Integration in Deutschland 1/2005, 21.Jg., 31. März 2005

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Studien und Sachbücher

Belletristik

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Studien und Sachbücher

Nicht integriert

Türkische Migranten, die in der zweiten Generation in Deutschland leben, sind lediglich auf niedrigem Niveau integriert. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie der Arbeitsgruppe Stadtforschung an der Universität Oldenburg. Das Team um Professor Walter Siebel und Norbert Gestring hat 55 türkische Migranten der zweiten Generation sowie 41 Personen, die beruflich mit Migranten zu tun haben - "Gatekeeper" des Wohnungs- und Arbeitsmarktes - , befragt. Ziel der Studie war es, die gesellschaftlichen und subjektiven Faktoren, die über Integration oder Ausgrenzung in den Bereichen "Soziale Netze", Wohnen und Arbeiten entscheiden, aufzuzeigen. (kd)

Infos: www.uni-oldenburg.de/presse/
einblicke/40/siebel.pdf
 

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Lebenssituation der älteren alleinstehenden Migrantinnen

Obwohl der Frauenanteil der ausländischen Gesamtbevölkerung im Laufe der Zeit stetig angestiegen ist, hat die Geschlechterperspektive in vielen Untersuchungen zur Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Insbesondere über die Lebenssituation von alleinstehenden Frauen aus der Zuwanderergeneration, die mittlerweile an der Schwelle zum Rentenalter stehen oder dieses bereits erreicht haben, ist bis auf statistische Rahmendaten relativ wenig bekannt. Deshalb hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) eine Studie in Auftrag gegeben, um die bestehende Forschungslücke zu schließen. Die Ergebnisse der Untersuchungen, die am ISO-Institut Saarbrücken durchgeführt und von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet wurden, liegt nun vor. Die 246-seitige Publikation von Ingrid Matthäi "Lebenssituation der älteren alleinstehenden Migrantinnen" wurde vom BMFSFJ herausgegeben. (fe)

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Jugend und Religion - eine Bestandsaufnahme

Die im Januar 2005 von der "Projektgruppe Jugend und Religion" der Fachhochschule Esslingen herausgegebene Publikation "if god is a dj ..." (ISDN 3-86546-030-5) dokumentiert die religiösen und parareligiösen Vorstellungen Jugendlicher und junger Erwachsener im Alter zwischen 12 und 30 Jahren. Dabei kommen nicht nur Anhänger der Weltreligionen Islam, Juden- und Christentum zu Wort, sondern auch rechtsorientierte oder dem Fußballgott fröhnende Jugendliche. Dem daraus entstandenen breiten Spektrum an Meinungen und Weltanschauungen geht ein einleitendes Kapitel des die Projektgruppe begleitenden Sozialwissenschaftlers Professor Kurt Möller voraus, der in die Thematik und den derzeitigen Stand der Forschung einführt. Das Buch ist für 15 Euro erhältlich und kann sowohl als kurzweilige Lektüre als auch für einen Einstieg in die sozialwissenschaftliche Forschung im Bereich "Religion und Jugend" empfohlen werden. (fe)

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Umgang mit muslimischen Patienten

Bei einer 23-jährigen Türkin wird während ihrer zweiten Entbindung im Rahmen eines Kaiserschnitts eine Sterilisation durchgeführt. Vor der Entbindung sagte die Frau dem Arzt "Nix Baby mehr", was von diesem als Wunsch nach Sterilisation aufgefasst wurde. Der Arzt informierte sie über die Bedeutung und Folgen sowie Operationstechniken einer Sterilisation. Nach der Aufklärung nickte die Patientin, die nur rudimentäre deutsche Sprachkenntnisse besaß, auf die Frage, ob sie alles verstanden habe. Einen Tag später wurde der Eingriff durchgeführt. Später, im Jahr 2002, verklagte die Münchnerin den Arzt auf Schmerzensgeld, da er sie ohne ihr Wissen sterilisiert habe. Gab es einen Fehler bei der Patientenaufklärung? Was könnte Sterilität unter Berücksichtigung der religiös-kulturellen Wertvorstellungen für eine junge Türkin bedeuten?

Es sind diese Fragen, um die es Ilhan Ilkilic in seiner Publikation "Begegnung und Umgang mit muslimischen Patienten" (ISBN 3-931993-38-8) geht. Seine Handreichung für die Gesundheitsberufe erschien Anfang 2005 in vierter überarbeiteter Auflage. Der an der Universität Mainz tätige türkische Mediziner liefert gleichwohl keine fertigen Lösungen oder gar Checklisten für die Behandlung. Er skizziert islamische Gesundheits- und Krankheitsbegriffe, Einstellungen zu Geburt, Krankheit und Tod sowie Glaubensinhalte, die das Weltbild von Muslimen prägen. Ziel der 98-seitigen Publikation ist es, die Kommunikation zwischen Arzt, Pflegeteam und muslimischen Patienten zu fördern. Die Handreichung ist aber auch für Seelsorger und Sozialpädagogen empfehlenswert. Fazit: Wer interkulturelle Kompetenz und Sensibilität zeigt, kann das Vertrauen seiner muslimischen Patienten gewinnen und Behandlungsfehler vermeiden. (esf)

Bezug: 
Ilhan Ilkilic, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universität Mainz, Am Pulverturm 13, 55131 Mainz

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Neuauflage des "Handbuchs für Deutschland"

"Fremd ist der Fremde nur in der Fremde" wusste schon Karl Valentin. Um Einwanderinnen und Einwanderern das Einleben etwas zu erleichtern, ist im Februar 2005 eine neue, überarbeitete Auflage des "Handbuchs für Deutschland" erschienen. Diese "Gebrauchsanleitung" für Deutschland bietet in mittlerweile acht Sprachen Informationen zu Land und Leuten, Politik und Recht, Arbeit und sozialer Sicherung sowie zu Alltagsfragen und natürlich zum neuen Zuwanderungsrecht.

Bezug: 
Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Rochusstraße 8-10, 53123 Bonn, Fax: 01888 - 5554934, www.handbuch-deutschland.de 

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Die gespaltene Gesellschaft

Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit: Nur drei von zahlreichen menschenfeindlichen Einstellungen, denen Professor Wilhelm Heitmeyer von der Universität Bielefeld nachgeht. In der Studie "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit - Empirische Langzeitbeobachtung menschenfeindlicher Einstellungen in der Bevölkerung" analysiert der Konflikt- und Gewaltforscher, ob und wie sich die Gesellschaft Deutschlands spaltet. Die Untersuchung, die auf zehn Jahre angelegt ist, zeigt im Ergebnis bereits drei zentrale Spaltungslinien auf. Eine soziale, weil die Kluft zwischen Arm und Reich größer wird; eine politisch-geografische, weil sich Ost- und Westdeutsche im Hinblick auf die mentale Entwicklung weiter voneinander distanzieren und eine ethnisch-kulturelle Spaltung zwischen Mehrheit und muslimischer Minderheit. (kd)

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TheBlackBook - Deutschlands Häutungen

Das 2004 vom AntiDiskriminierungsBüro (ADB) Köln und cyberNomads (cbN), einer Multimedia Agentur für transkulturelle Konzepte, herausgegebene Buch behandelt auf 380 Seiten das Verhältnis Deutschlands zu "schwarzen Deutschen". Von der kolonialen Vergangenheit bis zur heute bundesweiten Vernetzung und Medienpräsenz werden unzählige Facetten "schwarzer Lebenswelten" beleuchtet. Die Themen Diskriminierung im deutschen Alltag, die daraus resultierenden Überlebensstrategien, sowie von schwarzen Künstlern gewählte Ausdrucksformen im Kontext der Diaspora, werden in Form von Essays, wissenschaftlichen Analysen, persönlichen und politischen Erfahrungsberichten präsentiert. Betroffene und an der Thematik Interessierte finden hier eine reichhaltiges Angebot an Informationen, Hintergründen und Meinungen. TheBlackBook (ISBN: 3-88939-745-X) kostet 19,90 Euro. (fe)

