Ausländer in Deutschland 1/2002, 18.Jg., 31. März 2002

ARBEITSPLATZ DEUTSCHLAND

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Persische Ärzte, kroatische Schwestern

Migranten im Gesundheitswesen

Drei Migranten sind neu im Team der SAT-1-Arztserien. Seit Anfang 2002 spielt Neza Selbuz in "Klinikum Berlin-Mitte" die "Counterschwester" Filiz Ökan. Die Türkin gehört zum Team von Dr. Ho-An Lee, einem Vietnamesen chinesischer Herkunft, der 1982 zum Medizin-Studium nach Ost-Berlin kam und nach dem Mauerfall geblieben ist. Der Rest des Teams ist deutsch. Neu im "Alphateam" ist Dr. Farouk Bennacef. Der von Francois Smesny gespielte Internist algerischer Herkunft hat sich Studium und Karriere hart erarbeitet - so will es jedenfalls das Drehbuch. In der Realität dominieren unter den Migranten im deutschen Gesundheitswesen persische und osteuropäische Ärzte.

Die meisten Ärzte aus dem Iran sind schon seit den 1970er-Jahren in Deutschland und genießen ein hohes Ansehen. Aber auch die Ärzte aus der ehemaligen Sowjetunion, die sich seit einigen Jahren in Deutschland etabliert haben, erarbeiten sich einen guten Ruf. Das ist wichtig in einem Berufsfeld, in dem das Vertrauen der Patienten eine große Rolle spielt. Über 80 % der rund 110.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Migranten im Gesundheitswesen arbeiten jedoch als Krankenschwestern und -pflegerInnen, Arzt- und ZahnarzthelferInnen, Sprechstundenhelferinnen oder auch als Fachkräfte der psychosozialen Beratung und Betreuung. Viele KrankenpflegerInnen wurden in Zeiten des Pflegenotstands angeworben: Ende der 1960er-Jahre kamen koreanische, philippinische, indische und indonesische, Anfang der 1990er-Jahre jugoslawische Pflegekräfte. Andere haben als Söhne und Töchter der ersten Generation angeworbener Migranten die Chancen dieser expandierenden Dienstleistungsbranche genutzt. Der Frauenanteil liegt in diesen nicht-ärztlichen Berufen bei 81 %.

Die Branche zählt zu den wenigen Wirtschaftsbereichen, in denen die interkulturelle Öffnung vergleichsweise weit vorangeschritten ist. Das ist auch deswegen wichtig, weil es Migranten häufig an adäquater Behandlung fehlt. Zu oft noch fehlt es den im Gesundheitswesen Tätigen an sprachlicher und interkultureller Kompetenz. Auch die Strukturen sind zu wenig auf ihre spezifischen Bedürfnisse ausgerichtet. So erregte im August 2000 der Fall einer herzkranken Türkin bundesweite Aufmerksamkeit. Eine Herzklinik weigerte sich, sie auf die Warteliste für eine Organtransplantation zu setzen, weil sie - obwohl seit 1979 in Deutschland lebend - kein Deutsch spricht, Sprachkenntnisse für eine solche Operation aber unabdingbar sind. Nach Angaben der 1988 von türkischen und deutschen Professoren und Ärzten gegründeten Deutsch-Türkischen Gesundheitsstiftung (TDG) in Gießen handelt es sich dabei um keinen Einzelfall. TDG-Geschäftsführer Dr. Yasar Bilgin, der als Oberarzt arbeitet, vermittelte die Frau an ein anderes Herzzentrum.

