Integration in Deutschland 2/2005, 21.Jg., 15. Juni 2005

STATISTIK

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Familien-
strukturen

Langsame Angleichung zwischen Deutschen und Ausländern

Die Haushalts- und Familienstrukturen ändern sich rasant. Individualisierung, Rückzug der klassischen Familie als Lebensform, sinkende Kinderzahlen sind die wesentlichen Trends, die die Situation der letzten 20 Jahre in Deutschland und den meisten westeuropäischen Ländern kennzeichnen. Wie sehen die Verhältnisse bei Deutschen und bei Ausländern aus? Gibt es gravierende Unterschiede, oder gleichen sich die Strukturen immer mehr an? (- was als Zeichen fortschreitender Integration gedeutet werden könnte). Einige Kennziffern zeigen, dass sich der Wandel der ausländischen und deutschen Familien zwar in die gleiche Richtung bewegt, von einer vollen Angleichung aber noch keine Rede sein kann.

Beispiel 1: Der Trend zur Verkleinerung der Haushalte hat Deutsche und Ausländer voll erfasst, er schreitet aber in Hauhalten mit deutscher Bezugsperson schneller voran als bei solchen mit ausländischer Bezugsperson. Die durchschnittliche Haushaltsgröße ist bei den Deutschen zwischen 1985 und 2000 von 2,3 auf 2,1 Personen zurückgegangen, was wenig erscheint, tatsächlich aber eine deutliche Veränderung signalisiert: So stieg der Anteil der Ein-Personen-Haushalte von 34 % auf knapp 37 % Bei den Ausländern sank die Personenzahl nur geringfügig von 2,77 auf 2,68 Personen. Der Anteil der Einpersonenhaushalte ging sogar leicht zurück, was auf den Familiennachzug zurückzuführen ist.

Der wesentliche Unterschied zwischen deutschen und ausländischen Haushalten besteht auch heute noch immer darin, dass Ein- und Zweipersonengemeinschaften häufiger bei Deutschen, solche mit drei, vier, fünf und mehr Personen häufiger bei Ausländern anzutreffen sind.

Beispiel 2: Der Haushaltstyp „Familienhaushalt“ - also die Eltern-Kind-Gemeinschaft - ist sowohl bei Deutschen als auch bei Ausländern auf dem Rückzug, aber bei den Deutschen verläuft der Prozess schneller. Im Jahr 2000 betrug der Anteil knapp 58 %, bei Ausländern gut 71 %. Am höchsten ist er bei den Türken (88 %): hier ist die Familienorientierung offensichtlich noch am stärksten; am niedrigsten ist der Familienanteil unter den spanischen Haushalten (60 %)[1]. Dem entspricht auch der hohe Anteil an Ein-Personenhaushalten bei den Spaniern (36,6 %), der den deutschen Verhältnissen schon recht nahe kommt.

Beispiel 3: Der Anteil der Alleinerziehenden wächst sowohl bei Deutschen als auch bei Ausländern, bei diesen sogar etwas schneller. 2003 waren 14,6 % bei den Deutschen und 12,7 % bei den Ausländern (bezogen auf alle Familien) allein erziehend, 1985 lagen diese Anteile noch bei 10,8 % bzw. 8,2 %.

Beispiel 4: Die Geburtenraten gehen bei Deutschen und bei Ausländern zurück, hier kann tendenziell von einem Angleichungsprozess gesprochen werden. Aber: Bei den Deutschen ist die Geburtenhäufigkeit so niedrig (s. Tabelle), dass die Familienstrukturen im Vergleich zu den Ausländern sich auch heute noch erheblich unterscheiden: Bei den Deutschen ist der Anteil der Haushalte mit ein oder zwei Kindern zwischen 1985 und 2000 von 33,4 % auf 28,6 % zurückgegangen; bei den Ausländern ist er mit 39 % praktisch konstant geblieben. „Kinderreiche Haushalte“ (mit drei und mehr Kindern) gab es schon 1985 nur noch 5 % bei den Deutschen, aber 13,4 % bei den Ausländern. Im Jahr 2000 waren es nur noch 3,7 % bei den Deutschen und immerhin noch 11,5 % bei den ausländischen Haushalten.

Fazit: Zahlen sind nicht alles, doch deuten sie auf Veränderungen und nach wie vor bestehende Unterschiede in den Lebensverhältnissen verschiedener Bevölkerungsgruppen hin. Zwar hat der Trend zur Verkleinerung der Haushalte und Familien praktisch alle Nationalitätengruppen erfasst, das Prinzip „Individualisierung“ scheint aber unterschiedlich ausgeprägt zu sein, je nach dem, wie stark eine traditionelle Familienorientierung als vorherrschende Lebensform noch Geltung hat. Eine volle Angleichung der Strukturen ist noch lange nicht erreicht und im Sinne der Pluralität auch gar nicht wünschenswert.


[1] Bezogen auf die großen Ausländergruppen in Deutschland. Die kleineren Gruppen wurden nicht untersucht.

Autor: Martin Zwick, isoplan

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Über 30% 
der Ausländer stammen aus der EU

 

Wiesbaden. Wie das Statistische Bundesamt am 8. Mai 2005 mitteilte, weist das Ausländerzentralregister (AZR) am Jahresende 2004 rund 6,7 Millionen ausländische Personen in Deutschland nach. Diese Zahl hat sich gegenüber 2003 (7,3 Mio.) um 618.000 Personen bzw. um 8,4% verringert. Die Abnahme ist im Wesentlichen auf eine Registerbereinigung des AZR zurückzuführen. Die Zahlen von 2004 sind daher nicht mit den Zahlen von 2003 vergleichbar. Nicht enthalten sind Personen, die neben ihrer ausländischen auch eine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen.

