Integration in Deutschland 3/2005, 21.Jg., 20. September 2005

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Studien und Sachbücher

Weniger Ausländer, mehr Migranten

Mitte Mai 2005 hat die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck, den 6. Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland der Öffentlichkeit vorgestellt. Anlässlich der Präsentation erklärte Beck: "Weniger Ausländer, mehr Migranten - so lässt sich die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland zusammenfassen. Aufgrund von Einbürgerungen und geringerer Einwanderung ist die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländer in den letzten Jahren auf 6,7 Millionen gesunken." Doch spiegele diese Zahl die gesellschaftliche Realität nur unzureichend wieder, sagte die Integrationsbeauftragte. Denn über 14 Millionen Menschen, also fast jeder 5. Einwohner, haben einen Migrationshintergrund - unabhängig von ihrer deutschen oder ausländischen Staatsangehörigkeit.

Ob Ausländer (6,7 Mio.), Eingebürgerte (1,8 Mio.), Aussiedler (4,5 Mio.) oder Kinder aus binationalen Ehen (1,5 Mio.) - die Bevölkerung in Deutschland sei ethnisch, kulturell und religiös vielfältiger geworden. Jede fünfte Ehe sei binational, jedes vierte Neugeborene habe mindestens einen ausländischen Elternteil. In einigen Ballungsgebieten stammen schon heute 40% der Jugendlichen aus Migrantenfamilien - mit steigender Tendenz. Beck betonte: "Nicht nur unsere Gesellschaft, auch die Migrantenbevölkerung selbst ist vielfältiger und ausdifferenzierter geworden. Längst handelt es sich nicht mehr um eine reine Gastarbeiterpopulation, auch in der ausländischen Wohnbevölkerung haben wir es mit einer zunehmenden sozioökonomischen Differenzierung von Lebenslagen zu tun, der sehr unterschiedliche kulturelle, religiöse und politische Orientierungen entsprechen. Kulturelle und religiöse Vielfalt werden das Leben in unserer alternden Gesellschaft von Generation zu Generation stärker kennzeichnen."

Eine derartige Veränderung der Bevölkerungsstruktur ist, so Beck weiter, "eine große Herausforderung und birgt natürlich Konflikte". Deutschland stehe vor der Aufgabe, "sich selbst aufnahmefähig zu machen". Unsere gesellschaftlichen Institutionen wie Kindergärten, Schulen, Ausbildungsmarkt, Arbeitsmarkt, Krankenhäuser und Altersheime müssen ihr zufolge in die Lage versetzt werden, mit diesen Herausforderungen produktiv umzugehen und sich interkulturell zu öffnen. Unsere Städte müssten um ihrer Zukunft als Standort willen Leitbilder einer Einwanderungsstadt entwickeln und implementieren, müssten ihre Quartiere zu Orten sozialer Integration machen. Und vor allem müsse unser Bildungssystem den Umgang mit der wachsenden gesellschaftlichen Vielfalt lernen.

Integrationspolitik sei damit mehr als Ausländer- oder Minderheitenpolitik, auch mehr als Sprachförderung und Eingliederungshilfe. Integrationspolitik sei "Gesellschaftspolitik in der Einwanderungsgesellschaft". Politische Handlungskonzepte müssten die Lebenssituation einer wachsenden Bevölkerung mit Migrationshintergrund regelmäßig und in allen Bereichen mit berücksichtigen. Integrationspolitik betrifft damit alle Politik- und Lebensbereiche und muss als Querschnittsaufgabe verstanden und verankert werden. Nach 50 Jahren Einwanderung müsse die "conditio sine qua non" der Integrationspolitik lauten: Einwanderer sind Teil dieser Gesellschaft, sie gehören selbstverständlich dazu.

Die Werte des Grundgesetzes und die darauf basierende Rechtsordnung, die Würde jedes einzelnen, die Gleichheit von Frau und Mann, die Religionsfreiheit und die Meinungsfreiheit seien die Geschäftsgrundlage, auf der Integration stattfindet, sagte Beck und betont: "Sie stehen nicht zur Disposition, auch nicht im Namen einer Religion oder Kultur. Pluralität macht die Verständigung über gemeinsame Werte und Regeln nicht einfacher, aber umso nötiger. Ein Missverständnis wäre aber auch zu glauben, ‚Multikulturalität' sei schon ein Konzept, das den Zusammenhalt in dieser Gesellschaft herstellen könne. Multikulturalität ist eine Tatsache, Integration ist eine Aufgabe. Wir brauchen eine Politik der Einbürgerung, die auf den gleichberechtigten und selbstbestimmten Bürger setzt, aber auch ein Identifikationsangebot mit dem pluralistischen und demokratischen Leitbild und den Werten unserer Gesellschaft macht. Nur wenn wir Einheimische wie Zugewanderte von den Werten unserer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft überzeugen und Ungleichheitsideologien entschieden entgegentreten, kann sich eine Kultur der gegenseitigen Anerkennung entwickeln." (esf)

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Kulturelle Identität und globalisierte "Superkultur"

Für geisteswissenschaftlich Versierte, die sich mit der Problematik des ethischen Universalismus im Zeitalter der Globalisierung auseinandersetzen möchten, kann das 2004 beim IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation erschienene Buch "Kulturelle Identität und interkulturelle Kommunikation" von Jean C. Kapumba Akenda von Interesse sein. Der aus Kinshasa stammende Autor nähert sich auf philosophisch anspruchsvollem Wege Fragen wie: Worauf gründet der Universalismus der Vernunftethik? Was ist kulturelle Identität? Auf welcher Basis können sich verschiedene Identitätskulturen unter den Bedingungen der Globalisierung begegnen? Der Entstehung einer global(isiert)en "Superkultur" wird die "entglobalisierte" Bestätigung kultureller Identitäten gegenübergestellt. Die Lösung für diesen Konflikt liegt für Akenda in der "Transkulturalität": Er fordert eine neue Art von ethischem Universalismus, in dem die Andersheit der Anderen respektiert und anerkannt wird und eine interindividuelle und interkulturelle Kommunikation zwecks Kompromissfindung ohne Konsenszwang möglich ist. (skc)

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Bildung und Familie: Frauen wollen beides

Optimistisch und modern: Die erste repräsentative Untersuchung der Lebenssituationen und Zukunftsvorstellungen junger Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund in Deutschland liefert überraschende Ergebnisse. Die Professorinnen Yasemin Karakasoglu (Uni Bremen) und Ursula Boos-Nünning (Uni Duisburg-Essen) haben 950 Jugendliche türkischer, griechischer, italienischer und jugoslawischer Herkunft sowie Aussiedlerinnen befragt. Für 79% der Befragten ist der Beruf das beste Mittel zur Unabhängigkeit, auch wenn sie unbedingt heiraten und Kinder haben wollen. Drei Viertel sind der Meinung, Mann und Frau sollten gemeinsam zum Familieneinkommen beitragen. Deshalb sind sie an einem qualifizierten Job interessiert und sehen sich darin auch von ihren Eltern unterstützt. Diese setzen große Hoffnungen in die Töchter. Dies sei auch in türkischen Familien - entgegen der öffentlichen Wahrnehmung - nicht anders. Die Unterstützung zuhause sei jedoch eher abstrakt: Die Eltern ermahnen, mehr zu lernen, schauen nach den Noten und belohnen gute Leistungen. Hilfe bei den Hausaufgaben können sie seltener leisten. Damit sind die Schülerinnen auf sich selbst gestellt, was im günstigen Fall zu mehr Selbstdisziplin und Verantwortung erzieht.

