Ausländer in Deutschland 3/2002, 18.Jg., 30. September 2002

NOTIZEN

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Italomexikanisch essen gehen

"Long Ho" ist ein ziemlich unscheinbares Fast Food-Restaurant im Belgischen Viertel von Köln. Es riecht nach Friteuse und scharfen Soßen, nach einem Happen für die Mittagspause. Aber für den Kölner Professor Dietrich Soyez ist "Long Ho" ein Inbegriff der Globalisierung. Denn "Long Ho" bietet "japanische Spezialitäten" und eine große Sushi-Auswahl, dazu indonesisches Bami Goreng und chinesische Gerichte aus Kanton und Szechuan an. Die Betreiber des Lokals sind Vietnamesen. Eine Ecke weiter kann man im Lokal "Especiale", dessen Besitzer aus dem Irak stammt, italienisch, mexikanisch und chinesisch essen. Vor allem in den kleinen Imbissstuben, merkt der Professor, geht es inzwischen völlig durcheinander: "Man hat das Gefühl, alles - nicht nur die Namen und die Bezeichnungen der Speisen, sondern auch die Gewürze und die Art der Zubereitung, die Elemente, die aus verschiedenen Küchen genommen werden - alles wird miteinander frisch kombiniert".

Die Studenten des Wirtschaftsgeographen Soyez erforschen die global-lokale Verflechtung von Gastronomie und Speiseangebot, sprich die Vermischung nationaler Küchen in der großstädtischen Restaurantszene. Dafür haben sie 300 Gaststätten im Belgischen Viertel und in Ehrenfeld untersucht: Die Ergebnisse lassen sich auch auf andere deutsche Städte übertragen. Dabei entdeckten die Forscher persische Restaurants, die "Piccolo" und "Pinocchio" heißen. Sie schauten schwarzafrikanischen Köchen bei der Zubereitung der chinesischen Wan-tan-Suppe zu, probierten Dönerburger im "Kiffhäuser Grill" und ließen sich die Reibekuchen-Pizza auf der Zunge zergehen.

Ist eine solch wilde Vermischung ein Zeichen von Kreativität oder von Beliebigkeit? Das soll jeder für sich entscheiden, sagt Soyez. Fakt ist, dass solche Lokale immer mehr werden und sich bevorzugt in Universitätsnähe ansiedeln. Sie ziehen Touristen an und beleben insgesamt die städtische Wirtschaft. Ob teure Esstempel oder kleine Imbissbuden: Die Herkunft der Besitzer bestimmt nicht mehr den Inhalt der Kochtöpfe. Vielmehr entscheidet die Nachfrage. Anscheinend gefallen die Experimente der jungen multikulturellen Klientel gut. Daneben gibt es allerdings Restaurants, die Wert auf rein ethnische Küche legen, sei es die kölsche "Oma Kleinmann" oder der "edle" Italiener.

Viele Pizzerien werden heutzutage von Türken betrieben, von denen allerdings viele beim Italiener gelernt haben. Ein italienischer Restaurantbesitzer, erzählt Prof. Soyez, habe diese Entwicklung bitter beklagt: Es schmecke ganz anders, wenn ein Türke italienisch koche. In seinem Restaurant kämen die Rezepte dagegen direkt von der Großmutter von zu Hause. Resistent gegen die Fremdeinflüsse zeigen sich spanische Gastronomen. Japanische Restaurants lassen Vermischungen ebenfalls nicht zu, haben die Forscher festgestellt. Sie passten sich höchstens ein bisschen dem deutschen Geschmack an, indem sie den Sushi-Fisch milder salzten.

Allerdings: Selbst Köche, die auf Heimat und Tradition bestehen, kriegen die überlieferten Gerichte oft nicht mehr hin. Schuld sind die Zutaten. Den Chinakohl beziehen die Restaurants beispielsweise von Landwirten asiatischer Herkunft aus den Niederlanden. Dort wächst der Kohl unter anderen Bedingungen als in Fernost - und chinesische Touristen beschweren sich über den deutlich veränderten Geschmack.

Der Weg der Zutaten erwies sich für die Geographen als sehr interessant. Es ist nämlich keineswegs so, dass alle kölschen Gaststätten ihr Gemüse vom nächsten Großmarkt holen. Manche Thai-Restaurants lassen sich zum Beispiel die Gewürze frisch einfliegen oder über Freunde regelmäßig mitbringen. Die Inder beziehen den richtigen Curry vom Großhändler in London, der Kontakte noch aus der Kolonialzeit pflegt. Soyez: "Da gibt es offensichtlich Netzwerke, die sich aus der Geschichte der Migration erklären, aus weiterbestehenden Verknüpfungen zu den Heimatländern, die ja heute viel einfacher beizubehalten sind, als das vor einigen Jahren oder Jahrzehnten möglich war".

