Ausländer in Deutschland 2/2002, 18.Jg., 30. Juni 2002

NOTIZEN

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


MigrantInnen prägen Documenta 11 in Kassel

 

Kassel. Am 8. Juni 2002 ist in Kassel die Documenta 11 eröffnet worden. Die alle fünf Jahre stattfindende Ausstellung gilt als weltweit bedeutendste Bestandsaufnahme aktueller Entwicklungen der Gegenwartskunst. Unter den 119 KünstlerInnen und Gruppen, deren Werke gezeigt werden, finden sich 30 MigrantInnen. Viele dieser Künstler leben in Amsterdam, London, New York oder Paris. In New York leben beispielsweise der 1937 in Lübeck geborene heutige Staatsbürger Uruguays, Luis Cannitzer, der Jamaikaner Nari Ward, die Iranerin Shirin Neshat, der Ivorer Ouattara Watts oder der Mexikaner Gabriel Orozco. In Paris arbeiten neben der Belgierin Chantal Akerman und der Israelin Eyal Sivan auch der in Marokko geborene französische Fotograf Touhami Ennadre. Ennadre befand sich am 11. September 2001 in New York. Als er an Ground Zero fotografierte, rissen ihm hysterisierte Menschen und Polizisten den Presseausweis aus der Hand und griffen ihn an. Seine Bilder vom Tag des Anschlags, die Ennadre in Kassel zeigt, sind so auch "Bilder einer doppelten Bedrohung", schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Das "Museum der hundert Tage" ist geöffnet bis zum bis 15. September 2002. (esf)

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Schröder warnt vor sozialer Kluft in Städten

 

Berlin. Vor einem "sozialen Auseinanderfallen" der Städte hat Bundeskanzler Gerhard Schröder gewarnt. Ethnisch homogene Städte seien ein Phänomen der Vergangenheit, sagte er bei einem Kongress über die "Soziale Stadt" Anfang Mai 2002 in Berlin. Mit dem Kongress zog das Bundesbauministerium die Bilanz seines Programms "Soziale Stadt". Damit werden seit 1999 Städte gefördert mit dem Ziel der Behebung sozialer Brennpunkte (vgl. AiD 3/00). Städte ohne Diskriminierung und Ausgrenzung seien die wesentliche politische Herausforderung, so Schröder. Den Schulen komme dabei eine herausragende Rolle zu. Es sei gefährlich, wenn sich die Chancen auf eine gute Schulbildung in einer Stadt "ausdifferenzieren", weil deutsche Eltern ihre Kinder von Schulen nehmen oder aus Stadtvierteln wegziehen, in denen viele Migranten leben. Die Oberbürgermeister von Frankfurt/Main und München, Petra Roth und Christian Ude betonten, soziale Probleme seien keinesfalls vor allem auf Zuwanderer zurückzuführen. Laut Ude sind in München nicht die Viertel mit den höchsten Ausländeranteilen am problematischsten, sondern die "Sozialbaureviere der 60er-Jahre", in denen eine überalterte Bevölkerung lebe, sagte Ude. (esf)

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"Preis Soziale Stadt" erneut ausgelobt

 

Darmstadt. Der Wettbewerb "Preis Soziale Stadt 2002" wird erneut ausgelobt. Im Jahr 2000 wurde er zum ersten Mal mit großem Erfolg durchgeführt und findet jetzt und künftig im 2-Jahres-Turnus statt (vgl. AiD 3/01). Er ist diesmal ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Städtetages, des AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverbandes e.V., des GdW Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen e.V., der Schader-Stiftung, der TreuHandStelle GmbH Essen und des vhw - Bundesverband für Wohneigentum, Wohnungsbau und Stadtentwicklung e.V. und wird durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen unterstützt. Der Wettbewerb hat zum Ziel, die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit für die sozialen Probleme, aber auch Aktivitäten in den Stadtquartieren zu wecken und Akteure in den Städten, Wohnungsunternehmen, Wohlfahrtsverbänden und Bürgerinitiativen zu ermutigen, ihre eigenen Erfahrungen bei der Unterstützung des Miteinanders der verschiedensten Gruppen von Stadtbewohnern bekannt zu machen. In vielen Stadtquartieren und großen Wohnsiedlungen nehmen nicht nur Probleme, Spannungen und Konflikte zu, sondern zeigen zahlreiche Bewohner großes Engagement, arbeiten ehrenamtlich und greifen zur Selbsthilfe. Viele Städte, Wohnungsunternehmen, soziale Träger und Bewohner unternehmen große Anstrengungen zur Verbesserung der Lebenswelten. Es ist die Absicht der Auslober, all diese Kräfte - auch außerhalb der förmlichen Gebiete des Programms Soziale Stadt - mit diesem Wettbewerb zu ermuntern und zu unterstützen. Ausgezeichnet werden Projekte, die bereits Erfolge bei der Arbeit am Zusammenhalt der Gemeinwesen in den Stadtteilen und Nachbarschaften aufweisen können. Einsendeschluss ist der 15. Juli 2002. Die Auszeichnung der Projekte findet im Januar 2003 im Rahmen einer festlichen Veranstaltung statt. Weitere Informationen sind den Websites der Auslober zu entnehmen: www.awo.orgwww.staedtetag.de, www.gdw.de, www.schader-stiftung.de, www.ths.de, www.vhw-online.de. (esf)

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Wettbewerb zur beruflichen Bildung

 

 Bonn. Der Verein Innovative Berufsbildung e.V. hat den diesjährigen Hermann-Schmidt-Preis zur "Förderung der beruflichen Bildung von Migrantinnen und Migranten" ausgeschrieben. Der Wettbewerb will auf Ansätze der beruflichen Qualifizierung von MigrantInnen aufmerksam machen, sie verbreitern und zur Verbesserung der Qualifizierung von MigrantInnen beitragen. Zum Wettbewerb eingereicht werden können Aktivitäten, die der Vorbereitung, Begleitung und Durchfuehrung von Ausbildungsverhältnissen dienen, die zu einem anerkannten Abschluss gemaess § 25 Berufsbildungsgesetz/Handwerksordnung führen. Angesprochen werden Unternehmen, berufsbildende Schulen, Ausbildungsstätten, und Institutionen, die sich mit ihren Angeboten an Jugendliche beziehungsweise junge Erwachsene mit Migrationshintergrund richten. Geschlechtsspezifische Aspekte sowie Fragestellungen der Nachhaltigkeit in der Projektkonstruktion werden in besonderer Weise berücksichtigt. Die Auszeichnung wird unter Beteiligung einer unabhängigen Fachjury verliehen. Es werden drei Preise in einer Gesamthöhe von 3.500 Euro vergeben. Erwartet wird eine ausführliche Darstellung der auszeichnungswürdigen Leistungen. Die Wettbewerbsunterlagen können eingesehen werden unter http://www.wbv.de/news/hs_preis.html. Einsendeschluss für die Bewerbungsunterlagen ist der 30.07.2002. (esf)

Kontakt: Geschäftsstelle des Vereins Innovative Berufsbildung e.V., c/o Bundesinstitut für Berufsbildung, Hermann-Ehlers-Str. 10, 53113 Bonn, Tel: 0228/107-2823, Fax: -29 81

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Ausbildung für Islam-Lehrer an der Uni Münster

 

  Düsseldorf/Münster. In Nordrhein-Westfalen soll islamischer Religionsunterricht als reguläres Schulfach eingeführt werden. Das gab NRW-Bildungsministerin Gabriele Behler (SPD) am 21. Mai 2002 in Münster bekannt. Die Universität Münster soll als erste deutsche Hochschule Lehrerinnen und Lehrer für den Islamunterricht ausbilden. Vor Ort unterzeichnete Behler eine entsprechende Vereinbarung mit dem Prorektor der Universität, Normann Willich. Für die neue Ausbildung wird ein Lehrstuhl "Islamische Theologie" eingerichtet und international ausgeschrieben. "Es ist ein wichtiger Schritt hin zur Integration unserer rund 260.000 Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens", begründete Behler ihre Entscheidung. Der islamische Religionsunterricht soll unter staatlicher Aufsicht in deutscher Sprache stattfinden und dem christlichen Religionsunterricht gleichgestellt sein. Seit einigen Jahren läuft dazu an 24 Schulen in NRW ein Modellversuch. "Islamunterricht unter staatlicher Schulaufsicht bietet die Gewähr dafür, dass jungen Menschen keine Inhalte vermittelt werden, die nicht mit der Werteordnung des Grundgesetzes vereinbar sind." Um Islam als Regelfach einzuführen, braucht die Ministerin allerdings eine muslimische Religionsgemeinschaft, die, wie die christlichen Kirchen, Ansprechpartner des Staates wird. Einen solchen Ansprechpartner gebe es bisher jedoch nicht. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nadeem Elyas, begrüßte die Zielvereinbarung, forderte aber, dass die Ausbildung sich stärker mit der Erziehung zum Glauben und weniger mit der Vermittlung religiösen Wissens befassen müsse. Der neue Lehrstuhl der Uni Münster soll im "Centrum für Religiöse Studien" angesiedelt werden, das auch interreligiös über Islam, Orthodoxie und Judentum forscht.

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Englisch und Co. bald an allen Grundschulen

 

Frankfurt/Main. Noch etwa zwei Jahre wird es dauern, dann wird der "frühe Fremdsprachenunterricht" in - fast - allen Grundschulen zwischen Flensburg und Konstanz Realität sein. Bis dahin werden Lehrerinnen und Lehrer weiter geschult, Lehrpläne neu heraus gegeben und neue didaktische Konzepte entwickelt. Dies geht aus einer im Mai 2002 veröffentlichten Übersicht des Frankfurter Instituts für Bildungsmedien e.V. hervor, die Gemeinsamkeiten im Entwicklungsstand genauso erkennen lässt wie länderbezogene Unterschiede. Die neuen Welten der Grundschulen werden recht bunt aussehen: In manchen Bundesländern kann man die erste Fremdsprache de facto wählen, in anderen wird sie vorgeschrieben; in einigen Bundesländern beginnt die neue "Pflicht" bereits in der 1. Klasse, in anderen ab Klasse 3. Auch der Vorbereitungsstand ist sehr verschieden: So haben manche Regionen bereits mit der "Regeleinführung" des frühen Sprachenlernens in den vergangenen beiden Jahren begonnen, andere haben nur rudimentäre Erfahrungen.