Trotz der vergleichsweise schlechteren Wohnungssituation und finanziellen Ausstattung sind die jungen Frauen mit ihrem Leben und dem Erreichten zufrieden. Die Professorinnen sehen die erhebliche Zahl an Bildungsaufsteigerinnen aus Arbeiterfamilien, die nach Mittlerer Reife oder Abitur eine Lehre oder ein Studium angefangen haben, als Hoffnungsträgerinnen für die Ethnie und Vorbild für gleichaltrige Deutsche. Viele der Befragten, besonders Türkischstämmige und Aussiedlerinnen, haben schlechte Erfahrungen mit Sitzenbleiben und Diskriminierungen gemacht, sich aber dennoch nicht entmutigen lassen.

Die Autorinnen formulieren auch Empfehlungen an die Politik und die Pädagogik. Zugewanderte Mädchen gelten in der Schule als angepasst und pflegeleicht, ausgenommen Musliminnen, die sich weigern, am Schwimmunterricht oder an einer Klassenfahrt teilzunehmen. In diesem Fall will man sie von der "rückständigen" Familie emanzipieren. Die Mädchen selbst sehen jedoch keinen Widerspruch zwischen den traditionellen Werten und ihren hochgesteckten Bildungs- und Berufszielen.

Religiosität, Tradition und Familienorientierung sollten in einem bestimmten Rahmen respektiert werden, fordern die Professorinnen Boos-Nünning und Karakasoglu. Anstatt die in den vergangenen 50 Jahren versäumte Annäherung zu beklagen, sollte man auf das Interesse der jungen Mädchen und Frauen an Kontakten zu Einheimischen und am Erlernen der deutschen Sprache aufbauen. Die Isolation sei, so die Wissenschaftlerinnen, kein selbst gewähltes Schicksal, sondern hinge mit dem Wohnumfeld und dem teils sehr unterschiedlichen Freizeitverhalten zusammen. Deshalb sollten Selbstverteidigungs-und Sportangebote, Ausflüge, Computer- oder Fotokurse für Mädchen wohnortnah und "kultursensibel" organisiert werden.

Als Erfolgsfaktoren sehen die Professorinnen u.a. den Besuch eines deutschen Kindergartens, die gemeinsamen Freizeitaktivitäten mit deutschen Freunden sowie die Mediennutzung. Die Orientierung an Deutschland, das Annehmen deutscher Bräuche und die religiösen Einstellungen stünden dagegen in keinem Zusammenhang mit dem erreichten Bildungsniveau. (mjd)

Die Untersuchung wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführt und ist Ende 2004 als Buch "Viele Welten leben" im Waxmann- Verlag erschienen. (mjd)

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"Illegale" Migration

Beschäftigt man sich ernsthaft mit dem Thema illegale Migration, trifft man unweigerlich auf die Arbeit des Migrationssoziologen Jörg Alt . Seine umfangreiche Dissertationsschrift (ca. 550 Seiten) "Leben in der Schattenwelt" aus dem Jahre 2004 beschäftigt sich mit dem Thema der unerlaubten Einwanderung bzw. des unerlaubten Aufenthalts. Der Pater vom Jesuitenflüchtlingsdienst bezeichnet die Situation der Menschen, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen ohne rechtliche Grundlage in Deutschland aufhalten als die "Schattenwelt der Illegalität". Die Studie fasst Teile der bereits 1999 publizierten Arbeit "Illegal in Deutschland" auf und weitet diese aus. Das Ergebnis geht über eine zusammenfassende Beschreibung weit hinaus. Den Schwerpunkt der Publikation bilden die zahlreichen Interviews mit illegal in München und Leipzig lebenden Menschen. Durch das Zitieren der Betroffenen bzw. der Beschreibung von Einzelschicksalen wird deren Welt greifbar gemacht. Die Leser erhalten Informationen über den Weg in die Illegalität, die Kontakte und Bindungen während der Illegalität sowie über die konkreten Lebensumstände. Alt will mit seiner Arbeit informieren, aufklären und einen öffentlichen Diskurs anregen. Er bietet zudem zahlreiche Lösungsansätze für eine "Entkrimininalisierung der Illegalen" sowie eine Bestandsaufnahme der deutschen Zuwanderungsdebatte. Zurzeit befindet sich der Autor im Ausland, um seine Ordensausbildung abzuschließen. Das Asyl-Fachbuch ist unter der ISBN 3-86059-499-0 im von Loeper Literaturverlag erschienen. (mg)

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Deutsch-Türkisches Wörterbuch Soziale Arbeit

In Deutschland leben rund 2,5 Millionen Menschen, die aus der Türkei stammen. Sie sind immer wieder mit Fragen der sozialen Sicherung, der Sozialpolitik und der Sozialen Arbeit konfrontiert. Nicht wenige tun sich mit Begriffen aus diesen Zusammenhängen schwer und suchen nach Hilfe. Viele Fach- und Führungskräfte von öffentlichen, freien Trägern und Nichtregierungsorganisationen, aber auch Politiker auf unterschiedlichen staatlichen Ebenen, setzen sich im Rahmen europäischer und internationaler Diskussionen und Abstimmungsprozesse auch mit Begriffen in türkischer Sprache auseinander. In einem von Süleyman Gögercin erstellten 508-seitigen deutsch-türkischen "Wörterbuch für Soziale Arbeit / Sosyal Çalisma Sözlügü" finden sie nun eine notwendige Unterstützung. Da der Bereich der Sozialen Arbeit zu anderen Disziplinen nicht immer klar abgrenzbar ist, wurden bei der Begriffsauswahl auch allgemeine Bereiche der "Lebenswelt" berücksichtigt. Das im April 2005 beim Lambertus Verlag erschienene Wörterbuch (ISBN 3-7841-1579-9) kostet 32 Euro. (esf)

