Integration in Deutschland 1/2004, 20.Jg., 15. April 2004

STATISTIK

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Zuzug von Spätaussiedlern geht weiter zurück

Aktuelle Strukturdaten einer wichtigen Zuwanderergruppe

Neben den über sieben Millionen Ausländern, die heute - nach Zuzug oder schon von Geburt an - in Deutschland leben, hat die Bundesrepublik in den vergangenen Jahrzehnten eine weitere große Gruppe von Zuwanderern aufgenommen: nämlich die Vertriebenen und die deutschstämmigen Spätaussiedler aus Osteuropa, denen laut Grundgesetz die deutsche Staatsangehörigkeit zusteht. Insgesamt weist die Statistik 4.387.000 Personen aus, die seit 1950 als Vertriebene oder als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen sind. Darunter sind über 2,2 Millionen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Somit bilden diese heute die stärkste Migrantengruppe überhaupt in Deutschland - noch vor den Türken, die rund 1,9 Millionen Mitbürger stellen.

Während sich die Zuwanderungen von Aussiedlern in den 60er und 70er Jahren meist zwischen 20.000 und 40.000 Personen pro Jahr bewegten, nahm der Zustrom ab 1987 - mit der beginnenden Öffnung der mittel- und osteuropäischen Staaten - schlagartig zu und erreichte im Jahr 1990 mit fast 400.000 Spätaussiedlern seinen absoluten Höhepunkt (s. Grafik).

Danach gingen die Zuwanderungen aus dem Osten wieder stetig zurück, sie lagen im Jahr 2003 bei knapp 73.000 Personen. Die wichtigsten Herkunftsländer waren Anfang der 90er Jahre neben der ehemaligen UdSSR vor allem Polen und Rumänien, auch die ehemalige Tschechoslowakei und Ungarn; zuletzt (2003) kamen die Spätaussiedler fast nur noch aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion (über 99 %) überwiegend aus der russischen Föderation und aus Kasachstan.

Wichtige Faktoren für die Integration in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft sind Sprachkenntnisse, das Alter und die Berufszugehörigkeit. (Zur Problematik mangelnder Sprachkenntnisse siehe das Interview mit dem Aussiedlerbeauftragten auf S. 9 dieses Hefts). Die Altersstruktur der zuwandernden Aussiedler unterscheidet sich deutlich von jener der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik, die schon deutliche Züge der Überalterung trägt. Die Spätaussiedler sind vor allem bei den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (unter 30 Jahre) deutlich stärker repräsentiert: 75 % der in den letzten beiden Jahren zugewanderten Aussiedler sind unter 45 Jahre - in der Gesamtbevölkerung sind es nur noch 57 %. Die Zuwanderung bremst also den fortschreitenden Prozess der Überalterung unserer Gesellschaft, verhindern kann sie ihn aber nicht.

Die Mehrzahl der knapp 73.000 Spätaussiedler - nämlich 58 % - gelten als Erwerbspersonen, d.h. sie haben einen Arbeitsplatz oder suchen eine Beschäftigung. In den letzten 13 Jahren ist die Erwerbsquote unter den eingewanderten Aussiedlern stetig gestiegen: 1990 lag sie noch bei 48 %. Bei Männern ist die Quote mit 59,3 % nur unwesentlich höher als bei Frauen (56 %). Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es jedoch bei den ausgeübten Berufen: Männer waren am stärksten in industriellen und handwerklichen Berufen tätig (44 %), bei den Frauen dominieren eindeutig die Dienstleistungsberufe (59 %). Im Vergleich zur deutschen Erwerbsbevölkerung gibt es unter den Aussiedlern noch einen hohen Anteil an land- und forstwirtschaftlichen Berufen (12,1 % bei den Männern, 3.9 % bei den Frauen).

Im Februar 2004 waren rund 54.800 Spätaussiedler arbeitslos gemeldet: 40.900 in Westdeutschland und 13.900 in Ostdeutschland. Eine Arbeitslosenquote wird aus methodischen Gründen wegen fehlender Basisdaten nicht ausgewiesen. Es ist aber offensichtlich, dass die steigende Anzahl der Spätaussiedler, die ohne Deutschkenntnisse hierher kommen, keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben und die Integrationsproblematik verschärfen.


Autor: Martin Zwick, isoplan

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Migrationsbericht 2003

 

