Integration in Deutschland 4/2004, 20.Jg., 30. November 2004

BÜCHER / FILME / PRODUKTE / 
AUSSTELLUNGEN

Studien und Sachbücher

Belletristik

Broschüren

Filme / Kalender / Poster / Ausstellungen

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Studien und Sachbücher

Umgang mit Vielfalt ist zentrale Zukunftsaufgabe

Nürnberg/Berlin. Am 19. Oktober 2004 hat der Sachverständigenrat für Zuwanderung und Integration sein erstes Jahresgutachten vorgelegt. Der Zuwanderungsrat empfiehlt in diesem gut 500 Seiten starken Gutachten, im kommenden Jahr 25.000 ausländische Fachkräfte anzuwerben, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt dringend benötigt würden. Die Vorsitzende des Rates, Rita Süssmuth, sagte, damit könnten die Engpässe auf dem Arbeitsmarkt behoben werden. Zu diesem Vorschlag äußerte sich Bundesinnenminister Otto Schily zurückhaltend. Die sechsköpfige Kommission schlägt in dem Bericht vor, dass die Bundesagentur für Arbeit jährlich die Engpässe auf dem Arbeitsmarkt neu überprüft. Trotz hoher Arbeitslosigkeit bestünden derzeit in 14 Berufen Engpässe. Vor allem bei Ärzten, Apothekern, Krankengymnasten, Ingenieuren im Maschinenbau sowie bei hochqualifizierten Dienstleistungsberufen bei Banken und Versicherungen könnten viele Stellen nicht besetzt werden.

Das Gutachten enthalte „wichtige Impulse für die weitere Gestaltung der Zuwanderungspolitik in Deutschland“, erklärte dazu die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck. Ausdrücklich begrüßte sie „den Stellenwert, den das Gutachten nicht nur der Steuerung von Migration, sondern auch der Weiterentwicklung der Integrationspolitik einräumt“. Die Verankerung eines gesetzlichen Anspruches auf Sprachförderung im Rahmen des Zuwanderungsgesetzes sei hier ein wichtiger integrationspolitischer Schritt. Richtig sei aber auch, „dass eine erfolgreiche Integrationspolitik sich nicht auf Sprachförderung beschränken darf“. Zentral sei „die Weiterentwicklung innovativer integrationspolitischer Ansätze gerade in den Bereichen Erziehung und Bildung, Arbeitsmarkt und politischer wie gesellschaftlicher Teilhabe, um den Herausforderungen einer sich auch durch Zuwanderung verändernden Gesellschaft zu begegnen“, so Beck. Der Umgang mit wachsender Vielfalt in unserer Gesellschaft sei eine der zentralen gesellschaftspolitischen Zukunftsaufgaben. Hierauf verweise das Gutachten in treffender Weise. (esf)

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Migrationsbericht 2004

Das Bundeskabinett hat am 1. Dezember 2004 in Berlin den Migrationsbericht 2004 beraten. Der Bericht soll auf der Grundlage der vorhandenen Migrationsdaten dem Parlament einen Überblick über das Migrationsgeschehen in Deutschland ermöglichen. Der Bericht wird auf Wunsch des Bundestages einmal jährlich erstellt. Inhaltliche Schwerpunkte des Berichts sind zum einen ein Überblick über das Migrationsgeschehen in Deutschland, unterschieden nach Herkunfts- und Zielländern, Staatsangehörigkeiten, nach der Verteilung in den Bundesländern sowie nach Alter und Geschlecht. Zum anderen bietet der Bericht eine differenzierte Darstellung der einzelnen Zuwanderergruppen (EU-Binnenmigration, Ehegatten- und Familiennachzug, Spätaussiedler, jüdische Zuwanderung, Asylzuwanderung, sonstige Flüchtlinge, IT-Fachkräfte, ausländische Studierende sowie zurückgekehrte deutsche Staatsangehörige). Das Migrationsgeschehen wird im Bericht durch eine Vielzahl von Tabellen und Abbildungen illustriert. Der Migrationsbericht liefert so einen Beitrag zur Debatte über Migration und Integration, in dem objektiv über Fakten und Tatsachen aufklärt. Er ist eine Basis für Analysen und Interpretationen des Zuwanderungsgeschehens.Der Bericht ist unter www.bmi.bund.de als Download abrufbar. (esf)

