Integration in Deutschland 4/2005, 21.Jg., 15. Dezember 2005

ARBEITSPLATZ DEUTSCHLAND

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Integration im Vorbeifahren

Fast-Food-Restaurants als Arbeitgeber

Seit den 30er Jahren gibt es sie: die beliebten Restaurantketten aus den USA. Auch in Deutschland haben sie einen Siegeszug erlebt - mit tatkräftiger Unterstützung zahlreicher Arbeitnehmer ohne deutschen Pass. Kein Wunder: Standardisierte Arbeitsabläufe machen Fachkräfte fast überflüssig.

 


Egal aus welchen Land eine McDonalds-Servicekraft kommt, Kundenfreundlichkeit ist oberstes Gebot.

Sie sind Griller, Shaker oder Frittierer: die Angestellten der großen Fast-Food-Ketten. Egal welchen Job sie bei McDonalds, Burger King oder Kentucky Fried Chicken (KFC) machen - jeder Arbeitsschritt ist durchgeplant und an ganz bestimmte Vorschriften gekoppelt. Nicht umsonst setzte der Sozialwissenschaftler George Ritzer bereits vor Jahren die These von der fortschreitenden McDonaldisierung in die Welt. Gerade die standardisierten, auf Effizienz und Berechenbarkeit ausgerichteten Arbeitsprozesse machen umfassende und langwierige Qualifizierungsmaßnahmen weitgehend überflüssig und ermöglichen es ausländischen Arbeitern, in Schnellrestaurants einfach an einen Job zu kommen.

120 Nationen sind vertreten

Stolz berichtet die McDonalds-Unternehmensführung von sich und ihren Franchise-Nehmern, dass in Deutschland Menschen aus 120 Nationen beschäftigt werden und "McDonalds damit einen wesentlichen Beitrag zur Integration leistet." Bei der Auswahl komme es nicht auf die Nationalität, sondern auf Qualifikation und Persönlichkeit an.

Persönlichkeit, um die fließbandförmigen Arbeitsabläufe zu verinnerlichen und sich selbstverständlich den Maschinen, Richtlinien und Vorgehensweisen zu unterwerfen. Der Griller legt die Hamburger von rechts nach links nebeneinander - in sechs Reihen zu je sechs Stück. Und da die beiden ersten Reihen am weitesten von den Heizelementen entfernt sind, wird vorgeschrieben, die dritte Reihe zuerst zu wenden, dann die vierte, fünfte und zum Schluss die beiden ersten. Ein Arbeitsablauf, der nicht neu eingeführt wurde, sondern bereits seit der Eröffnung des ersten Imbissrestaurants in Kalifornien (1937) existiert. Um an der Friteuse beispielsweise keinen Fehler zu machen, muss das Mitglied der so genannten McFamily die Pommes-Frites nach einem Klingelzeichen aus der Friteuse nehmen. Vorher wurde die Zeit elektronisch eingestellt.

Gleichheit auch in der Kleidung

Nicht nur die Angebote und die Aktionen der deutschlandweit 1.262 Restaurants sind gleich, auch die rund 47.000 Mitarbeiter in Deutschland tragen Einheitstracht - egal, ob jemand im Hintergrund agiert, in der Lobby Tabletts einsammelt, im Kämmerchen den Müll sortiert oder an der Kasse steht. Gekauft werden muss die Kleidung nicht. Sie wird, abgesehen von den Schuhen, gestellt.

Einen Unterschied scheint es aber dennoch zu geben: "Ein Einsatz mit persönlichem Kontakt zu den Gästen (zum Beispiel bei der Bestellannahme) setzt gute Deutschkenntnisse voraus", betont McDonalds. Und ergänzt: "Wir unterstützen die ausländischen Kollegen durch die Integration in die Restaurant-Teams in ihrem Bestreben, die deutsche Sprache noch besser zu beherrschen." Dennoch: Der Kassierer aus Indien, die Türkin am Drive In und der Deutsche an der Bestellannahme bekommen die Arbeit auch an der Computerkasse vereinfacht. Statt mühsam alles einzeln einzugeben, reicht ein Tipper auf ein spezielles Symbol und Menü Nummer Fünf ist bestellt.

