Integration in Deutschland 2/2005, 21.Jg., 15. Juni 2005

INTEGRATION

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Bürgernah und kompetent

Bürgerservice des Bundesamtes zu aktuellen Fragen der Integration gut frequentiert

Der Name ist Programm: Bürgerservice. Gibt es das heute überhaupt noch, mag man da fragen, ein bürgernahes Informationsportal? Die Antwort des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge ist eindeutig: Mit der Einrichtung des Bürgerservices wurde frühzeitig auf die zahlreichen Fragen reagiert, die sich aus der Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes ergeben. Unter der Service-Hotline 0911/943-6390 werden bereits seit November 2004 Zuwanderungswilligen bzw. bereits länger in Deutschland lebenden ausländischen Bürgern/-innen zeitnah und kompetent verbindliche Informationen erteilt.


Für Sie an der Hotline:
Horst Winkler, Senem Sahin und Gabi Höllriegl

Die Aufgabe des Bürgerservices besteht darin, den Ratsuchenden zu allen Fragen rund um das Zuwanderungsgesetz Antworten zu geben und gegebenenfalls an den richtigen Ansprechpartner zu verweisen. Zwischenzeitlich haben über 2.000 Personen die Hotline in Anspruch genommen, zusätzlich sind über 600 Mails mit Fragen zur Integration eingegangen.

Die Nutzer/innen sind Bürger/innen ausländischer Herkunft, deren Angehörige oder ehrenamtliche Betreuer. Auch rufen vereinzelt Arbeitgeber/innen an, um sich über die Konditionen für eine Sprachkursförderung für ihre Mitarbeiter/innen zu erkundigen.

Die meisten Fragen drehen sich um die Integrationskurse. „Wie funktionieren die neuen Integrationskurse? Welche Teilnahmevoraussetzungen bestehen? Wo muss ich den Kurs beantragen? Wie lange dauert er und was kostet das?“ – so lauten nur einige Beispiele der häufig gestellten Fragen.

Nicht selten bietet der Hinweis auf die Homepage des Bundesamtes (www.bamf.de) eine willkommene Hilfestellung. Dort werden u.a. das Antragsverfahren erläutert, die Ansprechpartner der Regionalstellen bezeichnet sowie die Sprachkursträger benannt. Auch Antragsformulare können ausgedruckt werden. Die Informationen über den örtlichen Regionalkoordinator des Bundesamtes, der in Detailfragen zum Integrationskurs als wichtiges örtliches Bindeglied zwischen Ausländerbehörde, Sprachkursträger und Antragsteller fungiert, gehört mit zu den am häufigsten erteilten Auskünften.

Aufgrund der Veränderungen im Rahmen des neuen Zuwanderungsgesetzes in Bezug auf aufenthaltsrechtliche Regelungen sind es jedoch oft auch sehr individuelle und komplexe Fragestellungen. Fragen zur Arbeitsmigration, zum Anspruch auf Niederlassungserlaubnis oder zum Familiennachzug bilden hier den Schwerpunkt.

Soweit erforderlich werden zur Beantwortung auch weitere Fachreferate des Bundesamtes beteiligt, bevor dem/der ratsuchenden Bürger/in die Antwort erteilt wird. Es gilt dabei das Prinzip des „one-stop-government“. Das bedeutet, dass der Anrufer es immer nur mit einem Zuständigen zu tun hat und sich seine Ansprechpartner nicht mühsam suchen muss. Sind zur Beantwortung hausinterne Recherchen nötig, so werden diese nur von dem/der entsprechenden Mitarbeiter/in eingeholt und danach nur von ihm/ihr rekommuniziert – sei es durch einen Rückruf, oder aber durch eine schriftliche Benachrichtigung per Mail. Grundsätzlich gilt, dass die Antworten der Hotline nur die allgemeine Rechtsgrundlage ohne rechtliche Verbindlichkeit darlegen können und dürfen. Eine Rechtsverbindlichkeit der erteilten Auskünfte ist ausgeschlossen. Die Bürgerhotline versteht sich als Serviceangebot. Im Vordergrund steht die Informationsvermittlung, juristische Rechtsberatung kann und soll nicht erteilt werden.

