Ausländer in Deutschland 2/2003, 19.Jg., 25. Juli 2003

MEDIEN

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Zuwanderung und Prosperität

SWR Medienforum 2003

Mit welchen Entwicklungen hat die Stadtregion Stuttgart bis 2030 zu rechnen? Dieser Frage sind unter anderen Prof. Dr. Richard Reschl und Peter Mauch von der Kommunalentwicklung LEG Baden-Württemberg nachgegangen. Sie präsentierten einige ihrer Ergebnisse auf dem "8. Medienforum Migranten bei uns" des Südwestrundfunks. Anlass für das Forschungsvorhaben war der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgeschriebene Ideenwettbewerb "Stadt 2030".


Prof. Dr. Meier-Braun und Prof. Dr. Süssmuth

Professor Reschl fasste seinen Vortrag in der These zusammen, wirtschaftliche Prosperität brauche Zuwanderung. Reschl forderte einen Paradigmenwechsel auf kommunaler Ebene, aber auch in den Ländern und im Bund in den Bereichen Demographie und Migration. Wenn dieser nicht gelinge, drohe man die Zukunft zu verspielen. Die Thesen Reschls sind das Ergebnis zweier Delphi-Befragungen unter 306 Experten sowie unter Kommunal- und Regionalpolitikern. Reschl erklärte, Ausgangspunkt der Forschungsarbeit seien drei zentrale Trends, die die weitere Entwicklung der Städte ganz entscheidend beeinflussen würden: Einmal die demographische Alterung, die Migration und die Gefahr sozialer Segregation. Zentrale Forschungsfrage der Studie sei es daher gewesen, wie die Stadtregion 2030 ihrem Auftrag der sozialen, wirtschaftlichen, räumlichen und funktionalen Integration gerecht werden und die Teilhabe der Bürger gefördert werden könne.

Auch Peter Mauch wies auf den Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Prosperität und Zuwanderung hin. Die Prosperität sei Voraussetzung für die Attraktivität einer Region für qualifizierte Zuwanderer und diese wiederum die Voraussetzung für Prosperität. In "Verliererregionen" werde dieser Zusammenhang zu einer "Abwärtsspirale" führen: Die verminderte Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte werde die Prosperität schwächen. Dies führe zu einer "unvollständigen" Integration der Migranten, was sich wiederum negativ auf die Attraktivität des Standorts auswirke. "Dieser Wirkungszusammenhang ist ein zentrales Ergebnis des Experten-Delphis", so Mauch.

Prof. Dr. Rita Süssmuth, die den Vorsitz in der Zuwanderungskommission der Bundesregierung innehatte, kritisierte auf der Veranstaltung im SWR-Funkhaus in Stuttgart das Hin und Her um ein Zuwanderungsgesetz. Dies könne sich Deutschland nicht leisten, erklärte sie. Dem CDU-Vorstoß, ein Integrationsgesetz vorzulegen, erteilte die ehemalige Bundestagspräsidentin eine Absage. Ein von der Frage der Zuwanderung losgelöstes Integrationsgesetz habe keine große Chance. "Migration und Integration gehören zusammen. Wenn die Frage der Zuwanderung nicht entschieden wird, wird man auch bei der Integration zu kurz springen", so Süssmuth.

Auf großes Interesse stieß bei den rund 120 Teilnehmern des Medienforums auch das Thema Spätaussiedler. Im Mittelpunkt stand dabei die Medienberichterstattung über diese Zuwanderergruppe. Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten in Deutschland, Jochen Welt, kritisierte in der Diskussion, die Medien würden das Thema Aussiedler "tendenziell negativ und insbesondere im regionalen und lokalen Bereich simplifizierend" behandeln. "Die Berichterstattung ist überdies häufig polarisierend und schablonenhaft. Es fehlen faire Positivbilder aus der Alltagswirklichkeit".