Bezug: 
IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Postfach 900421, D-60444 Frankfurt oder info@iko-verlag.de, www.iko-verlag.de

Infos unter:
www.honestly-concerned.org/Temporary/
Heitmeyer-Studie-Einzelanalysen.pdf
 

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Saarländischer Flüchtlingsbericht 2004

Saarbrücken. Dem immer noch gängigen Vorurteil, Flüchtlinge und Asylbewerber nähmen Einheimischen Arbeitsplätze weg und kosteten die Bundesländer viel Geld, begegnet jetzt das "Weißbuch Flüchtlinge und Asylbewerber im Saarland 2004". Diese von isoplan CONSULT im Auftrag von SEPA (Saarländische Entwicklungspartnerschaft für Flüchtlinge und Asylbewerber), einem Projekt der Gemeinschaftsinitiative EQUAL, zum zweiten Mal nach 2002 erstellte umfassende Bestandsaufnahme weist in umfangreichen statistischen Analysen, gut 90 Expertengesprächen und ebenso vielen Flüchtlingsbiografien nach, dass Flüchtlinge sehr große Schwierigkeiten haben, auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu finden.

Eine Arbeitserlaubnis können Flüchtlinge und Asylbewerber erst nach einem Jahr Wartezeit beantragen. Eine Beschäftigung ist zudem seitens der Arbeitsagenturen mit hohen Hürden verbunden. Jährlich würden daher nur knapp 500 Arbeitserlaubnisse erteilt. Ein Zusammenhang zwischen erlerntem Beruf bzw. Qualifikation und ausgeübter Tätigkeit kann selten hergestellt werden. Beschäftigungschancen bestehen - wenn überhaupt - nur im Hotel- und Gaststättengewerbe, im Reinigungsgewerbe, in Schlachtereien und bei Zulieferbetrieben für Kebab-Imbisse. Auch für Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen, ist die Vorlage einer Arbeitserlaubnis Voraussetzung. Für sie ist es schon aufgrund dieser Hürde nahezu unmöglich, eine Ausbildungsstelle zu finden. Berufliche Karrieren der zum Teil hier aufgewachsenen Jugendlichen werden somit zerstört. Viele resignieren daher.
Zudem belegt der Bericht die seit Jahren rückläufigen Nettoausgaben für die rund 4.600 Asylbewerber im Saarland mit einer Senkung von 29 Millionen Euro im Jahr 2000 auf 15 Millionen Euro im Jahr 2003. Ein Vergleich mit den Sozialhilfeausgaben bestätigt, dass die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben für diesen Personenkreis "deutlich unter denen für Sozialhilfeempfänger" liegen. Das gut 200-seitige Weißbuch steht zur Einsicht im Internet unter www.equal-sepa.de zur Verfügung. (esf)

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Berlin, London und Rom überprüfen ihre Flüchtlingspolitik

Seit Juli 2003 haben die Hauptstädte Berlin, Rom und London das Projekt Europa - Land des Asyls (ELA) initiiert, um die Praxis ihrer Flüchtlingspolitik zu überprüfen. Die vom Europäischen Flüchtlingsfonds (EFF) finanzierte Zusammenarbeit hat ein Jahr lang die Aufnahme und die Integrationsmöglichkeiten von Flüchtlingen in den drei Städten miteinander verglichen, Beispiele guter Praxis herausgestellt und Empfehlungen für die Praxis erarbeitet. Die drei Städte wollen ihre Kooperation fortsetzen. 2004 ist ein umfassender vergleichender Bericht in englischer Sprache veröffentlicht worden. Dieser bietet eine Übersicht über die soziale Lage von Flüchtlingen sowie über die Angebote, die ihnen gemacht werden. Er analysiert zudem die Stärken und Schwächen der bestehenden Praxis. Auf dieser Grundlage werden Empfehlungen gegeben, die helfen sollen, die Aufnahmebedingungen und die Integrationsmöglichkeiten auf städtischer, nationaler und europäischer Ebene zu verbessern.

Der Integrationsbeauftragte des Senats hat Mitte März 2005 eine Zusammenfassung der Ergebnisse in deutscher Sprache mit dem Titel "Flüchtlingspolitik in europäischen Großstädten: Berlin - London - Rom" vorgelegt. Die 50-seitige Publikation enthält unter anderem ein Vorwort des UNHCR-Repräsentanten in Deutschland, Stefan Berglund und einen Beitrag des Regierenden Bürgermeisters, Klaus Wowereit, in dem er gemeinsam mit Ken Livingstone, dem Londoner Bürgermeister und Raffaela Milano, dem Beauftragten für Soziales der Stadt Rom, ein größeres Mitspracherecht für die europäischen Großstädte in der Ausgestaltung der europäischen Asylpolitik fordert. Die Publikation ist kostenlos (bzw. gegen eine Portogebühr von 2,20 Euro) zu beziehen oder unter www.berlin.de/sengessozv/auslaender als Download abrufbar. Auch der englischsprachige Bericht ist im Internet veröffentlicht: www.europelandofasylum.net.

John Röhe, Büro des Integrationsbeauftragten

Bezug: 
Integrationsbeauftragter des Berliner Senats, Potsdamer Str. 65, 10785 Berlin, Tel.: (030) 9017 - 2357 oder 9017 - 2322, Fax: (030) 262 54 07, Integrationsbeauftragter
@auslb.verwalt-berlin.de
 

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Kirchenasyl - Kirchenhikesie

Einschränkungen des Asylrechts und eine oftmals sehr restriktive Rechtsanwendung führen vermehrt dazu, "dass potenziell zu Unrecht abgelehnte Asylbewerber in äußerster Not in Kirchen fliehen, um eine Gefährdung an Leib und Leben infolge einer Abschiebung im letzten Augenblick noch zu verhindern". Zur Bezeichnung dieses Handelns hat sich der problematische Begriff "Kirchenasyl" eingebürgert. In seiner Dissertation "Kirchenasyl - Kirchenhikesie. Zur Relevanz eines historischen Modells im Hinblick auf das Asylrecht der Bundesrepublik Deutschland" begibt sich Dr. Markus Babo (Universität Luzern, Institut für Sozialethik) daher in Teil I zunächst auf Spurensuche in der Antike, um das dem heutigen Handeln entsprechende geschichtliche Modell zu eruieren. Ab dem Spätmittelalter wurde das jahrhundertelang praktizierte Kirchenasyl eingeschränkt, ehe es im Zeitalter der Aufklärung aufgehoben wurde. Gleichwohl wurde es vereinzelt weiter praktiziert. Zu einer Renaissance kam es in der Zeit des Nationalsozialismus. In Teil II analysiert der Moraltheologe die Einengung des staatlichen Asylschutzes in Deutschland sowie Lücken und Defizite im staatlichen Asylrecht, die kirchlichen Beistand erforderlich machen könnten. In Teil III zeigt Babo im Rahmen einer "ethischen Wertung des gewissensmotivierten Engagements von Christen" die Chancen und Gefahren der bis heute existierenden Praxis für Staat, Kirche und Gesellschaft auf. Der 488-seitigen Publikation vorangestellt ist ein Zitat des amerikanischen Philosphen Thoreau: "Es gibt ungerechte Gesetze: Sollen wir ihnen befriedigt gehorchen, oder sollen wir es auf uns nehmen, sie zu bessern, und ihnen nur so lange gehorchen, bis wir das erreicht haben, oder sollen wir sie vielleicht sofort übertreten?" In diesem Sinne sieht Babo im Kirchenasyl bzw. der Kirchenhikesie eher eine Chance als eine Gefahr für den Rechtsstaat. Insbesondere sieht er die Chance zu einer (Re-) Humanisierung des (Flüchtlings-) Rechts, was sich ihm zufolge auch aus der historischen Erfahrung mit diesem Rechtsinstitut ergibt. Die Publikation ist 2001 beim LIT-Verlag in Münster erschienen (ISBN 3-8258-5591-0) und kostet 35.90 Euro. (esf)

