Integration in Deutschland 3/2005, 21.Jg., 20. September 2005

STATISTIK

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


50 Jahre Zuwanderung

Lange Zeitreihen

In der Langzeitbetrachtung der Zuwanderung nach Deutschland seit 50 Jahren zeigen sich insbesondere mit Blick auf Einbürgerung und Beschäftigung interessante Entwicklungen.

Steigende Einbürgerungen

Die Zahl der Einbürgerungen ist seit Ende der 1980er-Jahre stark gestiegen. Zu unterscheiden sind hier jedoch die Einbürgerungen von seit vielen Jahren in Deutschland lebenden Ausländern von der statistischen Kategorie "sonstige Einbürgerungen", bei der es sich überwiegend um Einbürgerungen von Deutschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit (Spätaussiedler) handelt. Entsprechend wurde diese letztere Kategorie in der Grafik vereinfacht als "Spätaussiedler" bezeichnet. Seit 2000 gibt es diese statistische Differenzierung nicht mehr, da Spätaussiedler nach § 7 des überarbeiteten Staatsangehörigkeitsgesetzes die deutsche Staatsangehörigkeit automatisch erwerben, sobald ihnen die Bescheinigung nach § 15 des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes nach der Einreise in Deutschland ausgestellt wird. Sie werden nicht mehr wie in den Jahren zuvor als "Eingebürgerte" erfasst. Daher geht die Summe der Einbürgerungen seit fünf Jahren zurück.

Der Blick auf einzelne Nationalitäten zeigt, dass bis 1990 Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien mit jährlich bis zu 3.000 Einbürgerungen besonders "einbürgerungsfreudig" waren. Seit 1991 liegen hingegen die Türken mit jährlich stetig ansteigenden Einbürgerungszahlen (1990: 2.034, 1995: 31.578) an der Spitze dieser Statistik. 1999 wurde mit 103.900 die höchste Zahl der Einbürgerungen von Türken erreicht, seitdem gehen die Zahlen wieder zurück auf 44.465 im Jahr 2004. Zum Vergleich: die größte Zahl eingebürgerter Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien wurde 2001 mit 19.722 erreicht. Die Einbürgerungszahlen anderer wichtiger Anwerbenationalitäten liegen weit unter diesen Werten: durchschnittlich haben sich in den letzten 20 Jahren jährlich 100 bis 300 Spanier und Portugiesen, 300 bis 1.500 Griechen, 500 bis 2.000 Tunesier sowie 2.000 bis 5.500 Marokkaner einbürgern lassen.

Insgesamt erreichten die Einbürgerungen mit dem neuen Staatsangehörigkeitsgesetz im Jahr 2000 mit knapp 186.700 einen Höchsttand. Seitdem nahm ihre Zahl auf hohem Niveau ab. Die Zahl der sonstigen Einbürgerungen (v.a. Spätaussiedler) erreichte bereits 1995 mit gut 241.600 ihren Höchststand und sank danach ebenfalls kontinuierlich. Insgesamt sind von 1967 bis 2004 fast 4 Millionen Zugewanderte eingebürgert worden, wobei unter Hinzuziehung der statistisch seit 2000 nicht mehr ausgewiesenen Spätaussiedler dieser Wert bei gut 4,5 Millionen liegen dürfte. Unter integrationspolitischen Gesichtspunkten wird dieser Gruppe zunehmend hohe Bedeutung beigemessen.

Sinkende Beschäftigungsquoten

Zwischen 1955 und 1968 stieg in der Folge der Anwerbevereinbarungen die Ausländerbeschäftigung von 80.000 (Mitte 1955) auf 2,6 Mio. im Herbst 1973. Seit dem Anwerbestopp am 23. November 1973 sank die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zeitweilig auf unter 2 Millionen, Mitte der 1980er-Jahre sogar auf Werte um 1,5 Millionen. In dem Maße, in dem auch Migranten aus anderen Herkunftsländern nach Deutschland kamen, stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer vor allem von 1988 bis 1993 auf rund 2,2 Mio. an, sank dann aber bis heute wieder auf rund 1,95 Mio.

Die Betrachtung nach Nationalitäten zeigt, dass bis 1970 die Italiener das größte Kontingent an Beschäftigten stellten, dann von den Jugoslawen und Türken jedoch an Bedeutung übertroffen wurden. Von den 2004 gut 1,8 Millionen ausländischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren rund 500.000 Türken, 280.000 Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien und 190.000 Italiener.

