Ausländer in Deutschland 3/2002, 18.Jg., 30. September 2002

SELBSTORGANISATIONEN

*) Dieser Beitrag wurde im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Wissen ist Macht

Migranten-
organisationen setzen auf Qualifizierung, um ihre Interessen selbst zu vertreten


Mehr als nur Folklore:
Migrantenvereine trommeln für ihre Interessen

Das Betreuungsmonopol durch die Wohlfahrtsverbände machte es den Migrantinnen und Migranten in Deutschland schwerer als in anderen Ländern, sich selbst zu organisieren und ihre Interessen eigenständig zu verteidigen. Erst in den siebziger Jahren kam es zur verstärkten Neugründung von Eigenorganisationen. Heute gibt es zahlreiche von MigrantInnen gegründete und geleitete Vereine mit einer Vielzahl von Zielsetzungen und Aktivitäten. Allein in Nordrhein-Westfalen wurden zuletzt mehr als 2200 Organisationen ermittelt.

Von der Öffentlichkeit der Mehrheitsgesellschaft werden die Selbstorganisationen von MigrantInnen allerdings häufig mit unverhohlener Skepsis betrachtet. Die Diskussion, auch in den Fachkreisen, bewegt sich zwischen zwei entgegengesetzten Auffassungen: während die einen die Selbstorganisation als Anzeichen und Verstärkung der Separation begreifen, betonen die anderen ihren Beitrag zur Integration durch "Binnenintegration". Das Landeszentrum für Zuwanderung in Nordrhein-Westfalen löst sich in seinen Forschungs- und Projektansätzen zur Stärkung von Migrantenorganisationen bewusst von dieser dualistischen Sichtweise und nimmt eine dritte Perspektive ein: Es unterstreicht ihre Bedeutung als zivilgesellschaftlichen Faktor. Dabei wird das Selbstverständnis von Migrantenselbstorganisationen als Empowerment begriffen, das auf die Gewinnung von Kontrolle und die Ermöglichung der Gestaltung der eigenen Lebensumstände abzielt. Dies ist umso wichtiger, als rund zwei Dritteln der MigrantInnen in Deutschland die traditionelle Form der Partizipation, nämlich das Wählen, nicht offen steht, und sich daran nur langsam durch die Auswirkungen des neuen Staatsbürgerschaftsrechts etwas ändern wird.

Der Grad an Einflussnahme auf zivilgesellschaftliche und politische Entwicklungen hängt entscheidend davon ab, wie durchsetzungsfähig die Organisationen in ihrer Lobbyarbeit sind und wie es ihnen gelingt, ihre Anliegen in den Medien zu vertreten. Eine vergleichende Studie über Minderheitenorganisationen in Deutschland und Großbritannien kam unter anderem zu dem Ergebnis, dass nur etwa 7 % der deutschen Presseberichte über Migrationsthemen auf die Aktivitäten und Presseerklärungen von Selbstorganisationen zurückgehen, während der Anteil in Großbritannien bei 21 % liegt. Offensichtlich gelingt es Selbstvertretungen von MigrantInnen in Deutschland noch immer nicht ausreichend, die Medien zu erreichen. Selbst dort, wo sie einen offiziellen politischen Auftrag haben, etwa bei Ausländerbeiräten, bleibt ihre Medienpräsenz eingeschränkt und mithin auch ihre Möglichkeit, politische Interessen durchzusetzen.

Projekte, die auf die "Selbstermächtigung" von MigrantInnen abzielen, setzen deshalb genau hier an: einerseits an der politischen Aufwertung ihrer Interessenvertretung und andererseits an der Qualifikation ihrer Mitglieder, die es ihnen erlauben soll, ihre Lobbyarbeit zu effektivieren. Das Landeszentrum für Zuwanderung NRW konzipierte eine Qualifizierungsreihe als Pilotprojekt, bei der die Fragen des Vereinsmanagements und der Organisationsentwicklung im Mittelpunkt standen. Das Projekt richtete sich an Führungskräfte in den Vereinen, die später auch als MultiplikatorInnen dienen sollen, und vermittelte Elemente der Organisationsentwicklung. Zum Curriculum gehörten sowohl Fragen des Vereinsrechts als auch Projektplanung und -finanzierung, Rollen im Team, Führung und Entscheidung, Konfliktmanagement und Öffentlichkeitsarbeit. Die Qualifizierungsreihe und Elemente des anschließenden Train-the-Trainers-Seminars werden in einem Handbuch dokumentiert, das ab Ende des Jahres beim LZZ erhältlich ist (www.lzz-nrw.de ). Außerdem wird ein Pool aufgebaut mit Kontaktadressen der im Modellprojekt ausgebildeten TeamerInnen.

