Ausländer in Deutschland 3/2003, 19.Jg., 15. Oktober 2003

MEDIEN

*) Dieser Beitrag wurde im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


"Deutsch Klasse"

Eine neue Fernsehserie

"Du Deutsch jetzt, richtig Deutsch. Du Deinen Vater Kopf scheißen", wirft Eshref seinem Sohn vor. Als türkischer Zuwanderer der ersten Stunde hat er zwar über 30 Jahre hier in Deutschland gelebt, doch dass Celalletin und seine Familie nun traditionelle Werte und Moralvorstellungen über Bord werfen und sich den deutschen Lebensgewohnheiten anpassen, kann und will er nicht akzeptieren. Er fühlt sich haltlos und verraten.


Deutsch lernen kann man überall

So wie Eshref geht es vielen Zuwanderern, wenn sie nach Deutschland kommen. Sie sind von ihrer eigenen Kultur und Tradition geprägt und können sich verständlicherweise nur schwer auf neue Lebensumstände einstellen. Doch das Leben in der Fremde bringt noch andere Schwierigkeiten mit sich und so müssen oder wollen viele von ihnen die deutsche Sprache lernen, damit sie sich besser integrieren und wohlfühlen können. Genau an diesem Punkt knüpft DEUTSCH KLASSE an, die neue Fernsehserie des Bildungskanals des Bayerischen Rundfunks, BR-alpha.

In den 13 Folgen, die ab dem 17. Oktober 2003 freitags um 21.45 Uhr auf BR-alpha ausgestrahlt werden, begleiten wir Menschen unterschiedlicher Herkunft, die einen VHS-Kurs besuchen. Ihr Ziel: sie wollen Deutsch lernen. Die unterschiedlichen Schicksale und Beweggründe der einzelnen Personen werden uns mit jeder Folge klarer, und so verdeutlicht die Serie wie wichtig es ist, dass sich sowohl Deutsche als auch Zuwanderer in ihrem jeweiligen kulturellen Selbstverständnis besser kennen lernen und akzeptieren. Gleichzeitig erzeugt sie aber auch einen Ansporn für neue Zuwanderer, im Sinne der Integration die deutsche Sprache zu lernen, denn die Protagonisten erleben, wie viel einfacher das Leben mit den nötigen Sprachkenntnissen wird. Letzten Endes stellen sie fest, dass sie erst durch die Sprache in Deutschland richtig ankommen und ein neues Leben beginnen können.

Aber zunächst finden sie sich im Deutschkurs von Susanne (Andrea Nürnberger) wieder. Sie selbst ist 45 und hat eine gescheiterte Ehe hinter sich. Seit der Trennung von ihrem Mann lebt sie mit ihrer Tochter Eva (Marie-Louise Schramm) alleine und bestreitet ihren Lebensunterhalt als Lehrerin in einer Volkshochschule. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist wegen der angeknacksten Familiensituation nicht gerade rosig und so wundert es nicht, dass Eva an ihrem 18. Geburtstag kurzerhand auszieht und die Schule abbricht. Auch beruflich liegt bei Susanne leider einiges im Argen, wird ihr doch oftmals vorgeworfen, sie würde viel zu emotional reagieren und könne sich nicht abgrenzen. So sehnen sich die beiden Frauen nach Zuneigung, Geborgenheit und Bestätigung, doch aufgrund der momentanen Umstände sind beide damit überfordert und schützen ihren weichen Kern durch eine scheinbar harte Schale. Es ist also eine ganz normale deutsche Geschichte, die sich hier abzeichnet. Doch durch den Deutschkurs kreuzen sich die Schicksale von verschiedenen Zuwanderern mit Susannes Leben und so nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Da ist zum Beispiel Fatma (Lale Yanik), eine junge, dynamische und sehr starke türkische Frau, die für ihren Sohn besser Deutsch lernen will, damit sie ihm bei seinen Sprachproblemen in der Schule helfen kann. Ihr Mann Celalletin (Aykut Kayacik), mit dem sie ein gemeinsames Gemüse- und Dönergeschäft betreibt, ist von der Idee seiner Frau nicht sonderlich begeistert. Er fürchtet, sie würde deshalb ihre familiären Pflichten vernachlässigen. Die Situation verschärft sich als Eshref (Erman Okan), Celalletins Vater beschließt, seinen Lebensabend im Kreise seiner Familie zu verbringen. Von jetzt an leben drei Generationen einer türkischen Familie unter einem Dach und Konflikte sind auf den 80m2 vorprogrammiert. So hat der Großvater beispielsweise absolut kein Verständnis für Fatmas Deutschkurs und, dass die Enkelin Hatice auch noch an Schwimmwettkämpfen teilnehmen möchte, bringt für ihn das Fass zum Überlaufen. Er sieht seine Moral- und Wertvorstellungen dahin schwinden und lässt seinen Frust an seinem Sohn aus. Celalletin sitzt nun zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite stehen sein Vater und die Tradition, auf der anderen seine Familie und ihr neues Leben in Deutschland. Er fühlt sich in die Enge getrieben und handelt zunächst nach den Wünschen seines Vaters: kein Deutschkurs, kein Schwimmunterricht. Das familiäre Gleichgewicht gerät da natürlich ins Wanken. "Was fragst Du mich? Du machst doch eh alles alleine, ja?" Mit der Zeit finden er und Fatma aber Lösungen für ihre Probleme und verstehen es, ihren kulturellen Hintergrund mit den neuen Lebensumständen in Einklang zu bringen.

