und Verlagswesen bis hin zu EDV und Telekommunikation - vertreten. Jedes sechste Unternehmen (16,7 %) beschäftige Deutsche, 78 % hätten deutsche Lieferanten und 89 % deutsche Kunden. Daher könne von einer Nischenökonomie nicht mehr die Rede sein. Die Aussagen des ZfT beruhen auf einer repräsentativen Telefonbefragung von 1.142 türkischstämmigen Selbständigen im Frühjahr 2001. Die Ergebnisse der Studie hat das ZfT in einer 15-seitigen Broschüre unter dem Titel "Die ökonomische Dimension der türkischen Selbständigen in Deutschland und der Europäischen Union" veröffentlicht. (esf)

Bezug: Zentrum für Türkeistudien, Altendorfer Straße 3, 45127 Essen, Tel.: 0201/3198-0, Fax: -333, zft@uni-essen.de, www.uni-essen.de/zft 

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Europäisches Jahr der Sprachen 2001

 

Das Jahr 2001 ist vom Europarat und der Europäischen Union zum Europäischen Jahr der Sprachen ausgerufen worden. Damit sollen zwei zentrale Grundsätze betont werden. Erstens, dass das Europa der Zukunft ebenso wie das der Vergangenheit und der Gegenwart ein Europa der sprachlichen Vielfalt ist. Diese Vielfalt ist eine seiner großen Stärken. Zweitens, dass alle Bürger Europas während ihres gesamten Lebens die Möglichkeit haben sollten, Sprachen zu erlernen. Alle haben Anspruch auf die Nutzung der kulturellen und wirtschaftlichen Vorteile, die Sprachenkompetenz mit sich bringen kann. Das Erlernen von Sprachen fördert außerdem die Entwicklung der Toleranz und des Verständnisses zwischen Menschen mit unterschiedlichem sprachlichem und kulturellem Hintergrund. Sowohl die Europäische Union als auch der Europarat setzen sich bereits aktiv für die Förderung der sprachlichen Vielfalt und des Sprachenerwerbs ein. Mit dem Europäischen Jahr der Sprachen sollen immer mehr Menschen für die Bedeutung der Sprachen sensibilisiert werden. Die Europäische Kommission unterstützt in diesem Zusammenhang über 140 Projekte. Nähere Infos bietet www.eurolang2001.org. (esf)

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Interkulturelle Kalender

 

Viele große Städte in Deutschland geben einen eigenen interkulturellen Kalender heraus. Dies hat eine Voruntersuchung ergeben, die Dr. Hansjörg Biener von der ständigen Kommission für Friedenserziehung der Religionen für den Frieden durchgeführt hat. Bei einer systematischen Suche in den 40 größten deutschen Städten wurden 12 Kalender gefunden, verglichen, die "Macher" befragt. Gestaltung und jeweils ausgewählte Feiertage variieren in den Kalendern beträchtlich, insgesamt liegt eine Fülle von Informationen vor. Dr. Biener folgert, "dass sich die Produktion weiterer interreligiöser Kalender erübrigt, da man auf vorhandene Ressourcen zurückgreifen kann und deren Absatz pflegen sollte." Als Favorit für den schulischen wie privaten Einsatz erwies sich in Gruppendiskussionen der Kalender des Verbandes binationaler Familien und Partnerschaften.

Auf der Grundlage dieser ersten vergleichenden Erhebung will Dr. Biener Verlage dafür gewinnen, einige Welttage und religiöse Feiertage in Buchkalender aufzunehmen, die von Banken und anderen Institutionen am Jahresende als Werbegeschenke verteilt werden. "Das würde Menschen erreichen, deren Termine so zahlreich und wichtig sind, dass man sie in Bücher einträgt, also Personen in entscheidenden Positionen." (mlg)

Mehr dazu im Internet: www.evrel.ewf.uni-erlangen.de/kalender/ 

Kontakt:
Dr. Hansjörg Biener, Neulichtenhofstr. 7, 90461 Nürnberg, Tel.: 0911 - 43 13 59-4, Fax: -6, Mail: Hansjoerg.Biener@asamnet.de 

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Friedenspreis für Pro Asyl und Kazuo Soda