Auch die Europäische Union setzt bei ihrer Antidiskriminierungspolitik auf die Stärkung der Migrantenorganisationen. Deshalb spielt der Empowerment-Ansatz eine wichtige Rolle in ihrem derzeitigen Aktionsprogramm. Eines der von der EU-Kommission geförderten europäischen Projekte ist PEER (Paths for empowerment for EU-Residents) in Trägerschaft des Europäischen Netzwerks gegen Rassismus ENAR. Das Projekt geht davon aus, dass sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen, die von verschiedenen Arten der Diskriminierung betroffen sind, aufgrund mangelnden Fachwissens auf verschiedenen Gebieten nur unzureichend auf politische Entscheidungsfindungsprozesse Einfluss nehmen können. Defizite gebe es vor allem bei den Medienkontakten, bei der Mittelbeschaffung und der Vernetzung. Darüber hinaus zahlten MigrantInnen den Preis dafür, dass sie über die westeuropäischen Strukturen und die Funktionsweise demokratischer Institutionen oftmals nicht grundlegend Bescheid wüssten. Durch das Projekt PEER sollen Basisorganisationen, die im Bereich der Bekämpfung von Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft, der Religion oder des Alters tätig sind, Instrumente an die Hand gegeben werden, über die der selbstständige Kompetenzerwerb nachhaltig gefördert wird. Dabei wird den unterschiedlichen Bedarfslagen in den einzelnen europäischen Ländern durch die Aufteilung in regionale Koordinationsgruppen Nord-, Mittel- und Südeuropa Rechnung getragen. Material zum politischen "Empowerment-Training" von Minderheiten hat PEER inzwischen in einer Loseblatt-Sammlung herausgegeben. Erhältlich ist sie bei ENAR, Rue de la Charité 43, B - 1210 Brüssel, info@enar-eu.org


Autorin: Veronika Kabis

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Das Ende der Unmündigkeit

 

Während andere Migrantenorganisationen selbstmitleidig ihre in Deutschland zugezogenen Wunden lecken, haben die "Unmündigen" zum Gegenangriff auf die Mehrheitsgesellschaft geblasen. Ihre Waffe: eine Sprache, die scharfzüngig mit den Begrifflichkeit von Zuwanderungs- und Integrationspolitik spielt und gnadenlos ihre Pfeile in die Diskussion um die "Ausländer" in Deutschland schießt. Ihre Mission: der Mehrheitsgesellschaft den Spiegel vorhalten und die MigrantInnen aus der verordneten Unmündigkeit herausführen. Sie sind eine intellektuelle Avantgarde, die ihre Wurzeln in der Arbeiterklasse nicht vergessen hat, sie treffen mit ihren Analysen deutscher Einwanderungspolitik ins Mark und versteigen sich dennoch nicht in geistige Höhenflüge, sondern sind mit ihren Aktivitäten am Puls des Migrationsalltags.

Der Anschlag von Solingen hat die Söhne und Töchter Mannheims zusammengeführt. Er hat sie politisiert, war das tragische Fanal für den Aufbruch in die Zeit eines neuen Selbstbewusstseins. Als einer der ersten hat sich der Verein mit den konservativen Selbstverständlichkeiten der Einwanderungsdebatte auseinandergesetzt. Die Unworte "Ausländer" und "Fremde" haben sie über Bord geworfen ("Ausländer leben im Ausland, Fremden begegnet man nicht jeden Tag"), die wahren Auseinandersetzungen finden zwischen Mehrheitlern und Minderheitlern statt. Rassismus ist jenes Wort, das in diesem Lande nicht in den Mund genommen wird und um das sich doch alles dreht. Ihre Bündnispartner suchen sich die Unmündigen in Gruppen, die auf die eine oder andere Weise Minderheitenangehörige sind: andere Migrantengruppen, schwarze Deutsche, Roma, aber auch Mehrheitler, die ihre Wahrnehmung der deutschen Einwanderungsrealität teilen.