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Armuts- und Reichtumsbericht

Mit Beschluss vom 27. Januar 2000 hat der Deutsche Bundestag die Bundesregierung aufgefordert, regelmäßig einen Armuts- und Reichtumsbericht zu erstatten. Am 25. April 2001 hat die Bundesregierung den ersten und Ende Januar 2005 den zweiten Armuts- und Reichtumsbericht vorgelegt. Er enthält in Teil A eine Analyse von Armut und Reichtum in Deutschland und betrachtet dabei erstmals ausführlich die Lebenslagen von Menschen in extremer Armut sowie die Partizipationschancen armer Menschen. Teil B enthält politische Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände (BAGFW) und die Nationale Armutskonferenz (NAK) haben in einer Stellungnahme den Bericht begrüßt, weil er einen konstruktiven Beitrag zur Auseinandersetzung über die sozialen Lebenslagen leiste. Bemängelt wird aber, dass der Bericht in einzelnen Kapiteln nur ein sehr grobes Bild liefere. Bei der Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund seien künftig vor allem die Probleme der über 500.000 Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus sowie die Integrationsprobleme der Aussiedler zu behandeln, fordern die Verbände in ihrer Stellungnahme vom 2. März 2005. (esf)

Bezug über: 01801-907050, Fax: 01888-5554400, www.bmfsfj.de 

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Synagogenbuch

Gut 70 % der Juden auf der Welt gehören heute zum aschkenasischen Judentum. Dieses wurde vor gut 1000 Jahren am Mittelrhein - mit seiner berühmten Dreiergemeinde Speyer, Worms und Mainz - begründet. In der Nacht vom 9. Zum 10. November 1938 und am folgenden Tag brannten in Deutschland jedoch die Synagogen. Im Jahr 2004 ist unter dem Titel "'...und dies ist die Pforte des Himmels' Synagogen Rheinland-Pfalz - Saarland" (ISBN 3-8053-3313-7) eine Dokumentation erschienen, in der sämtliche 400 Synagogenbauten im Gebiet der beiden Bundesländer dokumentiert werden: sowohl die im Zusammenhang mit der von den Nationalsozialisten angezettelten so genannten "Reichspogromnacht" 1938 bzw. danach zerstörten, als auch die noch erhaltenen sowie jene, die nur durch Quellen überliefert sind. Gerade im ländlichen Raum haben sich zahlreiche zum Teil restaurierte Synagogen erhalten, die noch etwas erahnen lassen von der gesellschaftlichen und kulturellen Bedeutung, die den jüdischen Gemeinden zukam. Das vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, dem Staatlichen Konservatoramt des Saarlandes und dem Synagogue Memorial Jerusalem herausgegebene gut bebilderte Synagogenbuch vermittelt auf 490 Seiten zugleich eine Bestandsaufnahme und liefert Beiträge zur Geschichte der Juden und zur Synagogenarchitektur. Schade nur, dass in der Legende zur Karte der erhaltenen bzw. zerstörten Synagogen die jeweiligen Zuordnungen vertauscht wurden. (esf)

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Publikationen der Integrations-
beauftragten

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung hat in der zweiten Jahreshälfte 2004 einige neue Publikationen herausgegeben, die in Buchform oder als pdf-Datei zum Download unter www.integrationsbeauftragte.de zur Verfügung stehen. Es handelt sich um Infobrief 4 der Arbeitsgruppe Gleichbehandlung des Forums gegen Rassismus, um Infobrief 5 zum Thema Diskriminierung und Religion sowie um die Dokumentationen von Fachtagungen, zum einen zum Thema "Religion - Migration - Integration in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft", zum anderen zum Thema"Förderung von Migrantinnen und Migranten in der Sekundarstufe I".

Die 96-seitige Dokumentation "Religion - Migration - Integration" behandelt die Bedeutung von Religion für Migranten, Fragen zur Bedeutung von Religion im Integrationsprozess sowie Praxisbeispiele unter anderem zum Bau und Umbau religiöser Gebäude und zur Bedeutung von Sterben und Tod für Buddhisten in Deutschland. Die 141-seitige Dokumentation "Förderung von Migrantinnen und Migranten in der Sekundarstufe I" stellt Forschungsergebnisse und Praxisbeispiele aus Foren zu den Fragen Sprachstandserhebungen, Frühkindliche Förderung, Kommunale Netzwerke und Professionalisierung der Bildungspraxis vor. Kernaussage der meisten Statements ist die Schlüsselfunktion des gesamten Bildungssystems für das langfristige Gelingen des gesellschaftlichen Integrationsprozesses. (esf)

Bezug: 
Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Rochusstraße 8-10, 53123 Bonn, Fax: 01888 - 5554934

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IMIS-Beiträge zu Migration in Europa

Das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück hat im zweiten Halbjahr 2004 zwei englischsprachige Sonderausgaben ("Special Issues") der IMIS-Beiträge herausgegeben. Das im Juli 2004 erschienene Heft 24 widmet sich dem Thema "Migration and the Regulation of Social Integration". Herausgegeben wurde es von Betty de Hart, Anita Böcker und Ines Michalowski. Im Dezember 2004 erschien Heft 25 zum Thema "Organisational Recruitment and Patterns of Migration. Interdependencies in an Integrating Europe". Herausgegeben wurde die 304-seitige Publikation von Michael Bommes, Kirsten Hoesch, Uwe Hunger und Holger Kolb. Die Ausgabe präsentiert die Ergebnisse des von 2001 bis 2004 von der EU geförderten internationalen Forschungsprojektes "The Political Economy of International Migration in an Integrating Europe" (PEMINT). Beide Hefte können als pdf-Version online abgerufen werden unter http://www.imis.uni-osnabrueck.de/
PUBLIKAT/imiszeitschrift.html
. (esf)

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Moralische Fragen der EU-Zuwanderungs-
politik

Die unvermindert hohen Migrations- und Flüchtlingsbewegungen stellen nicht nur Deutschland, sondern alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu Beginn des 21. Jahrhunderts vor große Herausforderungen. Spätestens seit dem Amsterdamer Vertrag gilt die Europäisierung der nationalen Zuwanderungspolitiken als eines der zentralen Projekte der voranschreitenden europäischen Integration. Diese Aufgabe ist vor allem deswegen schwierig, weil Zuwanderungspolitik sogar innerhalb der jeweiligen EU-Staaten zumeist umstritten ist. Nur selten geht es dabei explizit um die Frage, welche moralische Verpflichtungen gegenüber Migranten bestehen, obwohl die Suche nach einer moralisch akzeptablen Politik keineswegs nur eine akademische Aufgabe oder ein Feld für naive Träumereien ist. Sie ist vielmehr ein Kernbestandteil von Politik selbst.

Dies sind die zentralen Aussagen einer im November 2004 beim Nomos Verlag erschienenen Dissertation von Alfredo Märker, mit dem Titel "Europäische Zuwanderungspolitik und globale Gerechtigkeit. Über die normative Dimension der Vergemeinschaftung zuwanderungspolitischer Maßnahmen in der Europäischen Union" (ISBN 3-8329-1004-2). Märker rückt die moralische Dimension von Zuwanderung in den Mittelpunkt und fragt nach den Grundlagen einer gerechten Zuwanderungspolitik. Was schuldet die EU potentiellen Zuwanderern? Dürfen die EU-Staaten zwischen den "Bewerbern" auswählen? Welche Minimalanforderungen gibt es für den Umgang mit Immigration? Die 209-seitige Arbeit kostet 38 Euro. (esf)

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Belletristik

Jeder für sich und Allah gegen alle - Orhan Pamuks Roman "Schnee"

Nach Jahren des Exils in Deutschland kehrt der Dichter Ka in seine türkische Heimat zurück und soll für eine Zeitung in Istanbul aus einer entlegenen Provinzstadt berichten, wo Bürgermeisterwahlen bevorstehen und es zu einer Reihe von Selbstmorden junger Islamistinnen gekommen ist. Also reist Ka in die Grenzstadt Kars mitten im Kaukasus und bereits während der langen Busfahrt beginnt der unaufhörlich fallende Schnee die Straßen zu schließen.

