Integration in Deutschland 2/2004, 20.Jg., 30. Juni 2004

PROJEKTE

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


"START" - Stipendien für begabte Zuwandererkinder

 

Frankfurt/Main. Das Stipendienprogramm "Start" für begabte und engagierte Zuwandererkinder, das es bisher nur in Hessen und Sachsen gab, ist im Februar 2004 auch in Nordrhein-Westfalen eingeführt worden. Ziel ist, besonders begabten und engagierten Kindern von Zuwanderern verstärkt die Möglichkeit zu einer höheren Schulbildung und - damit verbunden - bessere Chancen für eine gelungene Integration zu bieten. Zunächst in Wuppertal kommen fünf Stipendiaten in den Genuss der Förderung, die als gemeinsame Bildungsinitiative der Ertomis Stiftung, der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und der Stadt Wuppertal aufgelegt wurde. Für zunächst ein Jahr erhalten die Stipendiaten ein Bildungsgeld von 100 Euro monatlich sowie einen Computer mit Internetanschluss. Außerdem werden sie ideell gefördert. Dazu gehören Beratungen bei der Ausbildungs- und Studienplanung, Bildungsseminare, Exkursionen, Kontakte zu Wirtschaftsunternehmen und die Vermittlung von Praktika. Das Stipendienprogramm will Zuwandererkarrieren in Deutschland den Weg bereiten - als Ansporn zur Integration, als "Investition in Köpfe" und als Beitrag zur Toleranz unter jungen Menschen in Deutschland. Die federführende Hertie-Stiftung ist eine der großen privaten Stiftungen Deutschlands. Sie baut auf dem Lebenswerk des 1972 verstorbenen Stifters Georg Karg, Inhaber der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH auf. Sie versteht sich als gesellschaftlicher Impulsgeber, will neue Lösungen aufspüren und zu deren praktischer Umsetzung beitragen. Dabei möchte sie ihr Privileg nutzen, abseits politischer Interessen sinnvollen Neuerungen zum Durchbruch zu Verhelfen und langfristige Perspektiven aufzuzeigen.

Kontakt: Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Grüneburgweg 105, 60323 Frankfurt am Main, Tel.: 069/660756143, www.start.ghst.de

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Aussteiger-
programm für Rechtsextreme - eine erste Bilanz

 

Berlin. Vor drei Jahren, im April 2001, hat das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) das Aussteigerprogramm für Rechtsextremisten ins Leben gerufen. Aus diesem Anlass zog Bundesinnenminister Otto Schily am 2. April 2004 in Berlin Bilanz. Das Programm sei "ein wichtiger Bestandteil des umfassenden Gesamtkonzeptes der Bundesregierung zur Bekämpfung des Rechtsextremismus", sagte Schily. Es ergänze entsprechende Programme der Landesverfassungsschutzämter und werde vom Bund in enger Zusammenarbeit mit den Ländern betrieben. Es ziele zum einen darauf ab, Führungspersonen aus der rechtsextremistischen Szene herauszulösen. Zum anderen soll das Angebot Mitläufer zum Ausstieg veranlassen, die noch nicht fest in die rechtsextremistische Szene eingebunden sind. Beides sei in den letzten drei Jahren gelungen. Seither hätten sich über 900 Anrufer an das Kontakttelefon gewandt. Davon seien mehr als 200 Personen ausstiegswillig gewesen. Ihnen konnte vielfach durch individuelle fachkundige Beratung geholfen werden. Dies habe zu einer erheblichen Verunsicherung und Schwächung der rechten Szene geführt. "Wir werden das Programm daher unvermindert fortsetzen", sagte Schily.

Das Programm hatte die Szene bereits im Frühjahr 2001 erschüttert. So prangerten Rechtsradikale das Programm öffentlich als unzulässiges Instrument der psychologischen Kriegsführung an. Sie befürchteten interne Zweifel an der Loyalität ihrer führenden Agitatoren. In allen Betreuungsfällen arbeitet das BfV mit einer Vielzahl von Behörden zusammen. So hat das BfV für die Umsetzung seiner Hilfsmaßnahmen ("Hilfe zur Selbsthilfe") Kontakt zu weit über 100 staatlichen (z.B. Jugend-, Arbeits- und Sozialämtern sowie Polizei- und Justizbehörden) und zahlreichen nichtstaatlichen Stellen (Kirchen, Rechtsanwälte, Psychologen, Firmen und Ausbildungsstellen etc.) aufgenommen.