Das Selbstverständnis der Unmündigen liest sich wie die traurige Bilanz einer jahrzehntelang verfehlten "Ausländerpolitik": "Wir sind politisch unmündig gehaltene Bürger dieses Staates. Gesetze werden über uns, aber nicht mit uns gemacht. Wir, die MigrantInnen hingegen, akzeptierten bisher diesen Zustand. Wir sahen uns selbst als Ausländer und verhielten uns dementsprechend. Wir betreiben keine Herkunftspolitik und rechtfertigen unser Dasein nicht nur über unseren Beitrag zum Bruttosozialprodukt. Wir geben uns nicht mit Scheinämtern wie Ausländerbeiräten zufrieden."

Aufsehenerregende Aktionen sind für die Unmündigen das Mittel der Wahl, um ihre wohldurchdachten Inhalte in die Öffentlichkeit zu bringen. Spott und Selbstironie bestimmten bereits ihre ersten Veranstaltungen wie etwa das "Fest des deutschen Mitbürgers" (für unsere gastfreundlichen IN-Länder), bei dem die Perspektive der folkloristischen Multikulti-Feste einfach mal umgedreht wurde: bei Sauerkraut und Dattelbaumbier beteuerte der "Landesbeauftragte für deutsche Angelegenheiten" die regen Anstrengungen der Deutschen zur Integration, warnten Teilnehmer der Podiumsdiskussion vor der bevorstehenden Überdeutschung. Für die anwesenden Politikvertreter wurde die Fete zur peinlichen Persiflage. Reges Medieninteresse ernteten die Unmündigen auch mit ihrer Kampagne "Rettet die Wahl 98", mit der sie darauf aufmerksam machen wollten, dass über acht Prozent der Bevölkerung an den Bundestagswahlen nicht teilnehmen durften. Die Wahlberechtigten wurden dabei zu "Briefwahlpartnerschaften" aufgerufen, um den Wahlbogen dann von einem Nicht-Wahlberechtigten ausfüllen zu lassen. Eine Aktion, die den Unmündigen fast eine Anzeige wegen Aufforderung zu einer Straftat - Wahlbetrug - eingebracht hätte.

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen, hieß es beim Aufklärer Immanuel Kant. Die Mannheimer Unmündigen haben den Spieß schon lange herumgedreht. Sie sind eine Truppe, mit deren Klarsicht, Scharfsinn und Witz die Themen Migration und Antirassismus in Deutschland eine neue, zukunftsweisende Perspektive erfahren können.

Kontakt: 
Die Unmündigen e.V., Neckarpromenade 46, 68167 Mannheim, Tel. 0621-2937660, cindark@ids-mannheim.de,
www.buendnis-toleranz.de/Liste-.847.10944/
Die-Unmuendigen-e.V..htm


Autorin: Veronika Kabis

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Vorbildlich: Multikulturelles Forum Lünen

 

