Integration in Deutschland 4/2005, 21.Jg., 15. Dezember 2005

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AUSSTELLUNGEN

Studien und Sachbücher

Broschüren

Belletristik / Bildbände

Tagungen / Kalender / Ausstellungen / Theater etc.

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Studien und Sachbücher

Illegalität von Migranten: Der Forschungsstand

Nürnberg. "Illegalität von Migranten in Deutschland" - so heißt ein Working Paper der Forschungsgruppe für Migration und Integration. Es bietet eine Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes. Grundlegende Aspekte der Illegalität von Migranten in Deutschland werden dargestellt. Dazu zählten neben dem Forschungsstand auch die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Standpunkte politischer und zivilgesellschaftlicher Akteure zum Umgang mit Illegalität, heißt es in der Vorbemerkung. Außerdem beleuchtet das Papier unter den Stichworten Gesundheitsversorgung, Einschulung von Kindern und illegale Beschäftigung auch solche Fragen näher, die in der Praxis vor Ort eine große Rolle spielen. Die Forschungsgruppe für Migration und Integration ist dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zugeordnet.

Die Working papers sind eine neue Publikationsreihe des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Die veröffentlichten Beiträge sind Arbeitsergebnisse des Referates 220 "Migrations- und Integrationsforschung", das seit der Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes im Januar 2005 besteht. Weitere aktuelle Working papers behandeln die Themen "Die Datenlage im Bereich der Migrations- und Integrationsforschung", "Die alternde Gesellschaft" sowie "Jüdische Zuwanderer in Deutschland". Alle Texte dieser Reihe stehen sowohl gedruckt als auch elektronisch - Download als pdf-Dokument von der Website des Bundesamtes unter www.bamf.de - zur Verfügung. (gh/esf)

Bezug: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Referat 222, Frankenstraße 210, 90461 Nürnberg, Telefon: (0911) 943-4812, Fax: (0911) 9434007 und email: birgit.koller@bamf.bund.de.

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Integration und Gesundheit

Der bundesweite Arbeitskreis "Migration und öffentliche Gesundheit" hat ein neues Positionspapier herausgegeben. Darin geht es um den Zusammenhang zwischen Gesundheitswesen und Integrationsleistung. Die Gesundheit oder Krankheit von Menschen wirke letztendlich auch auf Themen wie Bildung, finanzielle Ausstattung und soziale Einbindung zurück, so die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, die den Arbeitskreis koordiniert. Auf zehn Seiten werden eine Reihe von Empfehlungen mit Handlungsvorschlägen zum gleichberechtigten Zugang zu gesundheitlicher Vorsorge, Beratung und Versorgung für Migranten und Migrantinnen vorgelegt. Der Arbeitskreis ist mittlerweile seit elf Jahren tätig und setzt sich aus den verschiedensten Experten zusammen. (gh)

Link zum aktuellen Positionspapier: www.integrationsbeauftragte.de/
gra/themen/822.php

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Rechtsextremismus im Wandel

Man müsse sich mit dem Thema Rechtsextremismus auch beschäftigen, wenn nicht gerade rechte Wahlerfolge oder Anschläge auf Asylbewerberheime die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zögen, betonte Stefanie Hepper vom Regionalbüro der Friedrich Ebert-Stiftung (FES) in Mainz am 27.10. 2005 zum Auftakt eines Vortrags in Saarbrücken. Bei der Diskussion "Rechts in der Mitte - Wird recht(sextrem)es Gedankengut salonfähig ?" wurde auch gesagt, man dürfe den Gebrauch von Vokabeln wie "Patriotismus" nicht kampflos den Rechtsextremen überlassen. Sonst könnten die Rechten solche Begriffsfelder leicht für sich vereinnahmen, meinte Dr. Reinhard Hopfer von der Universität Magdeburg. Dass die sogenannte "Neue Rechte", die Ende der Sechziger die rückwärts gewandte "Alte Rechte" ablöste, die Französische Revolution als "Sündenfall der Geschichte" betrachte, darauf machte Prof. Dr. Gudrun Hentges von der Fachhochschule Fulda aufmerksam. Grund dieser Ansicht sei die Verkündung der Gleichheit aller Menschen in der Französischen Revolution. Nach Ansicht der Neuen Rechten seien aber alle Menschen entsprechend ihrer Herkunft ungleich.

Auch ein neues Buch hat die FES im Juni 2005 zu diesem Thema herausgegeben. Die zentrale These: Der Rechtsextremismus in Deutschland befindet sich in einem grundlegenden Wandel. Fand er seine Anhänger lange Zeit vor allem in den Mittelschichten, so wird er heute insbesondere für Unterschichten attraktiv - zu diesem Schluss kommt Richard Stöss in seiner Untersuchung "Rechtsextremismus im Wandel". Dessen Themenverlagerung von der Konzentration auf Debatten zum Nations- und Geschichtsverständnis hin zu Arbeitsmarkt- und Sozialfragen, bei Festhalten am Ausländerthema, hat daran wesentlichen Anteil, so der Professor für Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Zumindest vorübergehend gelinge es dem Rechtsextremismus, tiefgreifende ökonomische, soziale und politische Veränderungen und damit einhergehende Ängste und Verunsicherungen für sich zu nutzen, wie zuletzt 2004 Wahlerfolge in Sachsen und Brandenburg zeigten. Die 224-seitige Studie liefert umfassende Informationen zum Rechtsextremismus, seinen Ursachen, seiner Organisation und seiner Programmatik. (esf/gh)