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Religion - Migration - Integration

Im November 2004 neu erschienen ist eine Dokumentation der Fachtagung „Religion - Migration - Integration in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft", einer gemeinsamen Veranstaltung der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gemeinsam mit dem Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienst e.V. (REMID) am 22. April 2004 in Berlin. Die Dokumentation ist erhältlich unter http://www.integrationsbeauftragte.de/
download/ReligionMigrationIntegration.pdf
. (esf)

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„SternStunden“

„Migrantinnen und Migranten sind nicht nur als Existenzgründer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sondern auch ihr bürgerschaftliches Engagement in der Zivilgesellschaft ist hoch willkommen“, erklärte Carmen Teixeira, Leiterin des Landeszentrums für Zuwanderung NRW (LzZ) bei der Präsentation des Management-Handbuches für Zuwanderer-Vereine „SternStunden“. Selbstorganisation sei einer von vielen Schritten in Richtung Integration und Gleichstellung, denn über Vereins-Aktivitäten könnten eigene Interessen artikuliert und durchgesetzt werden.

Das Handbuch richtet sich an Migrantinnen und Migranten, die einen Verein gründen oder einem bestehenden Verein frische Impulse geben wollen. Aber auch Beratungskräfte der Migrationsarbeit und Weiterbildungseinrichtungen sind Adressaten des Handbuches, das Anregungen für die Zusammenarbeit mit Vereinen von Zugewanderten gibt. Das Buch enthält für Laien verständlich gestaltete Checklisten, Planungsformulare und Fall-Beispiele. Darüber hinaus liegt eine CD-Rom mit Arbeitsvorlagen bei.

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der politischen Bildung können das Handbuch für professionelles Vereinsmanagement kostenlos bei der Landeszentrale für politische Bildung, Horionplatz 1, 40213 Düsseldorf bestellen. Die übrigen Interessenten haben die Möglichkeit, das 160-seitige Buch für 14,90 Euro über den Klartext Verlag, Heßlerstraße 37, 45329 Essen (info@klartext-verlag.de) oder über den Buchhandel zu beziehen. (VF)

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Verwaltung im Ländervergleich

„Migration als verwaltungspolitische Herausforderung“ - unter diesem Motto stand im Jahr 2003 die Drei-Länder-Tagung der Staaten Österreich, Schweiz und Deutschland in Berlin. Eine Dokumentation der wichtigsten Vorträge der Veranstaltung ist kürzlich erschienen. Die Publikation gliedert sich in drei Themenblöcke: Integration als Aufgabe von Staat und Zivilgesellschaft, Reformen in den Verwaltungsstrukturen für eine moderne Zuwanderungspolitik und die Verwaltung als Dienstleister - am Beispiel der Arbeitsmigration. Länderberichte zu den jeweiligen Themen bieten die Grundlage für einen Diskussionsteil.

Mit dem Thema „Migration als verwaltungspolitische Herausforderung“ knüpfte die Deutsche Sektion des Internationalen Instituts für Verwaltungswissenschaften an die Tradition der Drei-Länder-Tagungen zu gesellschafts- und verwaltungspolitisch relevanten Themen an. Die Tagungen bieten eine wichtige Plattform für einen inhaltlichen Austausch verschiedener Verwaltungsebenen sowie für eine länderübergreifende Kooperation. Die Publikation „Migration als verwaltungspolitische Herausforderung“ wurde herausgegeben von Albert Schmid, dem Präsidenten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), und ist in der Nomos Verlagsgesellschaft erschienen. Telefonische Bestellung unter 07221-2104-0. (VF)

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Einwanderungsland Baden-Württemberg

Die ersten „Gastarbeiter“ im Nachkriegsdeutschland sind nach Baden-Württemberg gegangen. Bis heute hat das Land traditionell den höchsten Ausländeranteil unter den deutschen Flächenstaaten. Fast 1,3 Millionen Menschen aus mehr als 200 Nationen der Erde leben im Südwesten. Anfang Dezember 2004 ist eine von Karl-Heinz Meier-Braun und Reinhold Weber herausgegebene Publikation, die unter dem Titel „Kulturelle Vielfalt. Baden-Württemberg als Einwanderungsland“ 50 Jahre Ausländer- und Integrationspolitik bilanziert erschienen. Thematisiert werden übergreifende integrationspolitische Aspekte und einzelne Migrantengruppen in Vergangenheit und Gegenwart. Auch die Frage, welche Rolle Zuwanderung mit Blick auf die demografische Entwicklung der deutschen Gesellschaft zukünftig spielt, wird angesprochen. Das Buch kann gegen eine Schutzgebühr von 5 EUR zuzüglich Versandkosten bei der Landeszentrale für politische Bildung in Stuttgart (marketing@lpb.bwl.de) bestellt werden. (esf)