Münster/Essen. Als vorbildliches Beispiel einer Migrantenorganisation wurde das Multikulturelle Forum Lünen e.V. (MkF) 1999 in einer Studie vom Institut für Politikwissenschaft der Uni Münster und dem Zentrum für Türkeistudien in Essen hervorgehoben." Die Migrantenselbstorganisation bezweckt laut Vereinssatzung "die Förderung aller Kulturen und Nationalitäten durch Maßnahmen, die ein besseres Miteinander zum Ziel haben", so Geschäftsführer Kenan Kücük. Weiterhin soll mit der Selbstorganisation die Interaktion zwischen den MigrantInnen untereinander und mit der Mehrheitsgesellschaft verstärkt werden. Der Verein hat rund 150 Mitglieder aus über 18 Ländern. Die Arbeitsbereiche der MkF in Lünen sind vielfältig und umfassen alle Altersgruppen. So werden unter anderem Fortbildungen und Projekte angeboten, kulturelle Veranstaltungen organisiert sowie Hilfestellungen bei beruflicher Orientierung und sozialen Problemen geleistet. Das MkF verwirklicht seine Projekte und Angebote in Zusammenarbeit mit örtlichen, regionalen und transnationalen Kooperationspartnern und Partnergruppen. Das MkF ist Träger verschiedener Projekte und Maßnahmen. Eines davon ist das Modelprojekt "Integration älterer Migrantinnen und Migranten". Es befasst sich mit der besonderen Situation älterer Einwanderer - einem bisher weitgehend übersehenen Problem, erklärt Evrim Özay, die für das Projekt verantwortlich ist. Ältere MigrantInnen nehmen die vorhandenen sozialen, kulturellen und pflegerischen Altenarbeitsangebote erfahrungsgemäß nicht wahr. Mit speziellen Angeboten wird der Ansatz erprobt, den Bedürfnissen der wachsenden Zahl älterer MigrantInnen gerecht zu werden. Die Grundidee der MkF war, dass MigrantInnen, die hier leben und mehr oder weniger integriert sind, andere MigrantInnen, die das noch nicht geschafft haben, in den gesellschaftlichen Prozess mit einbeziehen. Zudem sollten sie für Weiterbildung, lebenslanges Lernen, berufliche Qualifizierung motiviert werden, so dass sie danach sich für eigene Belange einsetzen und sich bürgerschaftlich engagieren können.

Die Einrichtung wurde 1985 als "Türkisch-Deutscher-Familien-Kultur-Verein" gegründet. Im Lauf der Jahre entwickelte sich die Initiative vom bi- zum multikulturellen Verein weiter und wurde 1992 in "Multikulturelles Forum Lünen e.V" umbenannt. Zudem übergab die Stadt Lünen 1992 dem MkF die Trägerschaft der multikulturellen Begegnungstätte (Bergamannsmuseum) auf der Bahnstraße. Aus dem zunächst nur ehrenamtlichen Engagement erwuchs mehr und mehr Professionalität, wobei heute ehrenamtliche Tätigkeiten immer noch eine große Rolle spielen. Das MkF ist inzwischen anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. 1994 wurde das MkF mit dem Karl-Kübel-Preis ausgezeichnet. 

Infos unter: www.multikulti-forum.de.


Autor: Ali Sirin, Dünya-Deutschland

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Freiwilliges Engagement von Migranten

 

Das gängige Bild zeigt den Einwanderer als benachteiligte und hilfsbedürftige Person. Dass Migranten sich auf verschiedenen Gebieten ehrenamtlich engagieren, gerät dabei aus dem Blick. Die freiwillige Arbeit, die sie in Kultur-, Sport-, Elternvereinen, Selbsthilfegruppen und Berufsverbänden leisten, war bisher kein Thema, räumte Peter Haupt, Staatssekretär des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, bei der Tagung "Freiwilliges Engagement von Migranten" in Bonn ein.

Die deutschen Institutionen, auf die Mitarbeit von Ehrenamtlichen angewiesen, beklagen sich, zu wenige unter den Einwanderern zu finden. Bei der Freiwilligen Feuerwehr, den Rettungsdiensten, dem Umweltschutz und bei der Pflege des lokalen Brauchtums - etwa des Karnevals- seien sie kaum anzutreffen, bestätigte Prof. Stefan Gaitanides von der Fachhochschule für Sozialarbeit in Frankfurt/Main. Die Jugendlichen bevorzugten national organisierte, z.B. türkische Fußballclubs, statt den deutschen beizutreten. Ebenfalls wenige fühlen sich von den kirchlichen Organisationen angezogen. "Die Kommunikation in den traditionellen Vereinen ist", so Gaitanides, "durch unterschwellige kulturelle Zugehörigkeit gekennzeichnet. Neue werden über persönliche Ansprache im Freundeskreis angeworben. Migranten vermitteln sie den Eindruck einer "geschlossenen Gesellschaft".

