Integration
in Deutschland 4/2004, 20.Jg., 30. November 2004
NOTIZEN |
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Diese Beiträge - außer mit (+) gekennzeichnete - wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht! |
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Kemper ersetzt Welt |
Berlin. Auf Vorschlag von Bundesinnenminister Otto Schily hat das Bundeskabinett am 17. November 2004 MdB Hans-Peter Kemper zum Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten berufen. Kemper tritt damit die Nachfolge von Jochen Welt an, der bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen zum Landrat des Kreises Recklinghausen gewählt worden war. Schily beglückwünschte Herrn Kemper zu seinem neuen Amt: "Hans-Peter Kemper zählt zu den innenpolitischen Experten des Deutschen Bundestages. Als Mitglied des Innenausschusses ist er seit Jahren auch mit Fragen der Aussiedler- und Minderheitenpolitik befasst. Es ist gut, dass wir unsere jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit nun im Innenministerium fortsetzen können." Kemper wird sich als Aussiedlerbeauftragter für die Belange der deutschen Minderheiten in Osteuropa und in den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion einsetzen. Zugleich gehören alle Eingliederungsmaßnahmen für Spätaussiedler auf Bundesebene zu seinem Bereich. Er ist ebenfalls Ansprechpartner für die nationalen Minderheiten, deren Belange er auf Bundesebene vertritt. Der 60jährige, von Beruf Polizeibeamter, gehört seit 1993 dem Deutschen Bundestag an. Er ist Mitglied des Innenausschusses sowie des Ältestenrates. Außerdem ist er Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der SPD-Bundestagsfraktion. (BMI) |
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Botschafter ruft Türken zur Integration auf |
Berlin. Der türkische Botschafter Mehmet Ali Irtemcelik hat die in Deutschland lebenden Landsleute zur Integration aufgerufen. "Sie müssen in dem Bewusstsein handeln, dass sie einen wichtigen Teil zum Türkei-Bild der Bürger in diesem Lande beitragen" sagte er im Oktober 2004 der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Auch im Hinblick auf einen möglichen EU-Beitritt der Türkei sollte der Integrationsprozess von beiden Seiten als "gemeinsame Aufgabe" angesehen werden. (esf) |
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Demirbüken
im CDU-Bundes-
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Düsseldorf. Auf ihrem Bundesparteitag in Düsseldorf hat die CDU am 7. Dezember 2004 erstmals in ihrer Geschichte eine türkisch-stämmige Frau in den Bundesvorstand gewählt. Emine Demirbüken-Wegner (43) erhielt 66,8 % der Stimmen. Die Ausländerbeauftragte des Berliner Bezirks Schöneberg lebt seit 1969 in Deutschland, hat sich 1992 einbürgern lassen und ist mit dem Berliner CDU-Baustadtrat Michael Wegner verheiratet (esf) |
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Engagement im Verein |
Essen. Fast zwei Drittel (64%) der türkeistämmigen Migrantinnen und Migranten in Deutschland beteiligen sich aktiv in Vereinen, Verbänden, Gruppen oder Initiativen. Dies entspricht in etwa der Größenordnung des Engagementverhaltens in der deutschen Bevölkerung (70%). Insgesamt engagieren sich aber nur zehn Prozent der Befragten über die bloße Beteiligung z.B. in Vereinen oder Verbänden hinaus bei ehrenamtlichen oder freiwilligen Aufgaben. In der deutschen Bevölkerung beträgt dieser Anteil zwar über ein Drittel und ist damit deutlich ausgeprägter, allerdings besteht ein Potential von weiteren 50% der befragten Migrantinnen und Migranten, die ein Interesse an (weitergehendem) Engagement haben Das Zentrum für Türkeistudien (ZfT) hat im
Frühjahr 2004 eine bundesweite standardisierte Befragung unter 1.500
türkeistämmigen Migranten und Migrantinnen durchgeführt. Weiterhin
wurden 52 Expertinnen und Experten anhand eines halbstandardisierten
Leitfadens befragt. Mit der vom Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend in Auftrag gegebenen Studie liegen nun umfangreiche und
detaillierte Daten zum freiwilligen Engagement von Familien ausländischer
Herkunft in der Bundesrepublik Deutschland vor. Damit wird eine
Einschätzung möglich, welche Potentiale zur Mobilisierung und
gegenseitiger Unterstützung gesellschaftspolitisch gefördert werden
können. - 50% der türkeistämmigen Migrantinnen und Migranten haben an (weiterem) freiwilligem Engagement Interesse. Somit ließe sich die bisher noch geringe Engagementquote von 10% deutlich steigern, wenn es gelänge, die Interessierten zu motivieren, ihr Interesse auch in die Tat umzusetzen und wenn die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen würden. Besonders wichtig ist die Unterstützung von Interessen, die sich aus der Migrationsituation heraus ergeben, die aber bei weitem nicht das gesamte Spektrum ehrenamtlichen Engagements abdecken. Migrantinnen und Migranten können in verschiedenen Kontexten animiert werden, sich zu engagieren, denn das Interesse von Türkinnen und Türken richtet sich in jedem Fall mehrheitlich auf das Aufnahmeland Deutschland. Engagementförderung ist damit immer auch Integrationsförderung. - 35% der Migrantinnen und Migranten sind sowohl in deutschen als auch in türkischen Gruppen oder Vereinen aktiv, 16% sind nur in deutschen Organisationen oder Kontexten tätig. 