Da viele Millionen Migranten in Deutschland nicht ausreichend gut deutsch sprechen, um mit der deutschen Medizin und dem komplizierten Gesundheitssystem zurechtzukommen, wäre eine dem Ausländeranteil entsprechende Zahl ausländischer Ärzte wünschenswert. Diese ist jedoch unter anderem aufgrund von Zugangsbeschränkungen nicht gegeben. Nach wie vor gibt es kein uneingeschränktes Niederlassungsrecht für MigrantInnen als Ärzte und Psychotherapeuten. In der Bundesärzteordnung von 1987 sind Zugangsbeschränkungen für nicht-deutsche Ärzte verankert. Gemäß § 3 Bundesärzteordnung kann Nicht-EU-Staatsangehörigen keine Approbation als Arzt erteilt werden, es sei denn, sie gelten als "heimatlose Ausländer". Dadurch wird eine vor allem mit Blick auf türkische PatientInnen angemessene interkulturelle Zusammensetzung der Ärzteschaft bislang verhindert. Ausnahmen gelten für besondere Einzelfälle oder aus Gründen des öffentlichen Gesundheitsinteresses, doch kommt dies selten zum Tragen. Insbesondere eine selbständige Beschäftigung als (niedergelassener) Arzt ist so gut wie ausgeschlossen.

Zu Beginn der Legislaturperiode hatte sich die Bundesregierung vorgenommen, diesbezüglich Chancengleichheit herzustellen. Derzeit wird dies jedoch nicht weiter verfolgt und wohl auch in dieser Legislaturperiode nicht mehr angegangen.

Trotz der Zugangsbeschränkungen ist die Zahl der in Deutschland tätigen ausländischen Ärztinnen und Ärzte von 9.714 im Jahr 1990 kontinuierlich gestiegen auf 14.603 Ende 2000 (siehe Grafik). Im Vergleich zum Vorjahr kam es zu einer Steigerung um 360 (2,5 %). Dieser Zuwachs geht fast vollständig auf das Konto von 340 neu beschäftigten Ärztinnen und Ärzten aus europäischen, insbesondere osteuropäischen Staaten. Bei ihnen handelt es sich zumeist um Ärzte aus Russland und anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion, für die als Kontingentflüchtlinge Ausnahmen beim Zugang zu einer Beschäftigung als Arzt gelten. Durch sie ist der Anteil der Ärztinnen und Ärzte aus europäischen Nicht-EU-Staaten auf 37,0 % gestiegen. Aus der EU kommen 28 % aller ausländischen Ärztinnen und Ärzte. Damit hat sich der Anteil der Ärztinnen und Ärzte aus Europa auf 65 % erhöht. Rund ein Viertel der ausländischen Ärztinnen und Ärzte kommt aus Asien.

In der Betrachtung nach Herkunftsländern kommt die größte Anzahl nach wie vor aus dem Iran (1.514), nunmehr aber dicht gefolgt von Russland/ehemalige Sowjetunion (1.415). Als nächstes folgen mit schon großem Abstand Griechenland (954), die Türkei (726), Polen (683), das ehemalige Jugoslawien (596), Österreich (592), Rumänien (540) und Italien (525). Bei der Teilgruppe der niedergelassenen Ärzte zeigen sich ebenfalls die Iraner (405) an der Spitze, gefolgt von den Griechen (245), den Niederländern (226), den Türken (207), den Syrern (156) und den Polen (148). Die Zahl der eingebürgerten Migranten, die als Ärzte arbeiten, ist nicht bekannt.

