Integration in Deutschland 4/2004, 20.Jg., 30. November 2004

PROJEKTE

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Kommunen als Umsetzer

Sind sie gerüstet?

Mit dem Zuwanderungsgesetz wird erstmals ein Anspruch auf Integrationsleistungen gesetzlich festgeschrieben. So weit, so gut. Doch: Wie wird dieser Anspruch in der Praxis eingelöst? Für die Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes sind die Kommunen zuständig. Sind sie für diese Aufgabe gerüstet?


Sprachkurs in Stuttgart

Das "Herzstück" des Zuwanderungsgesetzes sind die Integrationskurse, deren Umsetzung auf Ebene der Kommunen erfolgt. Sie sind einer der Hauptakteure, wenn es um Integration geht, denn: Integration beginnt vor Ort, dort, wo Menschen tagtäglich zusammen leben und sich begegnen. Im Alltag der Kommune findet die "gelebte Integration" statt.

Neue Aufgaben

Durch das Zuwanderungsgesetz werden die Kommunen vor große Herausforderung gestellt: Zuständigkeiten müssen z.T. neu verteilt werden, eine kompetente Beratung muss gewährleistet sein, eigene Integrationsprogramme müssen modifiziert werden, die Umsetzung der Integrationskurse durch Sprachkursträger muss organisiert werden und, und, und.

Inwieweit sind die Kommunen auf das, was sie ab Januar bewerkstelligen müssen, vorbereitet?

Die Umsetzung von Integrationsprogrammen trifft viele Städte und Kommunen nicht unvorbereitet. Insbesondere große Städte mit hohem Ausländeranteil sind Kompetenzzentren, wenn es um die Entwicklung und Erprobung von Integrationsprogrammen geht. Auf einer Tagung in Stuttgart "Interkommunaler Dialog: Integrationskurse/Orientierungskurse: Was bringt das Zuwanderungsgesetz?" am 29.09.2004 stellten die Städte mit dem höchsten Ausländeranteil in Deutschland - nämlich Frankfurt/Main, München und Stuttgart - Modellprojekte vor, die sie in den letzten Jahren als Vorbereitung auf die Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes erprobt haben. Die Tagung ermöglichte einen Austausch über Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Durchführung der Projekte sowie die Erörterung von Problemen und noch offener Fragen im Hinblick auf die neue Situation ab Januar 2005.

Vergangenheit: 
Modellprojekte in Städten

Die Modellprojekte der drei genannten Städte haben gemeinsam, dass sie sich inhaltlich mit der Neukonzeption der Integrationskurse auseinandersgesetzt haben. Insbesondere der neue Part Orientierungskurs nahm einen wichtigen Stellenwert ein.

So hat beispielsweise Frankfurt/Main im Zeitraum 2000 bis 2004 das Pilotprojekt "Sprach- und Orientierungskurse für neu zugezogene Ausländer" umgesetzt. Es handelt sich dabei um teilnehmerbezogene Förderung, wie sie das Zuwanderungsgesetz vorsieht. Die Teilnehmer bekommen nach einer Beratung in der Herkunftssprache Schecks ausgehändigt (Gültigkeitsdauer: 2 Jahre) und wählen danach selbst den Sprachkursträger aus. Sie können frei über die Intensität des Kurses (Intensivkurs, Abendkurs etc.), den Kursbeginn und die mögliche Unterbrechung oder Fortsetzung des Kurses entscheiden. Der Orientierungskurs findet in der Herkunftssprache statt. Darüber hinaus werden bis zu 600 Unterrichtsstunden Deutsch angeboten, an deren Ende die Prüfung "Sprachstandsanalyse" steht. Während der Orientierungskurs kostenlos ist, müssen die Teilnehmer für den Sprachunterricht 0,50 Euro je Stunde zahlen. Die Kosten für Kinderbetreuung wurden bei Bedarf übernommen. Das Projekt ist auf sehr hohe Akzeptanz unter den Teilnehmern gestoßen. Gleichzeitig wurde eine Vielzahl von Problemen deutlich, aus denen folgende Schlussfolgerungen gezogen wurden:

  • Die Bereitstellung eines staatlich finanzierten Kursangebotes wird als außerordentlich wichtig erachtet.

  • Teilnehmerbezogene Förderung bietet für lerngewohnte Teilnehmer einen großen Vorteil, erweist sich bei lernungewohnten Teilnehmern aber tendenziell als Nachteil.

  • Eine kompetente, trägerneutrale Lern- und Integrationsberatung vor Ort ist sehr wichtig.

