Integration in Deutschland 3/2005, 21.Jg., 20. September 2005

LESERFORUM

Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


"Eine der wichtigsten Schriften"

"AiD ist - wie ich finde - eine der wichtigsten Schriften, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge unterstützt wird. Ihre Reihe AiD-Integration in Deutschland gehört mit zu dem Besten, was zum Thema Migration in Deutschland zu lesen ist. Sie informieren kurz und präzise zu allen möglichen Fragen der Migration und der Integrationsarbeit. Diese Informationen sind für mich sehr hilfreich, weil ich mit einer Ausländerin verheiratet bin."

Manfred Fath, Horb

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"Sehr interessant"

"Ich bin gerade dabei, Material für meine Magisterarbeit zu suchen. Ich schreibe die Arbeit im Fach Ethnologie und ursprünglich hatte ich vor, etwas über die Integration von Iranern in Mainz zu schreiben. Nachdem ich nun aber einige Interviews geführt habe und mir dabei auffiel, dass Iraner relativ leicht eingebürgert werden, werde ich nun über Personen iranischer Herkunft schreiben (müssen). Ihr AiD-Heft 1/03, in dem sehr viel über Iraner in Deutschland steht, habe ich bereits gelesen und sehr interessant gefunden. Haben Sie noch mehr Informationen über Menschen iranischer Herkunft in der BRD oder können Sie mir Tipps geben, wie ich an Informationen `rankomme?"

Karoline Pichert, Mainz

"Ich habe den Artikel von Frau Franz zu Frage des EU-Beitritts der Türkei mit großem Interesse gelesen. Endlich mal ein Artikel, der sachlich und ohne Vorurteile geschrieben wurde. Weiter so."

Uwe Neuses, Cuxhaven

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"Falsche Zahl"

"Beim Lesen der Seite 18 in AiD 2/05 wird im Beitrag zu den Familienstrukturen beim Beispiel 2 die Angleichung der spanischen Ein-Personenhaushalte an die deutschen Verhältnisse leider mit der falschen Zahl belegt. In der daneben stehenden Grafik wird deutlich, dass die Spanier mit 34,6 % an die Deutschen mit 36,6 % herankommen. Im Text wird somit die Klammer mit der falschen Zahl gefüllt."

Bernd Rupp, Migrationsdienst der Caritas Biberach

Sehr geehrter Herr Rupp, vielen Dank für Ihre Mail. Sie haben völlig Recht: es musste 34,6% in der Klammer heißen. Leider ein Übertragungsfehler, den wir bedauern. Da er aber "nur" 2 Prozentpunkte ausmacht und der richtige Wert in der Tabelle steht, bleibt die Aussage nahe an der Wirklichkeit. Mit freundlichen Grüßen, Martin Zwick

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"Unterdurch-
schnittliche Förderung im Vorschul- und Grundschul-
bereich"

"Als Mitarbeiter der ST.ER.N-Schule, einem Teilprojekt der Bezirksverwaltung Saarbrücken-Dudweiler im Rahmen von integrationURBAN, verfolge ich mit Interesse Ihre Beiträge im AiD, dem wir mitunter nützliche Anregungen entnehmen. Die ST.ER.N-Schule bietet hauptsächlich Hausaufgaben-Hilfe für Kinder im Grundschulalter mit familiärem Migrationshintergrund und Beratung in Migrationsfragen an. Zeitweilig hat sie auch einen Deutsch-Kurs für Erwachsene (Aussiedler aus der GUS, Asylbewerber) durchgeführt. Obwohl die Mittel, über die die Schule verfügt, eher bescheiden sind, kann sie dennoch, in den drei Jahren seit ihrem Bestehen, auf Erfolge stolz sein, die sie im Sinne von Integration verzeichnen konnte. Dank der Arbeit ihrer Mitarbeiter/innen, konnten die Lernergebnisse der "ST.ER.N-Schüler" z.T. beträchtlich gesteigert werden, Migranten und Migrantinnen konnten nicht zuletzt infolge der an der Schule erworbenen Deutschkenntnisse leichter in den Arbeitsmarkt einsteigen und/oder, dank der gleichfalls angebotenen Kinderbetreuung, häuslich entlastet werden. Es ist zu begrüßen, dass Sie der Öffentlichkeit vor Augen führen, "dass von den investierten Mitteln (für Integration) nur ein weit unterdurchschnittlicher Anteil auf den Kindergarten-, Vorschul- und Grundschulbereich entfällt" ("Spielend Lernen in Familie und Stadtteil", AiD 4/04). Ich teile Ihre Meinung, dass sich mit einer großzügigeren Aufwendung in diesen Bereichen sehr viel mehr machen ließe.