Matilda Jordanova-Duda

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Repräsentativ-
untersuchung 2001

 

Bonn. Das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung hat die Repräsentativuntersuchung 2001 über die Situation der ausländischen Arbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen in Deutschland veröffentlicht. Für die von MARPLAN (Offenbach) und polis (München) erstellte Studie wurden Ausländer aus den früheren vier Hauptanwerbeländern für Gastarbeiter (Türkei, Griechenland, Italien, ehemaliges Jugoslawien) befragt. Insgesamt repräsentieren diese Gruppen 56 % der ausländischen Wohnbevölkerung. Die Repräsentativuntersuchung gibt Auskünfte über ein sehr breit gefächertes Themenspektrum von der familiären, schulischen und beruflichen Situation über Fragen von Geld und Finanzen, Wohnverhältnisse, Freizeitkontakte und Freizeitaktivitäten sowie Diskriminierung und Ausländerfeindlichkeit bis hin zur Mediennutzung, der politischen Interessenvertretung und Zukunftsplänen. Ferner wird die Situation einzelner Personengruppen (junge Ausländer, Ältere, Arbeitslose, nicht-erwerbstätige Frauen) untersucht. Die Repräsentativuntersuchung 2001 wurde nach demselben Muster wie die Vorgängerstudien (1980, 1985, 1995) durchgeführt. Es wurden im Wesentlichen dieselben Fragen gestellt. Dadurch können die neuen Daten mit den älteren verglichen und Entwicklungen festgestellt werden. Darüber hinaus beschäftigt sich ein Sonderteil der Studie mit der Situation polnischer Werkvertragsarbeitnehmer, Gastarbeitnehmer und Saisonarbeiter.

Das Gesamtergebnis der Untersuchung kann im Internet unter http://www.bma.bund.de (Themenschwerpunkte ?Ausländerbeschäftigung/Integration) eingesehen werden. Außerdem kann eine inhaltsgleiche CD-ROM, Best.-Nr.: C 501 (kostenlos) angefordert werden. (esf/BMA)

Bezug: 
Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, Referat Publikationen, 
Postfach 500, 53105 Bonn oder per E-Mail über info@bma.bund.de

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Wettbewerb zur Integration

 

Berlin. 1.000 geladene Gäste bevölkerten am 22. August 2002 auf Einladung von Bundespräsident Johannes Rau den Park von Schloss Bellevue zur Preisverleihung des Wettbewerbs zur Integration von Zuwanderern und einem anschließenden Abend der Begegnung. Bei herrlichem Sommerwetter fand die Preisverleihung im Rahmen eines würdigen und doch lebendigen Rahmenprogramms statt, das unter der Moderation von Jörg Pilawa durch zahlreiche prominente Gäste mitgestaltet wurde, darunter der Botschafter der Türkei, die Schauspieler Erol Sander und Miroslav Nemec, die Boxbrüder Klitschko und viele andere. Von den insgesamt 1.300 Wettbewerbsbeiträgen erhielten rund 200 eine Auszeichnung, zehn davon wurden im Rahmen der Veranstaltung auf der Bühne des Bundespräsidialamtes vorgestellt. (MW)

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Islamunterricht in Niedersachsen

 