 

Aachen. Die deutsche Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl und der japanische Anti-Atombomben-Aktivist Kazuo Soda sind Anfang September 2001 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden. Der Preis wird seit 1988 an Menschen und Gruppen verliehen, die sich "von unten" für den Frieden einsetzen. Der Vorsitzende des Friedenspreisvereins, Gerhard Diefenbach, würdigte den nationalen Preisträger Pro Asyl als Organisation, die "unbeeinflusst und über viele Jahre hinweg unbeirrt" Arbeit für Asylsuchende und Flüchtlinge leiste. Die Laudatorin Lea Rosh erinnerte an die Flüchtlinge aus dem "Dritten Reich" und kritisierte die heutige Asylpolitik, weil sie zulasse, dass "Menschen aus Angst vor der Abschiebung aus dem Fenster springen", sich lieber umbringen, "als erneute Verfolgung, Verhaftung und Folter im Heimatland" in Kauf zu nehmen. Pro Asyl kämpfe gegen eine Asylpolitik, die den Menschen ihre Würde nehme. Pro-Asyl-Sprecher Heiko Kauffmann mahnte, durch eine unkontrollierte Globalisierung drohe "ein neues Jahrhundert der Flüchtlinge, das die Massenvertreibungen und den Terror des 20. Jahrhunderts noch in den Schatten stellen könnte". Kauffmann rief dazu auf, die Weichen für ein "Jahrhundert der Menschenrechte" zu stellen.

Den internationalen Preisträger Kazuo Soda nannte Lea Rosh eine "lebende Mahnung". Bruder und Eltern des 72-Jährigen starben kurz nach dem Zweiten Weltkrieg an den Folgen der Atombombenexplosion, er selbst leidet an Krebs. Der Mitbegründer der japanischen Hibakusha-Bewegung von überlebenden Strahlenopfern setzt sich weltweit für die Abschaffung und Ächtung von Atomwaffen ein. Er nannte den Einsatz von Atomwaffen "ein unverzeihliches Verbrechen". Man müsse sich des Risikos bewusst sein, dass es neue Atombombenopfer geben könne, solange es atomare Waffen gebe. "Wir Atombombenopfer sind der Menschheit verpflichtet, als überlebende Zeitzeugen lebenslang die Warnglocke zu läuten", sagte Soda. (esf)

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Sport gegen Rassismus

 

Berlin. Das "Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt" kooperiert mit der Streetball-Tour "Biber Beats 2001". Unter dem Motto "Du willst RESPEKT - Ich auch" hat das Bündnis für die einzelnen Veranstaltungen in 35 Städten, in denen die Tour einen Stopp macht, einen Fairness-Preis ausgelobt. Anfang Juli 2001 bei der 18. Veranstaltung in Hamburg-Harburg zeichnete die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister des Innern, Dr.Cornelie Sonntag-Wolgast, das fairste Team mit dem Preis aus. Das Gewinner-Team des Fairness-Preises erhält - unabhängig von seiner sportlichen Platzierung - automatisch das Startrecht für das Finale Anfang Oktober. Nach Ablauf der halben Tour zog die Parlamentarische Staatssekretärin eine erste Bilanz der Zusammenarbeit der Streetball-Tour mit dem Bündnis: "Ich freue mich, dass die Streetball-Tour eine so breite Resonanz in der Öffentlichkeit findet. Die Organisatoren melden nach 17 Veranstaltungen mit 789 Teams und rund 3.100 Teilnehmern in jeder Stadt weiter steigende Teilnehmerzahlen. Noch mehr erfreut mich die Präsenz des Bündnisses auf den Plakaten, den Teilnehmer-Booklets und den T-Shirts sowie die hohe Akzeptanz des Mottos "Du willst RESPEKT - ich auch." bei den Sportlern und Sportlerinnen. Denn Respekt ist etwas, was unsere Gesellschaft braucht. Dabei muss auch klar sein, dass Respekt einzufordern gleichzeitig bedeutet, allen anderen Respekt zu zollen - ganz gleich welcher Hautfarbe, Religion und Lebenseinstellung. Sport - insbesondere Streetball, wo die Spieler für die Einhaltung der Regeln selbst verantwortlich sind - ist besonders geeignet, Respekt und Toleranz im spielerischen Umgang miteinander zu erleben und zu erlernen. Ich wünsche mir sehr, dass die Botschaft "Respekt!" über die Streetball-Tour hinaus zur Selbstverständlichkeit im täglichen Miteinander der jungen Leute wird." (BMI/esf)