Der "Topfavorit" unter den Fremdsprachen in den deutschen Grundschulen ist eindeutig Englisch. In fast allen Bundesländern ist die Sprache der Queen erste Wahl. In Bremen, Hamburg und demnächst in Niedersachsen oder Nordhrein-Westfalen muss sie gar verbindlich angeboten werden. Nur im Saarland und den "rheinnahen" Regionen Baden-Württembergs ist Französisch als erste (und einzige) Fremdsprache vorgeschrieben. Während man in diesen Bundesländern keine Qual der Wahl hat, können die Schulen in den anderen Bundesländern meist zwischen zwei oder mehr Sprachen aussuchen. Französisch folgt meist als Alternative, so in Bayern, Berlin, Brandenburg, oder Rheinland-Pfalz - allerdings mit großem Abstand: während sich aktuell 24 Prozent der Schüler in Rheinland-Pfalz für "croissants" entschieden haben, sind 76 Prozent für "rolls" und "breakfast".

Ziemlich abgeschlagen mutet das heutige oder künftige Angebot in Italienisch an: Gerade mal in vier Bundesländern (Bayern, Thüringen, ggf. auch Brandenburg und Hessen) konkurriert die Muttersprache Umberto Ecos mit Englisch und Französisch. Wie die Schüler künftig Russisch oder gar Dänisch, Polnisch oder Tschechisch (in den Grenzregionen Schleswig-Holsteins, Brandenburgs und Sachsens im Angebot) finden werden, wird sich herausstellen.

Als ein erhebliches Problem bezeichnete das Institut die sehr engen Budgets der Grundschulen: Als Folge der laufenden Kürzungen in der Lernmittelfreiheit reichen die Gelder nicht für eine ordnungsgemäße Ausstattung der Schulen mit Medien für diesen neuen Unterricht. Das Institut veröffentlichte zudem eine aktuelle Bibliographie mit Lernmaterialien und Medien, die bereits jetzt im Unterricht genutzt werden können, wie auch eine Literaturübersicht über die wichtigsten didaktischen Titel, die zum Thema "Frühe Fremdsprachen" erschienen sind. Beide Übersichten sind über www.vds-bildungsmedien.de abrufbar.

Andreas Baer
Institut für Bildungsmedien e.V.

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BQN Bremen sorgt für mehr Migranten im öffentlichen Dienst

 

 Bremen. "Dass in Deutschland Angehörige mehrerer Nationen leben, spiegelt sich zwar in der Arbeitswelt wider, aber nur selten im öffentlichen Dienst. Dabei sind gerade gut ausgebildete Migranten notwendig, um ihre Landsleute fachkundig in Behördenangelegenheiten zu beraten. Die öffentliche Verwaltung muss für dieses Problem sensibilisiert werden." Das sagt Carolina Monfort-Montero, Leiterin der "Beratungsstelle zur Qualifizierung ausländischer Arbeitskräfte" (BQN) in Bremen. Die BQN bemüht sich seit ihrer Gründung vor fünf Jahren, die Zahl der Migranten, die im öffentlichen Dienst des Landes Bremen ein Praktikum oder eine Ausbildung machen wollen, zu erhöhen. Mit dem Senator für Finanzen hat sie eine entsprechende Vereinbarung geschlossen. Junge Migranten können zum Beispiel beim Amtsgericht, dem Statistischen Landesamt, der Senatskanzlei oder der Universität ein Praktikum bzw. eine Ausbildung absolvieren. Damit sich die jungen Leute dafür auch mit Aussicht auf Erfolg bewerben können, führt der Senator für Finanzen in Kooperation mit der BQN ein eintägiges Bewerbungstraining durch. Ergebnis: Die BQN hat erreicht, dass sich in Bremen die Zahl ausländischer Azubis verdreifacht hat - ein bundesweit einmaliges Ergebnis. Monfort-Montero: "Zwar wird auch im kleinsten Bundesland nicht jeder Azubi übernommen, aber die übrigens erstklassige Ausbildung kann auch als Basis für eine Berufstätigkeit in anderen Bereichen dienen."

In Bremen ist die Ausbildung junger Migranten ein besonders heißes Eisen. Wie überall im Bundesgebiet streben immer weniger dieser Jugendlichen eine Ausbildung an. Monfort-Montero: "Das ist ein riesiges gesellschaftliches Problem, das wir lösen müssen!" Zudem aber hat Bremen unter den alten Bundesländern die größte Zahl von Unternehmenspleiten zu verkraften, darunter auch die großer Betriebe wie der Vulkan-Werft. Das heißt, dass die BQN die Aufgaben hat, die Jugendlichen zur Ausbildung zu motivieren und auch ausländische Betriebsinhaber in Bremen dazu zu bewegen, Praktika und Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.

Neben vielen Dienstleistungen wie der individuellen Beratung für Jugendliche, die eine Lehrstelle suchen, bietet die Bremer BQN einen bemerkenswerten Service: Ihr Mitarbeiter Kemal Aka ist in die Berufsberatung des Arbeitsamts eingebunden, kann den Jugendlichen genau den Berufsberater nennen, der auf ihre Frage die richtige Antwort kennt und sensibilisiert diese Berater zugleich für die Probleme junger Migranten. Wichtige Aufschlüsse über das Berufsleben erhalten interessierte Jugendliche aber auch in den Sitzungen des "Azubi-Stammtischs". Einmal im Monat treffen sich dort junge, beruflich erfolgreiche Migranten mit Ausbildungsplatzsuchenden, diskutieren mit ihnen ihre Erfahrungen beim Einstieg ins Berufsleben und geben ihnen wertvolle Tipps für Bewerbungen, Testverfahren und Einstellungsgespräche. Angesichts der großen wirtschaftlichen Probleme in Bremen bleibt der BQN noch unendlich viel zu tun. Umso wertvoller ist ihre tägliche Arbeit, um jungen Ausländern eine sinnvolle Perspektive zu ermöglichen. (pa)

Kontakt: BQNBremen, Beratungsstelle zur Qualifizierung ausländischer Nachwuchskräfte, Martinistr. 25, 28195 Bremen

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Mehr Ausbildung für türkische Jugendliche

 

Köln. Rund 350 Vertreter verschiedenster Vereine und Institutionen, aus Schulen und der Wirtschaft trafen sich Anfang März 2002 in der Industrie- und Handelskammer zu Köln zu einer Fachkonferenz, die sich mit der Migration aus der Türkei und der beruflichen Qualifizierung der hier lebenden türkischen Jugendlichen befasste. "Aufgrund der immer intensiveren Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei brauchen wir als deutsche und als türkische Unternehmer Auszubildende, die beider Sprachen mächtig sind", so C. Hayati Önel, Vorsitzender des Türkisch-Deutschen Unternehmervereins (TDU), der seinen Sitz in Köln hat und die Fachkonferenz mit Unterstützung des Türkischen Generalkonsulats Köln, der Handwerkskammer und der IHK ausrichtete. Önel appellierte an die Anwesenden, sich zu einer "Front gegen Arbeitslosigkeit und Zukunftsängste junge Menschen zusammenzuschließen".

Für die Unternehmen stellen die Jugendlichen ausländischer Herkunft ein interessantes Potenzial dar. "Wenn diese Jugendlichen tatsächlich zwei Sprachen beherrschen und dazu noch einen Schulabschluss mitbringen, brauchen sie sich um einen Ausbildungsplatz keine Sorgen zu machen", stellte Dr. Gerald Püchel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln und Leiter des Geschäftsbereiches Berufsbildung fest. Heinz Varnhagen, Geschäftsführer des Bereichs Berufsbildung der Handwerkskammer, konnte dem nur zustimmen: "Diese Jugendlichen sind jetzt und in der Zukunft eine ganz wichtige Zielgruppe für unsere Betriebe bei der Gewinnung von Nachwuchskräften."

Für das Thema der beruflichen Bildung zu sensibilisieren, war eines der Anliegen der Fachkonferenz. Denn immer noch entscheiden sich Jugendliche ausländischer Herkunft seltener als ihre deutschen Altersgenossen für eine qualifizierte Ausbildung. Nur 38 Prozent dieser Jugendlichen nehmen am System der dualen Berufsausbildung teil, bei ihren deutschen Altersgenossen sind es zwei Drittel. An der Gesamtzahl aller Azubis waren ausländische Jugendliche 1998 in Köln nur mit rund 15 Prozent vertreten. Die Fachkonferenz war deshalb auch ein Anlass für IHK und HWK, Arbeitsamt, den deutschen Gewerkschaftsbund, das türkische Generalkonsulat und die Stadt Köln - für die Oberbürgermeister Schramma ein Grußwort sprach - zu zeigen, dass sie im Schulterschluss gemeinsam dafür sorgen wollen, dass sich künftig mehr ausländische Jugendliche für eine Berufsausbildung entscheiden. "Nicht umsonst gibt es im Türkischen das Sprichwort, " 'Beruf ist ein goldenes Armband' ", so Metin Erdogan, Arbeits- und Sozialattaché des Generalkonsulats. "Leider nutzen einige Jugendliche die angebotenen Bildungs- und Ausbildungsmaßnahmen noch nicht ausreichend." (sj)

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AAU e.V. in Augsburg: Ein risikobereiter Verein

 

 Augsburg. Es ist schon etwas ungewöhnlich, wenn ein Verein wie die "Ausbildungsinitiative Ausländischer Unternehmer" (AAU e.V.) in Augsburg gleich zweimal mit renommierten Preisen ausgezeichnet wird. Im Jahr 2000 überreichte die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Edelgard Buhlman, den "Ausbildungs-Oskar" in Gold. Im Jahr darauf kam der "Initiativpreis Aus- und Weiterbildung" der Otto-Wolff-Stiftung, des DIHKT und der "Wirtschaftswoche" hinzu. Grund: die AAU hat 1998 das Projekt "Ausländische Unternehmer schaffen Arbeitsplätze" gestartet, das in vielerlei Hinsicht bemerkenswert ist.