Dies sind Bedingungen, die nicht nur bei McDonalds, sondern auch in anderen mcdonaldisierten Restaurantketten herrschen. Egal, ob in einem der deutschlandweit 48 KFC-Restaurants oder am KFC Drive - überall wird der gleiche Standard geboten. Um die knusprigen Hot Wings, die zarten Crispy Strips oder die saftigen Sandwichs kümmern sich in den deutschen KFC zu rund 42 % Arbeitnehmer ohne deutschen Pass. Allen voran türkische Arbeitnehmer (6,1 %), dicht gefolgt von Chinesen (5,6 %). Auf Platz vier der Gesamtliste liegen Afghanen, die 2,6 % der Gesamtarbeitnehmer in Deutschland ausmachen. KFC-Mitarbeiter jugoslawischer Nationalität sind zu 1,9 %, iranische Mitarbeiter zu 1,8 % vertreten.

Hinter diesen Zahlen steckt eine bestimmte "personalpolitische Philosophie". YUM!Brands, Inc. (die Restaurantkette, zu der neben KFC beispielsweise auch Pizza Hut zählt) nennt es den "Code of Conduct". Neben dem fairen Umgang ist demnach die "Chancengleichheit in Bezug auf Bewerbung, Einstellung, Entwicklung und Entlohnung ungeachtet von Rasse, Religion, Hautfarbe, Alter, Geschlecht, Behinderung, sexueller Vorlieben, Staatsbürgerschaft oder nationaler Herkunft" oberstes Ziel.

Gleichzeitig ist in den KFC-Firmengrundsätzen die "Aufrechterhaltung einer professionellen, sicheren und diskriminierungsfreien Arbeitsumgebung" festgeschrieben.

Erfolgreiche Bilanzen bei McDonalds und Co.

Dies sind Grundsätze, die den Schnellrestaurants nicht nur eine multi-kulturelle Arbeiterschaft bescheren, sondern auch üppige Beträge. Burger King hat einen Umsatzanstieg von mehr als 8 %, KFC kann immerhin ein Wachstum an Restaurants von knapp einem Prozent verzeichnen und bei McDonalds klingeln die Kassen (mit 2,304 Milliarden Euro erreichen sie einen Rekord-Nettoumsatz und eine Umsatzsteigerung um 1,5 %, und sind damit klarer Marktführer), weil es Kunden und Kritikern mit Salaten und fettreduzierten Speisen entgegenkommt.


Autorin: Kerstin Dillmann

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Murkundis bei Schiesser

 

Frankfurt. "Feinripp mit frischem Sex-Appeal" überschrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 20. November 2005 einen längeren Artikel über die Versuche der Firma Schiesser, gegen das biedere Image altmodischer Feinripp-Unterwäsche anzugehen. Die bekannte Marke soll mit Hilfe eines jungen Designers einen neuen Schub erhalten und Unterwäsche-Modemarken Konkurrenz machen. Den Abschied von der Bravheit der 50er-Jahre einleiten soll Kostas Murkundis. Der in der DDR und später in West-Berlin aufgewachsene Grieche kreierte eine edle Kollektion, von der im Dezember in exklusiven Läden die ersten Stücke verkauft wurden. Von Murkundis, der bei Helmut Lang und dem Diesel-Ableger "New York Industrie" gearbeitet hat, erhofft sich die Radolfzeller Firma einen Umschwung der seit Jahren rückläufigen Umsätze. (esf)

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Klarheit im "Dschungel der Zuständigkeiten"

 

Mainz. Auf eine neue CD-Rom zum Thema "Lernen und Arbeiten in Rheinland-Pfalz - Wegweiser für Zuwanderer" weist die Zeitschrift "Treffpunkt" in ihrer Ausgabe 2/2005 hin. Die CD richtet sich vor allem an Personen, die Migranten auf dem Weg in das deutsche Bildungssystem und bei der Integration in den Arbeitsmarkt beraten. Herausgegeben wurde die CD von "InPact", einem Kooperationsprojekt, das vom rheinland-pfälzischen Sozialministerium und der Landesbeauftragten für Ausländerfragen gefördert wird. Zu den sechs behandelten Themen gehören unter anderem Fragen rund um Schule und Schulabschlüsse, Finanzierungsmöglichkeiten bei der Aus- und Weiterbildung und Fragen des Zugangs von Zuwanderern zum Arbeitsmarkt. (gh)