Service hautnah

„Grüß Gott, Bundesamt Nürnberg, Bürgerservice, mein Name ist......“. Die korrekte Begrüßung haben die Mitarbeiter/innen des Bürgerservices in Vorbereitungslehrgängen ebenso thematisiert wie Deeskalationsstrategien. Nötig sind letztere zum Glück nur ganz selten: Der Umgangston derer, die sich an die Hotline wenden, ist in der Regel freundlich und entgegenkommend.

Manche Gespräche sind schnell beendet – ein Anliegen wird geäußert, ein kurzer Austausch von Infos, dann erfolgt die gewünschte Auskunft. Andere Anrufer/innen wiederum offenbaren Lebensschicksale in der Hoffnung, auf (mehr) Entgegenkommen zu stoßen als bei anderen Behörden. Wieder andere haben eigentlich gar keine Frage. Sie wollen einfach erzählen oder sich lediglich vergewissern, ob sie bestimmte Dinge richtig verstanden haben. Beschwerden, verbunden mit der Aufforderung einzugreifen, sind hingegen eher die Ausnahme. In diesen Fällen hilft es vor allem, ruhig zu bleiben, zuzuhören und Verständnis zu signalisieren, auch wenn keine konkreten Hilfsangebote oder Zusagen gemacht werden können. Auch das gehört zum weiten Begriff des „Bürgerservice“.

Die Arbeit an der Hotline wird dadurch sehr bürgernah und „menschlich“: Hinter jedem Anruf steckt ein besonderes Anliegen – und das Bedürfnis nach Integration. Wenn die erteilten ersten Hilfestellungen positiv aufgenommen und in die weitere Lebensplanung einbezogen werden, hat sich der Bürgerservice als echter Service für die Bürger/innen bewährt.


Autorinnen:  
Senem Sahin und Britta Meisel, 
Bürgerservice des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge

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Die „freundlichsten Ausländerbehörden“

 

 

Berlin. Der Preis für die freundlichste Ausländerbehörde zeichnet Ämter aus, die sich besonders aufgeschlossen, flexibel und hilfsbereit gegenüber ausländischen Wissenschaftlern und Studierenden verhalten haben. Der gemeinsam von der Humboldt-Stiftung und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft verliehene Preis ging an das Rechts- und Ordnungsamt der Stadt Aalen sowie die Ordnungsämter des Kreises Düren und der Stadt Leipzig. Der Preis habe einen Wettbewerb in Freundlichkeit, in Behördenphantasie und Kreativität ausgelöst, so Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der Humboldt-Stiftung, in seiner Laudatio zur diesjährigen Preisverleihung in Berlin. „Die Auszeichnung belohnt die schwere und professionelle Arbeit der Behörden, die sonst nur bei Pannen und Misserfolgen im Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen. Professionalität und Korrektheit ist die Basis der Freundlichkeit. Interesse für den anderen und Respekt kommen hinzu“, sagte Schütte nach Informationen der Zeitschrift Treffpunkt (1/2005).

Professor Manfred Erhardt, Generalsekretär des Stifterverbandes, der die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung überreichte, sagte: „Sie tragen ganz wesentlich dazu bei, den Forschungs- und Hochschulstandort Deutschland für hochqualifizierte Studierende, Graduierte und Wissenschaftler aus aller Welt attraktiver zu machen.“ Neben den drei Preisträgern wurden die Behörden in Augsburg, Braunschweig, Gelsenkirchen, Mannheim und Oldenburg für ihr hervorragendes Engagement gelobt. Daneben wurden mit Erlangen und Kassel zwei Preisträgerstädte aus den Vorjahren für ihre nachhaltig hohe Qualität gelobt. (mk)

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Ein Netzwerk für die Integration

Saarbrücken als Vorreiter in Sachen Sprachkurse

Ein Freitagmittag in der Moschee der Islamischen Gemeinde Saarland e.V. in Saarbrücken. Das Freitagsgebet wurde gerade eben beendet. Doch für die Gläubigen geht das Programm an diesem Tag noch weiter. Das Zuwanderungs- und Integrationsbüro, kurz ZIB, der saarländischen Landeshauptstadt, ist gemeinsam mit Vertretern anderer Behörden zu Gast, um über die mit der Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes verbundenen Änderungen, insbesondere über die Integrationskurse, zu informieren.