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Krasses Kochbuch

Das fehlte noch: ein Kochbuch mit einer Zusammenstellung von Spezialitäten und Alltagsgerichten unserer portugiesischen, türkischen oder russischen Nachbarn. Unter dem etwas zu reißerischen Kanaksprak-Titel „Voll konkret krass - Kollege Kochbuch“ ist 2004 bei der Edition XXL eine Rezeptsammlung erschienen, die nicht nur für die Schulküche oder interkulturelle Feste eine echte Bereicherung darstellt. Unter den klaren Überschriften „Brauchst du...“ sowie „...und so machst du“ werden Zutaten und Zubereitung von Cevapcici, ungarischem Gulasch, Moussaka, Siebenbürger geschichtetem Kraut, Piroggen, Borschtsch, Paella, Gazpacho oder gefüllten Auberginentaschen einfach erläutert. Neben diesen bekannten Gerichten aus einem Dutzend europäischer Länder werden auch unbekanntere Speisen wie Osso Bucco, gefüllte Zwiebeln und Tintenfische vorgestellt, die man hierzulande in kaum einem Restaurant erhält. Nur Ghormeh Sabzi fehlt dem Kenner der iranischen Küche. Die 37 Rezepte hat G. Poggenpohl zusammengestellt. Das Schöne: Damit kann frau und man (einfach genug sind die Rezepte) wirklich die Nachbarn einladen und mit deren Lieblingsgericht überraschen. Sicher werden diese dann nicht so unhöflich sein, zu erklären, wieso es bei Muttern eben doch noch besser schmeckte. (esf)

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Go No Go

Manche dieser Fotos kennt man seit gut einem Jahrzehnt aus den Medien: sie zeigen kleine Boote mit Flüchtlingen auf hoher See oder nachts - vom Boot kommend - über einen spanischen Strand sprintende Afrikaner. Andere kennt man nicht: über die Berge das Land verlassende Albaner, notdürftig in Kartons nächtigende illegal eingereiste Migranten in Athen, Afrikaner und Albaner bei der Feldarbeit in Italien und Griechenland, Polizeikontrollen an der deutsch-tschechischer Grenze, Szenen vom Aufenthalt in Lagern wie Sangatte am Ärmelkanal, Prostitution in Italien, die Wohnsituation von „Illegalen“ in Lissabon, immer wieder Stacheldraht und Kontrollen, Fingerabdrücke, Festnahmen und Untersuchungen in Belgien oder Deutschland oder auch kurdische Zeltlager an irakisch-türkischer Grenze. Die Schwarz-Weiß-Fotos des niederländischen Fotografen Ad van Denderen sind zugleich beängstigend und bedrückend. Der 2003 erschienene Bildband „Go No Go. La frontera de Europa“ (ISBN: 84-7782-159-3) liefert auf gut 300 Seiten ein Panorama der illegalen Zuwanderung und der staatlichen Versuche, der Entwicklung Herr zu werden.

Das ganz in Schwarz-Weiß gehaltene Buch ist bunt nur auf den eingestreuten Textseiten. Dann aber auch richtig: schöne Fotos des Meeres aus (europäischer) Urlaubersicht, mit Brandung, Frauen im Bikini, relaxte Menschen in Hängematten unter Palmen) - viel Urlaubsexotik, die hart zu den anderen Fotos in Kontrast stehen. Dazu Zitate von Flüchtlingen in sechs Sprachen: „Ich habe mir das nicht ausgesucht, ich bin einfach nur mitgegangen“, „Ich habe gehört, dass gute Menschen dort leben“, „Er sagte, dass ich von nun an auf mich selbst gestellt bin“, „Ich beschloss weiterzugehen und nicht mehr stehen zu bleiben“ oder „Ich kann nicht beweisen, dass ich staatenlos bin, weil ich staatenlos bin“. Erläuterungen zu den Bildern gibt es nur im Anhang: Bildunterzeilen genügen. Düsternis, Leid und Angst herrschen vor. Trotz allem gibt es auch Hoffnung: „Ich schlafe mit diesem Traum ein und wache mit ihm auf“, „Es gibt Momente, da bin ich fast glücklich am Leben zu sein“. Beide Seiten - Polizei und Flüchtlinge - sind überfordert. Der dokumentarische Bildband ist eine Co-Produktion von Actes Sud, der Edition Braus, Lunwerg Editores, Mets & Schilt uitgevers und Paradox (www.go-no-go.nl). (esf) 