Zwischen den Trägern der Aussteigerprogramme gibt es einen Erfahrungsaustausch und gegenseitige Unterstützung. Die Zusammenarbeit verlief bisher sehr gut. Das BfV informiert über die verschiedenen Aussteigerprogramme auf seiner Homepage (www.verfassungsschutz.de).

Weitere wichtige Programme der Bundesregierung, wie z.B. das Aktionsprogramm "Jugend für Toleranz und Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus", unter dem die Programme XENOS, CIVITAS und ENTIMON laufen, stehen unter dem Dach des "Bündnisses für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt". Das am 23. Mai 2000 ins Leben gerufene Bündnis bündelt, die gesellschaftlichen Kräfte gegen Ausländerfeindlichkeit, Intoleranz und Gewalt und stärkt die Grundwerte der Verfassung in der Öffentlichkeit. Dem Bündnis haben sich über 900 Organisationen angeschlossen, von großen Verbänden bis hin zu kleinen Aktionsgruppen. Sie alle treten entschieden für die Werte der freiheitlich- demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik ein.

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Interkulturelle Kompetenz im Beruf

 

Bergisch Gladbach. Neben den üblichen "soft skills" wie "Flexibilität", "Belastbarkeit" und "Teamfähigkeit" gilt auch interkulturelle Kompetenz in vielen Berufen als wichtige Einstellungsvoraussetzung. Das beginnt bei der Fremdsprachenkenntnis, schließt aber auch Kompetenz im Umgang mit ausländischen Mitarbeitern, Partnern und Kunden ein. Menschen mit bikultureller Prägung oder mit intensiven interkulturellen Erfahrungen in In- und Ausland sind deshalb gefragt. Für welche Jobs gilt das besonders? Welche Arbeitsfelder fordern und fördern interkulturelle Kompetenz? Eine Job-Börse des Projekts "beraberce - gemeinsam" der Thomas-Morus-Akademie in Bensberg bringt am 16. Oktober 2004 Schüler, Studierende, Vermittler, Ausbilder und Firmen zusammen. Das Projekt beraberce - gemeinsam soll ein Forum für das gemeinsame interkulturelle Lernen von Schülern und Studierenden unterschiedlicher Herkunft bieten: Was können wir über unsere Kulturen, Herkunftsländer, von unseren Religionen, unserer Lebensweise erfahren? Welche politischen Fragen interessieren uns? Welche Musik, welche Bücher und Filme lieben wir? Welche Berufe möchten wir ergreifen? In Seminaren zu politischen, kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Themen werden solche Fragen konkret. Fachleute, Künstler und Politiker stehen als Referenten Rede und Antwort. In Vorträgen, Begegnungen und Gesprächen geht es auch um die persönliche und berufliche Orientierung. beraberce - gemeinsam findet statt in der Thomas-Morus-Akademie Bensberg, auf Projektreisen in interkulturell besonders interessanteStädte, aber auch an Universitäten und Schulen, wo immer sich interessierte Mitveranstalter finden.

Kontakt: Thomas-Morus-Akademie Bensberg/Kardinal-Schulte-Haus, Overather Straße 51-53, 51429 Bergisch Gladbach, Tel.: 02204/4084-72, Fax: -20, akademie@tma-bensberg.de 

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Wettbewerb kommunale Integration

 

Gütersloh. Städte, Landkreise und Gemeinden leisten bei der Integration von Zuwanderern hervorragende Arbeit, indem sie Strategien kommunaler Integrationspolitik entwickeln und umsetzen. Diese zukunftsweisenden Strategien herauszustellen, zu vergleichen und zu optimieren, um anschließend die besten Ansätze allen Kommunen zugänglich zu machen, ist das Ziel eines gemeinsamen Wettbewerbs des Bundesministeriums des Innern und der Bertelsmann-Stiftung. Was leisten Kommunen bei der Integration von Zuwanderern? Welche Strategien haben sich bewährt? Welche Arbeitsbereiche und Themen stehen im Vordergrund? Welche Lücken müssen geschlossen werden? Gesucht werden Städte, Gemeinden und Landkreise in Deutschland, in denen die erfolgreichsten und nachhaltigsten Strategien kommunaler Integrationspolitik entwickelt und umgesetzt werden.