Hannover. Niedersachsen will als zweites Bundesland nach Berlin an staatlichen Schulen Islamunterricht in deutscher Sprache einführen. Ab August 2003 sollen in einem zeitlich befristeten Schulversuch Lehrkräfte zum Einsatz kommen, die bislang muttersprachlichen Unterricht mit religiösen Themen erteilten. Dies teilte Niedersachsens Kultusministerin Renate Jürgens-Pieper Ende Juli 2002 mit. Das Projekt soll im Sommer 2003 für Schüler islamischer Glaubensrichtung ab der 5. Klasse beginnen. Die Zahl muslimischer Kinder in Niedersachsen wird auf 45.000 geschätzt. Vorbereitend will Jürgens-Pieper Repräsentanten maßgeblicher Glaubensrichtungen der Muslime zu einem "Runden Tisch Islamischer Religionsunterricht" einladen, der als Beirat fungieren soll. Das Land will so einen "verbindlichen Ansprechpartner" für die inhaltliche Ausgestaltung des Unterrichts bekommen. Überlegungen für einen Islam-Unterricht waren bisher daran gescheitert, dass dem Land wegen der verschiedenen moslemischen Gruppierungen mit voneinander abweichenden Glaubensrichtungen ein fester Ansprechpartner fehlte. Der Unterricht soll als ordentliches Lehrfach benotet werden und Einfluss auf die Versetzung haben, sagte die SPD-Politikerin. Seitens der Lehrkräfte werde der Nachweis einer vergleichbaren Befähigung wie bei Lehrern für andere Unterrichtsfächer erwartet. Die Zahl der Schulen, die an dem Versuch teilnehmen könnten, richte sich nach dem Interesse bei den Eltern muslimischer Kinder. Nach einem Beschluss der Ministerpräsidenten vom Dezember 2001 prüfen derzeit alle Bundesländer, ob und in welcher Form sie Islamunterricht anbieten werden. Ausschließlich in deutscher Sprache wird Islamunterricht nach Angaben der Landesregierung bislang lediglich in Berlin erteilt - in Trägerschaft eines islamischen Vereins. Bayern praktiziere muslimischen Religionsunterricht in türkischer Sprache, Nordrhein-Westfalen gemischt in Türkisch und Deutsch (vgl. AiD 2/02). (esf)

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Expertenhearing mit Sprachkurs-
trägern

 

Nürnberg. Am 12. Juni 2002 fand beim Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (BAFl) ein "Expertenhearing mit Sprachkursträgern" statt. Vertreterinnen und Vertreter des BAFl und des Bundesministeriums des Inneren trugen ihre Pläne zur Umsetzung der Integrationskurse nach dem Zuwanderungsgesetz vor. Trotz des Wechsels der ministeriellen Zuständigkeiten des Bundes stellte der Vertreter des Innenministeriums die Fortsetzung der institutionellen Förderung für den Sprachverband Deutsch e.V. bis zum Herbst 2003 in Aussicht. Ein Protokoll der Veranstaltung ist über die Homepage des Bundesamtes abrufbar: www.bafl.de. (esf)

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Bundesweiter Sprachentag

 

Mainz. Am 25. September 2002 findet zum zweiten Mal nach 2001 der bundesweite Sprachentag für Deutsch als Zweitsprache statt. Der Sprachverband Deutsch e.V. möchte mit dieser Veranstaltung öffentlich auf die besondere Situation von Deutschlernenden in Deutschland hinweisen und für die künftige Deutschkursförderung durch den Bund und die Länder werben. Die Veranstaltungen finden einen Tag vor dem allgemeinen europäischen Sprachentag statt, zu dem der Europarat aufgerufen hat. Der Europarat plädiert dafür, künftig jährlich einen Europäischen Tag der Sprachen zu begehen und zwar jeweils am 26. September. Als Motto für den diesjährigen Sprachentag empfiehlt der Europarat "Lifelong language learning" (Sprachen lernen - ein Leben lang). Weitere Informationen: www.sprachentag.de. (esf)

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UN beobachtet weltweite Zunahme von Rassismus

 

New York. Die Vereinten Nationen (UN) haben seit den Anschlägen vom 11. September eine weltweite Zunahme von Rassismus und rassistischer Diskriminierung beobachtet. Der Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission Maurice Glèlè-Ahanhanzo stellte Ende August 2002 in New York einen Bericht der Kommission vor. Demnach seien Diskriminierung von Muslimen und Arabern, Anschläge auf Synagogen und Anwendung rassischer Profile bei Einreisekontrollen die typischsten Beispiele für diese Entwicklung. Muslime und Araber würden bei Reisen in westliche Länder häufig stigmatisiert. Angriffe auf jüdische Synagogen und antisemitische Graffiti stünden mit dem andauernden israelisch-palästinensischen Konflikt im Zusammenhang. Zu den weiteren Ursachen zählen die Autoren auch die Wahlerfolge nationalistischer und rechtsextremer Parteien in einer Reihe von Ländern. Nach dem 11. September sei In zahlreichen Ländern eine Rückkehr von Rassismus, rassischer Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit zu beobachten. "Zusammen mit den Sicherheitsmaßnahmen für die Bekämpfung des Terrorismus führen die Maßnahmen gegen Einwanderung nun zu dem Eindruck, dass ein Eiserner Vorhang zwischen dem Norden und dem Süden des Planeten gefallen ist", heißt es. Der internationale Kampf gegen Rassismus müsse mit Ausdauer und Nachdruck geführt werden, da täglich Millionen von Menschen betroffen seien. (esf)