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Deutscher Brain Drain geringer als angenommen

Bonn. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat 2004 eine Studie publiziert, die die Ergebnisse einer Befragung von mehr als 1.400 ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten der DFG dokumentiert. Untersucht wurden Erfahrungen während der der Stipendienzeit und die weitere berufliche Entwicklung ehemaliger Stipendiaten. Befragt wurden Personen, die in den 1980er- und 1990er-Jahren die Bewilligung für ein Stipendienprogramm der DFG erhalten haben. Die Befragung ergab unter anderem, dass 86 % aller ehemaligen Stipendiaten zum Zeitpunkt der Befragung (zwischen 5 und 16 Jahren nach Stipendienantritt) in der Wissenschaft tätig waren. Obwohl knapp drei Viertel aller Befragten die Förderung durch die DFG für einen Auslandsaufenthalt nutzte (Hauptziel waren hier die USA), arbeiten 85 % der heute in der Wissenschaft tätigen in Deutschland. Damit zeigt die Studie, dass der so genannte „brain drain“ deutscher Nachwuchswissenschaftler, also die Abwanderung ins Ausland, zumindest quantitativ weniger stark ausgeprägt ist, als in der öffentlichen Diskussion oft wahrgenommen. Die vollständige Studie sowie ein umfangreicher Tabellenband stehen im Internet zur Verfügung (www.dfg.de/zahlen_und_fakten/stip2004.html). (esf)

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Belletristik

Persepolis: Comic des Jahres


Marjane Satrapi, eine in Frankreich lebende Iranerin, ist nicht nur die erste orientalische Comic-Zeichnerin überhaupt, die internationale Erfolge verzeichnen konnte, nun wurde sie auf der Frankfurter Buchmesse auch mit dem Preis für den „Comic des Jahres 2004“ ausgezeichnet. Die junge Zeichnerin, die eigentlich nie eine Comiczeichnerin werden wollte, erhielt den Preis für „Persepolis. Eine Kindheit im Iran“, erschienen bei der Edition Moderne in Zürich (ISBN 3-907055-82-9). Sie zeichne ihre Familiengeschichte nicht für iranische Leser, sondern für jene westliche Welt, die gewissermaßen vor lauter Kopftüchern die Vielfalt der realen Gesichter des Iran nicht sehe, sagte sie gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Gegenüber AiD betonte sie, dass es ihr vor allem darum geht, Klischees und Vorurteile zu korrigieren und den Europäern „ihren Iran“ zu zeigen. 

Im Dezember 2004 ist nun Band 2 erschienen: „Persepolis. Jugendjahre“ (ISBN 3-907055-74-8). Beide Comics sind witzig und erläutern in unnachahmlicher Weise zugleich aus einer sehr persönlichen - und doch repräsentativen Weise - die jüngste Geschichte des Iran. Die wunderschön, wenngleich „nur“ Schwarz-Weiss gestalteten Bücher kosten 22 bzw. 26 Euro. (esf)