  • Die Bedarfe der unterschiedlichen Zielgruppen müssen in der inhaltlichen Ausdifferenzierung der Kursangebote berücksichtigt werden.

  • Analphabeten, Lernungewohnte und Bestandsausländer sind Zielgruppen mit besonderem Unterstützungsbedarf.

  • Eine regionale Planung, Steuerung und Koordination ist unabdingbar bzw. in den Worten der Vortragenden: "Es braucht mehr als eine reine Verpflichtung der Teilnehmer durch ein Gesetz!"

In München konzentrierte sich das Modellprojekt auf die Ausgestaltung des Orientierungskurses. Ein muttersprachliches Angebot für Neuzuwanderer wurde im Sommer 2003 erprobt. Die Themenbereiche entsprechen im Groben dem, was das Zuwanderungsgesetz vorsieht (geografische Orientierung, soziales System Deutschland, Schule, Ausbildung, Beruf, lokale Beratungsangebote, interkulturelle Sensibilisierung etc.), umfasst jedoch auch eine Kompetenzbilanzierung bzw. die Erstellung eines "Förderplans", der die eigene Perspektive auf persönlichen Kompetenzen fußen lässt. Der Kurs umfasst 50 Stunden, Kinderbetreuung wurde bereitgestellt.

Der in München erprobte Orientierungskurs war mit vielen Vorteilen für die Teilnehmer verbunden: Sie lernten, den Alltag in Deutschland zu bewältigen, bekamen Zukunftsperspektiven eröffnet, knüpften soziale Kontakte und fühlten sich willkommen geheißen.

Unter dem Stichwort "Stuttgarter Modell" sind seit dem Jahr 2001 in Stuttgart Orientierungskurse Teil der Sprachkurse. Der Kommune kommt - wie in den vorangegangenen Beispielen - in hohem Maße koordinierende und steuernde Funktion zu. Der Kurs umfasst ca. 300 Stunden und schließt i.d.R. mit dem Sprachniveau A1 ab. Ca. die Hälfte der Kurse (es handelt sich hierbei nicht um muttersprachliche Kurse) wurde mit Kinderbetreuung angeboten. Im Gegensatz zu den bereits vorgestellten Modellprojekten fokussiert dieses Projekt nicht nur auf Neuzuwanderer, sondern auch auf sog. Bestandsausländer, d.h. jene Ausländer, die bereits mehrere Jahre in Deutschland leben.

Als große Vorteile des Pilotprojektes haben sich die Stadtteilorientierung der Orientierungskurse, das Angebot an Kinderbetreuung und die Konzipierung als niederschwelliges Angebot erwiesen, da es sich zu großen Teilen um lernungewohnte Teilnehmer handelt.

"Zukunftsmusik": 
Die Umsetzung des Gesetzes

Auch wenn nicht mehr in den Gesetzgebungsprozess eingegriffen werden kann, sollten die Erkenntnisse, die aus der Umsetzung vieler Modellprojekte gewonnen wurden, nicht unbeachtet bleiben. Einige Faktoren, die sich als großer Vorteil erwiesen haben, sind im Zuwanderungsgesetz in dieser Form nicht vorgesehen. Darunter fällt z.B. die Kinderbetreuung. Auch sozialpädagogische Betreuung wurde einstimmig als wichtig erachtet. Die Vertreter/innen aus den Städten verwiesen weiterhin darauf, dass die vorgesehen 600 Stunden sehr knapp kalkuliert seien, um das Zertifikat zu erreichen. Insbesondere bei lernungewohnten Teilnehmern werde es womöglich Schwierigkeiten geben.

Die Städte und Kommunen zeigten sich besorgt, was die zukünftige Steuerung und Koordination auf kommunaler Ebene anbelangt. Erster Ansprechpartner für Neuzuwanderer und Bestandsausländer werden zukünftig die Ausländerbehörden sein - diese müssen sich erst einmal Beratungskompetenz zu Fragen der Integration aneignen. Durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) eingesetzte Regionalkoordinatoren werden das Beratungsangebot vor Ort erweitern. Ein Vertreter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) machte deutlich, dass das Know-How vor Ort keineswegs übergangen werden soll und wies darauf hin, dass nicht alle Städte und Kommunen bereits über derart vielfältige Erfahrungen mit Integrationsprogrammen verfügten, wie dies bei den großen Städten der Fall sei.