Ähnlich ergeht es auch Salim (Otana Mirza), einem irakischen Flüchtling. Seit gut einem Jahr ist er bereits in Deutschland und konnte, nachdem sein Asylantrag bewilligt wurde, in ein kleines Apartment ziehen. Doch da hört seine Sicherheit auch auf. Er leidet unter chronischer Geldnot und hält sich nur durch verschiedene Gelegenheitsjobs als Aushilfe in Imbissbuden oder als Zeitungsausträger über Wasser. Sein größter Wunsch ist es, seine geliebte Frau und seine zwei Söhne aus dem Irak nach Deutschland zu holen. So spart er jeden Cent, um endlich das Geld für die Schlepperbande aufzutreiben. Dabei vergisst er völlig, seine Rechnungen zu bezahlen und landet schließlich wieder in einem Wohnheim. "Kein Geld nix Strom, nix mehr deine Wohnung!", wird ihm gesagt. Was ihm fehlt ist ein richtiger Job, doch ohne die nötigen Sprachkenntnisse stehen die Chancen nur schlecht, hier in Deutschland eine einträgliche Anstellung zu finden. Er freundet sich mit einer alten Dame an, die ihm mehr durch Zufall oder durch einen Wink des Glücks eine große Summe Geld hinterlässt. So fasst er neuen Mut und sieht sich seinem Ziel, mit der Familie ein neues Leben anzufangen, einen großen Schritt näher.

Auch für Boris (Jurij Rosstalnyi), einen russischen Spätaussiedler, kam alles anders als er es sich erhofft hatte. Durch seine deutschstämmige Schwiegermutter war es ihm und seiner Familie möglich nach Deutschland, ins "gelobte Land" zu kommen. Doch nach gut zwei Jahren in der neuen Heimat, hält er Deutschland keineswegs für ein Schlaraffenland. Er ist arbeitslos und seine Frau Galena (Lilia Henze) arbeitet an der Kasse in einem Supermarkt. Das bisschen Geld, das sie monatlich zur Verfügung haben, reicht gerade für die Miete und den Lebensunterhalt der Familie. Galena und die Schwiegermutter Berta sehnen sich inzwischen nach der guten alten Zeit in Russland. "Das sind Blinis. Lange Tradition in Russland. Sie sind Symbol für aufgehende Sonne, wenn der Frühling kommt." Hingegen versucht Boris mit viel Alkohol und russischem Humor gegen seine Isolation und Hilflosigkeit anzukämpfen. Auch die beiden Kinder kommen mit der neuen Situation nur schlecht zurecht und versuchen deshalb ihre eigenen Wege zu gehen. Die Familie droht zu zerbrechen. Nun fasst Boris den Entschluss, Taxifahrer zu werden. Vorraussetzung dafür ist aber, dass er seinen Alkoholmissbrauch unter Kontrolle bekommt und Deutsch lernt.

Die Kenianerin Carol (Carol Odour Puster) kam aus einem ganz anderen Grund nach Deutschland. Sie möchte Medizin studieren und später zurück in ihrer Heimat die medizinische Versorgung ihrer Gemeinschaft übernehmen. Doch um zu studieren, muss sie erst einmal Deutsch lernen und besucht deshalb Susannes Deutschkurs. Sie ist ein sehr kontaktfreudiger Mensch und hat vor allem unter der Trennung von ihrer Familie und ihren Freunden zu leiden. Oft sitzt sie abends alleine in ihrem Zimmer, liest in Briefen und riecht an einer Flasche, die mit Erde aus ihrer Heimat gefüllt ist. So fühlt sie sich nicht mehr so alleine und fasst neuen Mut für ihre Vorhaben. Auch ihre Wohnungssituation weit außerhalb der Stadt, trägt nicht dazu bei Freundschaften zu knüpfen. Als Susanne zufällig von Carols Wohnungssuche erfährt, bietet sie ihr spontan das leerstehende Zimmer ihrer Tochter an, was bei Eva keineswegs auf Verständnis stößt. Carol zieht dennoch bei Susanne ein und wundert sich sogleich über den Hauskater Paulchen. Für Carol gehören Tiere in die Natur und so ist es für sie unverständlich, warum man sie in einer Wohnung halten sollte. Sie fragt sich sogar, ob denn Tiere hier in Deutschland mehr wert seien als Menschen. Bald darauf entsteht in der neu gegründeten Wohngemeinschaft ein reger kultureller Austausch, was Carol auch dazu benützt, bestehende Klischees über ihren Heimatkontinent Afrika auszuräumen. "Wisst ihr wie (es) ist, wenn Kind nur noch wie Vogel (aussieht)? Sieht Dich an wie alte Mann. Kann nicht mehr schreien, keine Kraft."