Bonn. Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Marie-Luise Beck hat am 16. Januar 2004 den Migrationsbericht 2003 in Berlin vor der Presse vorgestellt. "Die aktuellen Migrationsdaten", so Beck, "bieten keinen Anlass für aufgeregte Diskussionen. Die Fakten belegen zweierlei: Deutschland ist gleichermaßen Einwanderungs- und Auswanderungsland." Der Bericht bietet unter Einbeziehung aller Zuwanderergruppen einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der Zu- und Abwanderung seit Beginn der 1990er-Jahre, wobei der Schwerpunkt auf der Darstellung des deutschen Migrationsgeschehens der Jahre 2001 und 2002 liegt. "Wir haben es mit einer hohen Mobilität von Ausländern wie Deutschen zu tun", sagte Beck. Die Beweggründe für Migration seien "Partnerschaften und Freundschaften über nationale Grenzen hinweg, Studienaufenthalte oder vorübergehende Auslandsbeschäftigungen wie Au-pair-Mädchen oder Saisonarbeiter." Sie prägten das Migrationsgeschehen "ebenso wie dauerhafte Einwanderung." Vorübergehende Wanderung, die nicht zu einem bleibenden Aufenthalt in Deutschland führe, habe deutlich zugenommen. So liegt die Zahl der Saisonarbeitnehmer bei etwa 300.000 Personen, die bei den Zuzügen nach Deutschland in Höhe von insgesamt etwa 880.000 Personen abzuziehen seien. Diese Gruppe bleibe nicht dauerhaft in Deutschland, deshalb müssten ihr auch keine integrationspolitischen Angebote gemacht werden.

Insgesamt habe sich das Migrationsgeschehen im Vergleich zum Beginn der 1990er-Jahre deutlich beruhigt, führte die Migrationsbeauftragte aus. Der Einwanderungssaldo betrage etwa 200.000 Menschen pro Jahr. Es sei sogar eine fallende Tendenz zu verzeichnen. Bezogen auf eine Bevölkerung von etwa 82 Millionen Menschen liege die eigentliche Zuwanderung bei 0,25 Prozent. In Bezug auf den Ehegatten und Familiennachzug betonte Beck, dass der Nachzug von rund 80.000 Personen zum größeren Teil als Nachzug ausländischer Ehegatten deutscher Staatsbürger darstelle. Der Kindernachzug falle mit 21.000 Kindern gering aus. Auch bei der Zahl der Spätaussiedler haben sich deutliche Veränderungen ergeben. Während zu Beginn der 1990er-Jahre noch etwa 400.000 Personen zuwanderten, sei diese Zahl 2003 auf 72.000 Menschen gesunken. Ebenso sei die Zahl der Asylantragsteller deutlich zurückgegangen. Die Broschüre ist kostenfrei zu beziehen. (esf)

Bezug: Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Rochusstraße 8-10, 53123 Bonn, 
Fax: 0228 / 930-4934 oder im Internet unter www.integrationsbeauftragte.de/gra/
publikationen/publikationen.php
 

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Asylbewerber-
zahlen 2003 auf niedrigstem Stand seit 1984

 

Berlin. Im Jahr 2003 haben 50.563 Personen in Deutschland Asyl beantragt. Die Anzahl der Asylbewerber ist damit auch im Jahr 2003 deutlich zurückgegangen. Gegenüber dem Vorjahr (71.127 Anträge) sank die Zahl der Asylanträge um 20.564 Personen oder 28,9 %. Bundesinnenminister Otto Schily nannte dies in einer Presseerklärung vom 16. Januar 2004 eine "positive Entwicklung" und erklärte: "Damit setzt sich ein Trend kontinuierlich rückläufiger Bewerberzahlen fort, der im Jahr 1993 mit dem Asylkompromiss seinen Ausgang nahm." Nach Angaben des Bundesministeriums des Innern hat das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge 2003 in 1.534 Fällen (1,6 % aller insgesamt 93.885 getroffenen Entscheidungen) eine Asylanerkennung ausgesprochen und in 1.602 Entscheidungen (1,7 % der Entscheidungen) Abschiebungsschutz nach § 51 Abs. 1 des Ausländergesetzes gewährt. 64.569 Asylanträge (68,8 %) wurden abgelehnt, 26.180 Anträge (27,9 %) wurden sonst wie erledigt.

Die Zugänge aus neun der zehn Hauptherkunftsstaaten gingen zumeist deutlich zurück. So kamen zum Beispiel aus dem Irak 6.392 und aus der Türkei 3.274 Asylsuchende weniger nach Deutschland als im Jahr 2002. Auch die Zahl der Asylbewerber aus Afghanistan hat sich, wie schon im Vorjahr, erneut etwa halbiert. Im Jahr 2003 war die Türkei erstmalig seit 1997 wieder der stärkste Herkunftsstaat. Gleichwohl sanken die Zugangszahlen bereits 2002 um 11,9 % und 2003 um 34,2 %. Der Anteil der Kurden an allen türkischen Erstantragstellern lag wie in den Vorjahren bei etwa 80 %. Zweitstärkstes Herkunftsland 2003 war Serbien und Montenegro. Die Antragszahlen sanken bereits 2002 um 13,9 %. Auch 2003 waren die Asylzugänge mit 26,5 % rückläufig. Der Anteil der Kosovo-Albaner lag monatlich jeweils zwischen 38 und 40 %, der der Roma zwischen 33,5 und 38 %. Auf Platz 3 der Hauptherkunftsländer lag der Irak, der in den Jahren 2000 bis 2002 noch stärkstes Herkunftsland war. Bereits 2002 gingen die Erstanträge um 40,3 % zurück. 2003 betrug der Rückgang sogar 62,4 % des Vorjahres (absolut: -6.392 Personen). Der Anteil der Kurden an allen irakischen Antragstellern des Jahres 2003 betrug 43 %. Neu unter den Top 10 der Herkunftsstaaten war China, dass mit einer Steigerung von 37,3 % (+649 Antragsteller) im Jahr 2003 Rang 5 belegte. Afghanistan, seit 1994 immer unter den 5 stärksten Herkunftsländern liegend, lag 2003 mit einem Rückgang von knapp 47 % (-1.299 Anträge) noch an der neunten Stelle.

