Integration in Deutschland 1/2006, 22.Jg., 31. März 2006

INTEGRATIONSPROJEKTE


Niedrigschwellige Sprachförderung

Spezielles Angebot für Frauen

Seminarmaßnahmen zur Integration ausländischer Frauen (Frauenkurse) werden seit 1985 aus Bundesmitteln gefördert. Sie sind aus der Ausländersozialberatung hervorgegangen und wurden als spezielles Angebot für integrationsbedürftige Frauen entwickelt. Die Maßnahmen beinhalten Seminare, Gesprächskreise zu bestimmten Themen sowie Werkstattangebote. Sie enthalten Elemente eines niederschwelligen Sprachförderangebots zu unterschiedlichen lebenslagenorientierten und alltagstauglichen Themen, verbunden mit der Heranführung an berufliche Perspektiven.

Ziel der Angebote ist es, die Integration der Frauen zu fördern, ihr Selbstbewusstsein und ihre Ressourcen zu stärken. Als integrationskursergänzende Maßnahmen sollen sie die Frauen insbesondere auch an weiterführende Integrationsangebote wie Frauenintegrationskurse (Sprach- und Orientierungskurse) und Integrationsdienste (z.B. Migrationserstberatung) heranführen.

Mit den Frauenkursen sollen besonders diejenigen Frauen angesprochen werden, die bisher nicht von Integrationsangeboten erreicht wurden. Für diese Frauen ist es ein großer Schritt, sich aus ihrem persönlichen, oft ausschließlich häuslichen Rahmen heraus in eine ihnen völlig neue und unbekannte Situation zu begeben. Je niedriger hierbei die Schwelle ist, welche die Frauen überwinden müssen, um an einem Frauenkurs teilzunehmen, je weniger Unbekanntes dort auf sie wartet, desto eher werden sie kommen.

Die Mund-zu-Mund-Werbung ist hierbei auf Grund ihrer Authentizität bestens geeignet, Ängste zu nehmen und zur Teilnahme an Kursen zu motivieren. Denn wenn Teilnehmerinnen ihren Freundinnen und Bekannten über den Kurs berichten, ist dies mitgeteiltes Erfahrungswissen und wird sehr gut angenommen. Generell erweist sich die persönliche Ansprache durch Personen im Umfeld der Frauen, wie Freundinnen und Nachbarinnen, Erzieherinnen im Kindergarten, Lehrerinnen der Schulkinder, Kursleiterinnen und –begleiterinnen als sehr wirkungsvoll. Hier kommt den Kursleiterinnen der Frauenkurse eine hohe Bedeutung zu, da über sie viele Kontakte zu den Frauen bestehen. Auch die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der Beratungsstellen für Migranten, Regelberatungsstellen, Migrantenselbsthilfeorganisationen sowie anderen Institutionen (z.B. Arbeitsagenturen, Ausländerbehörden, Frauenbeauftragte, Sprachkursträger), die Kontakt zu Migrantinnen haben und die Frauen auf die Kurse aufmerksam machen, ist sehr wertvoll. Daneben erweist es sich als wirkungsvoll, Familienangehörige der Frauen und Mädchen in informellen Gesprächen auf das Kursangebot aufmerksam zu machen. Aushänge und Handzettel (auch muttersprachlich) in ausländischen Geschäften und Treffpunkten oder auch bei Ärzten, Zeitungsartikel, Veranstaltungshinweise in (ausländischen) Zeitungen, Plakate oder auch Sendungen im lokalen Radio können ebenfalls zielführend sein.

Von Vorteil ist es auch, Frauen, die wenig Deutsch sprechen, in ihrer Muttersprache anzusprechen, damit die Sprachbarrieren zumindest zu Beginn wegfallen. Der Ort der Kursdurchführung sollte den Frauen vertraut, zumindest aber bekannt sein (z.B. Schule, Kindergarten). Die Gruppe sollte sich in den Räumen möglichst ungestört treffen können, besonders die Anwesenheit von Männern sollte vermieden werden. Da die meisten Frauen stark in ihre Familien eingebunden sind, sollte sich die Kursteilnahme mit ihren häuslichen Verpflichtungen vereinbaren lassen, z.B. durch Kinderbetreuung.


Autorin: Romy Bartels, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

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Integrations-
projekte

 

Eine wichtige Ergänzung der Integrationsangebote des Bundes stellen Projekte zur gesellschaftlichen Integration dar, die von verschiedenen Trägern wie Wohlfahrtsverbänden, Vereinen, sonstige Organisationen, Kommunen und Landkreisen durchgeführt werden. Eine Vielzahl solcher Projekte wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert. Die Förderung gliedert sich in drei Bereiche: 

  • Einen Schwerpunkt bilden gemein- wesenorientierte Projekte für Ausländer und Spätaussiedler, die der Eingliederung der Zuwanderer in die örtliche Gemeinschaft dienen. 

  • Den zweiten Förderschwerpunkt stellen die Frauenkurse dar. 

  • Ein dritter Förderbereich umfasst ausgewählte Projekte für Zuwanderer, die darauf abzielen, die Ausländerpolitik und das Ausländer- und Staatsangehörigkeitsrecht zu erläutern, Ghettoisierung zu bekämpfen und Forschungsvorhaben sowie Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.

In Zusammenarbeit mit zahlreichen Trägern von Integrationsprojekten wurden 2005 allein 434 gemeinwesenorientierte Projekte und Maßnahmen gefördert. Dafür stand ein Budget von 21,4 Mio. Euro zu Verfügung. Eine Ausweitung der Projektarbeit wird angestrebt. (esf)

Weitere Infos: www.bamf.de 
> Integration > Downloads/Formulare > Integrationsprojekte

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Integrations-
programm

 

Um das Integrationsgeschehen zu optimieren, wird vom Bundesamt derzeit ein bundesweites Integrationsprogramm erarbeit. Zielsetzung ist, die bestehenden Integrations- angebote von Bund, Ländern, Kommunen und privaten Trägern festzustellen und Empfehlungen zu ihrer Weiterentwicklung vorzulegen. In den zentralen Handlungsfeldern Sprachförderung, Bildung, berufliche Integration, soziale Beratung und gesellschaftliche Integration sollen Optimierungsbedarfe identifiziert, praxisorientierte Ziele definiert und Umsetzungsstrategien entwickelt werden. Als Instrument zur Steuerung und Koordinierung der Integrationspolitik strebt das Integrationsprogramm zudem eine stärkere Strukturierung und Verzahnung der staatlichen Förderangebote untereinander sowie mit denen nicht-staatlicher Akteure an. 

Um die Aktivitäten der Bundesressorts stärker aufeinander abzustimmen wurde im Frühjahr 2005 auf Bundesebene die Interministerielle Arbeitsgruppe Integration ins Leben gerufen. Sie beauftragte das Bundesamt damit, eine Bestandsaufnahme der Integrationsaktivitäten des Bundes zu erstellen, die im Juni 2005 vorgelegt wurde. Zudem wurde 2005 der inhaltliche Dialog mit Akteuren der Integrationsförderung vorbereitet. Den Auftakt des Dialogs bildete eine Runde mit den Ländern Ende Januar 2006. Dabei wurde über wichtige Handlungsbereiche und die weitere Vorgehensweise beraten. Gespräche mit weiteren Akteuren werden folgen. (esf) 

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