40% beteiligen sich ausschließlich in Gruppen, in denen die anderen Teilnehmer überwiegend türkischer Herkunft sind. Die Beteiligung in eigenethnischen Kontexten erfolgt besonders häufig dann, wenn es keine deutschen Alternativen (Religion, Kultur) gibt. Allerdings verweist die hohe eigenethnische Beteiligung im Bereich Freizeit und Geselligkeit (65%) auch auf den bewussten Zusammenschluss in eigenethnischen Strukturen. Zugleich scheint in den Bereichen, in denen Deutsche und Türken gemeinsame Interessen haben, die Beteiligung in multiethnischen und aufnahmegesellschaftlichen Gruppen begünstigt zu werden. (z. B. Gewerkschaften, berufliche Interessenvertretung, Aktivitäten am Wohnort, Sport). Eingebürgerte sind häufiger in deutschen Organisationen engagiert und beteiligt. - Unter den befragten Migrantinnen und Migranten herrscht dessen ungeachtet der Eindruck mangelnder Offenheit der deutschen Organisationen gegenüber Zuwanderern. Allerdings unterscheidet sich die Engagementquote der Türkinnen und Türken in Relation zur bloßen Beteiligung bei deutschen und türkischen Organisationen nicht. In deutschen Organisationen nehmen die engagierten Migrantinnen und Migranten dennoch deutlich seltener Leitungsfunktionen wahr als in türkischen. - Für die Engagementförderung bei Migrantinnen und Migranten ergibt sich hieraus der folgende Schluss: Da die Beteiligung von Migrantinnen und Migranten in multiethnischen, deutschen oder eigenethnischen Kontexten sich gegenseitig ergänzt, sollten Fördermaßnahmen auch alle diese Kontexte in den Blick nehmen. - Die wichtigste Möglichkeit, türkeistämmige Migrantinnen und Migranten in deutsche Organisationen zu integrieren, besteht darin, spezifische Angebote mit entsprechender Information und Kommunikation - am besten mit türkeistämmigen Ansprechpartnern - zu machen. Eine weitere Möglichkeit wäre, eigenständige ethnische Gruppen innerhalb der eigenen Organisation zuzulassen, und so mehr Partizipation zu ermöglichen und das Engagement unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zu vernetzen. Die gruppenweise Bewegung von Migrantinnen und Migranten in deutsche Organisationen ist kein Zeichen der Desintegration, sondern vielmehr eine pragmatische und häufig anzutreffende Integrationsstrategie. Die Organisationen, die eine solche Strategie verfolgen, berichten in der Studie von ausgesprochen positiven Erfahrungen und einem nachhaltigen Integrationserfolg. Dr. Dirk Halm, ZfT Kontakt: Stiftung Zentrum für Türkeistudien, Türkiye Arastirmalar Merkezi Vakfi, (Institut an der Universität Duisburg-Essen), Altendorfer Straße 3, 45127 Essen, Tel.: 0201/3198-302, Fax: -333, halm@zft-online.de, www.zft-online.de |
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Stipendien-
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Berlin. Das Programm "START-Schülerstipendien" für begabte und engagierte Zuwanderer, das es bisher in Hessen, Sachsen und Nordrhein-Westfalen gab, ist im Herbst 2004 erfolgreich in Berlin eingeführt worden. Ziel ist es, besonders begabten und engagierten Kindern von Zuwanderern verstärkt die Möglichkeit zu einer höheren Schulbildung und - damit verbunden - bessere Chancen für eine gelungene Integration zu bieten. START-Berlin ist als gemeinsame Bildungsinitiative der Hertie-Stiftung, der Deutsche Bank Stiftung Alfred Herrhausen Hilfe zur Selbsthilfe und der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport für zunächst vier Jahre aufgelegt worden. Mit diesem Programm werden Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen ab der 8. Klasse angesprochen, die gute bis sehr gute Schulleistungen aufweisen, sich gesellschaftlich engagieren und die ohne Förderung ihre Ziele nicht erreichen können. Für das Schuljahr 2004/05 sind 10 Stipendiaten ausgewählt worden. Im Frühjahr 2005 werden mindestens weitere fünf Stipendienplätze ausgeschrieben. Die Stipendiaten erhalten bis zum Erreichen eines höheren Schulabschlusses ein Bildungsgeld von 100 Euro monatlich sowie einen Computer mit Internetanschluss. Darüber hinaus werden sie ideell gefördert. Dazu gehören Beratungen bei der Ausbildungs- und Studienplanung, Bildungsseminare, Exkursionen, Kontakte zu Wirtschaftsunternehmen und die Vermittlung von Praktika. Das Programm will Zuwandererkarrieren in Deutschland den Weg bereiten - als Ansporn zur Integration, als "Investition in Köpfe" und als positives Signal in unsere Gesellschaft hinein. Anerkennung von Leistung stärkt sowohl das Selbstbewusstsein der Jugendlichen als auch deren Akzeptanz bei der Mehrheitsgesellschaft. Das bürgerschaftliche Engagement von Stiftungen, Wirtschaftsunternehmen und Kommunen trägt in Zusammenarbeit mit den lokalen Bildungsbehörden dazu bei, die gelungene Integration von Zuwanderern zu einer Angelegenheit der Bürger zu machen. START soll unter Einbeziehung weiterer Kooperationspartner auch in anderen Bundesländern eingeführt werden. (esf) Kontakt: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, I A Ha, Beuthstraße 6-8, 10117 Berlin, Tel.: 030-9026-5474, www.start.ghst.de |
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Begegnung und Dialog mit dem Islam ist wichtig |