31% (2,1 Mio.) aller ausländischen Personen kamen aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union und 48% (3,2 Mio.) aus anderen europäischen Ländern. 12% stammten aus Asien, 4% aus Afrika, 3% aus Amerika und 0,1% aus Australien und Ozeanien. Der Anteil der Staatenlosen und der ausländischen Personen unbekannter Staatsangehörigkeit betrug zusammen 0,9%. Die größte Gruppe unter der ausländischen Bevölkerung stellten die Türkinnen und Türken mit 26% (1,8 Mio.). Aus Italien stammten 8%, aus Serbien und Montenegro (einschließlich Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien ohne Angabe zur neuen Staatsangehörigkeit) ebenfalls 8%, aus Griechenland 5% und aus Polen 4% der ausländischen Personen.

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland betrug Ende 2004 16,1 Jahre. Die Aufenthaltsdauer ergibt sich ohne Berücksichtigung von Unterbrechungen aus der Differenz zwischen Auszählungsstichtag (31.12.2004) und dem Jahr der ersten Einreise nach Deutschland. Ein Drittel der ausländischen Bevölkerung wohnt schon länger als 20 Jahre im Inland. Zwei Drittel – rund 4,5 Mio. – lebten Ende 2004 bereits 8 Jahre oder länger in Deutschland und haben damit die für eine Einbürgerung notwendige Aufenthaltsdauer erreicht.

Von den 6,7 Mio. im AZR geführten Ausländerinnen und Ausländern wurden 21% (1,4 Mio) im Inland geboren. Der Anteil der in Deutschland geborenen Personen an den jeweiligen Staatsangehörigen war besonders hoch bei den Türkinnen und Türken mit 35% (0,61 Mio.), bei den Italienerinnen und Italienern mit 30% (0,16 Mio.) und bei der niederländischen Bevölkerungsgruppe mit 29% (0,03 Mio). Das durchschnittliche Alter der ausländischen Personen lag bei 35 Jahren für Ausländer und bei 34 Jahren für Ausländerinnen. Der Frauenanteil betrug rund 48%. (destatis)

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Neue Registerbehörde des AZR

 

Seit dem 01. Januar 2005 nimmt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Funktion der Registerbehörde des AZR wahr. Das BAMF erhält der Gesetzesbegründung zu Folge eine Bündelungsfunktion für Aufgaben im Bereich der Zuwanderung und Integration. Zu den Koordinierungsaufgaben gehören auch das Sammeln und Auswerten von Daten. Da diese Auswertungen in der Regel auf Daten des Ausländerzentralregisters beruhen, werden diese Aufgaben durch die Zuständigkeit für die Registerbehörde des AZR erleichtert (BT-Drs. 15/420 vom 07.02.2003). Das bisher zuständige Bundesverwaltungsamt verarbeitet und nutzt nunmehr die Daten des AZR im Auftrag und nach Weisung des BAMF. Weitere Informationen erhalten Sie durch das BAMF in 90343 Nürnberg. (mz)

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Asylzahlen sinken weiter

 

Berlin. Von Januar bis April 2005 ist die Anzahl der Asylanträge im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 3.395 (-25,8 %) gesunken. Dies teilte das Bundesministerium des Innern Mitte Mai 2005 mit. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge haben im April 2005 2.266 Personen (Vormonat: 2.223 Personen) Asyl beantragt. Hauptherkunftsländer waren Serbien und Montenegro, die Türkei, die Russische Föderation, der Irak und der Iran. Im April 2005 wurden neben den 2.266 Erstanträgen 1.198 Folgeanträge beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gestellt. Als Asylberechtigte anerkannt wurden 43 Personen (0,9 %). Abschiebungsschutz nach § 60 Abs. 1 des Aufenthaltsgesetzes erhielten 284 Personen (6,2 %). Abgelehnt wurden die Anträge von 2.285 Personen (49,9 %). Anderweitig erledigt (z.B. durch Verfahrenseinstellungen wegen Rücknahme des Asylantrages) wurden die Anträge von 1.966 Personen (43 %). Bei 69 Personen hat das Bundesamt im April 2005 Abschiebungshindernisse im Sinne von § 60 Abs. 2, 3, 5 und 7 des Aufenthaltsgesetzes festgestellt. (esf)

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Sozialhilfe-
Tourismus?

 

Berlin. Die Zahl der ausländischen Arbeitslosengeld-II-Empfänger hat sich im April 2005 von knapp 451.000 auf fast 472.000 erhöht. Dieser Anstieg um gut 20.000 Personen könnte auf die gelockerten Anspruchsvoraussetzungen infolge des Hartz-IV-Gesetzes zurückzuführen sein, berichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A..Z. vom 27.05.05). Die Gesamtzahl aller ausländischen Leistungsbezieher (Arbeitslosengeld I und II) sei im gleichen Monat jedenfalls von 705.000 auf 694.000 gesunkenen. Die gesetzlichen Regelungen seien sehr großzügig ausgestaltet worden, heißt es nach Angaben der F.A.Z. seitens des Deutschen Städtetages. Für EU-Ausländer sei der Zugang bewusst erleichtert worden, wodurch eine „Sogwirkung“ entstehen könne. Auch der Deutsche Landkreistag könne nicht ausschließen, dass es zu einer wachsenden unerlaubten einreise erwerbsfähiger Bedürftiger aus dem europäischen Ausland komme. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit erklärte jedoch, die Gesetzeslage sei eindeutig und schließe einen „Sozialhilfe-Tourismus“ aus. Gleichwohl soll geprüft werden, ob es Missbrauch gibt. (esf)

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