Ausländer in Deutschland 3/2002, 18.Jg., 30. September 2002

STATISTIK

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Ausländer-
beschäftigung: Dienstleister vorn

Im Jahr 2000 gab es in Deutschland ziemlich genau 3 Millionen Erwerbstätige mit ausländischer Staatsangehörigkeit (3,012 Mio.). Davon waren zwei Drittel (1,96 Millionen) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, knapp 10 % Selbständige und mithelfende Familienangehörige, 9,5 % Saisonarbeitnehmer und Werkvertragsarbeitnehmer; die übrigen gingen einer geringfügigen Beschäftigung nach. Der Anteil der Ausländer an allen Erwerbstätigen lag bei 8,2 % und damit unter der Ausländerquote in der Gesamtbevölkerung (8,9 %). Von den knapp zwei Millionen beschäftigten Ausländern hatten nur 41.200 (2,1 %) ihren Arbeitsplatz in den östlichen Bundesländern.

Die Rangfolge der in Deutschland abhängig Beschäftigten nach nationalen Gruppen ist seit Jahren unverändert (Stand Juni 2000).

Die strukturellen Veränderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind auch an den ausländischen Beschäftigen nicht spurlos vorübergegangen (s. Grafik unten). So hat sich die Zahl der im Energie- und Bergbausektor beschäftigen Ausländer von 29.400 im Jahr 1992 auf 13.200 im Jahr 2000 mehr als halbiert. Im Verarbeitenden Gewerbe war vor 10 Jahren noch fast jeder zweite ausländische Arbeitnehmer beschäftigt (47,5 %), im Jahr 2000 waren es nur noch 36,8 %. Auch der seit 1995 anhaltende Rückgang im Bausektor verminderte die Zahl der ausländischen Bauarbeiter drastisch: von 217.000 auf 137.000 (in 2.000). Umgekehrt hat die Ausländerbeschäftigung in den expandierenden Wirtschaftsbereichen deutlich zugenommen: im Handel von 184.200 (1992) auf 212.400, im Verkehrssektor von 92.300 auf 107.700, vor allem aber im breit gefächerten Dienstleistungssektor: von 462.600 (Anteil 22,7 %) auf 640.000 (32,6 %; die Zahlen beziehen sich auf 1992 und 2000 im Bundesgebiet West).

Die wachsende Bedeutung des Dienstleistungssektors spiegelt sich auch in der Berufsgruppenstatistik wider. Die Rangliste der von ausländischen Beschäftigten ausgeübten Berufe wird von den Verkehrsberufen (Eisenbahn, Schiffs- und Luftverkehr, Kraftfahrer, Post, Lager- und Transportarbeiter etc.) angeführt, gefolgt von den Reinigungsberufen und den Verwaltungs- und Büroberufen (s. Tabelle unten). Erst nach diesen Dienstleistungsberufen folgen sogenannte "Fertigungsberufe" wie Ernährungsberufe (Bäcker, Fleischer, Köche etc.), Schlosser und Mechaniker, Montierer, Metallerzeuger, Bauberufe, Chemiearbeiter und Kunststoffverarbeiter. Zu den 20 stärksten Berufsgruppen, denen 87 % aller ausländischen Beschäftigten in Deutschland angehören, zählen weitere quantitativ bedeutende Dienstleistergruppen wie Warenkaufleute (einschl. Verkaufspersonal), die Gesundheitsberufe (Ärzte, Krankenschwestern/-pfleger etc.), die sogenannten Gästebetreuer (Gastronomie- und Hotelfachkräfte), sowie die Sozial- und Erziehungsberufe (Sozialarbeiter, Erzieher, Lehrer, Altenpfleger etc.). 

