Integration in Deutschland 1/2006, 22.Jg., 31. März 2006

EMPOWERMENT

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


„Persönlicher Sieg“

Frauen als Integrationsmotor

Mehr denn je stehen Migrantinnen im Licht der Öffentlichkeit. Berichte über Ehrenmorde, Zwangsheiraten und Gewalt an Frauen lenkten zunehmend den Blick auf das Schicksal vieler Betroffener. Das Problembewusstsein der Bevölkerung wurde zweifellos geschärft. Gleichzeitig rückte ein bestimmtes Rollenbild in den Vordergrund: Frauen als Opfer, als Ware, als hilflose Wesen. Dies ist ein Teil der Realität. Daneben gibt es einen anderen: starke Frauen, die sich selbstbewusst für ihre Sache einsetzen und anderen Mut machen. 

„Migrantinnen sind in besonderem Maß dem ‚Fremdsein und -bleiben‘ ausgesetzt. Die Chancen von Frauen auf gleichberechtigte Teilhabe am beruflichen und öffentlichen Leben sind wegen der oft starken patriarchalischen Strukturen eher gering.“[1] Genau aus diesem Grund kommt jenen Personen besonders hohe Bedeutung zu, die Frauen in ihrer Persönlichkeit stärken und ihnen Mut machen, in Deutschland den eigenen Weg zu finden. Dies geschieht „im Kleinen“ innerhalb der Familie, der Schule oder auf kommunaler Ebene; gleichzeitig werden diese Bemühungen unterstützt durch prominente Migrantinnen, die sich auf der politischen Bühne, im Sport oder in Kunst und Kultur einen Namen gemacht haben.

Aktivieren an der Basis

Motivation von Frauen kann ganz niedrigschwellig ansetzen: Eine Perserin, die in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber versucht, ihre Geschlechtsgenossinnen durch Sport aus der Isolation und Eintönigkeit des Alltags herauszuholen: „Wir müssen Sport treiben. Wenn die Frauen den ganzen Tag mit ihren Männern in einem Zimmer sitzen, werden sie verrückt.“ Auch Musik fungiert oftmals als verbindendes Element: Die iranische Musikerin Mariyam Akhondi hat regelmäßige Frauentreffen initiiert, bei denen traditionelle Lieder gesungen werden. Die Musik wiegt die Frauen einerseits in Bekanntem, Bewährtem; andererseits kommen sie aus der gewohnten häuslichen Umgebung heraus. Zusätzlich rücken die öffentlichen Auftritte der Sängerinnen das Bild in deutschen Köpfen zurecht: Selbstbewusste, muslimische Frauen, die fröhliche Lieder singen – für viele kein alltäglicher Anblick.

Ein nach wie vor außerordentlich wichtiges Mittel zur Integration sind (Fort-)Bildungsmaßnahmen aller Art: Alphabetisierungs- und Sprachkurse, PC-Kurse, Bewerbertrainings usw. Die Kursleiterinnen sind dabei der entscheidende Integrationsmotor: Sie vermitteln die Wichtigkeit der deutschen Sprache, sie überzeugen Frauen, dass die regelmäßige Kursteilnahme ihre persönliche Entwicklung fördert, dass auch mal die Männer zu Hause auf die Kinder aufpassen müssen, während frau sich (weiter-) bildet. In vielen Fällen sind es Migrantinnen selbst, die die Kursleitung übernehmen. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen sind sie für die Probleme, Ängste und Erwartungen der Kursteilnehmerinnen sensibilisiert. Durch ihre Sprachkompetenz und ihr persönliches Auftreten vor der Gruppe demonstrieren sie Alternativen zum Leben in Isolation und Abgeschiedenheit und sind oftmals ein Vorbild für die Teilnehmerinnen. „Wenn ich nach dem Kurs höre, dass Teilnehmerinnen eine Arbeit gefunden oder eine Ausbildung begonnen haben, empfinde ich das wie einen persönlichen Sieg“, so eine Kursleiterin. „Es macht mich stolz, wenn ich sehe, dass meine Kurse dazu beitragen, dass Frauen sich über ihre Wünsche oder ihre Rolle bewusst werden.“

Ein weiteres Tätigkeitsfeld von aktiven Migrantinnen ist die elternorientierte Integrationsarbeit: Mütter, die sich nicht dem Vorurteil unterwerfen, ihre Kinder beherrschten die deutsche Sprache besser als sie und seien ihnen deshalb weit voraus. Sie versuchen, sich aktiv in das Schulgeschehen einzubringen, Mütter untereinander in Kontakt zu bringen und sie dazu zu animieren, die schulische Ausbildung ihrer Kinder besser verstehen und begleiten zu können. Sie tragen dazu bei, dass sich Mütter dem fremden Schulsystem gegenüber nicht hilflos fühlen, sondern es aktiv mitgestalten – in Form von Elternabenden, Elternaustauschen, Schulfesten usw. 