Der Anlass zur Gründung war, dass es in Bayrisch-Schwaben sehr viele benachteiligte Jugendliche ohne Chance auf einen Ausbildungsplatz gab. Zugleich bildete von den etwa 3.000 ausländischen Betrieben kaum einer Azubis aus. "Wir bringen beide zusammen," erläutert Projektleiterin Felicitas Eitel und fügt hinzu: "Wir besorgen Chancenlosen eine Lehrstelle und bringen die Unternehmen durch learning by doing dazu, dass sie lernen, wie eine Ausbildung praktisch durchzuführen ist." Dazu werden Betriebe ausgesucht, die bisher nicht ausbilden konnten oder durften. Zurzeit sind es 24 Betriebe und ebensoviel Azubis, die an dem Projekt teilnehmen. Apropos chancenlose Jugendliche: Sie besitzen entweder einen nur schwachen Hauptschulabschluss, haben im Abgangszeugnis eine schlechte Deutschnote, haben sich bereits vielfach ohne Erfolg beworben oder konnten trotz eines absolvierten Berufsgrundschuljahres nicht vermittelt werden. Auch türkische Mädchen haben - vor allem, wenn sie ein Kopftuch tragen - keine Chance, mit einem nur mäßigen Schulabschluss einen Ausbildungsplatz zu bekommen.

Im Prinzip schließt ein Jugendlicher mit dem Verein als Arbeitgeber einen Ausbildungsvertrag ab. Dieser garantiert dem Azubi, dass er alle notwendigen Kenntnisse vermittelt bekommt und hilft je nach Bedarf mit Kursen in Deutsch, Englisch, Buchführung oder kaufmännischem Rechnen. Der Lehrbetrieb des Azubis bekommt zugleich theoretisch und praktisch vermittelt, wie er auszubilden hat. So nimmt der Betriebsinhaber an Seminaren und Kursen mit Themen wie "Die Ausbildung von Jugendlichen - Vorgehensweise im Betrieb, Didaktik usw." oder "Ausbildungsgesetze" teil. "Wir überfordern niemanden mit diesen Veranstaltungen, aber sie haben zum Ziel, dass am Ende in dem Betrieb entweder der Inhaber selbst oder einer seiner Mitarbeiter die Ausbildereignungsprüfung ablegt." Bis dahin übernimmt der Verein die Arbeitgeberfunktion.

Inzwischen haben die ersten Azubis - alle nur mit einfachem Hauptschulabschluss - ihre Abschlussprüfung mit Erfolg abgelegt. Im Idealfall machen sie später auch noch die Ausbildereignungsprüfung. Für den Fall, dass ein Betrieb pleite geht, muss der Verein den Azubi in einem anderen Unternehmen unterbringen und bis dahin auch die Lehrlingsvergütung zahlen. Felicitas Eitel: "Wir sind bisher der einzige Verein, der ein derartiges Risiko trägt." (pa)

Kontakt: Ausbildungsinitiative Ausländische Unternehmer e.V., Hermanstr. 31, 86150 Augsburg, Tel.: 0821/349866-0, Fax:-1, e-mail: info@aau-augsburg.de, www.aau-augsburg.de 

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Forum Bildung: Migranten stärker fördern

 

Köln. Beim Abschlusskongress des 1999 eingesetzten Forum Bildung am 10. Januar 2002 in Berlin wurden Empfehlungen an Bund, Länder und Kommunen formuliert. In der zweijährigen Arbeit des 1999 eingesetzten "Forum Bildung" wurde unter anderem die Bildungssituation von Migranten untersucht und erkannt, dass die bestehenden Angebote des Bildungswesens die Förderung und Integration von Migranten noch immer nicht hinreichend erfüllen. Auch die fachübergreifenden Kompetenzen der Migranten sollten genutzt werden. Im Bereich der Weiterbildung für Migranten lassen sich folgende Forderungen zusammenfassen:

- Förderung von Migrantenkindern in Schule und Berufsausbildung. Dies kann beispielsweise geschehen, indem Vereinbarungen innerhalb eines Ortes zwischen Verwaltung, Kommune und Wirtschaftsvertretern mit Bildungseinrichtungen abgeschlossen werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Unterstützung entsprechender Netzwerke.

- Die Bildungsberatung für erwachsene Migranten muss verbessert werden. Hierzu zählt auch die sprachliche Komponente - in dem Zusammenhang ist es wichtig, dass der Erwerb der deutschen Sprache nicht nur in künstlichen Situationen von Unterrichts- oder Klassenräumen stattfindet, sondern der Umgang mit der deutschen Sprache auch praxisnah im täglichen Leben geübt wird - unter Anleitung.

- In der Bildung tätige Personen sollten bereits in ihrer Ausbildung stärker im Hinblick auf die Förderung von Migranten und der Bedeutung von Deutsch als Fremdsprache geschult werden. Auch in weiterbildenden Maßnahmen sollten die Themen Mehrsprachigkeit und Multikulturalität vertieft werden. Bislang wird in der Ausbildung von Pädagogen noch zu sehr von einer homogenen Lerngruppe ausgegangen.

"Es geht jetzt darum, die Empfehlungen des Forum Bildung schnell und konkret umzusetzen", erklärte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn. Das Forum Bildung wurde 1999 eingesetzt, um Qualität und Zukunftsfähigkeiten des Bildungssystem sicherzustellen. Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass Bildung eine Schlüsselrolle in der Gesellschaft spielt und daher Voraussetzungen für eine Bildungsreform geschaffen werden müssen. Unter dem gemeinsamen Vorsitz von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn und Bayerns Wissenschaftsminister Hans Zehetmair erarbeiteten Mitglieder des Forum Bildung die Inhalte und Empfehlungen. Ein eigens gebildeter Arbeitsstab unterstützte und koordinierte alle Aktivitäten und übernahm die Öffentlichkeitsarbeit. (hcr)

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Mehr Ausländer im NRW - Handwerk

 

Düsseldorf. Die Integration junger Ausländer in handwerkliche Berufe schreitet voran - zumindest in Nordrhein-Westfalen (NRW), wie eine Untersuchung der Handwerkskammer Düsseldorf zeigt, die Mitte April 2002 vorgestellt wurde. Während die Quote der Ausländer in NRW bei gut 10 % stagniert, ist sie im Handwerk auf 17,9 % gestiegen. Bei der Statistik aus 8.000 Handwerksbetrieben ist zudem zu bedenken, dass junge Eingebürgerte mit dieser Zahl nicht erfasst werden. 36,1 % der Ausländer arbeiten als Fachkräfte, 11,1 % als Unternehmer im eigenen Handwerksbetrieb. 1996 waren es noch 9 %. In den Abschlusskursen der Meisterschulen stieg der Ausländeranteil in acht Jahren von 1,3 auf 8 %. Wenngleich es sprichwörtlich heisst, im Handwerk gehe es meist handgreiflich und tatkräftig zu, so treffe dies nicht auf das Miteinander zwischen deutschen und ausländischen Handwerkern zu. Nach den Ergebnissen der Umfrage gibt es nur wenig Schwierigkeiten. Die ausländischen Kollegen seien oft sogar beliebter, da neben ihrer Leistung hinsichtlich Arbeitstempo und Qualität oft ihre Freundlichkeit und ihr Sozialverhalten ausgeprägter seien als bei den deutschen Kollegen. Das würden auch die Kunden registrieren. 27 % der befragten Betriebe kämen ohne die ausländischen Kräfte gar nicht mehr aus. In den aktuellen Zahlen deutet sich allerdings schon wieder ein Rückgang an. Weniger Ausländer suchen eine Ausbildung im Handwerk, viele blieben ganz ohne Abschluss. Die schulischen Leistungen hätten sich verschlechtert. Vor allem hapere es an der mündlichen und schriftlichen Ausdrucksfähigkeit. Die Handwerkskammer mahnt daher, dass die Sprachschulung und -förderung nicht vernachlässigt werden dürfe. (esf)

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"MOVA": Integration durch Ausbildung

 

 München. In der bayerischen Landeshauptstadt München ist der Anteil der erfolglosen Lehrstellenbewerber ausländischer Herkunft mehr als doppelt so hoch wie bei deutschen Schulabgängern. Auf der anderen Seite erwartet das Arbeitsamt wegen sinkender Schulabgängerzahlen und der ab 2005 spürbar steigenden Zahl ausländischer Unternehmer, die in Rente gehen, einen dramatischen Fachkräftemangel gerade in ausländischen Betrieben. Diesen Zustand möchte das Büro MOVA ändern. Der Name ist bereits Programm: MOVA bedeutet "Mobilisierung von Ausbildungsstätten bei Unternehmen ausländischer Herkunft." Ausbildungsberaterin Irma Stein: "Uns gibt es seit 1999. Zuvor hatte ich als Mitarbeiterin der IHK versucht, immer mehr Unternehmer ausländischer Herkunft dazu zu bewegen auszubilden. Daraus ist unser Projekt entstanden." Dessen Träger ist der türkische Arbeitgeberverein Tasiad e.V. Das "Büro MOVA" liegt in der Münchener Innenstadt. In seiner unmittelbaren Nähe befinden sich viele seiner "Klienten", kleinere türkische, griechische und koreanische Familienunternehmen. Irma Stein ist überzeugt, dass es am besten ist, wenn sie sich an Ort und Stelle persönlich davon überzeugt, ob ein Unternehmen als Ausbildungsbetrieb geeignet ist. Ist dies der Fall, dann versucht sie, den Inhaber für das Thema Ausbildung zu interessieren und zu motivieren. "Er muss der Ausbildung von Fachkräften positiv gegenüberstehen und die Verantwortung dafür voll übernehmen wollen." Das kann zum Beispiel einem kleinen Familienbetrieb Probleme bereiten. Denn der Betriebsinhaber hat sich für etwa vier Jahre zu binden: Ehe er einen Azubi ausbilden kann, muss er Kurse und Seminare besuchen und die Ausbildereignungsprüfung absolvieren. "Aber auch das leite ich natürlich in die Wege und helfe da, wo es hakt", sagt Irma Stein. Später unterstützt sie die Firma bei der Besetzung der neu geschaffenen Ausbildungsstelle. "In diesem Punkt arbeiten wir - wie auch in allen anderen Fragen - eng mit der IHK und unseren anderen Partnern zusammen", erläutert Stein. Probleme und Fragen gibt es immer wieder, so zum Beispiel wenn der Ausbilder nicht genügend deutsch kann oder der Betrieb zwar eigentlich gerne ausbilden möchte, aber zögert, die Verantwortung für die gesamte Ausbildungszeit zu übernehmen. "Dann versuche ich ihm verdeutlichen, dass er unternehmerisch denken muss; denn wenn er den Azubi zügig und sehr gut ausbildet, dann kann er ihn im Betrieb seinen wachsenden Kenntnissen entsprechend günstig einsetzen."