Ka hat einen weiteren Grund für diese Reise, den er sich nur zögernd eingesteht: Er will seine alte Jugendliebe Ipek für sich gewinnen, die von ihrem Mann geschieden wurde. Die bald durch den Schnee von der Außenwelt abgeschnittene Stadt wird zur Bühne für ein Spiel um das Leben, um die Liebe und um die Macht. Während Kas Hoffnung wächst, dass seine Liebe erwidert wird, kommt es zum Putsch in Kars. Angeführt von einem alternden kemalistischen Schauspieler übernimmt das Militär die Kontrolle und geht hart gegen radikale Islamisten und kurdische Nationalisten vor. Nur halb gegen seinen Willen wird Ka in die Ränkespiele und tödliche Intrigen hineingezogen, die bis zum Einsetzen des Tauwetters die Stadt beherrschen.

Orhan Pamuk, der zur Zeit wohl angesehenste türkische Dichter, will mit seinem jüngsten Roman "Schnee" ein Porträt der Türkei zu Beginn der 1990er Jahre zeichnen und sein Bild ist düster und vielschichtig. Kurdische und türkische Nationalisten, gemäßigte und radikale Islamisten, Kemalisten, Demokraten, ehemalige Linke und Opportunisten bevölkern Pamuks Roman. Auch seine Hauptfigur Ka, ein altlinker Atheist, der nicht weiß, ob er vielleicht doch an Allah glaubt und der sein persönliches Glück über alles stellt, eignet sich wenig als Bezugspunkt. Der Herausgeber der örtlichen Zeitung, der immer schon weiß, was morgen passiert, weil er es mit den Machthabern hält, ein islamistischer Vorbeter-Schüler, der Science-Fiction Kurzgeschichten schreibt: Das sind nur zwei der schillernden Figuren, die Pamuk uns in seinem verstörenden und fesselnden Roman vorstellt. Eine mexikanische Telenovela etwa versammelt täglich Sondereinsatzkommandos, Ex-Kommunisten, Islamistinnen und den fundamentalistischen Provokateur vor dem Bildschirm und jeder scheint von einer anderen Facette der Serie begeistert.

Pamuks literarische Analyse der türkischen Machtverhältnisse fällt pessimistisch aus: auf der einen Seite führt Armut und Ohnmacht zum Extremismus, auf Seiten des Militärs dient die Aufrechterhaltung der Ordnung als zynische Rechtfertigung aller eingesetzten Mittel. Doch 'Schnee' ist mehr als ein Polit-Krimi. Mit Kas Scheitern läßt uns Pamuk die Verlorenheit des Individuums in einer zerrissenen Gesellschaft erleben. Der 514-seitige beim Hanser Verlag erschienene Roman kostet 25,90 Euro.

Paul Philippi, der buchladen

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"Alle Tage" Terézia Mora

Gemeinsam mit Rüdiger Safranski und Thomas Eichhorn hat die ungarische Migrantin Terézia Mora am 17. März 2005 den erstmals verliehenen Preis der Leipziger Buchmesse erhalten. Die mit insgesamt 45.000 Euro dotierte Auszeichnung soll künftig jährlich verliehen werden. Terézia Moras Roman "Alle Tage" pries die Jury als "vielstimmiges Prosaepos" und "kühnen Entwurf über die Scham, im falschen Moment auf der Welt zu sein. Schon für ihr 1999 erschienenes Erstlingswerk "Seltsame Materie" erhielt die 1971 geborene Literatin den Ingeborg-Bachmann-Preis (vgl. AiD 1/01). Im Jahr 2000 wurde sie mit dem Adelbert-Chamisso-Förderpreis in ihrer Arbeit unterstützt. Mora kam 1990 nach Deutschland und lebt in Berlin. (esf)

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Broschüren

Leitfaden interkulturelle Seniorenarbeit

Vor rund 15 Jahren begannen Mitarbeiter/innen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Berlin, besondere Angebote für ältere, nicht mehr erwerbstätige Arbeitsmigrantinnen und -migrantenaus der Türkei zu konzipieren. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht absehbar, "welche spannenden Entwicklungen sich aus diesen muttersprachlichen Gruppentreffen ergeben würden", so eine AWO-Mitarbeiterin. Heute sind die Angebote längst nicht mehr auf Migrantinnen unud Migranten aus der Türkei beschränkt, und aus den interkulturellen Angeboten schöpfen ältere Migrantinnen und Migranten sowie Mitarbeiter/innen selbst immer wieder neue Anregungen und Freude. Ende 2004 hat die AWO einen 23-seitigen "Leitfaden für eine interkulturelle Seniorenarbeit" herausgegeben. Die Broschüre versteht sich als Ratgeber und Leitfaden für die Gruppenarbeit mit älteren Migrantinnen und Migranten und soll Fachkräfte und Ehrenamtliche ermutigen, neue Wege zu gehen. Die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen der AWO Berlin sollen mit der ausdrücklichen Empfehlung zur Nachahmung an andere weitergegeben werden. (fe)

Download: www.awoberlin.de 

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Kirche fordert soziale Rechte für "Illegale"

Zwischen 500.000 und einer Million Menschen leben ohne Aufenthaltsrecht in Deutschland, schätzt das katholische Forum "Leben in der Illegalität". Zusammen mit dem Rat für Migration fordert die Initiative jetzt in einem Anfang März 2005 veröffentlichten Manifest eine offene Diskussion über illegale Zuwanderung. "Wir wollen den Diskurs, der bisher nur im Verborgenen stattgefunden hat, in die Öffentlichkeit bringen", sagte der Jesuitenpriester Jörg Alt, Geschäftsführer des katholischen Forums und Autor einer der wenigen fundierten Studien zum Thema. In dem Papier, das auf der Jahrestagung Illegalität in Berlin veröffentlicht wurde, wird darauf hingewiesen, dass illegale Einwanderung trotz des neuen Zuwanderungsgesetzes ein ungelöstes Problem bleibt. Der Text wurde von dem Vorsitzenden der Migrationskommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des Katholischen Forums, Weihbischof Josef Voß, unterzeichnet. 372 Prominente haben sich dem Bischof bereits angeschlossen.

Mit ihrem Manifest will die Initiative die medizinische Grundversorgung der illegalen Migranten und den Schutz vor Ausbeutung der mitbetroffenen Kinder stärken. Außerdem wollen die Initiatoren darauf aufmerksam machen, dass ordnungsrechtliche Schritte gegen illegale Zuwanderung nicht ausreichen. "Die Beschneidung legaler Zuwanderung verstärkt illegale Migration", sagte Alt gegenüber der tageszeitung (taz vom 02.03.05). Der Priester folgt damit dem Sachverständigenrat für Zuwanderung und Integration, der in seinem Jahresgutachten 2004 darauf hingewiesen hat, dass "das Offenhalten legaler Zuwanderungswege einen entscheidenden Beitrag zur Verringerung illegaler Zuwanderung darstellt." Wirksamste Maßnahme gegen illegale Migration sei die Bekämpfung ihrer Ursachen in den Herkunftsländern, sagte Alt.