Das Engagement variiert je nach Alter und Bildungsgrad. Je höher der Bildungs- und Beschäftigungsstatus, desto eher sind die Leute dazu bereit. Allerdings fordern sie eine offene, frei auszuhandelnde Planung und Raum für Spontaneität. Frauen und Jugendliche treten eher in deutsche beziehungsweise in ethnisch heterogene Vereine ein als Männer und Ältere. In der Tätigkeit der vielen kleinen Selbsthilfegruppen, die aus den interkulturellen Nachbarschaftszentren und Migrantenangeboten der Wohlfahrtsverbände hervorgegangen sind, suchten die Einwanderinnen nach Selbstentfaltung und Emanzipation unter fremden, aber gleich betroffenen Frauen, so Gaitanides.

Die Motivation, sich ehrenamtlich zu engagieren, ist bei Deutschen und bei Migranten unterschiedlich, sagte Jörg Reiner Hoppe vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge. Die deutschen Ehrenamtler, zu ihren Motiven befragt, nennen an erster Stelle "Spaß haben" und "sympathische Menschen treffen", dann auch "Anerkennung finden" und "eigene Interessen vertreten". Für die Ausländer dagegen steht die "Lösung eigener Probleme" an erster Stelle, gefolgt von der Suche nach einem "Schutzraum", wo man sich als Mensch anerkannt fühlt. Die gegenseitige Hilfe und die Bewahrung der kulturellen Identität sind weitere wichtige Motive.

Die Migrantenvereine brauchen mehr Unterstützung als deutsche, sagte Hoppe, weil sie kaum Eigenressourcen mobilisieren können und über weniger Humankapital verfügen. Vor allem brauchten sie Räume und eine längerfristige Förderung, die über einzelne Projekte hinausgeht.

"Die ethnisch gemischten Migrantenorganisationen sind professioneller und erhalten auch mehr Unterstützung vom Staat", so der Sozialpädagoge Gaitanides. Die Summen sind allerdings marginal. Als Beispiel führte er die für deutsche Verhältnisse überdurchschnittlich gute Förderung der Stadt Essen an, die 100 Vereine mit insgesamt 75.000 Euro im Jahr unterstützt. Dagegen stellt London ebenfalls 100 Vereinen 1,7 Mio. Pfund plus qualifiziertes Personal zur Verfügung. In Deutschland fehle den Migrantenorganisationen die politische Lobby, meint Gaitanides. Zudem gelten sie - zu Unrecht - als abgeschottet und von Fundamentalisten unterwandert. Er warnte davor, die ethnischen Eigenorganisationen zu verteufeln. Sie seien keine Barriere, sondern vielmehr eine Schleuse in die Aufnahmegesellschaft. Sie dienten als Anlaufstelle für mittelständische Unternehmer aus dem Herkunftsland, die in Deutschland investieren wollen, sowie für Deutsche, die im entsprechenden Land den zweiten Wohnsitz oder andere Beziehungen haben. Als Förderkriterium solle die Identifizierung mit dem demokratischen Gesellschaftssystem dienen: Allerdings dürfe die Meßlatte nicht höher angesetzt werden als bei deutschen Organisationen.

"Die älteren Mitglieder sind noch dabei, wo sie Erfolge hatten", sagte Aydin Saynan vom Migrantenforum. "Das waren vor allem die Nachbarschaftsinitiativen im Stadtteil. Sie haben sich jedoch verbittert aus der großen politischen Arbeit zurückgezogen, weil sie seit Jahrzehnten dieselben Forderungen nach dem kommunalen Wahlrecht, der doppelten Staatsbürgerschaft und der interkulturellen Erziehung stellen". Oder wie ein anderer Teilnehmer betonte: Migrantenvereine wollen nicht nur an den Stadtfesten, sondern auch an der Stadtgestaltung beteiligt werden.


Autorin: Matilda Jordanova-Duda

Studie "Freiwilliges Engagement von Migranten und Migrantinnen" des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISIS) und des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge

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