Ausländer in Deutschland 1/2003, 19.Jg., 30. Mai 2003

STATISTIK

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


4 von 5 Ausländern in Deutschland sind europäischer Herkunft

 

7.318.000 Ausländer waren Ende 2001 in Deutschland registriert; das sind 0,3 % mehr als ein Jahr zuvor, aber 2 % mehr als Ende 1995 und 24,4 % mehr als vor 10 Jahren, als im damals gerade wiedervereinigten Deutschland 5,88 Millionen Bürger mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit gezählt wurden. Die "Ausländerquote" - der Anteil der ausländischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung - stieg in diesem Zeitraum von 7,3 % (1991) auf 8,9 % (2001). Die Zunahme der Ausländerzahlen ist einerseits auf die phasenweise starken Zuwanderungen - darunter vor allem Bürgerkriegsflüchtlinge und Asylsuchende - , andererseits auf den natürlichen Zuwachs (jährlich rund 100.000 Geburten von Kindern ausländischer Eltern) zurückzuführen. Anhaltende Fortzüge aus Deutschland und steigende Einbürgerungsquoten (s. unten) reduzieren auf der Gegenseite die Ausländerbilanz.

Ein Blick auf die Statistik der Staatsangehörigkeiten zeigt, dass 80 % der Ausländer aus europäischen Ländern stammen, darunter gut 25 % aus Ländern der EU. Gliedert man die Herkunftsländer nach Kontinenten (die Türkei wird dabei üblicherweise Europa zugeordnet), dann folgt nach Europa Asien mit einem Anteil von 12 %, Afrika mit rund 4 %, Amerika mit 3 % und Australien/Ozeanien mit 0,2 % (s. Grafik).

Bei der Herkunftsstatistik darf aber nicht übersehen werden, dass ein beträchtlicher Anteil von Ausländern - nämlich 22 % - gar nicht "zugewandert" ist, sondern bereits in Deutschland geboren wurde. In den jugendlichen Altersklassen ist es sogar die deutliche Mehrheit, die das Herkunftsland der Eltern nur von Besuchen oder vom "Hörensagen" kennt.

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Knapp 180.000 Einbürgerungen im Jahr 2001

Nach Inkrafttreten des reformierten Staatsangehörigkeitsrechts am 1.1.2000 sind die Einbürgerungen von Ausländern deutlich gestiegen: von jährlich 60.000 - 80.000 Mitte der neunziger Jahre auf über 180.000 im Jahr 2000; im Jahr 2001 (hierzu liegen die letzten Zahlen vor) waren es fast ebenso viele: nämlich rund 178.100 Ausländer, die die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben. Dies geschieht nach dem neuen Recht zum einen durch die Geburt von Kindern ausländischer Eltern im Inland (ius soli), wenn ein Elternteil sich mindestens seit 8 Jahren rechtmäßig in Deutschland aufhält; zum anderen durch das Geltendmachen des Einbürgerungsanspruchs von erwachsenen Ausländern, den diese bereits nach 8 Jahren (statt vorher nach 15 Jahren) erhalten. Durch diese Erleichterungen haben sich die Einbürgerungsquoten binnen 6 Jahren mehr als verdoppelt (s. Tabelle).

Die meisten Einbürgerungen waren in den letzten Jahren bei Türken (82.861 + 76.573), Iranern (14.440 + 12.020), Personen aus der Bundesrepublik Jugoslawien (9.776 + 12.000), Libanesen (5.673 + 4.486), Marokkanern (5.008 + 4.425) und Afghanen (4.773 + 5.111) zu verzeichnen (Daten von 2000 und 2001). Bezogen auf die Größe der jeweiligen nationalen Gruppen sieht die Rangfolge der Einbürgerungen jedoch anders aus: Iraner (13,4 %), Libanesen (11,4 %), Sri Lanka (9,1 %), Afghanen (6,6 %), Marokkaner (6,2 %) und Vietnamesen (5,3 %), Türken (4,2 %). Vergleichsweise niedrige Einbürgerungsquoten weisen z.B. die Bosnier (2,6 %), die Kroaten (1,8 %) und die Jugoslawen (1,5 %) auf.


Autor: Martin Zwick, isoplan

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Arbeitslose Ausländer und Aussiedler

 

Mit der seit den 1970er-Jahren zunehmenden Arbeitslosigkeit in Deutschland ist ein Teil der Ausländer (bzw. deren Nachkommen), die ursprünglich aufgrund des Arbeitskräftemangels ins Land geholt worden sind, zur Problemgruppe geworden. Im Jahr 2002 war ihre Arbeitslosenquote mit rund 18 % genau doppelt so hoch wie die der Deutschen. Nicht alle Nationalitäten trifft die Arbeitslosigkeit gleich hart. So betrug die Arbeitslosenquote der Türken nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft im Januar 2003 fast 26 %. Erst mit Abstand folgen die Italiener (20 %), Griechen (19 %), Jugoslawen (18 %) und Spanier (14 %). In den neuen Ländern und in Berlin sind sogar 40 bis 50 % aller Türken arbeitslos.