Im März 2002 zeichnete sich bundesweit ein Ärztemangel ab, folgt man manchen Äusserungen von Verbänden. Bei einem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) haben Internisten gar eine "Green Card" für Krankenhausärzte gefordert. In rund zwei Dritteln der Ost-, sowie einem Drittel der West-Kliniken fehlten bereits Ärzte, sagte Tagungspräsident Meyer. Unabhängig davon steht schon heute fest, dass die Zahl der Beschäftigten mit Migrationshintergrund im Gesundheitswesen weiter steigen wird. Das zeigt schon die Ausbildungsstatistik: Besonders beliebt bei Azubis mit ausländischem Pass - insbesondere den weiblichen - sind die Ausbildungsberufe Zahnarzthelfer/in und Arzthelfer/in. Zwar ging deren Zahl zuletzt stark zurück - so wählten 1999 in den alten Ländern nur noch 3.700 (1998: 4.100) den Beruf Zahnarzthelfer/in. Der Ausländeranteil liegt gleichwohl in beiden Berufen noch bei 10 bzw. 11 %. "Diese Werte zeigen", so heißt es im Berufsbildungsbericht 2001, "dass für ausländische Jugendliche, insbesondere für Mädchen, Chancen in diesem Ausbildungsbereich bestehen und die Bereitschaft der Betriebe und Praxen vorhanden ist, ausländische Jugendliche auszubilden." Beide Berufe gehören seit Jahren zu den zehn am häufigsten von ausländischen Auszubildenden gewählten Berufen.

Auch von den Universitäten kommt Nachwuchs. 10.382 Ausländer studierten im Wintersemester 1999/2000 an deutschen Hochschulen Medizin. Das waren 1.708 StudentInnen mehr als 1994. Ihre Abschlussprüfungen bestanden haben 1999 rund 1.000 StudentInnen. Die überwiegende Mehrheit der MedizinstudentInnen stammt aus Europa und Asien. Die größten Nationalitätengruppen sind die TürkInnen (1.600 StudentInnen), IranerInnen (1.331), GriechInnen (865) und NorwegerInnen (504). Letztere sind jedoch zu über 90 % Bildungsausländer, das heißt sie haben keinen deutschen Schulabschluss. Der Anteil der StudentInnen mit deutschem Abschluss ("Bildungsinländer") betrug dagegen bei den türkischen StudentInnen 93 %, bei den griechischen 50 % und bei den iranischen 49 %. Bei ihnen kann davon ausgegangen werden, dass sie auch im deutschen Gesundheitswesen arbeiten werden.
Dr. Farouk Bennacef vom "Alphateam" auf SAT 1 könnte einer von ihnen gewesen sein. "Seine aus Algerien stammenden Eltern haben es durch Fleiß und Sparsamkeit dazu gebracht, die Familie durchzubringen" - heißt es in seiner Rollenbeschreibung. Auf ihren Sohn sind sie - so will es das Skript - "wahnsinnig stolz".


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

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Die Türkisch-
Deutsche Mediziner-
gesellschaft e.V.

 

Die Türkisch-Deutsche Medizinergesellschaft e.V. (TDM) wurde 1970 in Wiesbaden unter dem Namen "Verein der türkischen Doktoren" gegründet. Das anfängliche Ziel der TDM war es, die in Deutschland lebenden türkischen Ärzte zu vereinigen und Lösungen für ihre Probleme in Deutschland zu finden. Der Vereinssitz wurde 1990 nach Köln, 1977 nach Essen und 2001 nach Hannover verlegt. Nachdem in der Zwischenzeit auch zahlreiche Deutsche dem Verein beigetreten sind, ist die die Mitgliederzahl von anfänglich 20 mittlerweile auf ca. 300 angestiegen. Neben medizinischen Themen beschäftigt sich der Verein mit sozialen Themen, die im Interesse seiner Mitglieder liegen. Er übernimmt bei seinen Mitgliedern und Interessenten eine beratende Rolle und strebt eine kollegiale Zusammenarbeit zwischen deutschen und türkischen Medizinern an. Neben Aktivitäten im medizinischen Bereich werden auch kulturelle Werte gepflegt; zum Beispiel wird jedes Jahr im März ein Medizinerball veranstaltet und das in der Türkei traditionelle Medizinerfest (17. März) unter Beteiligung deutscher und türkischer Kollegen gemeinsam gefeiert. Im Rahmen wissenschaftlicher Kongresse werden neben aktuellen medizinischen Problemen auch multikulturellen Themen hervorgehoben. Die Türkisch-Deutsche Medizinergesellschaft e. V. setzt sich für eine gute Zusammenarbeit mit deutschen und türkischen Ärztekamern in berufspolitischen und wissenschaftlichen Bereichen ein. (esf)

Kontakt: TDM (Türkisch-Deutsche Medizinergesellschaft) e.V., Schmiedestr. 31, 30159 Hannover, Tel.: 0511/2352-304, -350, Fax: -366, tdm.ev@gmx.de, www.tdmev.de

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Die Berliner Gesellschaft Türkischer Mediziner e.V.