Prominente Vorbilder

Das Motivationsbestreben dieser Frauen erfährt auf anderen Ebenen weitere Unterstützung – durch Migrantinnen, die sich in Sport, Kultur und Politik einen Namen gemacht haben und somit demonstrieren, dass man es in der Aufnahmegesellschaft „zu etwas bringen kann“. Politikerinnen wie Lale Akgün, Dilek Kolat, Ülker Radziwill und andere machen deutlich, dass Migranten ein ganz selbstverständlicher Teil von Deutschland geworden sind, dass sie wichtige Ämter bekleiden. Auch im Sport machen Migrantinnen von sich reden: Die armenische Sportlerin Susi Kentikian hat sich im wahrsten Sinne des Wortes durchgeboxt. Als die „zukünftige Weltmeisterin im Fliegengewicht“ präsentiert sich die 18-Jährige stolz auf ihrer Homepage. 

All diese Frauen stehen für ein anderes Rollenbild als das des Opfers und des schwachen Geschlechts: Sie haben ihren eigenen Weg gefunden und wollen als gutes Beispiel vorangehen, andere Frauen unterstützen. Sie sind „Motoren der Integration“. 


[1] Bericht der Unabhäng. Kommission Zuwanderung

Autorin: Vanessa Franz, isoplan

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„Frauen stark machen“

 

Seit über 20 Jahren berät der „Vingster Treff“ im rechtsrheinischen Kölner Stadtteil Vingst Arbeitsuchende, Sozialhilfeempfänger und Migranten. Das Beratungsangebot des Interkulturellen Zentrums in türkischer und kurdischer Sprache ist in diesem von Großwohnsiedlungen geprägten Viertel besonders wichtig. Gulê Cinar-Sahin erzählt von den vielen Hartz IV-Empfängern, den fehlenden Bildungsabschlüssen und von der Gesamtschule mit 80 - 90 % türkischen und kurdischen Schülern. Die kurdische Sozialpädagogin betont aber auch, dass eine gewisse „Ghettoisierung“ in dieser preiswerten Wohnlage selbstgewählt sei: „Kurden bleiben unter Kurden, Türken unter Türken. Es gibt wenig Austausch“. 

In der Beratung hilft Cinar-Sahin, individuelle Wege aufzuzeigen, wie Frauen ihre Bildungs- und Berufsziele erreichen können. Eine junge Kurdin, die im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland kam, trennte sich von ihrem Mann und hatte nun Angst vor einer Ausweisung aus aufenthaltsrechtlichen Gründen. „Die Angst war ganz unbegründet“, sagt Cinar-Sahin, „ da sie schon vier Jahre hier war. Also half ich ihr, ein eigenständiges Aufenthaltsrecht zu beantragen. Dann habe ich ihr einen Deutschkurs vermittelt. Danach werde ich versuchen, für sie einen Ausbildungsplatz zu finden.“ 

Auch in der interkulturellen Elternarbeit der Kollegin Gohar Farshi dominieren Frauen. Die kurdische Iranerin hat 2002 in der Gesamtschule Höhenberg ein viel besuchtes „Müttercafé“ eingerichtet. „Wir helfen den Müttern dabei, sich weiter zu bilden, selber stark zu werden, damit sie dann ihren Kindern in der Schule, aber auch beim Übergang in den Beruf helfen können“, schildert sie ihren Ansatz. Zunächst wurden die Mütter über das Schulsystem informiert, dann haben sie Betriebe besucht und die Arbeitswelt kennen gelernt. 