Zur Bewerbung eingeladen sind die kommunalen Gebietskörperschaften, d.h. alle deutschen Städte, Gemeinden und Landkreise sowie die Stadtstaaten und ihre Bezirke. Den Startschuss für Bewerbungen gaben Bundesinnenminister Otto Schily und der Präsidiumsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Prof. Heribert Meffert, am 25. Mai 2004 bei der Auftaktveranstaltung in Berlin. Die Preisträger werden ermittelt von einer Jury, die mit Experten aus den Bereichen Politik, Wissenschaft und Praxis besetzt ist. Ausgezeichnet werden bis zu drei Kommunen für ihre besonders gelungenen und nachhaltigen Strategien zur Integrationspolitik. Es wird ein Preisgeld von insgesamt 50.000 Euro vergeben. Die Wettbewerbsergebnisse sollen allen Kommunen zur Verfügung gestellt werden.

Infos: Christine Förster, Bertelsmann Stiftung, Projektbüro Erfolgreiche Integration, Carl-Bertelsmann-Straße 256, 33311 Gütersloh, Tel.: 05241/8181-494 oder -360, erfolgreiche.integration@bertelsmann.de, www.erfolgreiche-integration.de sowie www.bmi.bund.de

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Frauen-
Geschichten

 

Ludwigshafen. Wie sieht das Leben von Frauen in meiner Heimat aus? Welche Vorstellungen hatte ich vor der Einreise in Deutschland? Was wurde davon realisiert? Mit diesen und weiteren Fragen haben sich 15 Migrantinnen aus Ludwigshafen gestellt, die sich aus dem Internationalen Frauentreff kennen. Seit dem 9. März 2004 stellen sie ihre Ergebnisse in einer Erzählreihe vor. Die Schreibwerkstatt der Volkshochschule hat aus ihren Geschichten Kurzgeschichten zu ihrem Land und ihrem Leben in Deutschland gefertigt. In einer noch bis zum 6. Juli 2004 laufenden Lesereihe werden sie im Frauentreff vorgestellt. Ziel der in Zusammenarbeit mit dem Verein Kultur Rhein-Neckar und mit Unterstützung der Gemeinschaftsinitiativen URBAN und EFRE durchgeführten Reihe ist eine Veröffentlichung. Bislang lasen unter anderem Frauen aus Thailand, Indonesien, der Türkei oder Bosnien. Am 6. Juli beschließt die rumäniendeutsche Aussiedlerin Sylvia Lungan-Horst die Reihe.

Kontakt: Internationaler Frauentreff, Westendstr. 17, 67059 Ludwigshafen, 
Tel.: 0621/504-2576

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Schily ehrt "Botschafter der Toleranz"

 

Berlin. Zum fünften Mal seit Bestehen des von der Bundesregierung im Jahr 2000 eingerichteten "Bündnisses für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt" wurden am 24. Mai 2004 in Berlin die "Botschafter der Toleranz" ausgezeichnet. Unter dem Motto "Aktiv werden - Zivilgesellschaft stärken" haben Bundesinnenminister Otto Schily und Justizministerin Brigitte Zypries Gruppen und Einzelpersonen ausgezeichnet, die sich ideenreich und engagiert gegen Ausländerfeindlichkeit, Diskriminierung und Ausgrenzung eingesetzt haben. Unterstützt wird die Arbeit der ausgezeichneten Initiativen mit einem Preisgeld von je 5.000,- Euro.

Bundesinnenminister Otto Schily hob das Engagement der "Botschafter der Toleranz" lobend hervor: "Die Menschen, die wir heute auszeichnen, zeigen durch ihr beispielhaftes Engagement, dass es viele verschiedene Ansätze gibt, die Zivilgesellschaft zu stärken. Nur eine Gesellschaft, die aktiv darum bemüht ist Respekt und Toleranz auszuüben, kann auf Dauer ein menschenwürdiges Leben gewähren. Die Arbeit der über 1.300 Gruppen und Einzelpersonen, die sich im Rahmen des Bündnisses bisher zur Mitarbeit bei der Überwindung von fremdenfeindlichen, rassistischen und antisemitischen Bestrebungen bereiterklärt haben, ist daher sehr wichtig."

Die Festveranstaltung war Teil des vom "Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt" organisierten viertägigen Forums für Initiativen und Vereine, die sich für Demokratie, Toleranz und Gleichberechtigung engagieren. Das Bündnis hat rund 400 zivilgesellschaftlich aktive Jugendliche nach Berlin eingeladen. Auf dem Programm stehen neben der Auszeichnung der "Botschafter der Toleranz", Workshops zum Thema Menschenrechte sowie Filmveranstaltungen zur interkulturellen Sensibilisierung und moderierte Gesprächsrunden zu den Themen Antidiskriminierung und Integration.