Carl Strutinski, Presse-und Öffentlichkeitsarbeit, ST.ER.N-Schule Saarbrücken-Dudweiler

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Zur Klärung: Aleviten sind (natürlich) Muslime

Zum Artikel "Alevitentum als Schulfach eingeführt" in AiD 3/05, S. 20

"Ich verfolge seit geraumer Zeit die Berichterstattung, Stellungnahmen und Mitteilungen zum Thema ISLAM und ALEVITENTUM und habe dabei große Bedenken und Kritik an der Art und Weise und der undifferenzierten Informations- bzw. Fehlinformationspolitik. Ich gehe von einer bewussten Kampagne von Gruppen aus, die das ALEVITENTUM aus der geschichtlichen und theologischer Verbundenheit mit dem ISLAM lösen wollen, um selbst einen Alleinvertretungsanspruch auszuüben. Die Aleviten meinen bei dem Begriff ISLAM den "Ursprungs-Islam", der vom Propheten Mohammed und Imam ALI und dem Ehlibeyt (Familienangehörige des Propheten) gelebt wird und nicht den ISLAM, wie er nach dem Verständnis von sunnitischen Moslems nach der Sunna praktiziert wird. Mir geht es dabei nicht darum, welches die bessere bzw. richtige Auslegung bzw. Auslebung ist, sondern vielmehr darum, dass eine heterodoxe Glaubensrichtung innerhalb des Islams (mit ca. 1 Mrd. Menschen) mit ca. 25 Mio. Gläubigen Aleviten weltweit und ca. 1 Mio. Aleviten in Europa systematisch in Medien, Wissenschaft, Politik und Fachöffentlichkeit ignoriert und diskriminiert wird.

Es gab und gibt nicht die einzige "Islam-Auslegung " und nicht "die" Muslime, genauso wie es nicht nur eine "Christentum-Auslegung" und nicht "die" Christen gibt. Genauso wie unter Christen unterschieden wird nach katholisch, evangelisch, orthodox u.a., sollte nun endlich eine Unterscheidung unter den Muslimen gemacht werden, wie Sunniten, Aleviten, Schiiten u.a.

Aus diesem Grunde kann es keinen einheitlichen islamischen Religionsunterricht geben, genauso wie es keinen christlichen, sondern einen evangelischen katholischen oder orthodoxen Religionsunterricht gibt. Also muss es bei der Berichterstattung und bei Studien zum Thema Islam genau diese Differenzierungen geben, wie z.B. sunnitischen, schiitischen und alevitischen Religionsunterricht usw. Also kann man nicht auf einer Seite von Aleviten reden und auf der anderen Seite von Muslimen, sondern von Sunniten bzw. Schiiten usw.

Die allgemein bekannten fünf Säulen des Islam sind in erster Linie die vereinfachte Auslegung des Islam nach sunnitischer Glaubenslehre bzw. Islamverständnis. Die Tatsache, dass die Sunniten die Mehrheit der Muslime darstellen, ca. 900. Mio. Menschen, bedeutet nicht, dass dies das richtige, tatsächliche und einzige ISLAM- Verständnis ist. Dieses können wir auch in der christlichen und jüdischen Religionsgeschichte sehen. Zur Zeit Martin Luthers fanden dessen kritische Thesen zur damaligen von den katholischen Bischöfen und dem Papst ausgelebten Religion und den angeblich einzig richtigen Glaubensregeln wie z.B. dem Ablasssystem sehr wenige Anhänger. Durch die Übersetzung der Bibel ins Deutsche wurde vielen Gläubigen erst klar, was Jesus und seine Jünger "tatsächlich" sagten und meinten. Dies führte zur Gründung der Evangelischen Glaubensrichtung, die trotzdem christlich ist, obwohl dieses von einigen Katholiken eventl. anders gesehen wird.