Bezug: Friedrich-Ebert-Stiftung, Abteilung Dialog Ostdeutschland, Hiroshimastr. 17, 10785 Berlin

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Rückkehrförderung und zwangsweise Rückkehr in Europa

Die Förderung der freiwilligen Rückkehr von Arbeitsmigranten in ihre Heimatländer hat in Deutschland Vorrang vor der zwangsweisen Rückführung von Flüchtlingen und abgelehnten Asylbewerbern und wird dementsprechend unterstützt. Als ultima ratio wird jedoch sowohl in Deutschland als auch in anderen Staaten der EU auf Abschiebungen nicht verzichtet. Die von der IOM (International Organization for Migration) im Jahr 2004 veröffentlichte Studie "Return Migration: Policies and Practices in Europe" gibt einen Überblick über die Rückkehrpolitik und -gesetzgebung der 25 gegenwärtigen EU-Mitgliedsstaaten sowie der Schweiz und Norwegen. In dem 402 Seiten starken englischsprachigen Bericht wird in 27 Einzelkapiteln jeweils auf die Hauptzielgruppen der Rückkehrförderung eingegangen und die länderspezifischen Vorgehensweisen, rechtlichen Hintergründe und Zuständigkeiten beschrieben. Ausführliche Statistiken und eine Analyse der Best-Practices runden die Länderberichte ab und zeigen zukünftige Trends auf. (jk)

Bezug: International Organization for Migration (IOM), Publications Unit; 17, route des Morillons, CH-1211 Geneva 19, Switzerland, Tel: +41 22 717 9111, Fax: +41 22 798 6150, E-mail: publications@iom.int 

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"Flüchtlingsfrauen - Verborgene Ressourcen"

Mit Mitteln des Europäischen Flüchtlingsfonds (EFF) hat das Deutsche Institut für Menschenrechte ein empirisches Forschungsprojekt zur beruflichen Situation von Flüchtlingsfrauen durchgeführt, die seit mehreren Jahren mit einem auf Dauer angelegtem Aufenthalt in Deutschland leben. Ziel der Studie war es, Hürden beim Zugang zum Arbeitsmarkt zu identifizieren und konkrete Empfehlungen für deren Abbau zu formulieren. Zwischen Juni 2003 und Mai 2004 befragten die Autorinnen Fadia Foda und Monika Kadur 61 Flüchtlingsfrauen aus 19 Herkunftsstaaten mittels Fragebogen. Um den individuellen Lebenslagen gerecht zu werden, wurden darüber hinaus leitfadengestützte Interviews mit einigen Flüchtlingsfrauen geführt. Auch Experten/innen aus Politik, Zivilgesellschaft, Kirchen und Verbänden wurden interviewt.

Die Erhebungen lassen erkennen, dass im Bereich der Identifikation der mitgebrachten Ressourcen und Qualifikationen Handlungsbedarf besteht. Ein Qualifikationstransfer scheitert bisher häufig an fehlenden Instrumenten zur Überprüfung sachlicher und berufspraktischer Fertigkeiten. Hinzu kommen gesetzliche und strukturelle Hürden, die eine kontinuierliche Verankerung im Arbeitsmarkt erschweren. Folge dessen ist, dass Qualifikationen und Kompetenzen der Flüchtlingsfrauen verborgene Ressourcen bleiben. Die 52 Seiten starke Studie (ISBN: 3-937714-08-1) schließt mit konkreten Empfehlungen zum Abbau von Hemmnissen an politische Entscheidungsträger und staatliche Institutionen, die mit der beruflichen Integration von Flüchtlingsfrauen befasst sind. (jk)

Bezug: Deutsches Institut für Menschenrechte, Zimmerstr. 26/27, 10969 Berlin, Tel.: 030-2593590. Kostenfreie Bestellmöglichkeit oder Download unter www.institut-fuer-menschenrechte.de 

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Die neuen Deutschen

"Ich will auch nie wieder zurück - was heißt hier zurück? Ich bin ja hier geboren." Dieses und andere bemerkenswerte Zitate eingebürgerter Migranten finden sich in der wissenschaftlichen Studie "Die neuen Deutschen. Subjektive Dimensionen des Einbürgerungsprozesses", die in der Buchreihe "Forum Migration" des Europäischen Forums für Migrationsstudien (efms) veröffentlicht wurde. In Band 9 der Reihe wird der Wechsel der Staatsbürgerschaft aus Sicht der Migranten näher untersucht - ein interessanter Ansatz, denn in der bisherigen Forschung spielte diese subjektive Perspektive eine eher untergeordnete Rolle.