Berlin. Am 3. Oktober 2004 bot der bundesweite "Tag der Offenen Moschee" wieder die Möglichkeit, sich ein persönliches Bild von Muslimen und dem Islam in Deutschland zu machen. Dies scheine nötiger denn je, erklärt die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck: "Jüngste Umfragen zeigen, dass das Bild der Mehrheitsgesellschaft vom Islam in erschreckend hohem Maß mit Fremdheits- und Bedrohungsassoziationen einher geht". Nur Begegnung und Dialog könne auf beiden Seiten das nötige Vertrauen schaffen, das die Grundlage für eine Integration der Muslime in unsere Gesellschaft bilde. Der Dialog zwischen der zugewanderten muslimischen Minderheit und der Mehrheitsbevölkerung müsse dabei auf neue Grundlagen gestellt werden, so Beck. Dazu gehöre "eine Kultur der selbstkritischen Reflexion und der Transparenz in den muslimischen Gemeinden ebenso wie die Öffnung der Mehrheitsgesellschaft für eine reale Begegnung mit Muslimen, die an die Stelle dominanter Vorurteile treten muss". (esf) |
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Interkulturelle Öffnung und Modernisierung der Verwaltung |
Berlin. Das Projekt TiK - ein Modellprojekt
des Verbandes binationaler Familien und Partnerschaften (iaf) Berlin hat
am 5. / 6. Oktober 2004 in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin eine
Konferenz "Interkulturelle Öffnung und
Verwaltungsmodernisierung" durchgeführt. Die Dokumentation des
Modellprojektes TiK und der Fachgespräche der Reihe "Migration und
Verwaltung" vom Mai 2003 zum Thema "Migrantenorganisationen im
Integrationsprozess" sowie die Zusammenfassung der Konferenz
"Integrationslotsen oder Identitätswächter -
Migrantenorganisationen im Integrationsprozess" finden sich auf der
TiK-Webseite unter dem Link "Realisierte Projekte": http://www.tik-iaf-berlin.de/pages/Framesets/ Kontakt: TiK - Modellprojekt des Verbandes binationaler Familien und Partnerschaften, Oranienstr. 34, 10999 Berlin, Tel.: 030 - 61 65 1590, Fax.: 030 - 61 65 1598 |
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Wettbewerb kommunale Integration in Endphase |
Gütersloh/Berlin. 23 Kommunen stehen in der Endrunde des Wettbewerbs "Erfolgreiche Integration ist kein Zufall. Strategien kommunaler Integrationspolitik" des Bundesministeriums des Innern und der Bertelsmann Stiftung. Eine Jury von elf Fachleuten aus Politik, Wissenschaft und Praxis hat im Oktober 2004 die 23 Endrundenteilnehmer aus mehr als 100 Bewerbungen ausgewählt. Die Nominierten Arnsberg, Belm, Berlin - Bezirk Lichtenberg, Bremen, Darmstadt, Dresden, Erfurt, Essen, Frankfurt a.M., Hamm, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Kyritz, Kreis Mettmann, München, Nürnberg, Osnabrück, Rheine, Saarbrücken, Solingen, Stuttgart, Viernheim, Kreis Vogtland und Werdohl überzeugten die Jury durch ihre erfolgreichen Integrationsstrategien. Die Bewerbungen wurden anhand unterschiedlicher Qualitätskriterien beurteilt: Mit welchen Strategien versuchen Städte und Kreise die Integration von Zuwanderern zu verbessern? Wie werden die Integrationsangebote vor Ort koordiniert? Werden Sprachangebote z.B. schon ab dem Kindergartenalter angeboten? Wie versuchen Kommunen, Zugangsbarrieren in der Verwaltung abzubauen? Bis Januar 2005 können sich die nominierten Kommunen umfassend in schriftlicher Form präsentieren. Die Sieger, für die ein Preisgeld von insgesamt 50.000 Euro zur Verfügung steht, werden im Sommer 2005 bekannt gegeben. Gelungene Integrationskonzepte aus den Bewerberkommunen werden in einem Praxisleitfaden vorgestellt werden. Bundesinnenminister Otto Schily und Professor Heribert Meffert, Präsidiumsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, waren beeindruckt von den Bewerbungen: "Der Wettbewerb zeigt gelungene Beispiele kommunaler Integrationspolitik. Viele Kommunen haben erkannt, dass man erfolgreiche Integration strategisch planen muss und nicht allein auf Einzelmaßnahmen aufbauen kann. Dies wird andere Gemeinden zur Nachahmung anregen", sagte Schily. "Die hohe Zahl und die Qualität der Bewerbungen belegen, dass wir mit dem Wettbewerb ein Thema aufgegriffen haben, das zu einem Handlungsschwerpunkt der Kommunen geworden ist", so Meffert. (BMI) Infos: Claudia Walther, Tel: 05241 / 81-81 360, www.erfolgreiche-integration.de und www.bmi.bund.de |
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Kampagne für kultursensible Altenhilfe |
Berlin. Anlässlich des Internationalen Tages der älteren Menschen am 1. Oktober 2004 erklärte die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck, dass der kultursensible Umgang mit ausländischen Seniorinnen und Senioren in Deutschland selbstverständlich werden müsse. Ältere Migrantinnen und Migranten in Deutschland seien eine schnell wachsende Bevölkerungsgruppe. Bis zum Jahr 2010 werde die Gruppe der über 60-jährigen Ausländerinnen und Ausländer von heute 600.000 auf voraussichtlich 1,3 Millionen Menschen anwachsen. "Sie haben ebenso wie deutsche ältere Menschen ein Anrecht auf Pflege und Versorgung im Alter", so Beck. Viele Einrichtungen der Altenhilfe hätten sich jedoch nur unzureichend auf ältere Menschen mit Migrationshintergrund eingestellt. In Würde alt werden heiße auch, besondere religiöse und kulturelle Bedürfnisse zu berücksichtigen. Eine umfassende interkulturelle Öffnung der Altenhilfe und der Abbau von Zugangsbarrieren sei daher dringend notwendig, damit auch Menschen mit Migrationshintergrund sich angesprochen fühlen können. Dies beinhalte eine verstärkte Zusammenarbeit der Altenhilfe mit den Migrantenorganisationen, die die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Klientel gut kennen. Mit der an diesem Tag gestarteten "Kampagne für eine kultursensible Altenhilfe" wird, so Beck weiter, ein wichtiger Schritt getan, die Situation älterer Migrantinnen und Migranten zu verbessern. Die Träger der freien Wohlfahrtspflege und über 60 weitere Verbände und Einrichtungen der Altenhilfe verpflichten sich damit zur Umsetzung des "Memorandums für eine kultursensible Altenhilfe" in die Praxis. (esf) |