Der Anteil der Ausländer an allen Beschäftigten sank von Werten zwischen 9 % und 10 % in den 1980er-Jahren seit 1996 stark ab auf heute unter 7 %. Hierbei ist zwar die steigende Zahl ausländischer Selbstständiger sowie Eingebürgerter zu berücksichtigen, insgesamt verdeutlichen die Beschäftigtenzahlen jedoch - gerade im Vergleich zur Gesamtzahl der Ausländer, dass viele unqualifizierte Migranten Opfer des Strukturwandels geworden sind. Im Hinblick auf den zunehmenden Bedarf an Fachkräften wird die berufliche Qualifikation der ausländischen Arbeitnehmer und die Verbesserung der Ausbildungssituation junger Zuwanderer immer wichtiger.


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

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Schily: Zahl der Asylanträge auf Rekordtief

 

Berlin. Im ersten Halbjahr 2005 wurden in Deutschland 14.428 Asylerstanträge gestellt. Damit ist die Zahl der Asylbewerber im Vergleich zum 2. Halbjahr 2004 noch einmal um 2.497 Personen (-14,8 %) gesunken. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, dem ersten Halbjahr 2004, ging die Zahl der Asylbewerber um 4.254 Personen (-22,8 %) zurück. Hierzu erklärt Bundesinnenminister Otto Schily: "Seit Beginn meiner Amtszeit hat sich ihre Zahl von 100.421 im Jahr 1998 auf 34.560 im Jahr 2004 kontinuierlich verringert. Dies ist auf die erfolgreiche Politik der Bundesregierung zurückzuführen". Zum einen habe sie durch ihr internationales Engagement zur Stabilisierung zahlreicher Krisengebiete und zur Eindämmung von Flüchtlingsströmen beigetragen. Eine gezielte Verbesserung der Lebensverhältnisse vor Ort habe viele Bürger beispielsweise aus Serbien und Montenegro oder Afghanistan veranlasst, in ihrer Heimat zu bleiben. Zum anderen sei der stetige Rückgang der Bewerberzahlen das Resultat einer erfolgreichen Zuwanderungspolitik, "die den Missbrauch des Asylrechtes konsequent bekämpft und einen raschen Vollzug der Ausreisepflicht ermöglicht". Mit dem Zuwanderungsgesetz sei zudem erstmals eine wirksame Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung nach Deutschland durchgesetzt worden.

Die Hauptherkunftsländer in der Zeit von Januar bis Juni 2005 waren Serbien und Montenegro (mit 2.942 Personen), die Türkei (1.563), die Russische Föderation (907) und der Irak (827). Würde man freilich die Nachfolgestaaten der UdSSR als ein "Land" ansehen, so wäre dieses das Hauptherkunftsland. Auch im Juli 2005 setzte sich der rückläufige Trend fort: Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gingen 2.150 Asylerstanträge ein. Damit sank die Zahl der Asylbewerber im Vergleich zum Juni 2005 um 137 Personen (-6 %). Gegenüber dem Vorjahresmonat Juli 2004 ging die Zahl der Asylbewerber um 757 Personen (-26 %) zurück. (esf)

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Weiter rückläufiger Aussiedler-Zuzug

 

Berlin. Im ersten Halbjahr 2005 sind 21.790 Spätaussiedler einschließlich ihrer einreiseberechtigten Familienangehörigen in die Bundesrepublik Deutschland zugezogen. Das sind 20 % weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (27.104), teilte der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Hans-Peter Kemper, Mitte Juli 2005 mit. Im Juni 2005 wurden 4.607 Personen registriert, dies sind 1.390 Personen oder 23 % weniger als noch im Juni 2004. Auch bei den Aufnahmeanträgen bestätigt sich der rückläufige Trend. Mit 11.110 wurden im ersten Halbjahr 2005 rund 32 % weniger Anträge als im vergangenen Jahr gestellt. Bis zum 30. Juni 2005 wurden 120 Familienangehörige von Spätaussiedlern zu einem seit Jahresbeginn auf Grund des Zuwanderungsgesetzes notwendigen Sprachstandstest eingeladen. Von ihnen leisteten nur 83 Personen der Einladung Folge. Lediglich 22 Personen haben den Sprachstandstest bestanden. Dazu sagte Kemper: "Alle Familienangehörigen sollten unbedingt im Herkunftsgebiet einen Sprachkurs absolvieren, um unnötige Verzögerungen im Aufnahmeverfahren oder sogar Familientrennungen zu vermeiden". (esf)

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Jeder dritte Türke eingebürgert

 

Nach den am 20. Juli 2005 durch das Statistische Bundesamt bekannt gegebenen Einbürgerungszahlen für das Jahr 2004 hat sich die Zahl der Türkinnen und Türken in der Bundesrepublik mit deutschem Pass auf insgesamt 840.000 erhöht. Damit ist fast jeder dritte der 2,6 Mio. türkischstämmigen Menschen zwischen Alpen und Nordsee eingebürgert. Den Angaben zufolge wurden im Jahre 2004 44.465 Personen türkischer Herkunft eingebürgert. Nach einem starken Anstieg seit 1991 und einem leichten Rückgang 1997, dem wiederum ein starker Anstieg und ein Höchststand im Jahre 1999 folgte, ist seit dem Jahr 2000 nun zum fünften Mal in Folge ein Rückgang der Einbürgerung türkeistämmiger Migranten zu verzeichnen.