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Die meisten Muslime wollen hier bleiben

 

Soest. Die überwiegende Mehrheit der mehr als 3,4 Millionen in Deutschland lebenden Muslime will einer Umfrage zufolge dauerhaft in Deutschland bleiben. Mit 82 % sei dieser Wunsch sehr ausgeprägt, teilte das Zentralinstitut Islam-Archiv in Soest am 24. Juni 2002 mit. 65 % der vom Institut befragten 900 Muslime strebten eine Einbürgerung an. Die Zahl der Muslime mit deutschem Pass wird mit derzeit 630.000 angegeben. Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie sich dem Islam "als Teil ihrer Identität" verbunden fühlen. In Moschee-Vereinen oder anderen religiösen Vereinigungen seien aber nur knapp 10 % organisiert. Es gebe zurzeit 77 "klassische" Moscheen, das heißt äußerlich als Moschee erkennbare Gotteshäuser sowie 2.300 andere Bethäuser, teilte das Zentralinstitut mit. Weitere 123 Moscheen befänden sich in Planung. Die von vielen Moschee-Gemeinden eingerichteten Koranschulen würden von 7 % der 850.000 muslimischen Kinder besucht. (esf)

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Stadtrundfahrt für Migranten

 

Manche Probleme in Städten mit hohem Migrantenanteil hängen damit zusammen, dass sich die Zugewanderten in ihrem Wohnort nicht heimisch fühlen oder auch kaum aus ihrem nächsten Wohnumfeld herauskommen und sich entsprechend auch nicht mit ihrer Stadt identifizieren. Einen einfachen, aber durchaus wirkungsvollen Weg zur Förderung der Identifikation mit dem Wohnort geht nun die Stadt Kiel. Im Rahmen der Interkulturellen Wochen laden die Touristinformation Kiel und die Kieler Verkehrs-Gesellschaft am Sonntag, 29.09.2002 zu einer kostenlosen Stadtrundfahrt durch Kiel mit türkischer Übersetzung ein. Viele türkische MigrantInnen kommen selten vom einen Ufer des Nord-Ostseekanals auf das andere. Initiiert hat das Projekt das Referat für Ausländerinnen und Ausländer beim Amt für Soziale Dienste der Landeshauptstadt Kiel. Anmeldungen sind möglich unter Tel.: 0431/ 901-2430. (esf)

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Internet-Portal für die "Black Community"

 

Berlin. Um der so genannten "Black Community" in Deutschland eine Stimme zu geben, planen die Berliner Agentur "cyberNomads" und die "Initiative Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland (ISD)" nach einem Bericht der "tageszeitung" (23.07.02) die Errichtung eines Internetportals. Ziel ist die Bündelung der eigenen Potenziale innerhalb der Gemeinschaft, um professioneller in einer weißen deutschen Öffentlichkeit agieren zu können. Mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung soll ein Netzwerk für die Black Community in Deutschland entstehen, mit dem eine effektive Lobbyarbeit und ein umfangreiches Bildungs- und Kulturangebot aufgebaut werden kann. Beim "Black Media Congress" im Berliner Goethe-Institut stellte die Agentur im Juli 2002 das Konzept erstmalig vor. Erschienen waren Medienexperten, die auf der Plattform ab September ihre Arbeiten veröffentlichen: Vertreter schwarzer Printmedien wie Africa Positive oder Blite, Initiativen wie Adefra für Schwarze Frauen in Deutschland, Vertreter des "Black International Cinema"-Festivals in Deutschland sowie schwarze Filmemacher, Musikproduzenten, Studenten und Pädagogen. Geplant ist die neue Internetpräsenz als ein langfristiges Kommunikationssystem mit einem breiten Bildungs- und Informationsangebot zu Aktivitäten unterschiedlichster "people of colour". (esf)

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Ohne Ausländer ginge in München nichts

 

München. Würden die etwa 115.000 ausländischen Erwerbstätigen in München auf einen Schlag ihre Arbeit einstellen, stünde die bayrische Landeshauptstadt vor dem Kollaps. Hunderte Betriebe in der Gastronomie, im Reinigungsgewerbe, im Gesundheitswesen oder im Handwerk müssten vielleicht sogar schließen. Wie wichtig Ausländer für die Wirtschaft sind, ist nun - nachdem dies 1992 eine ähnliche Studie für Düsseldorf konstatierte (vgl. AiD 2/92) - auch durch eine Münchner Studie nachgewiesen worden. Die Studie der Economix Research&Consulting wurde von Wirtschaftsreferent Reinhard Wieczorek in Auftrag gegeben und Anfang Juli 2002 dem Stadtrat vorgelegt. Sie beschäftigt sich nicht nur mit der aktuellen Lage, sondern auch mit den Perspektiven, die sich durch den Wegfall der Grenzen und die Globalisierung für die Stadt eröffnen.