Die Autorin Tanja Wunderlich schildert zunächst die objektiven Rahmenbedingungen der Einbürgerung in Deutschland - untersucht werden die aktuellen Rechtsgrundlagen und das derzeitige Einbürgerungsverfahren. Aufbauend darauf wird eine Überblick über den Stand der Forschung zum Thema Einbürgerung und Integration gegeben. Nachdem der theoretische Rahmen der Arbeit abgesteckt wurde, präsentiert Wunderlich die Ergebnisse ihrer empirischen Untersuchung. Auf Basis von 26 Interviews mit "neuen Deutschen" wird der Frage nachgegangen, wer die Menschen sind, die sich entschließen, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Aus welchen Gründen haben sie sich einbürgern lassen und welche Konsequenzen hat dieser Schritt für sie mit sich gebracht? Die Autorin berücksichtigt in ihrer Studie ausdrücklich die emotionalen Aspekte von Einbürgerungen. Eine ehemalige Italienerin beispielsweise schildert: "Das war wie ein Schlag. Jetzt hast du es schwarz auf weiß, jetzt bist du keine Italienerin mehr". Aus den individuellen Perspektiven heraus formuliert Wunderlich schließlich konkrete Handlungsempfehlungen für Behörden und Politik (z.B. eine feierliche Gestaltung der Einbürgerungszeremonie) und regt an, ihre Forschungsergebnisse weiter zu verfolgen und auszubauen.

Die 219-seitige im Lucius & Lucius Verlag erschienene Studie (ISBN 3-8282-0311-6) kostet 28 Euro und ist über den Buchhandel zu beziehen. (jk)

Infos: www.efms.de 

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Märchen von Kindern für Kinder

Märchen, so wie sie Kinder wahrnehmen: Das zeigt der "Internationale Märchenkalender" für 2006, den der Verein zur Pädagogischen Arbeit mit Kindern aus Zuwandererfamilien (VPAK) und die Stadt Osnabrück gemeinsam herausgeben. Er ist während der Interkulturellen Wochen 2004 entstanden. Damals lernten Grundschulkinder eines Wohngebietes Märchen aus aller Welt kennen und hielten ihre Eindrücke in Bildern fest. Aus den schönsten Kunstwerken wurde schließlich der Kalender zusammengestellt. Auf der Rückseite der einzelnen Blätter gibt es die Märchen sowohl in der Herkunftssprache als auch in der deutschen Übersetzung zu lesen, internationale und religiöse Feiertage sind eingetragen. Laut VPAK eignet er sich zum Vorlesen in Kindertagesstätten und Schulen. Der Kalender ist für 10 Euro plus 5,20 Euro Versandkosten bei der VPAK erhältlich. (gh)

Bezug: VPAK, Iburger Straße 18, 49082 Osnabrück; email: vpak@osnanet.de 

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Latinas in Deutschland

Elena wurde mit drei Jahren als Waisenkind von einem Onkel aufgenommen und wuchs in einer kleinen ländlich geprägten Stadt in Peru, unweit der Hauptstadt Lima auf. Nach einer schweren Kindheit zieht sie in die Hauptstadt, macht auf der Abendschule ihr Abitur nach, studiert anschließend und arbeitet gleichzeitig aushilfsweise als Krankschwester. Mit 29 Jahren beendet Elena ihr Studium, nimmt das Angebot einer Bekannten aus Berlin an und entscheidet sich auszureisen. Elena lebt illegal in Berlin und arbeitet stundenweise als Putzfrau und in der Altenpflege.

"Elena - Leiden als Lebensinhalt" nennt Sandra Gruner-Domic das Kapitel über die Lebensgeschichte der peruanischen Frau in ihrem 268-seitigem Buch "Latinas in Deutschland. Eine ethnologische Studie zu Migration, Fremdheit und Identität", das Migrationsprozesse aus der Sicht der Akteure und ihrer Lebensentwürfe analysieren will. An verschiedenen Biographien zeigt die Autorin, dass Handlungsgründe und -möglichkeiten von Immigrantinnen sehr komplex, weil aus höchst unterschiedlichen sozialen und kulturellen Kontexten heraus entstanden, sind. Dabei führen jedoch nicht nur die Hoffnung auf sozialen Aufstieg oder Verbesserung der wirtschaftlichen Situation zum Entschluss, das Heimatland zu verlassen, auch die Suche nach attraktiveren Lebensformen oder Lebensstilen fördert diesen Entschluss. Jenseits von solchen Motiven sind die Gründe oft auch sehr persönlicher Natur - viele zugewanderte Frauen etwa glauben, dass sich familiäre Konfliktsituationen durch die Alternative einer Migration lösen lassen.

An neun individuellen Beispiel versucht Sandra Gruner-Domic den Entscheidungsprozess verschiedener Migrantinnen zu dokumentieren und ihre spezifischen Integrationsstrategien nachzuvollziehen. Eindrucksvoll schildert sie Erfolgs- aber auch Leidensgeschichten und verschafft dem Leser Zugang zum theoretisch anspruchsvollen Thema der Identitätsbildung. Die gut lesbare und interessante Studie (ISBN 3-8309-1458-X) ist im Waxmann Verlag erschienen und kostet 29,90 Euro.