Die "Botschafter der Toleranz 2004" sind:

- "Stolpersteine", Goethe-Realschule Eberswalde. Die Goethe-Realschule Eberswalde organisiert seit einigen Jahren Aktionen und Projekttage zu den Themen Toleranz und Demokratie und ist am Bund-Länderprogramm "Demokratie lernen und leben" beteiligt, das u.a. die Kooperation mit außerschulischen Partnern im Unterricht fördern will. Aus diesem Bemühen heraus entstand in Zusammenarbeit mit der Landesklinik Eberswalde die Initiative "Stolpersteine", die an die Euthanasieopfer zur Zeit des Naziregimes in den Brandenburgischen Heil- u. Pflegeanstalten erinnern will. In Deutschland fielen diesen durchgeführten Verbrechen unter dem Decknamen "Aktion T4" ca. 70.000 Menschen zum Opfer. Die Schülerinnen und Schüler der Goetheschule zeichnen die Lebens- und Leidenswege einzelner Patienten nach, errichten beispielhaft Gedenktafeln, die in Wege und Straßen eingelassenen Stolpersteine. Kontakt: Herr Boginsky, Tel.: 03334/29121

- Malteser Migranten Medizin, Berlin. Das Projekt "Malteser Migranten Medizin" (kurz "MMM") setzt auf unbürokratische Hilfe für Menschen, die sich keinen Arztbesuch leisten können. Drei Mal in der Woche öffnet der Hilfsdienst seine Türen; betreut werden Flüchtlinge, Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung aber auch Obdachlose. Die projektleitende Ärztin führt selbst Behandlungen durch oder vermittelt Patienten an Fachärzte weiter; dieses Netzwerk ist überwiegend ehrenamtlich organisiert. Ziel des Projektes ist es, einen Mindeststandard medizinischer Versorgung sicherzustellen. Seit seinem bestehen wurden nahezu 2.000 Personen betreut. Kontakt: Frau Lohr, Tel.: 030/34800352 bzw. 0160/90545777

- Jugendbegegnungsstätte "Nomansland", Aken. Die Jugendbegegnungsstätte "Nomansland" in Aken bei Dessau schafft ein attraktives Freizeitangebot als Kontrapunkt zu einer rechtsextremistisch geprägten "Jugendkultur". Die Aktionen und Veranstaltungen richten sich an die Jugendlichen vor Ort. Zusätzlich werden Jugendliche aus dem Ausland dazu eingeladen, um Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken. Für 2004 hat die Jugendbegegnungsstätte wieder einige Veranstaltungen geplant. Erst wird eine Gruppe nach Frankreich und Belgien reisen, im Juli und August kommen dann zwei Jugendgruppen aus Nordrhein-Westfalen und Frankreich zu Besuch nach Aken. Kontakt: Frau Haase, Tel.: 03490/982092

- Schule Ohne Rassismus - Schule Mit Courage, Berlin. Das Projekt "Schule ohne Rassismus" der "Aktion Courage" sensibilisiert Schülerinnen und Schüler für alle Formen von Diskriminierung und Rassismus und fördert demokratische Denk- und Handelnsmuster in der Schule. Um die Auszeichnung "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" verliehen zu bekommen, müssen sich mindestens 70 % aller Mitglieder einer Schule (Schüler, Lehrer und Verwaltungspersonal) zu den Grundsätzen des Projekts bekennen und das mit ihrer Unterschrift bestätigen. Dabei setzt "Aktion Courage" auf Eigeninitiative der Schülerinnen und Schüler im Unterricht und in Arbeitsgemeinschaften. Mehr als 200 Schulen in Deutschland haben diesen Titel bisher erhalten. Kontakt: Herr Seide, Tel.: 030/2145860

- Kreispolizeibehörde Mettmann, Mettmann. Zwei Mitarbeiter der Kreispolizeibehörde Mettmann sprechen bei der Nachwuchswerbung für die Polizei insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund an. Ziel ist sowohl die Förderung der Integration der Jugendlichen als auch die Verbesserung des Verhältnisses zwischen Polizei und ausländischer Wohnbevölkerung. Mit innovativen Ideen (z.B. Informationsveranstaltungen in Moscheen) stellen sie den Arbeitsalltag der Polizei vor und werben fürs Mitmachen. Mittlerweile werben auch Fußballprofis wie Roque Santa Cruz oder Hassan Salihamidzic für das Integrationsprojekt der Polizei Mettmann. Kontakt: Herr Harms, Tel.: 02104/9822222