Autorin: Vanessa Franz, isoplan

[ Seitenanfang ]


"Spielend Lernen in Familie und Stadtteil"

 

Bildung ist ein stetiger Diskussionsgegenstand in Politik und Gesellschaft. Obwohl Deutschland im Vergleich nicht weniger in Bildung und Familie investiert als viele andere Länder, stellen Studien wie PISA der deutschen Bildungspolitik kein gutes Zeugnis aus. Dies liegt unter anderem daran, dass von den investierten Mitteln nur ein weit unterdurchschnittlicher Anteil auf den Kindergarten-, Vorschul- und Grundschulbereich entfällt. Doch hier werden die Grundsteine für den schulischen Erfolg gelegt. Gleichzeitig kann Chancengleichheit im Bildungssystem nur gewährleistet werden, wenn für alle Kinder die gleiche Ausgangsbasis geschaffen wird.

Um die Chancengleichheit im Bildungssystem - unabhängig von der Herkunft der Kinder - zu erhöhen und mittelfristig das Bildungsniveau von Jugendlichen und Erwachsenen zu verbessern, hat die Stadt Nürnberg ein Programm initiiert, das durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert wird: "Spielend Lernen in Familie und Stadtteil" richtet sich an Nürnberger Familien mit mindestens einem Kind im Alter von 0 bis 11 Jahren sowie Eltern, die ein Kind erwarten. Das Programm ist ausdrücklich herkunftsunabhängig, richtet sich jedoch vornehmlich an ausländische Familien und deutsche Familien mit Migrationshintergrund (insbesondere Spätaussiedler). Zielgruppe sind alle Eltern, für die es aus unterschiedlichen Gründen schwierig ist, auf die Bildungsbedürfnisse ihres Kindes angemessen einzugehen.

"Empowerment" der Familie

Die bislang in Nürnberg bestehenden vielfältigen, wohnortnahen Angebote, z.B. in der Sprachförderung, sind kaum vernetzt und der Zugang zu den einzelnen Maßnahmen ist nicht systematisch geregelt. Es bedarf daher einer Vernetzung dieser Angebote, zum Teil auch einer quantitativen und qualitativen Ausweitung. Darüber hinaus müssen die Schnittstellen zwischen den Erziehungsinstanzen deutlich verbessert werden. Die Übergänge zwischen Familienerziehung und Kindergarten, Kindergarten und Schule, Schule und Hort, Grundschule und weiterführender Schule sollen durch das Programm verbessert werden.

"Spielend Lernen in Familie und Stadtteil" wird in drei Nürnberger Stadtteilen umgesetzt: Langwasser (hoher Aussiedleranteil) sowie St. Leonhard und Schweinau (hoher Aussiedler- und Ausländeranteil).


"Dativ oder Genitiv"

Das Programm gliedert sich in fünf Module, die auf unterschiedliche Altersstufen der Kinder zugeschnitten sind. Wichtige Elemente der verschiedenen Module sind Hausbesuche (insbesondere Module 1 und 2) und Gruppentreffen. Hausbesucher/innen setzen ein ganzheitliches Förderprogramm in der Familie um. Dazu gehören z.B. Einführung in die Benutzung altersgemäßer Spielmaterialien, Informationen über Beratungsangebote, Unterstützung beim Übergang des Kindes in den Kindergarten, frühzeitige Heranführung der Eltern an die Grundschule sowie Informationen über das Schulsystem und verschiedene Formen der beruflichen Bildung. Bei Schulkindern nehmen pädagogische Arbeitsgruppen, muttersprachliche Elternabende, muttersprachliche Mutter-Kind- oder Eltern-Kind-Gruppen sowie Unterstützungskurse einen hohen Stellenwert ein.

Die Umsetzung dieser Angebote setzt eine Vernetzung von vorhandenen Angeboten und neuen Programmelementen voraus. Diese Aufgabe wird gewährleistet durch eine Stadtteilkoordination, die zum 1.Juli 2004 in Langwasser und St. Leonhard/Schweinau eingerichtet wurde. Die Gesamtkoordination des Programms liegt im Referat für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg


Autorin: Vanessa Franz, isoplan

[ Seitenanfang ]


Engagierte Schulen

 

Berlin. Zum Beginn des neuen Schuljahres hat die Initiative "Engagement macht Schule" einen neuen Wettbewerb gestartet. Gesucht werden innovative und vorbildliche Praktiken bei der Integration von Grundschulkindern von Zuwanderern. 36.000 Grundschulen und Jugendeinrichtungen in Österreich, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden sind aufgerufen, innovative Konzepte einzusenden. Die interessantesten Projekte werden überarbeitet, damit sie auf andere Schulen und Länder übertragbar werden. Auf einer CD-ROM sollen sie EU-weit kostenlos Lehrern, Erziehern und Meinungsbildern zur Verfügung gestellt werden.