Die Zahlen, die der Autor der Studie, Kurt Vogler-Ludwig, auflistet, machen klar, dass Ausländer niemandem Arbeit wegnehmen, sondern oft diejenige Arbeit machen, die Deutsche meist nicht annehmen. Überdies ist es für eine Volkswirtschaft von Vorteil, wenn ihr Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, deren Ausbildung das Herkunftsland finanziert hat. Vor allem im Zuge der EU-Osterweiterung dürfte sich der jährliche Zuzug von ausländischen Arbeitskräften bei etwa 15.000 einpendeln. Wenn allerdings gut ausgebildete Polen, Tschechen oder Ungarn auf den Münchner Arbeitsmarkt drängen, könnte es durchaus sein, dass es "im bisher eher geschützten Segment hoch qualifizierter Arbeitskräfte partiell zu einer neuen Konkurrenz-Beziehung zwischen aus- und inländischen Arbeitskräften kommt", heißt es in der Studie. Damit der Arbeitsmarkt nicht aus dem Gleichgewicht gerät, sollte nach Meinung des Autors die Kontrolle der Zuwanderung geregelt sein.

Es gilt aber auch, Fehlentwicklung bei den etwa 282.000 Münchner Ausländern zu begegnen. Die Kinder und Enkel der ersten "Gastarbeiter" weisen insgesamt erhebliche Rückstände im Bildungsniveau auf. Obwohl sich der Ausländeranteil in München in den letzten vier Jahrzehnten auf 23 % etwa verdreifacht hat, sind Jugendliche ohne deutschen Pass in der beruflichen Bildung unterrepräsentiert: Nur 14 % der Lehrlinge sind Ausländer, sie stellen fast zwei Drittel aller Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss und 40 % der Abgänger mit Hauptschulabschluss. Wenngleich Eingebürgerte in diesen Daten nicht enthalten sind, resümiert Vogler-Ludwig zu Recht, dass hier zu wenig in Human-Kapital für die Zukunft investiert wird. (esf)

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Migrationszentrum in Bottrop

 

Bottrop. Seit dem Sommer 2002 werden Pläne realisiert, in einem mehr als dreißig Meter hohen Industriedenkmal in Bottrop ein "Zentrum für Migration und Integration" einzurichten, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Rainer Ohliger von der Humboldt-Universität Berlin und Jan Motte vom Landeszentrum für Zuwanderung in Solingen haben ein entsprechendes Konzept erarbeitet. Sie schlagen eine Nutzung für Bildung, Dokumentation und Ausstellungen - mit dem "melting pot" Ruhrgebiet als Schwerpunkt - vor. Die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen, für die knapp 1,3 Millionen Euro zur Verfügung stehen, sollen Anfang 2003 abgeschlossen sein. Betrieben wird das Zentrum von der Historischen Gesellschaft Bottrop e.V., die mit der Eigentümerin des Bauwerks, mit der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur in Dortmund, einen Nutzungsvertrag geschlossen hat. Der Bautyp des geplanten Zentrums ist selbst ein Migrant. Denn der Malakoffturm, benannt nach dem lange als uneinnehmbar geltenden Fort im Süden der Festung Sewastopol, ist von der Krim ins Ruhrgebiet eingewandert. Hier hat er zwischen 1850 und 1880 schnell Verbreitung gefunden, um unansehnliche Fördergerüste aus Holz oder Eisen im Stil der Wehrarchitektur, dickwandig und oft reich verziert, zu umhüllen. Mehr als hundert Malakofftürme wurden errichtet, doch nur ein gutes Dutzend ist erhalten geblieben. Das Migrationszentrum entsteht in einem besonders imposanten Exemplar, mit Ecktürmchen, Friesen, Rundbogenfenstern und schönem Mauerwerk, das auf dem Zechengelände von Prosper II in Bottrop-Batenbrock steht. Es wurde 1873 erbaut und später mit einem imposanten Fördergerüst versehen. 1987 wurde er als in dieser Kombination letzter Malakoffturm außer Betrieb genommen, während das benachbarte Bergwerk bis heute fördert. (esf)