Mit ihrer Forderung nach einem offenen Diskurs wollen die Initiatoren auch erreichen, dass illegale Migranten nicht automatisch mit Kriminellen gleichgesetzt werden. Es müssten differenzierte Lösungen angestrebt werden, die den Lebensumständen der Einwanderer gerecht werden. "Ein illegal eingereister Arbeiter kann schließlich nichts dafür, dass seine Arbeit nach deutschem Recht illegal ist", sagte Alt. "Wir wollen uns gegen Pauschalforderungen stellen. Alle Illegalen raus oder alle Illegalen rein, das kann es nicht geben", sagte der Priester. Man müsse innerhalb der deutschen Realität nach Ansätzen suchen, illegalen Migranten Hilfe und Unterstützung anzubieten. (esf)

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Ukrainer in Berlin

Mitte März 2005 kam der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko zum Staatsbesuch nach Berlin. Der Beauftragte des Senats für Integration und Migration nahm den Besuch zum Anlass, auf die im Januar erschienene Broschüre "Ukrainer in Berlin" hinzuweisen. "Der Machtwechsel ist ein Bekenntnis zur Demokratie und Westorientierung," so Piening. "Beseitigen wir unsere weißen Flecken auf der Landkarte - was das Wissen über die Ukraine betrifft." Häufig werden sie einfach zum "russischen Berlin" gezählt, die Ukrainerinnen und Ukrainer, die sich an der Spree niedergelassen haben. Es ergeht ihnen ähnlich wie auch Zuwanderern aus anderen Staaten, die früher einmal zur Sowjetunion gehörten und erst seit einem guten Jahrzehnt eigene Wege gehen können. Seit dem 1. Mai ist die Europäische Union direkter Nachbar der Ukraine, immerhin nach Russland der zweitgrößte europäische Staat.

Die 8.000 Ukrainer/innen gehören zu den größeren Nationalitätengruppen Berlins. Das heutige "ukrainische Berlin" setzt allmählich eigene - von den einheimischen Russen unabhängige - Akzente in der multikulturellen Stadtlandschaft. Dabei ist ihre Geschichte schon älter. Nach dem Überfall Nazideutschlands auf die Sowjetunion wurde auch Berlin unfreiwilliger Aufenthaltsort für Tausende verschleppter Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wie auch gefangener Soldaten. Viele von ihnen überlebten diese Zeit nicht. Die vorliegende Arbeit gibt auch darüber Auskunft und über Initiativen, die sich bemühen, das schwere Schicksal der heute noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeiter etwas zu lindern, ihnen wenigstens zu kleinen finanziellen Entschädigungen zu verhelfen. - Zu Sowjetzeiten, als auch viele ukrainische Armeeangehörige in der DDR stationiert waren, wurde der Osten Berlins nicht zuletzt dank mancher Eheschließung zur neuen Heimat. Und die kulturellen oder wirtschaftlichen Beziehungen waren ohnehin eng. Heute orientieren sich die deutsch-ukrainischen Beziehungen wieder neu. Einen Überblick gaben vor einigen Jahren die Kulturtage der Ukraine in Deutschland oder vor kurzem die deutschen Kulturtage in Kyiv - für viele Leserinnen und Leser dürfte die ukrainische Schreibweise so mancher Namen und Orte noch ungewohnt sein, waren sie früher doch zumeist in ihrer russischen Form geläufig.

Zusammengestellt wurde das Heft von Ludmila Kusnezowa und Maria Chevrekouko, die sich bereits mit Veröffentlichungen über das "russische Berlin" einen Namen gemacht haben. Die Autorinnen haben ein ganz eigenes Kapitel Berliner Stadtgeschichte erschlossen, stellen eine lebendige Community vor und zeigen auch wie eng und vielfältig die Kontakte zwischen Spree und Dnipro sind - und entwickelt werden können. Die Broschüre ist erhältlich gegen eine Schutzgebühr von 2 Euro plus Porto.

John Röhe, Büro des Integrationsbeauftragten

Bezug: 
Integrationsbeauftragten des Berliner Senats, Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin, Tel.: (030) 9017 - 2357 oder 9017 - 2322, Fax: (030) 262 54 07, Integrationsbeauftragter
@auslb.verwalt-berlin.de
 

Bezug über www.jugendkulturen.de oder den Herausgeber Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, Fidicinstraße 3, 10965 Berlin

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Ausreisezentren - ein Reader

"Ausreisezentren" - diesen Begriff benutzen einige Landesregierungen in der Flüchtlingspolitik bereits seit Jahren. Dahinter verbirgt sich eine Unterbringung von abgelehnten Asylbewerber/innen in einem Lager, in dem die Betroffenen durch verschiedenste Maßnahmen zu einer freiwilligen Ausreise gebracht werden sollen. Nach Auffassung des Münchner Vereins "res publica" sind die Zustände in diesen Zentren nicht hinnehmbar. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, zur Aufklärung über "die Realität dieser Abschiebelager beizutragen". Dazu werden unter anderem Informationsmaterialien und Stellungnahmen verschiedenster Quellen zusammengetragen und im Internet zugänglich gemacht (www.ausreisezentren.de). Im November 2004 ist die achte überarbeitete Auflage des Readers "Ausreisezentren" erschienen, der auf 30 Seiten einen Auszug aus den wichtigsten Materialien der Dokumentationsseite Ausreisezentren des Vereins bietet. (esf)

Bezug: 
res publica, Augsburger Straße 13, 80337 München, Tel.: 089/26025299, Fax: 089/762236, res.publica@gmx.net, www.respublica-muenschen.de

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Bildung für die Einwanderungs-
gesellschaft

Um der "Tatsache Einwanderungsgesellschaft" bildungspolitisch und bildungspraktisch gerecht zu werden, sind spezialisierte Vorgehensweisen, die auf unterschiedliche Problemdimensionen bezogen sind - etwa der Rechtsextremismus- und Gewaltprävention oder der interkulturellen Erziehung - nicht ausreichend. In einer im November 2004 erschienenen Publikation "Bildung für die Einwanderungsgesellschaft" schlagen Albert Scherr und Ulrike Hormel stattdessen eine Perspektive vor, die auf die Überwindung von diskriminierenden Strukturen und Praktiken sowie auf die Auseinandersetzung mit fremdenfeindlichen und rechtsextremen Deutungsmustern zielt. Eine solche Perspektive fordere dazu auf, die bislang geführten Debatten über die Bildungsbenachteiligung von Migrantinnen und Migranten einerseits und Erfordernissen antirassistischer und interkultureller Pädagogik andererseits zusammenzuführen. Die beim Verlag für Sozialwissenschaften erschienene Publikation (ISBN 3531143999) kostet 29,90 Euro. (vk)

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Xenos-Dokumentation: Der Vielfalt eine Chance

Seit Anfang 2002 unterstützt en die Bundesregierung und der Europäische Sozialfonds das XENOS-Projekt "Der Vielfalt eine Chance" mit 2 Mio. Euro für die Integration einheimischer und zugewanderter junger Frauen und Männer. Ziel ist es, "Jugendliche für den Übergang in den Arbeitsmarkt fit zu machen und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Diskriminierung und Ausgrenzung zu stärken", so die Koordinatorin Dr. Daniela Pierella von der Hauptstelle der Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) in Essen. Mehrere Teilprojekte in sechs nordrhein-westfälischen Städten haben diese Ziele mit unterschiedlichen Ansätzen verfolgt, um den Perspektivwechsel beim Einzelnen und in der Gesellschaft zu fördern. Im Januar 2005 wurde nun eine Dokumentation "Der Vielfalt eine Chance" veröffentlicht, in der Ergebnisse des Projektes präsentiert und evaluiert werden. Die 160-seitige Publikation dokumentiert die neun Module des Projektes vom "Job-Express" in Wuppertal bis zu interkulturellen Schülerclubs in Köln. Besonders interessant im Hinblick auf die Diskussion über die Qualifikation der Fallmanager innerhalb Hartz IV sind die Module "Assessment Interkulturell" und "Zertifikat interkulturelle Kompetenz" für Berater/innen im Bereich Berufsorientierung. (esf)