 

Die Berliner Gesellschaft Türkischer Mediziner e.V. (BTMG) wurde 1983 mit dem Ziel gegründet, die Berlinerinnen und Berliner aus der Türkei bei gesundheitlichen und sozialen Problemen zu beraten und ihnen fachliche Hilfe zu leisten. Ihre Räume finden sich im Herzen Kreuzbergs unter dem Dach des Nachbarschaftshauses für interkulturelle Begegnung. Neben der BTMG arbeiten hier Akarsu e.V. (vgl. den folgenden Text), KOTTI e.V., die Jugendkulturetage Mosaik, der Türkische Elternverein und der Verband binationaler Familien und Partnerschaften (iaf e.V.). Die BTMG bietet türkischen Migranten ein Beratungsangebot in gesundheitlichen aber auch sozialen Problemen. Hier bekommt man nicht nur Rat bei bei Fragen zur Gesundheit der Kinder, zu Schwerbehinderung und Berufsunfähigkeit oder zu psychischen und sexuellen Problemen. Die BTMG bietet auch eine Sozialberatung an und hilft beim Ausfüllen von Anträgen unterschiedlicher Art - so zum Beispiel bei der Beantragung der Rente - und bei Schwierigkeiten mit Institutionen. Ausserdem werden Informationsveranstaltungen zu Gesundheitsfragen, Gymnastikkurse für Männer und Frauen sowie Gesprächs- und Selbsthilfegruppen angeboten. Die BGTM hat eine Selbsthilfegruppe für Diabetiker gegründet und stellt seit 1989 ihre Räumlichkeiten einer Gruppe von Eltern mit behinderten Kindern zur Verfügung. Ferner engagiert man sich in der Interessenvertretung und Lobbyarbeit für türkische Migranten. Gemeinsam mit den türkischen Medien in Berlin wird eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit geleistet - beispielsweise zur AIDS-Prävention für türkische Mitbürger. 1989 übernahm die BTMG die Trägerschaft für eine AIDS-Beratungsstelle, die seit 1995 eine Telefonberatung in 16 Sprachen anbietet.

In der BTMG sind rund 150 Beschäftigte aus unterschiedlichen Berufsgruppen des medizinisch-sozialen Bereichs organisiert. Vorsitzender ist Ali Nadir Savaser. In einem Gespräch mit Annette Kögel vom Berliner Tagesspiegel im August 1999 schildert er Erlebnisse, die ihn geprägt haben. Beispielsweise hat er als Siebenjähriger einem Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der im Schnee fror, seinen Mantel geschenkt. Als er nach Hause kam, hatte er Angst, dass seine Mutter mit ihm schimpfen würde. "Aber sie fand das toll und hat mir einen Kuß gegeben." Sie unterstützte den jungen Mann später auch bei seinem Vorhaben, Mediziner zu werden: "Du liebst die Menschen, Ali." 1973 ging Savaser nach Hannover und absolvierte dort seine Facharzt-Ausbildung für Nuklearmedizin. 1977 wechselte er an die FU Berlin und baute im Klinikum Charlottenburg als Oberarzt die Nuklearmedizinische Abteilung auf. Heute ist der 58-jährige Leiter der Nuklearmedizinischen Abteilungen im Behring-Krankenhaus und der Lungenklinik Heckeshorn. Als Vorsitzender der BTMG engagierte er sich 1999 für die Opfer der Erdbeben in der Türkei. (esf)

Kontakt: Berliner Gesellschaft Türkischer Mediziner e.V., Oranienstr. 34, 10999 Berlin, Tel.: 030/616098-43, Fax: -45, http://www.vimage.de/bgtm/www/home.html 

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Akarsu e.V.