Der Zeitbild Verlag führt die Aktion im Auftrag der Europäischen Kommission und des Bundesministerium des Innern durch. Einsendeschluss ist der 31. Januar 2005. Insgesamt sind Preisgelder in Höhe von 21.000 Euro zu verteilen. Eine Zeitung zum Projekt kann kostenlos unter www.engagement-macht-schule.de bestellt werden. (esf)

Kontakt: Zeitbild Verlag GmbH, Kaiserdamm 20, 14057 Berlin, Fax: 030-320019-11, bestellung@zeitbild.de, www.zeitbild.de

[ Seitenanfang ]


Kontaktstudium für Flüchtlinge

 

Oldenburg. Eine ungewöhnliche, deutschlandweit bislang einmalige Weiterbildungsmaßnahme hat die Universität Oldenburg seit dem 1. Oktober 2004 im Programm: Um die beruflichen Chancen von hoch qualifizierten anerkannten Flüchtlingen und jüdischen Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion zu verbessern, bietet die Hochschule ein achtmonatiges Kontaktstudium zur Erweiterung pädagogischer Ressourcen und Qualifikationen an. Themen des Studienangebots, das als Modellprojekt aus dem Europäischen Flüchtlingsfonds finanziert wird, sind unter anderem Formen des Lehrens und Lernens in Deutschland, Spracherwerbsforschung, Interkulturelle Beratung sowie Rechts- und Verwaltungsfragen. Das Kontaktstudium wird veranstaltet durch das Interdisziplinäre Zentrum für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen und das Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung an der Universität. (esf)

Kontakt: Prof. Dr. Rolf Meinhardt, Interdisziplinäres Zentrum für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen, Ammerländer Heerstraße 114-118, 26129 Oldenburg, Tel.: 0441/798-2081, Fax: -5821, rolf.meinhardt@uni-oldenburg.de 

[ Seitenanfang ]


Die Integrations-
verträge in Dortmund

 

Oleg Garbuz und seine Frau Olga haben mit der Stadt Dortmund einen Vertrag. Die Stadt verpflichtet sich, sie zu unterstützen, bis sie zu selbständigen Bürgern geworden sind. Das will heißen: keine Sozialhilfe mehr, ein Arbeitsplatz und ,als Tüpfelchen auf dem i, gesellschaftliche Teilnahme. Die Eheleute Garbuz verpflichten sich ihrerseits, alles Nötige dafür zu tun. Das ist eine Menge. Als die beiden vor 2 Jahren aus der Ukraine kamen, sprachen sie kein Wort Deutsch.

Jeden Schritt hat die Betreuerin der Familie in einem Protokoll festgehalten. Die Oma kümmert sich um die Kinder, während die Eltern im Sprachkurs sitzen, ist da zu lesen, und auch, dass Frau Garbuz ihre Studiennachweise aus der Ukraine holen soll. Sie arbeitete in der Heimat als Verkäuferin und hatte ein Studium angefangen, um Lehrerin zu werden. Nach dem sechsmonatigen Grundkurs Deutsch bekam der Lastwagenfahrer Oleg Garbuz einen fortgeschrittenen Sprachkurs bezahlt. Er will auch hier einen Bus oder Lkw lenken. Aber ihm fehlt das Geld für den deutschen Führerschein. Er wird es aus dem Gehalt sparen müssen, das ihm das Dortmunder Integrationsbüro zahlt, wo er befristet als Dolmetscher und Integrationshelfer eingestellt ist. Als solcher erklärt er russischsprachigen Neuankömmlingen die Formulare, begleitet sie zu Ämtern und Vermietern: Kurzum, führt sie ins hiesige Leben ein. "Qualifiziert" haben ihn für den Job die eigenen Erfahrungen als Einwanderer.

In neun Kommunen laufen seit drei Jahren Pilotprojekte mit Aussiedlern und jüdischen Kontingentflüchtlingen. In Dortmund schließen die Neueinwanderer einen Vertrag mit dem Integrationsbüro des Sozialamts, anderswo sind die Volkshochschulen oder Wohlfahrtsverbände die Träger. Die Pilotprojekte laufen spätestens Ende 2004 aus.