Das "Müttercafé" bei einem Betriebsbesuch

Besonders wichtig ist hier, dass die Sozialpädagoginnen auf ein bestehendes Netzwerk zurückgreifen können. „Wir leiten sie bei Spezialfragen nicht einfach weiter, sondern begleiten sie zu anderen Einrichtungen. Alleine würden sie nicht gehen, es gibt da eine große Unwissenheit in allen Fragen – vom Bildungssystem bis zur Rente“, sagt Cinar-Sahin. Das größte Problem bleibe jedoch die Sprache. „Die neuen Integrationskurse sind vor allem deshalb eine gute Sache, weil es bei Neuzuwanderern den Zwang gibt, Deutsch zu lernen“, betont sie. (esf)

Kontakt: Vingster Treff, Würzburger Str. 11a, 51103 Köln, Tel.: 0221-3105952 und 
0221-875485, Fax: 0221-879135, 
vingstertreff@soziales-koeln.de
,
www.soziales-koeln.de/vingstertreff

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Putzfrauen-
Kabarett "Leid-Kültür"

 

Um in Deutschland überleben zu können, braucht "der ausländisch-migrantierende Mensch" eine Leitkultur, finden Figen Canatalay, Sati Arslan, Afagh Esmailzadeh und Asin Esmailzadeh. In einem sprühenden Sketch-Feuerwerk von zwei Stunden Dauer wollen die frechen Schauspielerinnen des Kölner "Arkadas Theater" auf ihrer Frühjahrstournee mit Auftritten unter anderem in Filderstadt, Darmstadt, Ottweiler, Ludwigshafen und Köln wieder die Lachmuskeln ihrer vielen Fans reizen. Im neuen Programm ihres 1993 gegründeten "Putzfrauen-Kabaretts" sagt die deutsche Politik als Kulturträgerverein dem kulturell unterentwickelten Ali und seiner Aise, was sie in ihrem Kulturbeutel unterzubringen haben. Gehört das Kopftuch dazu? Hat die vierte Ehefrau Anspruch auf ein eigenes Bett? Werden Allahs recht losen Töchtern die Rechte beschnitten - oder gar sie selbst? Gilt Antidiskriminierung auch für Blondinen? Definitive Antworten auf diese und tausend andere Fragen können nur die leidtragenden "Putzfrauen" geben. (esf)

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Solwodi hilft Frauen in Not - auch bei der WM

Solwodi e.V. (Solidarity with women in distress - Solidarität mit Frauen in Not) zeigt bei der bevorstehenden Fußball-WM ganz klar die rote Karte für die sexuelle Ausbeutung der Frauen. Der Verein, bei dem ausländische Frauen Hilfe finden, startet bereits vor dem sportlichen Großereignis zahlreiche Kampagnen. Der Grund: "Es ist von einer erhöhten Nachfrage im Prostitutionsgeschäft die Rede. Laut Bundeskriminalamt sollen 40.000 Frauen nach Deutschland geholt werden", sagt Schwester Dr. Lea Ackermann (Foto), Gründerin von Solwodi, wütend und verweist auf die so genannten "Verrichtungsboxen", in denen die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen befriedigt werden soll. "Viele Frauen wissen nicht, was ihnen hier droht. Sie suchen eigentlich Arbeit hier, um ihre Familien in der Heimat versorgen zu können oder hoffen auf ihr 'Glück' in einer Ehe mit einem Deutschen. Später landen sie in der Zwangsprostitution", erläutert die Ordensschwester das Problem und nennt Aktionsvorschläge. Interessierte könnten bei Solwodi beispielsweise Informationsmaterial anfordern, in Fußgängerzonen Aktionen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution starten, Podiumsdiskussionen organisieren und die Thematik in Gottesdienste mit einbringen. Solwodi selbst informiert derzeit in den "Anwerbeländern", damit die Frauen erst gar nicht nach Deutschland kommen und macht die Problematik publik - im Radio, im Fernsehen und in der Presse.

Doch Solwodi wird nicht nur bei aktuellen Anlässen aktiv. Seit der Gründung 1988 kümmert sich der Verein mit Hauptsitz in Boppard um ausländische Frauen und Mädchen, die durch Frauenhandel, Heiratsagenturen, Sextourismus und kriminelle Arbeitsvermittlung nach Deutschland gekommen oder hier in Not geraten sind. Hilfe gibt es unter anderem in Form von umfassender Beratung, Vermittlung von Rechtsbeistand, Unterstützung bei der Rückkehr ins Heimatland oder Begleitung bei Menschenhandelsprozessen. Zudem setzt man sich in den deutschlandweit zehn Solwodi-Beratungsstellen für die Anerkennung geschlechtsspezifischer Asylgründe (drohende Zwangsverheiratung oder Genitalverstümmelung, systematische Vergewaltigung oder sexuelle Folter) ein.