Lob erhielt dagegen das neue Hörfunkangebot des SWR. Die Justizministerin und Ausländerbeauftragte der Landesregierung, Corinna Werwigk-Hertneck, erklärte, die Sendung von SWR International mit Themen und Beiträgen für Einheimische wie Zuwanderer käme sehr gut an. Auch das neue Internetangebot in zehn Sprachen finde großen Anklang. Auch wenn es anfangs große Bedenken und Kritik an der Entscheidung des SWR gegeben habe, die muttersprachlichen Sendungen einzustellen, sei das neu entwickelte Programm "ein großer Erfolg und ein echter Beitrag zur Integration von Zuwanderern in den Medien." Zum "Wissenschaftsforum Migration und Integration Baden-Württemberg", das im Rahmen des Medienforums seine zweite Tagung abhielt, erklärte Werwigk-Hertneck, man stehe mit diesem bundesweit einmaligen Zusammenschluss von Wissenschaftlern und anderen Fachleuten inhaltlich wie strukturell erst am Anfang. "Ich bin mir aber sicher, dass wir gemeinsam die Etablierung und fachliche Nutzbarmachung dieser wichtigen Einrichtung erreichen werden." Das Wissenschaftsforum wurde auf Anregung des Leiters der Redaktion SWR International, Prof. Dr. Karl-Heinz Meier-Braun, als Gemeinschaftsprojekt von SWR International und der Ausländerbeauftragten 2002 gegründet. Ziel ist es, den Austausch zwischen Wissenschaftlern, die im Bereich Migration forschen, zu fördern und ihre Ergebnisse für die Politik zu erschließen.

Als Konsequenz aus dem immer vielfältigeren Angebot der ARD-Hörfunkanstalten für und über Migranten sollen diese mit Hilfe des Internets stärker vernetzt werden. Dies kündigten Vertreter der ARD an. Michael Plöger, Leiter für zentrale Aufgaben Hörfunk beim NDR, erklärte, dass die inzwischen üblichen Übertragungstechniken über Satellit, Internet und Kabel den Zugang der Hörer zu diesen zielgruppenorientierten Serviceangeboten immens erleichtern. So bietet SWR International mit seinen mehrsprachigen Internetseiten ein umfangreiches Angebotspaket für und über Migranten an.


Autor: Utku Pazarkaya, SWR-International

[ Seitenanfang ]


Ausländische Zeitungen als Integrations-
instrument

 

Frankfurt/M. Fremdsprachige Printmedien sind in der Region Rhein-Main fest verankert. Neben den großen Agenturen und Wirtschaftszeitungen haben sich auch ausländische Regionalzeitungen und Zeitungen von und für Migrant/innen etabliert. Es bedurfte jedoch der Anregung des hessischen Integrationsbeirates, dass sich am 12. Juni 2003 rund 100 Experten dieser Medien in Frankfurt mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und weiteren Medienschaffenden zu einer Konferenz deutscher und ausländischer Printmedien in Hessen zusammenfanden. Sie berichteten aus ihrer Praxis über erfolgreiche Wege ausländischer oder mehrsprachiger Medienangebote.

Durchgeführt wurde die Veranstaltung von der hessischen Landesregierung in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Presse-Treff Frankfurt am Main (IPT) und dem Verband Hessischer Zeitungsverleger e.V. im Sendesaal des Hessischen Rundfunks. Ministerpräsident Roland Koch betonte, das deutsche Medienangebot scheine für viele Zuwanderer nicht attraktiv oder nicht auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten zu sein. Fremdsprachige Medien hingegen sähen sich zuweilen mit dem Vorwurf konfrontiert, die deutsche Realität nicht ausreichend widerzuspiegeln. "Deutsche und Ausländer leben deshalb auch in Hessen noch allzu oft in parallelen Kommunikationswelten", sagte Koch. Man wolle daher einen Beitrag dazu leisten, im Medienbereich "vom Nebeneinander zum Miteinander" zu gelangen. Neue, innovative Wege in der Vermittlung regionaler und lokaler Nachrichten für internationale Communities standen daher im Mittelpunkt der Konferenz.

Kenan Kubilay von der Türkiye Gazetesi wies darauf hin, dass viele türkischsprachige Zeitungen hierzulande schon seit vielen Jahren keine "Importe" aus anderen Ländern mehr seien, sondern "deutsche Tageszeitungen in türkischer Sprache". IPT-Vorsitzender Saverio Vincenzo, hob deren Notwendigkeit hervor: "Wir brauchen nach wie vor die Ansprache in den Herkunftssprachen unserer Zuwanderer." Mehmet Canbolat, Herausgeber der "Hessen Toplum", bestätigte diese Einschätzung. Am Beispiel seiner Monatszeitung erläuterte er das Konzept einer "regionalen, hessischen, aber türkischen Zeitung". Ihm zufolge sind ausländische Lokalnachrichten "sehr wichtig für ein gelingendes Zusammenleben" und ausländische Printmedien "ein gesellschaftliches Integrationsinstrument von großer Bedeutung." (esf)