In etlichen Berufsgruppen liegt der Anteil der Ausländer über 15 %, in einigen sogar über 20 %. Rechnet man mehrere Hunderttausend eingebürgerte Arbeitnehmer hinzu, die in den letzen 10 Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben und nicht mehr in der Ausländerstatistik erscheinen (die Zahl ist offiziell nicht bekannt), dann würde noch deutlicher, in welchem Umfang einzelne Wirtschaftzweige von den Zuwanderern in Vergangenheit und Gegenwart abhängig sind. Auch der akute Mangel an Fachkräften in verschiedenen Branchen zeigt - trotz 4 Millionen registrierter Arbeitsloser im Herbst 2002 -, dass der deutsche Arbeitsmarkt auch in Zukunft auf den "Import" qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen sein wird.


Autor: Martin Zwick, isoplan

[ Seitenanfang ]


Deutlicher Rückgang der Asylbewerber-
zahlen

 

Berlin. In der Zeit von Januar bis Juni 2002 haben 36.226 Personen in Deutschland Asyl beantragt. Damit sank im ersten Halbjahr 2002 die Zahl der Asylanträge im Vergleich zum ersten Halbjahr 2001, um 4.556 (-11,2%). Im Vergleich zum 2. Halbjahr 2001 ist die Zahl der Asylanträge sogar um 11.279 Personen (-23,7%) zurückgegangen. Die Hauptherkunftsländer im ersten Halbjahr 2002 waren der Irak mit 5.482 Personen, die Türkei (5.009), die BRep. Jugoslawien (3.547), die Russ. Föderation (2.022) und Afghanistan (1.767).

Bundesinnenminister Otto Schily zeigte sich erfreut über diese Entwicklung: "Offensichtlich haben die Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes und die intensive Diskussion, die ihr vorausgegangen war, auch nach außen hin deutlich gemacht, dass missbräuchliche Asylaufenthalte in Deutschland künftig erheblich rascher beendet werden können. Wer seine Identität bewusst verschleiert, wird keine Aufenthaltserlaubnis mehr erhalten. Die Identitätsverschleierung kann nun sowohl strafrechtlich als auch sozialrechtlich sanktioniert werden. Dies schreckt Asylbewerber mit missbräuchlichen Absichten bereits im Vorfeld ab." Nach der Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes rechnet Schily mit einem weiteren signifikanten Rückgang der Zahl der Asylanträge.

Im ersten Halbjahr 2002 hat das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (BAFl) 72.496 Entscheidungen getroffen. 1.491 Personen (2,1%) wurden als Asylberechtigte anerkannt. 3.024 Personen (4,2%) erhielten Abschiebeschutz nach § 51 Abs. 1 des Ausländergesetzes. 44.046 Asylanträge (60,7%) wurden abgelehnt. 23.935 Anträge (33,0%) wurden durch formelle Verfahrenerledigungen (z.B.: Antragsrücknahmen) erledigt. Bei 793 Personen hat das Bundesamt Abschiebehindernisse im Sinne von § 53 des Ausländergesetzes festgestellt. Die Zahl der Personen, über deren Anträge noch nicht entschieden wurde, betrug Ende Juni 2002 43.789 (42.834 Erstanträge und 955 durchzuführende Folgeverfahren). Zudem liegen dem BAFl 17.606 Asylfolgeanträge vor, bei denen noch nicht entschieden ist, ob ein Folgeverfahren durchgeführt wird.

Im Vergleich mit dem 2. Halbjahr 2001 gingen die Zugänge der Asylbewerber aus jedem der zehn stärksten Herkunftsländer im 1. Halbjahr 2002 zurück. Prozentual besonders deutlich sanken die Zugangszahlen aus Afghanistan (-51,3%), Vietnam (-45,5%) und dem Irak (-41,3%). Gegenüber dem 1. Halbjahr 2001 haben im 1. Halbjahr 2002 die Zugangszahlen von sechs der zehn stärksten Herkunftsländer abgenommen, die übrigen sind nur geringfügig gestiegen. Am deutlichsten gingen prozentual die Zugänge aus Vietnam (-36,8%) dem Iran (-33,4%) und dem Irak (-30,0%) zurück. Bosnien Herzegowina ist nicht mehr unter den zehn Hauptherkunftsstaaten vertreten. Kamen im 1. Halbjahr noch 1.249 Asylbewerber nach Deutschland, so verringerte sich die Zahl im 2. Halbjahr 2001 auf 1.010 und im 1.Halbjahr 2002 auf 538 Antragsteller. Im innereuropäischen Vergleich (EU) lag Deutschland im Jahr 2001 bei der Aufnahme von Asylbewerbern in Relation zur Bevölkerungszahl auf Rang 9. (esf/BMI)