Infos: www.waxmann.com 

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Preis für Necla Kelek

München. Die türkisch-deutsche Soziologin und Autorin Necla Kelek (vgl. Interview in AiD 1/05) hat am 14. November in München für ihr Buch "Die fremde Braut - Ein Bericht aus dem Inneren des türkischen Lebens in Deutschland" den Geschwister-Scholl-Preis erhalten. Bei dem Anfang 2005 erschienenen Buch handele es sich um "eine Streitschrift gegen den archaischen Sittenkodex der Zwangsheirat, für einen besseren Schutz der Opfer arrangierter Ehen und für das Recht auf selbstbestimmte Lebensführung", hieß es in der Begründung der Jury. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Stadt München und dem bayerischen Landesverband im Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben. Zu den früheren Preisträger/innen gehören unter anderem Christa Wolf, Reiner Kunze oder Rolf Hochhuth. Die Auszeichnung wurde Necla Kelek in der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität überreicht. (esf)

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Türkische Männer - das schwache Geschlecht

Im Kontext der Zwangsehe ist sowohl das öffentliche als auch das politische Augenmerk bisher größtenteils auf die Frauen gerichtet, Männer werden kaum oder nur am Rande thematisiert. Der Erziehungswissenschaftler Ahmet Toprak (vgl. Interview in AiD 1/05) untersucht in seinem Buch "Das schwache Geschlecht - die türkischen Männer" die Themen Zwangsheirat, Familienbildung, innerfamiliäre Kommunikation, Sexualität und Gewalt in der Ehe aus Sicht der türkischen Männer der zweiten und dritten Generation. Gezielt befragt er Männer, die in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind, sich ihre Ehefrauen aber aus dem Heimatland ihrer Eltern ausgesucht haben und verdeutlicht, dass sie überwiegend einen bestimmten Typ von Frau heiraten wollen: jung, unerfahren und aus dem Heimatdorf - sie soll sich anpassen und nicht widersprechen. In der 188-seitigen beim Lambertus-Verlag erschienenen Studie wird sowohl das Leben der Männer als auch das der jungen Frauen aus Männerperspektive nachgezeichnet. (jk)

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Harmonie und Hölle

"Heuchelt nicht vor der Haustür Harmonie, wenn dahinter eine Hölle lodert" - mit diesen Worten fordert Hanife Gashi in Zusammenarbeit mit "Terre des Femmes" ausländische Frauen auf, sich gegen brutale Ehemänner zu wehren. Sie weiß wovon sie redet. In ihrem Buch "Mein Schmerz trägt deinen Namen" (ISBN 349802499X) schildert sie ihre eigene "Hölle" und erzählt von ihrer Zwangsehe, der Flucht nach Deutschland, der Gewalt durch ihren Ehemann und von seinem Ehrenmord an der gemeinsamen Tochter. Eindrucksvoll und fesselnd schildert Hanife Gashi ihr Leben und warnt alle Frauen: "Verbergt eure blauen Flecken nicht unter langärmeligen Blusen oder Schminke". Lesenswert - und zwar nicht nur für Frauen! Das 250-seitige Buch kiostet 16,90 Euro und ist im Buchhandel erhältlich (jk)

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Ayaan Hirsi Ali klagt an - auch auf Türkisch

Obwohl es ein Buch von Ayaan Hirsi Ali ist, der schwarzen Niederländerin somalischer Herkunft, assoziiert man mit ihrem Namen sofort auch den des 2004 ermordeten Regisseurs Theo van Gogh. So kommt es, dass diese Besprechung von Hirsi Alis Buch "Ich klage an" mit dem Verweis auf eine andere Person beginnt - denjenigen, dessen Mörder auch eine Drohung an die Islamkritikerin hinterließ. Denn gemeinsam hatten die beiden den islam-kritischen Kurz-Film "Submission 1" gedreht. Der erste Teil des Filmskripts ist einer von 15 Aufsätzen und Interviews der studierten Politikwissenschaftlerin, die sie zu verschiedenen Anlässen seit Ende 2001 publiziert und für dieses beim Piper-Verlag erschienene Buch (ISBN: 3-492-04793-9) zusammengestellt hat. Eine Besonderheit: Nur in Deutschland ist die Textsammlung auch in Türkisch erhältlich.

Hirsi Ali schildert sehr konkret die Unterdrückung muslimischer Frauen, berichtet von deren Erfahrungen in den Niederlanden und gibt zehn Tipps für Muslimas, die von Zuhause weglaufen wollen. Da spricht Hirsi Ali aus eigener Erfahrung: Schließlich hatte sie selbst wegen einer drohenden Zwangsverheiratung auf einem Flug den Zwischenstopp in Deutschland genutzt, um vor ihrer Familie in die Niederlande zu fliehen. Neben den konkreten Beispielen bietet die 224-seitige Publikation aber auch abstraktere Texte, in denen Hirsi Ali ihre Kritik am Islam und ihr "Plädoyer für die Befreiung der muslimischen Frauen" zum Ausdruck bringt. Die Integrationsthematik wird angesprochen: Ein Aufsatz trägt den Titel: "Unvereinbare Normen - Integration als Initiation der Moderne".
Eines ist beim Lesen schnell klar: Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund. Im Gegenteil, es drängt sich fast der Eindruck auf, dass Hirsi Ali von der Meinungs- und Redefreiheit so stark Gebrauch macht, weil sie uns "Demokratie-Kindern" voraus hat, den Stellenwert dieser Rechte angemessen zu schätzen. So fesselt die Lektüre, man ist mitempört bei ihrer Kritik am Islam, wenn man beispielsweise die Geschichte einer jungen Muslimin hört: Nachdem der Mann, der sie über einen längeren Zeitraum sexuell missbraucht hat, im Gefängnis sitzt, wird sie mit einem anderen Mann verheiratet, der sie fast noch mehr erniedrigt.