Bezug: 
Hauptstelle RAA NRW, Tiegelstraße 27, 45141 Essen, Tel.: 0201/8328-305, Fax: -333, daniela.pierella@raa.essen.de, www.raa.de 

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Wege zwischen Rumänien und Berlin

Welchen Stellenwert hat Berlin für die rumänische Geschichte und welche Bedeutung haben "die Rumänen" für Berlin? Die "Menschen aus Rumänien" sollte man vielleicht eher sagen, ist der Begriff doch weiter gefasst und bezieht unterschiedliche Nationalitäten und Bevölkerungsgruppen ein - Rumänen, deutsche Aussiedler, Juden, rumänische Ungarn, Roma - , die alle eigene wichtige Akzente gesetzt haben. Ingrid Baltagescu und Paul Baiersdorf haben ausführlich recherchiert und in mehrmonatiger Arbeit ihre Informationen und Gedanken zusammengetragen. Das Ergebnis liegt jetzt als fast 90-seitige Dokumentation in der Schriftenreihe des Berliner Beauftragten für Integration und Migration, Günter Piening, vor. In der am 3. Februar 2005 im Rumänischen Kulturinstitut vorgestellten Publikation schließen Baltagescu und Baiersdorf zunächst die spärlich erscheinenden, historischen Spuren auf, um dann auch vergessene Namen wieder zu entdecken, interessante Querverbindungen zu ziehen und Bezüge zu heute und heutigen "rumänischen" Berlinerinnen und Berlinern herzustellen. Es zeigt sich, dass die Beziehungen Berlins mit dem südosteuropäischen Land und EU-Anwärter weit verzweigt sind und in alle Bereiche hinein reichen. Erstmalig präsentierte sich auf der Veranstaltung auch der Verein der Rumänen in Berlin-Brandenburg. "Wege zwischen Rumänien und Berlin" ist erhältlich gegen eine Schutzgebühr von 2,00 EUR.

John Röhe, Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz

Bezug: 
Beauftragter des Senats für Integration und Migration, Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin, Tel.: 030/9017-2357 oder -2322, www.berlin.de/auslb 

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Filme / Kalender / Poster / Ausstellungen / Messen / Preise

10 Jahre Filmfestival Türkei/Deutschland

Nürnberg. Das unter der Schirmherrschaft der Staatsministerin Dr. Christina Weiss stehende Filmfestival Türkei/Deutschland fand vom 9. bis 20. März 2005 mit vielen Künstlern und Gästen aus beiden Ländern in Nürnberg statt. Als Eröffnungsfilm der 10. Auflage des Festivals wurde der mehrfach preisgekrönte Spielfilm "Schiffe aus Wassermelonen" von Ahmet Uluçay vorgestellt. Der Preis "Bester Spielfilm" wurde an "Kopf oder Zahl" (Yazi Tura) verliehen. Der Preis für die beste Darstellerin ging an Nora Tschirner für ihre Rolle im Spielfilm "Kebab Connection". Die Filmkomödie von Anno Saul erhielt auch den Publikumspreis. Als bester Darsteller ausgezeichnet wurde Ali Düsenkalkar. Veranstalter des Filmfestivals ist "InterForum" in Kooperation mit dem Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg. Als Hauptförderer unterstützt die Robert-Bosch-Stiftung das Filmfestival Türkei/Deutschland seit 2003. Die Stiftung fördert Projekte, die die Partnerschaft zwischen der Türkei und Deutschland stärken und den dauerhaft in Deutschland lebenden türkischstämmigen Menschen die Integration erleichtern sollen. (esf)

Kontakt: 
InterForum - Kunst & Kultur Nürnberg international e.V., Tel.: 0911/929656-0, Fax: -1, info@interforum.net, www.interforum.net

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5. Buchmesse Migration

Zum fünften Mal findet vom 11. bis 13. November 2005 im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland die Bonner Buchmesse Migration statt. Bei den vergangenen Messen wurden die von Hidir Celik vom Bonner Institut für Migrationsforschung gehegten Erwartungen bereits weit übertroffen. Das Institut als Träger und Organisator konnte für die letzte Buchmesse 40 teilnehmende Verlage und Institutionen gewinnen und über 3.500 Besucher begrüßen. Bereits jetzt läuft der Erzählwettbewerb "Meine Geschichte: Jetzt will ich sie erzählen" mit Geschichten von Flucht und Vertreibung aus allen Epochen deutscher Geschichte. Die Gewinner werden auf der Messe bekannt gegeben. Ein weiterer Literaturwettbewerb für 2005 ist in Planung. Die Standgebühr beträgt 100 Euro. Als Kooperationspartner bereits zugesagt haben der WDR, der NDR, der Deutsche Schriftstellerverband und das PEN-Zentrum Deutschland. Anmeldungen können bis 30. Juli 2005 erfolgen (bimev@netscape.net). (esf)

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Was ist Heimat? Ein Haus aus Sand und Nebel

Die Tochter ist bestens verheiratet, auch wenn ihn dies viel Geld gekostet hat. Jetzt will der in die USA eingewanderte Iraner Massoud Amir Behrani (Ben Kingsley) nur noch ein Haus kaufen, um sich in der Fremde heimisch zu fühlen und ein nach seinen Vorstellungen "standesgemäßes Leben" zu führen. Doch auf den mit den letzten Ersparnissen getätigten Kauf eines wegen Steuerschulden versteigerten Bungalows folgt eine Verkettung unglücklicher Umstände. Die Vorbesitzerin (Jennifer Connelly), eine junge, alkoholgefährdete und von ihrem Mann verlassene Frau setzt alles in Bewegung, ihr einstiges Eigentum zurückzubekommen - mit dramatischen Konsequenzen. Der Weg vom Konflikt zur Katastrophe wird im Film "Haus aus Sand und Nebel" (House of Sand and Fog, USA 2003), der Mitte Februar 2005 in deutschen Kinos angelaufen ist, zum Meisterwerk an Düsternis und explodierenden Gefühlen. Die selbstzerstörerisch veranlagte Vorbesitzerin beginnt eine juristische Konfrontation mit tragischen Folgen. "Was ist Heimat?" steht als Motto über diesem Kinodebüt von Autor, Regisseur und Produzent Vadim Perelman. Für beide Kontrahenten symbolisiert das Haus Hoffnung und Neuanfang, beide scheitern an sich selbst. Ben Kingsley ("Ghandi") als stolzer und prinzpientreuer Patriarch, dessen amerikanischer Traum brutal platzt, macht diese fast archaische Tragödie zu einem großen Filmerlebnis. Die Bestseller-Verfilmung erhielt drei Oscarnominierungen. (esf)

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Tenja - Rückkehr nach Marokko

Im Februar 2005 ist in Frankreich "Tenja Retour au pays…" in den Kinos angelaufen. Nordine (Roschdy Zem), Sohn eines marokkanischen Grubenarbeiters, ist in Sallaumines (Pas de Calais) im Norden Frankreichs aufgewachsen. Um den letzten Wunsch seines vor bald 50 Jahren ausgewanderten Vaters, der in seinem Heimatdorf im Hohen Atlas begraben werden möchte, zu erfüllen, begleitet er den Vater auf seiner letzten Reise. Diese wird auch für ihn - der Marokko nur einmal als Jugendlicher besucht hat und nur wenig Interesse am Land und der Herkunft seines Vaters zeigt - zu einer Reise zu seinen Wurzeln. Während der Fahrt kommen Erinnerungen hoch. Er begegnet Mimoun, einem etwas verrückten Mann, der Nordine Tanger nahe bringt, und Nora (Aure Atika), einer jungen, schönen und modern denkenden, aber unglücklich verheirateten Frau aus Casablanca, die nach ihrer Trennung nach neuen Wegen sucht. Beide bringen ihm die Persönlichkeit seines Vaters näher, den er besser zu verstehen beginnt. Nora begleitet ihn in den Hohen Atlas. Sie kann wenig damit anfangen, dass Nordine von ihr Berbermusik übersetzt haben möchte. Während er das traditionelle Marokko entdeckt, kämpft sie verzweifelt darum, sich von eben diesem zu lösen.