 

Die 1983 in Berlin gegründete Beratungsstelle von Akarsu e.V. (türkisch: fliessendes Wasser) bietet eine Gesundheitsberatung sowie soziale und psychosoziale Beratung für Frauen nicht-deutscher Herkunft. Das multikulturelle Team - bestehend aus einer Ärztin, einer Krankenschwester,einer Physiotherapeutin, einer Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und einer Heilpraktikerin - bietet ein muttersprachliches Angebot in deutsch, türkisch, arabisch und englisch. Unter Leitung von Ilknur Gümüs (Vorstand Akarsu) wird in der "Gesundheitsetage" in der Oranienstraße 25 eine ärztliche, eine allgemeine und eine krankengymnastische Gesundheitsberatung sowie eine Sozialberatung und eine psychosoziale Beratung angeboten.

Die ärztliche Gesundheitsberatung hilft bei folgenden Themen: Hilfe bei der Abklärung körperlicher Beschwerden, Beratung vor Operationen, Beratung bei chronischen Erkrankungen, Beratung bei der Überweisung vor Facharztsprechstunden, allgemeine medizinische Fragen und Fragen klinischer Untersuchungen. Die Allgemeine Gesundheitsberatung hilft bei folgenden Themen: Operationen (Schmerzen, Schamgefühle, kulturelle Aspekte), Gesundheitsvorsorge und -prophylaxe, Arztbesuche und Krankenhausaufenthalt, Krankheitsbilder, Therapieverfahren, Gesundheitsförderung, Rehabilitationsmaßnahmen, naturheilkundliche Behandlung, Hilfestellung zur Neuorganisation des Alltags, Risikofaktoren sowie Erhalt und Verbesserung der Gesundheit. Dazu wird eine krankengymnastische Gesundheitsberatung, eine Sozialberatung und eine psychosoziale Beratung angeboten. Neben dem Beratungsangebot hat die Gesundheitsetage ein breites präventiv wie rehabilitativ orientiertes Kursangebot. Die Gesundheitsetage kooperiert mit MitarbeiterInnen aus Arztpraxen, Krankenhäusern, sozialen Projekten und anderen Gesundheitseinrichtungen wie Bezirksämtern sowie den Frauen- und Ausländerbeauftragten. Alle Angebote sind kostenlos. (esf)

Kontakt: Akarsu e.V., Oranienstr. 25, 10999 Berlin, 2. Aufgang, 2. Etage, Tel. 030/616769-30, -32 und -33, Fax: 030/61401533, gesundheits.etage@berlin.de

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Die Türkisch-
Deutsche Gesund-
heitsstiftung e.V.

 

Die Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung e.V.besteht seit 1988. Sie wurde von türkischen und deutschen Professoren und Ärzten gegründet, um ausländische, besonders aber türkische Patienten zu betreuen. Ein Hauptziel der Stiftung besteht im Erforschen der spezifischen gesundheitlichen Probleme der in Deutschland lebenden türkischen Mitbürger und der anschließenden Umsetzung in präventiv medizinische Maßnahmen. Der Verein hat ca. 200 ordentliche Mitglieder aus Deutschland, der Türkei sowie anderen Staaten. Neben der Zentrale in Giessen gibt es auch Geschäftsstellen in Berlin und Stuttgart. Die Stiftung arbeitet eng mit türkischen Gesundheitsorganizationen und Ausbildungsstätten in der Türkei zusammen. Sie trägt sich durch zweckgebundene öffentliche und private Spenden.