[ Seitenanfang ]


"Islamische Zeitung"

Berlin. Die im Drei-Wochen-Rhythmus erscheinende Islamische Zeitung (IZ) hat ihr Online-Angebot erweitert. Zusätzlich zur Online-Ausgabe (einsehbar unter www.islamische-zeitung.de) bietet die IZ unter dem Motto "Wer etwas über den Islam erfahren will, der sollte Muslime fragen" nun auch einen elektronischen Artikelservice an. Die IZ ist das größte deutschsprachige Medienprojekt für Muslime und am Islam Interessierte. Ziel der gut aufgemachten 24-seitigen Zeitung ist es, das Bild des Islam in den Medien zu verbessern, den oftmals "sprachlosen" Muslimen eine Stimme in der Öffentlichkeit zu geben und am gesellschaftlichen Diskurs Teil zu nehmen. Neben den Rubriken "Muslime & Lebensart", "Muslime und Globalisierung" bietet die von Sulaiman Wilms geleitete IZ auch "Berliner Seiten". Im Juli 2003 erschien die 73. Ausgabe. (esf)

Bezug: 
IZ Medien GmbH, Friedrichstr. 121, 10117 Berlin, Tel.: 0177/2583651, Fax: 030/24632166, info@islamische-zeitung.de, www.islamische-zeitung.de

[ Seitenanfang ]


owl Interkulturell

 

Bielefeld. Im Rahmen des Xenos-Projektes hat Mozaik Consulting im Juni 2003 die erste Ausgabe einer 32-seitigen Zeitschrift "owl Interkulturell - Interkulturelles Magazin für Ausbildung, Qualifizierung und Integration in Ostwestfalen-Lippe" herausgebracht. Das Magazin spricht, so Projektleiter Cemalettin Özer, mehrere Zielgruppen an - neben jugendlichen Migrant/innen und ihren Eltern auch Schulen und Bildungsträger. Vorgestellt werden Projekte und Initiativen im Bereich Ausbildungs- und Arbeitsmarktintegration. Das Magazin versteht sich als interkulturelles Vernetzungs- und Austauschmedium. Schulen und Bildungsträger sollen die Inhalte in den Unterricht einbauen können. (esf)

Bezug:
owl Interkulturell, c/0 Mozaik Consulting, Wilhelmstr. 5-7, 33602 Bielefeld, Tel.: 0521/9864-190, Fax: -191, info@owl-interkulturell.de, www.owl-interkulturell.de

[ Seitenanfang ]


"EuroTürk"

Essen. Im Frühjahr 2003 ist unter dem Titel "EuroTürk" ein neues Magazin für Türkeifragen in deutscher Sprache erschienen. Die vierteljährlich aufgelegte türkisch-deutsche Zeitschrift wird von der Stiftung Zentrum für Türkeistudien (ZfT) in Essen gemeinsam mit einem türkischen Verleger herausgegeben. EuroTürk wolle sich mit der Lebenssituation der Türken in Europa und den türkisch-europäischen Beziehungen beschäftigen, hieß es Ende März 2003 seitens des ZfT. In den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Medien wolle man die Erfolge und Fehlentwicklungen in den türkisch-europäischen Beziehungen behandeln. Zielgruppe seien deutsche und türkische Meinungsführer. Die von Seref Özgencil geleitete Zeitschrift erscheint in einer Startauflage von 12.000 Exemplaren und ist in zentralen Zeitungsverkaufsstandorten, so vor allem in Bahnhofsbuchhandlungen sowie im Abonnement erhältlich. (esf)

[ Seitenanfang ] [ Nächste Seite ] [ Vorherige Seite ]

© isoplan-Saarbrücken. Nachdruck und Vervielfältigung unter Nennung der Quelle gestattet (bitte Belegexemplar zusenden).

Technischer Hinweis: Falls Sie diese Seite ohne das Inhaltsverzeichnis auf der linken Seite sehen, klicken Sie bitte HIER und wählen Sie danach die Seite ggf. erneut aus dem entsprechenden Inhaltsverzeichnis.