[ Seitenanfang ]


Aussiedlerzuzug sinkt weiter

 

Berlin. Im 1. Halbjahr 2002 sind nach Angaben des Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung, Jochen Welt, nur 37.689 Spätaussiedler - insbesondere aus den Nachfolgestaaten der früheren UdSSR nach Deutschland eingereist. In den Vergleichsmonaten des Vorjahres waren es noch 48.415. Im Monat Juni kamen 8.491 gegenüber 10.640 im Juni 2001. Darüber hinaus ist im ersten Halbjahr dieses Jahres auch die Zahl der neue gestellten Aufnahmeanträge zurückgegangen: Wurden in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres noch 41.900 Aufnahmeanträge gestellt, so waren es im Vergleichszeitraum 2002 nur noch 34.017. Gleichzeitig ist auch der Anteil derjenigen gesunken, die den Spätaussiedlerstatus für sich in Anspruch nehmen können. Von den im Monat Juni aufgenommenen Personen waren nur noch 21,4% anerkannte Spätaussiedler gegenüber 24,36% im Jahr 2001. Es sei, so Welt, zu erwarten, dass der Anteil der mit einbezogenen Familienangehörigen, also derjenigen, die zur Zeit noch keine Sprachprüfung machen müssen, zum Jahresende auf über 80% steigt.

Der aktuelle weitere Rückgang der Antragszahlen bei den Spätaussiedlern zeige, so Welt, dass die Politik der Bundesregierung greife. "Immer mehr Angehörige der deutschen Minderheit insbesondere in Russland und Kasachstan entscheiden sich für einen Verbleib in ihren Herkunftsländern. Zum einen können sie sich mit den aus Deutschland finanzierten Projekten ‚Hilfe zur Selbsthilfe' eine eigene Ausbildung ermöglichen und ihre Existenz in den Herkunftsländern sichern. Zum anderen reagieren offensichtlich immer mehr auf die ständigen Hinweise der Bundesregierung, bereits vor der Antragstellung und der Ausreise die vielfältigen Möglichkeiten zum Erwerb oder der Verbesserung der deutschen Sprache zu nutzen." Im neuen Zuwanderungsgesetz werde für die mitreisenden und einbezogenen Familienangehörigen ein Sprachtest bereits im Herkunftsland verlangt. "Offensichtlich", so Welt weiter, "belegen die zurückgehenden Antragszahlen damit auch, dass das neue Zuwanderungsgesetz schon jetzt viele zu einem verstärkten Besuch der 1.300 Sprachlernstätten in Russland und Kasachstan veranlasst, bevor sie einen Antrag auf Übersiedlung stellen." (esf/BMI)

[ Seitenanfang ]


1,2 Millionen Aussiedler sind "Doppelstaatler"

 