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Keine Heimat nirgendwo

Seit Jahren lebt Salie in Frankreich, doch zur Heimat ist es ihr nicht geworden. Wenn sie ihre Geschichten erzählt von dieser kleinen Insel vor der Küste Senegals, von den Menschen und dem Leben, ahnt man, dass sie auch dort ihr Zuhause verloren hat. Ist da Zorn in ihrer Stimme oder Verbitterung, wenn sie wie beiläufig erzählt von den großen und kleinen Demütigungen im neuen Land? Wenn sie aus dem Senegal erzählt, von den Heimkehrern aus Frankreich, die mit ihrem Geld um sich werfen und Europa wider besseres Wissen zum Schlaraffenland erklären? Wenn sie berichtet vom gebildeten, in die Provinz verbannten Dorfschullehrer, der gegen die tumben Dorfoberen keine Chance hat. Wenn sie erzählt von Sankele, deren einziger Besitz ihre Schönheit ist. Und da ist ihr kleiner Bruder Madické, der sich von der Schwester im Dorfladen anrufen lässt, um sich die Fußballberichte durchgeben zu lassen und der nicht versteht, warum ihm Salie das Geld für ein Flugticket ins gelobte Land verweigert. Dass Fatou Diome in „Der Bauch des Ozeans“ (erschienen 2004 bei Diogenes) weiß, wovon sie schreibt, ist aus jeder Zeile ihres Buches spürbar. Die bluesige Stimmung des Buches wird immer wieder von feinem Humor durchbrochen, die Heldin und Ich-Erzählerin verfällt nicht in Resignation. Und schließlich findet sie sogar eine Lösung für Madické, die beide Geschwister zufrieden stellt.

Paul Philippi, der buchladen

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Windzweig

Im Jahr 2003 ist von Hasan Özdemir unter dem Titel „Windzweig“ ein neuer Band mit Gedichten und Prosa erschienen. Wie in früheren Publikationen gehen Özdemirs Gedanken über alle geographischen Grenzen hinaus. Seine Poesie ist universell und reich an Bildern und Wortgeist, man spürt sie, kann sie nachempfinden. Zur Zeit ist er auf Lesereise. Die Zeitung „Rheinpfalz“ lobte seine „sehr bedacht und gefühlvoll eingesetzte Wortgewalt“ und „echte lyrische Tiefe“. Özdemir habe die Fähigkeit, „mit großer Geste literarisch ‚zu malen‘ und den Mut zum Experiment“. Mehr brauche es nun wirklich nicht, um mehr als gut zu sein. (esf)

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Ein amerikanischer Traum in Argus N.D.

Aus dem 1. Weltkrieg kehrt Fidelis Waldvogel in sein deutsches Heimatdorf zurück. Er heiratet de schwangere Verlobte seines gefallenen Freundes. In der durch Hunger und Armut geprägten Zeit wandert der Metzgermeister in die USA aus. Er strandet in einem kleinen Städtchen in North Dakota, holt seine Frau Eva plus Kind nach und gemeinsam bauen sie dort eine Metzgerei auf, die die letztendlich sechsköpfige Familie ernährt. Das Leben in der Kleinstadt ist für alle hart und arbeitsreich. Davon erzählt Louise Erdrich in „Der Gesang des Fidelis Waldvogel“ (erschienen 2004 bei Eichborn) eindrucksvoll. Sie verwebt die Lebensgeschichten der Einwanderer mit denen der einheimischen Bewohner. Im Mittelpunkt stehen die beiden starken Frauen, Eva und Delphine, die sich mit einem Akrobaten durchs Land geschlagen hat und nun zurückkehrt in ihre Heimatort und damit zu ihrem Vater, einem stadtbekannten Säufer. Beide werden innige Freundinnen - jedoch stirbt Eva früh. Delphine meistert nach deren Tod die „Mehrfachbelastung“, sowohl ihr Leben, das ihres Vaters und das der halbverwaisten Waldvogels in den Griff zu bekommen und ihren amerikanischen Traum zu verwirklichen. Erdrich erzählt mit einer feinen, warmherzigen Sprache von diesen Menschen mit ihren komplexen Charakteren, Träumen und Vergangenheiten...ein Lesegenuss.

Anette Mantwill, der buchladen

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Broschüren

Arbeitslosengeld II

Das Gesetz zur „Grundsicherung für Arbeitssuchende“, dem sogenannten Arbeitslosengeld II, ist seit Sommer beschlossene Sache und wird im Januar nächsten Jahres in Kraft treten. Migranten sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Deutsche, deshalb sind die mit dem Gesetz verbundenen Änderungen für sie von großer Bedeutung. Sprachprobleme bei der Bearbeitung der umfangreichen Fragebögen, die durch die Agenturen für Arbeit verschickt wurden, sind keine Seltenheit.