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Vereine: Wie Migranten Netzwerke knüpfen

Zuwanderer in Deutschland haben ein reiches Vereinsleben und damit ein wesentliches Element unserer pluralistischen Gesellschaft geschaffen. Eine von Karin Weiss und Dietrich Thränhardt im Mai 2005 herausgegebenen 256-seitigen Publikation "SelbstHilfe. Wie Migranten Netzwerke knüpfen und soziales Kapital schaffen" (ISBN 3-7841-1585-3) beschreibt dieses Vereinsleben. Nach einem Überblick über den Stand der Fachdiskussion zur Frage der Selbsthilfe von Zuwanderern, werden Typen und Zielsetzungen der Vereine charakterisiert, deren Orientierung auf Herkunfts- und Aufenthaltsland, die Kapazitäten zur Mobilisierung und Akkulturierung der Migranten, die Unterschiede in der Organisationsentwicklung zwischen den einzelnen Gruppen und die Beteiligung von Frauen und Männern. Fallstudien zeigen, wie und inwieweit türkisch-alevitische, spanische, italienische und vietnamesische Vereine in ihren Gruppen soziales Kapital schaffen. An den Beispielen Nordrhein-Westfalens, der neuen Bundesländer sowie der Städte München und Münster werden öffentliche Unterstützungs- und Förderkonzepte vorgestellt. Anhand der Daten des Bundeszentralregisters wird zum ersten Mal ein quantitativer und qualitativer Gesamtüberblick über alle Zuwanderervereine gegeben. (esf)

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Trainingshandbuch interkulturelle Kompetenz

Im Frühsommer 2005 hat das EQUAL-Projekt M.A.R.E (Migration und Arbeit Rhein-Main) drei Publikationen zum Thema Fortbildungen in interkultureller Kompetenz herausgegeben. Zum einen hat die Regionale Entwicklungspartnerschaft als Ergebnis eines Projektes zur Schulung unterschiedlichster Akteure ein 208-seitiges "Trainingshandbuch Implementierung interkultureller Kompetenz im Arbeitsalltag von Verwaltungen und Organisationen"erstellt. Vorgestellt werden die verschiedenen Module von "Interkulturelle Sensibilisierung" bis "Gender Mainstreaming im interkulturellen Kontext". Ferner entstand eine 18-seitige Broschüre "Essentials und Rahmenbedingungen von Fortbildungen in Interkultureller Kompetenz" und ein 23-seitiger "Leitfaden Implementierung interkultureller Kompetenz im Arbeitsalltag von Verwaltungen und Organisationen". (esf)

Bezug: 
Gemeinnützige Offenbacher Ausbildungs- und Beschäftigungsgesellschaft mbH, Geschäftsstelle M.A.R.E - Migration und Arbeit Rhein-Main, Lammertstr. 15-19, 63075 Offenbach am Main, Tel.: 069/98648843, simon@goab.de, www.mare-equal.de

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Deutsche Auswanderer

Deutschland ist schon lange auch ein Auswanderungsland. Jedes Jahr verlassen über 100.000 Deutsche unser Land dauerhaft. Größer noch ist die Zahl derer, die für eine begrenzte Zeit ins Ausland ziehen. Während Auswanderung früher meist in Gruppen erfolgte und eine nicht rückgängig zu machende Lebensentscheidung war, ist eine Emigration heute ein individuelles Unterfangen, das auch wieder rückgängig gemacht werden kann. Kerstin E. Finkelstein ist einmal um den Globus gereist und hat deutsche Auswanderer befragt, wie sie leben und wie sie es in der Fremde mit dem Kontakt zu anderen Deutschen halten. Im März 2005 erschien beim Ch. Links Verlag ihr Buch "Ausgewandert - Wie Deutsche in aller Welt leben" (ISBN: 3-86153-348-0). In 30 Reportagen stellt die Journalistin höchst unterschiedliche deutsche Gruppierungen dar: in 14 Länderberichten aus Argentinien, den USA, Belgien, Spanien, Neuseeland, Australien, China oder Thailand.

Finkelstein zeigt, dass Auswanderer die fremde Kultur oft als Bereicherung erleben und sich schnell zurechtfinden. Aber für viele kommt bald auch Sehnsucht nach Vertrautem auf: Auf einmal vermisst man die "deutsche Pünktlichkeit" oder einfach nur den Geschmack von Schwarzbrot. Und so werden viele nach einer Weile deutscher, als sie es je für möglich gehalten haben. Sie finden sich in deutschen Klubs wieder, pflegen deutsches Brauchtum, bringen ihre Kinder zur deutschen Schule und lesen die deutschsprachige Zeitung am Ort. Mit Blick auf die aktuelle Debatte um Segregation und Parallelgesellschaften ergeben sich hier interessante Parallelen. Nicht zuletzt zeigen die Gespräche auch, wie sich der Blick auf die Heimat wandelt, wenn man sich entschließt, zurückzukehren.

Wer ernsthaft darüber nachdenkt, auszuwandern, sollte diese rund 40 Reportagen vorher lesen. Finkelstein zeichnet ein gutes Bild, für wen und welches Land es sich lohnt, die Zelte in Deutschland abzubrechen. Für alle anderen, die ihr Reihenhaus niemals für eine ungewisse Zukunft verkaufen würden, bietet sie spannende Reiseberichte, die einen guten Eindruck vom Leben in anderen Regionen der Welt ermöglichen. Das 256-seitige Buch, das auch eine Auswahlbibliographie und einen Adressteil enthält, kostet 14,90 Euro. (esf)

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Hilfen für Migrantinnen in Konfliktsituationen

Am 6. Juli 2005 hat das Zuwanderungs- und Integrationsbüro (ZIB) der Landeshauptstadt Saarbrücken eine Broschüre "Hilfen für Migrantinnen in Konfliktsituationen" der Öffentlichkeit vorgestellt. Die 32-seitige Broschüre wurde herausgegeben vom Arbeitskreis Migrantinnen in Saarbrücken. In zehn Sprachen - von Arabisch über Russisch bis Türkisch - werden die Themen Gewalt und Bedrohung, Soziales und Recht, Psychosoziale Probleme, Schwangerschaftskonfliktberatung, Obdachlosigkeit und Politische Vertretung angesprochen und die entsprechenden Ansprechpartner für Beratung und Betreuung genannt. (esf)

Bezug: 
Landeshauptstadt Saarbrücken, Zuwanderungs- und Integrationsbüro / ZIB, Großherzog-Friedrich-Str. 1, 66104 Saarbrücken, Tel.: 0681/90515-59, Fax: -96, veronika.kabis@saarbruecken.de, www.zib.saarbruecken.de

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Tagung "Kultursensible Altenpflege-
Ausbildung"

Angesichts des demografischen Wandels werden steigende Anforderungen an die Einrichtungen der Altenhilfe erwartet. Zu den quantitativ wachsenden Gruppen mit Pflegebedarf zählen auch ältere Menschen mit Migrationshintergrund. Um auch hier eine adäquate Betreuung zu sichern, müssen die Pflegefachkräfte über spezielle Kompetenzen verfügen. Bereits in der Ausbildung sind dafür die Grundlagen zu schaffen.

