Integration in Deutschland 4/2005, 21.Jg., 15. Dezember 2005

NOTIZEN

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Böhmer folgt auf Beck

Berlin. Die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Prof. Dr. Maria Böhmer (CDU), ist am 30. November 2005 als Staatsministerin für Integration im Bundeskanzleramt zuständig für Ausländerpolitik und Integration bestellt worden. Sie nimmt die Aufgaben der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration nach § 92 ff. des Aufenthaltsgesetzes wahr. Böhmer löst damit die Grünen-Politikerin Marieluise Beck ab, deren Behörde bisher dem Familienministerium angegliedert war. Beck war seit 1998 Integrationsbeauftragte der Bundesregierung. Die gebürtige Mainzerin Böhmer war bis November 2005 stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Die Pädagogikprofessorin ist seit 2001 Bundesvorsitzende der Frauenunion und seit 1990 Bundestagsabgeordnete. Als engagierte Katholikin hat sie sich einen Namen damit gemacht, "verschwiegene Mißstände öffentlich zu machen und dann auch zu beheben zu suchen", heißt es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z. vom 25.11.05). (esf)

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Aleviten sind (natürlich) Muslime

In Ausgabe 3/05 konnte durch eine mißverständliche Formulierung im Artikel "Alevitentum als Schulfach eingeführt" (S. 20) der Eindruck entstehen, Aleviten seien keine Muslime. Dies ist selbstverständlich falsch. Die Aleviten zählen neben den Sunniten und Schiiten zu den drei größten muslimischen Gruppierungen in Deutschland. Siehe dazu auch den Leserbrief in www.isoplan.de/aid - Ausgabe 3/05, Notizen. (esf)

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SIETAR-Symposium

Mannheim. SIETAR - die Society for Intercultural, Education And Research - ist ein internationales Netzwerk von Forschern und Praktikern, die ein gemeinsames Interesse an der Verbesserung interkultureller Kommunikation und Kooperation verbindet. Über 30 Länder- und Regionalgruppen haben SIETAR zur weltweit größten Vereinigung gemacht für alle, die sich mit kulturübergreifenden Aufgabenstellungen beschäftigen. SIETAR Deutschland e.V. wurde 1994 gegründet und zählt derzeit rund 450 Mitglieder - Trainer und Berater für interkulturelle Zusammenarbeit und Kommunikation, aber auch Forscher und Praktiker aus der Migrantenarbeit, aus Bildungseinrichtungen sowie aus Wirtschaft und Industrie.

Vom 2. bis 4. März 2006 findet in Bonn (Gustav Stresemann Institut) ein SIETAR Symposium zum Thema Interkulturelle Arbeitsfelder in Deutschland - Herausforderungen und Lösungsansätze statt. Es bietet eine fach- und arbeitsfeldübergreifende Plattform zum Austausch über aktuelle Trends, Praxiskonzepte und Forschungsarbeiten. Ziel ist die Beleuchtung der unterschiedlichen Bereiche, in denen Interkulturalität als Arbeitsbedingung und professionelle Herausforderung thematisiert wird. Das Symposium bietet allen interkulturell Interessierten ein Forum zum Kennenlernen, für kritische Diskussionen und für wechselseitiges Lernen.

Durch Kongresse wies diesen, aber auch Seminare, Publikationen und den Austausch sowohl innerhalb des Netzwerkes als auch mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Bildung fördert SIETAR das Bewusstsein für interkulturelle Fragestellungen und trägt zu wachsendem Verständnis und Respekt zwischen Menschen unterschiedlicher Ethnien und Kulturen bei. (as)

Infos: SIETAR Deutschland e.V., Postfach 31 04 16, 68264 Mannheim - Telefon: 0621 7179002 oder www.sietar-deutschland.de 

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Muslime für gemeinsame Vertretung