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Muslimische Frauen legen Wert auf Bildung |
Berlin. In Deutschland leben gut drei Millionen Muslime. Sie bilden damit die drittgrößte Glaubensgemeinschaft. Menschen aus muslimischen Ländern brachten und bringen nicht nur ihre Kultur und Tradition mit nach Deutschland, sondern auch ihre Religion. Wie sieht ihre Lebenssituation in Deutschland aus? Mit dieser Frage haben sich die Abgeordneten Rita Palewski, Maria Eichhorn und Dr. Maria Böhmer in ihrer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung beschäftigt. Besonders kontrovers wird die Rolle der Frau im Islam diskutiert. Die Kopftuchdebatte hat dieses Thema stark ins Licht gerückt. Wie steht es um die Gleichberechtigung der Frauen im Islam, welche Berufe üben sie aus und welche Stellung nehmen sie in der Partnerschaft ein? In einer im Oktober veröffentlichten Antwort der Bundesregierung konnten nicht alle Fragen beantwortet werden, denn bislang fehlen empirisch abgesicherte wissenschaftliche Untersuchungen. Viele der in Deutschland lebenden Musliminnen sind erfolgreiche Unternehmerinnen, Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen. Unter anderem haben viele die Möglichkeit, an diversen Veranstaltungen islamischer Vereine teilzunehmen, welche den Frauen vielfältige Aktivitäten in der Bildungsarbeit anbieten. Die meisten muslimischen Frauen haben den Wunsch, Familie und Beruf zu vereinbaren. Über die Branchen und Berufe, in denen Musliminnen beschäftigt sind, liegen keine Informationen vor. Musliminnen legen viel Wert auf die Kindererziehung, sowohl für die Söhne als auch für die Töchter. Die Untersuchung "Viele Welten leben" habe ergeben, dass für in Deutschland geborene jungen Migrantinnen der Kindergartenbesuch ihrer Kinder zum selbstverständlichen Bestandteil ihrer Bildungslaufbahn geworden ist, heißt es. Ob der Koran Sanktionen für das Nichttragen des Kopftuches vorsehe, wird den Informationen der Regierung zufolge durchaus unterschiedlich aufgefasst. Die Interpretation der Korantexte durch islamische Theologen variiere von der bloßen Aufforderung zur anständigen Bekleidung über die Bedeckung der Haare bis zur Verhüllung des ganzen Körpers. Kulturelle und nationale Traditionen spielten dabei auch eine Rolle. Zur Frage, ob das Tragen des Kopftuches tendenziell zugenommen habe, lagen keine empirisch abgesicherten Daten vor. Die Entscheidung für oder gegen das Tragen eines Kopftuches sei aber nur aus freiem Willen zu treffen, hieß es. Fortbildungskurse werden auch von den Ländern gefördert und finanziert. Die so genannten "Mama lernt Deutsch"- Kurse oder Modellprojekte (von Begegnungs- und Fortbildungszentren gefördert) richten sich an muslimische Frauen. Ziel dieser Projekte ist es, Musliminnen zu motivieren, soziale Isolation und Abhängigkeiten zu überwinden und sich politisch und sozial in der Gesellschaft zu engagieren. In Köln und Tübingen würden diese Maßnahmen bereits durchgeführt. Auch in den Altenheimen steige die Zahl der muslimischen Migrantinnen an. Zwar bestehe der Pflegewunsch nach einer familiären Versorgung und Betreuung durch die Nachkommen, aber dieser Wunsch sei nicht immer zu realisieren. Alles in allem fehlen, so die Antwort der Bundesregierung, verlässliche Untersuchungen, um sich ein ausreichend zutreffendes Bild der weiblichen muslimischen Lebenswirklichkeit in Deutschland machen zu können. (esf) |
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"Integrations-
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Berlin. Trotz angespannter Haushaltslage fordert der scheidende Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Jochen Welt, MdB, die Mittel für die Integration von Aussiedlern und Ausländern auf hohem Niveau zu halten. Zwar setze sich auch im September der Trend fort, dass weniger Aussiedler nach Deutschland kämen (4.242 Personen). Das bedeute am Jahresende aber immer noch knapp 60.000 Neubürger allein in 2004. Im Oktober 2004 betonte Welt, dass sich die Probleme der nach Deutschland kommenden Spätaussiedler nicht verringert hätten. Mittlerweile verfügten nur noch knapp 20 % der Neuankömmlinge über ausreichende deutsche Sprachkenntnisse. Dies schaffe, zusammen mit der Tatsache, dass "die mitgebrachte berufliche Qualifikation den Anforderungen unseres modernen Arbeitsmarkts oft nicht genügt, enorme und kaum noch zu bewältigende Integrationsprobleme", so Welt weiter. Die Auswirkungen nicht gelungener gesellschaftlicher Integration zeigten sich besonders deutlich an einer kleinen Gruppe unter den jugendlichen Spätaussiedlern unter 30, die auffalle durch Gewaltbereitschaft, Drogenmissbrauch und erhebliche kriminelle Energie. Diese kleine Gruppe bestimme das Bild der Aussiedler in der Öffentlichkeit. Hier gelte es gegenzusteuern. Die Integrationsbemühungen müssten deshalb unvermindert fortgesetzt werden. Das Bundesministerium des Innern erreiche mit integrationsfördernden präventiven Maßnahmen diese Zielgruppe. Als besonders erfolgreich habe sich dabei neben zahllosen Einzelprojekten u. a. das Großprojekt "Integration durch Sport" in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sportbund erwiesen. (esf) |