"Tenja" bedeutet auf Arabisch "Testament", ist aber auch die Wurzel des Namens von Tanger. Der dem Literaten Mohammed Choukri gewidmete Film von Hassan Legzouli erzählt zum einen von der Trauer der Begegnung mit dem längst verlassenen Heimatdorf, zum anderen zeichnet er ein warmes Bild der Menschen, ihrer Sehnsüchte und ihrem Pflichtgefühl. Sie begegnen einem früheren Bekannten des Vaters, der davon erzählt, wie dieser 1959 als junger Schäfer stolz das Papier mit dem Stempel des staatlichen Rekruteurs im Dorf zeigte. Die letzten Bewohner des Nachbarortes helfen Nordine wie selbstverständlich bei der Beerdigung des Vaters. Und Yamna, die Alte, bei der sie übernachten können, sagt auf Vater und Sohn gemünzt: "Der Fluss kommt immer zurück in sein Bett".

Das Thema der Begegnung eines Migrantenkindes mit der Heimat der Eltern ist sicherlich keine Premiere. "Tenja" bietet auch keine wirklich neuen Einsichten, ist aber im Kontext der zunehmenden Entfremdung der 2. und 3. Generation von ihrer Ursprungskultur durchaus erhellend. So beispielsweise, wenn Nordine nicht geglaubt wird, dass er marokkanischer Herkunft ist, klingt sein Arabisch doch Algerisch. Die Erklärung: Nordine lernte Arabisch nicht im französischsprachigen Elternhaus, sondern durch seine Freunde - und unter diesen ist der spezifisch algerische Dialekt die lingua franca. Nordine wird jedenfalls verändert zurückkehren. Ohne Nora, denn beide zieht es in ihrer Identitätssuche in gegenläufige Richtungen. (esf)

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One day in Europe

"Berlin is in Germany", der Debütfilm von Hannes Stöhr, gewann vor vier Jahren auf der Berlinale einen Publikumspreis. Sein diesjähriger Wettbewerbsbeitrag "One day in Europe" setzt sich aus vier bunt und unterhaltsam erzählten Episoden zusammen. Die Hauptpersonen geraten mehr oder weniger unfreiwillig in die Rolle völkerkundlicher Forschungsreisender. Im chaotischen Moskau wird eine genervte Engländerin überfallen und kommt anschließend in die Obhut einer Rentnerin. In Istanbul versucht ein deutscher Techno-Hipster einen Versicherungsbetrug und scheitert kläglich. Angesichts der trägen spanischen Polizei verzweifelt ein bestohlener ungarischer Pilger. In Deutschland wiederum muss ein französisches Pärchen erleben, dass die Ordnungsmacht immer schon am Ort ist, bevor ein Verbrechen geschieht. "Aus den nationalen Mentalitäten und ihrer ironischen Brechung konstruiert Stöhr ein an der großen Politik vorbeiwurschtelndes Europa und sein alltägliches Paradigma: das Missverständis", schreibt die ZEIT. In dieser europäischen Anti-Europa-Komödie wird mit Händen und Füßen aneinander vorbei geredet. Die meist komplizierte, oft aber auch heitere Praxis des kulturellen Nebeneinanders lebt von der Gleichzeitigkeit von Vorurteilen und Halbwahrheiten.

"Das ist Europa!", sagt die russische Rentnerin auf der Polizeiwache, während sie die ausgeraubte Engländerin herzlich umarmt. Die Polizeibeamten sind derweil mit der TV-Übertragung des UEFA-Cup-Finales zwischen Galatasaray Istanbul und Deportivo La Coruna beschäftigt, werden dort doch nach Ausschreitungen randalierende spanische und türkische Fußballfans verhaftet. Bei der Preisverleihung ging der Film leer aus. Nicht nur dem Kritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fehlte es an einer "Idee, die aus dem zufälligen Zusammentreffen verschiedener Geschichten ein Notwendiges machen würde". Die "hübschen Einfälle" konnten nicht zu einem Konzept zusammen gefügt werden, heißt es. (esf)

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Leben in der Illegalität

Illegaler Grenzübertritt, Flucht, unrechtmäßiger Aufenthalt, keine Papiere - was sich hinter diesen Schlagworten verbirgt, darüber informiert die Ausstellung "Leben in der Illegalität", die vom 9. März bis 14. April 2005 im Lorenz-Werthmann-Haus, der Zentrale des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg, zu sehen ist. Mit dieser Ausstellung unterstreicht der Deutsche Caritasverband seine langjährigen Bemühungen um bessere Rechts- und Lebensbedingungen für Menschen mit illegalem Aufenthaltsstatus. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Anne-Frank-Zentrum Berlin vom Caritasverband für Berlin konzipiert. Sie gibt Auskunft über Ursachen und Auswirkungen eines gesellschaftlichen Phänomens, über das in der Öffentlichkeit bisher nur wenig bekannt ist. Gezeigt wird eine Schattenwelt, in der in Deutschland schätzungsweise bis zu einer Million "illegaler" Menschen leben - ohne Rechte, ohne Lobby und ohne Perspektive. Die Ausstellung bricht die Anonymität auf und verleiht Menschen ein Gesicht, sie vermittelt Einblicke in ein Leben, das von ständiger Angst und Anspannung geprägt ist. Über eine differenzierte Darstellung individueller Schicksale vermittelt sie einen Zugang zu den Motiven und Hintergründen, wie Menschen zu "Illegalen" werden. Die Ausstellung ist der Beginn einer Reihe von Veranstaltungen zum Thema "Illegalität". (esf)

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10. Karneval der Kulturen

Impressionen der Fotografinnen Daniela Incoroonato, Barbara Seyerlein und des Fotografen Raymond Angeles vom 9. Berliner Karneval der Kulturen 2004 zeigt die Werkstatt der Kulturen vom 5. April bis 29. Mai 2005. Die Ausstellung eröffnet einen individuellen Blick auf den Straßenumzug, weckt Erinnerungen und auch die Vorfreude auf den diesjährigen 10. Karneval der Kulturen, der in verschiedenen Umzügen vom 13. bis 16. Mai die Hauptstadt bunter machen wird. Parallel ist im Kulturkaufhaus Dussmann eine Sammlung der schönsten Bilder des Karnevals des Fotografen Frank Löhmer zu sehen. (esf)

Kontakt: 
Werkstatt der Kulturen, Wissmannstraße 32, 12049 Berlin, Tel.: 030/609770-0, Fax: -13, Werkstatt.Kulturen@t-online.de, www.werkstatt-der-kulturen.de 

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20 Jahre Adelbert-Chamisso-
Preis

Der diesjährige Adelbert-Chamisso-Preis geht an Feridun Zaimoglu. Einen Förderpreis erhält Dimitré Dinev. Der 1985 von der Robert-Bosch-Stiftung eingerichtete Preis wird jährlich von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München verliehen. Er würdigt deutsch schreibende Autoren, deren Muttersprache nicht die deutsche ist und die mit ihrem Werk einen wichtigen Beitrag zur deutschsprachigen Literatur leisten. Benannt wurde der Preis nach dem Schriftsteller und Naturforscher Adelbert Chamisso (1781-1838), der, in Frankreich geboren, in den Wirren der Kriegszeit nach Berlin zog, von dort seine Weltreisen unternahm und sein bekanntestes Buch "Peter Schlemihls wunderbare Geschichte" veröffentlichte. Neben den Auszeichnungen stellt die Stiftung auch Mittel bereit für Lesungen, Arbeitsstipendien und andere Veranstaltungen der Preisträger. Die Preisverleihung fand am 17. Februar 2005 in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München statt. (esf)

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Afghanistan

2004 und 2005 sollten die Jahre der Rückkehr afghanischer Flüchtlinge in ihre nunmehr im Ansatz befriedete Heimat werden - so jedenfalls lautet das Ziel vieler Regierungen und internationaler Organisationen. Potenzielle Rückkehrer und ihre Berater haben jedoch noch eine Vielzahl von Fragen: Wie sind die Rückkehrbedingungen? Welche Fördermöglichkeiten bestehen? Welche Hintergründe führten zu 23 Jahren Bürgerkrieg und bewaffneten Konflikten? Und welche historischen Probleme sind noch heute konfliktträchtig? Einen kurzen Überblick zum ersten Teil dieser Fragen bietet das im Februar 2005 eingerichtete Modul zu Afghanistan der Datenbank "Mobilität und Integration" (www.isoplan.de/mi).