Kontakt: Bundesministerium des Innern
Alt-Moabit 101D, D-11014 Berlin, Tel.: 01888/681-0, Fax: -2926, poststelle@bmi.bund400.de, www.bmi.bund.de

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Integration von Migranten der zweiten Generation - europaweit

 

Bamberg. Am europäischen forum für migrationsstudien (efms), Institut an
der Universität Bamberg, wurde kürzlich ein umfangreiches Projekt zur Integration von Migranten der sogenannten zweiten Generation in verschiedenen europäischen Ländern abgeschlossen. Unter dem Titel "EFFNATIS - Effectiveness of National Integration Strategies towards Second Generation Migrant Youth in a Comparative European Perspective" haben sich Forschungsteams aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweden, Finnland, den Niederlanden, der Schweiz und Spanien drei Jahre lang mit der Frage beschäftigt, ob es typische nationale "Strategien" der Integration von Migranten gibt und wenn ja, wie erfolgreich diese Strategien sind. Die Konzentration auf Migranten der sogenannten zweiten Generation - also die Kinder von Migranten, die selbst bereits im Einwanderungsland geboren und aufgewachsen sind - erfolgte aufgrund der Überlegung, das Integration Zeit braucht und sich daher Fortschritte, Stagnation oder Rückschritte besser an dieser Gruppe als an den ursprünglichen Einwanderern ablesen lassen. Detailliertere Informationen zum Projekt sind beim efms erhältlich. (esf)

Kontakt: Dipl. Soz. Susanne Worbs, europäisches forum für migrationsstudien (efms), Katharinenstraße 1, D-96052 Bamberg, Tel.: 0951/932020-17, Fax: -20, susanne.worbs@sowi.uni-bamberg.de, www.uni-bamberg.de/projekte/effnatis/

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Fachberatung für MigrantInnen- selbsthilfe


Filiz Arslan

Bochum. Sie hat sich viel vorgenommen. Seit 12 Monaten steht Filiz Arslan mehr als 2000 multikulturellen "Baustellen" zur Seite - als erste "Fachberaterin für MigrantInnenselbshilfe" in Nordrhein-Westfalen. Sie will diese Organisationen beim "Brückenbau in die Mehrheitsgesellschaft" unterstützen. MigrantInnen und Migranten, die schon länger in Deutschland leben, "wollen nicht mehr von der Mehrheitsgesellschaft integriert werden", weiß Filiz Arslan, "sondern selbstbestimmt den wechselseitigen Integrationsprozess mitgestalten." Die Basis dafür schaffen MigrantInnen seit Jahren selbst: In Nordrhein-Westfalen existieren derzeit ca. 2000 Selbstorganisationen. Über die reine Kulturpflege hinaus haben sich in vielen Lebenssituationen zur Interessenvertretung entwickelt und verstehen sich als Sprachrohr für die politische Artikulation und gesellschaftliche Integration der jeweiligen ethnischen Minderheiten. Sie regen Diskussionsprozesse an und stärken unter anderem das Bewusstsein für die politische Beteiligung auf kommunaler, Landes- und Bundesebene. Die Unterstützung der Menschen, die in diesen Selbsthilfeorganisationen ehrenamtlich, neben- und hauptberuflich arbeiten, ist dringend notwendig. "Migrantenorganisationen müssen einen Mindeststandard an Professionalität und Optimierung ihrer Arbeit Erreichen, so Filiz Arslan, "um sich in der modernen und pluralen Gesellschaft Gehör zu verschaffen". Dabei müsse man sie in die politischen sowie sozialen Diskussions- und Aushandlungsprozesse einbeziehen. Der PARIRÄTISCHE Wohlfahrtsverband, bei dem die Fachberatung angesiedelt ist, arbeitet seit Anfang der 80er Jahre mit mehr als 150 Organisationen der Migrationsarbeit zusammen. Die von der Landesregierung NRW geförderte Fachberatung MigrantInnenselbsthilfe berät aber auch Selbstorganisationen, die dem PARITÄTISCHEN nicht angeschlossen sind. Filiz Arslan hat längst noch nicht alle "Baustellen" besuchen können. Genug allerdings, um sich sicher zu sein: "Die akzeptieren mich. Auch die Männer" - was auf Baustellen ja manchmal schwierig sein soll...