Köln. Islamische Organisationen in Deutschland wollen eine gemeinsame Vertretung auf Bundes- und Landesebene schaffen. Als wichtiger Schritt dafür wurden Mitte November 2005 letzte Detailfragen zur Schaffung gemeinsamer Landesverbände geklärt, sagte der Vorsitzende des Islamrates, Ali Kizilkaya, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z. vom 22.11.05). Ziel der Gespräche ist, dass möglichst viele islamische Vereine und Verbände in gemeinsamen Landesverbänden vertreten sind. Damit soll der Islam hierzulande eine föderale Struktur erhalten. Kizilkaya erwartet, dass die Landesverbände im Laufe des Jahres 2006 ihre Arbeit aufnehmen. Vereinbart wurde unter anderem, dass mindestens ein Viertel der Mitglieder in den künftigen Landesvorständen Frauen sein sollen. Nach der vorherigen Verhandlungsrunde im September waren noch mehrere Punkte - wie die Festlegung dieser Quote - offen geblieben. Diese sei allerdings nicht verpflichtend, sondern eine Soll-Bestimmung, so der Sprecher des Zentralrats der Muslime, Mounir Azzaoui. Vereinbart wurde auch ein gemeinsames Gremium von Gelehrten der unterschiedlichen islamischen Rechtsschulen. Am Fehlen eines zentralen Ansprechpartners für öffentliche Stellen scheiterten in der Vergangenheit immer wieder Vorhaben wie beispielsweise die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts. (esf)

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LzZ wird Teil des neuen Integrations-
ministeriums

Düsseldorf. Das 1998 in Solingen-Ohligs eröffnete Landeszentrum für Zuwanderung (LzZ) ist zum 1. November 2005 in das durch die neue NRW-Landesregierung gebildete neue Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration überführt worden. Durch diese erstmalige Benennung eines Landesministeriums für Integration soll eine Aufwertung des Themas demonstriert werden. Die neue Landesregierung wolle die langjährige Zuwanderungsgeschichte Nord-rhein-Westfalens als Erfolgsgeschichte fortschreiben und neue Akzente setzen, so Laschet. "Integration ist eines der zentralen Politikfelder, denn die Eingliederung von Menschen mit ausländischen Wurzeln ist Chance und Risiko zugleich. Wir wollen die Herausforderungen konsequent in Angriff nehmen, damit die Menschen in unserem Land - Einheimische und Zugewanderte glei-chermaßen - von den Chancen profitieren können", sagte Minister Laschet Mitte Oktober 2005 im Landtag.

Schwerpunkte seiner Arbeit sieht Laschet in einer gezielten Sprachförderung und der Zusammenarbeit mit den Selbstorganisationen der Migrantinnen und Migranten. "Unser Ziel ist es, die Kultur des Miteinanders zu fördern und den gemeinsamen Dialog voran zu treiben. Parallelgesellschaften und Abschottung war gestern. Heute geht es um Partizipation", so Laschet. Das Thema sei für ihn das - neben Fragen des demografischen Wandels - wichtigste Thema. Um die Integration der Zugewanderten in NRW weiter zu verbessern, stellt die Landesregierung zusätzliche zehn Millionen Euro für Projekte und Initiativen zur Verfügung. So fördert das Land mit rund fünf Millionen Euro unter anderem neue Ansätze zur "nachholenden Integration" von Migrantinnen und Migranten, die schon länger in NRW leben. Weitere fünf Millionen Euro stehen nach Angaben des Ministeriums bereit, um die Kommunen bei der Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes zu unterstützen.

Ziel des von Carmen Teixeira geleiteten LzZ ist es, neue Impulse für eine Integrationspolitik zu geben, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren sowie Handlungsfähigkeit und Eigeninitiative von Migrantinnen und Migranten zu stärken. Das LzZ hatte im Herbst 2005 zum 50. Mal ein so genanntes "Nordrhein-Westfälisches Migrationsgespräch" durchgeführt, mit dem ein Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Politik und Praxis bezweckt wird. (esf)

