Integration in Deutschland 1/2005, 21.Jg., 31. März 2005

STATISTIK


Aktuelle Ausländerdaten

Während die Gesamtzahl der Ausländer in Deutschland in den letzten Jahren weitgehend stabil blieb, schlägt sich die strukturelle Beschäftigungskrise deutlich in den Arbeitsmarktzahlen der Ausländer nieder: die Arbeitslosenquoten erreichen Rekordwerte.

Am 30. Juni 2004 lebten laut Ausländerzentralregister (AZR) 7,158 Millionen Ausländer in Deutschland. Die am stärksten vertretenen Nationalitäten sind die Türken mit 1.837.400, die Italiener mit 590.000, die Migranten aus Serbien und Montenegro mit 512.000 Personen (s. Tabelle 1).

Unabhängig vom AZR werden die abhängig Beschäftigten und die arbeitslosen Ausländer in der Arbeitsmarktstatistik erfasst. Die zunehmende Verschärfung der Beschäftigungssituation wird vor allem in der langfristigen Rückschau erkennbar. Während in den 70er Jahren bei nahezu Vollbeschäftigung die Zahl der ausländischen Arbeitslosen unter der Marke von 100.000 und die Arbeitslosenquote unter 5% lag, schnellten diese Kennziffern nach 1980 binnen weniger Jahre um das Dreifache nach oben. Damals stagnierte das Wirtschaftswachstum in Deutschland, und die Ausländer, insbesondere die türkischen Arbeitnehmer, bekamen die Rolle des „Konjunkturpuffers“ schmerzlich zu spüren (vgl. Seite 6). Der Aufschwung Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre, mit verursacht durch den Boom der deutschen Wiedervereinigung, führte noch einmal zu einem Anstieg der Ausländerbeschäftigung auf über 2 Millionen Sozialversicherungspflichtige, danach aber verschärfte sich die strukturelle Krise auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Seit 2001 gehen die Beschäftigtenzahlen der Ausländern wieder zurück, die Arbeitslosenzahlen steigen an: bis zum Jahr 2004 auf 550.000, die Arbeitslosenquote liegt über 20%.

Mit der Erweiterung der Arbeitslosenstatistik ab 2005, die auch die erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger einschließt, gehen die Zahlen noch einmal sprunghaft nach oben: im Januar auf 649.500, im Februar auf 700.100 (Arbeitslosenquoten: 24,3% bzw. 26,2%). Da ist es nur ein geringer Trost, dass der Rückgang der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer zwischen 2001 und 2004 um rund 200.000 zum Teil auf vollzogene Einbürgerungen, vor allem aber auf einen starken Anstieg gingfügig entlohnter Beschäftigungsverhältnisse zurück-zuführen ist: Zwischen Dezember 2003 und Dezember 2004 stieg ihre Zahl um 106.000 auf 756.242. Zum vollständigen Bild der Ausländerbeschäftigung in Deutschland gehören auch 43.000 Werkvertragsarbeitnehmer (2003) aus Mittel- und Osteuropa - darunter 47 % aus Polen - , die aufgrund bilateraler Regierungsvereinbarungen zeitlich befristet hier arbeiten. Ferner gab es im Jahr 2003 rund 318.500 Saisonarbeitnehmer, die für maximal 3 Monate überwiegend in der Landwirtschaft und im Hotel- und Gaststättengewerbe beschäftigt wurden.


Autor: Martin Zwick, isoplan

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So wenig Asylbewerber wie seit 1984 nicht mehr

 

Genf/Brüssel. In den Industrieländern bitten immer weniger Menschen um Asyl. Mit 396.000 Anträgen sei die Zahl der offiziellen Bewerber in 50 erfassten Staaten im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 1988 gesunken, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am 1. März 2005 in Genf mit. In Deutschland wurden 35.600 Erstanträge auf Asyl gezählt. Damit kamen fast ein Drittel weniger als im Vorjahr und so wenige wie seit 1984 nicht mehr. Nach Frankreich (61.600), den USA (52.400) und Großbritannien (40.200) lag Deutschland an vierter Stelle der Zielländer. In 13 der vergangenen 20 Jahre hatte Deutschland an der Spitze der Zugangsstatistik gestanden. Der UNHCR zieht in seinem Bericht den Schluss, dass nun für die meisten Länder die Zeit gekommen sei, die "Qualität der Asylsysteme" zu verbessern und mehr für den Schutz der Flüchtlinge zu tun, statt nur die Zahlen zu senken. Die Europäische Union, die sich in einem ersten Schritt auf Mindestnormen für die Verfahren und gewisse gemeinsame Standards in den Mitgliedstaaten geeinigt hat, vom Ziel einer gemeinsamen Asylpolitik aber noch weit entfernt ist, wird aufgefordert, die Lasten untereinander gleichmäßiger zu verteilen. So könne bei einer möglichen nächsten Flüchtlingskrise den meisten betroffenen Ländern besser geholfen werden.

Hintergrund des dritten Rückgangs der Asylbewerberzahlen in Folge seien zum einen weniger Flüchtlinge aus Krisenherden wie Kosovo, Afghanistan und dem Irak, sagte ein UN-Sprecher. Zum anderen hätten viele Industrieländer die Aufnahmebestimmungen verschärft. Die meisten Asylsuchenden kamen 2004 aus Russland in diese Länder. Von den 30.000 Betroffenen kamen die Mehrzahl aus der Kaukasus-Republik Tschetschenien. An zweiter Stelle der Herkunftsländer lagen Serbien und Montenegro, vor China.

Ein Sprecher des EU-Justizkommissars Franco Frattini sagte in Brüssel, der Rückgang der Asylbewerberzahl in den meisten EU-Staaten sei "kein Erfolg" der europäischen Flüchtlingspolitik. Es gebe weltweit immer noch viele Menschenrechtsverletzungen. Die meisten Schutzsuchenden würden aber von Ländern der Dritten Welt aufgenommen. Wird die Zahl der Asylanträge auf die Bevölkerungszahl umgerechnet, nehmen Zypern, Österreich, Schweden, Luxemburg und Irland in der EU die meisten Flüchtlinge auf. Die EU wolle den Schutz der Menschen in ihrer Heimat stärken, sagte der Sprecher. Gegen den Trend verzeichneten die zehn neuen EU-Mitgliedsstaaten einen Anstieg der Asylbewerberzahlen um 4 %. Dies gehe vor allem auf Tschetschenen zurück, die bevorzugt in osteuropäischen Ländern um Asyl bäten, hieß es bei den UN. Nach den Worten des EU-Sprechers können diese Länder mit mehr Geld aus dem europäischen Flüchtlingsfonds rechnen. (esf)

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