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Au pairs mit Gütesiegel |
Bonn. Am 22. November 2004 haben über 110 Au-pair-Vermittlungsagenturen und Organisationen beim Bundesfamilienministerium gemeinsame Qualitätsstandards unterschrieben. Die in einer "Gütegemeinschaft Au pair e.V." Vereinigten verpflichten sich freiwillig, die Vermittler zu schulen sowie stets für die Au pairs und die Gastfamilien erreichbar zu sein. Wenn diese miteinander partout nicht auskommen, helfen sie auch beim Wechsel. Die deutsche Familie und ihr neues Mitglied auf Zeit sollen schon vor der Anreise gründlich geprüft und beraten werden. Von den Gasteltern erwartet man, dass sie dem Au pair ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen, ein monatliches Taschengeld von 260 Euro, auch im Krankheitsfall, zahlen und ausreichend Freizeit sowie Möglichkeit zum Sprachunterricht geben. Im Gegenzug muss das Au pair Grundkenntnisse in Deutsch, eine robuste Gesundheit und Erfahrungen mit Kindern nachweisen. Die Gütegemeinschaft wird auch eine bundesweite 24-Stunden-Hotline für Notfälle einrichten. Dafür bekommen die Vermittler ein Gütesiegel und dürfen in den Botschaften ihre Adressen und Infomaterialien auslegen. Nach Schätzungen kommen jährlich über 30 000 junge Menschen auf diesem Weg nach Deutschland: Drei Viertel sind seit der Wende aus Osteuropa, der Rest aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Das hat die Lage deutlich verändert. Die Mädchen, seltener Jungen, sind finanziell abhängig von den Gastgebern, die zudem oft den Paß und das Flugticket einbehalten. Seit wenigen Jahren dürfen die Familien auch direkt per Internet oder Bekannte anwerben. Kommerzielle Agenturen benötigen lediglich einen Gewerbeschein. Wer vor allem eine billige Arbeitskraft sucht, braucht sich an die Qualitätsstandards folglich nicht zu halten. (mjd) Die Qualitätsstandards finden sich unter: www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung5/ |
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"Wahlrecht ist auch Menschenrecht!" |
Der vietnamesisch-deutsche Verein Diên Hông forderte zum Tag der Menschenrechte, der weltweit am 10. Dezember 2004 begangen wurde, zum wiederholten Male auch von der Bundesregierung und Bundestag die "längst überfällige Gleichbehandlung von in der Bundesrepublik Deutschland lebenden sogenannten DrittstaatlerInnen mit EU-BürgerInnen und Deutschen". Vereinsvorsitzender Tuan Ta Minh und Geschäftsführer Michael Hugo erklären: "Es ist weiterhin schwer vermittelbar, warum beispielsweise ein seit zwanzig Jahren in Rostock lebender und steuernzahlender Vietnamese weder für die Rostocker Oberbürgermeisterwahlen im Februar Juni 2005 kandidieren oder wählen darf, ein seit drei Monaten in unserer Hansestadt lebender Migrant, der aus Portugal oder Litauen stammt, aber gleichwohl. Ist das verständlich?" Gleiches gelte auch für andere der sogenannten Drittstaatsangehörigen: "Eine Münchnerin, die mit türkischen Pass in Bayern lebt, darf eben nicht für den Stadtrat oder das Europaparlament antreten. Fordert die Politik nicht immer wieder Engagement und Beteiligung? Andererseits beharrt die Politik beim unmittelbaren Lebensumfeld auf Ausgrenzungen, indem selbst auf Dauer in der Bundesrepublik lebende Zugewanderte aus Nicht-EU-Herkunftsländern außen vor bleiben müssen. Warum können diese Zugewanderten ihre Stimme nicht einbringen?" Auch das wäre, so Ta Minh und Hugo, "ein wichtiger Schritt für die vielerorts geforderte Integration von Zugewanderten". Die Vertreter von Diên Hông fordern von der Regierungskoalition von SPD und Bündnis 90/Die Grünen auf Bundesebene, von der SPD-PDS-Regierung in Mecklenburg-Vorpommern sowie von den anderen politischen und demokratischen Kräften "diesbezügliche konkrete Anstrengungen und ein baldiges kommunales Wahlrecht und den Abbau von Ungleichbehandlungen auf dem Arbeitsmarkt für alle Menschen, die hier in Deutschland auf Dauer leben! Denn: Wahlrecht ist auch Menschenrecht!" (esf) |
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Boomender Ethno-Markt traf sich in Berlin
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Berlin. In nahezu allen westdeutschen Innenstädten lässt sich seit zwei Jahrzehnten eine ähnliche Entwicklung feststellen - die Entstehung einer blühenden Vielfalt an Gastronomiebetrieben und Einzelhandelsgeschäften von Zuwanderern. Ob exotische Früchte wie Longan im Asia-Shop, afrikanische Haarpflege-Produkte im Afro-Shop, ein Stück bittersüße Schokoladen-Nostalgie im russischen Gemischtwarengeschäft, die Knabbertüte verschiedener Nüsse im türkischen Kuruyemis-Laden oder ein kurzes Telefonat mit den Verwandten im Libanon aus einem Call Shop - die mehr als acht Millionen Zuwanderer in Deutschland haben sich eine Infrastruktur geschaffen, die sowohl Produkte für die Menschen aus ihrem eigenen Kulturkreis bietet als auch dem deutschen Kunden kulturelle Entdeckungsreisen ermöglicht. Wenn das Produktsortiment der verschiedenen Einzelhändler mit landestypischen