Erste Anlaufstelle für Migranten sind häufig die Wohlfahrtsverbände. Obwohl diese Form der Beratung nicht zu ihren Aufgaben gehört, haben sich die meisten Verbände dieser angenommen. Ihr Personal wird deshalb von den Agenturen für Arbeit beraten und geschult. Auch auf der Homepage www.dgb-koeln.de finden Migranten Informationen zu Hartz IV.

Eine besondere Form der Hilfestellungen - sowohl für beratende Organisationen als auch für Migranten selbst - bieten darüber hinaus Übersetzungen: So hat beispielsweise der Verein Diên Hông eine vietnamesische Übersetzung des Antrags auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes nach SGB II (Arbeitslosengeld II/Sozialgeld) erarbeitet.

Mit diesem Übersetzungsservice ist den mit der sozialen Beratung befassten Ämtern, Trägern und Vereinen eine wichtige Hilfe für die Tätigkeit mit vietnamesischen MuttersprachlerInnen bereitgestellt worden. Denn gerade bei den Beratungsgesprächen im Vorfeld vor dem Ausfüllen des Antrags, der in deutscher Sprache erfolgt, ist ein solcher muttersprachlicher Text sehr sinnvoll.

Übersetzungen in vietnamesischer, russischer und türkischer Sprache sind im Internet bei der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration unter www.integrationsbeauftragte.de/
gra/infos/infos.php
oder auf der Homepage des Vereins Diên Hông unter www.dienhong.de/alg2.html einseh- und herunterladbar. Eine rechtliche Gewähr der Übersetzungen kann nicht übernommen werden.
In Abstimmung mit der Agentur für Arbeit Rostock finden Beratungen für LeistungsbezieherInnen mit einem vietnamesischen Migrationshintergrund zum Arbeitslosengeld II seit September 2004 auch bei der vietnamesischen Begegnungsstätte von Diên Hông statt. Die Beratungen finden dienstags von 13.00 bis 17.00 Uhr, donnerstags von 9.00 - 13.00 Uhr und 14.00 - 17.00 Uhr oder nach Vereinbarung statt. (VF)

Rückfragen: 
Begegnungsstätte von Diên Hông

Frau Phuong Kollath oder Herr Lam van Vinh,
Tel.: 0381 / 769 62 91, 
E-Mail: BegegnungDH@aol.com
Homepage: www.dienhong.de/vdbs.html 

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Fisimatenten - Franzosen in Berlin und Brandenburg

Kaum eine Nation ist so fest in Berlin verwurzelt, so eng mit Geschichte und Kultur der Region verbunden wie Frankreich und die Franzosen. Repräsentatives Symbol ist heute die neue französische Botschaft am Pariser Platz, die zum 40. Jahrestag des Elysée-Vertrags 2003 feierlich eröffnet wurde. Der Vertrag besiegelte 1963 die Aussöhnung zwischen Deutschen und Franzosen. In Berlin ließ sich der Wandel auch an den Beziehungen zu den einstigen Besatzungstruppen ablesen, die im Westteil schon bald nach dem Krieg zur Schutzmacht geworden waren, zu der sich vielfältige persönliche Beziehungen und auch Freundschaften entwickelten. Ende 2004 hat der Berliner Beauftragte für Integration und Migration die Publikation „Fisimatenten - Franzosen in Berlin und Brandenburg“ herausgegeben. Das Thema steht über die Historie hinaus auch für ein heute wieder hochaktuelles Thema: die Integration von Zuwanderern.

Über 300 Jahre liegt die erste große Zuwanderungswelle zurück, die zahlreiche Spuren an Havel und Spree hinterlassen hat. Damals fanden Glaubensflüchtlinge aus Frankreich Zuflucht und Aufnahme im noch vom 30jährigen Krieg verwüsteten Preußen. Dank der pragmatischen preußischen Integrationsmaßnahmen siedelten sich damals viele Hugenotten in Berlin und Brandenburg an. Das „Edikt von Potsdam“ des Großen Kurfürsten steht für die erfolgreiche Integration einer größeren Zuwanderungsgruppe. Wenn heute an die vielfältigen Einflüsse der französischen Neubürger erinnert wird, die der preußischen Leitkultur ihren Stempel aufdrückten, in Sprache, Ackerbau, Wirtschaft und Musik, dann vergisst man darüber leicht: Auch die Ansiedlung der Hugenotten wurde damals von hitzigen Diskussionen, von Ängsten und Pauschalurteilen begleitet, wie wir sie auch aus der heutigen Zuwanderungsdebatte kennen. Überfremdung, mangelnde Anpassung, Konkurrenz sind einige Stichworte. Und um die Deutschkenntnisse der Zuwanderer stand es damals auch nicht zum besten, lernt der/die Leser/in.