Seit Anfang des Projekts wurden in Dortmund 580 Vereinbarungen abgeschlossen, es sind mitsamt Familienangehörigen fast 1000 Personen. Bei den Minderjährigen schaut die Betreuerin, wie die Schulnoten aussehen, ob die Familie den Kontakt zur Jugendhilfe oder eine Unterbringung im Internat braucht. Ein relativ kleiner Teil der Betreuten fand einen Arbeitsplatz, der Rest wurde in Programme für Langzeitarbeitslose oder in Umschulungen, Weiterbildungen und Studienergänzungen vermittelt. Wenn absehbar ist, dass einer wegen Alter, Krankheit oder Behinderung keine Beschäftigung finden wird, wird er an die Sozialdienste weitergereicht.

Ursprünglich dachte man, ein Jahr würde reichen, um die Verträge zu realisieren. Das war zu optimistisch: Es kommen immer mehr Leute ohne Deutschkenntnisse an, ihre Qualifikationen werden hier nicht so ohne weiteres anerkannt. Außerdem sah der Arbeitsmarkt im Ruhrgebiet zu Anfang des Projekts 2001 besser aus. Freie Stellen finden die Teilnehmer jetzt trotz aller Bemühungen kaum. Dennoch haben sie nicht resigniert. In keinem einzigen Fall hat die Stadt bisher Sanktionen anwenden müssen, sagt Peter Externbrink, dem das Integrationsbüro im Sozialamt untersteht. Im Vertrag war es vorgesehen, die Sozialhilfe zu kürzen, wenn einer den Unterricht schwänzt oder keine Bewerbungen schreibt. Das Gegenteil ist der Fall: Manche Leute besuchten am Abend zusätzliche Kurse oder machten ehrenamtliche Arbeit. Dafür gab es kleine Belohnungen, die normalerweise im Rahmen der Sozialhilfe nicht vorgesehen sind wie etwa anteilige Übernahme von Fahrt - oder Bildungskosten.

Seit Anfang des Jahres wurden keine neuen Vereinbarungen mehr unterzeichnet, obwohl die Eingliederungshilfen demnächst Pflicht für alle Neuankömmlinge werden. Aber da ist Hartz IV dazwischen gekommen: Ein großer Teil der Zuwanderer sind dem Bereich arbeitsfähiger Menschen zuzurechnen. Um sie werden sich zukünftig nicht mehr die Sozialämter, sondern die Arbeitsagenturen beziehungsweise in Dortmund die gemeinsam mit der Stadt gebildeten JobCenter kümmern.


Autorin: Matilda Jordanova-Duda

[ Seitenanfang ]


Ankommen in Frankfurt

 

Im Dezember 2004 haben Christian Büttner, Thomas Kunz und Helga Nagel einen Report "Ankommen in Frankfurt. Orientierungskurse als kommunales Angebot für Neuzuwanderer" erstellt (HSFK-Report, 8/2004, Frankfurt am Main), mit dem die Evaluationsergebnisse des im obigen Text ("Kommunen als Umsetzer") beschriebenen Integrationsprojektes veröffentlicht werden. Die zwischen 2000 und 2004 in Frankfurt am Main durchgeführten Kurse waren maßgeblicher Bestandteil des Projektes, das im Kontext der geplanten Integrationsmaßnahmen des Bundeszuwanderungsgesetzes stand. Ein Novum und innovatives Potenzial waren insbesondere die herkunftssprachlichen Orientierungskurse des Projektes. Die Veröffentlichung wertet diesen Teil des Projektes detailliert aus, stellt Einzelheiten (Curriculum, Inhalte, Teilnehmerzahlen, Erfahrungsberichte und Interviews etc. der Fachöffentlichkeit vor und bewertet den Frankfurter Ansatz im Kontrast zu den im Bundeszuwanderungsgesetz geplanten Kursen. Die Broschüre, die gemeinsam von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung und dem Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt herausgegeben wurde, ist als pdf-Dokument (unter: http://www.hsfk.de/) verfügbar bzw. kann als Druckexemplar bezogen werden (unter: http://www.stadt-frankfurt.de/amka/). (esf)

[ Seitenanfang ] [ Nächste Seite ] [ Vorherige Seite ]

© isoplan-Saarbrücken. Nachdruck und Vervielfältigung unter Nennung der Quelle gestattet (bitte Belegexemplar zusenden).

Technischer Hinweis: Falls Sie diese Seite ohne das Inhaltsverzeichnis auf der linken Seite sehen, klicken Sie bitte HIER und wählen Sie danach die Seite ggf. erneut aus dem entsprechenden Inhaltsverzeichnis.