Waren und üblichen westlichen Markenprodukten auch sehr unterschiedlich ist, so haben Asia- und Afro-Shops, russische und türkische Einzelhändler sowie die mittlerweile mehr als 1500 Call Shops doch in der Regel eine Gemeinsamkeit - fast alle bieten Calling Cards an. Auf Grundlage dieser Gemeinsamkeit der schätzungsweise 10.000 Einzelhändler mit Migrationshintergrund fand am 2. und 3. Dezember in der Messehalle "Hangar 2" im Flughafen Tempelhof die zweite TelePIN Expo statt. Über 80 Aussteller präsentierten sich gut 2.000 Besuchern. Neben der TelePIN Expo fand in einem Teil des Hangars zum ersten Mal die ETHMA - Messe und Konferenz für Ethnomarketing, Interkulturelle Medien und Beratung für MigrantInnen - statt. Hier waren u.a. Afro-Magazine, russische, arabische, chinesische und türkischsprachige Medien, die Veranstalter von interkulturellen Straßenfesten, das Zentrum für Türkeistudien, isoplan, die Internationale Medienhilfe und drei Journalistenverbände mit Info-Ständen vertreten. An beiden Veranstaltungstagen fanden Vorträge und Diskussionsrunden in den benachbarten Tagungsräumen statt, bei denen es um Fragen ging wie: "Wie groß sind die verschiedenen Zuwanderergruppen? Wie unterscheiden sie sich in Kaufkraft, Konsumverhalten und Mediennutzung von der deutschen Bevölkerung? Wie kann man die jeweiligen Zielgruppen für Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Vertrieb erreichen und wie sollte eine zielgruppenspezifische Ansprache erfolgen?". Zu trocken ging es gleichwohl nicht zu. Die Aussteller taten einiges dafür, um Interessenten an ihre Stände zu locken. So bot ein russischer Aussteller Kaviar und Wodka, ein türkischer Aussteller lockte mit Bauchtanz und Schlangenbeschwörung, bei einem Unternehmen mit Geschäftsführern pakistanisch-afghanischer Herkunft luden orientalische Sitzkissen mit Wasserpfeifen zum Verweilen ein. Veranstaltet wurden TelePIN Expo und ETHMA von der Ethnotrade Medien- und Veranstaltungs GmbH, die seit 2002 mit der Interkulturellen Handelszeitung "Ethnotrade" eine eigene Publikation für den ethnischen Markt herausgibt. Ethnotrade erscheint alle zwei Monate in einer Auflage von 20.000 und richtet sich an Unternehmer mit Migrationshintergrund, Botschaften, Konsulate und Interkulturelle Organisationen. (KS) Infos: www.ethma.de und www.telepinexpo.com Kontakt: Ethnotrade Medien- und Veranstaltungs GmbH, Gitschiner Str. 61, 10969 Berlin, Tel: 030- 4401500, dt@ethnotrade.com |
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20 Jahre Tiyatrom - Türkisches Theater Berlin |
Berlin. Das Tiyatrom ist ein türkischsprachiges Theater, das im November 1984 in Berlin den Spielbetrieb aufgenommen hat. Mit einer festen Spielstätte und 76 eigenen Produktionen behauptet es seit 20 Jahren seinen Platz in der hiesigen Kulturlandschaft und ist das einzige professionelle türkische Theater in Berlin. Tiyatrom versteht sich als Vermittler türkischer Kultur und Sprache. Dabei gehören Veranstaltungen, die die zeitgenössische türkische Musik fördern ebenso zum Spielplan wie die klassischen und gegenwartsbezogenen Stücke der türkischen Theaterliteratur. In den vergangenen Jahren wurde ausschließlich mit türkischen Künstlern gearbeitet und in türkischer Sprache gespielt. Finanziell unterstützt wird das Theater von der Berliner Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten. Anlässlich des Jubiläums ist eine 96-seitige Publikation "20.Yila Merhaba.../20 Jahre Tiyatrom" erschienen, in der in deutscher und türkischer SpracheReden und anderen Würdigungen zum Jubiläum die Arbeit des Theaters dargestellt und eine Übersicht über das Programm gegeben wird. (esf) Bezug: Türkisches Theater Berlin, Alte Jakobstraße 12, 10969 Berlin, Tel.: 030/6152020, Fax: 030/61659709, tiyatrom@t-online.de, www.tiyatrom.de |
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10 Jahre The VOICE Refugee Forum |
Berlin. Mit einem Kongress und einem Konzert hat die Flüchtlingsselbstorganisation "The VOICE Refugee Forum" vom 13. bis zum 16.Oktober 2004 in Berlin den 10. Geburtstag der Initiative gefeiert. Gefeiert wurde mit internationalen Rednern zum Thema Menschenrechte, einem viertägigen Kongress unter der Beteiligung zahlreicher Flüchtlings- und MigrantInnenorganisationen und einem Solidaritätskonzert von "The Brothers Keepers". Unter anderem berichtete Thembe Mbele aus Südafrika. Der frühere Anti-Apartheid-Aktivist und jetzige Generalsekretär des Anti-Privatisierungsforums, der führenden sozialen Bewegung in Südafrika, sprach über seine Erfahrungen im Widerstand gegen die Apartheid damals und gegen die Effekte der Globalisierung heute. Ferner informierten einige Flüchtlingsaktivisten über die Kampagne des Zivilen Ungehorsams gegen die Residenzpflicht für Flüchtlinge in Deutschland. Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang auch, ob und wie die deutsche Regierung wegen der "Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Residenzpflicht" vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht werden könne. Am Kongress nahmen unter anderem folgende Gruppen teil: ADA/Türkei Zentrum, Flüchtlingsinitiative Brandenburg, Colombia in Exile, Refugee Emancipation, RESPEKT, Women in Exile, Kanak Attak, Philipinian Migrants, Die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen (Hamburg und Bremen), Tayad Committee und Perspektive Togo. Unter dem Namen "The VOICE Africa Forum" wurde vor 10 Jahren im thüringischen Mühlhausen eine erste Initiative durch vier in einer Gemeinschaftsunterkunft lebende Afrikaner gegründet. Ziel der Gründungsgruppe war es, "den Kampf um Demokratie und Freiheit der politischen Gefangenen und gegen die Militärdiktatur in Nigeria zu unterstützen und ein Forum für den Kampf um die Rechte der afrikanischen Flüchtlinge in Deutschland zu bieten." Nur mehr eines der Gründungsmitglieder ist noch immer bei The VOICE aktiv - zwei wurden abgeschoben und ein dritter verließ Deutschland um seiner Abschiebung zu entgehen. Es sei also nicht verwunderlich, dass der Kampf gegen Abschiebung immer einer der Hauptschwerpunkte der Arbeit der Organisation gewesen ist, hieß es. Die Gruppe änderte später ihren Namen zu "The VOICE Refugee Forum" und engagierte sich in mehreren Bündnissen und Aktionen zu Gunsten der Rechte von Flüchtlingen: Seit 1997 setzte man sich für die Schließung der thüringer Gemeinschaftsunterkünfte in Tambach-Dietharz und Jena Forst ein. Während des Weltwirtschaftsgipfels 1999 in Köln beteiligten sich Mitglieder an dem 16-tägigen Hungerstreik der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen und der daraus hervorgegangenen Besetzung des Büros der Grünen in Köln. Im Jahr 2000 organisierte die Gruppe in Jena einen 10tägigen internationalen Kongress für Flüchtlinge und MigrantInnen, an dem etwa 700 Personen aus über 20 Ländern teilnahmen. Seither engagiert sich die Initiative gegen die Residenzpflicht, die es Flüchtlingen nicht gestattet, den Stadt- oder Landkreis ihres Unterbringungsortes ohne Genehmigung zu verlassen. (esf) Kontakt: www.thevoiceforum.org |
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Bundesverdienst-
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Gütersloh. Als einer der ersten Ausländer hat Jean Makedonopoulos im Juni 2004 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekommen. Makedonopoulos erhielt die Auszeichnung für seine besonderen Verdienste als Vorsitzender des Ausländerbeirats Osnabrück und Ratsmitglied. Er habe in drei Jahrzehnten unermüdlicher Arbeit beispielhaft gezeigt, wie Integration im Alltag funktioniert, sagte Landrat Sven-Georg Adenauer bei der Überreichung des Ordens. (esf) |
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Neues Rheingold Stipendium |
Köln. Mit dem Ziel, die Völkerverständigung zu fördern hat der gemeinnützige Kölner Verein Nacel Open Door im Oktober 2004 ein so genanntes „Rheingoldstipendium“ ins Leben gerufen. Jugendlichen, die sich in besonderer Weise für mehr Toleranz und gesellschaftliches Miteinander engagieren, winkt ein Auslandsschuljahr als Belohnung. Die Stipendien werden erstmals für die Abreise im Sommer 2005 vergeben. Bewerber sollten beispielsweise eine ehrenamtliche Tätigkeit in Jugendgruppen oder Altersheimen ausüben, als Streitschlichter in der Schule tätig sein, an Projekten zur Völkerverständigung oder gegen Ausländerhass und Diskriminierung mitarbeiten. Besondere Berücksichtigung erfahren auch Kinder von Familien, die ihrerseits einem Gastschüler die Gelegenheit geben, ein Jahr bei ihnen zu verbringen. Entscheidend für die Vergabe eines Stipendienplatzes sind daneben akzeptable Schulnoten und das Alter: Bewerben können sich junge Menschen zwischen 15 und 18 Jahren. „Schüler, die eine Weile in einem Gastland gelebt haben, kommen aufgeschlossener und toleranter zurück. Diese Völkerverständigung ist für uns der Kern des Austauschs“, sagt Ingrid Böhm-Laubhold von Nacel Open Door. Im Gegenzug erwartet der Verein von den Stipendiaten, dass sie sich als würdige Vertreter des eigenen Landes erweisen und ihr Engagement nach Möglichkeit auch im Gastland fortsetzen. Wer ein Stipendium bekommen hat, kann zwischen einem Schuljahr in den USA, Großbritannien, Neuseeland, Argentinien, Spanien und Frankreich wählen. Nacel Open Door e.V. wurde 1983 als unabhängiger und eigenständiger Partner von OPEN DOOR, USA gegründet. Seit 1988 ist er als gemeinnütziger Verein durch die besondere Förderung der Völkerverständigung und Jugendfürsorge anerkannt. Im Jahr 1997 entstand durch den Zusammenschluss von OPEN DOOR USA und NACEL INTERCULTURAL EXCHANGES die neue Organisation NACEL OPEN DOOR, USA. Als Verein mit fast fünfzigjähriger Erfahrung im internationalen Jugendaustausch organisiert Nacel Open Door Auslandsaufenthalte für Jugendliche von der Vorbereitung über den Flug und Aufenthalt im Gastland bis hin zur Nachbereitung. Daneben kümmert sich Nacel Open Door auch um die Gastaufnahme ausländischer Schüler, von drei Wochen bis zu zwölf Monaten. Der Verein hat seinen Sitz in Köln und Kiel. Ingrid Böhm-Laubhold, Nacel Open Door e.V. Kontakt: Nacel
Open Door e.V., |
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Kleist-Preis für Özdamar |
Köln/Berlin. Der Kleist-Preis 2004 geht an die Berliner Schriftstellerin Emine Sevgi Özdamar. Am 21. November 2004 verlieh die Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft der türkischstämmigen Autorin in Berlin die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung. Der Dramaturg und Autor Hermann Beil traf die Auswahl im Auftrag der Jury in alleiniger Verantwortung. Die 1946 geborene Schriftstellerin hat zahlreiche Theaterstücke, Erzählbände und Romane veröffentlicht, darunter 1998 "Die Brücke vom Goldenen Horn". Im vergangenen Jahr erschien "Seltsame Sterne starren zur Erde", ein Erinnerungsbuch an das Berlin der 1970er-Jahre. Zur Zeit ist die frühere Schauspielerin Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim bei Frankfurt/Main. Das Preisgeld stammt von der Kulturstiftung der Deutschen Bank. (esf) |