Durch das Publizieren zahlreicher Werke, der intensiven Lobbyarbeit und Vernetzung mit anderen relevanten Beratungsstellen konnte Solwodi bereits zahlreichen Frauen helfen. Auch wenn sich das Problem nie ganz lösen wird, gibt die Solwodi-Vorsitzende Lea Ackermann zu bedenken: "Wir wissen, dass wir das Übel an Frauen nicht ausrotten können, aber sollen wir deshalb kein Ziel haben?". (kd)

Informationen bei Solwodi e.V. in Boppard, Telefon 06741-2232, und im Internet unter www.solwodi.de

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"Unterwegs: Frauen - Migration - Integration"

 

Saarbrücken. Am 23. März 2006 findet im saarländischen Landtag in Saarbrücken die Auftaktveranstaltung der Programmreihe "Unterwegs: Frauen - Migration - Integration" des Forums für interkulturelle Begegnung, Ramesch e.V. statt. Referentinnen des Abends zum Thema "Frauen in der Migration" sind Professor Ursula Boos-Nünning (Universität Duisburg-Essen) und Schahrzad Farrokhzad (Dozentin und Promotionsstudentin). Die Veranstaltung beruht auf der Untersuchung "Viele Welten leben", einer Studie zu den Lebenslagen von Mädchen und jungen Frauen mit griechischem, italienischem, jugoslawischem, türkischem und Aussiedlerhintergrund. Im Laufe des Jahres folgt ein abwechslungsreiches Programm mit Theater- und Filmvorführungen, Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen.

Zum Sommer 2006 sucht der Verein eine/n Geschäftsführer/in. Die Person sollte über ein abgeschlossenes Studium, Berufserfahrung als Geschäftsführer in interkultureller Integrationsarbeit und im Idealfall auch über einen persönlichen Migrationshintergrund verfügen. Zu den Aufgaben gehören unter anderem alle Abläufe der Geschäftsstelle, Integrationsarbeit und Netzwerkpflege, Schulungen und Kulturveranstaltungen. (esf)

Kontakt/ Bewerbungen an: RAMESCH e.V., Johannisstr. 13, 66111 Saarbrücken, www.ramesch.de 

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Zwangsheirat - die Sicht der Männer

 

In der Öffentlichkeit stark diskutiert ist das Thema der Zwangsheirat. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei die jungen Mädchen und Frauen, die gegen ihren Willen mit einem meist fremden Mann verheiratet werden. Nahezu unbekannt ist die Tatsache, dass auch Männer unter dieser "Heirat wider Willen" leiden können. Der Pädagoge Ahmed Toprak (vgl. Gespräch in AiD 2/05) hat türkische Männer zu diesem Thema interviewt. In seinem im Lambertus-Verlag Freiburg erschienenen Buch "Das schwache Geschlecht - die türkischen Männer" (ISBN 3-7841-1609-4) zeigt er, welche Auswirkungen Zwangsheiraten für die Entwicklung und die Selbstbestimmung junger türkischer Männer haben. Seine kundigen Einblicke in ein Milieu, das konservative traditionelle Vorstellungen auch in Deutschland weiterführen möchte, zeigen die Spannungen unter denen auch türkische Männer leiden. Toprak, der als Referent bei der Aktion Jugendschutz Landesstelle Bayern für Interkulturelle Bildung und Gewaltprävention zuständig ist, macht in diesem kenntnisreichen Buch auch Vorschläge für soziale Bildung und Erziehung, die Zwangsheiraten verhindern helfen. Das 187-seitige Buch kostet 18 Euro. (esf)

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Frauenrechte werden zum Prüfstein

 