Die verschiedenen Lebenswege entwickeln sich in jeder Folge kontinuierlich weiter, bauen Spannung auf und so bleibt nach jeder Episode der Geschmack nach mehr. Schon bei der Entwicklung der Serie wurde zum Teil mit ausländischen Autoren zusammengearbeitet, um ein möglichst authentisches Bild in Szene zu setzen. Verfilmt wurden die 13 Folgen anschließend von namhaften Dokumentarfilm-Regisseuren wie z.B. Dominik Wessely, der für sein Werk "Broadway Bruchsal" bereits mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Schließlich gelang es den Machern, durch den Einsatz einer Handkamera und den Dreh an Originalschauplätzen ein sehr intimes und stimmiges Bild der jeweiligen Lebenssituation zu zeigen. Aber keinesfalls dürfen an dieser Stelle die Schauspieler vergessen werden, die zum größten Teil bereits in ihrer Heimat berühmte Theater- und Film-Schauspieler waren. Erst sie vervollkommnen mit ihrem Spiel das Bild und hauchen den Geschichten das Leben ein.

Schön sind auch die kleinen Episoden, die unter dem Motto "Leichter Leben in Deutschland" stehen und sich wie ein roter Faden durch alle Folgen ziehen. So wird deutlich, dass selbst scheinbare Kleinigkeiten wie eine Kontoeröffnung, die Wohnungssuche oder diverse Behördengänge für viele Zuwanderer zunächst eine große Schwierigkeit darstellen. Aus diesem Material wird zurzeit ein Sprachkurs entwickelt, der dann auch als ein Stück Lebenshilfe zum Einsatz im Sprachunterricht von Volkshochschulen und anderen Bildungsträgern kommen soll. Damit hat BR-alpha erstmalig den Versuch unternommen, Bildung auf eine unterhaltsame und sehr moderne Art zu vermitteln.

Die Serie des Bayerischen Rundfunks ist ein Novum in der Fernsehlandschaft und gilt schon jetzt als Vorreiterprojekt in der Integrationsarbeit von Zuwanderern in Deutschland. Wo sonst werden Immigranten so spielerisch dazu angeregt, sich eine fremde Sprache anzueignen? Und wo können sich Deutsche so einfach über fremde Kulturen und damit auch über die Lebensgewohnheiten ihrer Nachbarn informieren? BR-alpha beweist mit der Serie DEUTSCH KLASSE, wie viel Vergnügen eigentlich in Bildung steckt und wie viel Spaß es macht, voneinander, miteinander und füreinander zu lernen.


Autor: Felix Fichtner, BR-alpha

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WDR startet Cosmo TV nach Cosmo-Radio

 

Köln. Die Europaredaktion des Fernsehsenders Westdeutscher Rundfunk (WDR) hat am 13. September 2003 eine neue Sendung gestartet. "Cosmo TV" will Themen wie Integration, Migration, Zu- und Einwanderung in Deutschland und Europa behandeln. In der Sendung wird unter anderem aktuell über Veranstaltungen zu diesen Themen informiert. Das interkulturelle Magazin wird samstags um 14.00 Uhr im WDR Fernsehen gesendet.

Bislang existiert unter dem Namen Cosmo ein aktuelles Morgenprogramm im WDR-Funkhaus Europa. Die Berichte und Interviews der Radiosendung erhellen Zusammenhänge und Hintergründe europäischer Politik und beschreiben ihre Auswirkungen für die Menschen hier und in den Nachbarländern. Cosmo zeigt, wie anderswo auf Ereignisse und Entwicklungen in Deutschland reagiert wird. Und bringt Wichtiges, Wissenswertes und Witziges aus der internationalen Nachbarschaft nahe. Montags bis freitags zwischen 9 und 10 Uhr nimmt sich Cosmo Zeit für die schönen Nebensachen des europäischen Lebens, zum Beispiel die Küche. Cosmo wird von einem internationalen Journalisten-Team gemacht. (esf)

Kontakt: 
WDR-Fernsehen, Cosmo TV, z. Hd. Karsten Hansen, Appellhofplatz 1, 50600 Köln, Fax: 0221 - 220 6842, karhan@web.de , www.wdr.de/tv/cosmotv 

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Karahanci moderiert bei Viva

 

Köln. Die Neuigkeiten beim deutschen Musiksender Viva heißen seit dem 1. September 2003 News. Wer gewohnt war, sich jeden Tag um 18 Uhr den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Popwelt anzusehen, muss jetzt eine Stunde früher einschalten: Um 17 Uhr läuft jetzt das Star- und Eventmagazin. Moderiert wird die Sendung vom Shooting-Star der deutschen Moderatorinnen-Szene: Gülcan Karahanci. Die 1,62 m große 20-Jährige hat 2002 ihr Abitur bestanden und anschließend an der "Casting Garage 2002" teilgenommen, einer bundesweiten Casting-Tour von Viva. Karahanci konnte sich gegen 500 Kandidat/innen durchsetzen. Seit Januar 2003 ist sie als Moderatorin der Live-Shows "Was geht ab?", "Interaktiv" und "Neuigkeiten" zu sehen. (esf)

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