Was bedeutet kultursensible Pflege? Wie muss sie in einer modernen und praxisorientierten Pflegeausbildung vermittelt werden? Auf diese beiden Fragen gibt es bisher nur unzureichende Antworten. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat deshalb im Jahr 2004 das Forschungsprojekt "Entwicklung und Erprobung/Evaluierung von Modulen für eine kultursensible Altenpflegeausbildung auf der Grundlage des Altenpflegegesetzes des Bundes" an die Evangelische Fachhochschule Hannover (EFH) vergeben. Das Ergebnis der zweijährigen Projektarbeit wird im Spätsommer vorliegen. Unter Mitwirkung der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung, von Altenpflegeschulen und Praxiseinrichtungen ist ein großes Handbuch für Lehrkräfte und Praxisanleiter/innen entwickelt worden. Es wird am 2. Dezember 2005 auf einer Fachtagung an der EFH vorgestellt. (mg)

Kontakt: 
Prof. Dr. Barbara Hellige, Dorothee Michaelis (Dipl. Päd.), Studiendekanat V, Evangelische Fachhochschule Hannover, Blumhardtstraße 2, 30625 Hannover, Tel.: 0511-5301-150/109, hellige@efh-hannover.de 

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Vietnamesen in der DDR und Ostdeutschland

Im Lit-Verlag ist in der Studienreihe Migration und Minderheiten im August 2005 der von Karin Weiss und Mike Dennis herausgegebene Band "Erfolg in der Nische? Die Vietnamesen in der DDR und Ostdeutschland" (ISBN: 3-8258-8779-0) erschienen. Diese Publikation empfiehlt der Rostocker Verein Diên Hông. Auf 176 Seiten rekonstruieren und analysieren verschiedene AutorInnen, zu denen auch die Leiterin des FachDienstes Sozialberatung für MigrantInnen bei Diên Hông, Phuong Kollath gehört, die Geschichte der vietnamesischen VertragsarbeitnehmerInnen in, während und nach der friedlichen Revolution in der DDR sowie im vereinten Deutschland. Sie beschreiben, wie Vietnamesinnen und Vietnamesen unter den Augen des Staatssicherheitsdienstes der DDR soziale und ökonomische Freiräume entwickelten, sich in den politischen Umbruchszeiten behaupteten und ihre Kinder erfolgreich in das deutsche Bildungssystem integrierten. Als Basis dieser Erfolgsgeschichte unter widrigen Bedingungen werden die Kohäsion der Gruppe, ihr Zielbewusstsein und ihre Kooperation mit deutschen UnterstützerInnen herausgearbeitet. Die Publikation kostet 29,90 Euro. (esf)

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Welche Feindbilder haben Extremisten?

Welche Feindbilder haben Extremisten? Eine Antwort kann eine Broschüre, herausgegeben vom Bundesinnenministerium, geben. Darin werden die Terroranschläge seit dem 11. September 2001 unter diesem Gesichtspunkt analysiert. Hierbei wird der Schluss gezogen, dass Feindbilder in extremistischen Ideologien eine außerordentliche Bedeutung und Schubkraft für Täter besäßen. (esf)

Bezug: www.bmi.bund.de 

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Sprache und Migration

Osnabrück. Das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) hat im Juni 2005 Heft 26 der IMIS-Beiträge veröffentlicht. Die Publikation trägt den Titel "Sprache und Migration" und behandelt auf 140 Seiten den Zusammenhang von Sprache und Migration aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Themen sind unter anderem die Sprachdemographie und -politik in Australien sowie Sprache und Sprachen von Migranten im Einwanderungsland Deutschland. Die Beiträge der Sprachwissenschaftler gehen auf eine Vortragsreihe zurück, die am IMIS und im Forschungskolloquium des DFG-Graduiertenkollegs "Migration im modernen Europa" gehalten wurde. (mg)

Bezug: 
www.imis.uni-osnabrueck.deimis@uni-osnabrueck.de 

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Bildungsprozesse zwischen Exklusion und Inklusion

Die 2005 erschienene Publikation "Transkulturalität und Identität" beschäftigt sich mit der Ausgrenzung und Einschließung von Menschen(-gruppen) in eine Gesellschaft. Beide Formen lassen neue transkulturelle Identitäten entstehen. Eigenkultur und Fremdkultur lassen sich heutzutage angesichts von Mobilität, Grenzüberschreitungen und Globalisierung nicht mehr voneinander trennen.

Die Autoren stellen zunächst die theoretischen Grundlagen und Entwicklungen von kultureller Pädagogik zur Transkulturalität vor. Es folgen Beiträge zu verschiedenen Problemfeldern wie der Mehrsprachigkeit, des Religionmixes und der Integration von Aussiedlerkindern und -jugendlichen in deutschen Schulen. Im Schlusskapitel werden zukunftsweisende Forschungsprojekt und deren Ergebnisse vorgestellt. Das von Asit Datta herausgegebene Buch wendet sich in erster Linie an Pädagogen, ist aber auch für all jene interessant, die sich mit dem Thema Integration und Migration befassen und sich in das Thema "Transkulturalität" einlesen möchten. Bei der Publikation handelt es sich um ein gemeinsames Projekt der Arbeitsgruppe "Interkulturelle Pädagogik" (AG Interpäd). Erschienen ist sie beim IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation (ISBN 3-88939-776-X). (mg)

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Rheinland-Pfalz: Zuwanderung und Integration

Mainz. Die Landesregierung Rheinland-Pfalz hat 2005 ihren ersten Zuwanderungs- und Integrationsbericht für den Zeitraum 2003 bis 2004 veröffentlicht. Mit dieser 200-seitigen Publikation, die künftig alle zwei Jahre erscheinen wird, sollen die Politikfelder Migration und Integration einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ein sachgerechter Dialog angeregt werden.
Das erste Kapitel beinhaltet den rechtlichen Rahmen, innerhalb dessen Zuwanderung und Integration im Berichtszeitraum stattgefunden hat. Erläutert werden u.a. das Ausländer-, Staatsangehörigkeits- oder Sozialrecht zu diesem Zeitpunkt.

