Ausländer in Deutschland 4/2002, 18.Jg., 30. Dezember 2002

MEDIEN

SWR steigt aus "Ausländer-
programmen" aus

Programmerneuerung

"SWR International", die Fachredaktion für interkulturelle Themen, Migration und internationales Zusammenleben im Südwestrundfunk in Stuttgart, wartet zum 1. Januar 2003 mit einem komplett neuen Programmangebot auf: ab 1. Januar sendet die Redaktion täglich das multikulturelle Magazin "SWR International" zweimal. Tagesaktuell am Nachmittag von 16.10 bis 16.30 Uhr sowie in einer zweiten Ausgabe abends von 19.05 bis 19.30 Uhr. Damit steht der Redaktion zehnmal mehr Sendezeit als bislang zur Verfügung. "Jetzt haben wir endlich die Möglichkeit, die Vielzahl an Themen für und über Einwanderer, Einheimische und Hiergebliebene aufzugreifen und ihnen den angemessenen Raum zu geben", freut sich Karl-Heinz Meier-Braun, Leiter von SWR International.

Ab Januar wird beispielsweise intensiv über die Arbeit internationaler Ausschüsse im Land berichtet, das neue Integrationskonzept der Stadt Stuttgart vorgestellt, ein Partnerschaftsmodell mit der Schweiz im Südbadischen analysiert und über die Umsetzung des neuen Zuwanderungsgesetzes bei den Ausländerbehörden im Land diskutiert. Hinzu kommen umfangreiche Informationen zu regionalen und landesweiten Veranstaltungsterminen, dem lokalen Vereins- und Verbandsleben, Reportagen aus dem Ausland und Serien zu Schwerpunktthemen. Ein Beispiel dafür ist die im Januar startende Reihe über die zehn neuen Beitrittsländer der Europäischen Union. "SWR International" stellt nicht nur die Länder, sondern auch Menschen aus diesen Ländern vor, die in Baden-Württemberg leben und arbeiten.

Zum ersten Mal bietet ein Rundfunksender in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz tagesaktuelle lokale, regionale und landesweite Informationen aus der Welt der Migration und Interkultur. Studiogäste - wie zum Beispiel die neue Ausländerbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Corinna Werwigk-Hertneck, oder eine türkisch-stämmige Schäferin von der Alb werden im neuen SWR International-Programm ebenso vorkommen wie hintergründige Analysen, Kommentare und Meinungen.

Eingebettet sind die neuen Sendungen von "SWR International" ab 1. Januar 2003 in "Cont.Ra", dem neuen Informationsangebot des SWR. "Cont.Ra" bietet 24 Stunden Nachrichten, Politik und kulturelles Wort - ohne Musik, Verkehr und frei von Werbung. Mit dem neuen Angebot verbessert sich zugleich die Empfangbarkeit der Programme. Waren bisher die Sendungen von "SWR International" nur über die Mittelwelle in Mühlacker zu hören, stehen jetzt - mit Ausnahme von Freiburg - alle Mittelwellensender des SWR zur Verfügung. Diese flächendeckende Versorgung wird ergänzt durch die gleichzeitige Verbreitung über das Digitale Radio, über Astra-Satellit und über Kabelnetze.

Neu präsentiert sich ab Januar 2003 auch die Internetseite von SWR International unter www.swr.de/international. Ergänzend zu den deutschsprachigen Hörfunkangeboten werden hier für die großen Zuwanderungsgruppen aktuelle Nachrichten, Tipps, Veranstaltungshinweise, Berichte und Links in den Muttersprachen angeboten. Ab Januar starten die Seiten und Dienste in deutscher, englischer, italienischer, türkischer, kroatischer und griechischer Sprache. Angebote in Polnisch, Russisch und Spanisch folgen. Über das Internet können die Sendungen von "SWR International" auch gehört, einzelne Beiträge abgerufen und Manuskripte zu einzelnen größeren Sendungen heruntergeladen werden.

Der neue Internetauftritt von "SWR International" stellt für Einheimische wie Zuwanderer eine echte Bereicherung dar. Die Seite soll Schritt für Schritt zu einem echten Portal mit regionalen Terminen, Newsboards, Archiven, Adressen und Chatrooms ausgebaut werden. Für die Entwicklung von "SWR International" als eigenständiger Fachredaktion im SWR bedeuten die neuen Sendungen und das mehrsprachige Internetangebot eine Aufwertung. Zugleich ergeben sich durch den Ausbau für junge Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund deutlich mehr Möglichkeiten für Moderation, Redaktion und Reporterdienste.

Die Pläne des SWR trafen auf positive Resonanz, wenngleich auch die Entscheidung, aus den muttersprachlichen Sendungen der ARD, den sogenannten "Ausländerprogrammen" zum Jahresende 2002 auszusteigen, anfänglich kritisiert wurde. Die Entscheidung fiel "SWR International" nicht leicht. Die abendlichen Sendungen, die von WDR, BR und SFB erstellt werden, bestehen seit 1964 im Prinzip in ihrer heutigen Struktur. Die Nutzung der Programme ging im Laufe der Jahre rasant zurück. In den 70er Jahren waren die muttersprachlichen Sendungen noch bei 70 Prozent der Hörerinnen und Hörer beliebt. Heute sind es unter 5 Prozent. Für die spanische Sendung gibt es nicht einmal mehr messbare Hörerzahlen. Kritikpunkte waren unter anderem fehlende regionale Informationen, die jetzt im neuen Angebot besonderen Platz finden.

"SWR International" beriet sich mit den Vertretern der großen Migrantengruppen im SWR-Sendegebiet und sprach mit Integrationsbeauftragten von Städten, Gemeinden und auf Landesebene. Proteste zur SWR-Entscheidung, zum Jahresende 2002 aus den bundesweiten Programmen auszusteigen und ein neues, eigenes Programm anzubieten, kamen interessanter Weise nicht aus Baden-Württemberg, sondern vor allem aus Nordrhein-Westfalen. Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz unterstützen das neue Programmkonzept, da es die veränderten Mediengewohnheiten von Zuwanderern berücksichtigt und erstmals auch gezielte Angebote für junge Migrantinnen und Migranten im Internet macht. Auch der SWR-Rundfunkrat und der dortige Vertreter der Zuwanderer, Memet Kilic, stimmten dem neuen Konzept zu.

Das neue Konzept gibt der Redaktion zudem neue Chancen, ihre kulturellen Aktivitäten, öffentliche Sendungen und Konferenzangebote zu verstärken. Vom 14. bis 16. Mai 2003 wird in Stuttgart das "8. Medienforum Migranten bei uns" stattfinden, zu dem über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet werden. Thema werden die neuen Hörfunkangebote sowie das Zuwanderungsgesetz sein (Anmeldung über 0711-929-3351 oder ab Ende Januar über www.swr.de/international).

2003 ist für "SWR International" und die multikulturelle Szene im Südwesten ein wichtiges Jahr. Wenn am 1. Januar 2003 die neuen Sendung an den Start gehen, braucht SWR International Ihre Meinungen, Ideen, Anregungen und Wünsche. Die Redaktion ist per Email unter swrinternational@swr.de zu erreichen. Telefonisch unter 0711-929-3351 und im Internet unter www.swr.de/international.


Autor: Rolf Graser, SWR

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