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75 Jahre "Ibero" in Berlin

Berlin. Der "Leuchtturm der ibero-amerikanischen Welt", so nannte der mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes einmal das Ibero-Amerikanische Institut (IAI) in Berlin, hat am 12. Oktober 2005 seinen 75. Geburtstag gefeiert. Tatsächlich ist das 1930 auf Initiative der preußischen Regierung gegründete Institut, seit 1962 Teil der Stiftung preußischer Kulturbesitz, ein Schatzhaus, das seine Kostbarkeiten jedoch abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit hortet. Es besitzt die größte Sammlung vor allem an Büchern zu Lateinamerika, Spanien und Portugal in Europa. Keine Einrichtung in Madrid oder Lissabon kann mit den Beständen des "Ibero" konkurrieren. Das Haus fördert den Austausch zwischen den Kontinenten, veranstaltet Lesungen, Ausstellungen und Gespräche mit Gästen aus der ibero-amerikanischen Welt und ist eine der renommiertesten wissenschaftlichen Institute der Hauptstadt. Bei der Feierstunde in Anwesenheit dutzender Botschafter erinnerte sich der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa dankbar an die Nachmittage, die er seinerzeit als Gast des DAAD im IAI verbrachte. Das IAI pflegt das Erbe Alexander von Humboldts, ist eine Kontaktbörse auch für viele Migranten, ein Reflexionsraum und ein "think tank" - das zeigt auch die Fülle an Jubiläumsveranstaltungen bis zum Jahresende. (esf)

Kontakt: Ibero - Amerikanisches Institut Preussischer Kulturbesitz, Potsdamer Str. 37, 10785 Berlin, Tel.: 030/266-2500, Fax: -2503, www.iai.spk-berlin.de 

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Integration und Gesundheit

Berlin/Bonn. Der bundesweite Arbeitskreis "Migration und öffentliche Gesundheit" hat ein neues Positionspapier herausgegeben. Darin geht es um den Zusammenhang zwischen Gesundheitswesen und Integrationsleistung. Die Gesundheit oder Krankheit von Menschen wirke letztendlich auch auf Themen wie Bildung, finanzielle Ausstattung und soziale Einbindung zurück, so die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, die den Arbeitskreis koordiniert. Auf zehn Seiten werden eine Reihe von Empfehlungen mit Handlungsvorschlägen zum gleichberechtigten Zugang zu gesundheitlicher Vorsorge, Beratung und Versorgung für Migranten und Migrantinnen vorgelegt. Der Arbeitskreis ist mittlerweile seit elf Jahren tätig und setzt sich aus den verschiedensten Experten zusammen.

Die Integration türkischer Patienten stand auch bei dem 1. Deutsch-Türkischen Kongress Medizin und Gesundheitspolitik" Anfang Oktober 2005 im Mittelpunkt. Sie haben immer noch viele Schwierigkeiten mit deutschen Ärzten, wobei die Sprachschwierigkeiten nur ein Teil davon sind, sagte Professor Heinz Buhr, Direktor der Chirurgie am Universitätsklinikum der Charité in Berlin. "Gravierender sind die Unterschiede im Verständnis von Krankheiten. Die werden von türkischen Patienten oft als große, von außen kommende Bedrohung empfunden, gegen die man im Prinzip machtlos ist". (gh/esf)

Link zum aktuellen Positionspapier: www.integrationsbeauftragte.de/gra/
themen/822.php
 

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20 Jahre Zentrum für Türkeistudien