Der Historiker Cyrill Buffet hat auf weit über 100 Seiten die Geschichte der Franzosen in Berlin und Brandenburg und den französischen Einfluss nachgezeichnet. Wie der Titel der in der 3. überarbeiteten und aktualisierten Auflage erschienenen Broschüre schon andeutet, geht es auch um die französische Sprache, die bei zahlreichen Wendungen des Berliner Wortschatzes Pate stand. Die zweisprachige deutsch-französische Arbeit gibt einen breiten Überblick über die breite französische Präsenz in Wirtschaft und Kultur des heutigen Berlins, nennt viele Adressen und Anlaufstellen. Sie ist gegen eine Schutzgebühr von 2,00 EUR im Büro des Integrationsbeauftragten erhältlich. (esf)

Bezug: 
Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz - Der Beauftragte für Integration und Migration -
,
Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin,
Tel.: 030/9017-2357, Fax: 030/262-5407, John.Roehe@auslb.verwalt-berlin.de, www.berlin.de/auslb

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Filme / Kalender / Poster / Ausstellungen

Jugendvideos zu Migrationsfragen

In der Edition des „Medienprojektes Wuppertal“ sind im Herbst 2004 einige neue Jugendvideoproduktionen zu Migrationsthemen erschienen, die als Video oder DVD gekauft oder ausgeliehen werden können. „Made in USSR“ ist eine Filmproduktion von jungen Russlanddeutschen und jüdischen Kontingentflüchtlingen, die Stationen der eigenen Zuwanderung in Deutschland, Russland und der Ukraine verfolgen. Die autobiografische Dokumentation hat eine Länge von 60 Minuten. Der 45-minütige Film „Deutschland ist meine Heimat“ wurde von jungen Flüchtlingen unter Anleitung eines Medienpädagogen erstellt. Dokumentiert wird das Leben jugendlicher Flüchtlinge, die nach 15 Jahren Leben in Deutschland in die Türkei abgeschoben werden sollen.

Das Medienprojekt Wuppertal ist die größte Videoproduktion für Jugendliche und Erwachsene in Deutschland. Die angebotenen Videos entstammen verschiedenen medienpädagogischen Modellprojekten. Sie zeichnen sich durch eine besonders hohe inhaltliche Dichte und, Authentizität sowie ästhetische Qualität aus. Sie kosten 30 Euro bzw. können für 10 Euro entliehen werden. (esf)

Bezug: Medienprojekt Wuppertal e.V.,
Hofaue 59, 42103 Wuppertal, 
Tel.: 0202/5632647, Fax: 0202/4468691,
borderline@wuppertal.de,
www.medienprojekt-wuppertal.de 

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Interkulturelle Kalender 2005

Inzwischen haben sie ihren festen Platz in vielen Schulen, Büros, Behörden, Firmen oder Privatwohnungen: Interkulturelle Kalender verschiedenster Organisationen. Auch für das Jahr 2005 sind wieder eine Reihe dieser Kalender erschienen.

Dass der interkulturelle Kalender, den der Beauftragte des Berliner Senats für Integration und Migration, Günter Piening, jährlich herausgibt, sich bewährt hat, ist für ihn ein Zeichen für die fortschreitende interkulturelle Öffnung unserer Gesellschaft. „Der Interkulturelle Kalender gibt ganz praktische Hilfestellung im Alltag“, so Piening. „Das Zusammenleben vor allem in einer Großstadt wie Berlin wird entscheidend auch von den Kulturen und Religionen der Zuwanderer geprägt. Da ist es für Wirtschaft und Verwaltung unverzichtbar, sich rasch zu orientieren, auf welche Tage die Feste und Feiertage von Nachbarn, Kollegen, Geschäftspartnern oder Schülern fallen“. Anfang November 2004 ist der „Interkulturelle Kalender 2005“ erschienen. In bewährter Weise hat Gertrud Wagemann zum neunten Mal diese Jahresübersicht über die wichtigsten Festtage der großen Religionsgemeinschaften und Nationalitäten zusammengestellt. Der Kalender kann gegen eine Schutzgebühr von 0,50 €Euro pro Exemplar bestellt werden. Außerdem kann er auf den Internetseiten des Integrations- und Migrationsbeauftragten eingesehen und ausgedruckt werden.