Auch im Januar und Februar 2004 ist die Zahl der Asylantragsteller weiter gesunken. Im Februar 2004 haben in Deutschland 2.989 Personen Asyl beantragt. Die Zahl der Asylbewerber ist damit im Vergleich zum Januar 2004 um 778 Personen (-20,6 Prozent) gesunken. Auch gegenüber dem Vorjahresmonat Februar 2003 ist die Zahl der Asylbewerber zurückgegangen, und zwar um 1.497 Personen (-33,4 Prozent). (esf)

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EU-weit 1 Millionen Nettozuwanderer 2003

 

Luxemburg. In der Europäischen Union lebten am 31.12.2003 nach Angaben der Europäischen Statistikbehörde Eurostat gut 380,8 Millionen Menschen. Das sind 1.276.000 Einwohner mehr als im Vorjahr. Dieser Zuwachs resultierte zu knapp einem Drittel aus dem natürlichen Bevölkerungswachstum und zu gut zwei Dritteln aus einer Nettomigration von +983.000 Personen. Im Jahr 2002 lag die Nettomigration noch bei +1.260.000 Personen. (esf)

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2,7 Millionen Ausländer leben in Spanien - davon fast ein Drittel irregulär

 

Madrid. In Spanien leben gut 2,7 Millionen Ausländer, von denen etwa 1 Millionen über keine gültigen Aufenthaltspapiere verfügt. Diese Zahlen veröffentlichte das Nationale Institut für Statistik (Instituto Nacional de Estadistica, INE) Anfang Dezember 2003 (vgl. El Mundo, 09.12.03). Die ausländische Bevölkerung Spaniens wächst seit einigen Jahren mit hohen Zuwachsraten. Nach Angaben der Zeitung El Pais (vgl. El Pais vom 13.01.04) lebten Ende 2003 bereits 1.647.011 Ausländer mit regulärem Aufenthaltsstatus in Spanien. Ende 2002 waren es noch 1.324.001, Ende 2001 noch 1.109.060. Das bedeutet einen Zuwachs um 24 % bzw. 19,4 %. Die jährlichen Zuwachsraten der Vorjahre betrugen 23,8 % und 11,8 %.

Am 31.12.2003 lebten 572.116 EU-Bürger (34,7 %) und 1.074.895 Drittstaater in Spanien. In den letzten 12 Monaten gab es 235.895 Regularisierungen von Ausländern, die bislang über kein gültiges Aufenthaltsrecht verfügten, davon erhielten rund 30.000 ein Aufenthaltsrecht über die Familienzusammenführung, 25.000 über Kontingente, 80.000 über eine anfängliche Arbeitserlaubnis und 100.000 aus anderen Gründen wie dem Nachweis, seit mindestens fünf Jahren im Land zu leben.

Die wichtigsten Herkunftsländer sind Marokko (333.770, d.h. 20,3 % aller Ausländer), Ecuador (174.289 / 10,6 %), Kolumbien (107.459 / 6,5 %), Großbritannien (105.479 / 6,4%) und Deutschland (67.963 / 4,1 %). Die Provinzen mit den höchsten Ausländerzahlen sind Madrid (355.035), Katalanien (383.938), Andalusien (208.523) und Valencia (180.011). (esf/skc)

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Regularisierungs-
rekord in Italien

 

Rom/Paris. Im Jahr 2003 hat es in Italien mit 634.728 Regularisierungen die größte je in Europa umgesetzte Legalisierung von Migranten ohne gültige Aufenthaltspapiere gegeben. Dies berichtete das italienische Innenministerium am 30. Januar 2004 nach Informationen der Presse (Le Monde vom 03.02.04). Nunmehr leben 2,5 Millionen Migranten mit legalem Aufenthaltsstatus in Italien. Von den 705.404 seit November 2002 eingegangenen Anfragen nach Legalisierung des Aufenthaltsstatus seien 694.224 umgesetzt worden. Lediglich 25.892 Anträge seien abgewiesen worden, 18.814 Regularisierungen seien noch im Gange. Die Gruppen mit den höchsten Zahlen regularisierter Personen waren Rumänen (132.769), Ukrainer (100.135), Albaner (47.060) und Marokkaner (46.918). Die Regularisierungen sind Teil der Maßnahmen gegen die irreguläre Migration, genannt "Gesetz Bossi-Fini" aus dem Jahr 2002. Im Jahr 2003 hat es ferner im Vorjahresvergleich 40 % weniger irreguläre Einreisen gegeben (14.331 im Vergleich zu 23.719). Fast alle seien per Boot in Sizilien und auf den Inseln Pantelleria und Lampedusa eingereist. (esf)

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