Die Aleviten haben in ihrer Glaubensauffassung bestimmte Normen und Werte, die von Prophet Mohammed und seiner Ehlibeyt-Familie vorgelebt wurden: das Wertesystem "Vier TORE und Vierzig Pforten" ist Glaubens- und Wertekanon für einen "guten" Menschen (Insan-i-Kamil). Die Aleviten verrichten den Cem-Gottesdienst und sie beten nicht in der Moschee, sondern im Cemhaus, das wiederum von sunnitischen Religionsträger nicht akzeptiert wird.

Weil der Ursprung des alevitischen Glaubens in die Frühzeit des Islams liegt, unterscheidet er sich gravierend von der späteren Lehre des sunnitischen Islams in der Türkei und des schiitischen Islams im Iran.

Im Alevitentum ist, anders als im sunnitischen Islam, die Frau sowohl in der Lehre als auch im religiösen Verhalten, wie z. B. im Cem- Gebet, dem Mann gleich gestellt. Das Alevitentum kennt keine Geschlechtertrennung. Die alevitische Lehre betrachtet die Verschleierung der Frau nicht als Glaubensgegenstand des Islam. In der alevitischen Lehre ist Polygamie verboten. Im Religionsunterricht wird das Prinzip des gemeinsamen Lernens von Mädchen und Jungen praktiziert.

In der alevitischen Lehre werden Menschen anderen Glaubens und anderer Glaubensgemeinschaften respektiert und sie werden als Geschwister betrachtet. In der alevitischen Lehre heißt es: Behandele 72 Volksgruppen gleich. Die vier heiligen Bücher sind alle gleich (wertvoll).

Das Alevitentum lehnt den unberechtigten Gewinn ab und fördert durch die Verteilung des Mahls im Cem-Gebet das solidarische Verhalten in der Gemeinschaft.

Die höchste Strafe in der alevitischen Lehre ist der Ausstoß des Betroffenen aus der Gemeinde. Deshalb wird bei den Aleviten die Blutrache und die Tötung (Mord) eines Menschen verachtet und abgelehnt.

Jede alevitische Gemeinde ist an einen bestimmten Geistlichen (Dede bzw. Pir) gebunden, die aus verschiedenen Geistlichenhäusern (Ocak) stammen, deutlich und klar organisiert.

Das Handeln der alevitischen Geistlichen (Dede) beschränkt sich auf das geistliche Leben der Gemeindemitglieder; das Alevitentum kennt kein göttlich offenbares Scharia- Gesetz. Das Ethos der Aleviten, das im 13. Jh. vom Wegweiser Haci Bektas Veli formuliert wurde, beruht auf der Reinheit des Mundes, Reinheit der Hand und Reinheit der Lenden. Das Ziel des alevitischen Ethos ist die Annäherung an Gott.

Die Aleviten beten individuell abends und gehen nicht in die Moschee. Sie haben in der Regel eigene Kultstätten (cem evi). Der Kult der Aleviten ist durch gegenseitige Versöhnung, Musik und Tanz beider Geschlechter gekennzeichnet.

Die Aleviten verrichten keine Pilgerfahrt nach Mekka. Die Aleviten fasten nicht im Monat Ramadan, sondern 12 Tage im Monat Muharrem. Die Aleviten missionieren nicht und sie betrachten die laizistische und demokratische Staatsordnung als Garant für ihre Glaubensfreiheit und unterstützen dieses System.

Die Aleviten in Deutschland bilden im Bezug auf die Religionskultur eine weitgehend homogene Gruppe, die neben den Gemeinsamkeiten mit anderen gesellschaftlichen Gruppen eigene Glaubens- und Verhaltensmuster hat. Sie verstehen sich als eine religionskulturelle Gruppe, die im vorherrschenden, sunnitisch geprägten islamischen Kulturraum einen eigenständigen Glaubensinhalt erhielt und weiterentwickelte. Diese Glaubensinhalte verbinden wir mit dem sog. Ursprungs-Islam, der vom Propheten Mohammed und seinem rechtmäßigen Nachfolger Hz. Ali beschrieben sind.

Aleviten sind dabei, ihren Glauben wiederzubeleben, durch interreligiösen Religionsunterricht bzw. Unterricht mit alevitischen Glaubensinhalten. Sie sind darauf angewiesen, den bisher weitgehend mündlich überlieferten Glaubensinhalt in türkischer und deutscher Sprache durch moderne pädagogische Methoden aufzuarbeiten.

Aufgrund der Tatsache, dass das Alevitentum ein Zweig des Islam ist, könnten alevitische Themen im sog. "islamischen" Religionsunterricht sunnitischer Prägung vermittelt werden.