Zu den zielen und Aufgaben gehören: die Aufklärung der türkischen Bevölkerung über Krankheiten, deren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten; Erarbeitung von türkischen Broschüren für Patienten und Ärzte, insbesondere über Risikofaktoren und Massenerkrankungen; Organisation und Durchführung von Patientenseminaren, um über Krankheiten aufzuklären; Durchführung von bilateralen wissenschaftlichen Kongressen zum Austausch von Erfahrungen; Förderung der Beziehungen zwischen türkischen und deutschen Bürgern, insbesondere auf sozialem und kulturellem Gebiet; Planung und Durchführung von Projekten mit türkischen Jugendlichen für die Ausbildung als Krankenhauspflegepersonal und verschiedene andere nicht ärztliche Berufe; Projekte zur Erforschung der Erkrankungen der türkischen Mitbürger, um Präventivmaßnahmen zu erarbeiten; Ausbildung von türkischen Ärzten in Deutschland durch Stipendien; Wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Universitäten in Form von gemeinsamen Projekten oder durch den Austausch von Fachpersonal. Ferner bemüht sich die TDG um die Förderung des Gesundheitssystems in der Türkei, besonders auf technischem Gebiet. Dazu werden in Deutschland ausgemusterte aber noch funktionsfähige medizinische Geräte zusammengestellt und an staatliche Krankenhäuser in der Türkei als Spende geschickt.

Ihren Mitgliedern gewährt die TDG unter anderem einen kostenlosen Übersetzungsdienst sowohl in schriftlicher wie in mündlicher Form; Zusendung der türkischen Broschüren und Aufklärungsblätter auf Anfrage; Einzelberatungen zum Thema Gesundheit, Krankheit und Ernährung; telefonische Beratung; Beratung in Rechtsfragen für Mitglieder; Patientenseminare; Unterstützung von Patienten aus der Türkei, ein Visum für die Einreise nach Deutschland zu erhalten sowie Fortbildungsmaßnahmen für Ärzte. Bei Erkrankungen in der Türkei können Mitglieder und Familienangehörige Kliniken, die mit dem Verein zusammenarbeiten, aufsuchen und Hilfe erhalten.

Die TDG behandelt selber keine Krankheiten und führt keine Therapien durch. Sie kann nur beratend bei der Erkennung und Behandlung von Krankheiten mitwirken.

Die TDG führt unter anderem das Projekt "Konsultationsstelle zur Ausbildung türkischer Jugendlicher in Krankenpfelegeberufen" sowie "Reintegrationsmaßnahmen für in die Türkei zurückgekehrte türkische Jugendliche-Ausbildung im Gesundheitsbereich". Dieses Projekt wird druch das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung unterstützt. Ein anderes Projekt "Kulturspezifische Ausbildung von Ausländerinnen, insbesondere islamische, in der Altenpflege" wird seit September 1997 in Zusammenarbeit mit der AWO Altenpflegeschule Marburg gestartet und es wird vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung finanziert.
Desweiteren arbeitet die TDG zusammen mit UNICEF an einem bundesweiten Projekt zum Thema Gesundheit an deutschen Schulen. Hier werden zusammen mit den Gesundheitsämtern Gesundheitstage organisiert, an denen auch Gesundheitsaufklärungsseminare in türkischer Sprache gehalten werden. In einer zweiten Phase des Projekts findet an den entsprechenden Schulen ein Postkartenwettbewerb statt.

Weiterhin werden zur Erstellung eines Leitfadens für deutsche Beratungskräfte und Gemeinschaftsverpflegungsstellen (wie Krankenhäuser usw.) die Ernährungsgewohnheiten der in Deutschland lebenden türkischen Migranten erfasst und analysiert. Dieses Projekt wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung unterstützt. (esf)

Kontakt: Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung e.V., Türk-Alman Saglik Vakfi, Friedrichstraße 13, 35392 Gießen, Tel.: 0641/75-566, Fax: -653, e-mail: Sabine.Gerbich@med.uni-giessen.de

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