Peter Aulenbacher, Leiter der Ausländerbehörde Saarbrücken, bei der Einzelberatung in der Moschee

Kein Einzelfall, sondern fester Bestandteil eines erfolgreichen Konzepts zur Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes. Mit diesem ist das ZIB deutlich fortschrittlicher als manch andere Kommune in der Bundesrepublik. „Andernorts bekommen die Neueinwanderer höchstens einen Laufzettel mit den Adressen der Anbieter in die Hand gedrückt und das war’s“, sagt Wolfgang Barth, Fachbereichsleiter Migration beim Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt und ergänzt: „Mit diesem Konzept sind Neueinwanderer in den meisten Fällen überfordert. Der Markt soll es bekanntlich richten. Wenn ich aber keine Kriterien für meine Markterkundung habe, überfordert mich das.“

Interkulturelle Öffnung des Amtes

Damit das in der Landeshauptstadt nicht passiert, wurde vor zwei Jahren das ZIB als, wie dessen Leiterin Veronika Kabis sagt, „Stabsstelle für die Verankerung von Integrationsansätzen und für die interkulturelle Öffnung der Verwaltung“ eröffnet. „Indem der Gesetzgeber den Ausländerbehörden erstmals eine Rolle im Integrationsprozess zugewiesen hat, ist eine derartige Verzahnung der Integrationsarbeit mit den Aufgaben der Ausländerbehörde notwendig geworden“, kommentiert Kabis. Seit dieser Zeit wurden Grundlagen und Vernetzungsstrukturen geschaffen, die sich nun auch und vor allem bei den neuen Aufgaben aus dem Zuwanderungsgesetz als hilfreich erwiesen haben.

In diesem Netzwerk arbeiten unter anderem das ZIB, die Ausländerbehörde, die Regionalkoordinatoren des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Rekos), Sprachkursträger, Migrationsdienste, Organisationen von Migranten zusammen. „Dass ein solches Netzwerk sinnvoll ist, ergibt sich allein schon aus den mitunter konkurrierenden Interessen der Akteure und daraus, dass man nicht generell davon ausgehen kann, dass diese Akteure untereinander in Kontakt stehen“, erklärt Veronika Kabis.

Gemeinsam treten die einzelnen Akteure vor Ort auf. Beispielsweise bei der Infoveranstaltung in der Moschee. Anstatt Betroffene ins Rathaus einzuladen, kamen Vertreter des Netzwerkes zur Islamischen Gemeinde. Mit Erfolg: Im Anschluss an das Freitagsgebet nahmen rund 200 vorwiegend arabische Migranten an der Veranstaltung teil. Dies zeigt, dass das Interesse an Information durchaus gegeben ist. Man muss den Zugang zu ihnen nur über die richtigen Wege und an den richtigen Orten finden.

Neue Bereiche erschließen

Welches sind die wichtigsten Änderungen durch das Zuwanderungsgesetz? Wer darf, wer muss an einem Integrationskurs teilnehmen? Wo finden die Angebote statt? Diese und andere Fragen wurden im Gebetsraum gemeinsam mit dem Leiter der Ausländerbehörde, Peter Aulenbacher, und den Rekos beantwortet. „Um Sprachbarrieren abzubauen, fand das Programm zweisprachig statt. Damit können auch bislang nicht zugängige Personengruppen erschlossen werden“, so Andreas Helm, Reko in der Außenstelle des Bundesamtes in Lebach.