Insgesamt waren nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit Ende 2002 27,6 Millionen Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, gut 2 Millionen davon waren Ausländer. 535.233 Ausländer waren Ende 2002 arbeitslos (von 4.225.104 Arbeitslosen insgesamt). Ende Februar 2003 waren es bereits 577.992 (von 4.705.211). Somit waren 12,3 % aller Arbeitslosen Ausländer. 29,4 % der Langzeitarbeitslosen waren Ende September 2002 (aktuellere Daten liegen nicht vor) Ausländer. Dagegen ist die Zahl der arbeitslosen Aussiedler in den vergangenen vier Jahren weiter gesunken. Betrug ihre Zahl im April 1999 noch 103.000, so sank sie bis September 2001 (aktueller Daten liegen nicht vor) auf 65.226.

Das größte Problem der arbeitslosen Ausländer ist die mangelnde Qualifikation. Drei von vier - bei den Türken sogar 83 % - haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Davon ist wiederum die Hälfte ohne Hauptschulabschluss. Dagegen hat nur jeder dritte deutsche Arbeitslose keine Lehre absolviert und nur jeder vierte aus dieser Gruppe kann keinen Hauptschulabschluss nachweisen. Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft drängen wegen dieser Bildungsdefizite die meisten Ausländer in die einfachen Tätigkeiten - die jedoch in Krisenzeiten besonders schnell wegrationalisiert würden. Rund 75 % der arbeitslosen Ausländer streben eine Beschäftigung als Nichtfacharbeiter oder einfacher Angestellter an, aber nur 46 % der deutschen Arbeitslosen. Trotz dieser schweren Qualifikationsdefizite sind Ausländer aber keineswegs unflexibler als Deutsche, betont das Institut. (esf)

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Aussiedlerzuzug weiter rückläufig

 

Berlin. Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Jochen Welt, hat Anfang März 2003 darauf hingewiesen, dass die Anzahl der Personen, die einen Aufnahmeantrag zur Übersiedlung in die Bundesrepublik gestellt haben, erneut gesunken ist. Damit setze sich ein Trend aus dem Jahr 2002 fort. Im Vergleich zum Jahr 2001 war die Zahl der Aufnahmeanträge von 83.812 um 20 % auf 66.833 gesunken. Im Februar 2003 sank die Zahl der Antragsteller bezogen auf den Vergleichsmonat im Vorjahr nochmals um 30 % auf 3.728. Welt wertet diese Entwicklung als Erfolg für die Aussiedlerpolitik der Bundesregierung: "Es hat sich ausgezahlt, dass wir bei der Hilfenpolitik für Aussiedler neue Akzente gesetzt haben. Statt großer unrentabler Projekte fördern wir verstärkt kleinere Einzelmaßnahmen der Gemeinschafts-Förderung und beruflichen Qualifizierung. Dadurch konnten wir den Bleibewillen "vor Ort" stärken." Auch in Zukunft gelte es, den deutschen Minderheiten in den Herkunftsgebieten verstärkt Alternativen zur Übersiedlung nach Deutschland aufzuzeigen. Ungeachtet dessen sei jeder, der kommen wolle und die rechtlichen Voraussetzungen erfülle, jederzeit in Deutschland willkommen. (esf)

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Deutschland und Spanien mit höchstem Wanderungs-
saldo

 

Luxemburg. Nach den jüngsten Bevölkerungsschätzungen für 2002, die am 10. Januar 2003 von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften in Luxemburg veröffentlicht wurden, zählte die EU am 1. Januar 2003 378,5 Millionen Einwohner, die Eurozone 305,1 Millionen und die zehn Beitrittsländer 74,5 Millionen. Während die Einwohnerzahl der EU im Jahr 2002 um 3,6 % zugenommen hat, ging sie in den beitretenden Ländern um 1,8 % zurück. Das natürliche Bevölkerungswachstum in der EU (Lebendgeburten abzüglich Sterbefälle) lag 2002 bei 310.000 Personen und blieb damit unter dem Wert von 2001 (370.000). Der Wanderungssaldo war leicht rückläufig, er sinkt nach vorläufigen Daten von +1.150.000 im Jahr 2001 auf +1.030.000 im Jahr 2002. Insgesamt nimmt damit die Bevölkerung in der EU im Jahr 2002 um 1.340.000 Personen zu. Diese Wachstumsrate entspricht den Zunahmen der letzten Jahre.