Der Direktor des Zentrums für Türkeistudien (ZfT), Faruk Sen, sieht mehrere Ursachen für die jährlich sinkenden Einbürgerungszahlen: "Zum Teil macht sich in der Statistik sicherlich ein gewisser Sättigungseffekt bemerkbar. Zudem ist aber die Verunmöglichung der doppelten Staatsbürgerschaft seit 2000 noch immer ein Hindernis für viele, da sie nach Aufgabe der türkischen Staatsangehörigkeit Nachteile in der Türkei befürchten, etwa beim Erbrecht." Hauptmotive der Türkinnen und Türken für die Einbürgerung sind nach Einschätzung des ZfT rechtliche Vorteile und Aufenthaltsicherheit (77% von durch das ZfT befragten Eingebürgerten nannten dieses Motiv) und die politische Partizipation (73%).

Die Zahlen im Einzelnen: Insgesamt waren Ende 2004 bundesweit rund 665.000 türkische Migranten eingebürgert. Dies entspricht mehr als einem Viertel (27%) der gesamten türkeistämmigen Bevölkerung in Deutschland. Zusätzlich zu diesen müssen zu den Deutschen türkischer Herkunft noch die Kinder türkischer Eltern, die in Deutschland geboren werden und seit dem Jahr 2000 die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten, hinzu gerechnet werden. Dies sind rund 35.000 Kinder pro Jahr, also seit dem Jahr 2000 bis Ende 2004 rund 175.000 Kinder. Die Zuweisung der deutschen Staatsbürgerschaft bei in Deutschland geborenen Kindern türkischer Eltern erfolgt ohne gesonderten Antrag. Sie taucht daher auch nicht in den Statistiken zur Einbürgerung auf. Damit summiert sich die Gesamtzahl der deutschen Staatsbürger türkischer Abstammung Ende des Jahres 2004 auf rund 840.000.

Nach den aktuellsten Daten des Statistischen Bundesamtes (Stichtag 31.12.2004, nach der Bereinigung des Ausländerzentralregisters) leben in der Bundesrepublik 1.764.318 türkische Staatsbürger. Insgesamt leben somit gegenwärtig in der Bundesrepublik etwa 2,6 Mio. Menschen türkischer Abstammung.

Dirk Halm, ZfT

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Strukturdaten und Integrations-
indikatoren

 

Im Frühsommer 2005 hat das Statistische Bundesamt die Publikation "Strukturdaten und Integrationsindikatoren über die ausländische Bevölkerung in Deutschland 2003" herausgegeben. Mit der 166-seitigen Veröffentlichung wird ein statistisches Gesamtbild über die ausländische Bevölkerung in Deutschland dargestellt. Dafür wurden Daten zu Ausländerinnen und Ausländern aus verschiedenen Bereichen der amtlichen Statistik und aus Geschäftsstatistiken weiterer Institutionen - wie dem Bundesverwaltungsamt, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und der Bundesagentur für Arbeit - ausgewählt und zusammengestellt. Die Daten beschreiben die Situation der ausländischen Bevölkerung in verschiedenen Lebensbereichen und vergleichen sie - soweit möglich - mit der Situation der deutschen Bevölkerung. Neben Daten zu demografischen und familiären Strukturen von Ausländerinnen und Ausländern finden sich auch Informationen über Zu- und Fortzüge, Wohnverhältnisse, Bildungs- und Ausbildungsstruktur, Erwerbstätigkeit, Sozialhilfe und Leistung für Asylbewerberinnen und Asylbewerber, Schwerbehinderung, Straffälligkeit und Einbürgerung.

Darüber hinaus werden Eckdaten zu verschiedenen Migrantengruppen wie SpätaussiedlerInnen sowie AsylbewerberInnen dargestellt. Die Statistiksammlung erschien zuletzt mit Daten zu 2002, erscheint jedoch nicht jährlich, sondern in unregelmäßigen Abständen. Sie kostet 14,50 Euro, kann aber auch unter www.destatis.de als pdf-Dokument heruntergeladen werden. (esf)

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