Über zu wenig Arbeit kann sich MOVA nicht beklagen: von den ca. 2.700 Betrieben ausländischer Herkunft sind bisher etwa 1.300 kontaktiert. Mehr als 100 davon sind inzwischen Ausbildungsbetriebe. Die anderen Unternehmen werden sich Irma Stein und ihre Mitarbeiter noch ansehen, Vertrauen schaffen, Informationen vermitteln, helfen und Mut machen. Denn nach wie vor gilt, dass viele kleinere Unternehmer ausländischer Herkunft eben nicht wissen, das sie selbst ausbilden können. Als tatkräftiger und hilfsbereiter Partner auf deutscher Seite hat sich das "Büro MOVA" seit langem bewährt. (pa)

Kontakt: Büro MOVA, Goethestr. 20-22, 80336 München, Tel.: 089/55969850, stein@mova.de

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Existenz-
gründungs- förderung der DtA

 

 Köln/Bonn. Mit großer Genugtuung hat das Präsidium der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung (DHW) die neueste Statistik der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) über die Förderung ausländischer Existenzgründer zur Kenntnis genommen. Die DtA fördert deutsche und ausländische Existenzgründer und Existenzfestiger auf indirektem Wege, das heißt über die Hausbanken der jeweiligen Interessenten, aber immer zu besonders günstigen Konditionen. Von 1990 bis 2001 haben 6.969 ausländische Staatsbürger darunter 444 Griechen diese Möglichkeit wahrgenommen. Das Finanzvolumen der griechischen Kreditnehmer betrug in diesem Zeitraum knapp 30 Millionen Euro. Damit befinden sich die Griechen auf Platz 5 nach Italienern, Türken, Österreichern und Niederländern. "Das ist eine ermutigende und zukunftsweisende Nachricht", sagte DHW-Präsident Jannis Bourlos-May. Die DHW ist Kooperations- und Vertragspartner der Deutschen Ausgleichsbank und organisiert bundesweit gemeinsame Beratungsveranstaltungen in regelmäßigen Abständen. "Wir werden die Kooperation mit der Deutschen Ausgleichsbank intensiv pflegen und für die nahe und weitere Zukunft ausbauen und noch enger gestalten müssen. Immer mehr junge Leute möchten eine Existenz aufbauen oder ein vorhandenes Unternehmen festigen", sagte Bourlos-May. "Wir informieren alle Interessenten über unsere Kooperation mit der Ausgleichsbank und eine große Anzahl hat bisher davon profitieren können. Die Ausgleichsbank hat sich auch sehr flexibel, hilfsbereit und kompetent gezeigt. Es hat bislang Spaß gemacht hier flankierend geholfen zu haben." (esf/DHW)

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Mäßiger Wohlfühlfaktor

 

 Mannheim/Köln. Neben den Studienbedingungen sind besonders die Lebensbedingungen und die psychische Nähe im Gastland für ausländische Studierende von zentraler Bedeutung. Gerade bei der Beurteilung dieser "weichen" Faktoren schneidet Deutschland keineswegs optimal ab. Zu diesem Ergebnis gelangt Dr. Stefanie Jensen von der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Universität Mannheim, berichtet das Kölner Universitätsjournal in seiner Ausgabe 1-2002. In ihrer Untersuchung befragte Jensen zum einen ausländische Studierende der Betriebswirtschaftslehre an 21 deutschen Universitäten, zum anderen Studierende der Wirtschaftswissenschaften an US-amerikanischen, kolumbianischen, pakistanischen und französischen Hochschulen, die einen Auslandsaufenthalt planten. Während in Deutschland studierende Ausländer neben der mangelnden Betreuung während des Studiums besonders die mit der Ausbildung verbundenen Kosten und die in der Bevölkerung wahrgenommene Ausländerfeindlichkeit bemängeln, bewerten die im Ausland Befragten Deutschland besonders in Bezug auf die physische Nähe, also den "Wohlfühlfaktor", nur mäßig. Als Determinanten der Attraktivität eines Studienlands identifizierte Jensen die Lebens- und Studienbedingungen im Gastland, die psychische Nähe zum Gastland, das wahrgenommene Risiko der Studienlandwahl, den Einfluss der Bezugsgruppe und das Landesimage. (esf)

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Betreuung ausländischer Studierender

 

Berlin. Anläßlich der Eröffnung einer Tagung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zum Ausländerstudium vom 11. - 13. Mai 2002 in Berlin, hat Staatssekretär Jürgen Chrobog einen Preis für exzellente Betreuung ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen verliehen. Der Preis des Bundesministers des Auswärtigen, der mit insgesamt 15.000 Euro dotiert ist, ging in diesem Jahr an drei Projekte aus Hamburg, Darmstadt und Dresden, die sich den Preis teilen. Ausgezeichnet wurden herausragende Initiativen, die innovative Lösungen und besonders wirksame Modelle der Beratung und Betreuung ausländischer Studierender entwickelt haben. Gute fachliche und soziale Betreuung sieht der DAAD als Garant dafür, dass ein Studienaufenthalt in Deutschland nicht nur als akademischer Erfolg, sondern auch als persönliche Bereicherung erlebt wird. Erfolgreiche Betreuung steigere somit die internationale Attraktivität des Studienstandorts Deutschland.

Im Rahmen der DAAD-Tagung zum Ausländerstudium haben Vertreter von 140 Akademischen Auslandsämtern deutscher Hochschulen über Möglichkeiten zur Verbesserung der Betreuung ausländischer Studierender diskutiert. Auf einer Podiumsdiskussion "Willkommen in Deutschland? - Wie werden ausländische Studierende an deutschen Hochschulen aufgenommen" diskutierten unter anderem der Leiter der Kultur- und Bildungsabteilung des Auswärtigen Amtes, MinDir. Dr. Albert Spiegel, der Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, Prof. Dr. Stefan Hormuth, der Leiter der Berliner Ausländerbehörde, Harald Bösch-Soleil, sowie zwei ausländische Studierende. (esf)

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"Europäischer Lebenslauf"

 

Brüssel. Ein einheitliches europäisches Muster für Lebensläufe soll es den Bürgern der Europäischen Union (EU) erleichtern, Zugang zu einer Ausbildung oder einem Arbeitsplatz in einem anderen EU-Land zu erhalten. Die Europäische Kommission hat dazu Ende März 2002 eine Empfehlung vorgelegt, die zu einer besseren Vergleichbarkeit und somit auch Anerkennung beruflicher Qualifikationen beitragen soll. Für Deutsche ist hierbei vor allem zu berücksichtigen, dass der Lebenslauf nicht handschriftlich vorliegen, kein Passfoto enthalten und die einzelnen Stationen des beruflichen Ausbildungs- und Werdegangs in umgekehrter chronologischer Reihenfolge aufführen soll. Der Lebenslauf soll nicht nur bei Bewerbungen in anderen EU-Ländern, sondern auch im Herkunftsland verwendet werden können. Die Kommission rechnet mit einer Verbreitung des Muster-Lebenslaufs über Arbeitsämter und Berufsberatungsstellen sowie über Lehrkräfte, Ausbilder und Arbeitgeber in den Mitgliedstaaten. Das Muster ist im Internet abrufbar über die Seite des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung (CEDEFOP): http://www.cedefop.eu.int/transparency/cv.asp. (esf)

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Rückkehr von Flüchtlingen

 

Berlin. Wie das Bundesministerium des Inneren (BMI) am 6. Mai 2002 mitteilte, ist die "Unterstützung der Rückkehr von vorübergehend aus Kriegsgebieten aufgenommenen Flüchtlingen in ihre Heimatländer, sobald die Umstände es erlauben", ein "vorrangiges Ziel der Bundesregierung bei der Gestaltung einer glaubwürdigen Ausländerpolitik". Die Bundesregierung habe in den letzten Jahren mit einer Reihe von Staaten Rückübernahmeabkommen geschlossen, die die technischen Einzelheiten zur Umsetzung der völkerrechtlichen Pflicht der Staaten regeln, eigene Staatsangehörige wieder aufzunehmen. Vereinbart wurden insbesondere die Verfahren zur Feststellung der Staatsangehörigkeit und der Ausstellung von Heimreisedokumenten. Vereinzelt seien auch Verfahrensabsprachen mit Herkunftsstaaten unterhalb der Ebene förmlicher Rückübernahmeabkommen getroffen worden.

Trotz der bei der Durchführung der Abkommen mit einigen Staaten bestehenden Schwierigkeiten sei die bisherige Bilanz positiv. So seien zum Beispiel von den in Deutschland aufgenommenen 345.000 bosnischen Kriegsflüchtlingen mittlerweile über 300.000 zurückgekehrt beziehungsweise in dritte Länder ausgereist. Der Anteil der zwangsweisen Rückführungen nach Bosnien und Herzegowina liege deutlich unter 2 % aller Ausreisen. Von Juni 1999 bis zum Frühjahr 2002 seien fast 100.000 Personen in das Kosovo zurückgekehrt, wobei rund 90 % aller Ausreisen freiwillig erfolgt seien. Im "Memorandum of Understanding" vom 17. November 1999 hatten sich der Bundesinnenminister und der Leiter der Interimsverwaltung der Vereinten Nationen im Kosovo über die Modalitäten der Rückkehr von in Deutschland ausreisepflichtigen Personen, die aus dem Kosovo stammen, verständigt. Das Memorandum regelt sowohl Aspekte der freiwilligen Rückkehr als auch der zwangsweisen Rückführung.