Die zahlenmäßige Entwicklung und Struktur der zugewanderten Bevölkerung in Rheinland-Pfalz sowie die Beschäftigung und wirtschaftliche Lage werden im zweiten Kapitel aufgeführt. Beschrieben wird die Zusammensetzung der Bevölkerung allgemein und aufgeteilt nach Geschlecht, Alter und Staatsangehörigkeit. Der Bericht gibt Aufschluss über Aufenthaltsdauer, allgemeine Wanderungsentwicklungen sowie Zuzug von Asylsuchenden, Flüchtlingen und Spätaussiedlern. Das Kapitel schließt mit der beruflichen und sozioökonomischen Situation der nicht deutschen Menschen mit Migrationshintergrund in Rheinland-Pfalz.

Das letzte und umfangreichste Kapitel stellt ausgewählte Bereiche der Migrations- und Integrationspolitik in Rheinland-Pfalz vor. An den unterschiedlichen Maßnahmen, vom muttersprachlichen Unterricht in der Sprachförderung bis hin zu sozialen Integrationsmaßnahmen für Unterstützung zur Erziehung minderjähriger Flüchtlinge, lässt sich das vielfältige Bild der Integrationsarbeit in diesem Bundesland ablesen. (mg)

Bezug: 
Landesbeauftragte für Ausländerfragen bei der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, Postfach 3880, 55028 Mainz

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Broschüren / Zeitschriften / Newsletter

Neue Flyer des Bundesamts

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat im August 2005 zwei neue Flyer herausgegeben: „Lassen Sie sich beraten!“ und „Lernen Sie Deutsch!“.

Beide Flyer sind in Deutsch sowie in fünf Fremdsprachen (Russisch, Englisch, Türkisch, Polnisch und Arabisch) erhältlich und unter der Internetadresse www.bamf.de/Service/
Publikationen
als pdf-Datei downzuloaden bzw. bestellbar.

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Integration muslimischer Kinder in der Schule

Die Integration von muslimischen Kindern in die Schulen gehört zu den großen Herausforderungen für das Bildungssystem und die Gesellschaft. Zum Wohle der Kinder sollten Schule, Eltern und Gesellschaft dabei eng zusammenarbeiten. Dazu bedarf es gemeinsam verabredeter Handlungskonzepte, um einen schonenden Interessenausgleich zwischen unterschiedlichen Orientierungen zu erreichen. Die Stellungnahme des Hessischen Islamforums, die von muslimischen und nicht-muslimischen Bildungsexperten erarbeitet wurde, will hierzu einen Beitrag leisten. Sie gibt Empfehlungen zu den Problemkreisen "Sport- und Schwimmunterricht", "Klassenfahrten", "Sexualerziehung" sowie zur "Konfliktprävention und -intervention durch Vernetzung". Die Stellungnahme steht auch in türkischer und arabischer Sprache auf der Homepage des Interkulturellen Rates zum Download bereit. Die deutsche Fassung kann als Faltblatt kostenlos angefordert werden. (esf)

Bezug: 
Groeben-Stiftung, c/o Interkultureller Rat in Deutschland e.V., Goebelstraße 21, 64293 Darmstadt, Tel.: 06151/33 99 71, Fax: 06151/3919740, info@interkultureller-rat.de, www.interkultureller-rat.de 

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Die Jugend-
migrationsdienste der Caritas

Die ehemaligen Jugendgemeinschaftswerke des Caritasverbandes, deren Arbeitsfeld jahrzehntelang in der Begleitung von jungen Flüchtlingen und Aussiedler lag, haben sich zum Jahr 2001 durch die Zielgruppenöffnung auf alle jungen Menschen mit Migrationshintergrund hin verändert. Den neu entstandenen Jugendmigrationsdiensten (JMD) wurde durch das Zuwanderungsgesetz und die neuen Grundsätze des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) der Rahmen für die künftige Ausrichtung der Arbeit vorgegeben. Die Dienste sind aufgefordert, neu eingereiste Jugendliche zu beraten sowie ihren Integrationsprozess zu fördern und zu begleiten. In einem im Juni 2005 erschienenen 34-seitigen Sonderdruck der Zeitschrift "neue caritas" (Heft 11, 106. Jahrgang) werden die "Jugendmigrationsdienste in katholischer Trägerschaft" vorgestellt. In den einzelnen Beiträgen werden die geleistete Arbeit und die Entwicklungen im Bereich der JMD aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. (esf)

Bezug: 
Deutscher Caritasverband, Referat Migration und Integration, PF 420, 79004 Freiburg, Tel.: 0761/200-361, Fax: -211

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Liebe ohne Grenzen

In Deutschland ist jede sechste Ehe eine binationale Verbindung, und jedes vierte Kind, das geboren wird, hat Eltern unterschiedlicher Nationalität. Allgemeine Vorstellungen gehen davon aus, dass binationale Paare aufgrund gravierender kultureller Unterschiede keinen dauerhaften Bestand haben. So bekommen die Unterschiede einen höheren Stellenwert als die Gemeinsamkeiten. Dass sehr viel mehr dahinter steht, davon berichtet die vom iaf herausgegebene Zeitschrift "informationen" mit dem Schwerpunkttitel "Partnerwahl - Variationen zu einem (un)politischen Thema". In den Artikeln werden Statistiken, individuelle Erfahrungen mit binationalen Partnerschaften und Unterschiede in den Kulturen vorgestellt. Es geht um Hochzeitsrituale in verschiedenen Kulturen, um arrangierte Ehen in der heutigen Zeit und um die beschwerliche Partnersuche.