Neben der Forschung zur Migration stehen auf dem Programm der Stiftung "Zentrum für Türkeistudien" Untersuchungen über politische, soziologische und wirtschaftliche Entwicklungen der Türkei, aber auch Themen wie die Situation türkischer Unternehmer/-innen in Deutschland, die Förderung der Selbstständigkeit und die Schaffung von Ausbildungsplätzen. Mit einem Festakt im Düsseldorfer Landtag wurde Mitte Oktober 2005 das 20jährige Bestehen der Einrichtung gewürdigt, die seit Dezember 2001 als Stiftung des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) arbeitet. In einer Ansprache sagte Armin Laschet, NRW-Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration: "Das Zentrum für Türkeistudien hat sich 20 Jahre lang erfolgreich der Aufgabe verschrieben, Kenntnis statt Klischees zu fördern. Das Wissen voneinander an Stelle von Vorurteilen übereinander ist eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass Zugewanderte in unserer Gesellschaft Aufnahme finden und sich erfolgreich integrieren können". Für eine erfolgreiche Integration der Zugewanderten seien zwei Faktoren entscheidend, so Laschet weiter: die Anerkennung des Grundgesetzes und der Prinzipien des deutschen Rechtsstaates durch die neuen Bürgerinnen und Bürger sowie der Respekt und die Wertschätzung der aufnehmenden Gesellschaft gegenüber den Zugewanderten. Voraussetzung dafür sei, dass man eine gemeinsame Sprache spricht.

In NRW, einem Land mit mehr als 100 Jahren Zuwanderungsgeschichte, spiele seit mehr als 40 Jahren die Zuwanderung aus der Türkei eine zentrale Rolle. Davon seien die letzten 20 Jahre vom Zentrum für Türkeistudien begleitet worden, sagte der Integrationsminister. Das Zentrum habe mit dazu beigetragen, dass die Türkei nicht mehr länger ein fremdes, unbekanntes Land sei. Es sei den Wissenschaftler/-innen wichtig gewesen, die Zugewanderten "nicht als Problemfall zu betrachten, sondern als soziale, ökonomische und kulturelle Bereicherung", so Laschet. (esf)

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Für ein Ethos der Wahrhaftigkeit

Bonn. Der Interkulturelle Rat in Deutschland hat sich in einer gemeinsamen Erklärung der Religionen für ein "Ethos der Wahrhaftigkeit" in den Glaubensgemeinschaften ausgesprochen. Das jetzt veröffentlichte Papier ist bereits die zehnte gemeinsame Erklärung. Seit 1996 ruft der Interkulturelle Rat anlässlich des Tages der Deutschen Einheit dazu auf, Veranstaltungen mit interreligiösen Begegnungen durchzuführen. (gh)

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Deutlich mehr gläubige Muslime in Deutschland

Soest. Die Zahl der sich als religiös bezeichnenden Muslime in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Das berichtet das Islam-Echo, der Pressedienst des Zentralinstituts Islam-Archiv-Deutschland in Soest. Während 1979 erst 58 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime den Islam als wesentlichen "Teil ihrer Identität" bezeichneten, lag dieser Anteil im Jahr 2002 bei 76 Prozent. In der Frühjahrsumfrage 2005 kletterte der Wert sogar auf 80 Prozent. Gleichwohl besuchen nur 28,5 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime regelmäßig die Moschee. Die Zahl der muslimischen Bevölkerung in Deutschland insgesamt liegt derzeit bei gut 3,2 Millionen Menschen. (gh)

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Diskriminierung von Muslimen nimmt zu

Köln. Die Diskriminierung von Muslimen in Europa hat nach den Anschlägen vom 11. September 2001 deutlich zugenommen. Das berichtet der Diversity-Newsletter "UNGLEICH BESSER" unter Berufung auf eine Studie der "International Helsinki Federation for Human Rights (IHF), in der der Umgang mit Muslimen in elf europäischen Ländern nach den Terroranschlägen in den USA untersucht worden sei. Der Fokus der öffentlichen Debatte auf den Kampf gegen den Terrorismus und die Bedrohung durch religiösen Extremismus habe vorhandene Vorurteile verstärkt. Ursache für die negative öffentliche Wahrnehmung der Muslime seien unter anderem einseitige Medienberichte, Diskriminierung im Bereich Beschäftigung und auf Muslime konzentrierte Sicherheitsmaßnahmen durch die Behörden. Nach der Untersuchung verbänden mehr als 80 Prozent der deutschen Befragten den Begriff "Islam" mit Terrorismus und der Unterdrückung von Frauen. (gh)

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Wettbewerb "Besser integriert"