Cornelia Benninghoven
PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband

Kontakt:
Fachberatung MigrantInnenselbsthilfe, Der PARITÄTISCHE NRW, Kortumstraße 145, 44787 Bochum, Tel.: 0234/955488-19/23, Fax: 0234-685089, fm@paritaet-nrw.org, www.paritaet-nrw.org 

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Überrepräsentation von Migranten- jugendlichen in Haft

 

Köln. Die Forschungsstelle für interkulturelle Studien (FiSt) an der Universität zu Köln führt am Freitag, 25. Januar 2002 einen Workshop "Die wollen uns immer abschieben" zum Thema "Die Überrepräsentation von Migrantenjugendlichen in Haft - interventorische und präventive Maßnahmen" durch. Die Überrepräsentation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den bundesdeutschen Haftanstalten ist ein vielbesprochenes Phänomen. Die Hintergründe sind bisher aber noch wenig beleuchtet, und vor allem liegen auch kaum zielgenaue Interventions- oder Präventionskonzepte vor. Die FiSt hat im Rahmen des von der DFG-finanzierten Forschungsprojektes "Junge Allochthone in Haft" Biographien von jugendlichen inhaftierten Migranten im Raum Köln rekonstruiert und die Punkte eingegrenzt, die für die "kriminelle Karriere" der Jugendlichen entscheidend waren. Anschließend wurden auf problematische Bereiche gerichtete Interventions- und Präventionsvorschläge entwickelt, die nun im Workshop diskutiert werden sollen. Die Handlungsmöglichkeiten zielen sowohl auf die gesellschaftspolitische und rechtliche Lage, als auch die Bildungssituation, auf Maßnahmen der sozialen Hilfe, der Resozialisierung und Krisenintervention. Anliegen unseres Konzeptes ist auch, einen Perspektivenwechsel vom "problematisierten Ausländer" auf Jugendliche in spezifisch schwierigen Lebenslagen im gesamtgesellschaftlichen Kontext vorzunehmen. Prävention und Intervention heißt somit auch, eine realistische Sicht der Dinge zu vermitteln, um Diskriminierungen, Feindbilder und aktuelle Skandalisierungen abbauen zu helfen. Nach einer Einführung in die Thematik werden die vorliegenden Vorschläge in drei Arbeitsgruppen mit VertreterInnen aus Wissenschaft, Polizei/Justiz und Pädagogik unter den spezifischen beruflichen Perspektiven diskutiert. Der Workshop wendet sich an alle Interessierten aus den Bereichen Politik, Pädagogik, Justiz, Polizei und Wissenschaft.

Kontakt: Christine Weyh/ Sonja Schwarzenbacher, Gronewaldstr. 2
50931 Köln, Tel:: 0221/470- 4722
fist-workshop@gmx.net, www.uni-koeln.de/ew-fak/FiSt

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Mehr ausländische Studienbewerber

 

Köln. Auch zum Wintersemester 2001/2002 ist die Zahl der Anträge ausländischer Studienbewerberinnen und -bewerber an der Universität zu Köln wieder stark gestiegen, wie die Pressestelle der Universität Anfang September 2001 mitteilt. Ihre Zahl stieg von etwa 6.300 zum Wintersemester 2000/01 auf derzeit knapp 10.000. Mit Abstand die stärkste Bewerbergruppe kommt aus China, dann Marokko und Bulgarien. Bewerber aus diesen Ländern interessieren sich in erster Linie für die Studiengänge der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, während die Bewerber aus Rußland und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion - auch eine zahlenmäßig stark steigende Gruppe - größeres Interesse an Studienfächern der Philosophischen Fakultät haben. (esf)

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