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Welt erläutert Aussiedlerpolitik

 

Berlin. Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen, Jochen Welt, MdB, hat im Rahmen verschiedener Pressegespräche im Juni und Juli 2002 eine Bilanz über die Aussiedlerpolitik der Bundesregierung seit 1998 gezogen und Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt. Der Spätaussiedlerzuzug habe sich Ende der 90er-Jahre auf jährlich rund 100.000 Personen eingependelt, sei 2000 und 2001 jedoch unter dieser Marke geblieben. Im ersten Halbjahr 2002 habe es mit 38.000 Aussiedlern einen Rückgang um rund 10.000 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum gegeben. Welt erinnerte an die historische Verantwortung Deutschlands für die deutsche Minderheit und deren Angehörige, die in Russland pauschal als Deutsche und Faschisten beschimpft, systematisch ausgegrenzt und gezwungen worden seien, in die asiatischen Teile der ehemaligen Sowjetunion und nach Sibirien umzusiedeln. Diese Menschen würden noch die Benachteiligungen aus der kommunistischen Zeit spüren. Ab Mitte der 90er-Jahre seien massive Probleme bei der Integration insbesondere jugendlicher Aussiedler in Deutschland erkennbar geworden, die zunächst "entschieden zu wenig Beachtung fanden", sagte Welt. Ursachen dieser Integrationsprobleme seien vor allem: unzureichende oder keine Deutschkenntnisse der mitreisenden Familienangehörigen (bei mehr als zwei Dritteln der "Neuankömmlinge"), ein kultureller Abstand zur einheimischen Bevölkerung sowie die schwierige Arbeitsmarktlage.

Welt wies auf die Bedeutung von Artikel 6 des am 1. Januar 2003 in Kraft tretenden Zuwanderungsgesetzes für die Spätaussiedlerproblematik hin und erläuterte das "4-Säulen-Modell" der Integrationspolitik der Bundesregierung. Dieses bestehe aus Sprachförderung, sozialer Beratung und Betreuung sowie Unterstützung der beruflichen und gesellschaftlichen Integration. Im Einzelnen habe die Bundesregierung die Sprachförderung 2001 mit über 859 Mio. DM unterstützt. 2002 seien es bei erkennbarem Rückgang der Zuzugszahlen 430,7 Mio. Euro (842,38 Mio. DM). Ab Januar 2003 müssen Aussiedler einen Sprachtest bestehen, um nach Deutschland einreisen zu dürfen. Während bislang nur die Antragsteller Deutsch sprechen mussten, sehe das Zuwanderungsgesetz Tests für alle Einreisenden vor.

Maßnahmen der sozialen Beratung und Betreuung seien 2001 mit über 77 Mio. DM unterstützt worden. 2002 seien es insgesamt 39,6 Mio. Euro (77,45 Mio. DM). Im Bereich der beruflichen Integration komme das mit jährlich rund 1 Mrd. Euro ausgestattete Sofortprogramm der Bundesregierung zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit (JUMP) zu einem großen Teil jungen Aussiedlern zugute. Die finanziellen Mittel zur gesellschaftlichen Integration schließlich seien stufenweise erhöht worden von 32 Mio. DM 1998 auf 26,907 Mio. Euro (52,63 Mio. DM) im Jahre 2002. Damit seien bundesweit rund 1.300 Projekte gefördert worden. Für das Jahr 2003 werde eine weitere Aufstockung angestrebt.

Darüber hinaus erprobe das Bundesministerium des Inneren (BMI) in Modellprojekten neue Wege der Integrationsarbeit. Diese Erfahrungen werde man auch bei der Integration anderer Zuwanderer nutzen können, sagte Welt. Als wichtigste Modellprojekte nannte er die Netzwerke für Integration, Integrationsverträge, Drogen- und Suchtprävention, Kriminalprävention und Übernahme eines Ehrenamts. Bei den Netzwerken für Integration würden bevorzugt Projekte gefördert, die aus Netzwerken hervorgehen. Die Integrationsverträge nach niederländischem Vorbild würden Rechte und Pflichten der Aussiedler nach dem Grundsatz "Fördern und Fordern" regeln. Hier würden neun Modellversuche laufen. Im Bereich der Drogen- und Suchtprävention würden 12 Modellprojekte für Aussiedler, aber auch andere Zuwanderer, die Beratung benötigen, gefördert. Erstmals werde 2002 eine Fortbildungs- bzw. Werkstattreihe "Sucht-Migration-Hilfe für Fachkräfte in der Arbeit mit Aussiedlern" mit 62.000 Euro gefördert. Seit 2002 fördere das BMI bevorzugt Projekte, an denen ehrenamtliche Kräfte mitwirken. So seien bereits 15 derartige Projekte mit 535.000 Euro unterstützt worden.