Und: Die Frauen wurden in die Informationsstunde einbezogen, ohne dass der Gebetsraum, wie es normalerweise im Islam üblich ist, mit einem Vorhang abgetrennt wurde. „Es wurde ganz klar deutlich, dass die unterschiedlichen Gruppen bei einem solchen Termin näher aufeinander zu kommen“, betont die Leiterin des ZIB. Auch das ist ein Ziel der partizipationsorientierten Integrationspolitik, wie sie das Bundesamt und die Landeshauptstadt verfolgen.

Für die Islamische Gemeinde war dies wohl nicht die letzte Veranstaltung dieser Art. „Wichtige Erstkontakte ließen sich hier knüpfen, denen auch weitere Anschlusstermine folgen werden“, ist sich Reko Andreas Helm sicher. Alle beteiligten Akteure können sich gut vorstellen, dass sogar Integrationskurse vor Ort, also direkt in der Moschee, stattfinden können.

Um auf diese Kurse optimal vorbereitet zu sein, gibt es in Saarbrücken einen „Arbeitskreis Integrationskurse“, der in enger Zusammenarbeit mit den Rekos durchgeführt wird. An ihm nehmen unter anderem alle für den Raum Saarbrücken zugelassenen Integrationskursträger teil.

Eine aktive Rolle am Arbeitskreis spielt der Lehrstuhl „Deutsch als Fremdsprache“ an der Universität des Saarlandes. „So hat Professor Dr. Lutz Götze, der als Sachverständiger am Arbeitskreis teilnimmt, gemeinsam mit den Mitarbeitern seines Lehrstuhls eine Fortbildungsveranstaltung für Kursleiter und Verantwortliche bei den Sprachkursträgern durchgeführt“, berichtet Veronika Kabis. Eine solche Fortbildung hält sie deshalb für so wichtig, weil es unter den Kursleitern viele Quereinsteiger gibt.

„Mit unserem Angebot wollen wir die Lücke schließen, die sich durch den hohen Bedarf an qualifizierten Lehrpersonen in den neuen Integrationskursen aufgetan hat“, ergänzt Elisabeth Venohr, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl. Zudem sollen die Kursleiter auf die verschiedenen Zielgruppen vorbereitet werden. „Das heißt also auch, dass die Zielgruppe der ungewohnten Lerner – auch Analphabeten – thematisiert werden muss“, betont sie. Außerdem werden die Lehrwerke genau unter die Lupe genommen. „In den Lehrbüchern muss die lebensweltliche Verankerung des Lernens viel stärker in den Vordergrund gerückt werden. Deshalb werden die Werke in den Workshops genau analysiert“, erläutert die wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Begrüßungsmappe für Neuzuwanderer

Auf dem Erreichten will man sich allerdings nicht ausruhen. Derzeit ist eine Begrüßungsmappe, die die Landeshauptstadt allen Neuzuwanderern übereichen wird, in Planung. Neben Informationen über die Stadt und die Region sollen auch umfassende Materialien zu Integrationsangeboten – insbesondere zur Migrationserstberatung – und wichtige Anlaufstellen bereitgestellt werden.

Transparenz, Vernetzung, Absprachen unter den relevanten Akteuren, Schnittstellenmanagement zwischen den Integrationsangeboten auf den unterschiedlichen Ebenen sowie vertrauensbildende Maßnahmen unter allen Beteiligten sind die Merkmale einer partizipationsorientierten Integrationspolitik, wie sie die Landeshauptstadt Saarbrücken versteht und die ihre Vorreiterrolle in Sachen Umsetzung des Zuwanderungsgesetz begründen.

Das ZIB wird diese wertvolle Arbeit jedoch nicht fortführen können. Die Stadt hat einen Sonderweg in Sachen Integration eingeschlagen: Während andere Kommunen in Deutschland dazu übergegangen sind, derartige Stellen einzurichten, hat der Saarbrücker Stadtrat mit seiner neuen Mehrheit von CDU/FDP am 07. Juni neben anderen Sparmaßnahmen beschlossen, das ZIB aufzulösen...