Weitere Informationen zu den "Botschaftern der Toleranz" und zum "Bündnis" finden sich im Internet unter www.buendnis-toleranz.de oder über Herrn Schiller-Dickhut, Tel.: 01767/21005747 (BMI)

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Gesundheits-
versorgung von Flüchtlingen und Migrant/innen

 

Bonn. Migrant/innen und insbesondere Flüchtlinge und Asylbewerber/innen haben einen besonderen Bedarf an medizinischer und therapeutischer Versorgung sowie sozialer Beratung, die bei der Inanspruchnahme jedoch erhebliche Mängel aufweist. Sprachprobleme, kulturelle Unterschiede, ungenaue Informationen und mangelnde Sensibilisierung auf Nutzer- und Anbieterseite wirken als Barrieren. Darüber hinaus fehlen allgemein umsetzbare Konzepte, welche die gesundheitliche Lage erfassen und verlässliche Behandlungsgrundlagen und -methoden bieten können. Durch die europäische Gemeinschaftsinitiative EQUAL werden innovative Wege im Bereich der Qualifizierung und Beschäftigung beschritten. Im Themenfeld Asyl konnten zum Beispiel mit der Entwicklung und Etablierung eines neuen Tätigkeitsfeldes "Sprach- und Kulturmittlung" Beschäftigungsperspektiven für Flüchtlinge und Asylbewerber/innen in Deutschland geschaffen werden. Es wurde bewusst ein ressourcenorientierter Ansatz gewählt, der gerade die Zweisprachigkeit, die Fluchterfahrung und die Kompetenzen eines anderen kulturellen Hintergrundes von Asylbewerber/innen nutzt. Dieser Ansatz verfolgt strukturelle Veränderungen im Gesundheits- und Sozialwesen und leistet einen konkreten Beitrag zur Verbesserung der gesundheitlichen und sozialen Versorgung von Flüchtligen und Asylbewerber/innen. Sprach- und Kulturmittler/innen dolmetschen nicht nur, sie vermitteln gleichzeitig bei der kulturellen Verständigung zwischen ausländischen Klient/innen und Patient/innen sowie Institutionen.

Im Rahmen von EQUAL führen zwei Entwicklungspartnerschaften im Themenfeld Asyl - SpuK ("Sprache und Kultur" in Niedersachsen) und TransSpuK ("Transfer von Sprache und Kultur" in Nordrhein-Westfalen) - Qualifizierungsmaßnahmen zur Sprach- und Kulturmittlung in der Gesundheits- und Sozialversorgung durch. Sie qualifizieren dabei 41 Asylbewerber/innen. Expert/innen aus den Bereichen Medizin, Pflege, Gesundheit, Bildung und Migration begleiten die Projekte dieser Entwicklungspartnerschaften.

Das thematische Netzwerk Asyl, der Zusammenschluss aller EQUAL Entwicklungspartnerschaften im Themenfeld Asyl in Deutschland, richtet am 16. - 17.Juni 2004 eine Fachtagung aus, um über Erfahrungen und Ergebnisse der Projektaktivitäten zu berichten, weitere Perspektiven für die Etablierung eines neuen Berufsfeldes zu diskutieren, Prozesse zur interkulturellen Öffnung der Regeldienste im Gesundheits- und Sozialwesen anzuregen und Bedingungen einer besseren Versorgung von Flüchtlingen und Asylbewerber/innen zu diskutieren. Die Tagung richtet sich an Interessent/innen und Akteure aus dem gesundheitlichen und sozialen Bereich gleichermaßen wie aus dem politischen und wissenschaftlichen Umfeld. (esf)

Kontakt: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, Referat XB4 - Nationale Koordinierungsstelle EQUAL, Postfach 14 02 60, 53107 Bonn, Tel.: 0228/615-4129, Fax: -2396, stefan.schulz-trieglaff@bmwa.bund.de, www.equal-de.de

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Vorschulprogramm HIPPY in Berlin

 

Berlin. Eine stärkere Ausrichtung der Erziehungsberatung auf die besonderen Probleme bildungsferner Migrantenfamilien hat der Beauftragte für Integration und Migration des Berliner Senats, Günter Piening, gefordert. Neben der Stärkung der Elternarbeit in Schule und Kita solle dabei ein Schwerpunkt auf die aufsuchende Familienarbeit und den Einsatz von Erziehungshelferinnen und -helfern mit Migrationshintergrund gelegt werden, erklärte Piening bei einem Besuch des von der Arbeiterwohlfahrt Berlin durchgeführten Eltern-Projektes HIPPY im April 2004.