Immer ist bei der Lektüre auch das Faszinierende dieser Frau spürbar, die sich selbst voll in die niederländischen Gesellschaft integriert hat, in ihrem Buch aber auch die Aussage macht: "Wer die islamische Lehre im Alltag umsetzen und sich gleichzeitig in die westliche Gesellschaft integrieren möchte, wird es schwer haben. Dem muslimischen Zuwanderer erscheint der Westen als verkehrte Welt".

Es kristallisiert sich heraus, dass Hirsi Ali mit ihrer Kritik nicht nur den extremistischen Islamismus meint, sondern auch die heutige Ausprägung des Islam an sich sehr scharf für seinen Frauen-unterdrückenden Charakter kritisiert. Am liebsten würde sie dieser Religion einen Aufklärer wie Voltaire verordnen. Genau deswegen aber ist es so schwer, das Buch einzuschätzen, denn: "Ohne Kenntnis des kulturellen und religiösen Hintergrundes von Muslimen wird jedes Gespräch zu einem Problem", schreibt Hirsi Ali - leider ist es aber so, dass der kulturelle und religiöse Hintergrund des Islam westlichen Leser/innen viel zu wenig vertraut ist. In Ayaan Hirsi Alis Buch kann man etwas mehr darüber lernen. (gh)

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Fremd und doch daheim?!

Es war schon eine besondere Buchpremiere, die Ende November 2005 in Essen stattfand. Fast alle 80 jugendlichen Autoren des Buches "Fremd und doch daheim?! Kinder & Jugendliche zwischen den Kulturen" (ISBN 3-937844-99-6) waren gekommen und präsentierten ihre Texte, die um die Frage kreisten: "Wie fremd oder doch daheim fühlt ihr euch in eurer Stadt?" Mit den Autoren waren Eltern und Freunde gekommen. Sie waren stolz auf ihre Kinder. Initiatoren und Herausgeber des Buches sind Friederike Köster von der Lernwelt Essen sowie Artur Nickel und der Geest-Verlag. Nicht über jugendliche Migranten und bundesdeutsche Jugendliche sollte geschrieben werden, vielmehr sollten die Jugendlichen selber schreiben, was sie bewegt und was ihnen wichtig ist..

Einen entsprechenden Schreibaufruf hatten Lernwelt und Geest-Verlag Anfang 2005 gestartet. Bewusst hatten die Herausgeber auf irgendwelche Preise als Anreiz verzichtet - dennoch kamen viele Texte. Sie bewiesen, gleich welcher Herkunft und Nationalität, wie ungeheuer kreativ Jugendliche sein können und welch innere Stärke sie entwickeln, wenn sie sich ernst genommen fühlen.

Die Vielfalt der Texte überraschte die Herausgeber nicht weniger als die Inhalte. So schrieb die 16-jährige Rabih Semmo: "Ich sehe eine Brücke über einen Bach. Die Brücke ist schmal. Ich glaube, dass man sich festhalten muss, wenn man über sie geht. Sie verbindet die eine Seite mit der anderen, und der Bach ist kein Hindernis mehr."

Jugendliche mit und ohne Migrantenhintergrund fühlen sich in gleichem Maße wohl und unwohl in ihrer Stadt. Entscheidend dabei ist, wie weit ihnen Menschlichkeit in der Form von Freunden und/oder Familie begegnet. Unüberhörbar ist, wie sehr sie darum ringen, trotz aller Schwierigkeiten und persönlichen Umbrüche wirklich akzeptiert und ernst genommen zu werden: Lasst uns unsere jeweilige Kultur ein Stück weit leben und aufeinander zugehen, so ist es in den Texten immer wieder zu lesen.

Das Buch ist mit seinem Erscheinen keinesfalls ein abgeschlossenes Projekt. Vielmehr wird an vielen Reaktionen deutlich, wie sehr die jugendlichen Mitschreiber dieses Medium als ein Forum für sich entdeckt haben, und wie notwendig solche Bücher für sie sind. Als das Buch in diesen Tagen auf der 5. Bonner Buchmesse Migration präsentiert wurde, ging eine Mitschreiberin an den Bücherstand. Sie nahm eines dieser Bücher in die Hand und erklärte: "Ich kann nicht an dem Buch einfach vorbeigehen. Es ist mein Buch!"

Und genau das soll es sein. Es ist die Einladung der Jugendlichen an die Erwachsenenwelt zu einem Dialog, wo auch immer es um ihre Belange geht: in der Verwaltung, der Politik, der Wirtschaft, den Schulen und in den Elternhäusern. Der Bedarf ist da. Es ist nun die Sache der Erwachsenen das, was in dem Buch steht, anzunehmen und mit den Jugendlichen gemeinsam den Blick nach vorn zu richten. Davon hängt es letztlich ab, ob die Integration gelingt und ob Jugendliche ihren Platz in der Gesellschaft finden. Dann können Konfrontationen, wie sie sich in den vergangenen Wochen in Frankreich zeigten, vermieden werden. Niemand sollte an solch einem Angebot vorbeigehen. (esf)