Autorin: Kerstin Dillmann

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Wettbewerb „Teilhabe und Integration“

 

 

Berlin. Mit einem bundesweiten Wettbewerb will die Stiftung Bürger für Bürger die Teilhabe und Integration von Migrantinnen und Migranten durch bürgerschaftliches Engagement fördern. Vorbildhafte Praxis und realisierbare innovative Ideen sollen mit dem Wettbewerb identifiziert, anerkannt und zur Nachahmung oder erstmaligen Realisierung angeregt werden. Gesucht werden Projekte, bei denen sich Migranten gemeinsam mit Einheimischen bzw. Migranten unterschiedlicher nationaler oder ethnischer Herkunft gemeinsam für das Gemeinwesen engagieren. Dies teilte die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck, Ende Mai 2005 mit.

Die Auszeichnung der Preisträger erfolgt zum einen durch Geldpreise - 1. Preis: 2.500 EUR, 2. Preis: 1.500 EUR, 3. Preis: 1.000 EUR - diese sollen für die weitere Arbeit eingesetzt werden. Andererseits erfolgt Öffentlichkeitsarbeit - u.a. eine Preisträgerveranstaltung und eine attraktive Dokumentation, Kontakte zu kompetenten Unterstützern werden vermittelt und ein Netzwerk zur gegenseitigen Hilfe aufgebaut. Von den Wettbewerbsteilnehmern wird erwartet, dass sie ihre Erfahrungen und ihr Know how mit den anderen Beteiligten sowie mit weiteren ehrlich Interessierten teilen, etwa bei regionalen oder themenorientierten Netzwerktreffen. Einsendeschluß ist der 30. November 2005.

Eine formlose Bewerbung mit weiteren Infos wie Projektbeschreibung, Pressebeiträgen, Publikationen und Internetverweisen ist zu richten an die Stiftung Bürger für Bürger. Der Wettbewerb wird unterstützt von der Gemeinnützigen Treuhandstelle e.V. in Bochum und der DFB-Stiftung Egidius Braun. (esf)

Infos: Stiftung Bürger für Bürger, 
Bernhard Schulz, Singerstr. 109, 
10179 Berlin,
info@buerger-fuer-buerger.de
Tel. 030 / 24 31 49-0,
www.buerger-fuer-buerger.de 

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Beirat und Ausschuss: Das Essener Modell

 

 

Essen. Der Rat der Stadt Essen hat 2004 einen neuen Ausschuss für Zuwanderung und Integration ins Leben gerufen, der „in seiner Kompetenz, Zusammensetzung und Konstruktion in Deutschland ein gelungenes Beispiel einer erfolgreichen kommunalen Integrationspolitik ist“, so Burak Copur, Vorsitzender des Gremiums. Der Ausschuss wurde zusätzlich zu dem bereits fast 30 Jahre etablierten Ausländer- bzw. Integrationsbeirat eingerichtet. Er soll dazu dienen, Angelegenheiten der Migrationsarbeit in einem Ausschuss konzentriert und gebündelt zu bearbeiten, zu koordinieren und zu steuern. Durch die Mitwirkung von acht sachkundigen Einwohnern aus dem Kreis der Mitglieder des Integrationsbeirates werden auch die Migranten und ihre Vertreter mit einbezogen. Ein Schwerpunkt zur Reform der Ausländerbeiräte mit einem Text von Copur zum Essener Modell sowie vielen weiteren Texten zum Thema finden sich in www.kommunale-info.de/index.html?/
asp/ThemenpaketAnzeige.asp?
ThemenpaketId=1007700
(esf)

Kontakt: Ausschuss für Zuwanderung und Integration des Rates der Stadt Essen, 
Burak Copur, Gustav-Hicking-Str. 1, 
45127 Essen, Tel.: 0201/183-4520,
burak_copur@hotmail.com

Kontakt: Ruthild Hockenjos, 
Werkstatt Religionen und Weltanschauungen,
Tel./Fax: 030/6916343, r.hockenjos@berlin.de

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Zukunftsaufgabe Integration

 

 