Berlin. Von 1993 bis 2000 haben rund 1,2 Millionen Aussiedler die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten, ohne ihre frühere aufgeben zu müssen. Diese Zahlen nannte das Bundesministerium des Inneren in einer Pressemitteilung Anfang August 2002. Bis zur Reform des Staatsbürgerschaftsrechts am 15. Juli 1999 wurde zugelassen, dass sich AusländerInnen in Deutschland einbürgern ließen, jedoch nach der Einbürgerung ihre frühere Staatsbürgerschaft wieder erworben haben. Hierbei wurde über die so genannte "Inlandsklausel" Mehrstaatlichkeit auf Dauer hingenommen. Aussiedler und Spätaussiedler sind damit die größte Gruppe der Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit ("Mehrstaatler") in Deutschland. Ihre Zahl wird statistisch nicht gesondert erfasst. Im Gesetz zur Reform des Staatsangehörigkeitsrechts ist geregelt worden, dass bei der Einbürgerung in Deutschland grundsätzlich die bisherige Staatsangehörigkeit aufzugeben ist. Bei Wiedererwerb der früheren Staatsangehörigkeit geht die deutsche nach Vorgabe des neuen Gesetzes automatisch verloren. Nach Angaben der "Welt am Sonntag" ist die doppelte Staatsbürgerschaft insgesamt 2001 bei 88.995 von 178.098 Eingebürgerten akzeptiert worden. 1999 waren es dagegen nur 19.721 Fälle von insgesamt 143.267. Während in 1999 jedoch die Deutschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit (Vertriebene/Aussiedler), die vor der Gesetzesänderung generell unter Hinnahme von Mehrstaatigkeit eingebürgert worden sind, nicht enthalten sind, umfassen die Zahlen in 2001 auch die in Deutschland geborenen, die generell eine doppelte Staatsbürgerschaft erhalten. (esf)

[ Seitenanfang ]


766.000 binationale Ehen

 

Wiesbaden. 766 000 Deutsche hatten im Jahr 2001 einen ausländischen Ehepartner. Die mit deutschen Männern verheirateten ausländischen Frauen stammten am häufigsten aus Asien (14 %), Polen (11 %) und der GUS (9 %), teilte das Statistische Bundesamt (DESTATIS) am 8. Juli 2002 mit. Die mit deutschen Frauen verheirateten ausländischen Männer kamen dagegen vor allem aus der Türkei (16 %) und Italien (12 %). An dritter Stelle folgten Partner aus Amerika, Österreich und Afrika (jeweils 7 %). Nach den Ergebnissen des Mikrozensus 2001 lebten im April 2001 insgesamt 16,8 Millionen Ehepaare mit Kindern unter 18 Jahren oder ohne Kinder in der Bundesrepublik. Davon hatten 398.000 Ehefrauen (52 %) und 368.000 Ehemänner (48 %) einen ausländischen Pass. (esf)

[ Seitenanfang ]


Mehr Saisonarbeiter in der Landwirtschaft

 

Nürnberg. Die Zahl der Saisonarbeitskräfte in Deutschland ist auf Rekordniveau gestiegen. Allein bis Ende Juni 2002 wurden bei der Bundesanstalt für Arbeit rund 234.000 Verträge für Kurzzeit-Beschäftigung in der Landwirtschaft registriert. Damit liegt die Zahl der Verträge bereits um 11,4 % höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, berichtete die Nachrichtenagentur AP. Im Jahr 2001 waren 286.000 ausländische Saisonarbeiter nach Deutschland gekommen. Im laufenden Jahr 2002 dürfte die Zahl erstmals über 300.000 liegen. Saisonarbeiter aus Mittel- und Osteuropa können bis zu drei Monate beschäftigt werden - vor allem als Erntehelfer in der Landwirtschaft (so zum Beispiel bei der Weinlese oder der Spargelernte) oder in der Obst- und Gemüseverarbeitung. In der Regel arbeiten sie nur einige Wochen am Stück. (esf)

[ Seitenanfang ] [ Nächste Seite ] [ Vorherige Seite ]

© isoplan-Saarbrücken. Nachdruck und Vervielfältigung unter Nennung der Quelle gestattet (bitte Belegexemplar zusenden).

Technischer Hinweis: Falls Sie diese Seite ohne das Inhaltsverzeichnis auf der linken Seite sehen, klicken Sie bitte HIER und wählen Sie danach die Seite ggf. erneut aus dem entsprechenden Inhaltsverzeichnis.