Obwohl Bund und Länder auf das Primat der freiwilligen Rückkehr setzen, könne auf den Einsatz des Mittels einer maßvollen zwangsweisen Rückführung nicht verzichtet werden, heisst es seitens des BMI. Die effektive Durchsetzung bestehender Ausreisepflichten bilde so einen zentralen Baustein einer glaubwürdigen Ausländerpolitik, die sowohl der Integration der dauerhaft und rechtmäßig in Deutschland lebenden Ausländer als auch der Begrenzung des weiteren Zuzugs aus Staaten außerhalb der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums verpflichtet sei. (esf/BMI)

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Heiratsverhalten und Integrations-
bereitschaft

 

Augsburg. Für Ihre Dissertation zum Thema "Heiratsverhalten und Partnerwahl im Einwanderungskontext: Eheschließungen der zweiten Migrantengeneration türkischer Herkunft" hat die Diplom-Orientalistin Dr. Gaby Straßburger (Universität Essen) am 14. Mai 2002 den Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2002 erhalten. Der von Helmut und Marianne Hartmann gestiftete Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird gemeinschaftlich von der Universität und der Stadt Augsburg sowie vom Forum Interkulturelles Leben und Lernen (FILL) e.V. getragen. Mit dem nun zum fünften Mal vergebenen Preis werden wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet, die sich mit dem Thema "Interkulturelle Wirklichkeit in Deutschland: Fragen und Antworten auf dem Weg zur offenen Gesellschaft" befassen. Wie Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang Frühwald, der Vorsitzende der Jury, hervorhob, widerlege Gaby Straßburger gängige Stereotype über den Zusammenhang zwischen Heiratsverhalten und Integrationsbereitschaft von Zuwanderern. Durch die Auswertung nationaler und regionaler Statistiken und durch biographische Interviews mit jungen Türkinnen und Türken über deren Eheschließung gelange die Autorin zu einem differenzierten Einblick in die Wertvorstellungen türkischer Zuwanderer in Deutschland. Es käme beim Heiratsverhalten, so Frühwald, entschieden auf den jeweiligen 'Heiratsmarkt' an und darauf, wie er besetzt ist. "Dass türkische Männer in Deutschland häufig Frauen aus der Heimat ihrer Eltern (also 'transnational') heiraten, liegt weniger daran, dass sie sich in die eigene Herkunftsgruppe zurückziehen, als vielmehr daran, dass es in der türkischen Migranten-Bevölkerung in Deutschland nur halb so viele ledige Frauen wie Männer gibt und eine Heirat über die Grenzen der Religion hinaus noch immer zu Familienkonflikten führt", so Frühwald. Statistisch sei zu belegen, dass ein Großteil der von der zweiten Generation geschlossenen Ehen 'transnational' ist, also in der Türkei lebende Personen betrifft. Ein wesentlich kleinerer Teil von Menschen dieser zweiten Generation heirate Partner aus der Migranten-Bevölkerung selbst. 'Interethnische' Ehen, also Ehen mit deutschen oder anderen nicht-türkischen Partnern, seien verhältnismäßig selten. Diese Statistik aber verweise nicht auf den Willen zur Abgrenzung und zur Spaltung, sondern vor allem auf die Möglichkeiten, attraktive und gleichgestimmte Lebenspartner zu finden.

Gaby Straßburgers Studie verbindet die Auswertung nationaler und regionaler Statistiken mit biographischen Untersuchungen zu 14 unterschiedlichen Ehen (der zweiten Migranten-Generation) aus einer deutschen Stadt mit 70.000 Einwohnern. Sie gelangt dadurch nicht nur zur Auflösung verbreiteter Vorbehalte, sondern auch zu einem differenzierten Einblick in die Wertvorstellungen junger Türkinnen und Türken in Deutschland. 'Wer in Deutschland das Zusammentreffen mit der Frau oder dem Mann seines Lebens nicht dem Zufall überlässt", heißt es in dieser Dissertation, "handelt gegen die soziale Norm". Bei jungen Deutschen gelte es demnach als altmodisch, die Wahl eines Ehepartners und die Entscheidung zu heiraten, als eine Angelegenheit der ganzen Familie zu betrachten. Junge Türkinnen und Türken dagegen würden Selbstbestimmung und Familienorientierung keineswegs als Gegensätze betrachten. Sie seien meist darum bemüht, eine Balance zwischen den Ansprüchen der Familie und den eigenen Wünschen herzustellen. Heirat sei (auch wenn sie mit Partnern aus dem Herkunftsland der Eltern-Generation vollzogen wird), ein Zeichen der Integration, kein Zeichen der Trennung.

Die Studie entstand im Rahmen des Graduiertenkollegs "Migration im Modernen Europa" am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück. (esf)

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Altenwohnanlage für Türken in Gröpelingen

 

Gröpelingen/Bremen. In Gröpelingen bei Bremen entsteht eine der ersten Altenwohnanlagen für türkische Muslime in Deutschland. Das berichtete die Bremer Ausgabe der "tageszeitung" Mitte April 2002. Geplant wird das Wohnhaus für türkische Alte von der Bremer Heimstiftung an der ehemaligen Gröpelinger Feuerwache. Die Idee hierzu wurde zusammen mit Mitgliedern der Gröpelinger Fatih-Moschee und der Mevlana Moschee entwickelt. Zwölf - im Bedarfsfall medizinisch betreute - Wohnungen werden gebaut, bezugsfertig sollen sie im Frühjahr 2004 sein. Architektur und Umfeld sollen den Bewohnern den Schritt ins betreute Leben erleichtern. Neben dem Wohnheim für Türken sollen auf dem Areal im Zentrum Gröpelingens in den nächsten beiden Jahren noch mehr Gebäude entstehen: Ein Stadtteil-Kulturzentrum mit Ateliers zieht ins alte Feuerwachengebäude, eine Krabbelgruppe, Wohngemeinschaften für Behinderte, aber auch Büros für Architekten oder andere Dienstleister entstehen in unmittelbarer Nachbarschaft. Fast ein Viertel der Gröpelinger Bevölkerung ist ausländischer Herkunft. Bei ungefähr 6.800 MigrantInnen, die dort leben, gehen Schätzungen von gut 500 Personen im Alter von über 60 Jahren aus. (esf)

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Zunahme von Krebs-Todesfällen bei Türken

 

Bielefeld. Wie die Deutsche Krebshilfe Mitte April 2002 mitteilte, nimmt die Zahl der Krebsleiden bei in Deutschland lebenden Türken zu. Nach einer Untersuchung von Wissenschaftlern aus Bielefeld und Heidelberg sterben immer mehr türkische Männer und Frauen vor allem an Tumoren, während die Zahl der an Tumoren verstorbenen Deutschen rückläufig ist. An Krebs sind bislang in Deutschland im Verhältnis zur Einwohnerzahl deutlich weniger Türken mittleren und höheren Alters gestorben als Deutsche. Bei den türkischen Männern und Frauen nähmen vor allem Erkrankungen an Magen und Lunge zu, sagte Hajo Zeeb (Universität Bielefeld) gegenüber der Deutschen Presseagentur. Die Forscher hatten rund 6.000 in den alten Bundesländern an Krebs verstorbene türkische Migranten in ihre Untersuchung einbezogen. (esf)

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"Sport tut Deutschland gut"

 

Berlin. "Sport tut Deutschland gut" heißt eine im April 2002 gestartete Kampagne des Deutschen Sportbundes (DSB). An der Eröffnungsveranstaltung in Berlin nahmen neben Bundespräsident Johannes Rau und DSB- Präsident Manfred von Richthofen viele Vertreter aus Sport, Politik, Wirtschaft und Medien teil. Mit der neuen Kampagne will der DSB die zentrale Rolle des Sports für die Lebensgestaltung des einzelnen Menschen, aber auch für die gesamte Gesellschaft herausstellen. Neben der Bedeutung von Sport für die Gesundheit des einzelnen und für das Gesundheitssystem insgesamt hob der DSB-Präsident die Bedeutung von Sport für die Integration von Migranten hervor. "Miteinander zu sprechen ist bei den vielen verschiedenen Sprachen und Kulturen oft nicht möglich oder schwierig. Aber die Sprache des Sports kennt keine Grenzen, und seine Regeln sind universal!". Das Bundesministerium des Innern (BMI) beteiligt sich mit dem Themenbereich "Integration durch Sport" an der Kampagne. Hierfür werden für die Dauer von vier Jahren aus Integrationsmitteln des BMI rund 1,5 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. (esf)

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Projekt zur Integration von Spätaussiedlern

 

Berlin. Einreisen, bewerben, arbeiten? So geradlinig finden auch akademisch gebildete Spätaussiedler selten den Berufseinstieg in Deutschland. Über die Notwendigkeiten, Hürden und Chancen der beruflichen Eingliederung diskutierte der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Jochen Welt, Mitte März 2002 mit Absolventen und Stipendiaten des Akademikerprogramms der Otto Benecke Stiftung e.V. (OBS). Welt betonte, dass auch gut ausgebildete Menschen Einstiegshilfen benötigen, um einen festen Platz im Arbeitsmarkt einnehmen zu können. Er wies darauf hin, dass mitgebrachte Qualifikationen aus zwei Gründen genutzt werden müssen. Zum einen steige die persönliche Zufriedenheit des hochqualifizierten Menschen durch berufliche Herausforderungen, zum anderen sei der volkswirtschaftliche Gewinn für die aufnehmende Gesellschaft wichtig.
Welt wies jedoch auch darauf hin, dass es Integration "nicht zum Nulltarif" gebe. Diese Aussage wurde auf der Veranstaltung plastisch gestützt durch authentische, sehr persönliche Einblicke in beispielhaften Lebensläufe einiger Absolventen des Akademikerprogramms der OBS. Ob Physikerin, Ökonom, Lehrerin, Rechtsanwalt, Kinderärztin, Schauspielerin oder Elektrotechniker - Sie alle brachten eine abgeschlossene Hochschulausbildung aus den Herkunftsländern mit. Und sie haben es beruflich in Deutschland geschafft, arbeiten heute in Führungspositionen oder selbstständig. Doch auch diese Erfolgsgeschichten benötigten einen Anschub. Wichtig sei die effektive, passgenaue Nachqualifizierung, die an mitgebrachte Qualifikationen anknüpft und hiesiges Know-how vermittelt, hieß es. Diese zeitlich befristete Unterstützung erziele eine langfristige Wirkung. "Bereits über 10.000 Stipendiaten haben an unseren Maßnahmen teilgenommen", erläuterte OBS-Präsident Dr. Lothar Theodor Lemper.