Die niedrigsten Geburtenraten verbuchten Deutschland (0,88 %), Griechenland (0,90 %), Italien und Österreich (jeweils 0,96 %). Mehr als drei Viertel des Bevölkerungswachstums waren 2002 auf die Auswirkungen der internationalen Wanderungsströme zurückzuführen. Dabei entfielen auf Deutschland und Spanien ein Anteil von jeweils 22 % am Wanderungssaldo der EU, auf Italien 15 % und auf das Vereinigte Königreich 10 %. Die relativ höchsten Wanderungssalden hatten Luxemburg und Portugal sowie Spanien und Irland zu verzeichnen, während die Wanderungssaldi in Frankreich, Finnland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich relativ am niedrigsten waren. Ohne Nettozuwanderung hätten Deutschland, Griechenland und Italien einen Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen. Fünf beitretende Länder zählten im Jahr 2002 mehr Abwanderer als Zuwanderer, insbesondere die Tschechische Republik und Lettland. In der Slowakei war der Wanderungssaldo sehr gering, während die höchsten Wanderungssalden in Zypern und Malta vorlagen.

Insgesamt verlief die Bevölkerungsentwicklung im Jahr 2002 in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich, wenngleich die Bevölkerung in allen Ländern gestiegen ist. Das stärkste Wachstum wurde in Irland (+12,2%) und Luxemburg (+10,3%) verzeichnet, das geringste in Deutschland (+1,4%) und Italien (+2,3%). (esf)

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Anstieg rechter Straf- und Gewalttaten 2002

 

Berlin. Sowohl rechte Gewalt als auch Straftaten mit "rechter" Motivation sind im Jahr 2002 angestiegen. Nach den vorläufigen Zahlen, die das Bundesinnenministerium Ende Februar 2003 auf eine parlamentarische Anfrage der FDP-Fraktion vorlegte, wurden im Jahr 2002 bundesweit 10.579 rechte Straftaten erfasst. Das waren rund 500 Delikte mehr als im Vorjahr. Auch Gewaltdelikte mit rechtsextremer Motivation haben zugenommen. Statistisch gesehen ereigneten sich 2002 täglich zwei rechte Gewalttaten. Registrierten die Behörden im Jahr 2001 noch 709 einschlägige Gewaltdelikte, so verzeichnen die vorläufigen Zählungen für das vergangene Jahr 725 Gewalttaten.

Nach Angaben der taz (25.02.03) haben diese vorläufigen Zahlen zumindest in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern für Verwunderung gesorgt: Der brandenburgische Verein Opferperspektive, der Betroffene rechter Angriffe unterstützt, kann nicht nachvollziehen, dass für das Jahr 2002 kein einziges Tötungsdelikt mit rechtem Hintergrund registriert wurde. Ein Sprecher des Vereins nennt zwei Morde, die er als Tötungsdelikte mit rechter Motivation bewertet. Der Verein Lobbi e. V. in Mecklenburg-Vorpommern zweifelt an, dass sich hier nur acht rechtsextremistische Gewalttaten ereignet haben sollen. Man habe 2002 in rund 50 Fällen Betroffenen beigestanden. (esf)

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Green Card kein Renner

 

Frankfurt/Nürnberg. Die Green Card für ausländische Computerspezialisten hat die Erwartungen der deutschen Wirtschaft nicht erfüllt. Statt der maximal möglichen 20.000 Arbeitserlaubnisse habe die Bundesanstalt für Arbeit nur 13.566 erteilt, schrieb die Hannoversche Allgemeine Mitte März 2003. 2002 wurden 2.400 Genehmigungen erteilt. Das sind nur noch etwas mehr als halb so viele wie im Jahr zuvor und weit weniger als in den ersten fünf Monaten der Regelung im Jahr 2000. Trotz der angespannten Arbeitsmarktsituation in der IT-Branche besteht freilich weiterhin Nachfrage nach ausländischen Spezialisten. Nach Angaben der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) haben die Arbeitsämter im Januar 2003 noch 193 neue Green Cards bewilligt. (esf)

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22 Prozent der Häftlinge sind Ausländer

 

Wiesbaden. 60.700 Menschen sind im Jahr 2002 in deutschen Gefängnissen als verurteilte Straftäter inhaftiert gewesen. Wie das Statistische Bundesamt Ende Januar 2003 mitteilte, ist die Zahl der Häftlinge damit seit zwei Jahren weitgehend unverändert, nachdem sie zwischen 1992 und 2000 um mehr als 50 % zugenommen hatte. Der Frauenanteil lag bei 5 %, gut 40 % waren jünger als 30 Jahre und 22 % waren Ausländer. (esf)

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