Bezug: Per Online-Bestellformular: http://www.inpact-rlp.de/publikationen/
online-bestellen.htm
  oder per Email unter info@inpact-rlp.de, Telefon: 06131-28767-15

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QiA: Neue Wege in der Beschäftigungs-
politik

 

Berlin. Einen Perspektivenwechsel in der Arbeitsmarktpolitik für Migrantinnen und Migranten hat Berlins Beauftragter für Integration und Migration, Günter Piening, Mitte November 2005 gefordert. Es werde viel zu viel über Defizite und viel zu wenig über Stärken und Potenziale geredet. "Die Nachfrage nach mehrsprachigem und interkulturell kompetentem Personal wird in den nächsten Jahren in Berlin erheblich steigen. Menschen mit Migrationshintergrund bilden hier ein Zukunftspotenzial, das bisher zu wenig genutzt wird.", erklärte Piening auf der Tagung "Erfolgreiche Beschäftigungspolitik im Gesundheitssektor".

Der Integrationsbeauftragte koordiniert das Modellprojekt "Qualifizierung für interkulturelle Arbeit" (QiA), das durch den europäischen Sozialfonds gefördert wird (EQUAL). Es ist ein Projektverbund aus sechs Trägerorganisationen, der Beschäftigungsmaßnahmen für Migrantinnen und Migranten in Gesundheits- und Pflegeberufen entwickelt und erprobt. Dabei setzt QiA neben der fachlichen Ausbildung auf interkulturelle Kompetenzen. So werden Migrantinnen zu Gemeindedolmetscherinnen ausgebildet, die von Ärzten oder Krankenhäusern abgerufen werden können. Ein anderes Projekt bildet Migrantinnen zu Pflegehelferinnen aus, von denen fast die Hälfte nach Abschluss der Kurse eine Festanstellung fand.

Dabei setzt Piening vor allem auf die spezifischen Fähigkeiten der Migrantinnen: "Bislang ist Integrationspolitik zu sehr auf den Ausgleich von Defiziten von Zuwanderern ausgerichtet. QiA hingegen setze bei den Fähigkeiten arbeitsloser Zuwanderer an wie Sprachkenntnisse oder Wissen über andere Kulturen. Diese interkulturellen Kompetenzen werden in Berlin immer wichtiger. Das gilt insbesondere für den Zukunftsbereich der Gesundheits- und Wohlfahrtspflege, auf den QiA derzeit die Kräfte bündelt."
Berlin hat einen großen Bedarf an interkultureller Kompetenz. Rund 18 Prozent aller Berliner stammen aus dem Ausland. Durch die Alterung der Bevölkerung prognostizieren Experten in dem Dienstleistungssektor Gesundheit und Pflege eine steigende Nachfrage nach Arbeitskräften. Weil auch die Zahl älterer Migrantinnen und Migranten zunimmt, werden künftig in diesem Bereich interkulturelle Kompetenzen gefragt sein wie nie. Kompetenzen, die vor allem Zuwanderer haben. Auch in anderen Arbeitsbereichen steigt die Nachfrage nach interkulturell ausgebildeten Arbeitskräften.

Mit QiA spricht der Integrationsbeauftragte auch die Arbeitgeber an: Auch sie müssen sich auf die Bedürfnisse einer vielfältigeren und internationaleren Gesellschaft einstellen. Sie sind dazu aufgerufen, die Kompetenzen von Zuwanderern zu nutzen, auf ihre Bedürfnisse einzugehen, sie als potenzielle Kunden zu sehen, kurz - sich interkulturell zu öffnen. Solche Prozesse der interkulturellen Öffnung stößt QiA in Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände erfolgreich an. "Mir selbst ist es seit längerem ein Anliegen, die interkulturelle Öffnung der öffentlichen Verwaltung voranzubringen" erklärte Piening.

John Röhe, Büro des
Integrationsbeauftragten Berlin

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