Integration in Deutschland 1/2004, 20.Jg., 15. April 2004

INSTITUTIONEN

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Förderung der Attraktivität

Marketing für deutsche Hochschulen

Die Statistik spricht eine eindeutige Sprache: Die Zahlen ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen sind deutlich gestiegen, zudem ihr Anteil an den Studierenden insgesamt. Spiegelt dies die gestiegene Attraktivität des deutschen Hochschulsystems wider? Wie wird die Attraktivität des Bildungsstandorts Deutschlands überhaupt gefördert?


Gut betreut?

Um sich international behaupten zu können, bedarf es höchster Qualität in Ausbildung und Forschung ebenso wie effizienter Strukturen, die ein zügiges Studieren ermöglichen und zu international anerkannten Leistungsnachweisen führen. Darüber hinaus muss im Ausland für das Angebot an deutschen Hochschulen geworben werden.

Um die Attraktivität des Studienstandorts Deutschland weltweit bekannter zu machen, werden unter dem Dach der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung zwei Initiativen umgesetzt: das Marketing-Projekt GATE-Germany und die konzertierte Aktion "Internationales Marketing für den Bildungs- und Forschungsstandort Deutschland".

Über Marketing-Initiativen im Ausland hinausgehend fördern zahlreiche Institutionen durch speziell aufgelegte Austausch- oder Förderprogramme die Internationalisierung der Hochschulen. Die größte deutsche Förderorganisation für die internationale Hochschulzusammenarbeit ist der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). Der DAAD ist eine Selbstverwaltungsorganisation der deutschen Hochschulen, deren vorrangiges Anliegen die Internationalisierung von Forschung, Lehre und Studium ist.

DAAD-Förderprogramme

Zu diesem Zweck hat der DAAD zahlreiche Programme entwickelt, die der inhaltlichen Verbesserung der Studien- und Forschungsangebote sowie einer kundenorientierten Verbesserung der Rahmenbedingungen für ausländische Studierende dienen. Dazu zählen z.B. internationale Studiengänge mit starker internationaler Orientierung. Rund die Hälfte der Studierenden dieser Studiengänge sind Ausländer. Großer Wert wird dabei auf besondere Betreuungsangebote, integrierte Studienphasen im Ausland sowie begleitende Deutschkurse gelegt. Das Programm STIBET, ein kombiniertes Stipendien- und Betreuungsprogramm, dient der besseren Betreuung ausländischer Studierender und Doktoranden.

Die Mittel, die den Hochschulen im Rahmen des Betreuungsangebotes zur Verfügung gestellt werden, können für die Durchführung von Einführungsveranstaltungen, fachbezogene Veranstaltungen, deutschland- und länderkundliche Veranstaltungen, Reintegrationsveranstaltungen, Exkursionen, Wohnraumvermittlung sowie die Betreuung durch Einsatzstudenten und Tutoren verwendet werden. Sowohl der Erstkontakt als auch die fachliche und soziale Betreuung der ausländischen Studierenden sollen dadurch verbessert werden. Die Mittel des Stipendienprogramms ermöglichen den Hochschulen die Vergabe von Stipendien an ausländische Studierende. Das Programm STIBET leistet somit einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Internationalisierung.

Neben dem DAAD sind zahlreiche weitere Institutionen öffentliche und private Träger im Bereich der Hochschulkooperation tätig, so z.B. InWEnt - Internationale Weiterbildung und Entwicklung gemeinnützige GmbH, hervorgegangen aus der Carl Duisberg Gesellschaft (CDG) und der deutschen Stiftung für internationale Entwicklung (DSE). Insbesondere europäische Bildungsprogramme und Osteuropa-Kooperationen sind bei vielen Institutionen von großer Bedeutung. Diesbezüglich ist vor allem das SOKRATES/ERASMUS-Programm der Europäischen Kommission zu nennen. Gegenstand dieses Programms sind u.a. Studenten- und Dozentenaustausche, gemeinsame Entwicklung von Studienprogrammen, Entwicklung von Hochschullehrplänen, Sprachkurse und Intensivprogramme sowie thematische Netze von Fachbereichen aus allen Teilen Europas. Insbesondere die europäischen Förderprogramme erklären mitunter den hohen Anteil der europäischen Bildungsausländer an den deutschen Hochschulen - mit 54,4 % stellen sie mehr als die Hälfte aller ausländischer Studierenden.

Akademische Auslandsämter

In den Hochschulen selbst sind die Akademischen Auslandsämter in Bezug auf Aufgaben der Internationalisierung der wichtigste Akteur. Einerseits erhalten sie durch die zunehmend stärkere internationale Ausrichtung der Hochschulen neue Aufgabenfelder hinzu, gleichzeitig beanspruchen die traditionellen Aufgaben angesichts der steigenden Anzahl ausländischer Studenten mehr Zeit. Zu den traditionellen Aufgaben im Bereich des Ausländerstudiums zählen studienvorbereitende und -einführende Maßnahmen, die Zulassung, Planung und Verwaltung, aufenthalts- und studienbegleitende Maßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit sowie die Organisation von Deutschkursen.