Düsseldorf/Berlin. Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet hat anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März 2006 einen breiten gesellschaftlichen Dialog zwischen Zu-wanderern und Deutschen gefordert. Bei der Podiumsdiskussion "Muslimisch, weiblich, gleichberechtigt? - Prüfstein einer gemeinsamen Leitkultur" sagte Laschet in Berlin: "Die Verständigung auf eine gemeinsame Leitkultur bedeutet, dass wir uns wieder bewusst machen, welche Werte der Kitt unserer Gesellschaft sind." An der Veranstaltung nahmen neben Laschet namhafte Publizisten, Wissenschaftler und Frauenrechtlerinnen teil, darunter der Göttinger Politologe und Islamwissenschaftler Bassam Tibi und die Frauenrechtlerin Serap Çileli. "Für den Zusammenhalt der Gesellschaft brauchen wir die erfolgreiche Integration der hier lebenden Zugewanderten. Deshalb suchen wir den Dialog und wollen dabei Probleme nicht unter den Teppich kehren, sondern ehrlich und fair miteinander streiten - so wie es in einer Demokratie üblich ist", erklärte Laschet. Es gehe nicht darum, dass die Mehrheitsgesellschaft ihre Vorstellungen diktiere, es müsse vielmehr ein Prozess angestoßen werden, in dem sich Deutsche und Zuwanderer gemeinsam auf einen Wertekanon einigten. "Dieser Prozess braucht Zeit, nur dann kann gegenseitiges Verständnis und Vertrauen entstehen", sagte Laschet. Grundvoraussetzung sei, dass die Debatte auf der Basis des Grundgesetzes geführt werde, so der Minister. Er hob hervor: "Zwangsehen, häusliche Gewalt oder kulturell bedingte Straftaten verstoßen gegen das Gesetz." Aufgabe des Staates sei es, das Recht muslimischer Frauen auf Selbstbestimmung durchzusetzen. In Nordrhein-Westfalen gibt es zur Unterstützung der Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, ein Netz von 62 Frauenhäusern, 55 Frauenberatungsstellen und Frauennotrufen. Laschet: "Dieses Angebot steht allen Frauen offen. Denn alle Frauen haben Recht auf ein selbstbestimmtes, gewaltfreies Leben." (esf)

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Unzeitgemäße Utopien von Migrantinnen

 

Im April 2006 erscheint von Dr. María do Mar Castro Varela die Publikation "Unzeitgemäße Utopien. Migrantinnen zwischen Selbsterfindung und gelehrter Hoffnung" (ISBN: 3-89942-496-4). Die Wissenschaftlerin hat Migrantinnen nach ihren Utopien befragt, ihren "kleinen Träumen" und "großen Sehnsüchten" nachgespürt. Dabei gelingt es ihr, die enge Verflochtenheit zwischen utopischem Denken und Lebenspraxis als Migrantin herauszuarbeiten sie als kritisch-politische Mitglieder einer demokratischen Gesellschaft darzustellen. Die utopischen Beiträge erscheinen ungetrübt als paradox, naiv und gleichzeitig politisch radikal, strategisch durchdacht. Einseitige Forschungsperspektiven, die Migrantinnen entweder zu "Heldinnen" verklären oder sie in der Rolle als Opfer festzurren, werden hier gleichzeitig problematisiert und irritiert. Die 280-seitige Publikation kostet 28,80 Euro. (esf)

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Theater: "Wegen der Ehre"

 

Köln. So genannte Ehrenmorde an türkischen Frauen gehören zu den Themen, die derzeit die Diskussion um Einwanderung, Integration und die Zukunft des Zusammenlebens von Deutschen und Muslimen beherrschen. Mit seinem Theaterprojekt "Wegen der Ehre" setzt sich das Kölner Freie Werkstatt Theater mit Verbrechen an Frauen im Namen der Ehre auseinander. Nach der deutschsprachigen Fassung kam das Stück unter dem Titel "Namus için" am 20. März 2006 auch in türkischer Sprache auf die Bühne. Seitdem gibt es sowohl türkischsprachige als auch deutschsprachige Vorstellungstermine. "Packend und ergreifend inszeniert", urteilte das WDR Fernsehen nach der deutschsprachigen Premiere im Dezember 2005. "Die Darsteller überzeugen auf breiter Front und bringen ein hochsensibles Thema gekonnt über die Rampe", schrieb die Theaterzeitschrift "Theater pur".

"Wegen der Ehre" … soll vor allem in Schulen und Jugendgruppen den Dialog stärken. Das Stück wird von einem Ensemble aus türkischen und deutschen Schauspielern gespielt. Zu den Vorstellungen von "Wegen der Ehre" gibt es weitere begleitende und vertiefende Angebote. So findet nach jeder Vorstellung ein moderiertes Nachgespräch mit den Schauspielern statt. Außerdem sind nachbereitende Workshops mit den Schauspielern möglich. Das Stück steht auch für Gastspiele zur Verfügung. "Wegen der Ehre" wird gefördert durch den Fonds Soziokultur, Bonn, und die Robert Bosch Stiftung, Stuttgart. (esf)

Kontakt: Freies Werkstatt Theater Köln, Tel.: 0221/327817, fwt-koeln@T-Online.de, www.fwt-koeln.de 

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