Tatsache ist, dass sowohl in der Türkei als auch in Deutschland bisher kein einziges Schulbuch für den sog."islamischen" RU alevitische Themen behandelt. Die verschiedensten Äußerungen sunnitisch- islamischer Gruppen und Religionsgemeinschaften belegen, dass sie nicht bereit wären, abweichende Interpretationen von Hadithen (Handlungen), geschweige denn die alevitische Glaubenslehre, zu akzeptieren. Für die Realisierung dieses Modells ist es nötig, dass die alevitischen und sunnitischen Religionsgemeinschaften sich über den Lehrplan verständigen. Diesbezüglich gibt es gravierende Unterschiede, die überwunden werden müssen. Die sunnitischen Vertreter sind der Ansicht, dass der RU in Arabisch und von gläubigen Lehrern, am besten von den Imamen erteilt werden muss. Für die Aleviten kann das auch in Deutsch und durch ausgebildete Lehrkräfte geschehen. Die sunnitischen Vertreter lehnen alle Interpretationen und Lehrmeinungen ab, wenn sie nicht wortwörtlich dem Koran und den Hadithen entstammen. Das bedeutet, dass für Aleviten grundlegende Themen wie das Cem-Gebet der Vierzig Heiligen, Tevhid (Allah, Mohammed Ali), Moharremfasten, Weggefährten, Ewigkeit der Seele u.a. von den sunnitischen Vertretern nicht als religiöse Themen akzeptiert werden. Das aber ist von alevitischer Seite her nicht annehmbar.
Zitat aus dem Lehrplanentwurf der Alevitischen Gemeinde Deutschland e.v.:

Weder im religionskundlichen Fach Religions-Kultur und Ethik-Unterricht (Din Kültürü ve Ahlak Dersleri) an Schulen in der Türkei, noch im Unterrichtsfach Islamische Unterweisung an Schulen in der Türkei, oder in den verschiedenen deutschen Bundesländern werden Informationen über das Alevitentum bzw. über den alevitischen Glauben vermittelt, obwohl in beiden Fächern die Teilnahme von alevitischen Kindern am Unterricht vorgesehen ist und in der Vergangenheit tatsächlich ein Teil der alevitischen Kinder teilgenommen hat.
Damit alevitische Kinder sich jedoch mit den Inhalten und Zielen dieser Schulfächer identifizieren können, erscheint es notwendig, dass auch ihre eigenen Glaubensinhalte und -motive ihren Platz in diesem Unterricht finden und gelehrt werden. Alevitische Familien und Eltern reagieren vermehrt skeptisch und besorgt darauf, dass an deutschen Schulen im Rahmen des islamischen Religionsunterrichts bzw. einer religionskundlichen islamischen Unterweisung nur Inhalte des sunnitischen Islam gelehrt werden. Sie lehnen deshalb diesen Unterricht für ihre Kinder ab und verweigern deren Teilnahme an den entsprechenden Angeboten. Die alevitischen Eltern sind sich bewusst, dass ihr Verhalten keine Lösung des Problems darstellt, da weiterhin keine Bestrebungen zu erkennen sind, einen unterrichtlichen Rahmen zur Vermittlung alevitischer Glaubensinhalte in der öffentlichen Schule zu schaffen, wodurch die rechtliche Ungleichbehandlung ihrer Kinder fortgesetzt wird. So können weiterhin vorurteilsbeladene Inhalte über den alevitischen Glauben und über Aleviten generell in entsprechenden Schulfächern an deutschen Schulen nicht verhindert werden.

Der elementare Wunsch der Förderation besteht daher in der Installierung eines Unterrichtsfaches in der deutschen Schule, in dessen Rahmen eine gemeinsame Unterweisung aller Kinder in die Inhalte von allen in der deutschen Schule sich befindenden Religionen und Glaubensformen erfolgen kann, unabhängig von der konfessionellen Zugehörigkeit der teilnehmenden Schüler.

Viele alevitischen Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder mit Kindern anderer Konfession deren Glaubensinhalte und alevitische Glaubensinhalte gemeinsam kennenlernen. Sie sind der Auffassung, dass sich eine derartige Regelung förderlich auf die Ausbildung von Toleranz und eines friedlichen Miteinanders auswirken würde. So erhielten deutsche Kinder und Kinder sunnitischen Glaubens oder anderer Glaubensrichtungen die Gelegenheit, vorurteilsfrei Inhalte und Motive des alevitischen Glaubens in der Praxis kennenzulernen.