Der Verband binationaler Familien und Partnerschaften iaf e.V. ist seit über 30 Jahren Ansprechpartner für die Anliegen von Paaren und Familien, die einen binationalen/bikulturellen Alltag haben. Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich. (mg)

Bezug: 
iaf e.V., Ludolfusstr. 2-4, 60487 Frankfurt a.M., Tel.: 069-7137560, www.verband-binationaler.de 

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"Salbei für die Seele" - Interkulturelle Gärten

Interkulturelle Gärten sind das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe Juli/August 2005 der Zeitung "Contraste". Vorgestellt werden interkulturelle Gärten in München und Dessau, Fördermöglichkeiten über die Stiftung Interkultur, interkulturelle Gärten als Sozialräume des Empowerment und ein Forschungsnetzwerk zum Thema. Durch die Ausgabe zieht sich der Grundgedanke, dass mit diesen Gärten "Wege aus der Exklusion" gegangen werden können und dass der ressourcenorientierte Ansatz der Eigenversorgung und Eigeninitiative ein hohes Integrationspotenzial bietet. (esf)

Bezug: 
Contraste, Postfach 104520, 69035 Heidelberg, Tel.: 06221/162467

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Eine Million neue Deutsche

Zur Neuauflage der Broschüre "Wie werde ich Deutsche/r?" erklärte die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck, am 21. Juni 2005: "Die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts war und ist ein wichtiger integrationspolitischer Schritt. In den letzten fünf Jahren wurden aufgrund des neuen Einbürgerungsrechts mehr Menschen eingebürgert als in den 20 Jahren vor der Reform. Bis zum heutigen Tag dürfte die Zahl der Eingebürgerten über 800.000 liegen. Hinzu kommen über 200.000 Kinder ausländischer Eltern, die seither aufgrund des Geburtsrechtes die deutsche Staatsangehörigkeit erwarben." Damit seien über eine Million Menschen durch das neue Recht zu deutschen Bürgerinnen und Bürgern geworden. Dies sei, so Beck, ein wichtiger Beitrag zur rechtlichen Integration, aber auch zur politischen Teilhabe an der deutschen Gesellschaft. Die "Kluft zwischen Wohnbevölkerung und Staatsvolk" beginne sich zu schließen. Nach Auffassung der Integrationsbeauftragten sollte dieser integrationspolitische Weg weiter gegangen werden: "Angesichts rückläufiger Einbürgerungen und einer recht unterschiedlichen Einbürgerungspraxis in den Ländern brauchen wir in unseren Städten und Gemeinden ein einbürgerungsfreundliches Klima, das Einbürgerungen befördert und aktiv über die Möglichkeiten des Erwerbs der deutschen Staatsbürgerschaft informiert."

Die aktualisierte Broschüre "Wie werde ich Deutsche/r" informiert Einbürgerungsinteressenten über die verschiedenen Wege zum deutschen Pass. Weitere Informationen bietet die Website www.einbuergerung.de. Die Broschüre ist kostenlos erhältlich und kann über die Website bestellt werden. Weitere Informationen zu Einbürgerungszahlen finden sich unter "Daten und Fakten" auf der Website www.integrationsbeauftragte.de. (esf)

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Unterstützung von Roma in der EU

Ausgabe 16 (Juni 2005) der von der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) herausgegeben englischsprachigen Zeitschrift "Equal voices" widmet sich auf 35 Seiten dem Schwerpunkt "Policy-making for Roma in the European Union". Vorgestellt werden neben Antidiskriminierungsaktivitäten, Maßnahmen des Europarates und einer Studie zur Bildungssituation auch die neue Kategorie für Filme über Roma des deutschen CIVIS-Preises. (esf)

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Neuer Newsletter "Europa:Mobil"

Mit der Doppelausgabe Mai/ Juni 2005 des Newsletters "Akzeptanz:Europa" stellt das Kompetenzzentrum Migration & Qualifizierung beim DGB Bildungswerk seinen Europa-Newsletter in der vorliegenden Form ein. Der Grund ist eine Streichung der Förderung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bzw. das Bundesinnenministerium im Januar 2005. Nach Einstellung des Newsletters Akzeptanz:Europa erscheint seit August 2005 unter dem Titel "Europa:Mobil" jedoch ein neuer Newsletter zum Thema Europa. Herausgeber ist die IQ Consult. Im Mittelpunkt stehen Fragen der Mobilität von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Europäischen Union und damit zusammenhängend deren Integration in den europäischen Arbeitsmarkt bzw. in die noch bestehenden nationalen Arbeitsmärkte. Europa Mobil ist Teil der Entwicklungspartnerschaft "Pro Qualifizierung", bei der die IQ Consult mit Partnern in Italien und Spanien zusammenarbeitet. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des IQ Netzwerkes vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit und von der Bundesagentur für Arbeit sowie von Gemeinschaftsinitiative Equal aus Mitteln des Europäischen Soziafonds. Der Newsletter kann bestellt werden über die homepage des DGB Bildungswerks: http://www.migration-online.de/
aboletter._X19pbml0PTEmcGlkPTYw_.html
. (esf)

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"Gefährlich fremd"? Zum Umgang mit den Medien

Das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (IDA) hat 2004 einen Flyer veröffentlicht, der sich der Thematik antidiskriminierender Berichterstattung und des kritischen Umgangs mit Medien widmet. Der Flyer thematisiert die problematische Berichterstattung in den Medien über Menschen mit Migrationshintergrund und gibt Beispiele und Erläuterungen zur kritischen Lektüre von Medienberichten. Geschrieben von einem Mitarbeiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung, der sich schon lange mit der Rolle der Medien im Integrationsdiskurs beschäftigt, bemüht sich der Text trotz der Komplexität der Thematik, so klar und einfach wie möglich den Gebrauch und die Auswirkung von Vorurteilen, Stereotypisierungen und diskriminierenden Äußerungen in den Medien, auch auf den Alltag, darzustellen. Der Flyer beschäftigt sich dabei mit den Fragen, wie Medien Realitäten erzeugen (können), wie sich die Bedeutung von Worten je nach kontextuellem Gebrauch verändert, welchen Einfluss Kollektivsymbole bei der Berichterstattung haben und wie man hinter vermeintlich sachlicher Berichterstattung, beispielsweise über Straftaten, ausgrenzendes und stigmatisierendes Verhalten finden kann. Weiterhin geht der Flyer auf den Einfluss der Medien auf den alltäglichen Sprachgebrauch ein und gibt Tipps, wie Medien kritisch gelesen werden können. Durch die verschiedenen Ebenen der medialen Sprache, die der Flyer anspricht, den Rekurs auf den Alltag sowie die abschließenden Tipps, eignet er sich als begleitendes Seminarmaterial für den Einsatz in der Schule und der Jugendarbeit.

Dr. Stephan Bundschuh, IDA e. V.