Ein Beispiel für eine erfolgreiche Eingliederung ist der jetzt 44jährige Alexander Ries. Er meisterte eine besonders hürdenreiche berufliche Integration. Als gelernter Jurist reist er Ende 1991 ein, qualifiziert sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren für die Studienergänzung Jura, die das Akademikerprogramm in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Ministerium der Justiz anbietet. Er wird in die Maßnahme aufgenommen, packt 1993 erneut seine Koffer und zieht für 18 Monate an den Studienort nach Gießen. Er absolviert alle Prüfungen mit Bravour, geht 1995 ins Referendariat, legt das zweite Staatsexamen ab und betreibt seit 1998 eine eigene Kanzlei in Duisburg. Der Eingliederung von Alexander Ries und anderen Aussiedlern liegt ein facettenreiches Konzept zu Grunde: Fachliche Eignung, Eigeninitiative, Motivation und die entsprechende staatliche Integrationsleistung, die Menschen diesen Weg eröffnet, vollständig an der hiesigen Gesellschaft teilzunehmen.

Das Akademikerprogramm der Otto Benecke Stiftung e.V. integriert seit über 16 Jahren zugewanderte Akademiker (Spätaussiedler und Kontingentflüchtlinge) in den hiesigen Arbeitsmarkt. Dies geschieht durch passgenaues Ergänzen der mitgebrachten Qualifikationen. Die speziell für die akademische Klientel entwickelten berufsspezifischen Maßnahmen sind Klammern und Brücken zwischen Hochschulausbildungen in der ehemaligen Sowjetunion und den Erfordernissen des hiesigen Arbeitsmarktes. Diese qualifizierten Zuwanderer bringen zwar einen Hochschulabschluss und Berufserfahrung aus ihren Herkunftsländern mit, müssen aber Hilfestellung erhalten, um sich dem hiesigen Arbeitsmarkt in voller Leistungsfähigkeit zur Verfügung stellen zu können. Eine Aufgabe, der sich das Akademikerprogramm in Zusammenarbeit mit ausgewählten Hochschulen stellt. Die Mittel stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung bereit. (esf/BMI)

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Fernkurs AHOI 2002

Saarbrücken. Am 15./16.Juni war es soweit: 77 AbsolventInnen des Fernkurses "Arbeitsmarktspezifische Handlungs- und Orientierungshilfen zur Integration von MigrantInnen (AHOI)" nahmen beim abschließenden Präsenzseminar in Bonn ihre Zertifikate entgegen, ein stolzes Drittel davon für "besonders erfolgreiche Teilnahme". Frau Dr. Dagmar Beer-Kern vom Büro der Bundesausländerbeauftragten gratulierte allen Beteiligten zum Erfolg dieser Weiterbildung und betonte die soziale und politische Notwendigkeit beruflicher Integration.

Im September beginnt der achtmonatige Kurs erneut. Zielgruppe sind BeraterInnen in der Migrationsarbeit und andere MultiplikatorInnen. AHOI vermittelt berufsbegleitend in acht thematischen Schwerpunkten (Modulen) praxisrelevantes Wissen über die berufliche Integration von MigrantInnen. Rechtliche Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten gehören ebenso dazu wie die Bereiche interkulturelle Kompetenz und EU-Migrationspolitiken. Ein Nebeneffekt des internetgestützten Lernens und Diskutierens ist die Förderung bundesweiter Vernetzung der Teilnehmenden. Entwickelt wurde AHOI von der Arbeitseinheit Entwicklungspolitische Forschung und Beratung (EFB) an der Universität des Saarlandes in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK). Bislang konnten bundesweit mehr als 300 TeilnehmerInnen erfolgreich qualifiziert werden. AHOI wird gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Anmeldungen für den neuen Kurs sind ab sofort möglich. Die Teilnahmegebühr beträgt 750 Euro. (mlg)

Kontakt: Petra Barth, Entwicklungspolitische Forschung und Beratung (EFB), Universität des Saarlandes, Tel.: 0681 - 302 64 263, p.barth@mx.uni-saarland.dewww.ahoi-home.de

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Post-Azubis bei Diên Hông in Rostock

 

Rostock. Zum Lehrprogramm der Deutschen Post AG gehört seit Mitte der 1990er-Jahre bundesweit die Thematisierung von Zuwanderungsfragen. Im Rahmen ihres Ausbildungsseminars "Toleranz miteinander leben" haben sich am 22. Mai und 26. Juni 2002 jeweils 11 Auszubildende der Rostocker Niederlassung der Deutschen Post AG beim Rostocker Verein Diên Hông über das Leben von Migrantinnen und Migranten informiert. Sie erhielten Einblicke in deren vielfältigen und komplizierten Rahmen- und Lebensbedingungen - so unter anderem Schwierigkeiten bei der Anerkennung von nichtdeutschen Schul- und Berufsabschlüssen aber auch eine latente und teilweise offene Ausländerfeindlichkeit in Vergangenheit und Gegenwart. Neben einer Videodokumentation der rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen vom August 1992 wurden auch Beispiele gelungener Integration von Zugewanderten in die Gesellschaft aufgezeigt. (esf)

Kontakt: Vietnamesische Begegnungsstätte von Diên Hông, Frau Phuong Kollath, Tel.: 0381/7696291, dienhongrostock@aol.com.

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10 Jahre Bundesverband Mediation e. V.

 

Minden. Der Bundesverband Mediation e. V. (BM) hat seinen 10. Geburtstag fachlich gefeiert: Auf der diesjährige Jahrestagung vom 1.-4. Mai 2002 in Minden wurde unter dem Motto "Mediation erleben" ein Spektrum der Mediation in der Bundesrepublik geboten. Die einzelnen Tage mit Vorträgen und Diskussionen standen jeweils unter einem Leitgedanken: Frieden schaffen, interkulturell zusammen arbeiten und Zukunft gestalten. Zu den wesentlichen Tätigkeiten des 660 Mitglieder starken Vereins gehört die Ausbildung von Mediatoren. "Eine Vielzahl von Ausbildungsinstituten und auch Universitäten werden entweder von unseren Mitgliedern geführt, mit Ausbildern und Ausbilderinnen aus unseren Kreisen versorgt, oder bilden mit Kräften aus, die von unseren Mitgliedern ausgebildet wurden", sagte Dr. Benedikta Gräfin von Deym-Soden, erste Vorsitzende des Vereins. Hiervon gebe es erstaunlich wenige Ausnahmen. Ferner bildet BM Mediations-Programme. "Anders als bei einer Mehrzahl anderer Anbieter und Anbietergruppen" biete man Mediation "nicht isoliert von weitergehenden Maßnahmen an, sondern integriert in Programme mit Weiterbildung, strukturellen Veränderungen, längerfristigen und transformierenden Prozessen", betonte die Gräfin. (esf).

Kontakt: Bundesverband Mediation e.V.,  Geschäftsstelle Kassel, Kirchweg 80, 34119 Kassel, Tel.: 0561/73964-13, Fax: -12, info@bmev.de (Telefonkernzeiten: Mo, Di, Do 10-13 Uhr, Mi 16-19 Uhr)

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Ausbildung von Mediatoren

 

Saarbrücken. Das saarländische Ministerium für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales hat von Mai 2001 bis April 2002 - 22 Personen zu Interkulturellen Mediatoren ausgebildet. Haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen haben die berufsbegleitende Fortbildung zum Thema "Interkulturelle Mediation" in fünf 1 ½ tätigen Blockseminaren absolviert. Mediation kann als Mittel einer konstruktiven Streitkultur eingesetzt werden. Die TeilnehmerInnen bekamen ihr Zertifikat Anfang Mai durch Ministerin Dr. Regina Görner überreicht. (esf)

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Projektmesse zum Engagement gegen Rechts-
extremismus

 

Leipzig. Auf einer "good practice"-Messe haben sich im Februar 2002 in Leipzig 100 herausragende Projekte präsentiert, die im Rahmen des Aktionsprogramm "Jugend für Toleranz und Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert werden. Unter dem Motto "Stark für Toleranz und Demokratie" präsentierten sich Initiativen von und mit Jugendlichen aus dem ganzen Bundesgebiet. Die meisten Projekte sind im Bereich politische und kulturelle Jugendbildung angesiedelt. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Christine Bergmann, zog anlässlich der Projektpräsentation eine Bilanz des Aktionsprogramms für das Jahr 2001: "Mit dem Aktionsprogramm unterstützen wir Jugendliche, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus wenden, und wir holen Jugendliche, die gefährdet sind, rechtsextreme Einstellungen zu entwickeln, wieder in die Mitte der Gesellschaft zurück." Eine solche Arbeit könne nur mit den Menschen vor Ort geleistet werden. Deshalb setze man auf "die gebündelten Kräfte der Menschen in ihrem Lebensumfeld".