Auch der Interkulturelle Antirassismus-Kalender 2005, den SOS-Rassismus-NRW in Taschenbuchform herausgibt, wird gerne genutzt. Er bietet Fest-, Gedenk- und Feiertage aller großen Kulturen und Weltreligionen. Der Kalender vermittelt ferner Tipps, Ideen und Aktionen für den Alltag und ist etwas für Menschen, die schon immer gerne über den eigenen Horizont hinaus geblickt haben. Der Kalender im Format Din A6 kostet 4 Euro zuzüglich Porto. (esf)

Bezug:
Beauftragter des Senats für Integration und Migration, Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin,
Tel.: 030/9017-2357 oder -2322, 
Fax: 030/2625407, Integrationsbeauftragter@auslb.verwalt-berlin.de,
www.berlin.de/auslb.  

SOS-Rassismus-NRW, Haus Villigst,
58239 Schwerte, Tel.: 92304-755190,
g.kirchhoff@aej-haus-villigst.dewww.sos-rassismus-nrw.de

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Postkartenkalender

Integration hört nicht mit dem Erlernen der Sprache auf. Dazu gehört die aktive Auseinandersetzung eines Zuwanderers mit der neuen Umgebung, deren Natur und Städten, ihrer Menschen, Geschichte und Kultur. Genau hier setzen die Motive des „Monatspostkartenkalenders für alle Gelegenheiten“ an, den das Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuz (DRK) im November 2004 erstellt hat. In witzigen Zeichnungen und Texten werden konkrete Erfahrungen von Migranten mit Themen wie dem deutschen Essen, den Schildern „Vorsicht bissiger Hund“, Busfahrten oder Flohmärkten nacherzählt. Entstanden ist der Kalender in Zusammenarbeit mit dem Sprachkursprojekt des Bonner DRK-Kreisverbandes. (esf)

Bezug:
DRK-Generalsekretariat, Carstennstraße 58,
12205 Berlin, Tel.:; 030/85404-0, drk@drk.de

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Poster „Muslime in Deutschland“

Das im Dezember 2001 im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung vom isoplan-Institut erstellte Poster „Muslime in Deutschland" ist im September 2004 neu aufgelegt worden. Das Poster im Format A1 bietet unter anderem Statistiken zu Muslimen weltweit und in Deutschland sowie Übersichten zur Ausdehnung und Entwicklung des Islam, zu Glaubensgrundsätzen und Glaubensrichtungen. Finanziell gefördert wurde die Neuauflage durch das Bundesministerium des Innern und die Bundeszentrale für politische Bildung. Einzelne Exemplare können bei isoplan (consult@isoplan.de) angefordert werden. (esf)

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Fotoausstellung „Geteilte Erinnerungen“

Seit den frühen 1950er-Jahren sind zunächst im Zuge der Gastarbeiteranwerbung unzählige Arbeitsmigranten nach Deutschland gekommen und haben das Bild unserer Gesellschaft verändert. Der Verein „Migrationsmuseum in Deutschland“ hat sich zum Ziel gesetzt, die historische Entwicklung der Einwanderung in einem Zentrum der Geschichte, Kunst und Kultur sichtbar und erfahrbar zu machen. Als einen ersten Baustein hat der Verein eine Fotoausstellung zur Einwanderungsgeschichte in Deutschland erarbeitet. Im Oktober 2004 hatte die Ausstellung „Geteilte Erinnerungen“ im Landtag von Nordrhein-Westfalen ihre Premiere. Sie zeigt historische Fotos von Migranten, die sich - oft entgegen der ersten Erwartungen - hier dauerhaft niedergelassen haben. Die 33 Fotografien und zwei Texttafeln umfassende Ausstellung kann gegen eine Schutzgebühr ausgeliehen werden. (esf)

Kontakt: 
Migrationsmuseum in Deutschland e.V.
, Postfach 510548, 50941 Köln, 
Tel.: 0221/800-2032, Fax: -2831,
post@migrationsmuseum.de


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