Tiefergreifende Informationen zur Geschichte des Landes erhalten Interessierte in zwei Publikationen von Conrad Schetter. In seiner 2004 beim Verlag C.H. Beck erschienenen "Kleinen Geschichte Afghanistans" schildert er auf 157 Seiten knapp und kenntnisreich die Geschichte des Landes von der Antike bis zur Gegenwart. Schetters Schwerpunkt liegt auf den letzten beiden Jahrhunderten, in denen sich die Spannungen zwischen Moderne und Tradition, zwischen Stadt und Land immer wieder in Rebellionen, Umstürzen und Kriegen entluden - oft unter starker äußerer Einflussnahme. Das Büchlein kann allen Beratern und Betreuern von Afghanen sehr empfohlen werden. Schetters bereits im Jahr 2003 im Dietrich Reimer Verlag erschienenes Buch "Ethnizität und ethnische Konflikte in Afghanistan" ist in seiner Ausführlichkeit dagegen eher etwas für Experten.

In der Beck'schen Reihe "Wissen" unlängst erschienen sind auch einige weitere für die Beschäftigung mit Migranten in Deutschland interessante Publikationen. Monika Gronke beschreibt die "Geschichte Irans" von der Islamisierung im 7. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Dietmar Herz schildert die "Geschichte Israels", Jürgen Dittmann erläutert kurz und bündig den "Spracherwerb des Kindes", Jürgen Osterhammel und Niels P. Petersson versuchen eine "Geschichte der Globalisierung". (esf)

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Mittlerer Osten und westliche Werte

Die Körber-Stiftung hat Ende 2004 eine Dokumentation des 127. Bergedorfer Gesprächskreises in Isfahan/Iran zum Thema "Mittlerer Osten und westliche Werte" herausgegeben. Seit 1961 trifft sich der Bergedorfer Gesprächskreis als offenes Forum für den internationalen Meinungsaustausch. Das Ziel der Dialoge: Jenseits der eigenen Disziplin von den Erfahrungen und Perspektiven anderer lernen und diese neuen Erkenntnisse multiplizieren. Unter Vorsitz des ehemaligen Bundespräsidenten Dr. Richard von Weizsäcker diskutieren Politiker, Wissenschaftler, Wirtschaftsvertreter und Publizisten. Am 2003 von Bertram Christoph geleiteten Gesprächskreis in Isfahan nahmen neben von Weizsäcker unter anderem Johannes Reissner, Gilles Kepel, Ahmad Nagheebzadeh, Giandomenico Picco und Hossein Salimi teil.

In einem ersten Abschnitt der Gespräche ging es um den Zusammenhang zwischen Kultur und Politik. Eine Debatte über die Verknüpfung von Kultur und Macht, Religion und Politik bewertete vor allem die Rolle von Einzelpersonen unterschiedlich. Im zweiten Abschnitt, der sich auf die politische Situation im Nahen Osten konzentrierte, wurden sehr unterschiedliche Gründe für die weitgehend fehlende Demokratisierung der Region genannt. In einem dritten Abschnitt wurde ein Ausblick in die Zukunft gewagt: Wie können verschiedene Kulturen mit zum Teil unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen und Wertvorstellungen friedlich zusammenleben?

Das historisch gewachsene Themenspektrum des Bergedorfer Gesprächskreises reicht von der Ost-West-Entspannungspolitik bis zu den Schwierigkeiten deutsch-deutscher Annäherung. In jüngerer Zeit lag der Schwerpunkt auf dem europäischen Einigungsprozess sowie der Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei spielte das Verhältnis von Politik und Medien ebenso eine Rolle, wie die Wechselwirkungen von wirtschaftlicher Dynamik und sozialem Zusammenhalt. Seit über vier Jahrzehnten will der Bergedorfer Gesprächskreis Orientierungen schaffen, um Zukunft zu gestalten und zeigt dabei Aspekte auf, die im aktuellen Streit verschiedener Interessenlagen oft übersehen werden. Dies zeigt sich zur Zeit auch angesichts der Frage, ob dem Iran der Bau von Atomwaffen zugestanden werden kann. (esf)

Bezug: 
Körber-Stiftung, Kurt-A.-Körber-Chaussee 10, 21033 Hamburg, Tel.: 040/7250-2512, Fax: -3922, 

Download: http://www.stiftung.koerber.de/bg/
recherche/pdf_protokoll/bnd_127_de.pdf
 

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Kalender zu Flüchtlingen

Kiel. Der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein hat Ende 2004 gemeinsam mit der der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein einen Kalender "Flüchtlingsleben in Schleswig-Holstein 2005", herausgegeben. Der farbig gestaltete Kalender im Format DIN A4 zeigt Porträts von Flüchtlingen und Alltagsszenen, verbunden mit Biografien und Informationen zur Lebenssituation. (esf)

Bezug: 
Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V., Oldenburger Str. 25, 24143 Kiel, Tel. 0431/735000, Fax: 0431-736077, office@frsh.de, www.frsh.de 

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Galerie Interkultureller Kalender

Wann ist eigentlich der Ramadan und wann Yom Kippur? Fragen wie diese nach den großen Festzeiten der Weltreligionen beantworten interreligiöse und interkulturelle Kalender, die in verschiedenen Formen als Zeichen des Verständigungswillens erscheinen. Die Palette reicht vom Plakat, in das man auch eigene Termine eintragen kann, bis hin zum repräsentativen Photokalender. In manchen Fällen werden auch nicht-religiöse Feiertage aus dem Festkalender anderer Nationalitäten genannt. Seit den neunziger Jahren legen so viele Dialoggruppen und Schulen, Ausländerbeauftragte und Verlage Kalender vor, dass sich eine "Galerie" lohnt. Eine solche "Galerie interkultureller Kalender" pflegt der Nürnberger Privatdozent Dr. Hansjörg Biener seit einigen Jahren auf der Homepage der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg (http://www.evrel.ewf.uni-erlangen.de/
kalender/
).

An die 100 interkulturelle Kalender aus deutschen Großstädten über 200.000 Einwohnern und Einwohnerinnen haben inzwischen den Weg in das Archiv von Dr. Hansjörg Biener gefunden. Für die Darstellung im Internet hat er jeweils das Dezember-Blatt eingescannt, so dass Besucher und Besucherinnen der Galerie sofort einen optischen Eindruck haben. Als Service informiert die Galerie Interkultureller Kalender für jeden Kalender über Urheber und Bestelladressen, über die Inhalte und Gestaltung und über die Vorzüge und Schwächen. Auf weiteren Unterseiten findet man einen Projektbericht, in die Kalender unter verschiedenen Gesichtspunkten auch verglichen werden. In einigen Fällen kann auch auf pädagogisches Begleitmaterial verwiesen werden. Biener selber hat sich 2003 dazu in einer Arbeitshilfe der Gymnasialpädagogischen Materialstelle in Erlangen (http://www.materialstelle.de) geäußert. (fe)

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