Im Rahmen des Aktionsprogramms werden Projekte und Netzwerke gefördert, die aktiv gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vorgehen. Für die Bekämpfung von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen werden im Jahr 2002 von der Bundesregierung wie bereits im vergangenen Jahr 45,5 Mio. Euro bereitgestellt. Insgesamt wurden 2001 rund 2.000 Projekte gefördert, davon ein Großteil Maßnahmen der politischen und kulturellen Jugendbildung, die auch im Jahr 2002 fortgesetzt werden.

Das Aktionsprogramm besteht aus drei Teilen:

- Mit Maßnahmen im Rahmen der politischen Jugendbildung werden u.a. Fachtagungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Kurse, Werkstätten, Theaterprojekte und Festivals gefördert. Dieser Programmteil steht künftig unter dem Titel "ENTIMON" ("Würde", "Respekt").

- "CIVITAS" richtet sich ausschließlich an die neuen Bundesländern und fördert mobile Beratungsteams, Beratungsangebote für Opfer rechtsextremer Gewalt und Maßnahmen zur Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen in den Gemeinden.

- "XENOS - Leben und Arbeiten in Vielfalt" verbindet arbeitsmarktbezogene Maßnahmen mit Aktivitäten gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus (BMA-finanziert).

Informationen zum Aktionsprogramm finden sich unter www.entimon.de, www.jugendstiftung-civitas.org und www.xenos-d.de; eine Übersicht speziell über die Projekte finden sich im Rahmen der politischen Jugendbildung unter www.dji.de/jugend-fuer-toleranz. (esf/BMFSFJ)

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Ausstellung "Anschläge gegen rechte Gewalt"

 

München. Mitglieder der Alliance Graphique Internationale (AGI) haben im Jahr 2001 - vor dem Hintergrund zunehmender rechter Gewalt und einer erschreckenden Apathie gegenüber dieser Gewalt in weiten Teilen der Bevölkerung - KollegInnen und Studierende zu einem Wettbewerb "Plakate gegen rechte Gewalt" aufgefordert. AGI ist eine Vereinigung von rund 300 namhaften Kommunikationsdesignern aus 29 Ländern. Die 125 kreativsten und besten von über 450 eingereichten Arbeiten wurden nun vom 17. Mai bis 14. Juni 2002 auf einer Ausstellung in München gezeigt. Die Plakatausstellung" Anschläge gegen rechte Gewalt" wurde organisiert von der Stelle für interkulturelle Zusammenarbeit und dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Begleitend zur Ausstellung gab es ein informatives Kulturprogramm. (esf)

Infos: Angela Dellner-Aumann, Tel.: 089/233-27379, angela.dellner-aumann@muenchen.de

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Aktionstage "Zivilgesellschaft gegen Rechts-
extremismus"

 

Berlin. Vom 21. bis 23. Mai 2002 hat das "Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt" in Berlin ein Forum zum Thema "Zivilgesellschaft gegen Rechtsextremismus" durchgeführt. Als Gäste nahmen - wie schon in den vergangenen zwei Jahren -350 Jugendliche und Vertreter lokaler Initiativen aus ganz Deutschland an den Aktionstagen teil. Die von der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister des Innern, Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, empfangenen Jugendlichen besuchten Workshops, einen ökumenischen Gottesdienst und eine Gesprächsrunde im Reichstag mit dem Präsidenten des Deutschen Bundestages, Wolfgang Thierse. Höhepunkt war ein großer Festakt am 23. Mai, dem Tag des Grundgesetzes, im "Haus der Kulturen der Welt", an dem rund 700 Jugendliche und Ehrengäste teilnahmen. Während des Festaktes wurden die diesjährigen "Botschafter der Toleranz" durch das Bündnis, Bundesinnenminister Otto Schily, Bundesjugendministerin Dr. Christine Bergmann und die Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen, Marieluise Beck für besonderes zivilgesellschaftliches Engagement ausgezeichnet. (esf)

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Türkisch bald Amtssprache der EU?

 

Brüssel. Türkisch wird möglicherweise bald zu einer Amtssprache der Europäischen Union (EU), auch wenn die Türkei selbst vorerst noch nicht der Gemeinschaft beitreten wird. Eine von den Staats- und Regierungschefs der Union gutgeheißene Wegskizze von EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen sieht nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor, dass Türkisch mit dem Beitritt eines wiedervereinigten Zyperns Amtssprache würde; Griechisch und Türkisch sind die beiden offiziellen Sprachen der Mittelmeerinsel. Würde Türkisch Amtssprache, dann müsste jeder offizielle Rechtstext der EU auch in dieser Sprache veröffentlicht werden. Jeder EU-Bürger könnte seine Anfragen an die EU-Institutionen auf türkisch richten und hätte das Recht, in dieser Sprache eine Antwort zu bekommen. Sei die sprachliche Hürde erst einmal genommen, dann würden vielleicht auch die Vorbehalte gegen die Aufnahme der Türkei abgebaut, hoffen EU-Diplomaten. (esf)

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11. September verstärkt Vorurteile gegen Muslime

 

Brüssel. In fast allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben sich seit den Terroranschlägen in New York und Washington Vorurteile und Anfeindungen gegenüber muslimischen Mitbürgern verstärkt. Das geht aus einem im Juni 2002 in Brüssel vorgestellten Bericht der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) hervor. Am stärksten komme dies in zunehmenden öffentlichen Beschimpfungen und gewalttätigen Übergriffen gegenüber Personen zum Ausdruck, die klar als Muslime zu erkennen seien. Dies gelte insbesondere für Frauen, die Kopftücher tragen. Sie seien geradezu zur "Zielscheibe des Hasses" geworden. Ähnliche Vorurteile gebe es auch gegenüber Männern mit Turbanen - unabhängig davon, ob es sich um muslimische Bürger handele oder nicht. Außerdem häuften sich die Berichte über Angriffe auf Moscheen, die von Schmierereien bis zu Brandstiftung und Bombenanschlägen reichten, heißt es in dem Bericht der in Wien ansässigen Stelle.

Zu den Ländern, in denen es nach dem 11. September kaum zu veränderten Verhaltensmustern gekommen sei, zählen Finnland, Griechenland, Luxemburg, Portugal und Schweden. Auch in Österreich hätten die Spannungen nur kurzzeitig zugenommen. Dagegen wurde aus allen größeren Mitgliedstaaten, aber auch aus den Niederlanden und Dänemark über eine deutliche Zunahme der Fremdenfeindlichkeit berichtet.

Die Mitarbeiter der EU-Beobachtungsstelle zeigen sich irritiert darüber, dass unter dem Eindruck der Spannungen im Nahen Osten "eine Welle des Antisemitismus" entstanden sei. Besonders besorgniserregend seien Übergriffe gegen jüdische Mitbürger. Als Beispiele werden das Versenden sogenannter Hass-Mails über das Internet sowie die Verwüstungen von Synagogen, Kindergärten, Schlachtereien und Friedhöfen genannt. " In Europa müssen wir uns nicht nur der Islamophobie, sondern auch dem Antisemitismus entgegenstellen", sagte EUMC-Direktorin Beate Winkler. Der Bericht zieht allerdings nicht nur eine negative Bilanz der vergangenen Monate. So wird auch auf eine Fülle von Initiativen aus Politik, Medien und verschiedenen Gesellschaftsgruppen verwiesen, die sich bemühen, zum Abbau von Spannungen und zur Stärkung der Toleranz beizutragen. (esf)

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Bekämpfung illegaler Einwanderung in die EU

 

Brüssel. Der Rat Justiz und Inneres der EU-Kommission ist am 28. Februar 2002 der Aufforderung des Europäischen Rates von Laeken vom 14. - 15.12.2001 nachgekommen und hat einen Aktionsplan zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung aufgestellt. Der Aktionsplan schlägt eine ganze Reihe von Massnahmen und Aktionen zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung vor, darunter unter anderem 1. Massnahmen zur Errichtung gemeinsamer Visumsstellen und die Entwicklung eines europäischen Visa-Identifizierungssystems, 2. Massnahmen zur Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen Grenzschutzbehörden (gemeinsame Patrouillen, Austausch von Verbindungsbeamten) und 3. Die Stärkung der Rolle von EUROPOL bei der Bekämpfung der iilegalen Einwanderung. In diesem Zusammenhang plant die EU-Kommission die Vorlage einer "Mitteilung über die Außengrenzen". Weitere Informationen: http://ue.eu.int/newsroom/
NewMain.asp?LANG=1
, http://www.ue2002.es/principal.asp?
opcion=6&subopcion=1&idioma=ingles
. Vom 18. - 20. September 2002 findet in Brüssel eine Konferenzzur Prävention und Bekämpfung von Menschenhandel unter besonderer Berücksichtigung der Kooperation im Zuge des EU-Erweiterungsprozesses statt. Weitere Informationen: http://www.belgium.iom.int/STOPConference/. (esf)

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Deutsch-
rumänische Zusammenarbeit

 

 Berlin. Bundesinnenminister Otto Schily ist Mitte April 2002 im Rahmen einer zweitägigen Reise nach Rumänien zu Gesprächen mit dem rumänischen Staatspräsidenten Iliescu, mit Premierminister Nastase und mit Innenminister Dr. Rus zusammengetroffen. Beide Seiten stellten übereinstimmend fest, dass sich die deutsch-rumänischen Beziehungen seit Unterzeichnung des deutsch-rumänischen Freundschaftsvertrages vor knapp 10 Jahren deutlich verbessert und intensiviert haben. Nach Auffassung von Schily hat sich die Aufhebung der Visumspflicht für Rumänen bei Einreise in die EU, die am 1. Januar 2002 in Kraft getreten war, hat als politisch richtig erwiesen. Rumänien habe moderne ausländerrechtliche und grenzpolizeiliche Standards eingeführt - so bei der Ausweiskontrolle oder bei der Rückübernahme von Staatenlosen. Schily versicherte, dass man Rumänien auch weiterhin bei der Bekämpfung von illegaler Migration und bei der Verbesserung grenzpolizeilicher Maßnahmen unterstützen wolle. Deutschland habe wie die EU ein essentielles Interesse daran, die Sicherung der künftigen EU-Außengrenzen in Osteuropa den EU-Standards anzupassen. (esf/BMI)