Im Hinblick auf das neue Zuwanderungsgesetz machte Welt deutlich, dass mit Recht auch für den Kreis einreisender nichtdeutscher Familienangehöriger (Ehegatten/Abkömmlinge) ausreichende deutsche Sprachkenntnisse gefordert werden: "Es geht darum, Integrationsprobleme, insbesondere bei den nichtdeutschen Familienangehörigen, zu vermeiden. Hier hat es Fehlentwicklungen gegeben, die dringend korrigiert werden müssen." Durch die veränderte Rechtslage werden Spätaussiedler und ihre Ehegatten beziehungsweise Angehörigen gegenüber Ausländern nicht benachteiligt. Welt: "Die Ehegatten und Angehörigen von Spätaussiedlern sind gegenüber Ausländern privilegiert, denn sie können in jedem Fall zusammen mit den im Aufnahmebescheid benannten Bezugspersonen in die Bundesrepublik Deutschland einreisen." Ein Nachzug von Angehörigen, verbunden mit einer familiären Trennung, bleibe ihnen somit erspart. Darüber hinaus würden die einbezogenen nichtdeutschen Verwandten nach ihrer Aufnahme in Deutschland die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben. (esf/BMI)

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Green Card lockt weniger IT-Spezialisten

 

Frankfurt/Main. Zwei Jahre nach Einführung der Green-Card hat sich der Zustrom von IT-Spezialisten aus dem Ausland deutlich abgeschwächt. Im vergangenen Jahr hätten noch jede Woche durchschnittlich 150 Computerfachleute die Arbeitserlaubnis erhalten, sagte eine Sprecherin der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) Anfang August 2002. In diesem Jahr seien es nur noch zwischen 60 und 80. Insgesamt seien bis Ende Juni 12.309 Fachkräfte aus Ländern außerhalb der EU nach Deutschland gekommen. Maximal soll die Green-Card 20.000 Spezialisten auf den deutschen Arbeitsmarkt locken. Die Arbeitserlaubnis war am 1. August 2000 eingeführt worden, um den massiven Mangel an Fachkräften in der deutschen IT-Branche zu mildern. Die Initiative D21 zog nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) eine positive Bilanz. Zwar habe das Thema IT-Fachkräftemangel angesichts der schwächelnden Wirtschaft "an Brisanz verloren", sagte der Vorsitzende der Initiative und Vorsitzende der Geschäftsführung von IBM Deutschland, Erwin Staudt. Die Anstrengungen in Ausbildung und Weiterbildung müssten aber langfristig angelegt werden. Die Zahl der bisherigen Green-Card-Besitzer entspreche immerhin zwei vollständigen Jahrgängen an Informatik-Absolventen. Noch immer würden die Spezialisten gesucht. Knapp 7.000 Studienabgängern in Informatik stehe eine Nachfrage nach rund 18.000 Fachkräften aus der IT-Branche gegenüber, sagte Staudt gegenüber der F.A.Z. (esf)

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50 Jahre AIESEC - Deutschland

 

Köln. AIESEC ist die größte internationale Studentenorganisation mit weltweit mehr als 740 Lokalkomitees in über 80 Ländern. Die deutsche Sektion feiert 2002 ihren 50. Geburtstag. AIESEC ist in Deutschland mit seinen Lokalkomitees an fast 60 Universitäten vertreten. Die Organisation wurde 1948 von europäischen Studenten gegründet, um mittels internationaler Praktika den nach dem Zweiten Weltkrieg beginnenden kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen den europäischen Ländern zu fördern. Am 19. April 1952 hatte sich ein deutsches Nationalkomitee konstituiert. Auf dem 4. Jahreskongress in Kopenhagen wurde Deutschland noch im gleichen Jahr offizielles Mitglied der internationalen AIESEC-Familie. Ein Jahresbericht 2001/2002 ist bei AIESEC erhältlich. (esf)