Eine isoplan-Studie zur Struktur und Ausstattung der Akademischen Auslandsämter im Auftrag des DAAD aus dem Jahr 2003 hat gezeigt, dass die bestehenden Organisationsstrukturen den gestiegenen Anforderungen teilweise nicht mehr gerecht werden können. Dennoch ist es erklärtes Ziel der Hochschulen, den Anteil der ausländischen Studierenden weiter zu erhöhen. Voraussetzung hierfür ist ein integriertes kunden- und serviceorientiertes Betreuungssystem, das sich an internationalen Standards messen lässt. Dieses System muss an den deutschen Hochschulen etabliert werden.

Angesichts der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Bildungsausländer aus Europa und ein gutes Viertel aus Asien stammen, gilt es darüber hinaus, die Marketing-Aktivitäten in den verbleibenden Erdteilen zu verstärken, das heißt in Afrika, Amerika und Australien. Damit Deutschland beim internationalen Wissens- und Innovationstransfer nicht auf der Strecke bleibt, sind diese Anstrengungen dringend notwendig. Die Grundsteine wurden bereits gelegt, weitere Bemühungen müssen folgen.

Infos:
www.daad.de, www.inwent.org, www.studienwahl.de und www.hochschulkompass.de


Autor: Vanessa Franz, isoplan

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Service bitte!

 

Zahlende Studenten erwarten etwas für ihr Geld. "Service? Ja bitte!" heißt das Buch von Isa Ungruh, Koordinatorin der internationalen Austauschprogramme an der Fachhochschule Bremen und Gründerin der gleichnamigen Service-Agentur ISA (International Student Association). Mit dem Buch stellt sie ihr Konzept vor und gibt Tipps für Nachahmer. ISA wurde als eigenständige Firma, wenn auch mit einem einzigen Kunden, der FH Bremen, im Jahr 2001 gegründet.

Für die neuen Master-Studiengänge zahlen die Studierenden bis zu 7000 Euro an Gebühren. Umso wichtiger ist es, ihnen ein attraktives Umfeld zu verschaffen. Das ISA-Angebot fängt noch in der Heimat an. Die Mitarbeiter beantworten alle Fragen, helfen bei der Visumbeschaffung und buchen ein Zimmer im ISA-Wohnheim. Die Ankommenden werden am Flughafen abgeholt, durch die Hochschule und die Stadt geführt, mit Studentenausweis, Krankenversicherung und allen notwendigen Papieren versehen. Die Agentur bietet Hilfe bei der Zusammenstellung des Stundenplans, organisiert Partys und Ausflüge und bringt den Kranken Tee ans Bett. Das Betreuungspaket beinhaltet auch Begleit-Seminare und Deutschkurse. Nach der Abschlussfeier kümmern sich Isa Ungruh und ihr Mitgründer Christian Frank noch eine Weile um die Ehemaligen: senden Post und Dokumente nach, schließen die Konten, räumen die Zimmer usw. Es wird durch regelmäßiges Befragen ermittelt, was sich die Studierenden im Detail wünschen.

Daneben achtet ISA auch auf nonverbale Signale. Z.B. merkten die Mitarbeiter, dass Chinesen an den Steckern ihrer mitgebrachten Reiskocher bastelten, um sie an die deutsche Steckdosen anzupassen. Das war natürlich brandgefährlich, so dass für die Wohnheime Reiskocher angeschafft wurden. Die Mieter bekamen auch eine Beratung, wie sich durch Stromsparen Kosten senken lassen, denn Energie ist in ihren Heimatländern meist nicht so teuer. Die Agentur arbeitet mit Hilfe von studentischen Tutoren, die selbst Ausländer sind oder Auslandserfahrung haben. Sie üben auch unauffällige Kontrolle aus: Zieht sich jemand zu sehr zurück, lässt er vielleicht unbeantwortete Mahnungen liegen, weil er die Behördensprache nicht versteht oder die Konsequenzen nicht abschätzen kann?

Das Rundum-Sorglos-Paket ist als Pauschale in den Studiengebühren für die Masterprogramme enthalten und kann nicht aufgeschnürt werden. Um die nichtzahlenden Ausländer in den normalen Studiengängen kümmert sich weiterhin das Akademische Auslandsamt.