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Deutsch-
tunesische Zusammenarbeit

 

Berlin. Auf Einladung von Bundesinnenminister Otto Schily hat sich Hédi M`henni, Innenminister der Republik Tunesien, vom 18. bis 20. Juni 2002 zu einem Arbeitsbesuch in Deutschland aufgehalten. Er wurde von einer Delegation hoher Beamter begleitet. Der Besuch knüpft an den Besuch von Schily vom 21. und 22. April 2002 in Tunesien an. Die beiden Delegationen haben Fragen von gemeinsamem Interesse erörtert, insbesondere in den Bereichen der Sicherheit und der Bekämpfung des internationalen Terrorismus, der grenzüberschreitenden Kriminalität sowie der illegalen Migration und Schleusung. Ferner haben sie sich über den Stand der Ermittlungen im Zusammenhang des terroristischen Anschlages auf la Ghriba auf Djerba am 11. April 2002 ausgetauscht. Sie verurteilten mit Nachdruck den Terrorismus in allen Erscheinungsformen und aus allen Beweggründen, so auch den Terrorismus im Namen des Islam, der eine Religion des Ausgleichs, der Toleranz und der Mäßigung darstellt, und unterstrichen erneut ihre Solidarität mit den Familien und Angehörigen der Opfer dieser Tat. Die Delegationen haben Mittel und Wege zur Verstärkung und Ausdehnung der zukünftigen bilateralen Zusammenarbeit im jeweiligen Zuständigkeitsbereich des deutschen und tunesischen Innenministeriums erörtert, so insbesondere in den Bereichen des Erfahrungs- und Informationsaustausches, des technischen Know-hows sowie im Bereich der Aus- und Weiterbildung. Ferner hat man sich auf die Einrichtung einer deutsch-tunesischen Arbeitsgruppe verständigt, die die Ausrichtung und Maßnahmen dieser Zusammenarbeit im einzelnen festlegen, einen direkten und pragmatischen Informationsaustausch zwischen den Sicherheitsbehörden der beiden Länder einrichten und eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit der beiden Ministerien in den Bereichen Sicherheit und Polizei ausarbeiten soll. (esf/BMI)

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Europäisch-
Asiatische Zusammenarbeit in Migrationsfragen

 

 Lanzarote/Berlin. Die Bewältigung der Wanderungsbewegungen zwischen Europa und Asien war Schwerpunktthema einer zweitätigen internationalen Migrationskonferenz auf Lanzarote (Spanien) am 4./5. April. Teilnehmer der Konferenz waren neben Vertretern aus den EU-Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission die Innenminister von zehn ostasiatischen Staaten. Die Konferenz fand im Rahmen des ASEM-Prozesses (Asia-Europe-Meeting) statt. Im Mittelpunkt standen die Analyse von Migrationsströmen, die internationale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der illegalen Migration sowie Maßnahmen zur Förderung der legalen Zuwanderung. Erörtert wurden insbesondere Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen von illegaler und legaler Migration in den Herkunfts-, Transit- und Zielländern.

In einer "Erklärung von Lanzarote" verpflichten sich die ASEM-Staaten, strategische Informationen über Wanderungsbewegungen, einschließlich der Routen und der Netze für Menschenhandel auszutauschen. Dazu sollen Kontaktstellen zwischen den europäischen und asiatischen Partnerstaaten geschaffen werden. Ausbildung und technische Unterstützung sollen die Zusammenarbeit verstärken. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Feststellung ge- und verfälschter Dokumente. Die ASEM-Partner haben auch eine Prüfung der Einrichtung eines Netzes von Verbindungsbeamten für Einwanderungs- und Konsularfragen vereinbart. In den Herkunftsländern soll die Öffentlichkeit verstärkt über negative Folgen der illegalen Migration, des Menschenschmuggels und des Menschenhandels informiert werden. Diese müssten bereits in den Herkunftsländern besser bekämpft werden, hieß es.

Der Leiter der deutschen Delegation, der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Fritz Rudolf Körper hob hervor: "Von großer Bedeutung ist die Zusammenarbeit bei der Rückführung ausreisepflichtiger Personen und die Rückübernahme durch die Herkunftsländer. Dies ist auch in der ‚Erklärung von Lanzarote' hervorgehoben worden." Für die europäischen Länder besonders wichtig seien unter anderem Rückübernahmeabkommen mit den Herkunftsstaaten. Sie seien "ein wirksames Mittel zur Bekämpfung des Menschenhandels und des Schlepperunwesens". (esf/BMI)

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10 Jahre Betreuung von Flüchtlingskindern in Frankfurt

 

In Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst für Flüchtlinge betreut die Lehrerkooperative Bildung und Kommunikation e.V. seit zehn Jahren in Frankfurt Flüchtlingskinder, die unter schwierigen Bedingungen leben. Zum Teil sind die Kinder noch in Wohnheimen oder Übergangswohnungen untergebracht. Aufgrund der großen Nachfrage von Eltern und LehrerInnen hinsichtlich einer außerschulischen Hilfe bei den Hausaufgaben und beim Erlernen der deutschen Sprache wurde das Projekt gegründet. In zwei Wohnheimen und drei Frankfurter Schulen wird für etwa 60 SchülerInnen im Alter zwischen 6 bis 18 Jahren nachmittags Hausaufgabenhilfe angeboten. Die Kinder kommen überwiegend aus Afghanistan, aber auch aus Pakistan, Iran, Eritrea, Somalia, der Türkei, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo. Ein hauptamtlicher Pädagoge leitet jeweils eine Gruppe in Zusammenarbeit mit Honorarkräften, die zum Teil aus den Herkunftsländern der Kinder kommen.

Die Lebensumstände der Flüchtlingsfamilien in Deutschland sind gekennzeichnet durch beengt Wohnverhältnisse, unsicheren Aufenthaltsstatus, Hilflosigkeit der Eltern, Isolation und Fremdenfeindlichkeit. Die Kinder müssen lernen, sich in einem fremden Land, in einer anderen Kultur zurechtzufinden. Bei vielen von ihnen ist der Alltag durch Armut geprägt. In der Schule, konfrontiert mit einer fremden Sprache, neuen Inhalten und unbekannten Erziehungsmethoden, sind sie ohne außerschulische Hilfe überfordert. Oftmals leiden die Kinder unter einschneidenden, traumatischen Erlebnissen, die sich im Lernverhalten widerspiegeln. Einige der Kinder konnten in ihrer Heimat wegen Krieg und Flucht keine Schule besuchen und müssen zunächst alphabetisiert werden.

Die Kinder kommen mit ganz unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Lernanforderungen in die Hausaufgabenhilfe. Kinder, die neu in Frankfurt sind, werden bis zur vierten Klassen ohne Kenntnisse der deutschen Sprache in eine Regelklasse der Grundschule eingestuft. Ältere Kinder, ab der fünften Klasse, besuchen erst einmal einen Intensivkurs mit dem Schwerpunkt Deutsch, um dann meist nach einem Jahr in eine Regelklasse integriert zu werden. Kinder aus dem arabischen Sprachraum müssen zunächst die lateinische Schrift erlernen. Der Spracherwerb wird erschwert durch die mangelnde Erfahrung mit den kulturellen Voraussetzungen und Gegebenheiten unserer Lebenswirklichkeit, in die die meisten deutschen Kinder selbstverständlich hineinwachsen. Vertrautheit mit der hiesigen Umwelt, mit den Jahreszeiten, Tieren und Pflanzen, mit dem Großstadtleben selbst, aber auch mit andersartiger Religion und geographisch-politischen Zusammenhängen, all das ist den Kindern fremd. Der Schulunterricht setzt jedoch viele dieser Kenntnisse voraus. Ihr Nichtvorhandensein erschwert oft das Verständnis einfachster Begriffe und hemmt dadurch die kognitive Entwicklung.

Bei der Arbeit der Lehrerkooperative hat der Deutschunterricht in Form von Nachhilfe, Hausaufgabenhilfe und Alphabetisierungen einen vorrangigen Stellenwert. Grundvoraussetzung für Lernerfolg ist die Feststellung der Sprachkenntnisse nach Wortschatz, Grammatik, Rechtschreibung, Technik des Lesens und Schreibens sowie der Fähigkeit zum mündlichen Ausdruck. Auf der Grundlage der individuellen Lernvoraussetzungen wird Lernförderung mit differenzierten Lernangeboten durchgeführt, und dies immer wieder in Absprache mit den LehrerInnen. Kinder, die schon länger hier leben, aber immer noch Schwierigkeiten haben, die geforderten Leistungen in der Regelschule zu erbringen, erhalten Hausaufgabenhilfe auch in allen anderen Fächern. Da das Lernniveau bezüglich des Alters, der Schulform, der Sprachkenntnisse unterschiedlich ist, muss eine Individualisierung des Hilfeangebotes erfolgen. Hausaufgabenhilfe ist für diese Kinder ein wichtiger sozialer Bezugspunkt. Die Lehrerkooperative versteht sich als Vermittler zur deutschen Gesellschaft. Die MitarbeiterInnen zeigen den Kindern ihren Stadtteil, beantworten Fragen, begleiten sie in Bibliotheken, gehen mit zur Einschulung, beraten in Schullaufbahn- und Ausbildungsfragen und vertreten Eltern an Schulsprechtagen. Die Kinder werden in ihrem Bedürfnis unterstützt, die neue Umgebung zu verstehen. Hilfe bei den Hausaufgaben einerseits, aber auch Rückhalt, um die vielfältigen Probleme, die aus ihrer schwierigen Lebenssituation erwachsen, besser meistern zu können, das ist eine Aufgabe der Lehrerkooperative.

Thomas Blankenhorn, Lehrerkooperative

Kontakt: Lehrerkooperative Bildung und Kommunikation e.V., Carl-Theodor Reiffenstein-Platz 8, 60313 Frankfurt/Main, Tel.: 069/920038-0, Fax: -38, Lehrerkoop-sprachen@t-online.de

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