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"Multikulturelles Backgammon" |
Berlin. Backgammon, das Brettspiel, das bei den Griechen Tavli, bei den Türken Tavla und bei den Arabern Taula heißt, ist in diesen Ländern eine Art Volkssport. Auch bei den Deutschen wird es immer beliebter. Nach dem großen Erfolg einer ersten Backgammon-Veranstaltung hat der Verein Community Channel Europe am 28. November 2004 im "KaffeKlatsch" in Berlin-Schöneberg zum zweiten Mal ein "Multikulturelles Backgammon-Turnier Berlin" durchgeführt. Wir wollen "etwas Freude in die dunkle Jahreszeit bringen", so Emmanuel Sarides von Community Channel. "Wir haben mit unseren Backgammon Turnieren eine Tradition begonnen, die wir nun weiter pflegen wollen", sagt er. Eingeladen war "jede und jeder, egal ob deutsch oder von anders wo". (esf) |
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Victor-Klemperer-
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Berlin. Das von Bundesinnenminister Otto Schily ins Leben gerufene Bündnis für Demokratie und Toleranz, die Dresdner Bank und das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) rufen auch 2004 unter dem Motto "Kreativ für Toleranz" junge Menschen in Deutschland auf, ihre Idee und ihr Bild von einer demokratischen und weltoffenen Gesellschaft zu dokumentieren. Jugendliche ab 15 Jahren, Schulklassen und Vereine können ab sofort ihre Wettbewerbsbeiträge für den Victor-Klemperer-Jugendwettbewerb 2005 einreichen. Ob Reportage, Dokumentation, Wandzeitung, Plakat, Interview, Theaterstück oder Gedicht, Website, Videoproduktion oder Songtext - die Teilnehmer können die Form ihres Wettbewerbsbeitrags frei wählen. Zum fünften Mal richten die Dresdner Bank, das ZDF und das Bündnis für Demokratie und Toleranz den Victor-Klemperer-Jugendwettbewerb aus, an dem sich in den vergangenen Jahren fast 60.000 Jugendliche beteiligt haben. Bundesinnenminister Otto Schily erklärt hierzu: "Wir rufen alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf, sich in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld aktiv für die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung einzusetzen und dazu beizutragen, unsere Gesellschaft auch in Zukunft mit gemeinschaftlichem Leben zu erfüllen. Nur eine Gesellschaft, die Respekt und Toleranz übt, kann auf Dauer ein menschenwürdiges Leben gewähren." Dazu sagt Herbert Walter, Vorstandvorsitzender der
Dresdner Bank: "Unsere Demokratie braucht Engagement. Junge Menschen
zu unterstützen, sich aktiv und kreativ mit Fragen und Problemen der
offenen Gesellschaft auseinander zu setzen - das ist das Besondere an
diesem Wettbewerb." Victor Klemperer war Romanist und ordentlicher
Professor in Dresden. Als jüdischer Deutscher war er dem gnadenlosen
Terror der Nationalsozialisten ausgesetzt und überlebte die Nazi-Diktatur
nur, weil seine nichtjüdische Ehefrau Eva Klemperer zu ihm stand. Trotz
des Unrechts, das er erleiden musste, verlor Victor Klemperer nie seinen
Glauben an die Werte der deutschen Kultur und setzte sich für ein
tolerantes und weltoffenes Deutschland ein. "Diesen Werten Klemperers
gehört die Zukunft. Sie sind in einer Welt, die immer stärker
zusammenwächst, aktueller und wichtiger denn je", so die Initiatoren
des Wettbewerbs. Die neue Broschüre zum Victor-Klemperer-Wettbewerb beschreibt beispielhaft Beiträge der vergangenen Jahre und gibt den Teilnehmern Ratschläge und Tipps fürs Mitmachen. Die Broschüre und weitere Informationen zum Wettbewerb sind erhältlich beim Bündnis für Demokratie und Toleranz. (BMI) Kontakte: Bündnis für Demokratie und Toleranz, Stresemannstr. 90, 10963 Berlin, Tel.: 030/2 36 34 08-15, buendnis@bfdt.de, www.victor-klemperer-wettbewerb.de Dresdner Bank, Gallusanlage 7, 60301 Frankfurt am Main, Tel.: 069/2 63-8 67 84, casimirv.moltke@dresdner-bank.com Zweites Deutsches Fernsehen, ZDF-Straße 1, 55127 Mainz |
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Tagung: "Integration: Zuhören und Engagement" |
Hamburg. "Integration: Zuhören und Engagement" heißt eine Tagung der Körber-Stiftung am 17. und 18. Februar 2005 in Hamburg. Hier geht es weniger um die großen Debatten rund um Einwanderungsregelungen, multikulturelle Gesellschaft, Leitkultur oder den viel diskutierten "Krieg der Kulturen", sondern um konkrete Praxismodelle, wie Menschen unterschiedlicher Herkunft miteinander leben können. Im Vordergrund stehen individuelle Lebensgeschichten und zivilgesellschaftliche Initiativen für Integration. Die Tagung bietet prominente Experten und spannende Workshops. Praxisnahe Diskussionen werden ergänzt durch medial vielseitige Präsentationen wie Theaterspiel, Zeitzeugengespräch, Hörprobe oder Bilderschau. Themen sind zum Beispiel: Russlanddeutsche Lebensgeschichten, pädagogische Praxis zum Dialog mit dem Islam an deutschen Schulen, Kulturprojekte gegen Ausgrenzung, Initiativen für interkulturelle Seniorenarbeit oder Geschichtsbilder junger Migranten. (esf) |
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