Autorin: Matilda Jordanova-Duda

Isa Ungruh: "Service? Ja bitte!" Hrsg. von der Hochschule Bremen, 2003. ISBN 3-922642-47-0

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Studien zur "Internatio- nalisierung des Studiums"

 

Berlin. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, hat am 15. März 2002 in Berlin gemeinsam mit dem Deutschen Studentenwerk die Ergebnisse der Studie "Internationalisierung des Studiums: Ausländische Studierende in Deutschland - Deutsche Studierende im Ausland" vorgestellt. Danach gab es bei der Zahl ausländischer Studierender eine Steigerung um 21 % vom Wintersemester 97/98 bis zum Wintersemester 2000/2001. Bulmahn zeigte sich über diese Entwicklung hocherfreut. "Deutschland ist endlich wieder ein attraktiver Studienstandort für Studierende aus aller Welt geworden. Nach den USA und Großbritannien ist Deutschland das beliebteste Gastland für Studierende aus anderen Ländern. Das ist ein Erfolg, der wichtig ist für unser Land." Die neue Studie zur Internationalisierung des Studiums wird im Herbst 2004 erwartet.

Die von der Bundesregierung initiierte "Konzertierte Aktion Marketing", die zusammen mit den Ländern, mit der Wirtschaft, mit dem Deutschen Studentenwerk und vielen anderen Partnern durchgeführt werde, beginne zu greifen, sagte Bulmahn 2002. "Die gezielten Aktionen, mit der wir weltweit um die besten Köpfe werben, gehen genau in die richtige Richtung. Wir bekommen endlich wieder ein offenes Klima", so die Ministerin. Über elfhundert Bachelor- und Masterstudiengänge und über 600 Studiengänge, die man auch in einer Fremdsprache studieren könne, erleichterten den Zugang für Studierende aus anderen Ländern. Deutschland sei seinem Ziel: 10 % ausländischer Studentinnen und Studenten in Deutschland, ein ganzes Stück näher gekommen.

Dabei seien große Zuwächse aus China (+ 83% von 1997 bis 2000) auf jetzt 8.700 Studierende; aus den mittel- und osteuropäischen Staaten wie Polen oder Bulgarien mit einem Plus von 204 % auf 4.700 Studierende. Aber auch aus Ländern der Russischen Föderation, aus wichtigen Schwellenländern wie Indien und Indonesien sei ein deutlicher Anstieg der Studierenden zu verzeichnen. "Das ist umso begrüßenswerter, als es sich hier um Staaten handelt, die von der Wirtschaft als die ‚Märkte von morgen' bezeichnet werden. Ein Studium in Deutschland ist also nicht nur eine Zukunftsinvestition aus Sicht des einzelnen Studenten, sondern auch aus unserer Sicht. Wir investieren damit auch in Menschen, die in einigen Jahren die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Prozesse in ihren Ländern mitgestalten werden. Bei zunehmender internationaler Zusammenarbeit ist das eine Investition, die sich mit Sicherheit für beide Seiten auszahlen wird", sagte die Ministerin.

Doch Internationalisierung sei keine Einbahnstraße, betonte Bulmahn. Auch bei den deutschen Studierenden, die ins Ausland gehen, stiegen die Zahlen spürbar an. 1999 studierten demnach 45.600 deutsche Studierende im Ausland - dreimal mehr als 1980 und ein Viertel mehr als 1991. Die Favoritenländer seien Großbritannien und die USA (zusammen 44 %) gefolgt von Österreich, Frankreich und der Schweiz. 13 % der Hochschulabsolventen hätten im Jahr 2000 einen studienbezogenen Aufenthalt im Ausland absolviert. Die Ministerin wies darauf hin, dass bis vor kurzem ein Auslandsaufenthalt, sei es ein Studium, ein Praktikum oder auch ein längerer Sprachkurs, eindeutig vom Geldbeutel der Eltern abhing: Je höher die soziale Schicht, desto selbstverständlicher war ein Auslandsstudium. "Dies wird sich in Zukunft ändern", betonte sie. "Deutschland hat mit der EU-weiten Mitnahmemöglichkeit des neuen BAföGs eine Vorreiterrolle bei der Internationalisierung übernommen." Das Signal komme bei den Studierenden an, so würden die Studentenwerke bereits eine Steigerung der Interessenten für ein Auslandsstudium um bis zu 10 % melden. Aktuelle Daten sind über die Publikation "Wissenschaft weltoffen" des Hochschul-Informations-Systems (HIS) erhältlich.

"Bildung und Forschung machen nicht an den nationalen Grenzen Halt", erklärte die Ministerin abschließend. "Die Wissenschaft ist international und sie muss international bleiben! Ich bin froh, dass die jungen Menschen das wissen und danach handeln!". (esf/bmbf)

Bezug: 
Bundesministerium für Bildung und Forschung, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 30 02 35, 53182 Bonn, Tel.: 01805-BMBF02 bzw. 01805/2623-02, Fax: -03,
 books@bmbf.bund.de, http://www.bmbf.de/pub/
internationalisierung_des_studiums.pdf
 

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