HIPPY ist eine Abkürzung für Home Instruction for Parents of Preschool Youngsters. Das Eltern-Kind-Programm richtet sich an sozial benachteiligte Migrantenfamilien mit Kindern im Vorschulalter. HIPPY hat seit dem Start in Berlin 1998 rund tausend Familien erreicht. "HIPPY", so der Integrationsbeauftragte, "hat sich in den Berliner Innenstadtbezirken zu einem zentralen Baustein niedrigschwelliger Erziehungsberatung entwickelt, das seine Klientel wirklich erreicht." Das Programm setzt bei der Mutter als erster und wichtigster Erziehungsperson an. Mit Hilfe einfacher Arbeitsmaterialien wie Bilderbüchern, Mal- u. Arbeitsblättern und anderen Materialien übt sie spielerisch zusammen mit ihrem Kind täglich etwa 20 Minuten zu Hause, wobei beide erfahren, dass Lernen auch Spaß machen kann. Gleichzeitig erhalten sie einen besseren Zugang zur deutschen Sprache.

Immer mehr Migrantenkinder im Vorschulalter sprechen nur schlecht deutsch. Die Annahme, dass die hier geborenen Kinder durch Eltern, Kindergartenbesuch und den natürlichen Spracherwerb in ihrem Wohnumfeld die deutsche Sprache ausreichend erlernen, hat sich nicht bestätigt. Hinzu kommt, dass sie kognitiv häufig nur ungenügend gefördert sind. Die Arbeiterwohlfahrt als Träger des Projekts registriert eine wachsende Hilflosigkeit der Eltern. Diese Situation führt dazu, dass die Kinder von ihren Eltern nicht in ausreichendem Maße auf die Schule vorbereitet werden und somit ein "regulärer" Unterricht zumindest an einigen Schulen im Berliner Innenstadtbereich kaum noch möglich ist. Genau hier greift HIPPY. Die Mütter werden bei der Arbeit mit dem Material regelmäßig zu Hause von Hausbesucherinnen angeleitet und unterstützt. Diese sind deutsch sprechende Migrantinnen, kommen aus demselben Kulturkreis wie die Mütter und sind für sie nicht selten ein Vorbild erfolgreicher Integration.

Für die Arbeit mit den Familien werden die Hausbesucherinnen angeleitet und geschult. Außerdem werden sie im Rahmen des Projektes weiter qualifiziert, da sie als Migrantinnen in stärkerem Maß von Arbeitslosigkeit betroffen sind und wenig Perspektiven haben, einen Wiedereinstieg ins Berufsleben zu finden. HIPPY ist in Berlin ein neuer, "ungewöhnlicher" und erfolgreicher Ansatz der aufsuchenden Familienarbeit.

Elke Pohl, Büro des Beauftragten für
Integration und Migration
des Senats von Berlin

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Sport - ein bewährtes Mittel zur Integration

 

Berlin. Nach allgemeiner Überzeugung hat der Sport einen hohen Stellenwert bei der Integration von Zuwanderern. Um den organisierten Sport zur Fortsetzung und Verstärkung seiner Anstrengungen in den vielen Sportvereinen des Landes zu motivieren, hat der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Jochen Welt, den 15. Mai zum "Tag der Integration durch Sport" ausgerufen. Vor allem durch das vom Bundesministerium des Innern geförderte Projekt "Integration durch Sport" des Deutschen Sportbundes trage der Sport erheblich zur Integration der neuen Mitbürger bei, sagte Welt. Der Aussiedlerbeauftragte besuchte am bundesweiten Integrationstag des organisierten Sports ausgewählte Projekte in der Umgebung von Recklinghausen. Gleichzeitig fanden im gesamten Bundesgebiet Aktionen und Initiativen statt, bei denen die Vielfalt der Integrationsarbeit des Programms "Integration durch Sport" präsentiert wurde. Der bundesweite Integrationstag soll in Zukunft in jedem Jahr wiederholt werden. (esf)

Infos: www.bmi.bund.de, www.integration-durch-sport.de

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