Bezug: 
IDA e.V. Volmerswerther Str. 20, 40221 Düsseldorf, Tel: 0211/159255-5, Fax: -69, info@IDAeV.de 

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Belletristik

Antonio im Wunderland

Man kann sich dem Thema "Gastarbeiter" durchaus auf äußerst unterhaltsame Art nähern: Jan Weilers kürzlich bei Kindler erschienener zweiter Roman "Antonio im Wunderland" setzt die 2003 mit "Maria, ihm schmeckt's nicht" begonnene Geschichte über ein italienisches Gastarbeiterschicksal in Deutschland fort. In bewährt witziger Form erhält der Leser aufschlussreiche Einblicke in die tägliche Realität des interkulturellen Zusammenlebens und erfährt, wie sich die inzwischen ins Rentenalter gekommene Hauptfigur Antonio Marcipane den lang gehegten Traum einer Amerikareise erfüllt - noch mehr Stoff für kulturkonfliktträchtige Anekdoten. Der Autor, der mit seiner italienischen Frau und zwei Kindern in Bayern lebt, kann auf seinen eigenen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen, wenn er aus der Perspektive des deutschen Schwiegersohns erzählt. Doch nicht nur die Lachmuskeln werden strapaziert, das Buch regt auch immer wieder zum Nachdenken an. (skc)

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Bosch-Stiftung legt "Türkische Bibliothek" auf

Mit einer auf mehrere Jahre angelegten "Türkischen Bibliothek" will die Robert-Bosch-Stiftung zusammen mit dem Zürcher Unionsverlag Meilensteine der türkischen Literatur von 1900 bis heute einer breiteren Leserschaft in Deutschland näher bringen. Das Projekt wurde am 31. August 2005 in Berlin vorgestellt. Bis zum Jahr 2009 sind insgesamt 20 Bände geplant; die ersten drei von Leyla Erbil, Ahmet Ümit und Tevfik Turan erschienen im August. Der Schwerpunkt der Edition soll auf Autoren liegen, "die der deutschsprachigen Leserschaft noch nicht angemessen zugänglich sind". Die Spannweite der Romane, Autobiografien, Kurzgeschichten, Gedichte und Essays reiche von bereits klassischen Werken des 20. Jahrhunderts bis hin zu aktuellen Veröffentlichungen der jüngsten Generation, die zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt werden, hieß es bei der Präsentation. Die Bosch-Stiftung hat bereits eine "Polnische Bibliothek" und eine "Tschechische Bibliothek" herausgegeben. (esf)

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Stevenson: Emigrant aus Leidenschaft

An Bord eines Auswandererschiffes, zehn Tage auf einem "kleinen eisernen Landhoch über dem Meeresboden", reiste Robert Louis Stevenson 1879 von Glasgow nach New York. Während sich der Atlantik weitet, registriert und beschreibt der schottische Autor, der durch seinen Roman "Die Schatzinsel" bis heute bekannt ist, die Enge des Zwischendecks. Mit scharfem Blick, liebevollem und mit Humor beobachtet er, wie sich die einfachsten Menschen entfalten und sinnt über das Leben nach. Sein literarischer Reisebericht "Emigrant aus Leidenschaft", erschienen Anfang 2005 im Züricher Manesse Verlag, spürt dem Schicksal, den Hoffnungen und Enttäuschungen der europäischen Auswanderer nach Nordamerika nach. Auf die Überfahrt folgt eine lange Bahnreise quer über den Kontinent. Das 318-seitige Buch kostet 17,90 Euro. (esf)

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Ausstellungen / Tagungen / Produkte

"Projekt Migration"

Das „Projekt Migration“ wurde von der Kulturstiftung des Bundes mit dem Ziel initiiert, Migration als eine zentrale Kraft gesellschaftlicher Veränderung sichtbar zu machen. Träger ist der Kölnische Kunstverein, der mit den Projektpartnern DOMiT, Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland, dem Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Frankfurt/Main und dem Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst, ics/HGK Zürich, in einer fast dreijährigen Forschungs-, Entwicklungs- und Vernetzungsarbeit u.a. eine Ausstellung produziert hat, die vom 30.9.2005 - 15.1.2006 an verschiedenen Orten im Zentrum Kölns stattfinden wird.

Diese Ausstellung stellt die gesellschaftsverändernden Wirkungen von Migration in den Mittelpunkt und zeigt ein von ihr mitgestaltetes Deutschland und Europa. Die Perspektive auf die Arbeitsmigration der Nachkriegszeit begegnet, kreuzt und überschneidet sich mit der Perspektive auf die neuen Bedingungen und die neue Präsenz der Migration seit 1989: eine simultane Anordnung, die neue Entdeckungen über Zeithorizonte hinweg ermöglicht.

Aus der Betrachtung der Geschichte und der Gegenwart heraus stellt die Ausstellung die Frage nach dem Zukunftspotenzial, dem utopischen Moment und den Visionen, die Migration entwirft. Dazu gehören Fragen nach einer neu verfassten europäischen Identität, einer postnationalen „Staatsbürgerschaft“ und generell die Frage nach einem kosmopolitischen Blick auf die sich um uns und mit uns bewegenden Verhältnisse.

Grundlage der Ausstellung bilden die sozial- und kulturhistorischen Recherchen von DOMiT, die künstlerische Produktion und wis-senschaftliche Forschung von TRANSIT MIGRATION sowie die künstlerischen Arbeiten, die durch den Kölnischen Kunstverein beauftragt und recherchiert wurden. In der Ausstel-lung werden die Ergebnisse der Forschung in einen aktiven Dialog mit zeitgenössischer Kunstproduktion gebracht. Die umfangreiche Dokumentensammlung und die Forschungsergebnisse, die das „Projekt Migration“ für die Ausstellung erarbeitet hat, könnte die Basis für ein Dokumentationszentrum für Migration in Deutschland sein.

Ein mehrsprachiges Vermittlungsprogramm wird in die verschiedenen Perspektiven und methodischen Zugänge der Ausstellung einführen. Es erscheint eine umfassende vielsprachige Publikation mit fotografischem und künstlerischem Bildmaterial, Essays, Grundlagentexten, Interviews, Dokumenten und Manifesten.

Claudia Jericho, Projekt Migration

Info: www.projektmigration.de 

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50 Jahre Anwerbung

Berlin. Im Herbst dieses Jahres zeigt das Kreuzberg-Museum anlässlich des 50. Jahrestages des ersten Anwerbeabkommens eine Reihe von Filmen, Kurzfilmen und Dokumentationen zum Thema. Darunter befinden sich namhafte Künstler wie der Regisseur Fatih Akin mit seiner persönlichen Familien-Dokumentation "Wir haben vergessen zurückzukehren" oder Tuncel Kurtiz mit dem Dokumentarfilm "E 5 - Die Gastarbeiterstraße". An 5 Abenden zwischen dem 14. Oktober und dem 9. Dezember stellt Johanna Keller ihre Auswahl vor. (mg)