Kontakt: Artur Nickel, Tel. 02327 / 974930; Email: arturnickel@web.de 

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Broschüren

Informationen zu gemischtnationalen Ehen

Ein neuer Ratgeber zu gemischtnationalen Ehen ist in der Veröffentlichungsreihe des Berliner Integrationsbeauftragten Günter Piening erschienen. Unter dem Titel: "Ehen zwischen Deutschen und Ausländern" gibt die Broschüre Hinweise zu vielen rechtlichen Fragen wie Ehe- und Aufenthaltsrecht bis hin zu Unterhaltszahlungen und Problemen bei der Scheidung. Der Autor Christian Kayser hat über viele Jahre die Beratung im Büro des Integrationsbeauftragten geleitet. Von ihm stammen auch zwei weitere kostenlose Broschüren zu den Themen Deutsches Staatsangehörigkeitsrecht und Freizügigkeit in Europa, die ebenfalls in aktualisierter Auflage erschienen sind. (gh)

Bezug: Büro des Beauftragten für Integration und Migration, Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin, Tel. 030 9017-2351; email: Integrationsbeauftragter@
auslb.verwalt-berlin.de
oder Download unter: http://www.berlin.de/sengsv/auslb/
publikationen/recht.html
 

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Belletristik / Bildbände

Von Babylon bis Bagdad

Fünf Jahre sind vergangen, seitdem Alfred Diwersy und Gisela Wand im Irak menschheitsgeschichtliche Monumente von Ur über Babylon bis Kerbela fotografiert haben. Was zunächst als Dokumentation gedacht war, wurde durch den dritten Golfkrieg und die schwierige Nachkriegszeit im Irak zwangsläufig zu einem Plädoyer für den Schutz und Erhalt dieses kunsthistorisch bedeutenden Erbes in Mesopotamien. Bei der Betrachtung der qualitativ hochwertigen Fotos des Bildbandes "Von Babylon bis Bagdad. Kulturerbe im Irak", der Anfang 2005 erschien, bleibt das verstörende Gefühl der Unsicherheit zurück, ein großer Teil dieser Zeugen aus der frühen Menschheitsgeschichte könnte im Krieg zerstört oder in der Folge von Plünderern ausgebeutet worden sein. Das Buch zeigt die Folgen der drei Kriege von 1980 - 1988, 1991 und 2003 nicht, bleibt seltsam zeitlos, wie die meisten Kulturdenkmäler und Naturlandschaften. Armut, Trauer und Hass, die Anschläge der vergangenen Jahre legen sich im Kopf des Betrachters wie ein Schatten über das emotional bewegende Erlebnis zeitlich entrückter Ur-Szenen von Schäfern, Fischern, Händlern und Bauern sowie den Kultstätten verschiedenster Religionen und Herrschern aus 7.000 Jahren. "In das Entsetzen über das Schicksal der irakischen Bevölkerung und den politischen Dilettantismus der militärischen Weltmacht ... mischt sich eine Empörung, die ebenfalls um die Welt geht", schreiben die Autoren. "Sie gilt den gefährdeten oder bereits zerstörten und verlorenen Kunstschätzen und kulturellen Zeugnissen des Irak". Das heutige Wissen darum, dass massenhaft antike Stücke im Internet gehandelt werden, die Amerikaner und ihre Alliierten im antiken Babylon Quartier bezogen haben und mit schwerem Gerät den Untergrund zerfahren - all dies spiegelt sich nicht in aktuellen Fotos wider.

Insofern fragt sich, warum der 2001 von den Autoren herausgegebene, prächtige und damals erheblich umfangreichere Bildband "Irak - Land zwischen Euphrat und Tigris" in dieser verkürzten Form neu aufgelegt wurde. Einen Überblick über die Kunstverluste zeigt er nicht - kann er auch nicht, zu verworren ist zum heutigen Zeitpunkt die Lage. Als Erklärung bleibt nur die vermutete Ohnmacht zweier Autoren, die es kurz vor dieser archäologischen Katastrophe mit großem Aufwand unternommen hatten, den Bestand fotografisch zu sichern und nun aus der Ferne das Schlimmste befürchten. Diese Erkenntnis hat der Interessierte auch ohne dieses 232-seitige Buch. Der erste Bildband bleibt daher die bessere Wahl. Dies gilt auch für Betreuer irakischer Flüchtlinge in Deutschland. Wobei auch hier einschränkend zu betonen ist, dass der erste wie der zweite Band keine Fotos aus dem kurdischen Norden zeigen. Gleichwohl würden sich Betreuerinnen und Betreuer mehr Einblicke in das heutige Leben wünschen - einen Alltag, der in den vergangenen drei Jahren vielleicht stärkere Umwälzungen erfuhr, als durch die meisten historischen Ereignisse der vergangenen Jahrtausende. Trotzdem: Ein fotografisch besseres Irakbuch ist seit Jahren nicht erschienen. (esf)

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Tagungen / Kalender / Ausstellungen / Theater etc.

Interkultureller Kalender 2006

Seit 10 Jahren ist er jetzt auf dem Markt, der Interkulturelle Kalender, den Berlins Beauftragter für Integration und Migration, Günter Piening, jährlich in steigender Auflage herausgibt. Ende Oktober ist die Ausgabe für das kommende Jahr 2006 erschienen. Der Interkulturelle Kalender sei, so Piening bei der Vorstellung, auch ein gutes Beispiel dafür, wie sehr sich die wachsende Internationalität und kulturelle Vielfalt fester verankern und selbstverständlicher Bestandteil unserer Gesellschaft werden.