Stuttgart. Die Robert-Bosch-Stiftung hat im Herbst 2005 einen Förderwettbewerb zur Integration von Einwanderern aus der Türkei ausgeschrieben. Der Wettbewerb "Besser Integriert" der Robert-Bosch-Stiftung soll die Integration von Mitbürgern türkischer Herkunft in das Gemeinwesen fördern und wendet sich in erster Linie an lokale Initiativen. Bewerben können sich Vereine, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser etc. mit ihren Projekten. Besonders berücksichtigt werden Aktivitäten zur Sprachförderung, zur Förderung von Kinder- und Jugendarbeit, von Bildung, von sportlichen und kulturellen Aktivitäten und auch soziale Maßnahmen. Bewerbungsunterlagen und nähere Informationen sind erhältlich über: www.bosch-stiftung.de. (esf)

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AWR-Kongress "Ethnische Säuberung"

Saarbrücken. Vom 22. - 25. September 2005 fand in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana der 55. Internationale Kongress der Forschungsgesellschaft für das Weltflüchtlingsproblem (WAR) statt. Der Kongress in der juristischen Fakultät der Universität Lljubljana fand unter Leitung des Professorenehepaars Sybille und Michael Wollenschläger (WAR), des wissenschaftlichen Forschungszentrums der slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste und dem Österreichischen Wissenschaftsbüro in Ljubljana statt. Im Anschluß an einen Festvortrag von Prof. Dr. Danilo Türk zum Thema Ethnische Säuberungen und Menschenrechte im 20. Jahrhundert" fanden vier Arbeitssitzungen statt, auf denen die Themen "Ethnische Säuberungen", "Repatriierung", "Integration und Rückführung" sowie "Varia - Flüchtlinge und Vertriebene" mit mehreren Vorträgen behandelt wurden. Es dominierten Themen von Flucht, Vertreibung und Repatriierung in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien, Deutschland und Polen sowie auf europäischer Ebene. (esf)

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DDR-Exilantin künftige chilenische Präsidentin?

Santiago. Die Chilenin Michelle Bachelet (54) von der Sozialistischen Partei (PS) hat beste Chancen, erste demokratische Präsidentin in Lateinamerika zu werden. Bachelet hat bei den chilenischen Präsidentschaftswahlen am 11. Dezember 2005 die meisten Stimmen erhalten, muss jedoch am 15. Januar 2006 noch in einer Stichwahl gegen Sebastian Pinera, den Vertreter der Konservativen antreten. Gewählt wurde sie vor allem wegen ihrer Biografie sowie ihres Einsatzes für Arme und Arbeiterrechte. Ihr Vater, ein General unter Allende, wurde unter Pinochet 1973 zu Tode gefoltert. Michelle studierte damals Medizin in Santiago, wurde jedoch ein Jahr später mit ihrer Mutter wegen ihres sozialistischen Engagements im Widerstand verhaftet und während ihrer zweiwöchigen Haft gefoltert. Mit ihrer Mutter floh sie - zunächst nach Australien, dann im Mai 1975 in die DDR, wo sich die Führung der PS niedergelassen hatte. Michelle lernte zunächst in Leipzig Deutsch, ehe sie an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin ihr Medizinstudium fortsetzen konnte. Sie heiratete und brachte 1978 in Potsdam ihren ersten Sohn zur Welt. "Es war ein bescheidenes, aber angenehmes Leben", erinnert sich ihre Mutter. "Wunderbare Erinnerungen" habe sie "an die Solidarität vieler Personen, die mich damals in Deutschland aufgenommen haben", sagte die Tochter kürzlich. Sie spricht noch immer gut Deutsch. Als sie 2004 in Chile Margot Honecker kennen lernte, bedankte sie sich für die damalige Hilfe der DDR-Führung. 1979 kehrte sie mit ihrer Mutter in die Heimat zurück, schloss ihr Studium ab, wurde Kinderärztin, stieg 1995 in die PS-Parteiführung auf, wurde 2000 Gesundheits- und danach Verteidigungsministerin. (esf)

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