Düsseldorf/Berlin. Die diesjährige Bundeskonferenz der Integrationsbeauftragten von Bund, Ländern und Gemeinden fand Ende Mai 2005 in Düsseldorf statt. Unter dem Vorsitz der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck, diskutierten die 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwei Tage lang aktuelle Fragen der Ausländer-, Flüchtlings- und Integrationspolitik. Schwerpunkt der diesjährigen Tagung bildete das Thema „Zukunftsaufgabe Integration". Die Bundeskonferenz verwies darauf, dass angesichts eines wachsenden Bevölkerungsanteils mit Migrationshintergrund eine bloße Ausländerpolitik, die sich in erster Linie ordnungspolitisch verstehe, den gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft nicht gerecht werde. Integrationspolitik sei vielmehr moderne Gesellschaftspolitik in der Einwanderungsgesellschaft. Sie beträfe alle Politik- und Lebensbereiche - von der Frühförderung im Kindergarten bis zur kultursensiblen Altenpflege. Vor allem unser Bildungssystem müsse den Umgang mit der wachsenden gesellschaftlichen Vielfalt lernen.

Eine zentrale Bedeutung komme der kommunalen Integrationspolitik zu, denn Integration finde vor Ort statt. Unsere Städte müssten Leitbilder einer Einwanderungsstadt entwickeln und implementieren und die Quartiere zu Orten der sozialen Integration machen. Die Bundeskonferenz begrüßte, dass immer mehr Städte und Gemeinden ihre integrationspolitischen Vorstellungen in Konzepten und Leitlinien formuliert und Integrationspolitik vielerorts zur ,Chefsache' erklärt hätten. Intensiv diskutierten die Integrationsexperten die Umstrukturierungen in der kommunalen Integrationsförderung, die sich aus dem neuen Zuwanderungsgesetz ergeben, und unterstrichen die Bedeutung einer verstärkten Koordination auf der lokalen Ebene.

Im Hinblick auf die Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes sehen die Beauftragten mit großer Sorge, dass das gesetzgeberische Ziel, Kettenduldungen abzuschaffen, offensichtlich nicht realisiert wird. Für langjährig Geduldete forderte die Bundeskonferenz daher, eine umfassende Abschlussregelung für ausländische Staatsangehörige mit einem unsicheren Aufenthaltsstatus im Gesetz zu verankern. Die Bundeskonferenz hält in diesem Zusammenhang einen ungehinderten Zugang von geduldeten Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu einer beruflichen Ausbildung für dringend geboten.

Mit großer Mehrheit plädierten die Ausländerbeauftragten für eine zügige Umsetzung des Antidiskriminierungsgesetzes. Dieses sei ein wichtiger Baustein zur Integration und zur gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe von Migrantinnen und Migranten.

Die Bundeskonferenz sprach sich dafür aus, Einbürgerungen weiter zu erleichtern und zu fördern. Wichtig sei ein einbürgerungsfreundliches Klima in den Kommunen, welches durch einen würdigen Einbürgerungsakt und durch einen Tag der Einbürgerung gefördert werden solle. Mit Blick auf die Situation der ehemaligen Deutschen, die durch Annahme einer ausländischen Staatsangehörigkeit die deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben, plädierten die Beauftragten dafür, die Aufenthaltsrechte dieses Personenkreises klarer zu fassen und zu stärken.

Die Bundeskonferenz trat Forderungen und Überlegungen, den Nachzug ausländischer Ehegatten im Aufenthaltsrecht zu beschränken, entschieden entgegen. Der Schutz von Ehe und Familie gelte auch für ausländische Ehegatten. Vor dem Hintergrund der Diskussion der letzten Monate über die Visa-Vergabe warnte die Bundeskonferenz ferner vor einer restriktiveren Praxis bei der Visa-Erteilung, insbesondere bei der Familienzusammenführung und Besuchen der Familie. (esf)

Infos: Die verabschiedeten Resolutionen sind unter www.integrationsbeauftragte.de unter „Aktuelles“ abrufbar.