Kontakt: 
Deutsches Komitee der AIESEC e.V., Subbelrather Str. 247, 50825 Köln, 
Tel.: 0221/551056, Fax: 0221/5507676, info@aiesec.de, www.aiesec.de

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50 Jahre Fulbright-
Stipendien

 

Berlin. Das deutsch-amerikanische Fulbright-Stipendienprogramm besteht seit 50 Jahren. Am 18. Juli 1952 unterzeichneten der damalige Hohe Kommissar John McCloy und Bundeskanzler Konrad Adenauer in Bonn das Fulbright-Abkommen, ein Abkommen "Über die Finanzierung von Austauschvorhaben zum Zwecke der Erziehung und Weiterbildung". Deutschland war damit das 25. Land, das mit den Vereinigten Staaten einen solchen Stipendiatenaustausch vereinbarte. Mittlerweile gibt es solche Abkommen und Fulbright-Kommissionen in 51 Ländern. "Das deutsche Programm ist heute das größte und erfolgreichste von Fulbright insgesamt", sagt George Schütte, der Direktor der Fulbright Kommission bei einer Feierstunde im Auswärtigen Amt in Berlin am 12. März 2002. Seit 1952 haben mehr als 30.000 Studenten, Wissenschaftler, Lehrer, Fremdsprachenassistenten, Journalisten und Bildungsexperten aus Hochschulen, Ministerien und Förderorganisationen ein Jahresstipendium erhalten, um im jeweils anderen Land zu lernen, zu forschen oder zu lehren. 700 deutsche und amerikanische Studenten und Wissenschaftler werden momentan betreut. Damit hat die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit erfolgreich zu einer stabilen Partnerschaft beider Länder beigetragen. Die jährlichen Kosten von 7,5 Millionen Euro tragen Deutschland und die USA gemeinsam. Ins Leben gerufen hatte das Programm Senator William Fulbright 1946 in Washington, um "mutual understanding", gegenseitiges Verständnis, zwischen den USA und anderen Staaten durch wissenschaftlichen Austausch zu fördern. (esf)

Kontakt: 
Fulbright-Kommission, Oranienburger Straße 13-14, 10178 Berlin, Tel: 030/284443-0, www.fulbright.de 

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Frauenhandel

 

Vilnius. Wie Audra Sipaviciene, Leiterin des Büros der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Vilnius Mitte September 2002 mitteilte, ist eine neue Internetseite www.focus-on-trafficking.net zum Handel mit Frauen aus den baltischen Staaten freigeschaltet worden. (esf)

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Internationaler Kongress zur Migration von Kindern

 

West Bridgford. Kindermigration existiert weltweit in vielfacher Form: Kinderhandel, grenzüberschreitende Adoptionen, Wanderung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen sowie von Flüchtlingen und Asylbewerbern im Familienverbund. Vom 27. - 31. Oktober 2002 findet nun im Hyatt Regency Hotel in New Orleans/USA der erste internationale Kongress zur Kindermigration (1st International Congress on Child Migration) statt. Veranstalter sind der Child Migrants Trust, die International Association of Former Child Migrants & their Families. Der Kongress steht unter dem Motto "Return, Reunite & Reconcile" und soll als Forum für beruflich mit dem Thema befasste Personen dienen. Aus den Erfahrungen vergangener Kindermigrationspolitiken will man für die Zukunft lernen. Neben anderen Themen werden psycho-soziale Fragen der Trennung von Kindern und Jugendlichen von ihren Eltern sowie Identitätsfragen diskutiert und die schwierige Frage der Wiedervereinigung von Familien nach Jahrzehnten der Trennung debattiert. (esf)

Kontakt: 
The Child Migrants Trust, 28a Musters Road, West Bridgford, Nottinghamshire, UK, NG2 7PL, Tel.: ++44 (0) 1159822811, sue@sjaques.fsworld.co.uk, www.nottscc.gov.uk/child_migrants/
congress/Index.htm
 

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Wiederaufbau der Brücke von Mostar

 

Paris. Der Wiederaufbau der 1993 im Bosnien-Krieg zerstörten Brücke von Mostar hat Ende Juni 2002 begonnen. Das teilte die UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kunst (Unesco) mit. Vorausgegangen seien zweijährige Planungen gemeinsam mit der Weltbank. Bis zu ihrer Zerstörung galt die hohe Bogenbrücke als Symbol für das friedliche Zusammenleben der Kulturen im ehemaligen Jugoslawien. (esf)

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