Das Zusammenleben vor allem in einer Großstadt wie Berlin wird entscheidend auch von den Kulturen und Religionen der Zuwanderer geprägt. Islamische, hinduistische oder buddhistische Feiertage haben heute genauso ihren Platz im Berliner Festtagskalender wie christliche oder jüdische. Es wäre aber falsch, so Piening, daraus eine wachsende Religiosität oder gar einen Rückzug in abgeschottete Parallelgesellschaften ableiten zu wollen. Gerade für die jüngere Generation sei diese Vielfalt seit langem täglich erlebte Realität. Und wenn dieser Tage wieder Halloween, Zuckerfest oder der Nikolaustag anstehen, zeigt sich besonders, dass der Lockruf der Süßigkeiten nicht vor religiös-ethnischen Schranken halt macht. Und dass es Weihnachten nicht nur Geschenke für gläubige Christen gibt, ist ohnehin kein Geheimnis. Gerade im weltlich geprägten Berlin hätten viele Menschen gleich welcher kulturellen Prägung oft ein sehr pragmatisches Verhältnis zur Religion. Umgekehrt sei es aber auch immer selbstverständlicher, Rücksicht auf kulturelle und religiöse Traditionen von Nachbarn, Geschäftspartnerinnen, Freunden, Kolleginnen oder Mitschülern zu nehmen. Daher habe sich der Kalender zu einer unverzichtbaren und geschätzten Informationsquelle entwickelt und seinen festen Platz in vielen Schulen, Büros, Behörden, Firmen oder Privatwohnungen gefunden. Gegen eine Schutzgebühr von 0,50 Euro kann der von Gertrud Wagemann zusammengestellte Kalender bestellt werden. (esf)

Bezug: Beauftragter des Senats für Integration und Migration, Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin, Tel.: 030/9017 - 2357 oder -2322, Fax: 030/262540, Integrationsbeauftragter@
auslb.verwalt-berlin.de
,  Download unter: www.berlin.de/sengsv/auslb/kalender.html 

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Die Kunst Deutsche/r zu sein

Was sind eigentlich deutsche Tugenden? Was verbindet mich mit anderen Deutschen? Was sagt mir das Wort Heimat? Welches Bild haben andere Nationen von uns? Was ist typisch deutsch? Wann ist man ein/e Deutsche/r? 28 Studierende des Fachbereichs Fotodesign an der Fachhochschule Dortmund haben sich ein Semester lang mit diesen und ähnlichen Fragen auseinandergesetzt, um herauszufinden, was es für eine junge Generation heute noch bedeutet, Deutsche/r zu sein. Intensive Recherchen, Umfragen und Diskussionen gingen der künstlerischen Arbeit voraus, bei der sich die Fotografen dem Thema von ganz verschiedenen Seiten näherten. Im Mittelpunkt stand die Frage nach der Identität des Einzelnen in Bezug auf Nationalität und Geschichte, aber auch im Hinblick auf Vorurteile und Klischees.

Angefangen von Verallgemeinerungen wie "typisch deutsch" über die komplette Negierung der nationalen Zugehörigkeit wie "ich bin nicht deutsch, ich bin ich" kamen im Laufe der Recherche auch leisere und differenziertere Töne zum Vorschein. Und mit differenziertem Blick betrachten die jungen Fotografen die Deutschen und ihre typischen Probleme mit der eigenen Identität.

Deutsche Ausländer und ihr Leben zwischen zwei Kulturen sind zentrale Themen in der Ausstellung. Das Selbstverständnis und die Zerrissenheit einer jungen Generation Deutscher, deren Eltern oder Großeltern als Gastarbeiter ins Land gekommen waren, werden auf vielfältige Weise ins Bild gesetzt. Und natürlich interessiert auch die Frage "Wie sehen uns unsere europäischen Nachbarn?" Mit einem Augenzwinkern werden die vermeintlich deutschen Tugenden wie Ordnung, Fleiß und Pünktlichkeit behandelt

Die im Dezember 2004 eröffnete Ausstellung war zuletzt bis zum 20. November 2005 in der Städtischen Galerie Neunkirchen zu sehen. Alle Fotografien können im Internet in guter Qualität betrachtet werden. Bei einigen Arbeiten fehlen allerdings Tonbandaufnahmen von Portraitierten - ein Besuch im Internet kann den Besuch einer Ausstellung nicht ersetzen. (esf)

Infos: www.diekunstdeutscherzusein.de 

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FES-Tagungen

Im Rahmen des seit vielen Jahren laufenden Gesprächskreises "Arbeit und Soziales" hat die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) im Herbst 2005 einige interessante Tagungen durchgeführt. Am 6. Oktober 2005 stand in Bonn das Thema "Fundamentalismus. Wissenschaftliche und politische Perspektiven" auf der Tagesordnung. Am 18. Oktober wurde - ebenfalls in Bonn - in Zusammenarbeit mit dem DGB Bildungswerk die Tagung "Prekäre Beschäftigungsverhältnisse unter besonderer Berücksichtigung der Situation von MigrantInnen" durchgeführt. In AiD 1/06 werden wir ausführlich berichten. In Kooperation mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) führte die FES ferner am 23. November eine Tagung "Kompetenzen stärken, Qualifikationen verbessern, Potenziale nutzen. Berufliche Bildung von Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund" durch. (esf)