Aus der Notwendigkeit einer in den letzten Dekaden in der Bundesrepublik entstandenen multikulturellen, multisprachlichen und multireligiösen Gesellschaft erscheint es folgerichtig, auch für die nicht unerhebliche Zahl von Kindern alevitischen Glaubens eine Unterweisung in deren Traditionen, Kultur und Glauben einzufordern. Die Einlösung dieser Forderung stellt nach Auffassung der AABF einer der wichtigsten Herausforderungen für das moderne und demokratische Schulsystem Deutschlands dar.

D.h. Aleviten sind grundsätzlich dafür, dass die Kinder sunnitischen, schiitischen und alevitischen Glaubens und sogar mit christlichen Kindern in Schulen gemeinsam unterrichtet werden. So können die Kinder Kenntnisse über den jeweiligen Glauben der anderen erhalten und Verständnis füreinander entwickeln, was den Weg für Toleranz frei macht. Dass nicht nur nach unserem Dafürhalten die Toleranz unabdingbar für das friedliche Zusammenleben in einer pluralistisch-offenen Gesellschaft ist, dürfte selbstverständlich sein. Jedoch wird eine solche Chance den Aleviten und anderen Gruppen islamischer Richtung durch den einseitigen schariafixierten "Islamunterricht" massiv gefährdet.

Entgegen Ihrer Behauptung repräsentieren die sunnitisch-islamischen Organisationen wie z. B. die "Islamische" Föderation Berlin, die anderen Glaubensgemeinschaften muslimischen Spektrums nicht. Die Islamische Föderation Berlin beispielsweise lehnt alevitische Glaubensinhalte gänzlich ab. Sie bezieht kein einziges alevitisches Thema in ihren Lehrplan ein. Daher verwundert es auch nicht, dass alevitische Eltern sich von dem Unterricht der Islamischen Föderation distanzieren.

Ein weiteres wichtiges Problem sind die Einrichtung von angeblich Islamischen Lehrstühlen an Hochschulen, die wieder nur die sunnitische oder schiitisch Lehre an die Studenten bzw. Religionslehrer weitergeben, wie z.b. in Münster.

Fazit: Der Begriff ISLAM gehört nicht den Sunniten allein. Unter diesem Oberbegriff sind viele verschiedene Richtungen vertreten, die es verdient haben, in der allg. Berichterstattung in ihren Unterschieden berücksichtigt zu werden. Diese verschiedenen Gruppen, somit auch die Aleviten, sind auch in den amtlichen Statistiken über Muslime in Deutschland miteingerechnet. Falls es spezielle Zahlen über die Aleviten geben sollte, verringerten sie die statistische Gesamtzahl der Muslime. Von den 3.Mio Muslime in Deutschland sind ca. 700.000 - 900.000 Aleviten (ca. 25% - 30%)

Handlungsempfehlungen zum Einsatz von Begrifflichkeiten:

Der ISLAM umfasst in Deutschland u.a. die Gruppen: Sunniten ca. 55%, Aleviten ca. 30 %, Schiiten ca. 10 %. sonstige 5 % (z.B. Bahai u.a.) (siehe AID-Plakat)

Muslime können Sunniten, Aleviten und Schiiten sein, mit unterschiedlicher religiöser Praxis und unterschiedlichen Gebets- bzw. Glaubensritualen und -orten.

Es gibt nicht auf der einen Seite die Aleviten und auf der anderen Seite die Muslime, sondern die Sunniten bzw. Schiiten usw.. Auch Aleviten sehen sich nicht als Muslime im Sinne der Sunna geschweige denn der islamistischen Scharia.

Weitere Infos über das Alevitentum siehe unter www.alevi.com/index_de.html

Ich bitte Sie, in Zukunft diese Informationen in Ihrer Berichterstattung zu berücksichtigen."

Cemalettin Özer, Vorsitzender der Alevitischen Gemeinde, Bielefeld und Umgebung e.V.

Herr Özer hat natürlich Recht: Selbstverständlich sind Aleviten Muslime. Eine missverständliche Lesart des Artikels "Alevitentum als Schulfach eingeführt" in AiD 3/05, S. 20 lag nicht in der Absicht der AiD-Redaktion. Der missverständliche Satz wurde in der online-Version korrigiert.

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