Infos: www.kreuzbergmuseum.de,
Tel.: 030-50585233

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Odyssee nach Europa

Berlin. Die Werkstatt der Kulturen in Berlin zeigt vom 19.-23. Oktober das Theaterprojekt "Avrupa - Die Spur in den schlammigen Feldern, drüben wo die Lichter brennen". Das Projekt von Hüseyin Michael Cirpici erzählt von einer abenteuerlichen und gefahrvollen Odyssee von Kleinasien bis Avrupa (Europa). Fünf Brüder gründen zu Beginn des letzten Jahrhunderts zum Schutz vor ethnischer und religiöser Verfolgung im türkischen Taurusgebirge ein Familiendorf. Im Laufe der Zeit verlassen einige Männer die Gemeinde, um im Ausland zu arbeiten. Meist holen sie die Familie nach. So und anders finden über viele Irrwege und Stationen die ehemaligen Dorfbewohner zu den Haupstädten Europas. Doch auch die Lebenssituation im Taurusgebirge ändert sich: lebte die Gemeinschaft früher noch ohne Strom, verfügen die Bewohner heute über Solarenergie und TV. Einhundert Jahre nach der Gründung des Dorfes leben dessen Töchter und Söhne als interkulturell kompetente Künstler, Pädagogen oder Kaufleute in Berlin, London und Paris, um jeden Sommer zu ihrem Ursprungsort, der Quelle ihrer kulturellen Identität zurückzukehren. (mg) 

Karten: 12,-/8,- Euro, www.werkstatt-der-kulturen.de, Tel.: 030-609770-0

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Neukölln im Gespräch

Am 19. April 2005 diskutierten über dreihundert Personen aus dem Berliner Einwanderungsbezirk Neukölln in der Werkstatt der Kulturen die Probleme und Perspektiven ihres Bezirks. Veranstalter des Bürgerforums war der Beauftragte für Integration und Migration in Kooperation mit der Bürgerstiftung Neukölln i.G. und radiomultikulti-rbb. Die behandelten Themenfelder betrafen fast alle Lebensbereiche - von Arbeit und Wohnumfeld über Kultur, Frauen und Familie bis Gesundheit. Es ging um Probleme - aber auch um Lösungsansätze und Aktivitäten. Vom Bürgerforum gingen Impulse aus, die inzwischen zu weiteren bürgerschaftlichen Aktivitäten im Bezirk geführt haben.

In einer im Juni 2005 vorgestellten 90-seitigen, vom Beauftragten des Senats für Integration und Migration herausgegebenen Dokumentation sind die Ergebnisse des Bürgerforums zusammengefasst. Die Dokumentation ist kostenlos als pdf-Datei unter: www.berlin.de/auslb zu erhalten. Die gedruckte Fassung ist für eine Schutzgebühr von 3,-€ (plus Versandkosten) erhältlich. (esf)

Bezug: 
Integrations- und Migrationsbeauftragter des Senats, Potsdamer Str. 56, 10785 Berlin, Tel. 9017-2351, E-mail: integrationsbeauftragter@
auslb.verwalt-berlin.de
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Erinnerungskarten mit türkischen Weisheiten

Die Arbeiterwohlfahrt Bezirk Westliches Westfalen hat im Rahmen eines Projektes Demenz und Migration, das von der Stiftung Wohlfahrtspflege des Landes NRW gefördert wird, im Sommer 2005 sogenannte Erinnerungskarten mit türkischen Weisheiten für die Arbeit mit demenziell erkrankten türkischen Menschen vorgelegt. Über die Karten ist einerseits Gedächtnistraining und Aktivierung möglich, andererseits kann über sie der Versuch unternommen werden, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Die türkischen Weisheiten ähneln unseren Sprichworten und lassen sich sinngemäß auch in analoge deutsche Sprichwörter übertragen (die "Übersetzung" liegt den Karten bei). Ihnen kommt jedoch in der türkischen Lebensweise und Alltagssprache eine viel höhere Bedeutung zu als Sprichworten in Deutschland. Insofern besteht eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass auch demenziell erkrankte Menschen sich an sie erinnern können. Mit Hilfe dieser Karten kann also der Versuch unternommen werden, mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen, in dem man sie mit der ersten Hälfte einer Weisheit konfrontiert und sie bittet, den Spruch zu vervollständigen. Der zweite Teil des Spruchs befindet sich dann zur Hilfestellung auf der Rückseite der Karte. Die Arbeiterwohlfahrt geht davon aus, dass die Karten für viele erkrankte Migranten eine gute Zugangs- und Beschäftigungsmöglichkeit darstellen. (esf)

Bezug: 
AWO Bezirk Westliches Westfalen e.V., Kronenstr.63-69, 44139 Dortmund, Kontakt: Frau Coktas, Tel. 0231-5483-123; Email coktas@awo-ww.de 

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DönerPost und Döner-Quartett

Quartettspielen einmal anders: Statt den Mitspielern die zum Quartett fehlenden Rassekatzen, Pferde oder Autos durch geschicktes Fragen oder höhere PS-Zahlen abzuluchsen, geht es in einem neuen Quartett darum, Trumpfkarten mit den Qualitäten "saulecker" oder "extra scharf" einzusetzen. Das Berliner Dönerbuden-Quartett bietet mit 32 Blatt vom "Chicken King Neco" bis zum "Ankara Grill" nur einen geringen Teil der schätzungsweise 1.300 Dönerbuden in der Hauptstadt, dafür handelt es sich um etwas aus dem Rahmen fallende Imbisshäuser. Kriterien zum Übertrumpfen der Mitspieler sind zum Beispiel die Zahl der Brüder des Inhabers (Höchstwert: 11), der Preis eines Döners oder auch die Entfernung nach Istanbul. Ausgedacht haben sich das 2004 vom "Die Gestalten Verlag" produzierte Quartett die Hannoveraner Designfirma Pool 72 und Michael Füsslin (ISBN 3-89955-049-8). Wenngleich etwas auf Klischees herumgeritten wird, kann das schön bebilderte Werk doch als (politisch) korrekt eingestuft werden.

Mit deutlich seriöserem Anstrich erscheint seit Sommer 2005 die Zeitschrift "DönerPost". Es handelt sich um ein gemeinsames Produkt der Arbeitsgemeinschaft türkischer Unternehmer und Existenzgründer e.V. (ATU) mit der türkischen Zeitung "Post". In der in Hamburg erstellten DönerPost erhalten Interessierte nicht nur Interessantes über das 1971 in Berlin erfundene Fast-Food-Produkt, sondern auch Informationen über das aktuelle Schulungsangebot der ATU für Einzelhändler, die mit Fleisch handeln wollen sowie über das geplante Angebot der Fleischer Innung für die Döner-Branche. (esf)

Bezug:

www.doenerberlin.de

ATU e.V., c/o Handelskammer Hamburg, Alter Wall 38, 20457 Hamburg, Tel.: 040/23687192, Fax: - 93, info@atu-ev.de, www.atu-ev.de

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