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Theaterstück "Wegen der Ehre"

So genannte Ehrenmorde gehören zu den Erscheinungen des türkischen Lebens und der türkischen Kultur in unserem Land, die durch Medienberichte von Zeit zu Zeit in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Ehrenmorde zerstören nicht nur das Leben der Opfer, sondern auch das der Täter und ihrer Familie. Und sie setzen gleichzeitig das Zusammenleben von Deutschen und Türken einer Zerreißprobe aus, denn die rigiden Vorstellungen von Ehre und Familie sind weit verbreitet und finden besonders bei männlichen türkischen Jugendlichen starken Widerhall. Auf deutscher Seite hingegen wecken Ehrenmorde Ängste und beleben alte Vorurteile neu.

Das Freie Werkstatt Theater Köln greift dieses Thema auf und führt derzeit das Theaterstück "Wegen der Ehre" auf, das sich mit Verbrechen im Namen der Ehre an muslimischen, speziell türkischen Frauen in Deutschland auseinandersetzt. Yale, eine in Deutschland geborene Türkin, will ihr eigenes Leben führen - sie trennt sich deshalb von ihrem ungeliebten Ehemann und sucht für sich und ihre 16-jährige Tochter gegen den Willen ihrer Familie eine eigene Wohnung. Doch bereits am ersten Abend in ihrem neuen Zuhause sieht sie dem Tod ins Auge.

Premiere feierte das vom Fonds Soziokultur (Bonn) und der Robert Bosch Stiftung (Stuttgart) geförderte Stück am 11. Dezember 2005 in deutscher Sprache - ab März 2005 soll es auch in einer türkischsprachigen Fassung inszeniert werden. "Wegen der Ehre" soll bis Ende Juni 2005 auf dem Spielplan des Freien Werkstatt Theaters Köln stehen. Das Angebot umfasst neben den Aufführungen auch kostenfreie Nachgespräche und Workshops mit den Schauspielern. (jk)

Infos: www.fwtkoeln.de oder unter der Telefonnummer 0221/327812.

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Gerechtigkeit heilt

Bochum. Vom 14. bis 16. Oktober 2005 veranstaltete die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V. den Kongress "Gerechtigkeit heilt -- Der internationale Kampf gegen die Straflosigkeit". VertreterInnen von Menschenrechtsorganisationen, AnwältInnen und PsychologInnen aus 14 verschiedenen Ländern Lateinamerikas, Afrikas, Asiens und Europas waren eingeladen, um über den Zusammenhang zwischen Gerechtigkeit und Heilung zu diskutieren. Für den Genesungsprozess von Opfern politischer Verfolgung, Haft, Folter, Vergewaltigung oder Bürgerkrieg ist nicht nur die eigene psychologisch-therapeutische Aufarbeitung, sondern auch die strafrechtliche Verfolgung der Täter von großer Bedeutung. Gegenstand des Kongresses war es, Erfahrungen im Kampf gegen die Straflosigkeit von Menschenrechtsverletzungen auszutauschen und eine Vernetzung der Organisationen aufzubauen. Die umfangreiche Kongressdokumentation befindet sich unter www.gerechtigkeit-heilt.de/kongress/.

Die Medizinische Flüchtlingshilfe ist eine sozialmedizinische Menschenrechtsorganisation, die medizinische und psychotherapeutische Hilfe für Flüchtlinge vermittelt und sich für deren Rechte einsetzt. Aufgabenbereiche sind beispielsweise die kostenlose und anonyme Behandlung von "Illegalen", fachkundige Gutachten in Asylprozessen oder die Behandlung von Folteropfern. Der Verein wurde 1997 von MitarbeiterInnen verschiedener Flüchtlingsinitiativen sowie von ÄrztInnen gegründet, da seit der Einführung des Asylbewerberleistungsgesetzes 1993 und späteren Modifikationen viele Flüchtlinge von der gesundheitlichen Regelversorgung ausgeschlossen werden. (skc)

Kontakt: Medizinische Flüchtlingshilfe e.V., Engelsburger Str. 168, 44793 Bochum, Tel.: 0234/90413-80, Fax: -81, info@mfh-bochum.dewww.mfh-bochum.de 

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EU-Journalistenpreis für Vielfalt

Brüssel. Die Europäische Union hat im November 2005 den EU-Journalistenpreis zum Thema "Vielfalt am Arbeitsplatz" ausgerufen. Print-, Online- und Fotojournalisten aus alle 25 EU-Mitgliedstaaten sind aufgerufen, Beiträge einzureichen zum Thema Diskriminierung aufgrund von ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Alter, Behinderung und sexueller Orientierung swie zur Förderung von Vielfalt am Arbeitsplatz. Die Beiträge können in einer der 20 offiziellen EU-Sprachen verfasst sein und müssen in den Medien zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 2005 veröffetlicht worden sein. Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2005. (esf)

Infos: www.stop-discrimination.info 

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