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NRW startet fast 100 Projekte nachholender Integration

 

 

Düsseldorf. Die nordrhein-westfälische Sozialministerin Birgit Fischer hat am 19. Mai 2005 den Startschuss für fast 100 Projekte gegeben, mit deren Hilfe jene Zugewanderten gesellschaftlich besser integriert werden sollen, die bereits längere Zeit in Nordrhein-Westfalen (NRW) leben. Die Projekte, die von der Freien Wohlfahrtspflege und Migrantenorganisationen entwickelt werden, sollen insbesondere das Zusammenleben in sozial belasteten Stadtteilen verbessern. Die Landesregierung fördert die Erprobung dieser neuen Ansätze in der so genannten nachholenden Integration mit zunächst 2,1 Millionen Euro. „Schule, Arbeitsmarkt, Zusammenleben: Bei der Integration von Zugewanderten hat die Arbeit der Beteiligten vor Ort entscheidende Bedeutung“, sagte Fischer anlässlich der Bewilligung erster Fördergelder. „Zwar sind in den Städten und Gemeinden bereits erhebliche Anstrengungen unternommen worden, um Zugewanderte bei ihrer sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Integration zu unterstützen. In der Migrationssozialarbeit müssen Freie Wohlfahrtspflege und Migrantenorganisationen jedoch Strategien und Methoden entwickeln, die sich stärker an den Bedürfnissen der Zugewanderten vor Ort ausrichten.“

Die Landesregierung unterstützt zunächst 83 lokale Projekte (in 42 Städten und Kreisen) sowie neun regional übergreifende Vorhaben, in denen unter anderem neue Ansätze zum Konfliktmanagement, zum ehrenamtlichen Engagement von Migrantinnen und Migranten und zum besseren Dialog zwischen den Religionen erprobt werden. Einige Beispiele:

  • In Köln wird das Projekt „Muslime als Kooperationspartner in der sozialen Arbeit“ gefördert. Der Paritätische Wohlfahrtsverband wird islamische Moscheegemeinden und Soziale Dienste der Stadt Köln sowie die dort tätigen Wohlfahrtsverbände an einen Tisch holen und zu besserer Zusammenarbeit anregen. Dabei stehen gezielte Beratung, Besuche von Moscheen und Vermittlung von Kontakten zwischen Moscheegemeinden und sozialen Diensten im Vordergrund.

  • Der Caritasverband Herne erhält eine Förderung für sein Projekt „Interkulturelle Öffnung in der offenen Seniorenarbeit“. In diesem Projekt sollen zugewanderte Seniorinnen und Senioren verstärkt auf Freizeit-, Kultur- und Bildungsangebote hingewiesen und zur Teilnahme animiert werden. Bestehende Seniorengruppen und Altentreffs werden dabei unterstützt, ihr Angebot gezielt auch auf ältere Menschen mit Migrationshintergrund auszuweiten.

  • Ein Projekt der Diakonie Essen soll durch die systematische Arbeit mit auffällig gewordenen Kindern und Jugendlichen dazu beitragen, die Zahl gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen jungen Zugewanderten und jungen Deutschen zu verringern. Im Projekt soll der gewaltfreie Umgang miteinander erlernt werden. So ist beispielsweise geplant, dass diese Jugendlichen gemeinsam die Verantwortung für die Pflege von Spielplätzen übernehmen.

  • Das Projekt „Eltern-Schule“ der Arbeiterwohlfahrt Dortmund unterstützt gezielt ausländische und ausgesiedelte Eltern von Vorschulkindern bei der Förderung ihrer Kinder. Ein Netzwerk aller Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und Migrantenselbstorganisationen in Dortmund-Hörde wird sich gemeinsam um bessere Information und Beratung der Eltern kümmern.

Die Projekte sind Teil eines Programms zur Verbesserung der Integration für bereits länger in Nordrhein-Westfalen lebende Migrantinnen und Migranten. Das Sozialministerium hat das Programm, für das rund fünf Millionen Euro zur Verfügung stehen, nach Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes aufgelegt. (esf)

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